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Freitag, 30. Oktober 2009
Bagatelle XXV - Gesucht und gefunden: Krone
terra40, 17:34h
Eine Bagatellgeschichte für Kinder
und Ältere die gerne Kind geblieben wären
wenn sie nur gekonnt hätten.

das hier ist Fritz, König Fritz
Zaunkönig, König aller Vögel
aber nur wenn ein R im Monat ist
sonst nicht
was ist los mit unserem König Fritz?
warum schaut er so traurig drein?
er hat seine Krone verloren
seine Sonntagskrone aus gold
er ist seine goldene Krone los
das kann passieren
auch ein König verliert mal was

alle müssen suchen helfen
König Fritz fragt seine Minister:
wo sollen wir denn suchen?
liegt die Krone vielleicht auf der Nordpol?
in Kina wo die Kinezen wohnen?
in Afrika?
oder in Köln am Rhein?
wer weiß es? wer gibt Rat?

alle Vögel helfen suchen
einer fliegt nach Königswinter
er kommt zurück mit einem Vers
ein Stapelvers, das geht so ..
hier siehst du eine kleine Erdkugel
auf dieser Kugel liegt ein kleines Land
in diesem Land steht ein kleiner Palast
hinter dem Palast liegt ein kleiner Garten
in dem Garten steht ein kleines Haus
das Haus hat vorne eine kleine Tür
neben der Tür hängt ein kleines Kästchen
in dem Kästchen hangt ein kleiner Schlüssel
öffne die Tür mit dem Schlüssel!
hinter der Tür ist die Toilette
dort liegt eine kleine Krone
EINE KRONE ?!
ja doch, eine Goldkrone
die goldene Krone des Königs
die Krone von König Fritz
die hat er liegen lassen
auf der Toilette
als er durch die kleine Türe
in das kleine Haus trat
das in dem kleinen Garten war
der sich hinter dem Palast befand
der in dem kleinen Land stand
das auf der Erdkugel lag
wo alle Vögel suchten
danke, sagt der Vogelkönig Fritz
auch ein König sagt mal danke
er setzt die Krone auf
auf sein Haupt
die Krone passt genau
es ist König Fritzens Krone

Gut so
denn was ist ein König ohne Krone?
und Ältere die gerne Kind geblieben wären
wenn sie nur gekonnt hätten.

das hier ist Fritz, König Fritz
Zaunkönig, König aller Vögel
aber nur wenn ein R im Monat ist
sonst nicht
was ist los mit unserem König Fritz?
warum schaut er so traurig drein?
er hat seine Krone verloren
seine Sonntagskrone aus gold
er ist seine goldene Krone los
das kann passieren
auch ein König verliert mal was

alle müssen suchen helfen
König Fritz fragt seine Minister:
wo sollen wir denn suchen?
liegt die Krone vielleicht auf der Nordpol?
in Kina wo die Kinezen wohnen?
in Afrika?
oder in Köln am Rhein?
wer weiß es? wer gibt Rat?

alle Vögel helfen suchen
einer fliegt nach Königswinter
er kommt zurück mit einem Vers
ein Stapelvers, das geht so ..
hier siehst du eine kleine Erdkugel
auf dieser Kugel liegt ein kleines Land
in diesem Land steht ein kleiner Palast
hinter dem Palast liegt ein kleiner Garten
in dem Garten steht ein kleines Haus
das Haus hat vorne eine kleine Tür
neben der Tür hängt ein kleines Kästchen
in dem Kästchen hangt ein kleiner Schlüssel
öffne die Tür mit dem Schlüssel!
hinter der Tür ist die Toilette
dort liegt eine kleine Krone
EINE KRONE ?!
ja doch, eine Goldkrone
die goldene Krone des Königs
die Krone von König Fritz
die hat er liegen lassen
auf der Toilette
als er durch die kleine Türe
in das kleine Haus trat
das in dem kleinen Garten war
der sich hinter dem Palast befand
der in dem kleinen Land stand
das auf der Erdkugel lag
wo alle Vögel suchten
danke, sagt der Vogelkönig Fritz
auch ein König sagt mal danke
er setzt die Krone auf
auf sein Haupt
die Krone passt genau
es ist König Fritzens Krone

Gut so
denn was ist ein König ohne Krone?
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Dienstag, 27. Oktober 2009
Bagatelle XXIV - Für nichts und wieder nichts
terra40, 20:56h
Seit einigen Wochen verkehrt Harold bei uns. Plötzlich, an einem Mittwochmorgen um zehn, war er da, setzte sich auf die Küchenfensterbank, und seitdem ist er geblieben. Er besteht darauf dass sein Name auf Englisch wie auf Deutsch als Herrold ausgesprochen wird. Er sieht aus wie ein angelsächsischer Butler, in vornehm schwarz und weiß, daher seine Vorliebe für die feine englische Art. Er benimmt sich auch wie ein Diener aus Oxford-on Sea oder Cambridge-upon-Thames. Er ist leise und ruhig, hilfsbereit und präzise, diskret und eifrig. Harold ist einer von denen die gerne etwas für andere tun ohne im voraus über eine geldliche Belohnung zu verhandeln. Es steht irgendwo geschrieben dass es besser sei zu geben als zu empfangen. Harold schreibt es nicht nur, er tut es auch.

Wir alle wissen was es heißt und wie es fühlt, wenn sich nach einer üppigen Mahlzeit ein kleines, feines Stückchen Rindfleisch in unserer Mundhöhle zwischen den Zähnen verkrochen hat. Was wir in diesem Moment und an dieser Stelle brauchen ist ein Zahnstocher. Am liebsten einer aus feinem Edelholz. Mit einer Hand wird dann der halb geschlossenen Mund abgedeckt und mit der anderen Hand bedienen wir uns dieses Zahnstochers um den Fleischfetzen zu entfernen.

Dafür ist bei uns der Harold zuständig: er besorgt uns sowohl am richtigen Ort als auch am richtigen Zeitpunkt einen hölzernen Nahrungsentferner. Er tut dies nicht des Geldes wegen, er tut’s für nichts und wieder nichts, gratis und umsonst. Er tut’s auf Anruf, auf Anfrage. Das müssen Sie wörtlich nehmen: Sie müssen es Harold mündlich und zwar vorsichtig und höflichst bitten. Das genügt.

Wie bitten wir Harold uns einen Zahnstocher zu überreichen? Welche Worte, welche Tonart, in welcher Sprache? Harold kennt sich in der Welt der Sprachen aus. Er beherrscht vierzehn Sprachen und mindestens sechs Dialekte. Damit ist die dritte Frage beantwortet. Und wenn wir es ihm freundlich und sanft bitten, ist auch die Frage der Tonart geklärt. Die Wahl der Worte überlassen wir Ihnen. Zum Beispiel:
- Waes zo goed Harold, en doet mi-j asteblief één van ówwe tandenstaokers.
- Lieber Harold, tun Sie bitte mir den Gefallen, bitte seien Sie so gut, und beglücken Sie mich mit einem ihrer unbezahlbaren hölzernen Zahnstochern.
- Please Harold, don’t be so bloody shy and give me some of your famous toothpicks.
- Oom Harold, kan ek een van jou tandenpikkers uitprobeer? Asseblief?
-Ґоварищ Ңаролд, зубочистка Пожалуйѕта?
- Monsieur Harold, voulez vous me remettre un petit cure-dent s’il vous plait?

Nehmen wir an dass unsere Bitte in Harolds Ohren Gefallen findet. Er willigt ein. Er biegt sich, langsam und leise wie es einem Butler passt, vorüber, sucht sich einen neuen, frischen Zahnstocher aus dem Behälter, nimmt ihn in den Mund, biegt sich wieder gerade und offeriert uns höflich den Zahnstocher.
So zeigt sich mal wieder, dass eine freundliche Bitte tausend Mal mehr wert ist als ein für teures Geld gekaufter Wunsch.

Wir alle wissen was es heißt und wie es fühlt, wenn sich nach einer üppigen Mahlzeit ein kleines, feines Stückchen Rindfleisch in unserer Mundhöhle zwischen den Zähnen verkrochen hat. Was wir in diesem Moment und an dieser Stelle brauchen ist ein Zahnstocher. Am liebsten einer aus feinem Edelholz. Mit einer Hand wird dann der halb geschlossenen Mund abgedeckt und mit der anderen Hand bedienen wir uns dieses Zahnstochers um den Fleischfetzen zu entfernen.

Dafür ist bei uns der Harold zuständig: er besorgt uns sowohl am richtigen Ort als auch am richtigen Zeitpunkt einen hölzernen Nahrungsentferner. Er tut dies nicht des Geldes wegen, er tut’s für nichts und wieder nichts, gratis und umsonst. Er tut’s auf Anruf, auf Anfrage. Das müssen Sie wörtlich nehmen: Sie müssen es Harold mündlich und zwar vorsichtig und höflichst bitten. Das genügt.

Wie bitten wir Harold uns einen Zahnstocher zu überreichen? Welche Worte, welche Tonart, in welcher Sprache? Harold kennt sich in der Welt der Sprachen aus. Er beherrscht vierzehn Sprachen und mindestens sechs Dialekte. Damit ist die dritte Frage beantwortet. Und wenn wir es ihm freundlich und sanft bitten, ist auch die Frage der Tonart geklärt. Die Wahl der Worte überlassen wir Ihnen. Zum Beispiel:
- Waes zo goed Harold, en doet mi-j asteblief één van ówwe tandenstaokers.
- Lieber Harold, tun Sie bitte mir den Gefallen, bitte seien Sie so gut, und beglücken Sie mich mit einem ihrer unbezahlbaren hölzernen Zahnstochern.
- Please Harold, don’t be so bloody shy and give me some of your famous toothpicks.
- Oom Harold, kan ek een van jou tandenpikkers uitprobeer? Asseblief?
-Ґоварищ Ңаролд, зубочистка Пожалуйѕта?
- Monsieur Harold, voulez vous me remettre un petit cure-dent s’il vous plait?

Nehmen wir an dass unsere Bitte in Harolds Ohren Gefallen findet. Er willigt ein. Er biegt sich, langsam und leise wie es einem Butler passt, vorüber, sucht sich einen neuen, frischen Zahnstocher aus dem Behälter, nimmt ihn in den Mund, biegt sich wieder gerade und offeriert uns höflich den Zahnstocher.
So zeigt sich mal wieder, dass eine freundliche Bitte tausend Mal mehr wert ist als ein für teures Geld gekaufter Wunsch.
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Donnerstag, 22. Oktober 2009
Bagatelle XXIII - Rasieren und Haare schneiden
terra40, 00:02h
Früher – ich rede jetzt von sogenannten guten, alten Zeiten, weit bevor meiner Geburt – konnte man sich in unserem Dorfe an drei Stellen rasieren und die Haare schneiden lassen. (Das Wort 'Stellen' hat Bezug auf Häuser, nicht auf Körperteile die sich rasieren oder schneiden lassen. Aber das hatten Sie sicher schon vermutet.)
Zuerst besuchen wir den Friseurmeister Schüürman hinter der alten Dorfkirche, aber man war ziemlich bescheuert und ‘beschüürt’ wenn man’s hinter sich gebracht hatte.
Man konnte sich auch an Vater und Sohn Weck wenden, die an der anderen Seite der Kirche den Männern ihren Stoppelbart nahmen oder mit Hilfe eines Blumentopfes ihre haarigen Kopfbedeckungen modellierten. Da ging es – wie der Name Weck gerade so passte – richtig ans Eingemachte. Mann wurde sozusagen mit heißem Wasser eingeweckt wie Fleisch und Gemüse.
Blieb übrig der fleißige Rasiermeister Rossbach, dessen Salon am Hellweg nahe der Grenze lag. Von diesem Herrn wurde gesagt dass er einen Striegel – wir nennen es: einen Rosskamm – benutzte wie beim Pferde kämmen. Keine angenehme Aussicht also wenn man angefahren kam.
Immerhin, viele Mannsleute zogen an Samstagnachmittagen in die Frisörstuben und ließen sich ihr Antlitz verschönern, so dass man so glatt wie ein Ei und mit schnurgeraden Scheiteln in den Sonntag zog. Das Wort zum Sonntag bekam man umsonst. Es waren die Neuigkeiten, Geschichten und Vorfälle im Dorf die dort vermittelt und erörtert wurden. Mein Großvater väterlicherseits ging gerne zum Frisör, weil er dort alles Wissenswerte hörte das er später zu Hause seiner Gattin erzählen konnte. Denn, so sagte er manchmal schmunzelnd, er sei gar nicht neugierig, aber er möchte jedoch sehr gerne alles wissen.
Man kann es natürlich auch selber machen. Ich meine das Rasieren an Samstagabenden. Zuhause nach der wohltuenden Stunde in der Badewanne aus Zinkblech, die mit Kesseln kochendem Wasser gefüllt wurde. In unserer alten Scheune hinter dem Bauernhof wo wir wohnen, steht noch immer eine sogenannte Knechtenkiste, wo der Bauersknecht seine Kleidung und die anderen Habseligkeiten aufbewahrte. Rechts oben unter dem Deckel befindet sich die Abteilung für Rasiersachen und sonstige Körperpflegeattributen.

Die Jahre sind nicht spurlos an diesen Utensilien vorbeigegangen. Die Rasierklinge rostet einigermaßen und der Rasierpinsel hat seine ursprüngliche Geschmeidigkeit größtenteils verloren. Aber wenn Sie sich selber warmes Rasierwasser und Seife besorgen, leihe ich Ihnen gerne eine scharfe Rasierklinge, einen Schleifstein, eventuell ein richtig gutes, haarscharfes Rasiermesser und sogar noch einen Rasierspiegel.
Das Rasieren selbst überlasse ich aber Ihnen. Meine Haftpflichtversicherung würde nicht ausreichen um alle von mir verursachten Wunden heilen zu lassen. Ihre Haare schneiden, bürsten und kämmen tue ich auch nicht. Ich mag eigentlich gar nicht mit meinen Fingern in ihren Locken wühlen: schon der Gedanke ist mir peinlich. Selbst wenn ich selber einige paar Male im Jahr zum Barbier gehe, bin ich heilfroh, dass ich ohne Verletzungen meine Freiheit wiederbekomme.

Zuerst besuchen wir den Friseurmeister Schüürman hinter der alten Dorfkirche, aber man war ziemlich bescheuert und ‘beschüürt’ wenn man’s hinter sich gebracht hatte.
Man konnte sich auch an Vater und Sohn Weck wenden, die an der anderen Seite der Kirche den Männern ihren Stoppelbart nahmen oder mit Hilfe eines Blumentopfes ihre haarigen Kopfbedeckungen modellierten. Da ging es – wie der Name Weck gerade so passte – richtig ans Eingemachte. Mann wurde sozusagen mit heißem Wasser eingeweckt wie Fleisch und Gemüse.
Blieb übrig der fleißige Rasiermeister Rossbach, dessen Salon am Hellweg nahe der Grenze lag. Von diesem Herrn wurde gesagt dass er einen Striegel – wir nennen es: einen Rosskamm – benutzte wie beim Pferde kämmen. Keine angenehme Aussicht also wenn man angefahren kam.
Immerhin, viele Mannsleute zogen an Samstagnachmittagen in die Frisörstuben und ließen sich ihr Antlitz verschönern, so dass man so glatt wie ein Ei und mit schnurgeraden Scheiteln in den Sonntag zog. Das Wort zum Sonntag bekam man umsonst. Es waren die Neuigkeiten, Geschichten und Vorfälle im Dorf die dort vermittelt und erörtert wurden. Mein Großvater väterlicherseits ging gerne zum Frisör, weil er dort alles Wissenswerte hörte das er später zu Hause seiner Gattin erzählen konnte. Denn, so sagte er manchmal schmunzelnd, er sei gar nicht neugierig, aber er möchte jedoch sehr gerne alles wissen.
Man kann es natürlich auch selber machen. Ich meine das Rasieren an Samstagabenden. Zuhause nach der wohltuenden Stunde in der Badewanne aus Zinkblech, die mit Kesseln kochendem Wasser gefüllt wurde. In unserer alten Scheune hinter dem Bauernhof wo wir wohnen, steht noch immer eine sogenannte Knechtenkiste, wo der Bauersknecht seine Kleidung und die anderen Habseligkeiten aufbewahrte. Rechts oben unter dem Deckel befindet sich die Abteilung für Rasiersachen und sonstige Körperpflegeattributen.

Die Jahre sind nicht spurlos an diesen Utensilien vorbeigegangen. Die Rasierklinge rostet einigermaßen und der Rasierpinsel hat seine ursprüngliche Geschmeidigkeit größtenteils verloren. Aber wenn Sie sich selber warmes Rasierwasser und Seife besorgen, leihe ich Ihnen gerne eine scharfe Rasierklinge, einen Schleifstein, eventuell ein richtig gutes, haarscharfes Rasiermesser und sogar noch einen Rasierspiegel.
Das Rasieren selbst überlasse ich aber Ihnen. Meine Haftpflichtversicherung würde nicht ausreichen um alle von mir verursachten Wunden heilen zu lassen. Ihre Haare schneiden, bürsten und kämmen tue ich auch nicht. Ich mag eigentlich gar nicht mit meinen Fingern in ihren Locken wühlen: schon der Gedanke ist mir peinlich. Selbst wenn ich selber einige paar Male im Jahr zum Barbier gehe, bin ich heilfroh, dass ich ohne Verletzungen meine Freiheit wiederbekomme.

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Mittwoch, 14. Oktober 2009
Bagatelle XXII - Bilderbücher
terra40, 13:00h
Ich stamme aus einer Würmerfamilie. Beide Eltern, Vater sowie Mutter, waren leidenschaftliche Würmer. Nein, ich meine nicht die schleimig, länglichen Tierchen in ihren Gemüsegarten, die für optimale Saatbeete sorgen und wovon man sagt, dass man sie kann rosten hören, wenn man nur gut zuhört. Nein, meine Familie bestand und besteht aus Bücherwürmern. Es war nicht so, dass sie dem Lesen völlig ergeben waren, aber bei einer Minute Freizeit nahm man immer ein Buch zur Hand. Ich bin’s auch: ein Liebhaber von geschriebenen und gedruckten Worten. Ich lese sowohl einen schwierigen, mehr oder weniger wissenschaftlich aussehenden Schmöker, als auch eine leichte Bagatelle.
Früher in meinem Elternhaus war kein Zimmer ohne Bücher und ohne Regale worin sie Platz fanden. Die Mutter liebte Romane; mein Vater liebte vor allem Sach- und Kunstbücher. Von klein auf hat er mich ermutigt vorsichtig ein Buch aus dem Regal zu nehmen, zu erfahren wie herrlich bedruckte Seiten manchmal riechen können, und von den fantastischen Illustrationen, Fotos und Bilder zu genießen. Auch damals, bevor ich gelernt hatte zu lesen, konnte ich mir ein Bild machen von was der Autor zum Beispiel an Dürerschen Stichen so schön fand. Wie oft habe ich nicht die fröhlichen Bauersleute bei Breughel bewundert und die üppigen Damen bei Rubens!
Eine Büchergattung, welche gedruckte Kenntnisse mit allerhand Bilder vereinigt, ist natürlich die Enzyklopädie oder, wie ich später erfuhr, auch wohl Konversationslexikon genannt. Wir hatten einige davon, in verschiedenen Sprachen. Ich seh’ sie vor mir: Knaurs Illustrierte Konversationslexikon oder den niederländischen Sechzehnteiler Winkler Prins Encyclopedie. Wir hatten auch eine Englische (herausgegeben vom Seifenfabrikanten Pears’ Soap) und eine kleine (aber dickbäuchige) Französische Larousse. Und natürlich den uralten Brockhaus aus 1925 den ich mir auf dem Flohmarkt erworben habe.



Heutzutage hat Google, Wikepedia und das gesamte Internet den Platz eingenommen den früher das Konversationslexikon inne hatte. Und wenn wir nicht aufpassen, lesen wir in einigen Jahren nur E-Bücher mit einem E-Reader. Kann Microsoft beim programmieren auch nicht ein weinig Bücherpapiergeruch hinzufügen? Das mögen die Würmer nämlich so gerne!
Früher in meinem Elternhaus war kein Zimmer ohne Bücher und ohne Regale worin sie Platz fanden. Die Mutter liebte Romane; mein Vater liebte vor allem Sach- und Kunstbücher. Von klein auf hat er mich ermutigt vorsichtig ein Buch aus dem Regal zu nehmen, zu erfahren wie herrlich bedruckte Seiten manchmal riechen können, und von den fantastischen Illustrationen, Fotos und Bilder zu genießen. Auch damals, bevor ich gelernt hatte zu lesen, konnte ich mir ein Bild machen von was der Autor zum Beispiel an Dürerschen Stichen so schön fand. Wie oft habe ich nicht die fröhlichen Bauersleute bei Breughel bewundert und die üppigen Damen bei Rubens!
Eine Büchergattung, welche gedruckte Kenntnisse mit allerhand Bilder vereinigt, ist natürlich die Enzyklopädie oder, wie ich später erfuhr, auch wohl Konversationslexikon genannt. Wir hatten einige davon, in verschiedenen Sprachen. Ich seh’ sie vor mir: Knaurs Illustrierte Konversationslexikon oder den niederländischen Sechzehnteiler Winkler Prins Encyclopedie. Wir hatten auch eine Englische (herausgegeben vom Seifenfabrikanten Pears’ Soap) und eine kleine (aber dickbäuchige) Französische Larousse. Und natürlich den uralten Brockhaus aus 1925 den ich mir auf dem Flohmarkt erworben habe.



Heutzutage hat Google, Wikepedia und das gesamte Internet den Platz eingenommen den früher das Konversationslexikon inne hatte. Und wenn wir nicht aufpassen, lesen wir in einigen Jahren nur E-Bücher mit einem E-Reader. Kann Microsoft beim programmieren auch nicht ein weinig Bücherpapiergeruch hinzufügen? Das mögen die Würmer nämlich so gerne!
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Mittwoch, 7. Oktober 2009
Bagatelle XXI - Goodbye Bach
terra40, 23:18h
Allmählich erfahren wir hier im Ausland von den Normalitäten in der früheren DDR. Die meisten schroffen Unterschiede waren uns schon bekannt, aber jetzt hören wir auch wie sich drüben das übliche, normale Alltagsleben abspielte. So erzählt man uns, dass in Leipzig und weite Umgebung das Interesse für die menschliche Physiologie, und insbesondere für die Physiognomie, groß ist. Man interessiere sich sehr für die plastische Chirurgie und alle andere Möglichkeiten den menschlichen Körper im positiven Sinne zu beeinflussen.
So ist es kein Wunder dass das Auge von Dr. Rosemarie Wassehichhier auf den Eisenacher Ziegelleger Josef Kubitschka traf. Dr. Rosemarie ist von Hause aus Anatompathologe. Sie weiß alles vom menschlichen Gesicht, kennt alle Gesichtsknochen, Gesichtsmuskeln und Gesichtsnerven bei ihren Namen. Ihr fällt auf das der Ziegelleger Josef sich dem großen Eisenacher Komponisten Johann Sebastian Bach sehr ähnelt. Unglaublich, wie sich die Bilder gleichen!

Hier oben sehen wir Josef, den Ziegelleger. Das Bild ist aus den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts. Auffallend ist der damals schon moderne, westliche Haarschnitt, auch jetzt noch, zwanzig Jahre nach der Wende. Daraus geht mal wieder hervor wie fortschrittlich die Ziegelleger drüben waren. Dr. Rosemarie bittet Josef um Erlaubnis von seinem noch lebenden Gesicht eine Todesmaske anzufertigen: sie ist Experte auf diesem Gebiet. So gesagt und getan.

Und sobald wir Josef von einer Bachschen Perücke versehen, sehen wir den großen Musiker in lebendigen Leibe vor uns. So hat er denn ausgesehen. Bilder auf Leinwand hatten wir schon. Jetzt erscheint und der große Komponist Bach dreidimensional!

Hunderte haben die Ausstellung am forensischen Institut der Eisenacher Universität besucht, wo sie sich staunend um Bach versammelten. Manche Besucher waren außer sich und sangen spontan: Jauchzet, frohlocket! Andere sagten schmunzelnd: Aber, ist das nicht Josef der Ziegelleger? Sind wir alle blind oder was? Sie fingen an zu weinen und sangen betrübt: Wir setzen uns mit Tränen nieder.
Ich selber der alles sah, fühlte ihren Schmerz und summte leise: Blute nur du liebes Herz. Worauf alle sich in dem Schlusschor vereinigten: Ruhe sanfte, sanfte Ruh’.
So ist es kein Wunder dass das Auge von Dr. Rosemarie Wassehichhier auf den Eisenacher Ziegelleger Josef Kubitschka traf. Dr. Rosemarie ist von Hause aus Anatompathologe. Sie weiß alles vom menschlichen Gesicht, kennt alle Gesichtsknochen, Gesichtsmuskeln und Gesichtsnerven bei ihren Namen. Ihr fällt auf das der Ziegelleger Josef sich dem großen Eisenacher Komponisten Johann Sebastian Bach sehr ähnelt. Unglaublich, wie sich die Bilder gleichen!

Hier oben sehen wir Josef, den Ziegelleger. Das Bild ist aus den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts. Auffallend ist der damals schon moderne, westliche Haarschnitt, auch jetzt noch, zwanzig Jahre nach der Wende. Daraus geht mal wieder hervor wie fortschrittlich die Ziegelleger drüben waren. Dr. Rosemarie bittet Josef um Erlaubnis von seinem noch lebenden Gesicht eine Todesmaske anzufertigen: sie ist Experte auf diesem Gebiet. So gesagt und getan.

Und sobald wir Josef von einer Bachschen Perücke versehen, sehen wir den großen Musiker in lebendigen Leibe vor uns. So hat er denn ausgesehen. Bilder auf Leinwand hatten wir schon. Jetzt erscheint und der große Komponist Bach dreidimensional!

Hunderte haben die Ausstellung am forensischen Institut der Eisenacher Universität besucht, wo sie sich staunend um Bach versammelten. Manche Besucher waren außer sich und sangen spontan: Jauchzet, frohlocket! Andere sagten schmunzelnd: Aber, ist das nicht Josef der Ziegelleger? Sind wir alle blind oder was? Sie fingen an zu weinen und sangen betrübt: Wir setzen uns mit Tränen nieder.
Ich selber der alles sah, fühlte ihren Schmerz und summte leise: Blute nur du liebes Herz. Worauf alle sich in dem Schlusschor vereinigten: Ruhe sanfte, sanfte Ruh’.
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Freitag, 2. Oktober 2009
Bagatelle XX - Ediths Wiederauferstehung
terra40, 17:17h
Das Ende der vorigen, 19. Bagatelle warf einen düsteren Schatten über uns alle, die zusehen mussten wie es der Edith zumute gewesen sein muss in ihrer schwersten Stunde. Aber wir irren uns. Wir unterschätzen ihre Spannkraft und ihr Durchhaltevermögen. Die letzen Berichte über sie, die wir von der bildfreien Papparazzopresse aus Köln und München erhalten, verleihen Mut und Zuversicht. Edith ist wieder im Kommen.
Wenn der Fußballverein FC Königsklöpse 1923 ein Freundschaftsspiel antritt gegen den 1. FC Gräulichbünden (CH) sehen wir wie am Anfang die beiden Spielführer oder Kapitäne auf einander zugehen und sich gegenseitig schöne Fähnchen überreichen. Als Andenken an diesem gedenkwürdigen Tag. Jeder sich respektierende Verein (Sport- oder sonstiger) hat so eine Sammlung geschenkt bekommenen Fähnchen, die oft in einer imposanten Vitrine oder immensen Schaukasten aufbewahrt werden. Nicht nur Sportvereine, sondern auch Kreise, Gemeinden, Städte und Dörfer im In- und Ausland beschenken sich gegenseitig mit Fähnchen. Zum Beispiel die Kreisstadt Gauall im Allgäu oder die läppische Stadt Lepsovaarraström im finnischen Baltikum. Und jetzt kommt die Edith wieder auf die Bühne. Wie ein menschlicher Phoenix entsteigt sie ihrer Asche und verlässt ihren Zustand völliger Mittellosigkeit. Ihr Selbstvertrauen wächst und ihr Temperament erinnert wieder an früheren, wonnevollen Tagen. Was ist geschehen?

Es begann mit der holsteinischen Stadt Groß-Kleinmund. In der Person von Bürgermeister Karl Kleinmaul bat die Stadt Edith nach der Möglichkeit ihre städtische Fähnchensammlung an Ediths Robe zu befestigen und auf diese Weise zur Schau zu stellen. Nicht für umsonst, sondern gegen ein angemessenes Honorar. Die Stadt als Ediths Hauptsponsor sozusagen. Und Edith als lebendiger Schaukasten.

Nach Groß-Kleinmund folgten Navranto (in Toscane), Huddersplay (UK), Biciclette (F) und Klein-Großmund (Sachsen-Anhalt). An öffentlichen Feiertagen kann man dort Edith samt Fähnchen bewundern. Ein Hauch von früherer Schönheit und Übermut schwebt dann durch die Gassen. Die Leute bestaunen Edith. Wegen der farbigen Fähnchen, das ist klar, aber vielmehr wegen ihrer ungebrochenen Schönheit und der befremdenden Haarlosigkeit. Ediths Konto bei der hiesigen Sparkasse steigt täglich. Von ihrem zuerst verdienten Geld hat sie sich jetzt eine Perücke besorgen lassen.
Nein, glauben Sie mir. Die Edith wird noch vieles von sich hören lassen.
Zugabe: Sind Sie ganz und gar in Verwirrung weil Sie vom Anfang dieser Geschichte nichts verstehen? Dann könnten Sie besser zuvor die Bagatelle XIX lesen. Eine ganz neue Welt wird sich für Sie öffnen!
Wenn der Fußballverein FC Königsklöpse 1923 ein Freundschaftsspiel antritt gegen den 1. FC Gräulichbünden (CH) sehen wir wie am Anfang die beiden Spielführer oder Kapitäne auf einander zugehen und sich gegenseitig schöne Fähnchen überreichen. Als Andenken an diesem gedenkwürdigen Tag. Jeder sich respektierende Verein (Sport- oder sonstiger) hat so eine Sammlung geschenkt bekommenen Fähnchen, die oft in einer imposanten Vitrine oder immensen Schaukasten aufbewahrt werden. Nicht nur Sportvereine, sondern auch Kreise, Gemeinden, Städte und Dörfer im In- und Ausland beschenken sich gegenseitig mit Fähnchen. Zum Beispiel die Kreisstadt Gauall im Allgäu oder die läppische Stadt Lepsovaarraström im finnischen Baltikum. Und jetzt kommt die Edith wieder auf die Bühne. Wie ein menschlicher Phoenix entsteigt sie ihrer Asche und verlässt ihren Zustand völliger Mittellosigkeit. Ihr Selbstvertrauen wächst und ihr Temperament erinnert wieder an früheren, wonnevollen Tagen. Was ist geschehen?

Es begann mit der holsteinischen Stadt Groß-Kleinmund. In der Person von Bürgermeister Karl Kleinmaul bat die Stadt Edith nach der Möglichkeit ihre städtische Fähnchensammlung an Ediths Robe zu befestigen und auf diese Weise zur Schau zu stellen. Nicht für umsonst, sondern gegen ein angemessenes Honorar. Die Stadt als Ediths Hauptsponsor sozusagen. Und Edith als lebendiger Schaukasten.

Nach Groß-Kleinmund folgten Navranto (in Toscane), Huddersplay (UK), Biciclette (F) und Klein-Großmund (Sachsen-Anhalt). An öffentlichen Feiertagen kann man dort Edith samt Fähnchen bewundern. Ein Hauch von früherer Schönheit und Übermut schwebt dann durch die Gassen. Die Leute bestaunen Edith. Wegen der farbigen Fähnchen, das ist klar, aber vielmehr wegen ihrer ungebrochenen Schönheit und der befremdenden Haarlosigkeit. Ediths Konto bei der hiesigen Sparkasse steigt täglich. Von ihrem zuerst verdienten Geld hat sie sich jetzt eine Perücke besorgen lassen.

Nein, glauben Sie mir. Die Edith wird noch vieles von sich hören lassen.
Zugabe: Sind Sie ganz und gar in Verwirrung weil Sie vom Anfang dieser Geschichte nichts verstehen? Dann könnten Sie besser zuvor die Bagatelle XIX lesen. Eine ganz neue Welt wird sich für Sie öffnen!
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Mittwoch, 30. September 2009
Bagatelle XIX - Edith am Boden
terra40, 11:54h
Edith kennen Sie nicht? Veilleicht momentan nicht, aber nachdem Sie diese Bagatelle gelesen haben, wird sie sich für ewig in ihrem Gedächtnis aufhalten. Edith hat alles was eine Frau begehrt: sie hat die Beine von Marlene Dietrich, die mysteriösen Augen der Catherine Deneuve, die Figur von Marilyn Monroe und die unglaubliche Charme der Mona Lisa. Sie hat auch etwas nicht. An keiner Stelle an ihrem himmlischen Körper finden Sie ein einziges, kleines Haar. Nicht an ihrer zierlichen, wohlgeformten Schädeldecke, weder am Gesicht, an Armen oder Beinen. Sogar nicht an Körperteilen die meistens in der Verborgenheit bleiben. Nirgendwo auch nur ein Schimmer eines Haares. Die Augenwimper die Sie sehen, sind aus Kunststoff, aber das hatten Sie als Kenner der Materie sicher schon längst gemerkt. Nein, der zauberhaften Edith fehlt jedes Haar.

Edith ist weltberühmt wegen ihrer verschwenderischen Schönheit und ebenso um ihre verschwenderische Art und Weise mit der sie ihr Geld zum Fenster hinauswirft. Das schmälert aber keineswegs ihre Popularität beim Volk. Sie genießt vor allem die Gunst der politisch veranlagten Liebhaber und Gönner aus dem Süden unseres Landes. Ins besondere die mitte-rechts-Skala ist betroffen. Manche CDAFP-Politiker (und sogar einige aus der Ampelkoalition) berühmen sich anwesend gewesen zu sein bei einer ihrer Partys, aber nur wenige sind gerufen. Edith ist sehr wählerisch.

Nein, es konnte nicht gut gehen. Einmal musste es so kommen. Es geschah an einem schwarzen Freitag, als der Gerichtsvollzieher kam und ihr gesamtes Eigentum und ihren kompletten Besitz beschlagnahmte und ankündigte es zu Gunsten der hiesigen Steuerzahler versteigern zu wollen. Gesamt, sage ich, und davon ist kein Wort gelogen. Alles, ja buchstäblich alles verschwand in die sieben Lastfuhrwerke der Steuerbehörde die da angefahren kamen. Kein nichts wurde Edith gelassen, nicht einmal ihre Zahnbürste oder ihre schöne silberne Seifendose.
Nur ein einziges Kleidungsstück durfte die Edith behalten. Es war das metallene Gerüst an ihrem Körper womit sie ihre famosen Kleider die richtige Form gibt. Ein eiserner Reifrock sozusagen. Wie lieb von Edith dass sie mich als einziger gestattete ein Bild von ihr zu machen, wo wir sie sehen in ihrer endlosen, in Eisen umschlungener, nackten Schönheit. Sogar in der tiefsten Not strahlt sie Zuversicht und Souveränität aus.

Wird die haarlose Edith dies alles überstehen? Wird sie überleben und der Welt zeigen wie – auf Neudeutsch gesagt - ein wirkliches come-back aussieht? Wer Lust hat, kann es in der nächsten Bagatelle lesen.

Edith ist weltberühmt wegen ihrer verschwenderischen Schönheit und ebenso um ihre verschwenderische Art und Weise mit der sie ihr Geld zum Fenster hinauswirft. Das schmälert aber keineswegs ihre Popularität beim Volk. Sie genießt vor allem die Gunst der politisch veranlagten Liebhaber und Gönner aus dem Süden unseres Landes. Ins besondere die mitte-rechts-Skala ist betroffen. Manche CDAFP-Politiker (und sogar einige aus der Ampelkoalition) berühmen sich anwesend gewesen zu sein bei einer ihrer Partys, aber nur wenige sind gerufen. Edith ist sehr wählerisch.

Nein, es konnte nicht gut gehen. Einmal musste es so kommen. Es geschah an einem schwarzen Freitag, als der Gerichtsvollzieher kam und ihr gesamtes Eigentum und ihren kompletten Besitz beschlagnahmte und ankündigte es zu Gunsten der hiesigen Steuerzahler versteigern zu wollen. Gesamt, sage ich, und davon ist kein Wort gelogen. Alles, ja buchstäblich alles verschwand in die sieben Lastfuhrwerke der Steuerbehörde die da angefahren kamen. Kein nichts wurde Edith gelassen, nicht einmal ihre Zahnbürste oder ihre schöne silberne Seifendose.
Nur ein einziges Kleidungsstück durfte die Edith behalten. Es war das metallene Gerüst an ihrem Körper womit sie ihre famosen Kleider die richtige Form gibt. Ein eiserner Reifrock sozusagen. Wie lieb von Edith dass sie mich als einziger gestattete ein Bild von ihr zu machen, wo wir sie sehen in ihrer endlosen, in Eisen umschlungener, nackten Schönheit. Sogar in der tiefsten Not strahlt sie Zuversicht und Souveränität aus.

Wird die haarlose Edith dies alles überstehen? Wird sie überleben und der Welt zeigen wie – auf Neudeutsch gesagt - ein wirkliches come-back aussieht? Wer Lust hat, kann es in der nächsten Bagatelle lesen.
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Dienstag, 22. September 2009
Bagatelle XVIII - Abschied vom Konjunktiv
terra40, 23:19h
Ihnen, die von klein auf mit der deutschen Sprache vertraut sind, sag’ ich nichts Neues. Für Sie ist es der sprachliche Alltag, sozusagen. Wie von selbst strömen Ihnen die Sätze, Wörter und Silben aus der Feder, wonach sie, die Silben und Sätze meine ich, ohne Fehl und Tadel, grammatisch und idiomatisch korrekt auf dem Monitorbildschirm erscheinen. Zum Beispiel dieser Satz:
„ Wie gerne wäre ich gekommen, aber die Zeit reichte nicht aus.“
Für uns, denen mit Mühe und Not und durch langjähriges Studium die Schwierigkeiten der deutschen Sprache allmählig einigermaßen bewusst geworden sind, liegt die Sache komplizierter. Wir kennen in unserer eigenen Sprache unter anderem den Präsens, das Imperfekt und das Perfekt. Etwas geschieht oder ist geschehen und dabei gehören deutliche und unverwechselbare Sprachformen. So auch bei Ihnen: der Mann geht an die Arbeit, während er gestern an die Arbeit ging und vorige Woche an die Arbeit gegangen ist. So ungefähr.

Da kommt plötzlich auf einmal eine neue, für uns unbekannte Sprachform auf die Bühne, nämlich der Konjunktiv. Oft bedient er sich der Frau Umlaut, die ihm stets begleitet, und man kann dann Sätze hören wie:
’Wie gerne wäre ich an die Arbeit gegangen, wenn die Zeit gepasst hätte.’
Oder der Satz:
’Er sagt, er habe keine Zeit um an die Arbeit zu gehen. Die passe ihm obendrein nicht.’
Verstehen Sie jetzt, dass diese Sprachäußerungen für Nicht-Deutsche so schwer verständlich sind, dass sie oftmals zu Missverständnissen führen? Geht dieser Mann nun endlich an die Arbeit oder zögert er noch immer? Versucht er uns reinzulegen oder wie? Dieser Konjunktiv? Entfernen sollte man ihn aus der deutschen Grammatik. Endgültig, für alle Jahre und ewig.
-----------
Natürlich ist dies alles nicht ernst gemeint. Der Konjunktiv soll ruhig seinen angestammten Platz behalten können. Er lebe hoch!
Aber, um zu zeigen wie viele Lehrbücher man braucht um einiges vom Konjunktiv zu verstehen, zeige ich Ihnen hier einen Teil meiner Deutschlehrbücher. Wie gesagt, es ist nur ein Teil.

„ Wie gerne wäre ich gekommen, aber die Zeit reichte nicht aus.“
Für uns, denen mit Mühe und Not und durch langjähriges Studium die Schwierigkeiten der deutschen Sprache allmählig einigermaßen bewusst geworden sind, liegt die Sache komplizierter. Wir kennen in unserer eigenen Sprache unter anderem den Präsens, das Imperfekt und das Perfekt. Etwas geschieht oder ist geschehen und dabei gehören deutliche und unverwechselbare Sprachformen. So auch bei Ihnen: der Mann geht an die Arbeit, während er gestern an die Arbeit ging und vorige Woche an die Arbeit gegangen ist. So ungefähr.

Da kommt plötzlich auf einmal eine neue, für uns unbekannte Sprachform auf die Bühne, nämlich der Konjunktiv. Oft bedient er sich der Frau Umlaut, die ihm stets begleitet, und man kann dann Sätze hören wie:
’Wie gerne wäre ich an die Arbeit gegangen, wenn die Zeit gepasst hätte.’
Oder der Satz:
’Er sagt, er habe keine Zeit um an die Arbeit zu gehen. Die passe ihm obendrein nicht.’
Verstehen Sie jetzt, dass diese Sprachäußerungen für Nicht-Deutsche so schwer verständlich sind, dass sie oftmals zu Missverständnissen führen? Geht dieser Mann nun endlich an die Arbeit oder zögert er noch immer? Versucht er uns reinzulegen oder wie? Dieser Konjunktiv? Entfernen sollte man ihn aus der deutschen Grammatik. Endgültig, für alle Jahre und ewig.
-----------
Natürlich ist dies alles nicht ernst gemeint. Der Konjunktiv soll ruhig seinen angestammten Platz behalten können. Er lebe hoch!
Aber, um zu zeigen wie viele Lehrbücher man braucht um einiges vom Konjunktiv zu verstehen, zeige ich Ihnen hier einen Teil meiner Deutschlehrbücher. Wie gesagt, es ist nur ein Teil.

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Montag, 21. September 2009
Bagatelle XVII - Wäschevorschrift
terra40, 00:09h
Wenn Sie mich fragen: ich bin kein Liebhaber von Vorschriften. Hand aufs Herz: Schriften lese ich gerne, nur lasse ich mich ungern vorschreiben was zu tun oder zu lassen. Das nämlich bestimme ich am liebsten selber. Alles natürlich innerhalb der geltenden Gesetze, alles innerhalb moralischer Grenzen, aber alles mit Maßen.
Es scheint dass der heute lebende Mensch nicht mehr ohne Vorschriften auskommt. Die Welt ist zwar komplex und schwierig zu verstehen, aber wir können uns gerne ein Beispiel nehmen an unsere Vorfahren aus früheren Zeiten, die sich gut zurecht fanden in einer Welt ohne an der Wand gemalten schriftlichen Vorschriften. Auch die Wäschefrauen verstanden ihr Handwerk, und sogar ohne Anleitung, Vorschrift oder Gebrauchsanweisung.
Apropos, Wäschefrauen und Waschen von Kleidung: ein gutes Beispiel für die ungebremste Zahl an Vorschriften. Kaufe ich mir einen neuen Pyjama, so kaufe ich auch ein Vorschrift wie dieser Pyjama zu waschen sei. Und die erste und wichtigste Waschvorschrift heißt: beachten Sie bitte die beiliegende Wäschevorschrift!!
Zuerst kommt die Länderbezeichnung, gefolgt von den Vorschriften in den betreffenden Sprachen. Zum Beispiel bei meinem Pyjama:
D (Deutschland) – AT (Österreich) – CH (die Schweiz) :
100% Baumwolle / separat waschen / von links waschen und bügeln / nach dem Waschen in Form ziehen /
Danach folgt dasselbe in anderer Sprache.

Selber benütze ich die Wäschevorschriften gerne um meine Kenntnisse von Fremdsprachen zu verbessern und zu erweitern. Fragt mich einer aus Jutland (DK) was denn vrangsiden heiße, so antworte ich sofort: von links, von der falschen Seite. Und ich bilde mir ein, dass ein unsichtbarer Lehrer mir zufügt: sehr gut!, ausgezeichnete Antwort!
Im Grunde ist es einfach. Man spricht die Wörter der verschiedenen Sprachen laut vor sich her (so klangvoll dass der Nachtbar nebenan auch noch was lernen kann) und lernt so viel möglich auswendig. Wie früher in der Grund- und Volksschule, damals als in der Schule noch gepaukt, gelehrt und gelernt wurde. Ein kleines Beispiel lehrt uns dass ich inzwischen sage und schreibe mindestens elf (11) Bezeichnungen für Baumwolle in meinen Wortschatz habe aufnehmen können.
Baumwolle, cotton, coton, pamuk, bavina, bombaz, puuvilla, algodão, cotone, katoen, bawelna
Wie man etwas lernen kann! Und das alles bei 37 Grad Körpertemperatur, trocken, ohne Wasser und Seife, ohne zu waschen. Man glaubt es kaum. Und alles ohne Vorschrift.
Es scheint dass der heute lebende Mensch nicht mehr ohne Vorschriften auskommt. Die Welt ist zwar komplex und schwierig zu verstehen, aber wir können uns gerne ein Beispiel nehmen an unsere Vorfahren aus früheren Zeiten, die sich gut zurecht fanden in einer Welt ohne an der Wand gemalten schriftlichen Vorschriften. Auch die Wäschefrauen verstanden ihr Handwerk, und sogar ohne Anleitung, Vorschrift oder Gebrauchsanweisung.
Apropos, Wäschefrauen und Waschen von Kleidung: ein gutes Beispiel für die ungebremste Zahl an Vorschriften. Kaufe ich mir einen neuen Pyjama, so kaufe ich auch ein Vorschrift wie dieser Pyjama zu waschen sei. Und die erste und wichtigste Waschvorschrift heißt: beachten Sie bitte die beiliegende Wäschevorschrift!!
Zuerst kommt die Länderbezeichnung, gefolgt von den Vorschriften in den betreffenden Sprachen. Zum Beispiel bei meinem Pyjama:
D (Deutschland) – AT (Österreich) – CH (die Schweiz) :
100% Baumwolle / separat waschen / von links waschen und bügeln / nach dem Waschen in Form ziehen /
Danach folgt dasselbe in anderer Sprache.

Selber benütze ich die Wäschevorschriften gerne um meine Kenntnisse von Fremdsprachen zu verbessern und zu erweitern. Fragt mich einer aus Jutland (DK) was denn vrangsiden heiße, so antworte ich sofort: von links, von der falschen Seite. Und ich bilde mir ein, dass ein unsichtbarer Lehrer mir zufügt: sehr gut!, ausgezeichnete Antwort!
Im Grunde ist es einfach. Man spricht die Wörter der verschiedenen Sprachen laut vor sich her (so klangvoll dass der Nachtbar nebenan auch noch was lernen kann) und lernt so viel möglich auswendig. Wie früher in der Grund- und Volksschule, damals als in der Schule noch gepaukt, gelehrt und gelernt wurde. Ein kleines Beispiel lehrt uns dass ich inzwischen sage und schreibe mindestens elf (11) Bezeichnungen für Baumwolle in meinen Wortschatz habe aufnehmen können.
Baumwolle, cotton, coton, pamuk, bavina, bombaz, puuvilla, algodão, cotone, katoen, bawelna
Wie man etwas lernen kann! Und das alles bei 37 Grad Körpertemperatur, trocken, ohne Wasser und Seife, ohne zu waschen. Man glaubt es kaum. Und alles ohne Vorschrift.
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Donnerstag, 17. September 2009
Bagatelle XVI - Stilles Beileid
terra40, 15:00h
Über Gefühle welche mit Schmerz und Trauer verbunden sind, ist unsagbar vieles geschrieben worden. Man könnte sogar der These beipflichten dass fast alles Geschriebene im weitesten Sinne über das menschliche Unglück handelt. Über unglückliche Ereignisse lässt es sich scheinbar und merkwürdigerweise leichter reden und schreiben als über Glück und Freude. Vorläufig nehmen wir an dass es was mit den unerklärlichen Neigungen des Menschen zu tun hat das Negative stärker zu betonen als das Positive. Der Mensch ist im Grunde ein ziemlicher Pessimist. (Oder sind Sie anderer Meinung?)
Immerhin, in bestimmten Fällen ist es gebräuchlich und gute Sitte seinen Schmerz und sein Mitgefühl schriftlich zu bekunden. Zum Beispiel bei einem Sterbefall, wenn man nicht in der Lage ist persönlich bei der Beerdigung anwesend zu sein. Ich meine nicht die Anzeigen in den Zeitungen, welche mit einem Strom an Worten die vielen guten Eigenschaften eines Verstorbenen hervorheben. Ich meine ihre und meine schlichten Versuche in einem kleinen Brief an die Hinterbliebenen deutlich zu machen wie sehr uns dieser Tod getroffen und betroffen gemacht hat. Außerdem möchten wir den Verwandten mitteilen, dass wir an sie denken und mit ihnen mitleiden und mitfühlen. Aber wie finden wir die richtigen Worte?
Als Hanna, die erste Ehefrau meines Schwiegervaters, starb, befand sich unter den schriftlichen Zeugnissen des Beileids und Mitgefühls, welche vom Postboten ins Haus gebracht wurden, eine sehr besonderes Exemplar. Es war ein sehr kleines gelbweißes Kärtchen (Maßen: 10 * 5 Cm., Gewicht: 3,5 Gramm) in einem ebenso weißen und kleinen Umschlag. Die Karte ist gelbweiß, aber das Gelbe kommt vom Alter. Alles weiße vergilbt einmal. Die Beileidskarte ist von 1936. Damals genügte eine Briefmarke von 1½ Cents.


Nur der Name des Absenders steht auf der Karte. Es ist die Witwe te Kampe, so lesen wir. Nur ihr Name schreibt sie, sonst nichts. Keine großen Worte die von Schmerz und Reue zeugen. Keine Silbe die Trauer ausdrückt. Vielleicht war die Trauer so groß dass der Witwe te Kampe einfach die Worte fehlten. So etwas kommt vor.
Nachschrift: Über Hanna, die Verstorbene, können Sie mehr lesen in der 10. Bagatelle.
Immerhin, in bestimmten Fällen ist es gebräuchlich und gute Sitte seinen Schmerz und sein Mitgefühl schriftlich zu bekunden. Zum Beispiel bei einem Sterbefall, wenn man nicht in der Lage ist persönlich bei der Beerdigung anwesend zu sein. Ich meine nicht die Anzeigen in den Zeitungen, welche mit einem Strom an Worten die vielen guten Eigenschaften eines Verstorbenen hervorheben. Ich meine ihre und meine schlichten Versuche in einem kleinen Brief an die Hinterbliebenen deutlich zu machen wie sehr uns dieser Tod getroffen und betroffen gemacht hat. Außerdem möchten wir den Verwandten mitteilen, dass wir an sie denken und mit ihnen mitleiden und mitfühlen. Aber wie finden wir die richtigen Worte?
Als Hanna, die erste Ehefrau meines Schwiegervaters, starb, befand sich unter den schriftlichen Zeugnissen des Beileids und Mitgefühls, welche vom Postboten ins Haus gebracht wurden, eine sehr besonderes Exemplar. Es war ein sehr kleines gelbweißes Kärtchen (Maßen: 10 * 5 Cm., Gewicht: 3,5 Gramm) in einem ebenso weißen und kleinen Umschlag. Die Karte ist gelbweiß, aber das Gelbe kommt vom Alter. Alles weiße vergilbt einmal. Die Beileidskarte ist von 1936. Damals genügte eine Briefmarke von 1½ Cents.


Nur der Name des Absenders steht auf der Karte. Es ist die Witwe te Kampe, so lesen wir. Nur ihr Name schreibt sie, sonst nichts. Keine großen Worte die von Schmerz und Reue zeugen. Keine Silbe die Trauer ausdrückt. Vielleicht war die Trauer so groß dass der Witwe te Kampe einfach die Worte fehlten. So etwas kommt vor.
Nachschrift: Über Hanna, die Verstorbene, können Sie mehr lesen in der 10. Bagatelle.
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Sonntag, 13. September 2009
Bagatelle XV - Doktor im Angebot
terra40, 20:51h
Die Sache ist, dass es wieder saure-Gurkenzeit ist. Es ist Urlaub und die wenigen Journalisten die noch da sind, auf der dortigen Redaktion meine ich, bemühen sich schwer um die Seiten ihres Barmherzigerode Tagesanzeigers oder wie die Zeitung auch heißen mag, zu füllen. Denn Zeitungen wollen mit aller Gewalt voll und gefüllt sein: mit Anzeigen, mit Geschichten, mit Klatsch und Tratsch, mit gefundenem Fressen, oder mit was weiß ich. Als einmal Die Bocholter Mittagspost Mitte August 1985 eines Tages erschien mit einer Seite 8 (Auslandsberichte) die völlig leer und glänzend weiß blieb, (es geschah an diesem Tage im gesamten Ausland nichts bedeutsames,) war die Welt zu klein. Die komplette Bocholter Leserschaft forderte sofort den Rücktritt der gesamten Aus- und Inlandsredaktion. (Man bezahle nicht für unbeschriebene Blätter, hieß es.)
Hier bei uns werden dieser Tage hunderte von Spalten vollgeschrieben mit Berichten aus Deutschland über gekaufte Doktoren. Die Rede ist von einer geheimnisvollen Instanz welche jahrelang mit ebenso geheimnisvollen Anzeigen warb, worin man einen Doktortitel anbot, der für einen Apfel und ein Ei zu bekommen sei. Kaufen! Einen Doktortitel kaufen! Man stelle sich vor! Statt jahrelanger, mühevoller wissenschaftlicher Arbeit in kleinen, dunklen Universitätskammern jetzt die Übergabe von 3456,78 Euro und schon hat man die Urkunde, das Doktordiplom, inklusive aller benötigter Unterschriften ins Haus. Die Mafia (oder ist es Maffia?) scheint eingedrungen zu sein in die einst so unabhängige deutsche Wissenschaft, wie soll ich mir das vorstellen?
Die Sache ist, dass ein Doktortitel Ansehen, Ruhm und Ehre verschafft. Und warum eigentlich? Ist ein Herr Doktor es wert dass man ihn auf der Straße mit mehr Ehrfurcht grüßt als andere Menschen die still und schweigend ihre tägliche Arbeit nachgehen? Ist die Frau Doktor Greifvogel attraktiver als Frau Brennholz nebenan, deren Gatte zufälligerweise keinen Doktor gemacht hat und der trotzdem bei der freiwilligen Feuerwehr ausgezeichnete Arbeit leistet? Ist der Herr Dr. Dr. Dr. Flensburg qua Charakter ein besserer Mensch als Herr Karl-Friedrich Ohnetitel?
Und Sie? Ja, Sie selber? werden Sie fragen. Wieso bilden Sie sich ein über eine Sache ein Urteil fällen zu können die ihr Vorstellungsvermögen total übersteigt? Nun, sage ich dazu bescheiden, ich weiß bescheid. Ich bin nämlich selber einer von denen. Aber meinen Doktor (keinen Deutschen übrigens) habe ich mir mit viel Schweiß, Blut und Tränen (das hat es mir gekostet, sonst kein Euro) irgendwo im fremden Ausland redlich verdient. Meinen ziemlich freundlichen Charakter hat er hoffentlich nicht verdorben, dieser unkäufliche Doktor.
Auf dem Bild sehen Sie einen Teil meines Arbeitszimmers. An der Wand hängen einige meine sauer verdienten Zeugnisse, u. a. mein Schwimmdiplom und daneben ein Beweis dass die Universität Nimwegen mir den Doktortitel in den Sozialwissenschaften erteilt hat (das übergroße Plakat).

Hier bei uns werden dieser Tage hunderte von Spalten vollgeschrieben mit Berichten aus Deutschland über gekaufte Doktoren. Die Rede ist von einer geheimnisvollen Instanz welche jahrelang mit ebenso geheimnisvollen Anzeigen warb, worin man einen Doktortitel anbot, der für einen Apfel und ein Ei zu bekommen sei. Kaufen! Einen Doktortitel kaufen! Man stelle sich vor! Statt jahrelanger, mühevoller wissenschaftlicher Arbeit in kleinen, dunklen Universitätskammern jetzt die Übergabe von 3456,78 Euro und schon hat man die Urkunde, das Doktordiplom, inklusive aller benötigter Unterschriften ins Haus. Die Mafia (oder ist es Maffia?) scheint eingedrungen zu sein in die einst so unabhängige deutsche Wissenschaft, wie soll ich mir das vorstellen?
Die Sache ist, dass ein Doktortitel Ansehen, Ruhm und Ehre verschafft. Und warum eigentlich? Ist ein Herr Doktor es wert dass man ihn auf der Straße mit mehr Ehrfurcht grüßt als andere Menschen die still und schweigend ihre tägliche Arbeit nachgehen? Ist die Frau Doktor Greifvogel attraktiver als Frau Brennholz nebenan, deren Gatte zufälligerweise keinen Doktor gemacht hat und der trotzdem bei der freiwilligen Feuerwehr ausgezeichnete Arbeit leistet? Ist der Herr Dr. Dr. Dr. Flensburg qua Charakter ein besserer Mensch als Herr Karl-Friedrich Ohnetitel?
Und Sie? Ja, Sie selber? werden Sie fragen. Wieso bilden Sie sich ein über eine Sache ein Urteil fällen zu können die ihr Vorstellungsvermögen total übersteigt? Nun, sage ich dazu bescheiden, ich weiß bescheid. Ich bin nämlich selber einer von denen. Aber meinen Doktor (keinen Deutschen übrigens) habe ich mir mit viel Schweiß, Blut und Tränen (das hat es mir gekostet, sonst kein Euro) irgendwo im fremden Ausland redlich verdient. Meinen ziemlich freundlichen Charakter hat er hoffentlich nicht verdorben, dieser unkäufliche Doktor.
Auf dem Bild sehen Sie einen Teil meines Arbeitszimmers. An der Wand hängen einige meine sauer verdienten Zeugnisse, u. a. mein Schwimmdiplom und daneben ein Beweis dass die Universität Nimwegen mir den Doktortitel in den Sozialwissenschaften erteilt hat (das übergroße Plakat).

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Montag, 7. September 2009
Bagatelle XIV - Verlorene Sprache
terra40, 16:32h
Auf Seite 5 der Sommerausgabe des “Kampioen”, einer Herausgabe des niederländischen ADAC, steht eine große Anzeige des deutschen Verkehrsvereins. Gefördert, so lesen wir unten in sehr kleinen Buchstaben, durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie. Na also, was will man noch mehr?

Die Anzeige wirbt für Ferienreisen in und nach Deutschland. Wir sehen eine vierköpfige Schweinefamilie am Nord- oder Ostseestrand. Nach den fragenden Blicken in ihren Augen zu urteilen sind es Ausländer (Mann, Frau, Junge, Mädchen: stereotypischer geht es wohl nicht..) die eigentlich lieber nicht in einer Anzeige auftreten wollten. Über das Bild liest man: herrliche Reisen für sommerliche Preise. Nein, die Schweinefamilie besteht nicht aus Sparschweinen, sonst hätten sie wohl den Riss in ihren Rücken gezeigt.
Man könnte sehr vieles über diese Anzeige sagen, positives und negatives. Darum geht es mir nicht. Links oben lese ich gelb auf rot die zwei Wörter Affordable Hospitality. Man meint wohl damit, dass jeder, der Deutschland in den Ferien besuchen möchte, sich die deutsche Gastfreundlichkeit (finanziell) leisten kann. Das mag schon stimmen.

Aber warum immer auch in English? Hat die deutsche Öffentlichkeit ihr Vertrauen in die Aussagekraft der eigenen Sprache ganz und gar verloren? Oder ist es eine populäre Art sich in Europa und weltweit zu profilieren als ein Land das sich die Englische Sprache mehr und mehr zu Herzen nimmt? Seht wie aufgeschlossen wir sind!
Nichts gegen die Sprache von Shakespeare, Dickens und Jane Austen. Im Gegenteil. Nichts gegen Versuche auf lockerer Weise zu werben für Reisen nach Deutschland. Aber bitte keine Angst für Verlust von – ja von was – wenn man nicht mindestens ein Englisches Wort in drei Sätzen verwendet hat. Sagt ein Ausländer der früher keinen Job hatte und dennoch seine Arbeit nachging und der sich keine BahnCard aber schon eine Fahrkarte leisten konnte. Das übertrieben und unnötige Verwenden des englischen überlassen Sie besser uns, den Holländern. Darin sind wir – auch in der Werbung für Ferienziele - Weltmeister.

Die Anzeige wirbt für Ferienreisen in und nach Deutschland. Wir sehen eine vierköpfige Schweinefamilie am Nord- oder Ostseestrand. Nach den fragenden Blicken in ihren Augen zu urteilen sind es Ausländer (Mann, Frau, Junge, Mädchen: stereotypischer geht es wohl nicht..) die eigentlich lieber nicht in einer Anzeige auftreten wollten. Über das Bild liest man: herrliche Reisen für sommerliche Preise. Nein, die Schweinefamilie besteht nicht aus Sparschweinen, sonst hätten sie wohl den Riss in ihren Rücken gezeigt.
Man könnte sehr vieles über diese Anzeige sagen, positives und negatives. Darum geht es mir nicht. Links oben lese ich gelb auf rot die zwei Wörter Affordable Hospitality. Man meint wohl damit, dass jeder, der Deutschland in den Ferien besuchen möchte, sich die deutsche Gastfreundlichkeit (finanziell) leisten kann. Das mag schon stimmen.

Aber warum immer auch in English? Hat die deutsche Öffentlichkeit ihr Vertrauen in die Aussagekraft der eigenen Sprache ganz und gar verloren? Oder ist es eine populäre Art sich in Europa und weltweit zu profilieren als ein Land das sich die Englische Sprache mehr und mehr zu Herzen nimmt? Seht wie aufgeschlossen wir sind!
Nichts gegen die Sprache von Shakespeare, Dickens und Jane Austen. Im Gegenteil. Nichts gegen Versuche auf lockerer Weise zu werben für Reisen nach Deutschland. Aber bitte keine Angst für Verlust von – ja von was – wenn man nicht mindestens ein Englisches Wort in drei Sätzen verwendet hat. Sagt ein Ausländer der früher keinen Job hatte und dennoch seine Arbeit nachging und der sich keine BahnCard aber schon eine Fahrkarte leisten konnte. Das übertrieben und unnötige Verwenden des englischen überlassen Sie besser uns, den Holländern. Darin sind wir – auch in der Werbung für Ferienziele - Weltmeister.
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Mittwoch, 2. September 2009
Bagatelle XIII - Köstliche Begegnung
terra40, 23:21h
Vor einigen Tagen begegnete ich ziemlich unerwartet meinem alten Freund, dem Herrn Thaler, mit Vorname Neander. Wir kennen uns schon seit Dutzenden von Jahren, dutzen uns, und als er mich sah, lud er mich sofort ein mich zu ihm zu setzen.
Er saß zu Tische im Restaurant “Zum Neanderthaler” (Gegründet 1865 oder 1856, darüber streiten sich die Nachbarn) und war gerade dabei eine Fleischprobe durchzuführen. Einige seiner Bemerkungen während der Zeit des Speisens, möchte ich hier wegen ihrer Prägnanz und Wortwahl vor Ihnen und für Sie wiederholen. Die schlimmsten von ihm gesprochen Sätzen lassen wir unbeachtet: jeder spricht wie ihm der Schnabel gewachsen ist. Und Neander spricht frei heraus und frisch von der Seele.
- Die heutige deutsche Küche sollte sich schämen! Zu kleine Portionen und die Suppe ist kalt! Wo ist hier die Bedienung wenn man sie braucht?
- Was ich hier esse? Das siehst du doch: eine Schweinerippe aus Kassel. Das fast Feinste vom Feinen. Keine asiatischen Pfifferlinge oder ähnliches.
- Wie es meiner Gattin geht? Danke der Nachfrage. Ziemlich gut anscheinend. Das war jedenfalls der Fall vor zehn Jahren als ich sie und sie mich verließ.
- Herr Ober! Bringen Sie bitte mir noch ein kaltes Pilsner und diesem Herrn einen Jägermeister gegen die Kälte. Und das Bier bitte kalt und nicht lauwarm wie voriges Mal.
- Noch immer politisch untätig? Und dich hätte man in dieser Wahlperiode so gut gebrauchen können. Dumme Politiker gibt es genüge.
- Schade dass ich jetzt gehen muss. Mein Omnibus geht um vier.
Schade auch dass er mir überließ die Rechnung zu zahlen. Exklusive Trinkgeld waren es € 65 und zwanzig Cents. Kein Schnäppchen also. Gut von mir dass ich, unbemerkt, ein schönes, treffendes Lichtbild von ihm genommen habe das Sie hier drunten sehen.

Er saß zu Tische im Restaurant “Zum Neanderthaler” (Gegründet 1865 oder 1856, darüber streiten sich die Nachbarn) und war gerade dabei eine Fleischprobe durchzuführen. Einige seiner Bemerkungen während der Zeit des Speisens, möchte ich hier wegen ihrer Prägnanz und Wortwahl vor Ihnen und für Sie wiederholen. Die schlimmsten von ihm gesprochen Sätzen lassen wir unbeachtet: jeder spricht wie ihm der Schnabel gewachsen ist. Und Neander spricht frei heraus und frisch von der Seele.
- Die heutige deutsche Küche sollte sich schämen! Zu kleine Portionen und die Suppe ist kalt! Wo ist hier die Bedienung wenn man sie braucht?
- Was ich hier esse? Das siehst du doch: eine Schweinerippe aus Kassel. Das fast Feinste vom Feinen. Keine asiatischen Pfifferlinge oder ähnliches.
- Wie es meiner Gattin geht? Danke der Nachfrage. Ziemlich gut anscheinend. Das war jedenfalls der Fall vor zehn Jahren als ich sie und sie mich verließ.
- Herr Ober! Bringen Sie bitte mir noch ein kaltes Pilsner und diesem Herrn einen Jägermeister gegen die Kälte. Und das Bier bitte kalt und nicht lauwarm wie voriges Mal.
- Noch immer politisch untätig? Und dich hätte man in dieser Wahlperiode so gut gebrauchen können. Dumme Politiker gibt es genüge.
- Schade dass ich jetzt gehen muss. Mein Omnibus geht um vier.
Schade auch dass er mir überließ die Rechnung zu zahlen. Exklusive Trinkgeld waren es € 65 und zwanzig Cents. Kein Schnäppchen also. Gut von mir dass ich, unbemerkt, ein schönes, treffendes Lichtbild von ihm genommen habe das Sie hier drunten sehen.

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Freitag, 28. August 2009
Bagatelle XII - Johanns Denkmal
terra40, 02:03h
Von Leuten, für die ein Denkmal gesetzt wird, kann man in der Regel folgendes sagen. Entweder man hat’s verdient, z.B. hundert Menschen in dem rasenden Herbststurm auf hoher See das Leben gerettet (verdient) oder zwanzig Jahre ununterbrochen für Kaiser gespielt (unverdient). Jedoch, es gibt noch eine dritte Kategorie wobei das Adjektiv verdient/unverdient keine Rolle spielt.

Dies hier ist Johann. Bauer von Beruf und in seiner Freizeit leidenschaftlicher Schmuggler. Es trifft dass er nur hundert-einundzwanzig Meter entfernt von der deutsch-niederländischen Grenze lebt. Wenn er also seine Ware – meistens Kaffee oder Butter, aber auch sieben Flaschen Schnaps lassen ihn nicht kalt - über die Grenze bringt, braucht er nicht weit. Johann ist obendrein ein großer Liebhaber des weiblichen Geschlechtes, vor allem wenn die Damen CDU wählen und noch mehr wenn sie CDU-Bürgermeisterin werden wollen.

Liebhaben, sich lieben, ist gestattet, jedenfalls gesetzlich nicht verboten, im Gegensatz zu schmuggeln. Für Schmuggler wie Johann gilt bei einer Last von 75 Kilo bester Kaffee eine Höchststrafe von drei Monaten Einzelhaft auf Bewährung und Wasser und Brot. Die größten Liebhaber werden, wie wir alle wissen, lebenslänglich gestraft, aber das nur nebenbei gesagt.
Jedes Gesetz braucht eine Person die darauf achtet, dass das Gesetz eingehalten wird. Schmuggeln ist verboten und deshalb brauchen wir einen wie Joachim der zusieht dass keine Ware unerlaubt die Grenze passiert, es seien Kaffee, gute Butter, Schweinefleisch oder Spirituosen. Johanns unfreundlicher, besser gesagt feindlicher Nebenbuhler, ist also der Zollbeamte Joachim. Wir, die hier an der Grenze zuhause sind, nennen ihn “den Kommis“. Joachim steht sehr oft morgens früh bei der Volksbank und schaut durch sein Fernrohr um verdächtige Personen aufzulauern. In diesem Falle sieht er Johann. Gut dass er sein Fernglas verkehrt-um vor seinen Augen hält. Aber so sind halt die Leute welche die Obrigkeit über uns gestellt hat.

Der Kommis Joachim hat hier in Bocholt-Süderwick (NRW) – so heißt der Ort des Geschehens – seien festen Platz. Und auch der Schmuggler hat hier sein Denkmal. Nicht Hermanns Denkmal, das steht wie wir alle wissen irgendwo im Teutoburgerland, sondern Johanns Denkmal.

Nachschrift: Die hier abgebildeten bronzenen Denkmäler sind Kunstwerke von Jürgen Ebert aus Münster. Sie zeugen nicht nur von künstlerischer Begabung, sonder auch von Humor.

Dies hier ist Johann. Bauer von Beruf und in seiner Freizeit leidenschaftlicher Schmuggler. Es trifft dass er nur hundert-einundzwanzig Meter entfernt von der deutsch-niederländischen Grenze lebt. Wenn er also seine Ware – meistens Kaffee oder Butter, aber auch sieben Flaschen Schnaps lassen ihn nicht kalt - über die Grenze bringt, braucht er nicht weit. Johann ist obendrein ein großer Liebhaber des weiblichen Geschlechtes, vor allem wenn die Damen CDU wählen und noch mehr wenn sie CDU-Bürgermeisterin werden wollen.

Liebhaben, sich lieben, ist gestattet, jedenfalls gesetzlich nicht verboten, im Gegensatz zu schmuggeln. Für Schmuggler wie Johann gilt bei einer Last von 75 Kilo bester Kaffee eine Höchststrafe von drei Monaten Einzelhaft auf Bewährung und Wasser und Brot. Die größten Liebhaber werden, wie wir alle wissen, lebenslänglich gestraft, aber das nur nebenbei gesagt.
Jedes Gesetz braucht eine Person die darauf achtet, dass das Gesetz eingehalten wird. Schmuggeln ist verboten und deshalb brauchen wir einen wie Joachim der zusieht dass keine Ware unerlaubt die Grenze passiert, es seien Kaffee, gute Butter, Schweinefleisch oder Spirituosen. Johanns unfreundlicher, besser gesagt feindlicher Nebenbuhler, ist also der Zollbeamte Joachim. Wir, die hier an der Grenze zuhause sind, nennen ihn “den Kommis“. Joachim steht sehr oft morgens früh bei der Volksbank und schaut durch sein Fernrohr um verdächtige Personen aufzulauern. In diesem Falle sieht er Johann. Gut dass er sein Fernglas verkehrt-um vor seinen Augen hält. Aber so sind halt die Leute welche die Obrigkeit über uns gestellt hat.

Der Kommis Joachim hat hier in Bocholt-Süderwick (NRW) – so heißt der Ort des Geschehens – seien festen Platz. Und auch der Schmuggler hat hier sein Denkmal. Nicht Hermanns Denkmal, das steht wie wir alle wissen irgendwo im Teutoburgerland, sondern Johanns Denkmal.

Nachschrift: Die hier abgebildeten bronzenen Denkmäler sind Kunstwerke von Jürgen Ebert aus Münster. Sie zeugen nicht nur von künstlerischer Begabung, sonder auch von Humor.
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