Mittwoch, 30. September 2009
Bagatelle XIX - Edith am Boden
Edith kennen Sie nicht? Veilleicht momentan nicht, aber nachdem Sie diese Bagatelle gelesen haben, wird sie sich für ewig in ihrem Gedächtnis aufhalten. Edith hat alles was eine Frau begehrt: sie hat die Beine von Marlene Dietrich, die mysteriösen Augen der Catherine Deneuve, die Figur von Marilyn Monroe und die unglaubliche Charme der Mona Lisa. Sie hat auch etwas nicht. An keiner Stelle an ihrem himmlischen Körper finden Sie ein einziges, kleines Haar. Nicht an ihrer zierlichen, wohlgeformten Schädeldecke, weder am Gesicht, an Armen oder Beinen. Sogar nicht an Körperteilen die meistens in der Verborgenheit bleiben. Nirgendwo auch nur ein Schimmer eines Haares. Die Augenwimper die Sie sehen, sind aus Kunststoff, aber das hatten Sie als Kenner der Materie sicher schon längst gemerkt. Nein, der zauberhaften Edith fehlt jedes Haar.



Edith ist weltberühmt wegen ihrer verschwenderischen Schönheit und ebenso um ihre verschwenderische Art und Weise mit der sie ihr Geld zum Fenster hinauswirft. Das schmälert aber keineswegs ihre Popularität beim Volk. Sie genießt vor allem die Gunst der politisch veranlagten Liebhaber und Gönner aus dem Süden unseres Landes. Ins besondere die mitte-rechts-Skala ist betroffen. Manche CDAFP-Politiker (und sogar einige aus der Ampelkoalition) berühmen sich anwesend gewesen zu sein bei einer ihrer Partys, aber nur wenige sind gerufen. Edith ist sehr wählerisch.



Nein, es konnte nicht gut gehen. Einmal musste es so kommen. Es geschah an einem schwarzen Freitag, als der Gerichtsvollzieher kam und ihr gesamtes Eigentum und ihren kompletten Besitz beschlagnahmte und ankündigte es zu Gunsten der hiesigen Steuerzahler versteigern zu wollen. Gesamt, sage ich, und davon ist kein Wort gelogen. Alles, ja buchstäblich alles verschwand in die sieben Lastfuhrwerke der Steuerbehörde die da angefahren kamen. Kein nichts wurde Edith gelassen, nicht einmal ihre Zahnbürste oder ihre schöne silberne Seifendose.
Nur ein einziges Kleidungsstück durfte die Edith behalten. Es war das metallene Gerüst an ihrem Körper womit sie ihre famosen Kleider die richtige Form gibt. Ein eiserner Reifrock sozusagen. Wie lieb von Edith dass sie mich als einziger gestattete ein Bild von ihr zu machen, wo wir sie sehen in ihrer endlosen, in Eisen umschlungener, nackten Schönheit. Sogar in der tiefsten Not strahlt sie Zuversicht und Souveränität aus.



Wird die haarlose Edith dies alles überstehen? Wird sie überleben und der Welt zeigen wie – auf Neudeutsch gesagt - ein wirkliches come-back aussieht? Wer Lust hat, kann es in der nächsten Bagatelle lesen.

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Habe gerade mit Interesse alles über Ihre Edith gelesen. Und ich konnte nicht verhindern, daß mir sofort mein Saunaerlebnis einfiel. Da hatte ich eine Begegnung mit einer Frau, die - bis auf das Kopfhaar - sehr Ihrer Edith ähnelte.

Autorantwort: Aber kennen Sie auch die Fortsetzung dieser grausamen Geschichte? Gruß, Terra40

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