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Mittwoch, 8. Januar 2014
Bagatelle 212 - Schätzen statt zählen
terra40, 13:30h
In unserer Straße, fast gegenüber meinem Geburtshaus, stand eine kleine Fabrik. Der Eigentümer, gleich Besitzer und Gründer, füllte seine Zeit, zusammen mit einigen wenigen Mitwirkenden, damit daß er aus Leder zierliche und nützliche Gegenstände herstellte. Zum Beispiel Riemen in zahllosen Breiten und Längen und vor allem Lederknöpfe. Es war die Zeit wo dieser vahlbraune, beige Mantel in der Mode kam, welche mit großen geflochtenen Lederknöpfen geschlossen wurde. Das Flechten geschah in tüchtiger Heimarbeit, und ich sehe noch vor mir, wie ein Mitarbeiter per Auto durchs Dorf fuhr um den Heimwerkern neues Leder zu bringen oder um fertiggestellte Lederknöpfe abzuholen.
Ich war vierzehn, war Schüler der Realschule im Nachbardorf, und hatte rund Weihnachten und Neujahr vierzehn Tage schulfrei. Da beschloss ich mir etwas Taschengeld zu verdienen in der Lederfabrik bei uns gegenüber. Von morgens halb acht bis nachmittags halb sechs war meine Zeit mit Leder gefüllt.
Nun ist die Zeit um die Jahreswende geeignet sich zu besinnen auf Gewinne und Verluste im vergangenen Jahr. Auch ist an der Zeit eine Inventur zu veranstalten. Was an Vorräten (Riemen und Knöpfe aller Art) ist vorhanden? Wer es weiß, soll sich melden.
Da traf es sich, daß ich, Winterferienarbeiter, Arbeit suchte. Dachte sich der erste Vorarbeiter (und zugleich Gründersohn) und schickte mich auf den großen, steinkalten Dachboden, wo ich in der eisigen Kälte den Auftrag erhielt Stapel Lederzeug und Knöpfe zu zählen. Auf jedem Stapel kam ein Zettelchen mit der genauen Anzahl. Hier 345 Lederriemen (Nummer 45X-braun) und dort 766 Lederknöpfe (Sorte Adria 300). So etwas.
Einen Tag hab ich das getreulich gemacht. Dann, als ich auch nachts nicht aufhörte in meinen Träumen zu zählen, besann ich mich auf was besseres. Den nächsten Tag fand ich auf dem Dachboden einen Schuhkarton und stellte fest daß in diesem Karton exakt 443 Knöpfe einen Platz fanden. Seit diesem Moment zählte ich nicht die Knöpfe, sondern die Schachtel. Und die Anzahl Lederriemen wurde von mir fachmännisch geschätzt statt gezählt. So kam es daß ich nach drei Tagen alle Vorräte von einem Zettelchen versehen hatte mit der genauen Zahl. Es blieb mir noch Zeit um unter einer Decke ein mitgebrachtes Buch zu lesen. Denn zu viel Fleiß und Arbeitsgeschwindigkeit würde Argwohn wecken.
So kommt es, daß ich bis heute ein Meister bin wenn es gilt die genaue Zahl Sammlungen identischer Gegenstände einzuschätzen. In der Plastikhülle hier unten befinden sich sage und schreibe 654 Perlen. Und weiter nach unten 3227 Nägel mit Köpfen. Wer es nicht glaubt, mag sie nachzählen. Gerne.
Ich war vierzehn, war Schüler der Realschule im Nachbardorf, und hatte rund Weihnachten und Neujahr vierzehn Tage schulfrei. Da beschloss ich mir etwas Taschengeld zu verdienen in der Lederfabrik bei uns gegenüber. Von morgens halb acht bis nachmittags halb sechs war meine Zeit mit Leder gefüllt.
Nun ist die Zeit um die Jahreswende geeignet sich zu besinnen auf Gewinne und Verluste im vergangenen Jahr. Auch ist an der Zeit eine Inventur zu veranstalten. Was an Vorräten (Riemen und Knöpfe aller Art) ist vorhanden? Wer es weiß, soll sich melden.
Da traf es sich, daß ich, Winterferienarbeiter, Arbeit suchte. Dachte sich der erste Vorarbeiter (und zugleich Gründersohn) und schickte mich auf den großen, steinkalten Dachboden, wo ich in der eisigen Kälte den Auftrag erhielt Stapel Lederzeug und Knöpfe zu zählen. Auf jedem Stapel kam ein Zettelchen mit der genauen Anzahl. Hier 345 Lederriemen (Nummer 45X-braun) und dort 766 Lederknöpfe (Sorte Adria 300). So etwas.
Einen Tag hab ich das getreulich gemacht. Dann, als ich auch nachts nicht aufhörte in meinen Träumen zu zählen, besann ich mich auf was besseres. Den nächsten Tag fand ich auf dem Dachboden einen Schuhkarton und stellte fest daß in diesem Karton exakt 443 Knöpfe einen Platz fanden. Seit diesem Moment zählte ich nicht die Knöpfe, sondern die Schachtel. Und die Anzahl Lederriemen wurde von mir fachmännisch geschätzt statt gezählt. So kam es daß ich nach drei Tagen alle Vorräte von einem Zettelchen versehen hatte mit der genauen Zahl. Es blieb mir noch Zeit um unter einer Decke ein mitgebrachtes Buch zu lesen. Denn zu viel Fleiß und Arbeitsgeschwindigkeit würde Argwohn wecken.
So kommt es, daß ich bis heute ein Meister bin wenn es gilt die genaue Zahl Sammlungen identischer Gegenstände einzuschätzen. In der Plastikhülle hier unten befinden sich sage und schreibe 654 Perlen. Und weiter nach unten 3227 Nägel mit Köpfen. Wer es nicht glaubt, mag sie nachzählen. Gerne.
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