Samstag, 27. Juni 2009
Bagatelle IV - Freunde fürs Leben
Fünf sind es. Fünf, wovon drei sich zu dem weiblichem und zwei sich zum männlichen Geschlecht rechnen. Ich meine jetzt die Hühnerschar, die Sie tag für tag um unser Haus herumspazieren sehen und unterwegs dann und wann ein Würmchen, eine Blumenknospe oder ein Steinchen zu sich nehmen.



Unser Haus hat das Vorrecht ein alter Bauernhof zu sein. Und zu solch einem Hof gehören selbstredend frei umher laufende Hühner. Allerdings waren es am Anfang mehr. Wie viel genau kann ich Ihnen nicht sagen, denn es mag wohl angehen dass an schlechten Tagen unerwartet ein Huhn verschwindet. Entweder wird es von einem Räuber (auf vier Beinen) angegriffen und getötet, oder es kommt ein Vogel geflogen, ein Bussard zum Beispiel, der ein kleines unschuldiges Huhn als Nahrung zu sich nimmt. Das Gegenteil passiert auch: manchmal kommt ein Huhn aus dem Gebüsch mit hinter sich eine Schar kleine Küken die von der Mutter in die neue Welt eingeführt werden.
So wechseln sich frohe Geburtstage mit Todesfällen ab. So ist die Natur eben und wir sind der Auffassung dass sie, die Natur, selber ausgezeichnet im Stande ist derartige Lebenskonflikte zu lösen. Deshalb mischen wir uns so wenig wie nötig ein.

Auch über den genauen Familienverhältnissen kann ich Sie leider nicht präzise informieren. Wer genau Tante, Onkel, dessen Vetter oder deren Nichte ist, ist unklar. Der Verdacht es seien einige Spuren von Inzucht anwesend, ist nicht von der Hand zu weisen. Wie Sie zweifellos wissen, gibt es eine Pickordnung unter den Hühnern, was zu kleinen Streitigkeiten führt. Im großen und ganzen herrscht dennoch Friede und Freude.

Zwei Hähne im Hühnerstall: das kann unmöglich gut gehen, werden die Kenner und Liebhaber unter ihnen sagen. Sie haben recht. Aber unsere zwei Hähne vertragen sich. Mehr noch: sie sind Freunde geworden. Der große, mächtige, mit Namen HON (das heisst Huhn-Ohne-Name) ist der Boss. Der andere, wir meinen unser Habakuk, akzeptiert sein Zweitrangigkeit und Unterlegenheit. Habakuk heisst nebenbei so, weil seine anfänglichen Bemühungen zu krähen dem Worte ha-ba-kuk sehr ähnelten. Jetzt aber ist er, wenigstens was das Krähvermögen betrifft, sein Freund HON überlegen.



Nein, wir freuen uns sehr über unsere Hühner. Sie halten uns wach (vor allem morgens in aller Frühe) und munter. Und am Abend sehen wir zufrieden zu wie sie sich zurückziehen in ihr Nachtgemach. Manchmal gehen die zwei Hähne – mit den Flügeln über ihres Nachbars Schulter - noch für einen Moment in die naheliegende Kneipe um einen zu kippen. Es sei ihnen gegönnt.

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