Montag, 22. August 2011
Bagatelle 120 - Ferienende
terra40, 00:17h
Für ungeübte Augen etwas schwierig zu lesen: dieses Titelwort. Ferien-Ende. Aber wir alle wissen, daß es nun, Ende August, allmählig mit der Ferienzeit zu Ende geht. Man sieht es an den Farben, draußen in der Natur. Man hört es: die aufgeregten Stimmen der vorbeiradelnden Schüler bei uns auf der Landstraße, die eine neue Schulsaison anfangen. Man liest es: die fast unglaublichen Feriengeschichten (vor allem über das Wetter) aus ferner Liefen welche uns die Bekannten auf ihren griechischen Postkarten schreiben. Man fühlt es: den zierlichen Großen Fritz aus feinstem Imitationsporzellan den uns die Tante Agathe aus dem United Kingdom von der königlichen Manufaktur hat mitgebracht. (Daß der gute Friedrich bis an seinem Porzellanende wegen eines Pferdesturzes ohne linkes Bein auskommen muß, kann man der Tante nicht ankreiden.)
Selber waren wir nicht dort. In den Ferien meine ich. Wir haben das ganze Jahr über Freizeit und wohnen am fast schönsten Fleckchen Erde das es gibt. Was wollen wir mehr? Nach Finnland, wo einem die Mücken von Kopf bis Fuß auffressen? Oder mit dem Nachtzug nach Bergamo (sieben Stunden Verspätung) um dort zu erfahren, daß das Reisebüro vergessen hat uns auch noch einen Platz zum übernachten zu reservieren? Velasquez anschauen in Madrid? Und dann sicher zwei Stunden Schlange stehen vor den Toren des Prado? In der brennenden Sonne, so daß von einigen Kunstkennern und -Liebhabern schließlich nur noch eine Pfütze menschlicher Überreste bleibt? Nein, dann bleiben wir lieber zuhause.
Das ist aber eine fast unzulässige, schlechte Angewohnheit, sagte uns ein guter Bekannter der gerade aus Minnesota zurückkam. Ab und zu muß man raus aus dem Alltag. Weg von allen Routinen, Sorgen und trostlosen Mühen des täglichen Lebens.
Ich glaube, er hat recht. Im kommenden Herbst holen wir alles nach. Wir fahren für einen Tag mit dem Omnibus nach der lieben Tante Agatha in Wolfenbüttel um dort zusammen einen high-tea zu trinken. Und den Donnerstagnachmittag darauf kann man uns radfahren sehen rundum den A-See in Bocholt (i.W). Dann holen wir alles das nach, wozu uns in den richtigen Ferien die Zeit gefehlt hat.
Selber waren wir nicht dort. In den Ferien meine ich. Wir haben das ganze Jahr über Freizeit und wohnen am fast schönsten Fleckchen Erde das es gibt. Was wollen wir mehr? Nach Finnland, wo einem die Mücken von Kopf bis Fuß auffressen? Oder mit dem Nachtzug nach Bergamo (sieben Stunden Verspätung) um dort zu erfahren, daß das Reisebüro vergessen hat uns auch noch einen Platz zum übernachten zu reservieren? Velasquez anschauen in Madrid? Und dann sicher zwei Stunden Schlange stehen vor den Toren des Prado? In der brennenden Sonne, so daß von einigen Kunstkennern und -Liebhabern schließlich nur noch eine Pfütze menschlicher Überreste bleibt? Nein, dann bleiben wir lieber zuhause.
Das ist aber eine fast unzulässige, schlechte Angewohnheit, sagte uns ein guter Bekannter der gerade aus Minnesota zurückkam. Ab und zu muß man raus aus dem Alltag. Weg von allen Routinen, Sorgen und trostlosen Mühen des täglichen Lebens.
Ich glaube, er hat recht. Im kommenden Herbst holen wir alles nach. Wir fahren für einen Tag mit dem Omnibus nach der lieben Tante Agatha in Wolfenbüttel um dort zusammen einen high-tea zu trinken. Und den Donnerstagnachmittag darauf kann man uns radfahren sehen rundum den A-See in Bocholt (i.W). Dann holen wir alles das nach, wozu uns in den richtigen Ferien die Zeit gefehlt hat.
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Montag, 18. Juli 2011
Bagatelle 115 - Quotum, eine baltische Erzählung (2)
terra40, 13:39h
(Die Leserinnen und Leser die sich fragen wie diese Geschichte überhaupt angefangen hat, werden herzlichst eingeladen die vorhergehende Bagatelle 114 zu lesen.)
In diesem zweiten Teil wird die schreckliche Geschichte um Wanja, Tanja und König Twan aus Leppland fortgesetzt und finalisiert. Es wird also, wie auch immer, zu einem Ende kommen. Ein dritter Teil ist nicht vorgesehen. Wie fast alle andere Einwohner Lepplands setzen wir uns vor den Fernsehbildschirm um uns die Ansprache des geliebtgefürchteten Diktatorfürsten anzusehen. Das ganze Land schaudert schon im voraus. Auf den Straßen herrscht todesstille.
Zwei Aspekte aus der Ansprache des Königs Twan, heute abend vor den Augen und Ohren von ganz fernsehend Leppland, bleiben im kollektiven Bewußtsein hängen. Erstens die drohende Worte, an die zwei streitenden Schreinermeister Tanja und Wanja gerichtet. Sie werden, zwar auf Bewährung, verurteilt zu (nach eigener Wahl): (a) 25 Jahre Verbannung in den semi-demokratischen Westen, (b) eine Geldbuße von 2½ Millionen läppischen Franken, oder (c) ein zweimaliges Kielholen im Baltischen Eismeer. Bei jeder auch noch so kleinen Wiederholung folgt unmißverständlich die ultimative Strafe, nämlich die Guillotine. "Und euch allen, die mir zuhören, rate ich dringend, sich diese Worte in den Ohren zu knöpfen." Also beschloß der Diktator seine Rede, die im Fernsehstudio und draußen vor der Tür mit tosendem Beifall begleitet wurde.
Das zweite in 's Königs Worten das wir nie vergessen werden, ist das Quotum. (Unter uns: manche Leser werden gefragt haben warum wohl diese zwei Bagatellen heißen wie sie heißen, nun wissen wir es.) Für sowohl Wanja als Tanja wird morgen eine verbindliche Liste erscheinen von Gegenständen welche sie jährlich erlaubt sind in ihren Werkstätten herzustellen. Es sind sage und schreibe nicht mehr als
60 Aussteuerkisten
100 Kabinettstückchen
36 sidetables (das Leppische Wort hierfür fehlt mir)
18 altmodische Büfetts
76 Nachttische (inklusive Nachttopfdeckel)
84 Bücherschränke (hoch Modell)
22 Kautsche oder ebensoviele Coutsche
122 Särge
23 Lehnstühle
44 Stück allesmögliches Trödelwerk
Diese herzustellende Gegenstände werden peinlich genau auf den zwei Schreinermeistern verteilt. Für jeden die Hälfte.
Über den Daumen ist jedermann zufrieden, sei es daß es allerdings einige Ungereimtheiten gibt. So werden dieses Jahr die 61. und folgende Bräute im Lande Leppland sich überlegen müssen, ob es nicht besser sei die Heirat um ein Jahr zu verschieben. Und alle oberhalb der 122 Leute die den Plan hatten sich dieses Jahr vom irdischen Leben zu verabschieden, müssen sich das noch einmal überlegen.
So ist immer was zu beklagen. Aber unter dem Strich kann man zufrieden sein, sagt der Schreinermeister Wanja, und der kann's ja wissen.
Nachtrag:
- Wiederholung der Fernsehsendung folgt in wenigen Tagen bei Phoenix.
- Die schauderhaft/schöne Zeichnung hierunter: König Twan bei seiner Lieblingsbeschäftigung, ist unverkennbar das Werk von Yrrah (1971: Querido/Amsterdam)
In diesem zweiten Teil wird die schreckliche Geschichte um Wanja, Tanja und König Twan aus Leppland fortgesetzt und finalisiert. Es wird also, wie auch immer, zu einem Ende kommen. Ein dritter Teil ist nicht vorgesehen. Wie fast alle andere Einwohner Lepplands setzen wir uns vor den Fernsehbildschirm um uns die Ansprache des geliebtgefürchteten Diktatorfürsten anzusehen. Das ganze Land schaudert schon im voraus. Auf den Straßen herrscht todesstille.
Zwei Aspekte aus der Ansprache des Königs Twan, heute abend vor den Augen und Ohren von ganz fernsehend Leppland, bleiben im kollektiven Bewußtsein hängen. Erstens die drohende Worte, an die zwei streitenden Schreinermeister Tanja und Wanja gerichtet. Sie werden, zwar auf Bewährung, verurteilt zu (nach eigener Wahl): (a) 25 Jahre Verbannung in den semi-demokratischen Westen, (b) eine Geldbuße von 2½ Millionen läppischen Franken, oder (c) ein zweimaliges Kielholen im Baltischen Eismeer. Bei jeder auch noch so kleinen Wiederholung folgt unmißverständlich die ultimative Strafe, nämlich die Guillotine. "Und euch allen, die mir zuhören, rate ich dringend, sich diese Worte in den Ohren zu knöpfen." Also beschloß der Diktator seine Rede, die im Fernsehstudio und draußen vor der Tür mit tosendem Beifall begleitet wurde.
Das zweite in 's Königs Worten das wir nie vergessen werden, ist das Quotum. (Unter uns: manche Leser werden gefragt haben warum wohl diese zwei Bagatellen heißen wie sie heißen, nun wissen wir es.) Für sowohl Wanja als Tanja wird morgen eine verbindliche Liste erscheinen von Gegenständen welche sie jährlich erlaubt sind in ihren Werkstätten herzustellen. Es sind sage und schreibe nicht mehr als
60 Aussteuerkisten
100 Kabinettstückchen
36 sidetables (das Leppische Wort hierfür fehlt mir)
18 altmodische Büfetts
76 Nachttische (inklusive Nachttopfdeckel)
84 Bücherschränke (hoch Modell)
22 Kautsche oder ebensoviele Coutsche
122 Särge
23 Lehnstühle
44 Stück allesmögliches Trödelwerk
Diese herzustellende Gegenstände werden peinlich genau auf den zwei Schreinermeistern verteilt. Für jeden die Hälfte.
Über den Daumen ist jedermann zufrieden, sei es daß es allerdings einige Ungereimtheiten gibt. So werden dieses Jahr die 61. und folgende Bräute im Lande Leppland sich überlegen müssen, ob es nicht besser sei die Heirat um ein Jahr zu verschieben. Und alle oberhalb der 122 Leute die den Plan hatten sich dieses Jahr vom irdischen Leben zu verabschieden, müssen sich das noch einmal überlegen.
So ist immer was zu beklagen. Aber unter dem Strich kann man zufrieden sein, sagt der Schreinermeister Wanja, und der kann's ja wissen.
Nachtrag:
- Wiederholung der Fernsehsendung folgt in wenigen Tagen bei Phoenix.
- Die schauderhaft/schöne Zeichnung hierunter: König Twan bei seiner Lieblingsbeschäftigung, ist unverkennbar das Werk von Yrrah (1971: Querido/Amsterdam)
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Freitag, 1. Juli 2011
Bagatelle 112 - Digitalträume
terra40, 13:33h
Hören und Sehen ergeht uns, wenn wir die neuesten Nachrichten über die Firma H. Aschenbach und Söhne auf uns einwirken lassen. Wir schreiben nicht zufälligerweise 'hören' und 'sehen', denn das sind ja die zwei Sinne dessen Daten seit langem digitalisiert werden können. Ein Bild, ein Porträt, ein Film, ein Gemälde: alles sichtbar optische läßt sich in bytes und bits, in Eins (1) und Null (0), beschreiben und festlegen. Wir brauchen nur Daten und Algorithmen. Dasselbe gilt für den akustischen Bereich. Eine Rossini-Aria, ein Beatlesong wie Yesterday oder die Achte von Bruckner lassen sich digital aufzeichnen und genießen. Lichtdata oder Schallwellen: die digitale ICT-Welt ist vollends auf der Höhe.
Was fast niemand weiß, ist daß vieles vom diesem Digitalwissen zuerst aus dem Gehirn und später aus der Feder des Herrn Dr. h.c. H.K.L. Aschenbach stammt. Sohn des berühmten Firmengründers Arnulf Aschenbecher, der aus Angst vor seinem guten Ruf voraussehend seinen Nachnamen hat ändern lassen. 'Aus dem Hause Aschenbach' steht geschrieben auf den alten und neuen informationstechnologischen Geschriften. Das mag altmodisch klingen, Tatsache ist daß Herr Dr. Aschenbach, was die innovativen Fortschritte bei der globalen Digitalisierung betrifft, ein führender Kopf ist. Weltweit.
Der Herr Dr. H.K.L. Aschenbach, Jahrgang Mitte 1951, dessen Vorfahren aus den Vogesen stammen die sich durch ein Mißverständnis plötzlich in den Niederlanden wiederfanden, ist bereit mich für ein Gespräch zu empfangen. Eine große Ehre, denn Dr. Aschenbach (Henk für seine Gattin und Aschi für seine Freunde) hat auch nur 24 Stunden zur Verfügung. (Aschenbach: "Wir arbeiten derzeit an einer Verlängerung des Werktages um eine halbe Stunde, indem wir den täglichen Sonnenuntergang etwas verlangsamen. Wir halten sozusagen den Lauf der Sonne um eine halbe Stunde auf. Digital versteht sich." (Womit schon beim Anfang des Interviews eine meiner Fragen beantwortet worden ist.)
Frage: Herr Dr. Aschenbach, Bild und Ton, das Sehen und das Hören, die sind weitgehend digitalisiert. Aber wie steht es mit den anderen Sinnen? Der Geschmack zum Beispiel? Oder der Geruch? Werden wir je Zeuge davon, daß unser Pudel anfängt mit dem Schwanz zu wedeln wenn er mich, sein Herrchen, auf dem Bildschirm nicht nur sehen und hören, sondern auch riechen kann?
Antwort: Lieber Herr Terra, ich höre schon daß Sie ein digitaler Analphabet sind. Anders gesagt: ein Digibet. Nun, lassen wir das. In der Tat, wir sind dabei Geruch und Geschmack digital übertragbar zu machen. (Herr A. lädt mich ein zu seinem super-geheimen Laptop.) Sehen Sie genau zu. Und beschreiben Sie mir was Sie sehen und sonst empfinden.
Meine Antwort: Ich sehe eine wunderschöne Frau. Blond, um die 33 schätze ich, aber das kann man bei Frauen nie genau sagen. Sollte man auch nicht. Sie hat eine klassische griechische Nase und eine delikat ungebräunte Haut. Die Figur ist ganz und gar superb. Und ich höre ihre Stimme: verführerisch mit einem kleinen westfälischen Akzent.
(Hier zaudere ich etwas.) Ich bespüre einen köstlichen Geruch. Es ist ohne Zweifel Parfüm: Chanel 55 oder ein früherer Jahrgang. Jetzt verschwindet das Bild. Und damit auch der herrliche Duft.
Das nächste Bild ist zum auffressen. Ich sehe auf dem Bildschirm eine Brotmahlzeit, komplett mit einem guten Glas Wein, mit Schinken, Salami, alter Schweizer Löcherkäse, spanischem Senf und sonstigen mir unbekannten Auf- und Abstrichen. Ich irre mich nicht: ich rieche und koste die Brotbeläge. Natürlich ohne sie tatsächlich zu essen. Der Käse schmeckt mir großartig. Meine Geschmackspapillen sind fast überfordert. Das Wasser läuft mir im Mund herum. Ich kann dem Herrn Aschenbach nach wenigen Minuten mit geschlossenen Augen die Marke der Löcherkäse sagen. Und der Wein ist zweifelsfrei ein 33er Spätrießling.
Frage: Herr Dr. Aschenbach, Sie übertreffen meine tollsten Erwartungen. Verzeihung bitte, aber ich habe noch eine Zusatzfrage. Wie steht es um den taktilen Bereich, um den Tastsinn? Wird der Tag kommen da wir mit dem Bildschirm als Übertragungsfläche eigenhändig die Hand der Madame Bundeskanzlerin küssen können? Können wir demnächst am Monitor dem Politiker der nichts taugt eine Ohrfeige verpassen?
Antwort: Wie Sie hoffentlich wissen, sind die neuesten Bildflächen dazu da um sie mit Fingerspitzengefühl zu betasten. Berühren ist ganz und gar nicht verboten. Im Gegenteil: sehr zu empfehlen! Diese Berührungstechnologie steht noch am Anfang, aber Sie können sicher sein daß die Firma Aschenbach demnächst mit einer Superlösung kommt. Die HD-Technologie und 3D verschwinden dabei im nichts.
Völlig verwirrt verabschiede ich mich von diesem Genius und verlasse den Raum. Es würde mich nicht wundern wenn im kommenden November klar wird, daß ich heute gesprochen habe mit dem künftigen Nobel-Preisgewinner 2011 für kosmetische Digitaltechnologie. Es liegt in der Luft. Man kann es förmlich riechen.
Was fast niemand weiß, ist daß vieles vom diesem Digitalwissen zuerst aus dem Gehirn und später aus der Feder des Herrn Dr. h.c. H.K.L. Aschenbach stammt. Sohn des berühmten Firmengründers Arnulf Aschenbecher, der aus Angst vor seinem guten Ruf voraussehend seinen Nachnamen hat ändern lassen. 'Aus dem Hause Aschenbach' steht geschrieben auf den alten und neuen informationstechnologischen Geschriften. Das mag altmodisch klingen, Tatsache ist daß Herr Dr. Aschenbach, was die innovativen Fortschritte bei der globalen Digitalisierung betrifft, ein führender Kopf ist. Weltweit.
Der Herr Dr. H.K.L. Aschenbach, Jahrgang Mitte 1951, dessen Vorfahren aus den Vogesen stammen die sich durch ein Mißverständnis plötzlich in den Niederlanden wiederfanden, ist bereit mich für ein Gespräch zu empfangen. Eine große Ehre, denn Dr. Aschenbach (Henk für seine Gattin und Aschi für seine Freunde) hat auch nur 24 Stunden zur Verfügung. (Aschenbach: "Wir arbeiten derzeit an einer Verlängerung des Werktages um eine halbe Stunde, indem wir den täglichen Sonnenuntergang etwas verlangsamen. Wir halten sozusagen den Lauf der Sonne um eine halbe Stunde auf. Digital versteht sich." (Womit schon beim Anfang des Interviews eine meiner Fragen beantwortet worden ist.)
Frage: Herr Dr. Aschenbach, Bild und Ton, das Sehen und das Hören, die sind weitgehend digitalisiert. Aber wie steht es mit den anderen Sinnen? Der Geschmack zum Beispiel? Oder der Geruch? Werden wir je Zeuge davon, daß unser Pudel anfängt mit dem Schwanz zu wedeln wenn er mich, sein Herrchen, auf dem Bildschirm nicht nur sehen und hören, sondern auch riechen kann?
Antwort: Lieber Herr Terra, ich höre schon daß Sie ein digitaler Analphabet sind. Anders gesagt: ein Digibet. Nun, lassen wir das. In der Tat, wir sind dabei Geruch und Geschmack digital übertragbar zu machen. (Herr A. lädt mich ein zu seinem super-geheimen Laptop.) Sehen Sie genau zu. Und beschreiben Sie mir was Sie sehen und sonst empfinden.
Meine Antwort: Ich sehe eine wunderschöne Frau. Blond, um die 33 schätze ich, aber das kann man bei Frauen nie genau sagen. Sollte man auch nicht. Sie hat eine klassische griechische Nase und eine delikat ungebräunte Haut. Die Figur ist ganz und gar superb. Und ich höre ihre Stimme: verführerisch mit einem kleinen westfälischen Akzent.
(Hier zaudere ich etwas.) Ich bespüre einen köstlichen Geruch. Es ist ohne Zweifel Parfüm: Chanel 55 oder ein früherer Jahrgang. Jetzt verschwindet das Bild. Und damit auch der herrliche Duft.
Das nächste Bild ist zum auffressen. Ich sehe auf dem Bildschirm eine Brotmahlzeit, komplett mit einem guten Glas Wein, mit Schinken, Salami, alter Schweizer Löcherkäse, spanischem Senf und sonstigen mir unbekannten Auf- und Abstrichen. Ich irre mich nicht: ich rieche und koste die Brotbeläge. Natürlich ohne sie tatsächlich zu essen. Der Käse schmeckt mir großartig. Meine Geschmackspapillen sind fast überfordert. Das Wasser läuft mir im Mund herum. Ich kann dem Herrn Aschenbach nach wenigen Minuten mit geschlossenen Augen die Marke der Löcherkäse sagen. Und der Wein ist zweifelsfrei ein 33er Spätrießling.
Frage: Herr Dr. Aschenbach, Sie übertreffen meine tollsten Erwartungen. Verzeihung bitte, aber ich habe noch eine Zusatzfrage. Wie steht es um den taktilen Bereich, um den Tastsinn? Wird der Tag kommen da wir mit dem Bildschirm als Übertragungsfläche eigenhändig die Hand der Madame Bundeskanzlerin küssen können? Können wir demnächst am Monitor dem Politiker der nichts taugt eine Ohrfeige verpassen?
Antwort: Wie Sie hoffentlich wissen, sind die neuesten Bildflächen dazu da um sie mit Fingerspitzengefühl zu betasten. Berühren ist ganz und gar nicht verboten. Im Gegenteil: sehr zu empfehlen! Diese Berührungstechnologie steht noch am Anfang, aber Sie können sicher sein daß die Firma Aschenbach demnächst mit einer Superlösung kommt. Die HD-Technologie und 3D verschwinden dabei im nichts.
Völlig verwirrt verabschiede ich mich von diesem Genius und verlasse den Raum. Es würde mich nicht wundern wenn im kommenden November klar wird, daß ich heute gesprochen habe mit dem künftigen Nobel-Preisgewinner 2011 für kosmetische Digitaltechnologie. Es liegt in der Luft. Man kann es förmlich riechen.
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Mittwoch, 11. Mai 2011
Bagatelle 104 - Vorhersage
terra40, 00:29h
Es mag wohl stimmen, daß es die besten Freunde sind, die einem ungeschoren die Wahrheit sagen. Angebliche Freunde verstecken die nackten Tatsachen unter einer Decke von Vermutungen und beschönigenden Äußerungen im Sinne ’daß jedermann wüßte, daß es in Wirklichkeit niemals so schlimm sein kann’. Richtige Freunde (Fründe sagt man wohl in Köln) sagen mir geradeaus und mitten ins Gesicht wie es um mich steht. Es gibt kein Pardon, sondern Ehrlichkeit.
Aber manchmal tut’s weh. Wenn zum Beispiel ein richtiger Freund aus familiären Kreisen mir ein Bild schickt mit, wie er meint, einer deutlich vorhersagende Bedeutung und Wirkung. Er glaubt in dem Bild die zukünftige Familie Terra zu sehen. Er möchte es keine Vorhersage nennen, sondern schon eine Weissage. So wird es einmal sein; so wird’s geschehen.
Was sehen wir auf dem Bild? Ein alterndes Ehepaar das an einem schönen Sommersonntagabend wie üblich beim Klang des Harmoniums ein Duett zu singen versucht. Glänzend dargestellt, das schon. Von einem unzweifelhaft hohen ästhetischen Wert. Aber wenn dieser abgebildete Zustand unser Vorland sein soll, sei es in dutzenden von Jahren, so wird man schon nachdenklich. Werden Sie alle es erleben, daß einst Frau und Herr Terra ihren Lebensabend an Sommersonntagen in dieser Weise füllen? Der Lieferant der Weissage wird diese Frage bejahen. Aber wir selber werden durch diese Vorhersage von Besserwissern zu Zweiflern.
Aufmunternd an der Geschichte ist nur der Text an der Wand. Er ist auf Friesisch – Ostfriesisch oder westlicher, das sei dahingestellt – und bedeutet sinngemäß: Tue deine Pflicht und laß die Leute nur reden. Wir wissen’s besser, sagt der Vorhersager. Wir aber lassen ihn reden.
Nachlese: Der Text an der Wand lautet originell: Doch dyn plicht en lit de ljue rabje.
Aber manchmal tut’s weh. Wenn zum Beispiel ein richtiger Freund aus familiären Kreisen mir ein Bild schickt mit, wie er meint, einer deutlich vorhersagende Bedeutung und Wirkung. Er glaubt in dem Bild die zukünftige Familie Terra zu sehen. Er möchte es keine Vorhersage nennen, sondern schon eine Weissage. So wird es einmal sein; so wird’s geschehen.
Was sehen wir auf dem Bild? Ein alterndes Ehepaar das an einem schönen Sommersonntagabend wie üblich beim Klang des Harmoniums ein Duett zu singen versucht. Glänzend dargestellt, das schon. Von einem unzweifelhaft hohen ästhetischen Wert. Aber wenn dieser abgebildete Zustand unser Vorland sein soll, sei es in dutzenden von Jahren, so wird man schon nachdenklich. Werden Sie alle es erleben, daß einst Frau und Herr Terra ihren Lebensabend an Sommersonntagen in dieser Weise füllen? Der Lieferant der Weissage wird diese Frage bejahen. Aber wir selber werden durch diese Vorhersage von Besserwissern zu Zweiflern.
Aufmunternd an der Geschichte ist nur der Text an der Wand. Er ist auf Friesisch – Ostfriesisch oder westlicher, das sei dahingestellt – und bedeutet sinngemäß: Tue deine Pflicht und laß die Leute nur reden. Wir wissen’s besser, sagt der Vorhersager. Wir aber lassen ihn reden.
Nachlese: Der Text an der Wand lautet originell: Doch dyn plicht en lit de ljue rabje.
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Mittwoch, 16. März 2011
Bagatelle LXLVI - Reisverschluß
terra40, 18:55h
Früher, in der Sekundarstufe, versuchte uns der Herr Lehrer beizubringen daß die Romantikepoche etwa von 1780 bis, sagen wir, 1830 dauerte. Und schon damals, ich meine in meiner Jugendzeit, war ich der Meinung daß die Romantik nicht an Zeit gebunden ist. Geben wir es zu, wohnt nicht in jedem von uns ein Romantiker der nach dem unmöglichen tastet, wissend von der immanenten Unmöglichkeit und sogar sich deren erfreuend? Hat nicht jeder eine unerreichbare ferne Geliebte, sei es Mann oder Frau oder beides, die sich an einem Ort befindet wo du selber nicht bist, wie der Dichter so treffend romantisch sagt?
Noch früher, in meiner Grundschulzeit, hörte ich von einem Land wo einem die gebratene Gans in den Mund fliegt. Ein Land ohne Sorgen oder Mühe, ohne Schule, ohne Hausaufgaben. Ein Land hinter dem Horizont, nahe der Stelle wo der Regenbogen die Erdoberfläche trifft. Ihr nennt es Schlaraffenland, in meiner Muttersprache ist es das Luilekkerland. Übersetzt: das Faulenzerparadies. Hier wohnen die Leute, die vom Genießen der Freuden des Lebens ihr Beruf gemacht haben, weil sie es als eine Berufung sehen. Die Wörter Streß, Arbeit, Pflicht, sowie Blut, Schweiß und Träne, sind verpönt. Ein richtiger Faulenzer graut vor der Idee nachdenken zu müssen. Schon der Gedanke daran ist zu viel Mühe.
Das Problem des Schlaraffenlandes ist die Verschlossenheit. Das streßlose Paradies ist von einem Reisverschuß von der Außenwelt getrennt. Das ist kein Sprachfehler, denn ein unmeßbar großer Reisberg versperrt mir den Weg. Ich kann das gelobte Schlaraffenland nur dadurch erreichen indem ich mir einen Durchgang esse. Das aber ist eine romantische Unmöglichkeit. Auch wenn ich ab und zu eine Reisbreinachspeise zu mir nehme.
Reisbrei als Nachspeise. Ein völlig unromantischer Gedanke. Bei uns zuhause können Sie sich aber von der delikaten Qualität überzeugen. Am liebsten essen wir den Reisbrei mit einem Tüpfelchen braunem Zucker obendrauf. Überromantisch herrlich. Etwas für Faulenzer und andere Liebhaber.
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Freitag, 11. März 2011
Bagatelle LXLV - Türstopper
terra40, 13:10h
In manchen Fällen ist es die Kombination die mich interessiert und sogar intrigiert. Das - entweder bewußt offensichtlich oder lauter zufällig - Zusammenkommen einiges hohen Erhabenes und das platte Triviale. Sachen mit einem hochspirituellen Charakter versus niederträchtige Banalitäten. Etwas feines königliches neben grobem bürgerliches, das meine ich. Und wenn Sie noch nicht verstehen was ich sagen will – was mich nicht wundern sollte – geb’ ich Ihnen gerne ein Beispiel. In meinen frühesten Kinderjahren war mir nicht beizubringen, daß es sogar im königlichen Palast zu Soestdijk, wo unsere Königin Juliana residierte, Orte gab die man Aborte nannte. Die Idee daß die Majestät auch wohl mal auf die Toilette mußte, war abstrus und völlig undenkbar.
Etwas derartiges ist auch der Fall beim Betrachten des beigefügten Bildes. Die amerikanische Zeitschrift Life publiziert dieser Tage 31 Fotos aus der privat Sammlung von Eva Braun. (Die Sammlung ist – wie das Wort vermuten läßt – von einem Sammler zur Verfügung gestellt worden.) Wir sehen auf diesem Bild aus 1937 einen Teil des Braunschen Wohnzimmers.
Es ist nicht das Führerbild das meine größte Aufmerksamkeit auf sich lenkt. Auch nicht die säuberlich geputzte kupferne Türklinke oder die zierliche Kommode mit den fünf Schubladen. Nicht der fischgrätig verlegte Parkettboden. Es ist der Türstopper.
Ich weiß nicht ob das Wort überhaupt existiert: Türstopper. Ein kleiner runder Gegenstand aus Hartgummi oder Kautschuk, den man mit einem Nagel in den Boden schlägt. Keine gute Idee und kein Gesicht, aber er tut was es tun muß: er behütet die Tür rechts, wenn man sie nach innen öffnet, für einen Aufprall - mit schlimmsten Folgen - mit der Kommode.
Das verwundert und tröstet: sogar die feinsten Häuser kennen den unschönen, abscheulichen Türstopper. Kaiser und König, Diktator und Kardinal, Bürger und Bauer: alle kennen ihn. Also liefert der Türstopper einen Beitrag zu einer mehr egalitären Welt. Das hatten Sie nicht gedacht, oder?
Etwas derartiges ist auch der Fall beim Betrachten des beigefügten Bildes. Die amerikanische Zeitschrift Life publiziert dieser Tage 31 Fotos aus der privat Sammlung von Eva Braun. (Die Sammlung ist – wie das Wort vermuten läßt – von einem Sammler zur Verfügung gestellt worden.) Wir sehen auf diesem Bild aus 1937 einen Teil des Braunschen Wohnzimmers.
Es ist nicht das Führerbild das meine größte Aufmerksamkeit auf sich lenkt. Auch nicht die säuberlich geputzte kupferne Türklinke oder die zierliche Kommode mit den fünf Schubladen. Nicht der fischgrätig verlegte Parkettboden. Es ist der Türstopper.
Ich weiß nicht ob das Wort überhaupt existiert: Türstopper. Ein kleiner runder Gegenstand aus Hartgummi oder Kautschuk, den man mit einem Nagel in den Boden schlägt. Keine gute Idee und kein Gesicht, aber er tut was es tun muß: er behütet die Tür rechts, wenn man sie nach innen öffnet, für einen Aufprall - mit schlimmsten Folgen - mit der Kommode.
Das verwundert und tröstet: sogar die feinsten Häuser kennen den unschönen, abscheulichen Türstopper. Kaiser und König, Diktator und Kardinal, Bürger und Bauer: alle kennen ihn. Also liefert der Türstopper einen Beitrag zu einer mehr egalitären Welt. Das hatten Sie nicht gedacht, oder?
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Sonntag, 23. Januar 2011
Bagatelle LXXXVIII - Schneebuddha
terra40, 22:52h
Unsere Buddha kennen Sie vielleicht. Und wenn nicht: stöbern Sie bitte hier in meinem Archiv nach bis Sie Bagatelle L gefunden haben, wobei es ratsam ist zu wissen, daß der Buchstabe L fünfzig (sage und schreibe 50) bedeutet.
Seit Mitte 2007 ist unsere Buddha bei uns. Zum allerseitigen Vergnügen und zu gegenseitiger Freude. Denn die Buddha ist zugleich Wahrheit, Freude und Besinnlichkeit in Person. Sie sitzt da in ihrer Meditationshocke, denkt sanft über den Sinn des Lebens nach und freut sich daß sie bei uns so gut aufgehoben ist. Nie fließt ein unbedachtsames oder anprangerndes Wort über ihre Lippen. Niemals beklagt sie sich über die Ungefälligkeiten die in jedem Leben mal vorkommen. Zum Beispiel übers Wetter. Wir, uns selbst sicherlich nicht ausgeschlossen, schimpfen dauernd über das Wetter. Entweder ist es draußen zu kalt, zu naß und zu trübe, oder es weht der Wind zu stark, oder der anfrierende Nieselregen sorgt für glatte Straßen. Selten machen wir uns die Mühe zu sagen wie herrlich das Wetter heute ist.
Nein, dann aber unsere Buddha. Nie und nimmer wird sie ihre Stimme erheben um negatives über die hiesige und gestrige Wetterlage zu verbreiten. Sie verneint sogar den Begriff des „schlechten“ Wetters. Denn laut Buddha kann das Wetter niemals schlecht, höchstens unangenehm sein. War das auch so, so fragen Sie sich vielleicht, damals, vor einiger Zeit, so um Weihnachten, bei dieser winterlichen Kälte und Schnee von gestern?
Zu jener Zeit hatte ich Mitleid mit unserer Buddha. Vor allem wenn ihr wohlgeformtes Unterleib, mit den an Meditation gewöhnten gekreuzten Beinen, allmählig unter einer Schneedecke verschwanden. Und es bitter kalt war. Die Notlage erreichte seinen Höhepunkt als ich am Morgen des zweiten Weihnachttages feststellte, daß eine weiße Schneewatte ihr linkes Auge am sehen hinderte und daß ihr Haupt zwar zierlich, aber kaltstimmend, ein Schneetüpfelchen trug. Da habe ich sie gefragt: willst du nicht rein kommen? Nein. Schlicht, klar und einfach war ihre Antwort. (Sie mag vor heißeren Feuern gestanden haben, vermute ich mal.)
Dieser Tage, da das Tauwetter zugeschlagen hat, ist die Buddha wieder zu den alten Zeiten und Gewohnheiten zurückgekehrt. Jeden Morgen, auf meinem Lauf zum Hühnerstall, begegnen wir uns, sagen uns die Zeit des Tages (guten Tag, also) und freuen uns darüber daß es dem anderen so gut geht.
* Bagatelle L - Terra meets Buddha (5-4-2010)
Seit Mitte 2007 ist unsere Buddha bei uns. Zum allerseitigen Vergnügen und zu gegenseitiger Freude. Denn die Buddha ist zugleich Wahrheit, Freude und Besinnlichkeit in Person. Sie sitzt da in ihrer Meditationshocke, denkt sanft über den Sinn des Lebens nach und freut sich daß sie bei uns so gut aufgehoben ist. Nie fließt ein unbedachtsames oder anprangerndes Wort über ihre Lippen. Niemals beklagt sie sich über die Ungefälligkeiten die in jedem Leben mal vorkommen. Zum Beispiel übers Wetter. Wir, uns selbst sicherlich nicht ausgeschlossen, schimpfen dauernd über das Wetter. Entweder ist es draußen zu kalt, zu naß und zu trübe, oder es weht der Wind zu stark, oder der anfrierende Nieselregen sorgt für glatte Straßen. Selten machen wir uns die Mühe zu sagen wie herrlich das Wetter heute ist.
Nein, dann aber unsere Buddha. Nie und nimmer wird sie ihre Stimme erheben um negatives über die hiesige und gestrige Wetterlage zu verbreiten. Sie verneint sogar den Begriff des „schlechten“ Wetters. Denn laut Buddha kann das Wetter niemals schlecht, höchstens unangenehm sein. War das auch so, so fragen Sie sich vielleicht, damals, vor einiger Zeit, so um Weihnachten, bei dieser winterlichen Kälte und Schnee von gestern?
Zu jener Zeit hatte ich Mitleid mit unserer Buddha. Vor allem wenn ihr wohlgeformtes Unterleib, mit den an Meditation gewöhnten gekreuzten Beinen, allmählig unter einer Schneedecke verschwanden. Und es bitter kalt war. Die Notlage erreichte seinen Höhepunkt als ich am Morgen des zweiten Weihnachttages feststellte, daß eine weiße Schneewatte ihr linkes Auge am sehen hinderte und daß ihr Haupt zwar zierlich, aber kaltstimmend, ein Schneetüpfelchen trug. Da habe ich sie gefragt: willst du nicht rein kommen? Nein. Schlicht, klar und einfach war ihre Antwort. (Sie mag vor heißeren Feuern gestanden haben, vermute ich mal.)
Dieser Tage, da das Tauwetter zugeschlagen hat, ist die Buddha wieder zu den alten Zeiten und Gewohnheiten zurückgekehrt. Jeden Morgen, auf meinem Lauf zum Hühnerstall, begegnen wir uns, sagen uns die Zeit des Tages (guten Tag, also) und freuen uns darüber daß es dem anderen so gut geht.
* Bagatelle L - Terra meets Buddha (5-4-2010)
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Donnerstag, 6. Januar 2011
Bagatelle LXXXVII - Magische Dreizahl
terra40, 16:32h
Heute ist der 6. Januar, Tag der drei Könige wie die ersten, Tag der drei Magier wie die zweiten, und Tag der drei Weisen wie die sonstigen diesen Tag nennen. Wie gerne hätte ich just heute Ihnen ein gutes und wahres Bild gezeigt von dem magischen Ereignis, welches vor einigen Tagen, am Montagmorgen rund 9.00 Uhr, über uns kam. Ich meine die teilweise Sonnenfinsternis. Um diese Zeit wandere ich jeden Morgen zum Hühnerstall um die drei Verbliebenen (Hahn plus zwei Hennen) einen Gutenmorgen zu wünschen und mit Futter zu versehen.
Also, diesen Montag in aller früh hatte ich meine Kamera dabei um das Naturereignis für die Ewigkeit festhalten zu können. Als ein wunderbarer, rot-gelb-orangefarbiger Sonnenaufgang sichtbar wurde und die Sonne anscheinend Mühe tat die Erde zu erreichen kam die eine Wolke die mir den Spaß verdarb. Die Sonne samt fehlendes Teilstück wurde von ihr zugedeckt, als wollte sie nicht daß ihr Mangel: das Fehlen eines Scheibchens im Unterleib, uns zu Gesichte kam. Ich zeige Ihnen hier unten das Bild: urteilen Sie selber. Etwas Magisches kann dem Bilde nicht entsagt werden. Es ist die Magie des Rätselhaften, des Wunders, des unerwarteten, des gesehenes aber nicht-verstandenes Naturphänomens.
Kehren wir zurück zu den drei Reisenden Magier (Gaukler ohne festen Wohnsitz), Könige (die für eine Weile ihren Thron aufgegeben haben um die Stimme ihres Herzens zu folgen), oder Weisen (Leute die Vernunft, Einsicht, Intelligenz und Weisheit aneinander verknüpfen) wie auch immer. Sie kamen laut Peter Cornelius angereist aus dem Morgenland, aus dem Osten also, sich fortbewegend auf Kamelen oder Dromedaren, wer weiß es, geleitet von einem Stern und taub für die Ratschläge des König Herodus. Sie zogen nach Bethlehem um in einem Stall - weil im Wirtshaus nebenan anscheinend kein Platz mehr frei war - Mutter und Kind Ihre Geschenke anzubieten. Denn dort stand der Stern stille.
Sogar die Geschenke haben einiges magisches Unbekanntes in sich. Weihrauch, Gold und Myrrhe sollen es gewesen sein. Balthasar, ein 20-jähriger aus Asien, bringt den Weihrauch. Der ältere Melchior trägt das Gold. Caspar aus dem afrikanischem Äthiopien bringt die kostbare Myrrhe. Magisch und fremd schon. Denn sagen Sie mir bitte nicht, daß Sie genau wissen was Myrrhe ist und wie herrlich es riecht.
Nein, es bleibt viel unbekanntes Magisches übrig, worüber wir uns heute am Dreikönigstreffen den Kopf zerbrechen können. Auch die Frage warum – ganz links im unteren Bild - der Ochs ehrfurchtsvoll in die Krippe schaut und der Esel laut iahend seinen Kopf empor hebt, könnte etwas mit Magie zu tun haben. Wer weiß.
Also, diesen Montag in aller früh hatte ich meine Kamera dabei um das Naturereignis für die Ewigkeit festhalten zu können. Als ein wunderbarer, rot-gelb-orangefarbiger Sonnenaufgang sichtbar wurde und die Sonne anscheinend Mühe tat die Erde zu erreichen kam die eine Wolke die mir den Spaß verdarb. Die Sonne samt fehlendes Teilstück wurde von ihr zugedeckt, als wollte sie nicht daß ihr Mangel: das Fehlen eines Scheibchens im Unterleib, uns zu Gesichte kam. Ich zeige Ihnen hier unten das Bild: urteilen Sie selber. Etwas Magisches kann dem Bilde nicht entsagt werden. Es ist die Magie des Rätselhaften, des Wunders, des unerwarteten, des gesehenes aber nicht-verstandenes Naturphänomens.
Kehren wir zurück zu den drei Reisenden Magier (Gaukler ohne festen Wohnsitz), Könige (die für eine Weile ihren Thron aufgegeben haben um die Stimme ihres Herzens zu folgen), oder Weisen (Leute die Vernunft, Einsicht, Intelligenz und Weisheit aneinander verknüpfen) wie auch immer. Sie kamen laut Peter Cornelius angereist aus dem Morgenland, aus dem Osten also, sich fortbewegend auf Kamelen oder Dromedaren, wer weiß es, geleitet von einem Stern und taub für die Ratschläge des König Herodus. Sie zogen nach Bethlehem um in einem Stall - weil im Wirtshaus nebenan anscheinend kein Platz mehr frei war - Mutter und Kind Ihre Geschenke anzubieten. Denn dort stand der Stern stille.
Sogar die Geschenke haben einiges magisches Unbekanntes in sich. Weihrauch, Gold und Myrrhe sollen es gewesen sein. Balthasar, ein 20-jähriger aus Asien, bringt den Weihrauch. Der ältere Melchior trägt das Gold. Caspar aus dem afrikanischem Äthiopien bringt die kostbare Myrrhe. Magisch und fremd schon. Denn sagen Sie mir bitte nicht, daß Sie genau wissen was Myrrhe ist und wie herrlich es riecht.
Nein, es bleibt viel unbekanntes Magisches übrig, worüber wir uns heute am Dreikönigstreffen den Kopf zerbrechen können. Auch die Frage warum – ganz links im unteren Bild - der Ochs ehrfurchtsvoll in die Krippe schaut und der Esel laut iahend seinen Kopf empor hebt, könnte etwas mit Magie zu tun haben. Wer weiß.
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Donnerstag, 14. Oktober 2010
Bagatelle LXXVI - Zwiegespann & Zwiespalt
terra40, 23:42h
Bitter kalt, nicht? (’t Is vinnig koud.)
Ach was! Hab dich nicht so! (Dat is ‘t niet.)
Jetzt, im Oktober, wo der erste Nachtfrost auf leisen Sohlen näher kommt, freuen wir uns schon auf die kommenden winterlichen Zwiegespräche, wie sie Rembrandt 1639 in unnachahmlichen Stichen festgehalten hat.
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Samstag, 21. August 2010
Bagatelle LXVIII - Pflaumengeschoß
terra40, 14:14h
Aus den Bocholter/Suderwicker Nachrichten vom 14. August diesen Jahres entnahmen wir folgenden Pressebericht
(von einem unserer freimütigen Korrespondenten)
Das war ein Schrecken für die unbekannte fahrradelnde Dame, die heute morgen die hiesige Umgebung zu schaffen machte! Sie war dabei sich in unseren abgelegenen Gefilden umzusehen nach hilfsbereiten Leuten, die so gut waren ihr zu helfen den kaputten Reifen zu reparieren. Dabei wurde sie, als sie sich dem Bauernhof näherte, wo Herr und Frau Terra zu wohnen pflegen, von einem donnernden Geschoß begrüßt. So sehr erschrak sie, daß sie total verwirrt und in höchsten Nöten zum Abzug blies, was Zeugen, von denen sie nach einer halben Stunde und fünf Kilometer weiter an einem Sandweg gefunden wurde, der örtlichen Behörde bestätigten.
Weil die Bauers- und andere Leute in dieser Gegend in aller Welt eher als brav und unbescholten gelten, bleibt die Frage nach dem Warum. Weshalb diese Schießerei? Wieso solches Gedonner? O Freunde, nicht diese Töne! möchte man dem Dichter beipflichten.
Die örtliche Polizei, die freiwillige Feuerwehr und das hiesige Institut für Merkwürdige Forensische Verbrechen (IfMFV) kamen schließlich in aller Eintracht zu der folgenden Schlußfolgerung. So bildlich erzählt und pädagogisch/didaktisch klar dargelegt, daß man die Geschichte schon glauben muß.
In der Bauersküche war Madame Terra dabei die jährliche Pflaumenernte zu richten. Das heißt in weniger Klartext: sie versah die vom Herrn Terra gesammelten und gesäuberten Pflaumen, woraus er auch schon den Kern entfernt hatte, von Geleezucker inklusiver Pektine, um das ganze während einigen Minuten auf dem Gasherd brodeln zu lassen. Gleich danach wurde die glühend heiße Masse über die bereit stehenden Einweckgläser verteilt. Mit einem Schraubdeckel aus hochwertigem Blech wurden die Gläser luftdicht abgeschlossen. Schließlich habe man die Gläser zusammen kreativ postiert auf dem Küchentisch um die Rückkehr nach normalen (niedrigen) Temperaturen zu ermöglichen.
Jetzt, laut diesen Experten, entstand beim Abkühlen in dem Glas ein enormer Unterdruck. Und der flexiblen blechernen Glasdeckel änderte deswegen seine Erscheinungsform. Aus einer Kugelform wurde eine Hohlform.
Das war der springende Punkt! Die Formänderung wurde begeleitet von einem kurzen, starken, und abschreckenden Knall. Päts!! (Und das tausendfach stärker.)
Der Fall war somit gelöst. Voller Erleichterung, daß man endlich wieder einen Erfolg verbuchen konnte in Sachen Verbrechensbekämpfung, Schadenabwendung und Unglücksvorsorge, verließen alle Experten den Ort des Geschehens.
Es möge für alle die sich betroffen wissen, eine Lehre sein!
(von einem unserer freimütigen Korrespondenten)
Das war ein Schrecken für die unbekannte fahrradelnde Dame, die heute morgen die hiesige Umgebung zu schaffen machte! Sie war dabei sich in unseren abgelegenen Gefilden umzusehen nach hilfsbereiten Leuten, die so gut waren ihr zu helfen den kaputten Reifen zu reparieren. Dabei wurde sie, als sie sich dem Bauernhof näherte, wo Herr und Frau Terra zu wohnen pflegen, von einem donnernden Geschoß begrüßt. So sehr erschrak sie, daß sie total verwirrt und in höchsten Nöten zum Abzug blies, was Zeugen, von denen sie nach einer halben Stunde und fünf Kilometer weiter an einem Sandweg gefunden wurde, der örtlichen Behörde bestätigten.
Weil die Bauers- und andere Leute in dieser Gegend in aller Welt eher als brav und unbescholten gelten, bleibt die Frage nach dem Warum. Weshalb diese Schießerei? Wieso solches Gedonner? O Freunde, nicht diese Töne! möchte man dem Dichter beipflichten.
Die örtliche Polizei, die freiwillige Feuerwehr und das hiesige Institut für Merkwürdige Forensische Verbrechen (IfMFV) kamen schließlich in aller Eintracht zu der folgenden Schlußfolgerung. So bildlich erzählt und pädagogisch/didaktisch klar dargelegt, daß man die Geschichte schon glauben muß.
In der Bauersküche war Madame Terra dabei die jährliche Pflaumenernte zu richten. Das heißt in weniger Klartext: sie versah die vom Herrn Terra gesammelten und gesäuberten Pflaumen, woraus er auch schon den Kern entfernt hatte, von Geleezucker inklusiver Pektine, um das ganze während einigen Minuten auf dem Gasherd brodeln zu lassen. Gleich danach wurde die glühend heiße Masse über die bereit stehenden Einweckgläser verteilt. Mit einem Schraubdeckel aus hochwertigem Blech wurden die Gläser luftdicht abgeschlossen. Schließlich habe man die Gläser zusammen kreativ postiert auf dem Küchentisch um die Rückkehr nach normalen (niedrigen) Temperaturen zu ermöglichen.
Jetzt, laut diesen Experten, entstand beim Abkühlen in dem Glas ein enormer Unterdruck. Und der flexiblen blechernen Glasdeckel änderte deswegen seine Erscheinungsform. Aus einer Kugelform wurde eine Hohlform.
Das war der springende Punkt! Die Formänderung wurde begeleitet von einem kurzen, starken, und abschreckenden Knall. Päts!! (Und das tausendfach stärker.)
Der Fall war somit gelöst. Voller Erleichterung, daß man endlich wieder einen Erfolg verbuchen konnte in Sachen Verbrechensbekämpfung, Schadenabwendung und Unglücksvorsorge, verließen alle Experten den Ort des Geschehens.
Es möge für alle die sich betroffen wissen, eine Lehre sein!
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