Samstag, 24. Oktober 2020
Bagatelle 353 - Zeitgeist
Zweimal im Jahr kommt er, der von uns allen so gefürchtete Horrormann: der Zeitschieber. Eine Mischform von Dracula, Boris Karloff, Frankenstein und der griechische Gott Kronos mit seiner Sanduhr. Wann er kommt? Ende März und Ende Oktober. Er kommt unausweichlich und unvermeidlich, wie der Hase zu Ostern und Santa Claus zu Weihnacht. Er kommt an festen, geordneten und offenbar abgemachten Zeitpunkten, meistens in der Nacht zum Sonntag, um Zwei nach Mitternacht. Er geht von Haus zu Haus, von Tür zu Tür. Er hat weder Mitleid noch Einsicht. Er nennt sich selber die Gerechtigkeit in eigener Person und tut was ihm befohlen ist, wie er immer betont, in eigener und nicht in der Freizeit.

An diesen zwei Augenblicken im Jahr ist Hause Terra in höchsten Nöten. Gewarnt von der örtlichen Zeitung (Die Launen-an- der-Luhre Nachrichten), dabei unterstützt von dem Samstagesthemensprecher, der mich vehement davor warnt den kommenden Zeitschieber nicht zu vergessen.
Am nächsten Sonntagmorgen kann man mich durchs Haus wandern sehen, bei jeder Uhr anhaltend, und sich fragend: "… also Winterzeit. Dann muß die Uhr eine Stunde zurück. Oder war es doch andersrum. Vielleicht um eine Stunde vorwärts?"

Ich weiß nicht wie bei Ihnen zuhause die Zeitlage ist, aber bei uns wimmelt es von Uhren in allen denklichen Maßen und Formen. In jedem Zimmer gibt es wohl etwas woran sich die Zeit ablesen läßt. Variierend von semi-antiken Wanduhren, digitalen Zeitmeldern zu unausstehend rustikalen Kuckucksuhren. Und wenn dann wieder der Zeitschiebemann seine Runde gemacht hat, muß ich hinterher um alle Uhren in allen Zimmern zu bitten mir die von nun an gültige Zeit zu zeigen.

Jetzt aber ist die Lösung gefunden. Und zwar definitiv, weil materiell. Wir bauen uns zwei Sets, zwei Gruppen von Uhren und Uhrwerken. Die eine Sammlung zeigt uns die gute alte Winterzeit, der andere Teil besteht aus Sommerzeitanzeigern. Der Unterscheid ist eine bloße Stunde, nicht mehr und auch keine Minute weniger. Und wenn der dann Ende Oktober die Zeit des Zeitschiebers gekommen ist, treten wir durch die einzelne Hauszimmer, nehmen vorsichtig eine Sommeruhr von der Wand und ersetzen diese durch eine geschmacksvolle Winterzeitangabe. Nicht das Ei, sondern die Uhr von Kolumbus. Das werden auch der Zeitgeist und der Gott Kronus zugeben müssen.


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Freitag, 25. Oktober 2019
Bagatelle 340 - Die Drei von der Rheinfähre
Neulich, an einem trüben Herbstnachmittag, nach einer gelungenen E-bike-fahrt, sah ich sie. Die drei Freundinnen. Es war just an der Rheinpromenade in dem schläferischen Rheinstädtchen Rees (Rees am Rhein, sagen die stolzen Einwohner). Dort wo sonst die Rheinfähre den Vater Rhein nach Reeserschanz überquert.
Zuerst tappte ich einigermaßen im Dunkeln Was aber damit zu tun hatte, dass ich gegen die nicht-anwesende Sonne fotografierte. Besser wäre’s vielleicht, wenn ich die drei von der Gegenüberseite näherte, so dachte ich.



So gedacht, so getan. Und jawohl, jetzt konnte ich die drei erkennen. Es war die Molly, die sich ums andere Mal eine Zigarette anzündete; die Kathrin, die ich noch kannte weil sie dauernd und ununterbrochen von ihren Einkäufen im hiesigen Real redete und sich kein anderes Thema widmen wollte. Die dritte Person war mir unbekannt und fremd. Steif und starr stand sie da und hörte zu. Wie auch die anderen zwei auf sie einredeten, sie sagte kein einziges Wort. Keinen Ton, keinen Laut gab sie von sich. Merkwürdig, würde ich behaupten wollen. Oder, wie die Deutschen heutzutage völlig unpassend zu äußern pflegen: "Wahnsinn!"



Später erst kam die Lösung. Nachdem die Molly und die Kathrin sich verabschiedet hatten und abreisten (die eine Rheinabwärts Richtung Kleve, die andere stromaufwärts nach Wesel) blieb ich für einen Moment alleine mit der Amalie wie sie sich nannte. Sie gab zu ein Bild zu sein. Eine Statue, ein Standbild. Aus Metall/Kunststoff und wunderschön authentisch dargestellt. Kein Wunder dass wir (die Molly, die Kathrin und ich selber) darauf einfielen. Auch Sie, liebe Leserin und lieber Leser, wäre das passiert.

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Samstag, 10. August 2019
Bagatelle 338 - Mantel aus Eisen
Eine Geschichte zum Lesen und zum Vorlesen. Eine Geschichte für Kinder und für ältere Leute die gerne jung geblieben wären. Eine Geschichte in kurzen einfachen Sätzen. Damit jeder es lesen und verstehen kann.



das hier ist Bär, ein Braunbär aus Russland
er ist Bär und heißt auch Bär
das ist nicht sein richtiger Name
aber er möchte nicht dass sein Name in der Zeitung steht
auch nicht in einer Bagatelle

Bär wendet sich von uns ab
wir sehen seinen Rücken
er will auch nicht dass sein Gesicht in der Zeitung erscheint
aber wenn du ihn freundlich darum bittest dreht er sich um

Bär ist Schuster, Diplom-Schuhmachermeister
mit einem Hammer schlägt er hölzerne Nägel in deine Schuhsohlen
Bär hat sein Hämmerchen verloren
oder irgendwo liegen gelassen
das kann jedermann passieren

Wie andere Bären pflegt Bär seine Haare
er streichelt sie und kämmt sie
Haare von oben bis unten, Haare von Kopf bis Fuß
schön warm im Winter, schön kalt im Sommer

Bär kann etwas Besonderes
was kein anderer Bär kann
er kann seinen haarigen Rock ausziehen
wirklich wahr
sein Fell hat einen Reißverschluss
den kann er öffnen
wenn Bär sich schlafen legt
legt er sein haariges Fell ab
zieht seinen Mantel aus
und hangt ihn an den Garderobeständer
er hängt ihn an den Nagel

bei alten Leute ändert sich die Haarfarbe
schwarz wird grau
alte Leute tragen graue Haare
alte Bären auch
nur Bär nicht, Bärs Haare bleiben braun, rostig braun
und hart wie eisen, wie kommt das?
seht nur

Bär zieht seinen Mantel aus
seinen Rock aus eisernen Nägel
und legt ihn auf den Boden
die Außenseite oben und die Innenseite unten
man sieht wo sein Kopf hingehört und seine Vorderbeine
hinten sein Schwänzchen und die Hinterpfoten

Bär hat ein Problem: der Rock ist kaum tragbar
mit all diesen Haaren aus Eisen, fast zu schwer

Und morgen?
Morgen zieht Bär seinen Mantel an
seinen eisernen rostigen Mantel
macht sich auf den Weg
er geht sein Hämmerchen suchen







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Samstag, 24. November 2018
Bagatelle 326 - Goodbye Bach revisited
Was ist wahr? Wem kann man überhaupt heute noch trauen? Was bedeuten uns Begriffe wie Ehrlichkeit und Wahrheit? Fragen über Fragen. In einer Zeit wo uns von allen Seiten fake-news bedroht.

Heute vor fast zehn Jahren, im Oktober 2009 schrieb ich eine Bagatelle unter dem Titel Goodby Bach. (Es waren die Zeiten von Goodbye Lenin … Wenn Sie denn unbedingt wollen, können Sie die originelle Bagatelle suchen und lesen.) Aber, um Ihnen die Suchmühe zu ersparen und Ihnen die nachfolgende Geschichte zu erläutern lass ich sie hier noch einmal folgen.


Bagatelle XXI - Goodbye Bach

Allmählich erfahren wir hier im Ausland von den Normalitäten in der früheren DDR. Die meisten schroffen Unterschiede waren uns schon bekannt, aber jetzt hören wir auch wie sich drüben das übliche, normale Alltagsleben abspielte. So erzählt man uns, dass in Leipzig und weite Umgebung das Interesse für die menschliche Physiologie, und insbesondere für die Physiognomie, groß ist. Man interessiere sich sehr für die plastische Chirurgie und alle andere Möglichkeiten den menschlichen Körper im positiven Sinne zu beeinflussen.

So ist es kein Wunder dass das Auge von Dr. Rosemarie Wassehichhier auf den Eisenacher Ziegelleger Josef Kubitschka traf. Dr. Rosemarie ist von Hause aus Anatom Pathologe. Sie weiß alles vom menschlichen Gesicht, kennt alle Gesichtsknochen, Gesichtsmuskeln und Gesichtsnerven bei ihren Namen. Ihr fällt auf das der Ziegelleger Josef sich dem großen Eisenacher Johann Sebastian Bach sehr ähnelt. Unglaublich, wie sich die Bilder gleichen!



Hier oben sehen wir Josef, den Ziegelleger. Das Bild ist aus den 70er Jahren des vorigen, 20. Jahrhunderts. Auffallend ist der damals schon moderne, westliche Haarschnitt, auch jetzt noch, zwanzig Jahre nach der Wende. Daraus geht mal wieder hervor wie fortschrittlich die Ziegelleger drüben waren. Dr. Rosemarie bittet Josef um Erlaubnis von seinem noch lebenden Gesicht eine Todesmaske anzufertigen: sie ist Experte auf diesem Gebiet. So gesagt und getan. Und sobald wir Josef von einer Bachschen Perücke versehen, sehen wir den großen Musiker in lebendigen Leibe vor uns. So hat er denn ausgesehen. Bilder auf Leinwand hatten wir schon. Jetzt erscheint und der große Komponist Bach dreidimensional!






Hunderte haben die Ausstellung am forensischen Institut der Eisenacher Universität besucht, wo sie sich staunend um Bach versammelten. Manche Besucher waren außer sich und sangen spontan: Jauchzet, frohlocket! Andere sagten schmunzelnd: Aber, ist das nicht Josef der Ziegelleger? Sind wir alle blind oder was? Sie fingen an zu weinen und sangen betrübt: Wir setzen uns mit Tränen nieder.
Ich selber der alles sah, fühlte ihren Schmerz und summte leise: Blute nur du liebes Herz. Worauf alle sich in dem Schlusschor vereinigten: Ruhe sanfte, sanfte Ruh’.


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Soweit die alte Geschichte. Und was lese ich heute in meiner treuen Morgenzeitung? (Trouw, 23 November 2018)
Die Geschichte war frei erfunden! Tatsache ist dass es die Dr. Wassehichhier gar nicht gegeben hat. Und der sogenannte Ziegelleger Josef ist ein freimütiger Einfall. Tatsache ist auch dass eine gewisse Dr. Caroline Wilkinson (aus Liverpool, von woher auch die Beatles stammen, also muss es wohl wahr sein) mit digitalen und andersgearteten Mitteln von Bach’s Scheitel ein richtiges Gesicht hergestellt hat. So hat der berühmte Bach also ausgesehen.
Sehen Sie die Metamorphose hier unten.





Aber sagen Sie bitte selbst: das ist doch der Josef, der Ziegelleger den wir dort schließlich sehen? Oder irre ich mich? Wieder ein Fall von fake-news? Kann man dann niemandem mehr trauen?

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Freitag, 26. Oktober 2018
Bagatelle 325 - Orden
Hier, in den Niederlanden, bekommen Leute die sich der Gesellschaft gegenüber verdienstvoll benommen haben manchmal einen Orden. Man wird zum Beispiel Mitglied in dem Orden von Oranje-Nassau. Oder Ritter, sogar Offizier und in seltenen Fällen Commandeur. Wenn das noch nicht genügen sollte, gibt es einen noch höheren Orden: den Orden des Niederländischen Löwen zum Beispiel. Oft frage ich mich was man überhaupt geleistet haben muss um solch eine Ehre zu erlangen.

Denn eine Ehre ist es, zweifelsfrei. Verdient oder nicht verdient: der zukünftige Träger selbst und seine oder ihre Familie betrachtet es immer als eine Ehre die man nicht verachten soll. In einigen Fällen kommt es zwar vor dass der Betroffene die Ehrung mittels eines Ordens verweigert, aber das ist selten der Fall.

Eine Ordensverleihung geschieht am Königstag, den 27. April. Im Namen des Königs verleiht ein hoher Amtsträger – meistens der Bürgermeister – feierlich den Orden. Ein Ordenszeichen wird auf den Sonntagsanzug befestigt und von heute an kann jedermann sehen: diese Frau, dieser Mann, ist Mitglied eines ehrenhaften Orden. Die Familie, nahe Verwandten und Kollegen, welche meistens im Voraus benachrichtigt waren dass so etwas passieren würde, im Gegensatz zu dem Betroffenen der von nichts weiß, klatschen Beifall und gratulieren herzlich.

Wie bekommt man so einen Orden? Auf Anfrage, auf Gesuchen? Nein, man muss vorgeschlagen werden. Von einer Behörde, von einer der Gesellschaft nützlichen Vereinigung, von einer Gruppe einflussreichen Gönnern, von irgendwem. Selber kann man nichts machen; nur gelassen und geduldig abwarten ob je etwas kommt.

Weil keiner auf dieser Welt auch mal je die Neigung hat mich persönlich für einen Orden vorzuschlagen – und ich ihn ehrlich gesagt auch nicht verdiene – habe ich mir selbst, nun vor fast neun Jahren schon, ein Zeugnis zusammengestellt. Denn jede(r) verdient es mindestens einmal im Leben zu erfahren, dass man ihr oder ihm für alles Getane Respekt bezeugt. Finden Sie nicht auch?

Ein laut ausgesprochener Lob oder eine Lobhudelei verflüchtigt in der Zeit; ein munteres Schulterklopfen wird auf Dauer nicht mehr gefühlt; der Kuss als Zeichen für Dank und Anerkennung trocknet aus: man braucht etwas dauerhaftes Festes. Daher das hier unten abgebildete Zeugnis in Form einer richtigen Urkunde. Zwar ist die Ordensmitgliedschaft vorläufig und provisorisch, also mit vielen Vorbehalten bedacht, aber dennoch.
Der Text lautet:


K A B I N E T T D E S K Ö N I G S


U R K U N D E

wegen seiner großen Verdienste für das gesamte Leservolk und gleichfalls wegen seiner zahllosen sympathischen, tiefdurchdachten, semi- und quasi-intellektuellen, frei-erfundenen, krankhaften, mit unzähligen Fehlern behafteten, heimatverbundenen, schlecht geschriebenen, weder langweilig noch spannenden, geschmackslosen, amüsanten und tiefsinnigen Bagatellen haben Seine Majestät

GERUHT

den Herrn Dr. Dr.h.c. T(erra) Acidus zu ernennen als vorläufiges und provisorisches Mitglied des Oranje Schriftstellers Orden

ꞌs-Gravenhage, den 29. Februar 2012



Sie werden verstehen, dass diese Urkunde einen Ehrenplatz bei mir an der Wand bekommen hat. Was man auch von dieser Ehrung halten mag, man kann sie mir niemals nehmen!


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Sonntag, 19. August 2018
Bagatelle 320 - G-Rituale
Dann und wann, so hab’ ich mir sagen lassen, bricht im Berliner Bundeskanzleramt die Rage aus. Wohlverstanden: die G-Rage. Einer oder eine, meistens aus Brüssel, hat verordnet dass es wieder Zeit für ein G-Treffen, für ein G-Ritual, sei. Wenn drei oder mehr Weltmächte sich zusammen tun, spricht man von einem G-Treffen. Vor solch einem Treffen ist es meist unklar wie viele und welche Länder/Staaten sich zusammen tun; immer spricht man aber von einem G-Treffen. Die anschließende Zahl, so hofft man, verdeutlicht wie viele Länder sich an diesem Treffen beteiligen werden. Sind es drei, so kommt ein G-3, sind es acht dann ein G-8, sind es fünfundzwanzig, dann nennt sich das Treffen halt eine G-25.

Solch ein G-Treffen verursacht überall die gleichen Rituale und Bei-erscheinungen. Ob in Berlin, Moskau, Washington oder Paris. Wegen der kommenden Brexit sind die Erscheinungen in London etwas milder, so erklärt die Mrs. May. In Den Haag ist es sehr stille: der Erste Minister Mark Rutte wartet zwei Tage um danach zu erfahren dass er wiederum nicht eingeladen ist.

Anfangs gab es nur eine G-6. Das waren die Länder der Kohlen- und Stahlgemeinschaft: Deutschland, Frankreich, Italien und die drei Benelux Staaten. Jetzt aber, wo alle sich respektierende Länder um Eintritt bitten, gibt es eine G-12, eine G-20 und sogar eine G-37. Nächstes Jahr, so ist die allgemeine Erwartung, entsteht de NVB, der Neue Völker Bund. Mit Sitz in Genf (Genève sagen wir).

Doch, am schönsten sind die Rituale beim traditionellen Fototermin am Ende der Begegnung. (Von den abschließenden Trink- und Essgelagen wo die Zeche bezahlt werden muss, wird hier wegen Zeit- und Platzmangels abgesehen.) Wir sehen unsere Landesvertreter/innen in den Foto Saal kommen, wo ein Zeremonienmeister die größte Mühe hat sie in drei Reihen auf dem Podest einzureihen. Jeder möchte auf der ersten Reihe stehen, selbstverständlich. Findet auch die österreichische Außenministerin Klara Vonsinnen die sich einen Platz neben Monsieur Macron und vor Genosse Poetin erobert hat. Auf der zweiten und dritten Reihe stehen die minderen Götter und Minister. Man muss eben seinen Platze wissen und kennen.

Dann ergreift der Zeremonienmeister das Wort. In Esperanto (damit alle ihn verstehen) bittet er um Ruhe und um ein Minimum an Bewegung. Damit die versammelte Pressefotografen ihre Arbeit tun können. Es folgt ein vehementes Geblitzte, sei es ohne Donnerhall. Nach drei Wochen, wenn die Fotos fertig sind und auf die diversen Botschaften verteilt, wird in allen Amtswohnungen und Regierungsvierteln das neue G-Foto der Reihe bestehenden G-Fotos hinzugefügt. Die oder der Gatte/Gattin des Landesvertreters hängt, nach dem Staub abnehmen, vorsichtig die Bilder noch eben gerade. Recht muss sein.

Hier unten sehen Sie die Regierungsvertreter wie sie sich vereinigt zeigen auf der letzten G-13 in Bern (CH). Als Zugabe eine zufällige Begegnung der respektive Ministerpräsidenten aus dem Vereinigten Königreich (UK) und Austria (A).





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Mittwoch, 1. August 2018
Bagatelle 319 - Verkühlung
Was soll man machen? In dieser jetzt schon so lange anhaltender Dauerhitze? Tagsüber mehr als dreißig Grad im Schatten und auch nachts bleiben die Temperaturen deutlich über zwanzig. Grad Celsius, versteht sich. Nicht dass Sie denken: ich meinte Fahrenheit. Bei Ihnen in Deutschland, meldet mir die ARD, sei es noch schlimmer.

Die Bewegungen werden immer langsamer. Man kommt zu nichts mehr. Nachts werden Türen und Fenster geöffnet damit der sparsame Wind einiges an Verkühlung bringt. Am Radio (WDR 3) singt Haydns Jahreszeitentenor wie schön doch der Sommer wohl sei, aber von einer Hitzewelle hört man nichts.

Doch, alles wird einem zu viel, auch der geringste Aufwand. Sogar das Schreiben einer simpelen Bagatelle wird einem zu viel. Was zu tun?

Jetzt, das heißt vorgestern, habe ich die Lösung gefunden. Und zwar folgendermaßen. (Sie werden aufgemerkt haben, dass wegen der Hitze auch die Sätze kürzer werden.)

Ich suchte aus meiner ausgebreiteten digitalen Fotosammlung das kälteste Foto das ich finden konnte. (Das Suchen kostete mir fast zu viele Schweißtropfen.) Dieses Bild wird von nun an ständig auf meinem Monitor projiziert. So groß und deutlich wie nur möglich. Dann setze ich mich hin, zwei Meter vom Schirm entfernt und schaue gebannt zu.

Nach einer Viertelstunde geschieht es. Dann überfällt mir ein herrliches, laukühles Gefühl: es fängt im Nacken an, irgendwo nahe dem Kleinhirn wo das Temperaturempfinden seinen Platz hat, und breitet sich über den Rücken langsam nach unten aus. Unglaublich! Und unwiderstehlich!

Hier unten sehen Sie mein Kältefoto. Ich zeige es Ihnen damit Sie es verwenden können. Wenn Sie denn mögen. Vielleicht hilft es Ihnen auch. Aber, bitte, seien Sie vorsichtig und verkühlen Sie sich nicht!








Nachrede: Das Bild zeigt eine Winterlandschaft (unser Bauernhof im Hintergrund) wo ein eisiger Frost herrscht und der Holzwall im Vordergrund von einer schützenden Schneedecke bedeckt wird.

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Dienstag, 26. Juni 2018
Bagatelle 317 - Hochspannung
Günther, der Vorarbeiter, auch wohl neudeutsch Boss genannt, bittet seinen Kollegen Hans in den Hochspannungsmast in Anbau zu klettern um dort oben notwendige Arbeiten zu verrichten. So soll er dort oben die Daumenschrauben anziehen und mittels einigen Blätter Sandpapier einige jetzt schon sichtbaren Rostfleckchen entfernen. Sein Kollege und Kumpel Bernd wird ihm dabei begleitend unterstützen.

Beide Männer setzen ihre Sicherheitshelme gerade, gürten sich den Sicherheitsgurt um und schnallen sich mit der Sicherheitsleine fest. Nein, Sicherheit geht vor allem.
Dann klettern sie hinauf und auf vierzig Meter Höhe entspinnt sich der folgende Dialog.


Hans: "Bernd, bring mir bitte mal deinen Kreuzschlitzschraubenzieher. Meinen hab‘ ich unten liegen lassen."

Bernd: "Wie oft soll ich es dir sagen: denk an dein wichtigstes Instrumentarium; vergiss es nicht! Die Wasserpumpenzange hast sicherlich auch vergessen! Das sieht dir ähnlich!"

Hans: "Das musst du mir sagen! Du bist selber zu blöd daran zu denken! Mach mal tüchtig voran mit deiner scheisse Schleiferei. Ich möchte heute früh nach Hause."

Bernd: "Man hat dich wohl befohlen auf dem Heimweg zuerst bei der Lidl Einkäufe zu machen? Erdnüsse und Spaghetti vielleicht?"

Hans: "Heut Abend auf der WM spielt die Mannschaft wieder. Diesmal gegen Albanien, glaub ich. Oder gegen die Shetland Insel, aber auch da bin ich mir nicht sicher. Jedenfalls will ich die Fahne draußen aufhängen. Nein, ich möchte das Spiel nicht verpassen, wir heben keine Zeit zu verlieren. Mach mal voran mit deinem Schleifgetue."

Bernd: "Da geb ich dir recht. Nichts schöneres als so ein Tor in der vierten Spielminute der Nachspielzeit! Mensch, was haben wir uns gefreut! Jetzt also gegen Albanien. Und dann schließlich am Schluss die Finale gegen die Holländer. Ich freue mich schon im Voraus!
Doch, wir werden Flagge zeigen. Wenn nichts anderes vorhanden: wo nötig nehmen wir die alte Kriegsfahne! Doch, das wird schon klappen!"




Dieser Dialog wurde von mir gehört, gesehen, ausgezeichnet aufgezeichnet, notiert und interpretiert. Zu Isselburg (NRW) bei der Hochspannungsleitung i. A. (im Anbau) am 27. Juni 2018 gegen 16.30 Uhr.


Nachschrift: Einen Tag später schied die Mannschaft in der Vorrunde ruhmlos aus. Das hat man davon.








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Dienstag, 27. Februar 2018
Bagatelle 311 - Falsche Töne, Teil I
Heute der erste Teil, in einer Woche der abschließende und alles erklärende zweite Teil. Ein Bericht aus erster Hand. Auf den ersten Blick ziemlich unwahrscheinlich, aber dennoch bis auf das Letzte passend informativ. Eine Geschichte für klassisch-musikalische Kenner und Liebhaber.


Aus der gesamten West-europäischen Musikwelt hört man sonderbare Berichte über Vocalise. Sie wissen was ich meine: doch, es handelt sich über das weltberühmte Mannergesangsquartett. Bevor ich Ihnen das Wesentliche der ganzen Geschichte – ich war immer dabei und bin vollends auf der Höhe – erzähle, stelle ich Ihnen noch einmal die Mitglieder des Ensembles vor.

• Was denn wäre Vocalise ohne seinen Ersten Tenor Boris Kowalski? Er besitzt eine meisterhafte, stentorartige Stimme, die mühelos auch die entfernsteten Ecken eines Konzertsaales erreicht. Lange bevor der kleine Oskar Mathzerath in der Blechtrommel versuchte mit seiner Stimme die Fensterscheiben zu brechen und die Gläser zu entsorgen, hatte der Boris dies schon längst bewiesen. Aber der Kowalski war und ist ein zu großer Künstler um darauf zu pochen. Boris kann nicht nur laut seine Stimme erheben, sein delikates Pianissimo zum Beispiel in Schuberts Ständchen ist von einer unwirklichen Schönheit. Wir alle kennen den merkwürdigen Sound der italienischen Kastraten. Kowalski übertrifft sie alle. Was seine Stimme an Höhe, Tiefgang, Reinheit und Schönheit beinhaltet, ist von nichts zu übertreffen. Es scheint als sei der Stimmbruch an ihm vorbeigegangen.

• Greg Stein (UK) ist der zweite Tenor. Er stammt aus der englische Sängertradition und hatte seine Ausbildung an der School-of-Simple-Music in Orchestrashare. (An der E-345, bei Lofton gerade aus, dann zwei Mal links und Sie sind wo Sie hin wollten.) Greg singt wie es einem zweiten Tenor passt: er singt immer zu Diensten des Anderen. Zu Diensten des ersten Tenors und mehr noch zu Diensten des ganzen Quartetts. Merkwürdig scheint es uns, dass er seinen leichten Sprachfehler (er lispelt einigermaßen) vergisst beim Singen von englischen Madrigalen und sonstigen Schumann-Liedern.

• Der einzige Niederländer in der Runde ist der Bariton Harmen Evergrijs. Er wurde am Amsterdamer Konservatorium ausgebildet von der früher so berühmten Sopranin Annie Klopstock, welche ihn beschrieb als eine Mischung aus Kaufmann und Fischer-Dieskau. (Was uns überigens sehr übertrieben vorkommt.) Der Evergreis ist der versöhnende Faktor im Quartett. Er gleicht aufkommende und passierende Unbequemlichkeiten zwischen Mitgliedern aus. Durch sein taktvolles Benehmen ist gerade er der Gerufene für alle PR-Aktivitäten. Nebenbei vermerkt: er zweifelt immer noch ob er doch lieber Tenor als vielleicht besser Bass singen soll, aber das ist wohl die Qual aller Baritone.

• Schließlich der Bass Pjotr Levius. Bekannt und berühmt von wegen seiner immens tiefen Stimme. Weil dieser vehement weigerte seine Privacy umsonst her zu geben, begnügen wir uns mit der Mittelung dass er gerne mit alten russischen Volga-autos handelt. Das muss er natürlich selber wissen. Es wird uns nicht weiter stören.

• Als fünftes Rad am Wagen muss William Freiholz genannt werden, der ständige Begleiter der Vocalise-Quartettmänner. Auf seiner Steinway spielt er die meist fantastischen Vor- und Nachspiele. Aber auch seine innere Begleitung kann sich hören lassen. Schade allerdings dass er unseres Erachtens zu viel eine Rolle spielt als Sprecher und Vertreter. Eine Rolle die ihm als Begleiter nicht zusteht.

• Der Vollständigkeit wegen nennen wir auch noch Frau Antje Sorgenfalter. Sie hilft dem Pianisten Freiholz wenn der zuviel zu tun hat beim Begleiten indem sie für ihn die Partitur Seiten wenn es dann so weit ist umschlägt.

So weit, so gut. Zum krönenden Abschluss jetzt noch ein Bild des Pianisten Freiholz (fehlendes Copyright verhindert mir das Abbilden der Quartett Mitglieder). Als Zugabe eine Kopie der Toffe Jungens Laudatio, vom nord-dänischen Komponisten Alex von Fütters, das Vocalise gerne und vielmals singt.





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Bagatelle 311 - Falsche Töne - Teil I
Heute der erste Teil, in einer Woche der abschließende und alles erklärende zweite Teil. Ein Bericht aus erster Hand. Auf den ersten Blick ziemlich unwahrscheinlich, aber dennoch bis auf das Letzte passend informativ.



Aus der gesamten West-europäischen Musikwelt hört man sonderbare Berichte über Vocalise. Sie wissen was ich meine: doch, es handelt sich über das weltberühmte Mannergesangsquartett. Bevor ich Ihnen das Wesentliche der ganzen Geschichte – ich war immer dabei und bin vollends auf der Höhe – erzähle, stelle ich Ihnen noch einmal die Mitglieder des Ensembles vor.

• Was denn wäre Vocalise ohne seinen Ersten Tenor Boris Kowalski? Er besitzt eine meisterhafte, stentorartige Stimme, die mühelos auch die entfernsteten Ecken eines Konzertsaales erreicht. Lange bevor der kleine Oskar Mathzerath in der Blechtrommel versuchte mit seiner Stimme die Fensterscheiben zu brechen und die Gläser zu entsorgen, hatte der Boris dies schon längst bewiesen. Aber der Kowalski war und ist ein zu großer Künstler um darauf zu pochen. Boris kann nicht nur laut seine Stimme erheben, sein delikates Pianissimo zum Beispiel in Schuberts Ständchen ist von einer unwirklichen Schönheit. Wir alle kennen den merkwürdigen Sound der italienischen Kastraten. Kowalski übertrifft sie alle. Was seine Stimme an Höhe, Tiefgang, Reinheit und Schönheit beinhaltet, ist von nichts zu übertreffen. Es scheint als sei der Stimmbruch an ihm vorbeigegangen.

• Greg Stein (UK) ist der zweite Tenor. Er stammt aus der englische Sängertradition und hatte seine Ausbildung an der School-of-Simple-Music in Orchestrashare. (An der E-345, bei Lofton gerade aus, dann zwei Mal links und Sie sind wo Sie nicht hin wollten.) Greg singt wie es einem zweiten Tenor passt: er singt immer zu Diensten des Anderen. Zu Diensten des ersten Tenors und mehr noch zu Diensten des ganzen Quartetts. Merkwürdig scheint es uns, dass er seinen leichten Sprachfehler (er lispelt einigermaßen) vergisst beim Singen von englischen Madrigalen und sonstigen Schumann-Liedern.

• Der einzige Niederländer in der Runde ist der Bariton Harmen Evergrijs. Er wurde am Amsterdamer Konservatorium ausgebildet von der früher so berühmten Sopranin Annie Klopstock, welche ihn beschrieb als eine Mischung aus Kaufmann und Fischer-Dieskau. (Was uns überigens sehr übertrieben vorkommt.) Der Evergreis ist der versöhnende Faktor im Quartett. Er gleicht aufkommende und passierende Unbequemlichkeiten zwischen Mitgliedern aus. Durch sein taktvolles Benehmen ist gerade er der Gerufene für alle PR-Aktivitäten. Nebenbei vermerkt: er zweifelt immer noch ob er doch lieber Tenor als vielleicht besser Bass singen soll, aber das ist wohl die Qual aller Baritone.

• Schließlich der Bass Pjotr Levius. Bekannt und berühmt wegen seiner immens tiefen Stimme. Weil dieser vehement weigerte seine Privacy umsonst her zu geben, begnügen wir uns mit der Mittelung dass er gerne mit alten russischen Volga-autos handelt. Das muss er natürlich selber wissen. Es wird uns nicht weiter stören.

• Als fünftes Rad am Wagen muss William Freiholz genannt werden, der ständige Begleiter der Vocalise-Quartettmänner. Auf seiner Steinway spielt er die meist fantastischen Vor- und Nachspiele. Aber auch seine innere Begleitung kann sich hören lassen. Schade allerdings dass er unseres Erachtens zu viel eine Rolle spielt als Sprecher und Vertreter. Eine Rolle die ihm als Begleiter nicht zusteht.

• Der Vollständigkeit wegen nennen wir auch noch Frau Antje Sorgenfalter. Sie hilft dem Pianisten Freiholz wenn der zuviel zu tun hat beim Begleiten indem sie für ihn die Partitur Seiten wenn es dann so weit ist umschlägt.

So weit, so gut. Zum krönenden Abschluss jetzt noch ein Bild des Pianisten Freiholz (fehlendes Copyright verhindert mir das Abbilden der Quartett Mitglieder). Als Zugabe eine Kopie der Toffe Jungens Laudatio, vom finnischen Komponisten Alex von Fütters, das Vocalise gerne und vielmals singt.





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