Sonntag, 17. Februar 2013
Bagatelle 179 - Schweinejagd
Unlängst las ich in meiner in allen Belangen treuen und vertrauten Regionalzeitung, daß ein Mitbewohner einer unserer Plattelandsnachbargemeinden bei der Gemeindeverwaltung einen nicht alltäglichen Antrag gestellt hatte. Er bat um Erlaubnis hinter seinem schon zwanzig Jahre existierenden privaten Tierfriedhof ein Tierkrematorium bauen zu dürfen. Weil, so behauptete er, viele Mitbürger das Bedürfnis hätten ihre Lieblingstiere, seien es große oder kleinere, nach deren Tod einäschern zu lassen.

Da staunte ich nicht schlecht. Aber nicht sehr lange. Weil, wenn es schon so lange spezielle Tierfriedhöfe gibt, alle offiziell gestattet und zugelassen, warum dann auch nicht ein Tierkrematorium?

Selber würde bei mir niemals der Gedanke aufkommen solches zu tun. Unsere gestorbenen Haustiere: Hunde, Katzen, Hühner etc. wurden immer feierlich von mir persönlich beerdigt. Hinter dem Hof ein Loch in der Erde mit manchmal einen großen Kieselstein obendrauf damit ich mir die genaue Stelle besser merken konnte. Und bei unseren Nachbarn, die noch richtig ihren Bauernberuf nachgehen, werden die toten sogenannten "Gebrauchs"tiere wie Kühe, Schafe und Schweine immer noch von einem Kadaverwagen - wie wir ihn nennen - abgeholt und zum Destruktor gefahren. Für diese Tiere kein Friedhof und auch kein Krematorium also.



Doch, ich bin ein Tierfreund. Ich mag sie und kann noch keine Fliege etwas antun. Fragen Sie unseren (jetzt einzigen) Hahn. Oder unseren Pfau Jeroen der vor sieben Monaten bei uns zugelaufen kam und seitdem unseren Hof als sein rechtmäßiger Wohnsitz betrachtet. Aber ich entferne mich geistig ein wenig von Leuten die so mit ihren Haustieren umgehen als wären es Menschen. Sie wissen was ich meine. Dieser Meinung nach sollte man tierisch mit ihnen umgehen und nicht menschlich, sonst würde es fast bestialisch.
Daher werde ich auch niemals ein Mitglied der Partei-für-die-Tiere, die es tatsächlich bei uns gibt (!), aber wenn einer bei uns an der Türe kommt und freundlich und um eine kleine Spende bittet für den örtlichen Tierschutzverein, dann bekommt er worauf er sich freut.

Der Umgang mit Tieren ist übrigens ein heikles Thema, finden Sie nicht auch? Was soll man in bestimmten Situationen machen? Ich gebe Ihnen ein Beispiel: vorige Woche bei uns vor der Haustür wirklich so passiert. Am dritten Tag der zweiten Februarwoche landeten auf den grünen Winterwiesen vor unserem Haus plötzlich hunderte, was sag ich denn, tausende von Gänsen die sich an dem köstlichen Gras sehr erfreuten. Abends kamen die Jäger aus der Umgebung und ballerten zusammen den Gänseschwarm in Scharen in ein nächstliegendes Gefilde.

Geben wir es zu: zú viele Tiere von einer und derselben Sorte werden zu einer Plage. Heute sind es die Gänse, morgen die Hasen und Kaninchen und übermorgen die Wildschweine. Soll man sie töten und wie soll das denn vonstatten gehen? Die Frage bleibt offen.

Zum Schluß habe ich noch eine schöne Schweinejagdgeschichte für Sie.
Früher, vor sehr langer Zeit, aber ich kann mich noch daran erinnern als kleiner Junge dabei anwesend gewesen zu sein, wurde an Volksfesten am Königinnentag (damals den 31. August, mitten im Sommer) auf der Festwiese ein kleiner Metallzaun aufgestellt, so etwa zwanzig bei zwanzig Kwadratmeter Wiese umfassend. Darin wurde dann ein kleines Ferkel, das man vorher gründlich mit grüner Seife eingeschmiert hatte, losgelassen. Danach kamen die Bauersjungens, bei denen die Augen verbunden waren, hinter dem Zaun um das arme Schweinchen zu fangen. Der blinde Teilnehmer der als erster das aalglatte Schwein in seinen Armen davon trug, war der große Gewinner. Er durfte das Glücksschweinchen mit nach Hause nehmen. Und die tobende Menge genoß es, vor allem wenn die Burschen nicht das Schweinchen sondern sich selber bei den Ohren festhielten.

Heute wäre das glücklicherweise nicht mehr denkbar. Denn mit Tieren sollte man keine Spielchen machen welche manchmal schlimme Folgen haben können. Dafür sind sie uns zu viel Freund geworden. Aber wenn ich das alte Zeitungsfoto sehe, wo ein Ferkel sich aus dem Zaun befreit hat und sich auf den Weg zur Dorfsschule macht, bejubelt von der Blaskapelle im Hintergrund, kann ich mir ein herzliches Lachen nicht verkneifen. Wie damals.

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