Freitag, 29. März 2013
Bagatelle 182 - Wortwechsel
Heute ist Karfreitag. Heute wird des Tages gedacht, wo laut christlichen Glaubens Jesus von Nazareth an der Schädelstätte Golgatha gekreuziget wurde. Lange ist's her, aber gerade noch in unserer Zeitrechnung. Etymologisch, wiederum laut meines/meinem treuen Duden(s), stammt das karge im Wortteil Kar(freitag) von einem verschwundenen mittelhochdeutsches Wort das etwa 'Sorge' bedeutete. So wie das englische care.

Vór dem Karfreitag steht zeitlich gesehen der Grüne Donnerstag. Und nach ihm kommt der Ostersamstag, obwohl Ostern zwar vor der Tür, aber noch keinen Eintritt gehalten hat. Diese ganze Leidenswoche schon wurden wir hier bei uns in den Niederlanden von Passionen überflutet. Seien es die Bachsche Matthäus oder Johannes, sei es die moderne Passion, wo tausende und Abertausende live sahen wie abends Freiwillige ein Kreuz durch die Innenstadt von Den Haag, die Parlementsgebäude entlang, trugen, dabei begleitet von Jungstars die Gospelsongs und Ähnliches tausendmal verstärkt in die Menge warfen. Geschätzte Zuschauerzahlen am Bildschirm: mehr als zwei Millionen (und das will in einem so kleinen Land etwas heißen.)

Mir geht es trotzdem nicht um das Leidensspektakel, sondern um die Wortwahl. Karfreitag heißt bei uns Guter Freitag (Goede Vrijdag). Ihr Ostersamstag ist bei uns ein 'stiller Zaterdag' (Für einen Moment vergessen wir die Massen in den großen Verkaufs- und Gartenzentren und den vorösterlichen Ansturm in die Freizeitparks.) Und der deutsche Grüne Donnerstag hat grenzüberschreitend seine Farbe gewechselt: bei uns heißt er trefflich der Weiße Donnerstag (Witte Donderdag).



Dieses Jahr war der Donnerstag tatsächlich weiß. Weiß wie Schnee. Sogar am Karfreitag morgens wurden wir alle von einer neuen Schneedecke erfreut. Wir machen uns schon Sorge ob und wann der Frühling kommt. Oder kommt er überhaupt nicht?
Wie auch immer: Zeit für gute Wünsche muß immer sein. Deshalb, in grün oder in weiß: frohe Ostern!

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