Sonntag, 19. August 2018
Bagatelle 320 - G-Rituale
Dann und wann, so hab’ ich mir sagen lassen, bricht im Berliner Bundeskanzleramt die Rage aus. Wohlverstanden: die G-Rage. Einer oder eine, meistens aus Brüssel, hat verordnet dass es wieder Zeit für ein G-Treffen, für ein G-Ritual, sei. Wenn drei oder mehr Weltmächte sich zusammen tun, spricht man von einem G-Treffen. Vor solch einem Treffen ist es meist unklar wie viele und welche Länder/Staaten sich zusammen tun; immer spricht man aber von einem G-Treffen. Die anschließende Zahl, so hofft man, verdeutlicht wie viele Länder sich an diesem Treffen beteiligen werden. Sind es drei, so kommt ein G-3, sind es acht dann ein G-8, sind es fünfundzwanzig, dann nennt sich das Treffen halt eine G-25.

Solch ein G-Treffen verursacht überall die gleichen Rituale und Bei-erscheinungen. Ob in Berlin, Moskau, Washington oder Paris. Wegen der kommenden Brexit sind die Erscheinungen in London etwas milder, so erklärt die Mrs. May. In Den Haag ist es sehr stille: der Erste Minister Mark Rutte wartet zwei Tage um danach zu erfahren dass er wiederum nicht eingeladen ist.

Anfangs gab es nur eine G-6. Das waren die Länder der Kohlen- und Stahlgemeinschaft: Deutschland, Frankreich, Italien und die drei Benelux Staaten. Jetzt aber, wo alle sich respektierende Länder um Eintritt bitten, gibt es eine G-12, eine G-20 und sogar eine G-37. Nächstes Jahr, so ist die allgemeine Erwartung, entsteht de NVB, der Neue Völker Bund. Mit Sitz in Genf (Genève sagen wir).

Doch, am schönsten sind die Rituale beim traditionellen Fototermin am Ende der Begegnung. (Von den abschließenden Trink- und Essgelagen wo die Zeche bezahlt werden muss, wird hier wegen Zeit- und Platzmangels abgesehen.) Wir sehen unsere Landesvertreter/innen in den Foto Saal kommen, wo ein Zeremonienmeister die größte Mühe hat sie in drei Reihen auf dem Podest einzureihen. Jeder möchte auf der ersten Reihe stehen, selbstverständlich. Findet auch die österreichische Außenministerin Klara Vonsinnen die sich einen Platz neben Monsieur Macron und vor Genosse Poetin erobert hat. Auf der zweiten und dritten Reihe stehen die minderen Götter und Minister. Man muss eben seinen Platze wissen und kennen.

Dann ergreift der Zeremonienmeister das Wort. In Esperanto (damit alle ihn verstehen) bittet er um Ruhe und um ein Minimum an Bewegung. Damit die versammelte Pressefotografen ihre Arbeit tun können. Es folgt ein vehementes Geblitzte, sei es ohne Donnerhall. Nach drei Wochen, wenn die Fotos fertig sind und auf die diversen Botschaften verteilt, wird in allen Amtswohnungen und Regierungsvierteln das neue G-Foto der Reihe bestehenden G-Fotos hinzugefügt. Die oder der Gatte/Gattin des Landesvertreters hängt, nach dem Staub abnehmen, vorsichtig die Bilder noch eben gerade. Recht muss sein.

Hier unten sehen Sie die Regierungsvertreter wie sie sich vereinigt zeigen auf der letzten G-13 in Bern (CH). Als Zugabe eine zufällige Begegnung der respektive Ministerpräsidenten aus dem Vereinigten Königreich (UK) und Austria (A).





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