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Montag, 24. August 2009
Bagatelle XI - Warm!
terra40, 23:31h
“Manche mögen’s heiß” behaupten Sie vielleicht. Und die US-Amerikaner sagen’s Marilyn Monroe nach: “Some like it hot.” Und die Holländer meinen dass es an diesem Tage so warm ist ‘dass die Spatzen tot vom Dach fallen’.
Nein, Spaß beiseite, es war heute, dieser 20. August 2009, ein warmer, ein heißer Tag. Jedenfalls bei uns, und den Wettervorhersagungen gemäß bei Ihnen auch. Vielleicht war es dort noch wärmer als bei uns. Unverständlich eigentlich, dass es bei dieser Hitze noch Leute gibt die sich anstrengen eine winzig kleine, aber lesenswerte Bagatelle zu schreiben.
Wie warm war es denn wirklich? Ich kann mich mit gutem Gewissen auf meine Wetterinstrumenten verlassen. Sie sind sehr einfach, können also nur mit sehr wenig Fehlern behaftet sein, und sind also dadurch zuverlässig und zutrauend. Keine teuren Wetterstationen, aber billige, winzige Hilfsmittel denen ich dennoch gerne täglich ihre Informationen abnehme.
Im Gemüsegarten steht unser Alleswisser. Er misst die Temperatur, sagt mir wie viel Millimeter Niederschlag sich bei uns verirrt hat, aus welcher Richtung der Wind kommt und woher er geht. Sogar seine Geschwindigkeit teilt er uns mit. Und noch etwas besonderes lese ich bei ihm ab: meine Gefühlstemperatur. Sie wissen ja dass es manchmal Fälle gibt dass es subjektiv 20 Grad minus ist, während es am Thermometer objektiv nur 10 plus sind.

Heute Morgen um zehn war es genau 100° Fahrenheit. Für Celsiusanhänger bedeutet das etwa 37 Grad. In der Sonne zwar, aber dennoch ist es meine Körpertemperatur. Am Nachmittag zeigte das Thermometer an unserer Scheunemauer 34 Grad im Schatten. Und wie Sie selber sehen können, war es an meinem Arbeitsplatz heute Abend um zwölf nach sechs innen 31 Grad und draußen 38.5 Grad. Nota bene, oder: wer’s glaubt, wird selig! Draußen heißt hier übrigens außerhalb meines Arbeitszimmers, aber noch immer im Hause, und zwar auf dem Dachboden, unter den Dachziegeln.

Zu warm zu arbeiten. Unsere letzte Werktätigkeit heute ist das Besorgen eines kühlen Pilsner und danach beschäftigen wir uns mit Nichtstun.
Nein, Spaß beiseite, es war heute, dieser 20. August 2009, ein warmer, ein heißer Tag. Jedenfalls bei uns, und den Wettervorhersagungen gemäß bei Ihnen auch. Vielleicht war es dort noch wärmer als bei uns. Unverständlich eigentlich, dass es bei dieser Hitze noch Leute gibt die sich anstrengen eine winzig kleine, aber lesenswerte Bagatelle zu schreiben.
Wie warm war es denn wirklich? Ich kann mich mit gutem Gewissen auf meine Wetterinstrumenten verlassen. Sie sind sehr einfach, können also nur mit sehr wenig Fehlern behaftet sein, und sind also dadurch zuverlässig und zutrauend. Keine teuren Wetterstationen, aber billige, winzige Hilfsmittel denen ich dennoch gerne täglich ihre Informationen abnehme.
Im Gemüsegarten steht unser Alleswisser. Er misst die Temperatur, sagt mir wie viel Millimeter Niederschlag sich bei uns verirrt hat, aus welcher Richtung der Wind kommt und woher er geht. Sogar seine Geschwindigkeit teilt er uns mit. Und noch etwas besonderes lese ich bei ihm ab: meine Gefühlstemperatur. Sie wissen ja dass es manchmal Fälle gibt dass es subjektiv 20 Grad minus ist, während es am Thermometer objektiv nur 10 plus sind.

Heute Morgen um zehn war es genau 100° Fahrenheit. Für Celsiusanhänger bedeutet das etwa 37 Grad. In der Sonne zwar, aber dennoch ist es meine Körpertemperatur. Am Nachmittag zeigte das Thermometer an unserer Scheunemauer 34 Grad im Schatten. Und wie Sie selber sehen können, war es an meinem Arbeitsplatz heute Abend um zwölf nach sechs innen 31 Grad und draußen 38.5 Grad. Nota bene, oder: wer’s glaubt, wird selig! Draußen heißt hier übrigens außerhalb meines Arbeitszimmers, aber noch immer im Hause, und zwar auf dem Dachboden, unter den Dachziegeln.

Zu warm zu arbeiten. Unsere letzte Werktätigkeit heute ist das Besorgen eines kühlen Pilsner und danach beschäftigen wir uns mit Nichtstun.
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Freitag, 14. August 2009
Bagatelle X - Erinnerung in Leinen
terra40, 13:16h
Gut betrachtet sehen wir hier ein Ehepaar in etwas ungewöhnlicher Pose. Er sitzend, sie stehend hinter ihm. Meistens ist es ja umgekehrt. Der Ehemann hinter seiner Frau, der Gatte der seine Gattin sitzen lässt. Hier natürlich nicht bildlich, sondern wörtlich, buchstäblich gemeint.
Es sind in der Tat Mann und Frau, Gatte und Gattin. Der Mann ist 24, seine Frau ein paar Jahre älter. Der Mann ist mein Schwiegervater, aber die Frau ist nicht meine Schwiegermutter. Es ist alles anders.

Johanna heißt sie, Johanna Berning. Von allen die ihr bekannt sind, wird sie kurz und einfach Hanna genannt. Sie wächst auf in einem kleinen Dorf in der Nähe der holländischen Grenze. Im Alter van 20 Jahren zieht sie in die Niederlande um in einem großen Bauernhof als Dienstmagd Arbeit zu tun die so anfällt. Dort begegnet sie einem jungen Nachbar, Hendrik, dem Mann auf dem Bild, der sie heiraten wird. Zuerst kommt die Verlobung wobei dieses Bild entstand. Hendrik und Hanna werden alsbald als Bauernehepaar in einen kleinen Hof einziehen.
Bei einer Hochzeit, beim Verlassen des Elternhauses und beim Einzug in ein neues Haus, gehört selbstverständlich eine Aussteuer. Hanna ist schon Jahre dabei die Kleider auszusuchen die sie im neuen Haus tragen wird. Zum Beispiel die Nachthemden aus Leinen, von denen sie auf sechs Stück sorgfältig ihre Initialen in rot stickt. So hat alles seine Ordnung, wie es damals die Tradition vorschrieb. Wenn die Hochzeit ansteht, ist die Aussteuer fertig. Die Frauen aus der Nachbarschaft und Hannas Freundinnen kommen um zu prüfen und um zu bewundern. Alles stimmt so.

Hendrik und Hanna heiraten in 1929. In 1936, sieben Jahre später, stirbt Hanna nach einer schweren und schmerzhaften Krankheit. Die Ehe war bis dann kinderlos geblieben. Hendrik, der Witwer, zieht um nach seinem Elternhaus. Weitere vier Jahre später heiratet er zum zweiten Mal, diesmal meine Schwiegermutter. Merkwürdigerweise heißt die zweite Gattin auch Hanna.
In unserem alten Bauernhof, wo Hendrik und seine zweite Hanna gelebt und gewohnt haben, befindet sich anno 2009 immer noch Hannas - ich meine jetzt Hanna I - Kleiderschrank den sie, gefüllt mit allerhand Kleider, von zuhause mitgenommen hat. Auf der mittleren Ablage sehen wir ein Stapel Nachthemden, sechs an der Zahl. Alle sechs schön bestickt mit einem roten Monogram. Die Hemden sind aus Leinen, richtigem Leinen, pur Natur, hergestellt aus Flachs. Wir wissen nicht ob Hanna je diese ihre Aussteuerhemden getragen hat. Wahrscheinlich nicht: sie sehen ungetragen aus.
Außer einiger Kleinodien wie eine goldene Uhr, der Ehering, eine silberne Halskette und Ohrknöpfe erinnert wenig an die erste Hanna. Ihre Kleider bewahren wir aber sorgfältig und behutsam auf. Eine Erinnerung in Leinen.
Es sind in der Tat Mann und Frau, Gatte und Gattin. Der Mann ist 24, seine Frau ein paar Jahre älter. Der Mann ist mein Schwiegervater, aber die Frau ist nicht meine Schwiegermutter. Es ist alles anders.

Johanna heißt sie, Johanna Berning. Von allen die ihr bekannt sind, wird sie kurz und einfach Hanna genannt. Sie wächst auf in einem kleinen Dorf in der Nähe der holländischen Grenze. Im Alter van 20 Jahren zieht sie in die Niederlande um in einem großen Bauernhof als Dienstmagd Arbeit zu tun die so anfällt. Dort begegnet sie einem jungen Nachbar, Hendrik, dem Mann auf dem Bild, der sie heiraten wird. Zuerst kommt die Verlobung wobei dieses Bild entstand. Hendrik und Hanna werden alsbald als Bauernehepaar in einen kleinen Hof einziehen.
Bei einer Hochzeit, beim Verlassen des Elternhauses und beim Einzug in ein neues Haus, gehört selbstverständlich eine Aussteuer. Hanna ist schon Jahre dabei die Kleider auszusuchen die sie im neuen Haus tragen wird. Zum Beispiel die Nachthemden aus Leinen, von denen sie auf sechs Stück sorgfältig ihre Initialen in rot stickt. So hat alles seine Ordnung, wie es damals die Tradition vorschrieb. Wenn die Hochzeit ansteht, ist die Aussteuer fertig. Die Frauen aus der Nachbarschaft und Hannas Freundinnen kommen um zu prüfen und um zu bewundern. Alles stimmt so.

Hendrik und Hanna heiraten in 1929. In 1936, sieben Jahre später, stirbt Hanna nach einer schweren und schmerzhaften Krankheit. Die Ehe war bis dann kinderlos geblieben. Hendrik, der Witwer, zieht um nach seinem Elternhaus. Weitere vier Jahre später heiratet er zum zweiten Mal, diesmal meine Schwiegermutter. Merkwürdigerweise heißt die zweite Gattin auch Hanna.
In unserem alten Bauernhof, wo Hendrik und seine zweite Hanna gelebt und gewohnt haben, befindet sich anno 2009 immer noch Hannas - ich meine jetzt Hanna I - Kleiderschrank den sie, gefüllt mit allerhand Kleider, von zuhause mitgenommen hat. Auf der mittleren Ablage sehen wir ein Stapel Nachthemden, sechs an der Zahl. Alle sechs schön bestickt mit einem roten Monogram. Die Hemden sind aus Leinen, richtigem Leinen, pur Natur, hergestellt aus Flachs. Wir wissen nicht ob Hanna je diese ihre Aussteuerhemden getragen hat. Wahrscheinlich nicht: sie sehen ungetragen aus.
Außer einiger Kleinodien wie eine goldene Uhr, der Ehering, eine silberne Halskette und Ohrknöpfe erinnert wenig an die erste Hanna. Ihre Kleider bewahren wir aber sorgfältig und behutsam auf. Eine Erinnerung in Leinen.
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Dienstag, 4. August 2009
Bagatelle IX - Das Gewand der Diva
terra40, 16:29h
Neulich stand in der NRC, eine niederländische Zeitschrift, vergleichbar mit der FAZ oder dem Spiegel, ein Bericht über die Geistesgegenwart einer Opernsängerin aus Düsseldorf, die so klug war beim Eintreten eines Einbrechers in ihr Haus anzufangen unbeschreiblich laut zu singen. Worauf der Einbrecher, der alles, aber nicht só etwas in den Gemächern einer wohlaussehenden und wohlklingenden Dame erwartete, das Haus in Eile entfloh.
Die Situation ist klar: ein Einbrecher verschafft sich Eintritt in ein Haus und die Bewohnerin verjagt ihn mit ihrer lauten Stimme. So weit, so gut. Die Frage die mich bedrückt, ist aber nicht beantwortet: wás bitte sang die Diva, so dass der Schurke sofort verschwand? Eine Bach-Kantate, ein rheinisches Lied von Robert Schumann, einen Abba-Song oder eine Passage aus dem Ring der Wagnerschen Nibelungen? Oder, was wir tun würden, das berühmte Lied singen vom Lindenbaum der am Brunnen vor dem Tore stand?
Ach, sagte die Düsseldorfer Operndiva auf Fragen frecher Journalisten, ich bin gewöhnt so laut zu singen dass das Publikum meine Stimme hört undank des Gefiedel und Gebläses der hundert Leute vom Opernorchester. Sie sitzen zwar im Orchestergraben, aber machen Lärm so laut und gut sie können.
Die Frage nach dem Repertoire wäre also abgehakt. Das heißt: für immer und ewig ungelöst. Höchstwahrscheinlich ein Schrei von Elsa von Brabant. Aber das wirklich Interessante an der Geschichte kommt jetzt. In der genannten Zeitschrift stand neben dem Bericht eine köstliche Zeichnung eines NRC-Meisters. (Bitte, sehen Sie das erste Bild hier drunten.) Kein Wunder, denkt mein künstlerisch veranlagter jüngerer Bruder, der mir die Geschichte erzählt, dass der Einbrecher bei dieser Ansicht verschwindet, aber die Robe, die kenne ich doch?
Sein ausgezeichnetes Gedächtnis hilft ihm. Er weiß, dass die berühmteste aller Diven, Maria Callas, einst so ein Gewand getragen hat. Welche Aufführung sei dahingestellt, welche Rolle oder welche Aria in welchem Jahr ist sogar ihm unbekannt. Aber das Kleid an sich kennt er aus tausenden. In seiner umfassenden Dokumentation über Maria Callas – er ist ein richtiger und wahrer Callas-Experte – findet er das Bild. Maria Menighini-Callas, so hiess die Dame damals, posierend vor ihren preisgekrönten Schallplatten und einer Kopie eines Goya-Bildes.
Ist es Zufall? Dieses rot und weiß? Kennt der Zeichner diese Robe? Weiß der Künster dass Maria Callas mitte vorigen Jahrhunderts sowohl mit ihrer Stimme als auch mit ihrer Garderobe Welterfolge feierte? Es muss wohl so sein.

Die Situation ist klar: ein Einbrecher verschafft sich Eintritt in ein Haus und die Bewohnerin verjagt ihn mit ihrer lauten Stimme. So weit, so gut. Die Frage die mich bedrückt, ist aber nicht beantwortet: wás bitte sang die Diva, so dass der Schurke sofort verschwand? Eine Bach-Kantate, ein rheinisches Lied von Robert Schumann, einen Abba-Song oder eine Passage aus dem Ring der Wagnerschen Nibelungen? Oder, was wir tun würden, das berühmte Lied singen vom Lindenbaum der am Brunnen vor dem Tore stand?
Ach, sagte die Düsseldorfer Operndiva auf Fragen frecher Journalisten, ich bin gewöhnt so laut zu singen dass das Publikum meine Stimme hört undank des Gefiedel und Gebläses der hundert Leute vom Opernorchester. Sie sitzen zwar im Orchestergraben, aber machen Lärm so laut und gut sie können.
Die Frage nach dem Repertoire wäre also abgehakt. Das heißt: für immer und ewig ungelöst. Höchstwahrscheinlich ein Schrei von Elsa von Brabant. Aber das wirklich Interessante an der Geschichte kommt jetzt. In der genannten Zeitschrift stand neben dem Bericht eine köstliche Zeichnung eines NRC-Meisters. (Bitte, sehen Sie das erste Bild hier drunten.) Kein Wunder, denkt mein künstlerisch veranlagter jüngerer Bruder, der mir die Geschichte erzählt, dass der Einbrecher bei dieser Ansicht verschwindet, aber die Robe, die kenne ich doch?
Sein ausgezeichnetes Gedächtnis hilft ihm. Er weiß, dass die berühmteste aller Diven, Maria Callas, einst so ein Gewand getragen hat. Welche Aufführung sei dahingestellt, welche Rolle oder welche Aria in welchem Jahr ist sogar ihm unbekannt. Aber das Kleid an sich kennt er aus tausenden. In seiner umfassenden Dokumentation über Maria Callas – er ist ein richtiger und wahrer Callas-Experte – findet er das Bild. Maria Menighini-Callas, so hiess die Dame damals, posierend vor ihren preisgekrönten Schallplatten und einer Kopie eines Goya-Bildes.
Ist es Zufall? Dieses rot und weiß? Kennt der Zeichner diese Robe? Weiß der Künster dass Maria Callas mitte vorigen Jahrhunderts sowohl mit ihrer Stimme als auch mit ihrer Garderobe Welterfolge feierte? Es muss wohl so sein.


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Donnerstag, 23. Juli 2009
Bagatelle VIII - Bild- und Tonfrage
terra40, 16:11h
Das rätselhafte zeigt sich schon in dem Titel dieser Bagatelle. Es muss etwas mit hören und sehen zu tun haben. Das Bildliche verliert einigermaßen sein rätselhaftes wenn ich Ihnen hier drunten ein selbstgemachtes Foto zeige.
Manche von Ihnen mögen sofort erkennen, dass es sich hier um ein Gerät handelt das – jahrgenau und innerhalb einiger Sekunden – das Alter eines Stückes Eichenrinde bestimmen kann. Sie legen das Instrument auf die Rinde, geben Ihr persönliches und streng vertrauliches password ein (in diesem Falle ein passnumber) und plötzlich ertönt eine Frauenstimme die laut und deutlich sagt: 18. Jahrhundert, und zwar 1786.
Wir brauchen die meisten von Ihnen nicht zu sagen dass die manchen von hier oben völlig falsch liegen in ihren sonderbaren Überlegungen was das denn wohl sein könnte, dieses Bild. Natürlich ist es kein Eichenrindesalterbestimmungsapparat. Auch diejenigen, die meinen es sei ein Dekodierapparat aus dem Ersten Weltkrieg, womit man imstande war wichtige Nachrichten zu entschlüsseln, haben unrecht. Sie müssten besser auf das Tonale im Titel achten. Das Bild hat etwas mit Tönen und Musik zu tun, so viel ist sicher.
Schliessen Sie bitte die Augen und denken Sie genau eine Minute in völliger Konzentration über das Bild nach. Bilden Sie sich ein, dass Sie weit, weit weg fröhliche, etwas volkstümliche Musik hören, wie der Schäfer auf dem anderen, berühmten Bild, der von den Kirchglocken in der Ferne aus das Angelus hört. Strengen Sie sich an so gut Sie können, und siehe und höre da! Sie erkennen plötzlich das Bildliche und Tonale auf dem Bild: es ist eine Detailaufnahme eines alten Musikinstrumentes: eine kleine Knopfharmonica. Besser gesagt, eine Bandonika, gebaut von Lange & Uhlig in Chemnitz, anfang des vorigen Jahrhunderts.
Die Zahlen und Ziffern sind Anweisungen für den Musiker, so dass der weiß, welchen Knopf an welcher Stelle in der Melodie er zu bedienen hat. Es gibt bei dieser Musik und bei diesem Instrument denn auch kein normales Notenschrift. Man behilft sich mit einer speziellen Zahlenschrift, aber man kommt gut mit ihr aus.
Zuletzt noch eine weitere Überraschung. Wenn Sie gut hinschauen, und wenn nötig eine Lupe zur Hand nehmen, sehen Sie auf den verschiedenen perlmutternen Knöpfen ein Fotostativ und die Hände des Autors, und sogar den Autor selber, zugleich der Bespieler dieses Instrumentes, wie er sein altes Instrument fotografiert. Sehen Sie? Und hören Sie seine Musik auch?


Manche von Ihnen mögen sofort erkennen, dass es sich hier um ein Gerät handelt das – jahrgenau und innerhalb einiger Sekunden – das Alter eines Stückes Eichenrinde bestimmen kann. Sie legen das Instrument auf die Rinde, geben Ihr persönliches und streng vertrauliches password ein (in diesem Falle ein passnumber) und plötzlich ertönt eine Frauenstimme die laut und deutlich sagt: 18. Jahrhundert, und zwar 1786.
Wir brauchen die meisten von Ihnen nicht zu sagen dass die manchen von hier oben völlig falsch liegen in ihren sonderbaren Überlegungen was das denn wohl sein könnte, dieses Bild. Natürlich ist es kein Eichenrindesalterbestimmungsapparat. Auch diejenigen, die meinen es sei ein Dekodierapparat aus dem Ersten Weltkrieg, womit man imstande war wichtige Nachrichten zu entschlüsseln, haben unrecht. Sie müssten besser auf das Tonale im Titel achten. Das Bild hat etwas mit Tönen und Musik zu tun, so viel ist sicher.
Schliessen Sie bitte die Augen und denken Sie genau eine Minute in völliger Konzentration über das Bild nach. Bilden Sie sich ein, dass Sie weit, weit weg fröhliche, etwas volkstümliche Musik hören, wie der Schäfer auf dem anderen, berühmten Bild, der von den Kirchglocken in der Ferne aus das Angelus hört. Strengen Sie sich an so gut Sie können, und siehe und höre da! Sie erkennen plötzlich das Bildliche und Tonale auf dem Bild: es ist eine Detailaufnahme eines alten Musikinstrumentes: eine kleine Knopfharmonica. Besser gesagt, eine Bandonika, gebaut von Lange & Uhlig in Chemnitz, anfang des vorigen Jahrhunderts.
Die Zahlen und Ziffern sind Anweisungen für den Musiker, so dass der weiß, welchen Knopf an welcher Stelle in der Melodie er zu bedienen hat. Es gibt bei dieser Musik und bei diesem Instrument denn auch kein normales Notenschrift. Man behilft sich mit einer speziellen Zahlenschrift, aber man kommt gut mit ihr aus.
Zuletzt noch eine weitere Überraschung. Wenn Sie gut hinschauen, und wenn nötig eine Lupe zur Hand nehmen, sehen Sie auf den verschiedenen perlmutternen Knöpfen ein Fotostativ und die Hände des Autors, und sogar den Autor selber, zugleich der Bespieler dieses Instrumentes, wie er sein altes Instrument fotografiert. Sehen Sie? Und hören Sie seine Musik auch?

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Mittwoch, 15. Juli 2009
Bagatelle VII - Kopf über
terra40, 14:45h
Manchmal verstehe ich die Welt nicht mehr. Denkt man: alles sei richtig, ordentlich, gerade und in Ordnung, stellt sich heraus dass es nicht ist wie es ist. Diese, durch ihre Schlichtheit wunderschöne Amish-Frau, in blau und violett gekleidet, mit ihrer weißen Mütze und den sich seitwärts bewegenden Schleifen, ist ein Vorbild ehrlicher Aufrichtigkeit. Man glaubt ihr auf ihr Wort.
Was aber, wenn sie sich ihre Röcke über den Kopf schwingt und sich vertikal 180° dreht? Einen Kopfstand macht sozusagen? Sich dermaßen bewegt, dass sie die Welt von einer ganz anderen Seite sieht und die Welt sie ebenfalls?
Es erscheint eine andere Person. Eine blühende, blumenreiche Dame in voller Farbenpracht. Ihre Mütze mit den drei Ecken verkörpert ihre optimistischer Einstellung zum Leben. Sie stammt aus Suriname, eine frühere holländische Kolonie, irgendwo in Süd-Amerika. Wir die sie kennen, nennen sie eine Creoolse Mutter. Sie ist das Gegenbild der einfachen, ernsten Amish-lady der wir gerade begegnet sind. Sie ist eine frohe Natur und wer sie einmal kennengelernt hat, wird sie nimmermehr aus den Augen lassen.
Wir sehen eine sogenannte Topsy Turvy, zwei Gegensätze in Person. Stoffpuppen sind es an denen wir unsere große Freude haben. Manchmal, wenn wir uns in einem besinnlichen Zustand befinden und nachdenken über unser Schicksal in dieser bösen Welt, zeigt sich die Amish-Dame. Sie tröstet uns und hilft uns beim Suchen nach dem richtigen Weg. Aber wenn wir schwelgen in Übermut und wir vor Freude nicht wissen was zu tun, erscheint vor unseren Augen die frohe Creoolmutter. Zusammen, sie und wir, teilen wir die Freude in unseren Herzen.


Was aber, wenn sie sich ihre Röcke über den Kopf schwingt und sich vertikal 180° dreht? Einen Kopfstand macht sozusagen? Sich dermaßen bewegt, dass sie die Welt von einer ganz anderen Seite sieht und die Welt sie ebenfalls?
Es erscheint eine andere Person. Eine blühende, blumenreiche Dame in voller Farbenpracht. Ihre Mütze mit den drei Ecken verkörpert ihre optimistischer Einstellung zum Leben. Sie stammt aus Suriname, eine frühere holländische Kolonie, irgendwo in Süd-Amerika. Wir die sie kennen, nennen sie eine Creoolse Mutter. Sie ist das Gegenbild der einfachen, ernsten Amish-lady der wir gerade begegnet sind. Sie ist eine frohe Natur und wer sie einmal kennengelernt hat, wird sie nimmermehr aus den Augen lassen.

Wir sehen eine sogenannte Topsy Turvy, zwei Gegensätze in Person. Stoffpuppen sind es an denen wir unsere große Freude haben. Manchmal, wenn wir uns in einem besinnlichen Zustand befinden und nachdenken über unser Schicksal in dieser bösen Welt, zeigt sich die Amish-Dame. Sie tröstet uns und hilft uns beim Suchen nach dem richtigen Weg. Aber wenn wir schwelgen in Übermut und wir vor Freude nicht wissen was zu tun, erscheint vor unseren Augen die frohe Creoolmutter. Zusammen, sie und wir, teilen wir die Freude in unseren Herzen.

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Samstag, 11. Juli 2009
Bagatelle VI - Deutschstunde
terra40, 23:07h
Natürlich weiß ich dass Siegfried Lenz der Autor ist. Und selbstverständlich hat diese Bagatelle auf keinen Fall etwas gemeinsam mit dem großen literarischen Werk. Ich bin nur so frei den Titel des Romans zu verwenden um ihnen etwas erzählen zu können über meine eigene Deutschstunden. Denn als Ausländer, wie Sie unschwer bemerkt haben, habe ich mir mit Mühe und Not einige Kenntnisse über die deutsche Sprache erlernen müssen. Und zwar in der Realschule, ab meinem zwölften Lebensjahr, jede Woche eine oder zwei Deutschstunden.
Für Sie, liebe Leserin und lieber Leser, sind die Fälle natürlich kein Problem. Ich meine nicht die Fälle die der Tatortkommissar zu lösen hat, ich meine die Fälle aus der deutschen Grammatik: der Nominativ, der Genitiv, der Dativ und der Akkusativ. Der erste, zweite, dritte und vierte Fall also. Für uns, die wir nicht die Deutsche Sprache als Muttersprache kennen, sind diese grammatische Fälle so schwer dass wir eine Eselsbrücke oder eine Faustregel brauchen um sie zu lernen und zu verwenden. Zum Beispiel: nach den Präpositionen
durch, für, ohne, um, entlang, bis, gegen, wider
erscheint der Akkusativ, der vierte Fall. Wir spazieren also durch den Wald und es ist uns strengstens untersagt durch der Wald zu spazieren. Aber warum? Keiner ist gekommen uns zu sagen wieso und weshalb diese acht Wörtchen nicht ohne den Akkusativ auskommen. Und gerade weil keiner uns einen guten Grund gibt, müssen wir diese acht Wörter als eine Einheit auswendig lernen und in unserem Gedächtnis einprägen.
Viele solcher Reihen haben wir unserem Gehirn anvertraut. Die meisten kenne ich bis auf den heutigen Tag. Wir haben auch Deutsche Gedichte auswendig lernen müssen. Wenn Sie mich heute Nacht um drei aufwecken und mich auffordern Schillers Gedicht von den zwei Grenadieren aufzusagen, so kann ich das, trotz meines Bedenken über das ganze Militärgetue, fehlerlos.

…..
was schert mich Weib, was schert mich Kind,
mich treibt ein bess’res Verlangen,
lass sie betteln gehen, wenn sie hungrig sind.
Mein Kaiser, mein Kaiser gefangen!
Gut dass wir jedenfalls zwar keinen Kaiser, sondern noch eine richtige Königin haben!
Für Sie, liebe Leserin und lieber Leser, sind die Fälle natürlich kein Problem. Ich meine nicht die Fälle die der Tatortkommissar zu lösen hat, ich meine die Fälle aus der deutschen Grammatik: der Nominativ, der Genitiv, der Dativ und der Akkusativ. Der erste, zweite, dritte und vierte Fall also. Für uns, die wir nicht die Deutsche Sprache als Muttersprache kennen, sind diese grammatische Fälle so schwer dass wir eine Eselsbrücke oder eine Faustregel brauchen um sie zu lernen und zu verwenden. Zum Beispiel: nach den Präpositionen
durch, für, ohne, um, entlang, bis, gegen, wider
erscheint der Akkusativ, der vierte Fall. Wir spazieren also durch den Wald und es ist uns strengstens untersagt durch der Wald zu spazieren. Aber warum? Keiner ist gekommen uns zu sagen wieso und weshalb diese acht Wörtchen nicht ohne den Akkusativ auskommen. Und gerade weil keiner uns einen guten Grund gibt, müssen wir diese acht Wörter als eine Einheit auswendig lernen und in unserem Gedächtnis einprägen.
Viele solcher Reihen haben wir unserem Gehirn anvertraut. Die meisten kenne ich bis auf den heutigen Tag. Wir haben auch Deutsche Gedichte auswendig lernen müssen. Wenn Sie mich heute Nacht um drei aufwecken und mich auffordern Schillers Gedicht von den zwei Grenadieren aufzusagen, so kann ich das, trotz meines Bedenken über das ganze Militärgetue, fehlerlos.

…..
was schert mich Weib, was schert mich Kind,
mich treibt ein bess’res Verlangen,
lass sie betteln gehen, wenn sie hungrig sind.
Mein Kaiser, mein Kaiser gefangen!
Gut dass wir jedenfalls zwar keinen Kaiser, sondern noch eine richtige Königin haben!
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Donnerstag, 2. Juli 2009
Bagatelle V - Gesucht und gefunden: Name
terra40, 19:19h
Es ist so leicht gesagt: “Er hat sich einen Namen gemacht mit …“ (Womit, mit dem Schreiben dieses Berichtes sicherlich nicht ...!). Aber was tun, wenn man keinen Namen hat, keinen offiziellen, meine ich.
Bitte hört mir zu, was ein angenehmer Mensch in Uniform mir dazu erzählte. Wir waren in Süd-Afrika, an einer Grundschule, mitten im Urwald sozusagen. Und wir schreiben das Jahr 1998. Auf dem ersten Bild erscheint eine imposante Gesellschaft. (Schade nur dass ich selber nicht auf dem Foto erscheine. Einer muss schliesslich das Bild machen..)

Der Herr in Uniform links, neben der Schuldirektorin und der Elternvertretung, ist kein Postbote, kein Gefängniswärter, im Gegenteil. Er übt eine sehr wichtige Funktion aus und hat eine sehr verantwortungsvolle Aufgabe. Er ist Sprecher der hiesigen Schulbehörde. Der blaue Stern an seiner imposanten Mütze verrät uns zugleich dass er auch Laienprediger ist. In Versammlungen und Gottesdiensten hat er das Sagen. Er tut dies immer freundlich und mit Nachsicht. Sein Name ist Mr. Quality. Ihm zu Ehre habe ich sein Porträt hier nochmals vergrößert veröffentlicht.

“Als ich ein kleiner Junge war,” erzählt er mir, “stand diese Provinz unter Englischer Aufsicht. Eines Tages fand die damalige Obrigkeit dass er an der Zeit war dass alle Einwohner über einen Namen verfügten, einen echten, einen offiziellen. Natürlich hatten wir schon einen eigenen Namen den unser Vater uns bei der Geburt gegeben hatte, aber den Standesbeamten war das alles viel zu undurchsichtig und kompliziert. Jeder möge doch bitte endlich einen offiziellen Nachnamen haben, forderten sie.
Darauf fragte mich der Lehrer in der Schule wie ich denn heisse. Weiss nicht, sagte ich ehrlich und zugleich betrübt. Denn geh' nach Hause und frag' deine Mutter, sagte der Lehrer.
So getan. Unterwegs nach Hause fand ich am Straßenrand einen Fetzen Papier, einen Wickel der sich von seiner Dose mit Süßigkeiten gelöst hatte. Ohne weiter nachzudenken steckte ich den Papierfetzen in meine Hosentasche.
Zuhause fragte ich meine Mutter wie mein richtiger Nachname lautete. Der Lehrer in der Schule habe das wissen wollen. Meine Mutter sagte: nehm den Fetzen Papier aus deiner Hosentasche. Siehst du: darauf steht QUALITY. Das sei von nun an dein Name.
Zurück im Klassenzimmer fragte der Lehrer, während er seine Feder in die Tinte taufte: Na, und …? Ich antwortete: mein Name ist Quality. Und das ist so geblieben bis auf den heutigen Tag.”

Quality Street ist eine uralte Marke. In der Dose befinden sich leckere Süßigkeiten (wenn man ’s mag) Toffees und feine Karamellsachen. Für unsere Hauptperson war allein das Wort Quality ausreichend.
Bitte hört mir zu, was ein angenehmer Mensch in Uniform mir dazu erzählte. Wir waren in Süd-Afrika, an einer Grundschule, mitten im Urwald sozusagen. Und wir schreiben das Jahr 1998. Auf dem ersten Bild erscheint eine imposante Gesellschaft. (Schade nur dass ich selber nicht auf dem Foto erscheine. Einer muss schliesslich das Bild machen..)

Der Herr in Uniform links, neben der Schuldirektorin und der Elternvertretung, ist kein Postbote, kein Gefängniswärter, im Gegenteil. Er übt eine sehr wichtige Funktion aus und hat eine sehr verantwortungsvolle Aufgabe. Er ist Sprecher der hiesigen Schulbehörde. Der blaue Stern an seiner imposanten Mütze verrät uns zugleich dass er auch Laienprediger ist. In Versammlungen und Gottesdiensten hat er das Sagen. Er tut dies immer freundlich und mit Nachsicht. Sein Name ist Mr. Quality. Ihm zu Ehre habe ich sein Porträt hier nochmals vergrößert veröffentlicht.

“Als ich ein kleiner Junge war,” erzählt er mir, “stand diese Provinz unter Englischer Aufsicht. Eines Tages fand die damalige Obrigkeit dass er an der Zeit war dass alle Einwohner über einen Namen verfügten, einen echten, einen offiziellen. Natürlich hatten wir schon einen eigenen Namen den unser Vater uns bei der Geburt gegeben hatte, aber den Standesbeamten war das alles viel zu undurchsichtig und kompliziert. Jeder möge doch bitte endlich einen offiziellen Nachnamen haben, forderten sie.
Darauf fragte mich der Lehrer in der Schule wie ich denn heisse. Weiss nicht, sagte ich ehrlich und zugleich betrübt. Denn geh' nach Hause und frag' deine Mutter, sagte der Lehrer.
So getan. Unterwegs nach Hause fand ich am Straßenrand einen Fetzen Papier, einen Wickel der sich von seiner Dose mit Süßigkeiten gelöst hatte. Ohne weiter nachzudenken steckte ich den Papierfetzen in meine Hosentasche.
Zuhause fragte ich meine Mutter wie mein richtiger Nachname lautete. Der Lehrer in der Schule habe das wissen wollen. Meine Mutter sagte: nehm den Fetzen Papier aus deiner Hosentasche. Siehst du: darauf steht QUALITY. Das sei von nun an dein Name.
Zurück im Klassenzimmer fragte der Lehrer, während er seine Feder in die Tinte taufte: Na, und …? Ich antwortete: mein Name ist Quality. Und das ist so geblieben bis auf den heutigen Tag.”

Quality Street ist eine uralte Marke. In der Dose befinden sich leckere Süßigkeiten (wenn man ’s mag) Toffees und feine Karamellsachen. Für unsere Hauptperson war allein das Wort Quality ausreichend.
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Samstag, 27. Juni 2009
Bagatelle IV - Freunde fürs Leben
terra40, 15:29h
Fünf sind es. Fünf, wovon drei sich zu dem weiblichem und zwei sich zum männlichen Geschlecht rechnen. Ich meine jetzt die Hühnerschar, die Sie tag für tag um unser Haus herumspazieren sehen und unterwegs dann und wann ein Würmchen, eine Blumenknospe oder ein Steinchen zu sich nehmen.

Unser Haus hat das Vorrecht ein alter Bauernhof zu sein. Und zu solch einem Hof gehören selbstredend frei umher laufende Hühner. Allerdings waren es am Anfang mehr. Wie viel genau kann ich Ihnen nicht sagen, denn es mag wohl angehen dass an schlechten Tagen unerwartet ein Huhn verschwindet. Entweder wird es von einem Räuber (auf vier Beinen) angegriffen und getötet, oder es kommt ein Vogel geflogen, ein Bussard zum Beispiel, der ein kleines unschuldiges Huhn als Nahrung zu sich nimmt. Das Gegenteil passiert auch: manchmal kommt ein Huhn aus dem Gebüsch mit hinter sich eine Schar kleine Küken die von der Mutter in die neue Welt eingeführt werden.
So wechseln sich frohe Geburtstage mit Todesfällen ab. So ist die Natur eben und wir sind der Auffassung dass sie, die Natur, selber ausgezeichnet im Stande ist derartige Lebenskonflikte zu lösen. Deshalb mischen wir uns so wenig wie nötig ein.
Auch über den genauen Familienverhältnissen kann ich Sie leider nicht präzise informieren. Wer genau Tante, Onkel, dessen Vetter oder deren Nichte ist, ist unklar. Der Verdacht es seien einige Spuren von Inzucht anwesend, ist nicht von der Hand zu weisen. Wie Sie zweifellos wissen, gibt es eine Pickordnung unter den Hühnern, was zu kleinen Streitigkeiten führt. Im großen und ganzen herrscht dennoch Friede und Freude.
Zwei Hähne im Hühnerstall: das kann unmöglich gut gehen, werden die Kenner und Liebhaber unter ihnen sagen. Sie haben recht. Aber unsere zwei Hähne vertragen sich. Mehr noch: sie sind Freunde geworden. Der große, mächtige, mit Namen HON (das heisst Huhn-Ohne-Name) ist der Boss. Der andere, wir meinen unser Habakuk, akzeptiert sein Zweitrangigkeit und Unterlegenheit. Habakuk heisst nebenbei so, weil seine anfänglichen Bemühungen zu krähen dem Worte ha-ba-kuk sehr ähnelten. Jetzt aber ist er, wenigstens was das Krähvermögen betrifft, sein Freund HON überlegen.

Nein, wir freuen uns sehr über unsere Hühner. Sie halten uns wach (vor allem morgens in aller Frühe) und munter. Und am Abend sehen wir zufrieden zu wie sie sich zurückziehen in ihr Nachtgemach. Manchmal gehen die zwei Hähne – mit den Flügeln über ihres Nachbars Schulter - noch für einen Moment in die naheliegende Kneipe um einen zu kippen. Es sei ihnen gegönnt.


Unser Haus hat das Vorrecht ein alter Bauernhof zu sein. Und zu solch einem Hof gehören selbstredend frei umher laufende Hühner. Allerdings waren es am Anfang mehr. Wie viel genau kann ich Ihnen nicht sagen, denn es mag wohl angehen dass an schlechten Tagen unerwartet ein Huhn verschwindet. Entweder wird es von einem Räuber (auf vier Beinen) angegriffen und getötet, oder es kommt ein Vogel geflogen, ein Bussard zum Beispiel, der ein kleines unschuldiges Huhn als Nahrung zu sich nimmt. Das Gegenteil passiert auch: manchmal kommt ein Huhn aus dem Gebüsch mit hinter sich eine Schar kleine Küken die von der Mutter in die neue Welt eingeführt werden.
So wechseln sich frohe Geburtstage mit Todesfällen ab. So ist die Natur eben und wir sind der Auffassung dass sie, die Natur, selber ausgezeichnet im Stande ist derartige Lebenskonflikte zu lösen. Deshalb mischen wir uns so wenig wie nötig ein.
Auch über den genauen Familienverhältnissen kann ich Sie leider nicht präzise informieren. Wer genau Tante, Onkel, dessen Vetter oder deren Nichte ist, ist unklar. Der Verdacht es seien einige Spuren von Inzucht anwesend, ist nicht von der Hand zu weisen. Wie Sie zweifellos wissen, gibt es eine Pickordnung unter den Hühnern, was zu kleinen Streitigkeiten führt. Im großen und ganzen herrscht dennoch Friede und Freude.
Zwei Hähne im Hühnerstall: das kann unmöglich gut gehen, werden die Kenner und Liebhaber unter ihnen sagen. Sie haben recht. Aber unsere zwei Hähne vertragen sich. Mehr noch: sie sind Freunde geworden. Der große, mächtige, mit Namen HON (das heisst Huhn-Ohne-Name) ist der Boss. Der andere, wir meinen unser Habakuk, akzeptiert sein Zweitrangigkeit und Unterlegenheit. Habakuk heisst nebenbei so, weil seine anfänglichen Bemühungen zu krähen dem Worte ha-ba-kuk sehr ähnelten. Jetzt aber ist er, wenigstens was das Krähvermögen betrifft, sein Freund HON überlegen.

Nein, wir freuen uns sehr über unsere Hühner. Sie halten uns wach (vor allem morgens in aller Frühe) und munter. Und am Abend sehen wir zufrieden zu wie sie sich zurückziehen in ihr Nachtgemach. Manchmal gehen die zwei Hähne – mit den Flügeln über ihres Nachbars Schulter - noch für einen Moment in die naheliegende Kneipe um einen zu kippen. Es sei ihnen gegönnt.

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Freitag, 26. Juni 2009
Bagatelle III : Mutig!
terra40, 13:13h
Ein verlassenes Maisfeld an einem dunklen Vorweihnachtstag bildet Rahmen und Hintergrund für eine besondere Leistung. Dem Anschein nach ist diese Amazone auf ihrem kleinen Schimmel allein auf weiter Flur. Aber es trügt: sie bildet das Schlusslicht einer großen Schar Reiter die zusammen eine Treibjagd abhalten. Die restlichen Reiter, voran der Jagdleiter mit der Hundemeute, sind ihr voraus geritten. Nur Sie und ich, Leser(in) und Autor nebst Fotograf, sehen was hier abläuft. Wir sind die einzigen die das Geheimnis dieses Bildes kennen.

Die Hauptperson ist zweifellos der kleine Schimmel. Und obschon das Bild ihn nicht von seiner schönsten Seite zeigt – der krumme Rücken zum Beispiel ist in Wirklichkeit weit weniger krumm – imponiert er uns sehr.
Zwischen dem Maisfeld und der Wiese vor unseren Augen liegt, fast unsichtbar, ein breiter Graben den es zu überspringen gilt. Sehen Sie was das kluge Pferd macht: es markiert mit den Augen genau die Stelle an der anderen Seite des Ufers wo es aufsetzen will. Es spannt seinen Rücken und angefeuert mit den Hinterbeinen geht der Sprung los. Unverfroren, mutig, vertrauend auf das eigene Können.
Und die Reiterin? Sie ist dem Mut und der Treue des Pferdes völlig übergeliefert und zeigt das auch auf dem Bild. Natürlich flüstert sie ihm anspornende Worte zu und versucht sich só zu halten dass sie, sozusagen, dem Schimmel nicht im Wege sitzt. Die Amazone ist unwichtig und sie weiss es.
Nach einem winzigen Augenblick sind Pferd und Reiterin wohlbehalten am anderen Ufer gelandet. Und nach drei Sekunden wird versucht die restlichen Reiter zu Gesicht zu bekommen. Die Belohnung für den Schimmel, einen Zuckerwürfel, bekommt er nachträglich von uns.

Die Hauptperson ist zweifellos der kleine Schimmel. Und obschon das Bild ihn nicht von seiner schönsten Seite zeigt – der krumme Rücken zum Beispiel ist in Wirklichkeit weit weniger krumm – imponiert er uns sehr.
Zwischen dem Maisfeld und der Wiese vor unseren Augen liegt, fast unsichtbar, ein breiter Graben den es zu überspringen gilt. Sehen Sie was das kluge Pferd macht: es markiert mit den Augen genau die Stelle an der anderen Seite des Ufers wo es aufsetzen will. Es spannt seinen Rücken und angefeuert mit den Hinterbeinen geht der Sprung los. Unverfroren, mutig, vertrauend auf das eigene Können.
Und die Reiterin? Sie ist dem Mut und der Treue des Pferdes völlig übergeliefert und zeigt das auch auf dem Bild. Natürlich flüstert sie ihm anspornende Worte zu und versucht sich só zu halten dass sie, sozusagen, dem Schimmel nicht im Wege sitzt. Die Amazone ist unwichtig und sie weiss es.
Nach einem winzigen Augenblick sind Pferd und Reiterin wohlbehalten am anderen Ufer gelandet. Und nach drei Sekunden wird versucht die restlichen Reiter zu Gesicht zu bekommen. Die Belohnung für den Schimmel, einen Zuckerwürfel, bekommt er nachträglich von uns.
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Donnerstag, 25. Juni 2009
Bagatelle II : der Bussard
terra40, 14:32h
Früher – so wollen es jedenfalls die Knabenbücher aus meiner schönen Jugendzeit – kamen bei strenger Frost und anhaltender Kälte die Wölfe aus dem Wald um nachzusehen ob die Bauern in ihren Höfen noch etwas an Nahrung zurückgelassen hatten.
Hier bei uns, rundum unserem alten Bauernhof, bemühen wir uns seit Jahrhunderten umsonst um den Anblick der Wölfe. Es gibt sie hier nicht mehr, weder bei anhaltendem, noch bei gelegentlichem Frost. Rehe sehen wir schon und manchmal auch ein Hermelinchen das gegen den guten Rat der Mutter vergessen hat nicht von den üblichen und vertrauten Wegen abzuweichen. Auch hatten wir eines Tages das Vergnügen die erstaunlichen Gerüche des Steinmarders kennenzulernen.
Seit einiger Zeit können wir rundums Haus Kreaturen bewundern die wir früher nur aus Bilderbüchern kannten. (Ich wechsele fürs erste jetzt von den tierischen Vierfüßlern zu den gefiederten Zweibeinern.) Die Vogelpopulation ändert sich schlagartig. Hörten wir in den alten Zeiten noch den Kiebitz, den Grutto (die schwarzschwänzige Uferschnepfe) und die wunderbare Lerche, von diesen dreien sind die letzteren zwei fast völlig verschwunden. Im Widerspruch dazu steht die Tatsache dass der ordinäre Haussperling und ruhender Stubenhocker nach Jahren von Abwesenheit wieder in Erscheinung getreten sind, was uns alle natürlich sehr freut. Dasselbe gilt seiner Nichte, der lieben Heckenbraunelle (heggenmus).
Die am meisten Aufsehen erregendsten Besucher sind die Bussarde. Mit ihren traurigen piew-piew Lauten und ihren unhörbaren Art zu fliegen gelingt es ihnen die anderen Vögel zu imponieren und erschrecken.
Unlängst war es wieder soweit. In einer unbesorgten Ecke unseres Gartens kam plötzlich ein Bussard hinnieder um eine leckere Maus zu schlagen. Kurze Zeit später saß er vergnügt auf einem Holzhaufen um die Beute herunter zu schlucken. Als ich zurückkam mit meiner Kamera hatte er sich auf einen Pfahl gesetzt um von der schönen Aussicht zu genießen.
Gerade an dieser Stelle in der Zeitgeschichte ist dieses Bild entstanden. Wenn Sie gut hinschauen, - wonötig benutzen Sie Omas Lupe die sich in der alten Schublade aufhält - sehen Sie ihn im Mitten des Bildes. Eine sehr leichte Schneedecke liegt über Land und Flur. Aber es ist zu wenig um über strenger, anhaltender Frost reden zu können.

Hier bei uns, rundum unserem alten Bauernhof, bemühen wir uns seit Jahrhunderten umsonst um den Anblick der Wölfe. Es gibt sie hier nicht mehr, weder bei anhaltendem, noch bei gelegentlichem Frost. Rehe sehen wir schon und manchmal auch ein Hermelinchen das gegen den guten Rat der Mutter vergessen hat nicht von den üblichen und vertrauten Wegen abzuweichen. Auch hatten wir eines Tages das Vergnügen die erstaunlichen Gerüche des Steinmarders kennenzulernen.
Seit einiger Zeit können wir rundums Haus Kreaturen bewundern die wir früher nur aus Bilderbüchern kannten. (Ich wechsele fürs erste jetzt von den tierischen Vierfüßlern zu den gefiederten Zweibeinern.) Die Vogelpopulation ändert sich schlagartig. Hörten wir in den alten Zeiten noch den Kiebitz, den Grutto (die schwarzschwänzige Uferschnepfe) und die wunderbare Lerche, von diesen dreien sind die letzteren zwei fast völlig verschwunden. Im Widerspruch dazu steht die Tatsache dass der ordinäre Haussperling und ruhender Stubenhocker nach Jahren von Abwesenheit wieder in Erscheinung getreten sind, was uns alle natürlich sehr freut. Dasselbe gilt seiner Nichte, der lieben Heckenbraunelle (heggenmus).
Die am meisten Aufsehen erregendsten Besucher sind die Bussarde. Mit ihren traurigen piew-piew Lauten und ihren unhörbaren Art zu fliegen gelingt es ihnen die anderen Vögel zu imponieren und erschrecken.
Unlängst war es wieder soweit. In einer unbesorgten Ecke unseres Gartens kam plötzlich ein Bussard hinnieder um eine leckere Maus zu schlagen. Kurze Zeit später saß er vergnügt auf einem Holzhaufen um die Beute herunter zu schlucken. Als ich zurückkam mit meiner Kamera hatte er sich auf einen Pfahl gesetzt um von der schönen Aussicht zu genießen.
Gerade an dieser Stelle in der Zeitgeschichte ist dieses Bild entstanden. Wenn Sie gut hinschauen, - wonötig benutzen Sie Omas Lupe die sich in der alten Schublade aufhält - sehen Sie ihn im Mitten des Bildes. Eine sehr leichte Schneedecke liegt über Land und Flur. Aber es ist zu wenig um über strenger, anhaltender Frost reden zu können.

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Bagatelle I : Vorwort und Gruss
terra40, 12:36h
Bagatellen sind normaler- und üblicherweise Kleinigkeiten. Unwichtig für das öffentliche Leben so wie es von Tag zu Tag von Statten geht. Niedlich, winzig und von geringer Bedeutung und Importanz.
Bagatellen - in diesem Falle - wollen aber auch zugleich sprachliche Besonderheiten sein. Klein, aber fein. Kostbarkeiten, in Worten gefasst, und prüfend und mit Vorsicht zu Papier gebracht. Sätze und Worte über die man nachdenken, sich freuen oder ärgern kann. Aber nur für einen Moment. Dafür sind es ja Bagatellen.
Meine Bagatellen handeln über die kleinen Geschehnisse in und um meinem Haus, einem alten Bauernhof. Es sind Kurz- und Sachgeschichten. Sie handeln von Menschen, Tieren, Blumen und Pflanzen, über die Gezeiten des Lebens, von Jahreszeiten und besonderen Tagen.
Diese meine Bagatellen sind wie gesagt klein und ohne grosse Bedeutung und ohne irgendeine Wichtigtuerei. Sie haben nicht den Anspruch irgendwas auf dieser unserer Welt zu verändern. Es sind einfache Geschichten: zum Lesen, mitnehmen und geniessen.
Die Bilder, Illustrationen und Photos welche Sie hier zuweilen antreffen, haben auch - passend genug zum Thema - Bagatellcharacter. Auch sie sind von geringer künstlicher Bedeutung, und von einer frohen Einfalt.
Meine erste Bagatelle handelt über einen Bussard. Aber diese Geschichte kann ich Ihnen hier nicht bieten. Dafür verweise ich Sie herzlich auf meine zweite Bagatelle. Die erscheint in einigen Tagen an dieser Stelle. Sonst würde dieser erste Beitrag den Bagatellrahmen sprengen. Finden Sie nicht auch?
Auf jeden Fall werde ich nicht versäumen die Leserinnen und Leser, die sich hier an dieser Webstelle verirrt haben, herzlich zu grüßen. Ich wünsche Ihnen viel Lesefreude und viel Leserglück.

Bagatellen - in diesem Falle - wollen aber auch zugleich sprachliche Besonderheiten sein. Klein, aber fein. Kostbarkeiten, in Worten gefasst, und prüfend und mit Vorsicht zu Papier gebracht. Sätze und Worte über die man nachdenken, sich freuen oder ärgern kann. Aber nur für einen Moment. Dafür sind es ja Bagatellen.
Meine Bagatellen handeln über die kleinen Geschehnisse in und um meinem Haus, einem alten Bauernhof. Es sind Kurz- und Sachgeschichten. Sie handeln von Menschen, Tieren, Blumen und Pflanzen, über die Gezeiten des Lebens, von Jahreszeiten und besonderen Tagen.
Diese meine Bagatellen sind wie gesagt klein und ohne grosse Bedeutung und ohne irgendeine Wichtigtuerei. Sie haben nicht den Anspruch irgendwas auf dieser unserer Welt zu verändern. Es sind einfache Geschichten: zum Lesen, mitnehmen und geniessen.
Die Bilder, Illustrationen und Photos welche Sie hier zuweilen antreffen, haben auch - passend genug zum Thema - Bagatellcharacter. Auch sie sind von geringer künstlicher Bedeutung, und von einer frohen Einfalt.
Meine erste Bagatelle handelt über einen Bussard. Aber diese Geschichte kann ich Ihnen hier nicht bieten. Dafür verweise ich Sie herzlich auf meine zweite Bagatelle. Die erscheint in einigen Tagen an dieser Stelle. Sonst würde dieser erste Beitrag den Bagatellrahmen sprengen. Finden Sie nicht auch?
Auf jeden Fall werde ich nicht versäumen die Leserinnen und Leser, die sich hier an dieser Webstelle verirrt haben, herzlich zu grüßen. Ich wünsche Ihnen viel Lesefreude und viel Leserglück.

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