Montag, 7. September 2009
Bagatelle XIV - Verlorene Sprache
Auf Seite 5 der Sommerausgabe des “Kampioen”, einer Herausgabe des niederländischen ADAC, steht eine große Anzeige des deutschen Verkehrsvereins. Gefördert, so lesen wir unten in sehr kleinen Buchstaben, durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie. Na also, was will man noch mehr?



Die Anzeige wirbt für Ferienreisen in und nach Deutschland. Wir sehen eine vierköpfige Schweinefamilie am Nord- oder Ostseestrand. Nach den fragenden Blicken in ihren Augen zu urteilen sind es Ausländer (Mann, Frau, Junge, Mädchen: stereotypischer geht es wohl nicht..) die eigentlich lieber nicht in einer Anzeige auftreten wollten. Über das Bild liest man: herrliche Reisen für sommerliche Preise. Nein, die Schweinefamilie besteht nicht aus Sparschweinen, sonst hätten sie wohl den Riss in ihren Rücken gezeigt.

Man könnte sehr vieles über diese Anzeige sagen, positives und negatives. Darum geht es mir nicht. Links oben lese ich gelb auf rot die zwei Wörter Affordable Hospitality. Man meint wohl damit, dass jeder, der Deutschland in den Ferien besuchen möchte, sich die deutsche Gastfreundlichkeit (finanziell) leisten kann. Das mag schon stimmen.



Aber warum immer auch in English? Hat die deutsche Öffentlichkeit ihr Vertrauen in die Aussagekraft der eigenen Sprache ganz und gar verloren? Oder ist es eine populäre Art sich in Europa und weltweit zu profilieren als ein Land das sich die Englische Sprache mehr und mehr zu Herzen nimmt? Seht wie aufgeschlossen wir sind!

Nichts gegen die Sprache von Shakespeare, Dickens und Jane Austen. Im Gegenteil. Nichts gegen Versuche auf lockerer Weise zu werben für Reisen nach Deutschland. Aber bitte keine Angst für Verlust von – ja von was – wenn man nicht mindestens ein Englisches Wort in drei Sätzen verwendet hat. Sagt ein Ausländer der früher keinen Job hatte und dennoch seine Arbeit nachging und der sich keine BahnCard aber schon eine Fahrkarte leisten konnte. Das übertrieben und unnötige Verwenden des englischen überlassen Sie besser uns, den Holländern. Darin sind wir – auch in der Werbung für Ferienziele - Weltmeister.

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