Montag, 27. April 2015
Bagatelle 259 - Belehrung statt Bescherung
Seit Jahr und Tag pflegen wir unseren Gemüsegarten. Dort reift der Grünkohl, dort wächst der Spinat, alles ökologisch einwandfrei. Dort wird, wenn nötig, in trockenen Zeiten Wasser herangeschleppt damit die Tomaten nicht ganz und gar verdursten. Dort geschieht was in einem ordentlichen Gemüsegarten zu geschehen hat. Aber nur zur Freude, ohne Zwang und Hast.

Glauben Sie bitte nicht dass ich selber die Feinarbeit verrichte. Dafür bin ich ein viel zu schlechter Gärtner. Früher machten das meine Schwiegermutter und meine Gattin, die Frau Terra; beide besaßen, wie man bei uns so sagt, grüne Finger. Die wussten Bescheid; sie sprachen mit und über die gedeihenden Pflanzen und über das heranwachsende Gemüse. Sie wussten genau wann Erntezeit oder wann Vorsorge zu treffen bei drohendem Nachtfrost. Ich selbst sah das alles mit großem Vergnügen. Wenn es sein musste, trat ich die Schwerstarbeit an wie die Arbeit mit Spaten und Hacke.

Seit vergangenem Jahr nun macht mein jüngster Sohn die Gartengemüsearbeit. Er tut das aus freien Stücken; keiner hat ihn gezwungen oder gebeten. Er macht es liebend gerne, was ohne Zweifel auf das geerbte Konto seiner Mutter und Großmutter zurückzuführen ist. Das erste Gemüse in diesem Jahr (unter Glas gereift allerdings) ist schon geerntet und gekostet. Jetzt wo es richtig Frühling geworden ist, wird gesät und gepflanzt was das Zeug hält.

Etwas aber droht der Garten- und Gemüsefreude in die Quere zu kommen. Unsere Pfauenschar nämlich hat – voriges Jahr schon – die vortrefflichen Eigenschaften der angebauten Gemüsesorten entdeckt. Alles Grüne wird sorgfältig auf Geschmack und Nahrungsqualität geprüft.

Damit so etwas nicht nochmal passiert, haben wir dieses Jahr einige Vorsorgemaßnahmen getroffen. Aber was soll man machen? Drohen mit Gefangenschafft auf Wasser und Brot? Von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang jemand bitten Wache zu stehen um die Pfauen wenn nötig zu entfernen? Einen großen Zaun errichten der keinem Pfau aber fast auch keinem Menschen den Eintritt in den Gemüsegarten ermöglicht?

Mein Sohn hat sich für eine moderate Lösung entschieden. Der Gemüsegarten wurde neulich umzäunt (ein Meter hoch) so dass in jedem Fall unser Pfauenherr Jeroen – der nicht fliegen kann – auch nicht darüber springen kann. Die restlichen Pfauen, alle sehr flugfähig, werden auf zwei Arten und Weisen vom Eintritt in den Garten abgehalten. Erstens sind oberhalb des Zaunes Drähte aufgehängt welche verhindern sollen dass die Jungpfauen über den Zaun fliegen. Zweitens hat mein Sohn die grandiose Idee des Verkehrsschildes angewandt. An zwei Stellen im Zaun sind Warnungen zu sehen: ein Halte- und Warte- nebst Eintrittsverbot das allen Pfauen und anderen ungeladenen Gästen abwehrt und zurückweist. Sehen Sie selbst. Das müsste eigentlich genügen, meinen wir. Statt eine Bescherung eine Belehrung. Lasset es euch gesagt sein! rufen wir den Pfauen zu.











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Donnerstag, 12. März 2015
Bagatelle 256 - Nutzloses Flugwissen
An diesem herrlichen Merzfrühlingsmorgen, heute am 12. des Monats, sitzen zwei bei uns in der Laube. Es sind mein Alter-Ego und ich selbst. Es ist Viertel nach Elf. Die beiden sitzen in der Sonne, dort wo dich der Wind nicht fängt, und trinken etwas verspätet ihren Morgenkaffee. Der Himmel ist hellblau und keine Wolke ist zu sehen. Plötzlich schauen beide in die Lüfte wo ein Flieger, der von milchweißen Kondensstreifen gefolgt wird, sichtbar wird. Wenn das Flugzeug fast schon vorbei ist, hört man nachträglich das Gebrumm der Flugzeugmotoren.
Sagt der eine: ꞌDas ist eine KLM-Maschine; die hat vor einer Viertelstunde die Reise von Amsterdam-Schiphol nach Doha angetreten.ꞌ
Sagt der andere: ꞌDu sprichst als ob es der Drei-Uhr-Omnibus nach Raunen-an-der-Luhre ist. Wie kannst du überhaupt wissen was für ein Flugzeugtype das ist und wohin er fliegt! Willst du mich auch noch weismachen dass du die Fluggesellschaft und die Flugnummer weißt?ꞌ
ꞌDoch,ꞌ erwidert der eine, ꞌdas ist Flug KL441. Abreise 11.12 Uhr, Ankunft 19.08 Uhr Ortszeit. Die Maschine fliegt jetzt 8543 Meter hoch mit einer Fluggeschwindigkeit von 870 Km/H.'



Ich kann Ihnen Maschine und Streifen zeigen. Ich hatte, wie immer, eine Kamera dabei. Und alle Fakten welche der eine Sprecher verbreitet hat, stimmen tatsächlich. Ich kann es Ihnen beweisen mit einem zweiten Beispiel.
Hier unten sehen Sie eine Boeing 747. Fluggesellschaft Lufthansa, Flug LH422. Sie ist um 11.18 Uhr vom Frankfurter Flughafen aufgestiegen en befindet sich auf dem Weg nach Boston (USA). Dort wird sie (hoffentlich, denn man weiß nie) um 13.36 Uhr (örtliche Zeit) landen. Flughöhe momentan: 10.063 Meter; Geschwindigkeit 872 Km/H. Als die Maschine sich über mein Haus befindet ist es genau 11.43 Uhr. (Von Frankfurt/Main etwa zur niederländischen Grenze in 25 Minuten. Das nenne ich zügig!)



Nicht alles weiß man. Zum Beispiel kenne ich den Namen des Ko-Piloten nicht. Ich weiß auch nicht wer die Dame auf Stuhl 27 (Dritte Reihe, am Fenster) ist. Aber die Flugdaten lassen sich mittels eines Komputerapps reibungslos abrufen. Da sitze ich alleine mit meinem i-pad in meiner Laube und sehe auf dem Bildschirm was sich über meinen Kopf abspielt. Ich sehe kleine Flugzeuge sich auf einer Landkarte bewegen und kann einschätzen wann, wo und welches Flugzeug sich in meiner Nähe blicken und hören lässt.

ꞌNa und?ꞌ werden Sie fragen, und Recht haben Sie. Es ist nutzloses Flugwissen. Denn dadurch dass ich weiß, dass die Flughansamaschine nach Chicago (Departure: 11.09, Arrival: 13.54) 38 Minuten Verspätung hat, wird die Welt nicht besser. Und ich selber auch nicht.
Eine Ausnahme gibt es jedoch. Wie herrlich, dass Frau Gertrude Kleinschmidt aus Wolfenbüttel die Maschine sehen kann! Denn ihre Enkelin Helga befindet sich unter den Passagieren; sie fliegt gerade in die USA-Ferien. Die liebe Frau Kleinschmidt zögert nicht wenn das Flugzeug auf ihrem Bildschirm sichtbar wird. Sie tritt hinaus, winkt ihrer Enkelin im Flugzeug zu und ist in Gedanken bei ihr. Gut es zu wissen!

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Freitag, 16. Januar 2015
Bagatelle 249 - Kaufhofgeschichte



Einmal die Woche kommt sie, meine Werbeprospektpostfrau. Jeden Dienstagnachmittag muss es sein, denn morgens hat meine Morgenzeitung meinen Briefkasten für sich selbst beschlagnahmt. Wenn ich aber abends nochmal nachsehe und die Briefkastenklappe öffne, fällt eine Ladung Papierwerbung heraus. Man kann, ich weiß es, auf dem Briefkasten ein Vermerk anbringen, worauf zu lesen ist dass der Briefkastenbesitzer bitte schön keine Lust hat ein einziges Werbeblatt, wie bescheiden und dünn auch und für was auch immer, in Empfang zu nehmen. Nur bin ich zu faul und zu feige um ein solches Vermerk anbringen zu lassen. Zu gerne empfange ich Post. Aber lesen tue ich die Werbepost nie. Und deshalb landet jeden Dienstag eine ganze Papierladung Werbung ungelesen in den Altpapierbehälter.

Wenn auch die Werbung ungelesen bleibt, Einkäufe machen muss jeder, sogar ich. Nicht mehr beim kleinen Dorfladen (Tante Emma und Söhne) auf der Ecke wie früher. Nein, wir fahren jetzt in die Kleinstadt und besuchen entweder die Lidl, die Aldi, die Edekafiliale, den Jumbo, die Bruto, Tarra und Netto oder wie sie alle heißen. Manchmal gehen wir in den reellen REAL-Laden in der Kirchhofstraße oder betreten den irrealen REAL-Laden aufs Internet. Manche mögen es, aber wenn Sie mich fragen: ich hasse einen Besuch an einer Kaufhalle. Das einzig Interessante an solch einem Besuch ist die Observation der Besucher solcher Kaufstätten. Gerne höre ich mich die Konversationen der Kunden an, wenn sie mit ihren Einkaufskarren mir den Weg versperren. Es ist wie eine Strandterrasse im Sommer, wo man unter dem Genuss eines kühlen Pilsners sich die vorbeigehende Leute ansieht und von beurteilendem Kommentar verseht.

Heute Morgen war’s nötig den Jumbo zu besuchen, das neue Einkaufszentrum runde fünf Kilometer von meinem Hof entfernt. Man muss schließlich leben. Und dort passierte etwas seltsames. Etwas so ungewöhnliches, dass ich es Ihnen wohl erzählen muss. Wie üblich stand ich unauffällig in der Gemüseabteilung bei meinen Apfelsinen, wo ich sowohl die Gemüsekunden als auch die Reihe vor der dritten und vierten Kasse zuhören und beobachten konnte. Doch plötzlich fiel meine Aufmerksamkeit auf eine Frau bei der zweiten Kasse. Sie war in Gespräch mit der Kassiererin; hinter ihr stand ein älterer Herr der ruhig wartete bis auch für ihn die Stunde der Bezahlung geschlagen hatte.

Man brauchte nicht viel Menschenkenntnisse um zu sehen dass die offenbar schwachbegabte Frau Schwierigkeiten hatte alles Gekaufte ordentlich zu bezahlen. Kurz und knapp: sie hatte ihre Karre zu voll geladen. Zu voll für das Geld in ihrer Portemonnaie. Die Kassiererin half ihr das Geld in ihrer Börse zu zählen. Und legte einige Ware beiseite mit den Worten: ꞌBrauchen Sie das wirklich? Diesen Käseschnitzel auch? Und müssen es unbedingt drei Schachtel sein? Genügen zwei nicht?ꞌ Auch nach fünf Minuten war immer noch keine Lösung in Sicht. Die alte Frau wollte alles mitnehmen, aber die noch immer sehr freundliche und hilfsbereite Kassiererin behauptete mit Recht dass noch immer sieben Euro und siebzig Cents fehlten.

Da geschah das Wunder. Der Herr hinter der alten Frau in der Kassenreihe - der auch schon mehr als fünf Minuten ruhig gewartet hatte - trat hervor und sagte zu der Kassiererin: "So kommen wir nicht weiter. Wissen Sie, ich werde den Rest wohl bezahlen." Da staunten die Beteiligten nicht schlecht: die alte Frau mit dem Geldmangel, die Kassiererin (und Kolleginnen die inzwischen auch was Besonderes bemerkt hatten,) einige Kunden aus anderen Kassenreihen und ich der sich noch immer hinter den Apfelsinen versteckte.

Es war als schlug in diesem Augenblick eine Welle der Glückseligkeit über diese Kassenreihe. Alle waren froh. Die alte Frau, nachdem sie ihrem Gönner tausendfach gedankt hatte, zog ihren vollen Einkaufskarren Richtung Ausgang. Die Kassiererin, die dem gnädigen Geldspender ebenso herzlich dankte, freute sich mit ihrer Kollegin über den glücklichen Ablauf. Und ich selber freute mich auch, weil ich mit eigenen Augen gesehen hatte dass es auch etliche Tage nach Weihnachten immer noch Menschen guten Willens gibt. Schwarzseher und Schwarzdenker waren hier dennoch auch präsent. Einige Kunden fragten sich wer in Himmelswillen so dumm und naiv sein kann um die Rechnungen anderer Unbekannten zu zahlen. Sie waren dennoch eine Minderheit.

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Samstag, 27. Dezember 2014
Bagatelle 248 - Pubquiz
Da nun inzwischen so viel Englisches in die deutsche Sprache hineingeflossen ist, dürfte es Ihnen nicht schwer fallen auszumachen was ich mit dem jetzigen Bagatellen-Titel meine. In der Tat: es ist ein Quiz (ein Frage- und Antwortspiel) das in Gasthöfen, Wirtschaften und sonstigen Stammkneipen veranstaltet wird.
So auch bei uns. Dann und wann treffen sich bei uns im Dorf lose und feste Quizgruppen (aus mindestens drei Personen bestehend,) die sich an einem Sonntagnachmittag in ihrer Stammkneipe um die Wette streiten über die Frage wer das meiste Allgemeinwissen besitzt.

Vergangenen Sonntag war es wieder so weit. Mein jüngster Sohn hatte, weil einige Mitglieder seiner Quizgruppe verhindert waren, seinen Vater, seinen Cousin und seinen älteren Bruder gebeten das Rateteam zu verstärken. Die Gruppe mit Namen "Glocke und Klöpfel" bestand jetzt aus zwei Frauen und vier Männern. Im totalen nahmen 13 Gruppen teil: der Saal war sehr gut gefüllt, weil auch sonst viele Fans da waren.

Es wurde in drei Runden gespielt à zehn Fragen mit je drei Teilfragen. Nach jeder Runde wechselten die Antwortblätter, so dass jedes Team die Lösungen einer anderen Gruppe beurteilte. Die Summe der gut beantworteten (Teil)Fragen bestimmte den Gewinner. (Es war weder möglich noch notwendig über die Richtigkeit der Antworteten zu streiten. Das Quiz war vortrefflich vorbereitet und organisiert.)
Worüber wurde gefragt? Über alles Wissenswerte: Aktuelles, Regionalgeschichte, Lyrics einiger Popsongs, bekannte Persönlichkeiten, Geschichte, Geografie, was nicht alles.

Bevor ich Ihnen die spannende Geschichte zu Ende erzähle etwas anderes. Vorige Woche hatte ich die Ehre als Gast auf der Weihnachtsfeier des örtlichen Landfrauenvereins einiges zu erzählen über ausländische Weihnachtstraditionen. Dabei kam auch der russische Väterchen Frost, die schöne Leuchtkönigin Lucia aus Schweden und Santa Claus zur Sprache. Ich erzählte den geehrten Landfrauen vieles. Auch wie der Santa Claus, als mehr oder weniger komische Mischung aus dem heidnischen Hauptgott Wotan (Yül, Odin, wie Sie wollen) dem Weihnachtsmann und dem heiligen Sankt Nicolaus, mit seinem von acht Renntieren gezogenen Schlitten durch die Lüfte zog. Damit meine Fantasie nicht zu sehr beansprucht werden sollte, hatte ich mich vorher nochmal vergewissert – indem ich mich in den Geschichtsbüchern umsah – von dem Wahrheitsgehalt meiner Aussagen.

Zurück zu der Quizveranstaltung. Nach der Bitte des Quizmasters um bitte schön nicht das Handy zu benutzen um Antworten zu ꞌgooglenꞌ, begann die erste Runde. Viele Themen und Fragen dazu kamen vorbei und ich merkte schon bald wie schnell das Wissen eines Menschen vergeht. Manchmal hatte ich schon Mühe eine Frage zu verstehen und wenn, dann war ich viel zu spät zu antworten, weil schon eine nächste an der Reihe war. Glücklicherweise war das Tempo für die anderen Quizteilnehmer kein Problem.
Nach der ersten Runde gab der diensthabende DJ und Quizmaster einen Zwischenstand bekannt. Die Gruppe "Glocke und Klöpfel" gehörte zu den Führern im Teilnehmerfeld.

In der zweiten Runde geschah dann plötzlich etwas was mein verstorbener Bruder früher als synchronizität bezeichnet hätte. Das ist der Fall wenn sich zwei völlig selbständige und unabhängige Begebenheiten ꞌzufälligerweiseꞌ zeitlich treffen.
Was war der Fall? Frage 3 hatte Bezug auf Weihnachten. Teilfrage 3a lautete: "Der Santa Claus fliegt wie bekannt mit einer von acht Renntieren (der neunte: der rotnasige Rudolph nicht dazugezählt) gezogenen Schlitten durch die Luft. Wie heißen die acht Renntiere mit Vornamen? Für jede gute Antwort gibt es einen Bonuspunkt." Später zeigte es sich heraus, dass nur die Quizgruppe "Glocke und Klöpfel" die Frage fehlerfrei beantworten konnte. Die Namen der Renntiere waren laut Terra: Dasher, Dancer, Comet, Cupid, Prancer, Vixen, Donder und Blixen (Donner und Blitz).

Normal hätte ich zwei, vielleicht drei Renntiernamen gewusst. Nur weil ich ausgerechnet drei Tage vorher den Landfrauen über einige US-Weihnachtstraditionen aufgeklärt hatte, wusste ich die komplette Antwort. Zufall oder?
Allenfalls war es so, dass unsere Quizgruppe nach der zweiten Runde einen fast nicht mehr einholbaren Vorsprung hatte. Welcher sich bis zum Ende hielt.
Der erste Preis bestand aus vier Flaschen guter Rotwein. Plus Achtung und ehrfurchtsvolle Bewunderung. Welche nicht bis in alle Ewigkeit, aber immerhin bis zum folgenden Pubquiz anhalten.


Auf dem Bild hier unten sehen Sie wie hier vorne die Gruppe "Glocke und Klöpfel" in Runde I Teilfrage 6 versucht die Namen der auf der Leinwand projizierten Personen zu entdecken.

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Freitag, 12. September 2014
Bagatelle 238 - Flussgeschichten
Der A-Strang (oder ist es die A-Strang? Man weiß nie, wie auch bei Rhein und Mosel) ist ein Fluss, der als Bächlein irgendwo im westfalener Land entspringt, dann ruhig fließend die Stadt Bocholt (i.W.) durchquert, unbemerkt die deutsch-holländische Grenze passiert, und weiter als richtiger Fluss in die Alte Issel mündet, die wiederum all ihr Wasser in die échte IJssel abführt, wonach schließlich das IJsselmeer freundlicherweise alles Wasser, deutsch und holländisch, zu sich reinlässt.

Nun will es der Zufall, dass mein Großvater vor vielen Jahren eine große Wiese besaß, diesseits des A-Stranges, nahe des kleinen Staudammes. Diese Weidenfläche wurde Stakenborg genannt, genau wie der Bauernhof jenseits des Stromes. In den früheren Jahren, wo der Wasserhaushalt noch nicht so funktionierte wie heute, kam es oft vor, vor allem in den Wintermonaten, dass die Stakenborgweide voll Wasser stand. Das Strangwasser lief eben über den niedrigen Sommerdeich. Gut, dass der Hof selber an der anderen Uferseite auf einer Hügel stand, so dass Mensch und Tier dort trocken blieben.

Nun hatte ich kürzlich erfahren, dass man mit den Flussarbeiten beim Stakenborgstaudamm fast fertig war. Man wollte dort nicht nur den Staudamm renovieren, man wollte auch das überflüssige Strangwasser durch einen Umweg um den Stau herumleiten um so ein Stück alte Natur ihr Gesicht wieder zurück zu geben. Also zog ich mit Rad und Kamera nach Stakenborg um nach dem rechten zu sehen.

Schön war es geworden, vielleicht zu schön. Das meiste Wasser fällt wie üblich vom Staudamm hinunter; der Rest fließt murmelnd leise durch den Umweg weiter nach Westen. Dieser Umweg kann – darüber hat man sicherlich gut nachgedacht – von den Fischen als Treppe benutzt werden, so dass sie heute, gegen den Strom schwimmend, sich nach dem Flussursprung sputen können.

Zum Schluss eine kleine, wahre Eisgeschichte.
Im Winter wurde oft auf der Stakenborgwiese Schlittschuh gefahren. Mein Opa baute sich dann ein Zelt für den Verkauf von warmen Getränken und bat jede(n) Schlittschuhfahrer(in) um eine Eintrittsgabe (25 Cents). Als Gegenleistung sorgte er dann, mit Sohn und Enkelkinder, dass die Eisfläche ordentlich gefegt wurde.
Eines Jahres hatte es so streng gefroren, dass außer der Wiese auch der Strang selber mit Schlittschuhen befahrbar war. Da kam mein Großvater und streute Salz auf das Strangeis. Er wollte sich von den Eisgöttern den Verdienst auf eigener Wiese nicht nehmen lassen. Es sei ihm verziehen.


Auf dem ersten der unteren Bilder sehen Sie linksoben den neuen Strang-Staudamm in Blau, rechtsoben den Stakenborghof und sonst Teile des neu errichteten Umweges.










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Mittwoch, 30. Juli 2014
Bagatelle 234 - Applaus ohne Beifall



Der Sturm der Entrüstung über die Flugkatastrophe mit der MH17 in der Ukraine ist noch längst nicht ausgewütet, schon dringt eine neue Diskussion in unsere Gesprächsrunden hinein. Die Rede ist vom Applaudieren oder Beifall klatschen.

Wie Sie wissen, sind die Überreste der fast zweihundert niederländischen Opfer per Flugzeug nach Eindhoven gebracht worden. Von dort aus wurden die Leichnamen in einer sehr feierlichen Prozession nach Hilversum gefahren um dort identifiziert zu werden. Die ganze Prozedur wurde an drei Tagen life im niederländischen Ersten Programm übertragen, von 16.00 bis 20.00 Uhr etwa. Entlang der Autobahnen und auf Viadukten und Brücken unterwegs standen tausende Mitbürger um ihr Mitgefühl zu zeigen. Blumen wurden auf die Autos geworfen und sowohl bei der Abreise in Eindhoven als auch bei der Ankunft in Hilversum konnte man klatschender Beifall hören.




Applaus: das gegenseitige Berühren der Handoberflächen, sei es vorsichtig vornehm, leise, höflich und politisch korrekt, oder kräftig tobend und von fröhlich einstimmenden Geräuschen begleitet, kannten wir eigentlich nur aus den Opernhäusern, Theatern, politischen Jahresversammlungen und Sportplätzen. Nach einer Callas-Aria in Turandot (2. Akte) oder nach einer wunderbaren FC-Bayern-Torwartrettung in letzter Minute vereinten wir uns in stürmischem Geklatsche. (Manchmal sogar begleitet von einzelnen bravo-Rufen.)
Mancherorts wurde niemals applaudiert. Im niederländischen Parlament zum Beispiel. Oder in der Kirche, auch nicht wenn der Pfarrer eine brillante, gefühlvolle Predigt gehalten hatte welche die Herzen der Kirchgänger traf. Bei Beerdigungen war jeder Beifall unpassend und tabu.

Beifall klatschen hat zu tun, behaupte ich mal, mit Begriffen wie Bewunderung, Zustimmung, Anerkennung, Preis und Lob für erbrachte Leitungen, aber auch mit Identifikation. Wie gerne wäre sie nicht die Sopranistin die so herrlich die Verdi-Aria in den Saal hinein schleuderte! Wie gerne wäre ich nicht der Mittelstürmer der das Tor des Jahres schoss!

Das Applaudieren beim Begräbniszügen ist vom Süden zu uns geflogen, von Ländern wie Italien oder Spanien, wo die Leute sowieso eher ihre Gefühle den freien Lauf lassen. Dem Tod wird nicht applaudiert, weder dem Anlass. Man fühlt sich gleichsam mit dem Verstorbenen verwandt; man möchte seine Verbundenheit mit den Angehörigen zeigen. Man möchte trösten: sich selber unter allen Mitklatschenden und die Hinterbliebenen.

Ist ein Begräbnisapplaus notwendig oder unvermeidlich? Nein, natürlich nicht. Die Frage alleine ist eine Beleidigung für alle welche ihr Mitleid Beifall klatschend zeigen. Aber manchmal bittet die Situation uns stillschweigend zu trauern.

Eigentlich erinnert mich die Situation auch an eine Geschichte aus den ersten Jahren nach dem Kriege. (Nicht selber so erfahren, sondern erzählt bekommen vom Vater.) Pfeifen, auf den Fingern blasen und also schrille Töne produzierend, war in vielen Situationen not done und verpönt. Zum Beispiel in feierlichen Angelegenheiten und in den heiligen (Musik)hallen. Gepfiffen wurde im Theater wenn die Artisten völlig versagten und eine Anti-Vorstellung zum Besten gaben. Bis amerikanische und kanadische Soldaten, unterwegs in Europa, im Konzert nach einer gelungenen Musiknummer laut pfiffen als Zeichen der Anerkennung. Seitdem darf ruhig gepfiffen werden. Und bei Begräbnissen darf man applaudieren.


Nachruf: nach wie vor hasse ich das rhythmische Klatschen am Ende einer Darbietung, das aus dem Osten zu uns kam, aufs schärfste. Es erinnert zu viel an Marschierenden.

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Freitag, 2. Mai 2014
Bagatelle 225 - Federdaten
Manche mögen’s genau, präzise und punktuell. Manchmal fast bis ins Übertriebene. Nehmen wir den Fall an, dass einer von denen mich nach der Tageszeit fragt. Ich, der seit Jahren keine Uhr mehr trägt, könnte antworten: wie spät? Ich schätze, so etwa zwischen drei und halb vier, vielleicht auch etwas später. Dem Fragenden genügt das aber nicht, denn er erwartet eine Antwort wie: auf die Sekunde genau 15 Uhr, 24 Minuten und 32 Sekunden.
Wenn wir einen Bericht lesen oder uns eine Geschichte anhören, gilt oft dasselbe. Es gibt Leute die álles wissen wollen, auch jede, noch so unwichtig scheinende Einzelheit. Sie geben sich mit einer globalen, zusammenfassenden Berichterstattung nicht zufrieden. Nein, sie wollen bitte schön gerne alle Details erfahren.

Glauben Sie bitte nicht, dass ich mit dieser bagatellarischen Feststellung ein moralistisches Urteil abgeben möchte. Die Unpünktlichen sind mir ebenso lieb wie die Alleswissenwoller. Ich kam auf die Frage als ich die vorige Bagatelle wieder einmal las. Sie wissen, das war die Geschichte um den verschwundenen Federschweif unseres Pfauhahns Jeroen. Ich dachte: vielleicht gibt es einige Personen in der Bagatellleserschaft die jetzt aber alles genau auf den Punkt gebracht sehen möchten. Sowohl in Fakten als in Zahlen. Damit kann ich dienen.

Zuerst das Gefieder, wobei wir die zahllosen kleinen Daunenfedern außer Betracht lassen, denn die sind legio, das heisst: unzählbar. Nein, wir betrachten nur die Deckfedern. Von dieser Sorte gibt es dreierlei: die Endfeder, die Seitenfeder, und die Augenfeder. Die letztgenannte Sorte gibt es in verschiedenen Längen. (Die Bezeichnungen sind übrigens von mir persönlich erfunden worden; sie sind in wissenschaftlichen Pfauenkreisen unbekannte Größen.)

Die längste Pfauenfedersorte ist die Endfeder. Sie bilden, wenn ein Pfauhahn seinen Schweif prahlend empor hebt, gleichsam einen Halbumkreis. Achten Sie bitte auf die typische Endform. Eine Endfeder hat kein Auge.



Wunderschön sind die Seitenfedern. Zahllose zusammengereihte Perlemutterstäbchen bilden eine grandiose Umrandung links und rechts des Halbkreises. Sie sehen hier auch noch eine Vergrößerung die es in sich hat. Keine Symmetrie und auch kein Auge.





Die Mehrzahl bilden die Augenfedern. Wie Dachziegel liegen sie auf einander: die längeren unten und die kürzeren oben. Warum wir diese Sorte Augenfeder nennen, brauche ich Ihnen wohl nicht zu erklären. In den vorigen Jahrhunderten konnte man diese Augenfedern in großen delfterblauvasen auf Bauernschränken finden.



Nach der Qualität die Quantität. Wieviel Federn – raten Sie mal - hat so ein erwachsener protzender Pfauhahn? Beim Sammeln der ausgebissenen Federn unseres Pfauhahnes Jeroen kam ich schließlich zu der folgenden Liste:

Anzahl Sorte Federlänge
43 Endfeder etwa 140 Zentimeter
15 Seitenfeder 60 bis 120 Zentimeter
36 Augenfeder 80 bis 120 Zentimeter
40 Augenfeder 40 bis 80 Zentimeter

Jetzt können Sie sich bedient fühlen. Alle Pfaufakten und Federdaten liegen jetzt auf dem Tisch. Wenn Sie die Person sind, die sich um alles Wissenswerte bemüht und sich über jedes Datum und jede Zahl freut, ist dieser Tag ein gelungener und guter Tag. Oder?

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Mittwoch, 12. März 2014
Bagatelle 219 - Schuhwerk
Pünktlich, einmal die Woche, meistens am Mittwochnachmittag, kommt er angefahren: der Werbeprospektbringer. Er hält bei unserem Briefkasten an der Landstraße an, steigt gutes Mutes aus während er den Automotor ruhig weiter laufen lässt, und schiebt ein Werbeprospektpaket so gut wie es geht in den Kasten. Weil ich ziemlich nahe an der Staatsgrenze wohne, ist die Zahl heiterer Werbungsblätter extra groß. Denn sowohl niederländische als auch deutsche Firmen versuchen mir etwas zu verkaufen und stöhnen gleichsam vor Unglaube wenn mir ihr Angebot nicht passt.

Diese Woche stand das Schuhwerk im Brennpunkt. Auf vielen Seiten wurden mir die schönsten und bequemsten Schuhe vorgestellt. Und ich staunte nicht schlecht als ich sah für welchen Preis man bereit war mir das Inhaberrecht zu überlassen. Achtundvierzig Euro und lumpige fünfundneunzig Cents für ordentlich aussehende, feinlederne, sauber geputzte Schuhe, das kann doch nicht wahr sein? Oder gilt der Preis nur der linke Schuh, so dass man für das rechte spiegelbildliche alter ego nochmal denselben Preis zu zahlen hat?

Irren Sie sich nicht, sagte mir der Fachmann. Vieleicht ist es unechtes Material aus Plastik worüber man – in China versteht sich - eine dünne Schicht Kunstleder gespritzt hat. Nach drei Tagen tun Ihnen die Zehe weh und lässt die Flexibilität nach. Nein, sagte der Schumachermeister, jede Ware hat seinen Preis. Bestes Leder braucht man und maßgeschneidert muss es sein. Dass italienische Schuhe manchmal einige Hundert Euro das Stück kosten, mag wohl stimmen, aber eine Fußbedeckung samt Gehhilfe braucht natürlich nicht unbedingt ein eleganter Schuhferrari oder ein imponierender Stiefelmaserati zu sein.



Diese Schuhgeschichte erinnert mich an meiner Studentenzeit, vor vielen Jahren. Jahre worin wir (Mann, Frau, zwei kleine Kinder) an allem wie es nur ging sparten. Jahre wo jeder Gulden und jeder Cent zählte. Da habe ich, gegen besser Wissen, einmal schwer gesündigt indem ich mir ein Paar neue Schuhe kaufte welche fast zweihundert Gulden kosteten. Für die damalige Zeit und in der damaligen Situation unglaublich unverantwortlich. Wie ich dazu gekommen bin, weiß ich nicht mehr. Wohl weiß ich bis heute, dass ich diesen Kauf niemals bereut habe. Nie hat mir ein Paar Schuhe so gut gefallen und nie konnte ich auf diesen Schuhen so gut gehen. Jahre lang und unzählbare Kilometer weit haben sie mir begleitet und das alles unter beiderseitiger Freude. Mindestens drei Male habe ich diese Wunderschuhe versohlen lassen. Jedes Mal sagte mir der Schumachermeister dass es sich lohnte. So kann es gehen.

Heute geht die Schuhwerbung an mir vorbei. Wenn unbedingt nötig geht die Reise in ein gutes Schuhgeschäft wo man mich fachmännisch und fachfraulich berät. Zuhause dann kommen die neugekaufte Schuhe in den Schuhschrank, wartend auf Sonn- und Feiertage. Denn meistens gehe ich auf Holzschuhen. Oder barfuß auf Socken.

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Samstag, 5. Oktober 2013
Bagatelle 202 - Montag Waschtag
In unserer westlichen Kultur wird wohl für fast jede denkbare Gelegenheit ein Tag reserviert. Ich meine nicht die Heiligentage: Heilige waren uns immer schon etwas voraus. Ich meine auch nicht die gesetzlichen Feiertage wie zum Beispiel vorgestern, wo die Deutschen am 3. Oktober (einen Tag vór dem gestrigen Tag der Tiere, auch so etwas dummes, denn jeder Tag ist ein Tag der Tiere) ihren Tag der Freiheit feierten und dabei unsere Autobahnen blockierten. Auch gegen die kirchlichen Fest- und Feiertage habe ich nichts, obwohl mich bis heute noch keiner von dem Nutzen eines zweiten Weihnachtstages hat überzeugen können. (Wenn die Leute nicht mehr wissen was Ostern bedeutet, verdienen sie keinen zweiten Osterfeiertag. Aber lassen wir das beiseite.)

Mich stört die Gewohnheit bestimmte Arbeiten an bestimmten Tagen tun zu wollen. Freitags essen wir Fisch, Dienstags wird geschwommen und Mittwochmorgens besuchen wir die Oma. Und dabei bleibt es. In unserer Reinkultur wird an Montagen gewaschen, zumindest bei uns in der Gegend. Warum? Funktioniert die Waschmaschine dienstags nicht ebenso gut, oder wie?

Ich will nicht immer Spielverderber sein. Darum schließe ich mich an diesem Montag der Gewohnheit an und mache mir diesen Tag nicht zu einem Buß- und Bet-, sondern zu einem Wasch- und Putztag. Das Wetter ist äußerst günstig: ein schmaler aber fixer Ostwind fegt über die Lande und Wolken und Sonne wechseln sich ab. Weit und breit kein Regen zu sehen. Zehn ist es, wo ich meine erste Ladung Buntes an die Leine hange. Doch, statt Wäschetrockner (den ich nicht besitze) nehme ich die uralte, vertraute Wäscheleine. Es werden noch zwei Kessel folgen in einem Weiß, das sogar die größten Waschmittelhersteller hätte staunen lassen. Meine Waschmaschine wäscht nicht zu oft, aber wenn, dann gut, sauber und gründlich. Die Zahl der Waschgegenstände ist diesmal extra groß, weil ich es für richtig halte auch mal die Bettwäsche mit alles drum und dran zu wechseln.



Mittags um zwei folgt Akt 2. Stück für Stück wird die getrocknete Wäsche von der Leine genommen und vorsichtig in den Wäschekorb niedergelassen. Bei jedem Stück wird gerochen. So eine vom Winde verwehten Trockenwäsche, wie herrlich die duftet! Nicht nach Waschpulver, sondern nach Gras, Sand, Wolken und Luft.
Danach tragen wir alles ins Haus und dort wird gefaltet und geordnet. Die kostbarsten Stücke (Blusen, Taschentücher) werden sogar gebügelt. Allerdings geschieht das bei den Blusen nur wenn es den Manschetten an den Kragen geht. Der Rest ist entweder mir zu kompliziert oder nicht unbedingt nötig.



Ab ins Schlafzimmer, zu dem Kleiderschrank. Der letzte Akt spielt sich vor meinen Augen ab. Die Wäsche findet sich wieder in dem Schrank; die gewechselte Bettwäsche herrlich duftend, in voller Erwartung auf die kommende Nacht. Und ich, der ultime Saubermann, stehe da, seh' es mir an und freue mich schon auf den nächsten Montag.

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Samstag, 21. September 2013
Bagatelle 200 - Regenbogen
In diesen Frühherbsttagen, so Mitte September, mit ihren fortwährenden Abwechslungen zwischen Sonne und Regenschauern werden wir oftmals beglückt vom Anblick eines Regenbogens. Und wir verstehen warum die Leute seit Noachs (Nowehs) Sintflut meinen, daß es im Grunde genommen nichts schöneres zu sehen gibt.

Laut allen Überlieferungen befindet sich am Ende des Regenbogens, dort wo er links und rechts den Horizont erreicht, ein großes Faß voller Gold. Wie gerne würde ich die Stelle erreichen wo dieser Goldschatz sich befindet: das ist dort am Horizont wo die Farben am schönsten sind. Zeit und Abstand sind dabei meine Gegner. Nehmen wir mal an, daß ich beim Sehen eines Regenbogens hinter meinem Haus genau sehen kann wo der Bogen links die Erde trifft. Wenn ich mich dann zu dieser Stelle hinspute um nach dem Gold zu suchen ist der Regenbogen inzwischen dahin.

Wie wir alle wissen, läßt sich ein Regenbogen am besten beobachten mit einer ziemlich niedrigstehenden Westsonne im Rücken und die Augen vorwärts auf die tiefblaue Regenlüfte im Osten gerichtet. Die optimale Situation entsteht wenn wir den gánzen Halbkreis sehen. Nóch schöner, aber seltener, ist ein kompletter Doppelbogen. Ein Dreidoppelbogen wäre zu schön um wahr zu sein. Meistens sehen wir gegen den Hintergrund der Regenschauer nur einen Teil. Aber die grandiose Farbenpracht gleicht alles Fehlende aus.

Kennen Sie jemand der nícht von einem Regenbogen angetan ist? Einer der sich weigert "Over the Rainbow" gefühlvoll mitzusingen? Oder sind Sie vielleicht selber so eine(r) die den Farbenpracht ignoriert? Ich mag es kaum glauben. Allein die Farben reichen aus; religiöse oder semi-religiöse Beigedanken vermittelt der Regenbogen nicht. Außer die Einsicht daß die Hoffnung bleibt.








Nachschrift: die Bilder zeigen meine Aussicht vom Hof aus ostwärts - 17. September 2013, 16.45 Uhr

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