Sonntag, 23. Juli 2017
Bagatelle 302 - Handtuchhalter
Um 1550 war Arnt von Tricht (seine Ahnen stammten höchstwahrscheinlich aus Utrecht) einer von vielen Holzschnitzlern die sich am Niederrhein, so zwischen Nimwegen und Köln, über Kleve und Xanten, niedergelassen hatten. Unser Arnt hatte seine Ateliers in Kleve und Kalkar, wo er sich mit seinen Lehrlingen bemühte Kirchen mit ihren Holzschnittarbeiten zu verschönern. Was ihm wundervoll glückte, was wir heute noch staunend bejahen, wenn wir eines seiner Hochaltäre oder ein Heiligenbild aus feinem Eichenholz sehen.

Nun kann der Bogen nicht immer gespannt bleiben. So dachte der Arnt eines Tages. "Heute," sprach er zu sich selber, "heute wird etwas Profanes statt Sakrales hergestellt." Und machte sich an die Arbeit.

Eben heute dann sehen wir das Endprodukt vor unseren Augen. Es ist ein Handtuchhalter. Ein Stock sozusagen, den uns ein freundliches Dienstmädchen gerade vorhält. Just an diesem Moment kommt ihr Freier in die Küche geschlichen um sie gründlich zu verwöhnen. Zögernd wehrt das Mädchen ihn ab, aber wir sehen sofort, dass sie das nicht wirklich meint. Wie herrlich hat unser Holzschnittmeister diesen Augenblick eingefangen!

Wenn Sie mich fragen: ein Meisterwerk. Wir können es in einem Klever Museum bewundern. Es ist von hinten flach, so dass man es an der Wand aufhängen kann. Von vorne aber, wie es sich gehört, wohlgeformt und rundig. Nach so viel hundert Jahren immer noch viel zu schade um ein nasses Handtuch darauf zum trocknen aufzuhängen. Finde ich.



Nachgedanke: Achten Sie bitte auch auf die kleinen Musikanten welche den überwältigenden Eindruck mit ihrer Musik noch verstärken!




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