Mittwoch, 31. Juli 2013
Bagatelle 193 - Festgenagelt
terra40, 23:40h
Da stehen sie: die Teilnehmer des high diving-Wettbewerbes auf den Schwimmweltmeisterschaften 2013 in Barcelona. Die zierlichen Damen befinden sich zwanzig, die nicht weniger zierlichen männlichen Athleten sage und schreibe siebenundzwanzig Meter oberhalb der Wasseroberfläche im Hafen von Barcelona.
Doch, Sie haben mich gut verstanden: 27 Meter beträgt die Distanz zwischen Plattform und Wasser. Mit einer Geschwindigkeit von nahezu 90 km/h, und nach etlichen Schraubensaltos und anderen unnachahmlichen Bewegungen erreichen die Springerinnen und Springer das Wasser. Der Eintauchvorgang selber soll möglichst spritzfrei vonstatten gehen. Man möchte überhaupt nicht daran denken was alles in dieser Tauchphase schief gehen kann. Welche schlimme Verletzungen kann ein unglücklicher Patzer nicht zur Folge haben!
Jedes Mal wenn ein Taucher sich auf dem Plattform befindet und sich nach dem Rande begibt, möchte ich ihm zurufen: Bitte, tu es nicht! Kehr um, wo es gerade noch kann! Alles umsonst. Nach drei-und-ein-halber Kontrasalto mit doppelter Schraube (gehechtet) landet der Springer unversehrt ins kühle Hafenwasser.
Kann man nichts dagegen unternehmen? Kann man die Damen und Herren Taucher nicht irgendwie aufhalten? Ihnen unterwegs etwas im Wege legen das ihnen den Weg zur Wasseroberfläche versperrt?
Doch, man kann. Vor einigen Jahren wurde in Amsterdam ein derartiges Tauchen veranstaltet. Man sprang von einer Brücke in den darunter ruhig dahinfließenden Amstel. An beiden Ufern standen einige Hochhäuser. Sehen Sie wie großartig ein Fotograf einen Sprung ins Bild gebracht hat. Brücke und Fluß sieht man nicht, die Hochhäuser desto mehr.
Das Bild wurde am nächsten Tag in einer der bedeutendsten holländischen Zeitungen und zwar auf zwei Seiten abgedruckt. Allerdings mitten in der Zeitung, so daß die Maschine welche für die Heftklammer zuständig ist sich genötigt sah den Taucher irgendwo zwischen Absprung und Landung fest zu nageln. Sehen Sie nur die Klammer am linken Schulterblatt und linker Hüfte.
Niemals wird dieser Taucher das Wasserziel erreichen. Er ist verdammt bis zu seinem Lebensende von seiner vernagelten Position aus die Welt zu betrachten. Kein schlechtes Thema für eine neue Wagneropera in diesem Jahr! Der Lohn ist ein verletzungsfreier, ewig währender Freisprung.
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sturmfrau,
Freitag, 2. August 2013, 10:41
Danke, dass Sie das so wunderbar eingefangen und beschrieben haben. Ich musste sehr schmunzeln!
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