Freitag, 1. November 2013
Bagatelle 206 - Pfauenbildergalerie
Dann und wann werde ich gefragt wie es um die Pfauenfamilie steht welche sich seit einiger Zeit um unseren Hof herum aufhält. Vater Jeroen ist schon fast zwei Jahre bei uns; Mutter Jetta seit dem 1. Mai diesen Jahres und von dem 11. Juni an beglücken drei Pfauenküken (von denen sich zwei zu dem männlichen und eins zum weiblichen Geschlecht bekennen, so vermuten wir allerdings) die Gegend. Alle sind wohl auf, gesund und munter.
In dieser Bagatelle eine kleine Pfauenbildergalerie.



Die Familie beim Nachmittagsnichtstun. Vater Jeroen wie immer im Vordergrund, nahe zum Fotografen. Jetta bescheiden etwas mehr nach hinten. Die drei noch namenlosen Küken haben sich wie so oft auf die Bank gesetzt und schauen, neugierig wie sie sind, durchs Fenster hinein ins Haus.



Jetta und Küken auf der Bank. Beim guten Hinsehen erblicken sie (und Sie vielleicht auch) sogar den Fotografen spiegelbildlich im Fenster.



Man kann die Küken auch von innen nach außen betrachten. So wie hier durchs Glas fotografiert.



Herr im Hause ist immer noch der Jeroen. Stolz und sich seiner Würde und Schönheit bewußt. Hoch übers einfache Volk erhoben.



Aber dieser kleine Schuft fängt allmählig an es ihm gleich zu tun.

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Donnerstag, 18. Juli 2013
Bagatelle 192 - Pfauenbericht aus zweiter Hand
Quasi im Namen aller Interessierten die wissen wollen wie es um das Leben und Treiben einer Pfauenfamilie steht, haben einige Unerschrockene es gewagt sich zu der Wohnstätte des Herrn Terra zu begeben, wo man versuchen will einiges neues zu erfahren. Nach einigem Zögern ist der Herr T. bereit kluge Antworten auf gescheite Fragen zu geben.

Frage: Herr T., wie geht es der Pfauenfamilie über die Sie uns in einigen Bagatellen erzählt haben. Wir haben seit einigen Tagen nichts weiteres gehört und machen uns sorgen.
Antwort: Danke der Nachfrage. Es gibt keinen Grund sich sorgen zu machen. (Übrigens, weil Sie doch gerade da sind: wird /sorgen/ hier groß oder klein geschrieben?) So weit wir Menschen es beurteilen können, und daher wissenschaftliche Fakten und empirische Kenntnisse den Vermutungen weichen müssen, geht es den Pfauen, groß und klein, gut.

Frage: Es war die Rede von drei Pfauenküken. Sind sie alle drei noch am leben? Krank oder gesund? Weibchen oder Männchen?
Antwort: Das sind aber viel zu viel Fragen auf einmal! Gehen wir mal der Reihe nach. Am 11. Juno kamen die Küken auf die Welt. Wenn Sie rechnen können, werden Sie wissen daß sie also jetzt etwa fünf Wochen alt. Und noch immer kreuzfidel und munter. So weit wir wahrnehmen können.




Frage: Was machen die kleinen den ganzen Tag? Werden sie noch immer so strikt von der Mutter betreut?
Antwort: Mutter Jetta zieht wie bisher den ganzen Tag mit den drei Sprößlinge hin und her. Auf der Wiese, in dem Obst-, Gemüse- und Blumengarten, in der offenen Scheune: überall kann man sie treffen. Eine feste Route scheinen sie nicht zu gehen. Die Mutter zeigt den Kleinen wo es hin geht; sie entscheidet. Unterwegs werden hier und da und ab und zu Blumen, Insekten, Steinchen, Körner, Grashalme geprüft auf ihre Eßbarkeit.

Frage (anschließend): Was fressen die Tierchen sonst? Pfauenbabynahrung aus der Dose?
Antwort: Auf Raten einiger Sachverständigen bekommen sie jeden Morgen von mir ein wenig Kükenfuttermehl. Frisches Wasser ist immer da. Vater und Mutter bekommen eine Handvoll Mais. Alles in sehr kleine Mengen, denn sie dürfen das Futtersuchen nicht verlernen.




Frage: Gibt es sonst noch etwas wichtiges zu berichten? Wie geht es dem Jeroen?
Antwort: Die Kleinen müssen sich für zwei Gefahren hüten (sagt die Mutter auch immer wieder zu ihnen): Kommt mir bitte nicht auf den Landweg! Und zweitens: denkt daran daß die größte Gefahr aus der Luft kommt. Der immer lauernden Sperber und Bussard werden dich nicht links liegen lassen!
Und Jeroen? Für ihn ist die Zeit gekommen wo er allmählig seinen wunderschönen Federschweif verliert. Hier und dort liegen Feder und fliegen die Fetzen.




Nach dieser Antwort danken die interessierten Beobachter des Geschehens dem Herrn T. für seine Bereitschaft diese schwerwiegende Fragen beantworten zu wollen. Die Antworten sind dermaßen befriedigend, daß die Besucher einigermaßen glückselig den Hof verlassen. Worauf sie sich nach Hause sputen um diese Bagatelle zu schreiben.

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Donnerstag, 13. Juni 2013
Bagatelle 189 - Tierisch erfreut!
Gestern war es - es war der 11. Juni, morgens um neun - daß ich mich in eine der düstersten Ecken meines Grundstücks begab, dort wo das Gras so hoch wachsen darf wie es will, um nachzuschauen wie es um das Leben und die Gesundheit meiner Pfauenfamilie steht. Sie wissen vielleicht, daß mein einsamer Pfauenhahn Jeroen (auszusprechen als Jerún) seit dem ersten Mai diesen Jahres sich über die Anwesenheit einer Pfauendame freuen darf. Wenn Sie der Geschichte einigermaßen gefolgt sind, wissen Sie auch daß Pfauherr und Pfaudame sich zwar kennen, aber sich sonst aus dem Wege gehen. Und gerade die letzten Wochen schien die Pfauendame namens Jetta dann und wann von der Erdoberfläche verschwunden zu sein.

Da stand ich dann an diesem herrlichen lauwarmen Dienstagmorgen. Und traute meine Augen nicht als ich meine zwei Pfauen sah. Der Jeroen trat aus dem Gras heraus mit einem sowohl etwas fremdartigen als auch stolzen Blick. Ich staunte noch schlechter als ich die Jetta im Grasgebüsch sah die von nicht weniger als drei munteren Pfauenküken begleitet wurde!! Doch, hierzu paßt ein doppeltes Ausrufezeichen! Wir haben Nachwuchs bekommen!






Oberstes Bild: links obenJeroen, in der Mitta Jetta.
Unteres Bild: Jetta mit den drei Küken (die bräunigen Flecken). Sie brauchen ein bisschen Fantasie.


Die liebe Blogger-Kollegin Frau Sturmflut hatte Recht. Von ihr erfuhr ich, daß es in diesen Wochen Pfauenbalzzeit ist. Sie prophezeite obendrein, daß es nicht von der Hand zu weisen sei, daß in wenigen Wochen eine Reihe von kleinen Jettas und Jeroens den Hof bevölkern würde. Wie recht sie hatte!

Was man auch denken mag: die beiden Pfauen haben weinig Gras über die Geschichte wachsen lassen. Am erste Mai haben die beiden sich kennen gelernt und fürs erste Mal gesehen. Und am elften Juni haben die beiden drei neue Pfauenwesen in die Welt gesetzt. Das nenne ich zügige Arbeit, oder wie? Oder hat die Jetta, die ja aus Deutschland stammt, einige befruchtete Eier von drüben nach hier über die Staatsgrenze geschmuggelt?

Nach langem hin und her haben wir beschlossen daß die kleinen Pfauenküken vorläufig eine doppelte Staatsangehörigkeit bekommen. Kein Problem mit einer deutschen Mutter und einem niederländischen Vater. Mit achtzehn können sie sich dann entscheiden für eine definitive Wahl. Mögen sie gesund und munter aufwachsen!


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Samstag, 18. Mai 2013
Bagatelle 187 - Pomp, sowie Pracht und Prahl


In dieser Zeit, wo der eine Monarch - in unserem Fall eine Königin - abdankt, und der andere sein hohes Amt antritt, erscheinen, fast unbemerkt aber unaufhaltsam, die ersten offiziellen Staatsfotos des Königs Willem-Alexander samt seiner Gemahlin, die Königin Maxima. Wer will kann sich die Bilder downloaden und danach selber ausdrucken und an die Wand hängen.

Das können wir aber noch besser, muß unser Pfau Jeroen gedacht haben als er den Herrn Terra, den Hoffotografen wohl bekannt, bat von ihm solch ein offizielles Porträtfoto zu machen worauf er in all seiner Herrlichkeit und Schönheit zu sehen ist.

Eine Augenweide, finden Sie auch nicht? Mir fehlen die Worte. Aber das Bild genügt. Jedes erläuternde und erklärende Wort ist hier fehl am Platze.

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Montag, 6. Mai 2013
Bagatelle 186 - Flittertage
In diesen schönen Maitagen habe ich endlich der Bitte des Herrn pastiz - Sie wissen: einer unserer immer so gut gesonnenen blogger.de-Freunde - entsprochen. Er war es eben, der mich freundlich aber auch etwas dringend gebeten hatte für unseren Pfauhahn Jeroen, der nach dem Versterben seines Dutzfreundes Hahn-Ohne-Namen alleine auf weiter Flur bei uns verweilte, eine passende Partnerin zu suchen.

Am ersten Mai, bei Ihnen ein Tag der Arbeit, wo alle dennoch die Arbeit ruhen lassen oder von derselben ausruhen, sollte alles Geplante sich abspielen. Am diesem ersten Mai also, morgens kurz vor neune, fuhr ich mit meiner alten Schulfreundin Frau Magda S. nach einem ihrer zahlreichen Bekannten um dort eine Pfauendame abzuholen.

Zwischendurch und ganz nebenbei: die Frau Magda S., kenne ich seit meiner Geburt: wir saßen sechs Jahre lang zusammen in derselben Grundschulklasse. Frau Magda ist auch diejenige die alle zehn Jahre ein Schülertreffen unserer Klasse organisiert und auch sonst dafür sorgt daß wir uns nicht aus den Augen verlieren. Sie ist immer hilfsbereit und sie hatte eine Adresse für mich entdeckt wo vielleicht eine Pfauenhenne zu bekommen war. Eine andere Eigenschaft der Frau Magda ist daß sie jeden kennt und jeder sie kennt. Zweitens ist sie besser im Reden als im Zuhören.

Die Autofahrt zum Pfauenkaufhof dauerte nur zehn Minuten. Und auch diese Zeit wurde gefüllt mit Aussagen der Frau M. Sie weiß wer wo wohnt, kennt alle Eigenschaften und Tücken der Bewohner der Wegstrecke die wir zusammen ablegen und scheut auch sonst kein einziges Thema. Zehn nach neun überquerten wir die niederländische Staatsgrenze und viertel nach neun erreichten wir den Hof dessen Bauer und Bäuerin mit der Frau Magda telefonisch verabredet hatten, daß wir dort für gutes Geld eine Pfauenhenne kaufen könnten.

Der hilfsbereite Bauer hatte die Henne für uns schon eingefangen und in einem Sack aufbewahrt den er mir à raison von sage und schreibe 15 Euro überreichte. In dem Gespräch, daß die Frau M. inzwischen mit der freundlichen Bäuerin angefangen hatte - über alle beiderseitigen Bekannten und sonstigen Weltenbummler - fiel der Name Jetta. (Offiziell natürlich Henriette.) In Gedanken gab ich meiner Pfauenhenne schon diesen Namen. Nach vieles hin und her Palaver nahmen wir Abschied, bedankten uns für den Empfang und für die bereitwillige Freigabe der Pfauendame und fuhren zurück nach Hause.

Die Jetta ist also eine deutsche Pfauenhenne. Sie emigriert sozusagen nach uns, ins Ausland, in die Niederlande. Es macht mir gar nichts aus. Wir, die wir unser ganzes Leben an der Grenze verbracht haben, läßt die Frage nach der Staatsangehörigkeit ziemlich kalt. Uns interessiert nur die Frage ob und wie der Pfauenhahn Jeroen mit der Pfauendame Jetta auskommt. Werden die sich mögen? Oder werden sie Erzfeinde? Um Streitigkeiten zu vermeiden habe ich die Jetta zuerst in einem offenen leerstehenden Hühnerstall eingeschlossen. Mit offener Tür, aber so daß sie nicht fliehen konnte. Mein Gefühl sagte mir, daß es vielleicht keine so schlechte Idee war, daß die beiden sich wohl sehen, aber nicht berühren konnten.

Den folgenden Tag, frühmorgens, habe ich den beiden die Möglichkeit geboten sich näher kennen zu lernen. Die Henne war anfangs sehr schüchtern, aber nach einer Weile stapfte sie munter hin und her. Von dem Pfauenhahn nahm sie komischerweise kaum Notiz. Der Hahn Jeroen tat sein bestes: er zeigte sich in all seiner Schönheit, ließ seiner prächtigen Federpracht den freien Lauf - die richtigen Pfauenkenner pflegen dann wohl zu sagen: er schlägt ein Rad - und versuchte schon bei diesem ersten Treffen seine männliche Potenz unter Beweis zu stellen (Was ihm nur mäßig gelang.) Dann trennten sich ihre Wege.

Nachmittags, als ich einem Besucher die Henne zeigen wollte, war die Jetta verschwunden. Überall gesucht, aber nirgends eine Spur. War sie zurück in die Heimat? Hatte sie Heimweh? Ich fragte den Jeroen, aber der wußte auch von nichts. Irgendwo tat es mir leid. Nach zwei Tagen schon verschwunden. Tot und begraben vielleicht? Man denkt in solchen Fällen an alles mögliche.

Abends, kurz vor Sonnenuntergang machte ich noch einmal meinen Rundgang über den Hof. Und raten Sie mal was ich dann sah. In der weitesten Ecke, dort wo sich ein baufälliger Hühnerstall verbirgt hinter Erlenbäumen und vielem Unkraut, sah ich zwei Vögel. Der eine war meine Pfauendame Jetta. Sie war auf das Dach des Hühnerstalls geflogen und von da aus hatte sie sich einen Platz zum Schlafen gesucht und gefunden in einem Baum. Und an der anderen Seite des Erlenstammes saß eine kleine Feldeule. Eine von dem Eulenpaar das schon viele Jahre unseren Hof besucht und hier nistet. Er hüpfte hin und her als ob er die Pfauendame vor mir warnen wollte.

Seitdem hat sich die Situation kaum geändert. Die zwei Pfauen gehen getrennte Wege. Tagsüber verbleibt die Jetta im Gebüsch an der entlegensten Stelle des Hofes, während der Jeroen am anderen Ende des Geländes hin und her geht und ab und zu laut von sich hören läßt. Abends fliegt die Jetta in einen Baum und setzt sich dort zur Ruhe. Jeroen schläft wie gewohnt auf der Pergola. Wir alle sind gespannt wie lange dieser Status-quo-Zustand anhält.

Und wo bleibt die Antwort auf die meist naheliegende Frage unsererseits?, mögen Sie einbringen. Wo ist der Beweis daß es sie wirklich gibt, die Jetta?
Ich kann dienen mit zwei Bildern. Das eine zeigt die Jetta bei ihren ersten Ausflügen außerhalb des Hühnerstalls. In dem anderen sehen wir den Jeroen der morgens beim Kaffeetrinken um ein kleines Stückchen Kuchen bittet.
Sie leben bis heute in zwei Welten. Wenn sich die Sachverhalte ändern sollten, werde ich Ihnen darüber unterrichten.




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Mittwoch, 20. März 2013
Bagatelle 181. Mißgeschick
Unter diesem Titel schrieb mir mein Pfau, den Sie unter dem Namen Jeroen kennen, (Siehe Bagatelle 160), heute diesen offenen Brief, den ich mit seinem Einverständnis die Ehre habe Ihnen hier vorzulesen.



Lieber Terra,
Doch, man kann es so nennen. Die Geschicke welche mir dieser Tage widerfahren kann man nicht ohne weiteres als pures Pech bezeichnen. Dafür sind die Ereignisse zú wichtig, zú gravierend und zú eingreifend als daß man sie als negative Zufälligkeiten bezeichnen könnte.

Du kennst die Geschichte. Natürlich kennst du sie, denn du bist ja eine der Hauptpersonen. Heute vor zehn Monaten kam ich auf meiner Weltreise - durch die Wälder, durch die Auen - zufälligerweise auf deinen Hof. Dort gefiel es mir so gut, daß ich beschloß dein Angebot hier zu bleiben anzunehmen. Dabei hatte ich das Glück, daß dein einziges noch lebende Haustier, der Hahn-ohne-Namen (HON), mich in seiner Gesellschaft duldete. Stärker noch: wir tranken Brüderschaft und wurden Freunde. Seitdem gingen wir unsere tägliche Runde um den Hof herum, wärmten uns zusammen in der Mittagssonne und verblieben beide in der schützenden Scheune wenn es draußen mal wieder blitzte und donnerte. Das Leben war gut. So weit.

Vorige Woche ist daran ein Ende gekommen. Plötzlich, aber nicht ganz unerwartet, ist unser gemeinsamer Freund HON - aus Altersgründen wohl - gestorben. Du weißt das, denn ich hab' mit meinen eigenen Augen gesehen wie du ihn vorsichtig und sorgsam der wartenden Erde anvertraut hast. Von diesem Zeitpunkt an war ich alleine und habe mich solo durchschlagen müssen.

Nein, ich beklage mich nicht. Du kannst nichts dafür. Aber was mir heute passierte brachte mich fast in Verzweiflung.
Heute ist der 20 März. Das weiß ich denn morgen ist es der 21. und das ist zugleich mit Frühlingsanfang dein Geburtstag. Ich wiederhole es noch einmal: heute ist der zwanzigste dritter anno 2013. In dieser Jahreszeit sollte die ganze Welt voll neues Leben sein. Üppige Frühlingsblumen sollten einen Hauch vom kommenden Sommer verbreiten; manche Vögel haben schon ihren Partner gewählt und das Nest vorbereitet. Ich gebe zu: auch ein Pfau ist nicht aus Eisen und im Frühling juckt es mich schon. So sehr daß ich dir vorige Woche schon mal meine wunderbare empor gerichtete Federpracht gezeigt habe.

Aber was geschah heute? Morgens um elf fing es an zu schneien. Das Wetter wurde so unangenehm, daß ich fast die ganze Zeit alleine im stillen Hühnerstall verbringen mußte. Und abends, als es kühle wurde und ich meinen Schlafsitz: die an deinem Hause angebaute hölzerne Pergola - aufsuchte, schneite es noch immer.
Da wurde es mir fast zu viel. Frühlingsanfang und dann fast zehn Zentimeter Neuschnee mit angemessener Kälte! Das kann ich mit gutem Willen nicht länger zufalliges Pech nennen. Oder?

Wie gut daß du mit deiner Digitalkamera kamst und alles für immer und ewig festgelegt hast. Jetzt kann ich beweisen daß am 20. März im Jahre 2013 der Winter Eintritt hielt.

herzlichst,
dein Jeroen

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Sonntag, 20. Mai 2012
Bagatelle 160 - Neue Freundschaften


Gestatten Sie, liebe Bagatellenleserinnen und -Leser, daß ich Ihnen den Pfaule vorstelle. Vor zehn Tagen erschien er bei uns auf den Hof, unangemeldet und aus heiterem Himmel. Zuerst etwas schüchtern und vorsichtig, inzwischen aber ist er ein vertrauter und lieber Gast der sich den Angewohnheiten des Hauses und dessen Bewohner angepaßt zu haben scheint. Er zieht seine Kreise rundum den Hof, frißt ab und zu von den guten Gaben welche ihm die Natur bietet und freut sich sichtlich wenn der Hausherr ihn mit einem Handvoll Saat verwöhnt.

Weil ich vermutete, daß unser Pfauengast nicht aus dem Lande mit dem Pfauenthron, sondern aus der Nachbarschaft stammte, fuhr ich zum Nachbar der fünfhundert Meter von hier seinen Wohnsitz hat. Der versicherte mir, daß der Pfaule ihm zwar bekannt vorkam, (er, der Pfau, hätte auch bei ihm, meinem Nachbar, seine Spuren hinterlassen,) daß er dennoch nicht sein Besitzer, geschweige denn sein Schutzpatron war. Mein Nachbar hätte den Pfaule gerne behalten wollen, aber der wiederum hätte es sich anders überlegt: er reiste - wie ich hier oben geschildert habe - weiter nach Terras Gefilden. Der Pfaule ist also ein Reisender; ein Mitglied der fahrenden und reisenden Zunft. Vorläufig wohnt er bei uns. Kann sein daß er eines Tages in irgendwo eine Richtung verschwindet.



Einige unter Ihnen wissen vielleicht daß wir, die Terras, schließlich nur noch fünf Hühner besaßen. Zwei Herren und drei Damen. (In der Bagatelle IV (römisch 4) war davon die Rede.) Inzwischen hat der natürliche Lauf der Dinge es so geregelt, daß nur noch ein (römisch 1) Hahn übrig ist. Sein Name ist kurz und klar HON. Eine Abkürzung von: Hahn Ohne Namen. Die anderen vier sind aus unserem Blickfeld verschwunden. Entweder sind sie von einem Raubtier (einem Bussard zum Beispiel) als Nachspeise auserwählt; oder sie sind auf natürliche Weise gestorben, wonach ich sie feierlich begraben habe. Der HON aber lebt immer noch und ist munter und frohen Mutes. Für ihn war das Erscheinen von Pfaule doppelt überraschend. Auf einen Pfau als Nebenbuhler hatte er nicht gerechnet.



Aber siehe da: das Wunder geschah. Man verträgt sich. Der Pfaule und der HON verkehren zusammen ohne ernsthafte Zwischenfälle. Frühmorgens und spätabends essen sie zusammen was ich ihnen vorsetze. Ab und zu erwidert der Paule das HONsche Krähen mit einem kräftigen unmusikalischen Pfauenschrei der, wie wir alle wissen, den kommenden Regen vorhersagt. Nachts zieht der eine sich in den Hühnerstall zurück, während der andere sich irgendwo im Gebüsch einen Platz zum schlafen sucht. Und beim Sonnenaufgang morgens ist die Luft voll von ihren Weckrufen.
Neuerdings kann man beobachten, daß sich der Pfaule bei uns tatsächlich zu Hause fühlt. Dann tritt er in den Vordergrund, sucht sich einen geeigneten Hintergrund, und fängt an seine Flügel zu heben und zu spreizen. Wie das denn ausseht! Diese Farbenpracht! Eine Augenweide: dieses unglaublich schöne Blau gegen den grünen Hintergrund. Kaum zu glauben. Das meint auch der HON, der zugeben muß, daß er noch nie so etwas schönes gesehen hat.

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Freitag, 3. Februar 2012
Bagatelle 146 - Zähltag
"Wenn ich ein Vöglein wär', und auch zwei Flüglein hätt', flög' ich zu dir.." so in etwa singt, laut eines altmodischen deutschen Volksliedes, eine mir unbekannte Person mir zu. Wenn ich, dem Vogelvergleich folgend, ihr antworten würde, fielen mir die folgenden klangvollen Worte ein die sich zwar gut anhören, aber nicht in einem deutschen Volkslied vertreten sein werden. Sie lauten: "Bitte, tu's nicht! Zieh dich dieses Wochenende in eines deiner Verstecke zurück und laß dich erst am Montag darauffolgend wieder sehen. Nimm dich in acht vor den Zählern!" So etwa würde ich antworten. (Eventuell kann ich auf Wunsch die notwendige Begeleitmusik dazu komponieren: eine Bagatelle in As Opus 53, Nummer 7, für Sangstimme und großes Orchester.)

Die Aufregung gilt dem Wochenende des 21. und 22. Januar diesen Jahres, also vor nur kurzer Zeit. In meinem Lande wurde man aufgerufen sich an der Nationalen Vogelzähltag zu beteiligen. Allen sollten, von einem düsteren Komitee mit vielen guten Vorhaben und weniger gut zu begutachteten Aktivitäten aufgefordert, sich eine halbe Stunde vor dem Küchenfenster setzen um, mit Feder und Papierbogen gewappnet, die da draußen anwesenden Gartenvögel zu zählen. Nur Garten. Die Flamingos, Störche und Bussarde blieben also außen vor.

Die Ergebnisse hier unten zeigen daß unser frecher Haussperling seinen ersten Platz behalten hat. Glückwunsch! Denn vor einigen Jahren noch hatten wir ihn fast aus den Augen verloren. Wir sehen auch (gezählt wurde in ungefähr 28.000 Gärten) daß die Meisenfamilie in Anzahl zurückgeht. Um den 5. Platz streiten sich der Fink und die krähische Dohle, bei uns besser bekannt als het kauwtje.



Diese Auflistung enthält Anwesenheitszahlen. Ein Vogel ist entweder da oder auch nicht, was Sie auch davon denken. Über die psychischen und moralischen Folgen bei Leuten die sich z.B. von dieser Sperlingsflut beeinflußt fühlen, wird in dieser Tabelle nichts ausgesagt. ("Mein Gott, wieder eine Pimpelmeise! Und ich bin allergisch gegen die!") Rein quantitativ also. Interessanter ist - wenn Sie mit aller Gewalt um eine Liste bitten - eine Angabe über die empfundene Musikalität der Vögel. Einfacher gesagt: welcher Vogelgesang gefällt Ihnen am besten? Auch hier kann ich Ihnen helfen. Hier die Liste der angenehmsten Vogellaute.



Die Amsel singt gemäß der Meinung der Hörerinnen und Hörer eines sehr beliebten frühsonntäglichen Rundfunknaturundumweltprogramms schöner als alle andere. Der gleichen Meinung bin ich. Wenn Sie je eine Amsel eine Bachsche Kantatenmelodie haben interpretieren hören, brauchen Sie nur noch die Frage zu beantworten wer zweiter, dritter usw. wird. Der Zaunkönig steht auf Platz 5. Ich wette, dem König Fritz wird das nicht gefallen.

Zum Schluß etwas ernsteres. Glauben Sie mir: einer Gesellschaft, die sich mit dem Zählen der Vögel einläßt, sollte man ziemlich argwöhnisch gegenüber stehen. Denn es folgen die anderen sogenannten wilden Tiere wie Lux und Fuchs, dann die übergroße Schar Hauskatzen und Hunde, gefolgt von den zahllosen fast zum Tode verwöhnten weißen Mäusen und schließlich, auf dieser gleitenden Skala, fast unbemerkt in all diesen Zählereien, die Menschen. Doch, eine Volkszählung führt zum aller Untergang, das sieht man schon beim Beginn unserer Zeitrechnung. Die Kinder Bethlehems und ihre Nachkommen können es uns nicht nacherzählen, weil damals so nötig eine Volkszählung abgehalten werden mußte.

Alles bagatellarischer Unsinn, sagen Sie und recht haben Sie. Trotzdem hab' ich immer ein ungutes Gefühl bei jeder Zählung. Denn jede Zählung wird gerade per definition gefolgt von einer Auflistung und Bewertung. Dabei bekommen notwendigerweise einige wenige die Oberhand und fallen andere aus dem Rahmen. Einige gewinnen und einige andere zahlen den Preis. Der Zähltag wird ein Zahltag. Wir sollten uns hüten, sagt der Moralist.

Nachlaß: König Fritz ohne Schleif, aber mit Krone, den Sie vielleicht noch aus der Bagatelle XXV (25) kennen, sieht man hier wie er mit dem Pressechef die Resultate diskutiert. Auch mit Mitgliedern der Opposition wird das Thema weiter eindringend erörtert.



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Samstag, 11. Juni 2011
Bagatelle 109 - Kreuz & Quer GmbH
Den Kreuzschnabel kennen Sie wahrscheinlich so wie ich ihn kenne. Also nicht höchstpersönlich, sondern aus einer Vogelenzyklopädie oder aus sonstigen wikipedia-artigen Quellen. Das meist imposante Merkmal dieses Finkensortes ist der Schnabel. Der ist bei diesem Samenfresser so entworfen, daß Ober- und Unterschnabel sich am Ende kreuzen. Das soll ihm ermöglichen die Samen, welche er beim Frühstück zu sich nimmt, aus ihren Hüllen zu entfernen. Vielleicht hat Ihnen in der Schule die Frau Lehrerin erzählt, daß es mehrere Sorten Kreuzschnäbel gibt. Zum Beispiel den Fichtenkreuzschnabel oder den schottischen Kreuzschnabel. Aber daß es auch Kreuzschnabelhühner gibt, wußten Sie noch nicht. Oder?

Doch, es gibt sie. Unser jetzt nur noch einziges Huhn erschien eines Morgens mit einem Kreuzschnabel. Wofür sie den brauchte, hat sie mir nicht verraten. Der sie begleitende Hahn - dessen gelbes rechtes Bein Sie am oberen Bildrand gerade noch sehen, wie auch (rechts unten) Madame Terra's zierliche Zehe - und ich waren der Meinung, daß ein solcher Schnabel kein Zeichen des Fortschritts war. Gestern konnte sie die kleinen Körner noch leicht und easy zu sich nehmen; heute aber war das Picken eine ziemliche Qual. Auch das Reiben des Schnabels gegen einen vorbeikommenden Stein um die Schnabelteile gerade zu rücken half nicht. Bis jetzt – und das ist jetzt schon fast ein dreiviertel Jahr – ist der Kreuzschnabel geblieben.



Unser Huhn aber weiß sich zu helfen. Sie pickt jetzt am liebsten die gröberen Maiskörner oder die faßbaren Regenwürmer. Das sie sich wohl fühlt, sieht man an ihrem schönen roten Kamm. Auch das Eierlegen hat nicht nachgelassen. Und, sagt sie, wenn auch der gekreuzte Schnabel seine Nachteile hat, Vorteil ist immerhin, daß man darüber eine Bagatelle schreiben lassen kann.

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Donnerstag, 31. März 2011
Bagatelle LXLVIII - Gestelltes Gleichgewicht
Was immer Sie auch mögen behaupten, ich meine ziemlich sicher zu wissen, daß dieses Bild gestellt ist. Es stammt aus einem Kalendarium; ein Foto des Volkskrant-Fotografen Marcel van den Bergh.



Beide Parteien haben ihre Stellung bezogen. Der Bauer versucht mittels ziehen die Kuh davon zu überzeugen, daß es für alle besser ist wenn die Kuh in den Stall zurückkehrt. Die Kuh, mit Namen Jenny 24 oder so etwas, fest auf allen vieren an der Erde verankert, ist anderer Meinung. Sie hat keine Lust die Reise draußen in der freien Natur im Stall zu beenden.
Wie wird diese Meinungsverschiedenheit ausgehen? Wer gibt schließlich nach?

Das Seil steht schnurgerade von links nach rechts. Links ist es am Kuhkopfhalfter befestigt, rechts ziehen die plastifizierten Bauershände.
Das Spannende an dem Bild ist der Gleichstand. Wie eine Waage. Um nicht jétzt schon zu verlieren, muß der Bauer sich nach hinten lehnen.

Warum ist das Bild gestellt? Weil jeder Bauer weiß, daß das Ziehen am Kopfe der Kuh überhaupt keinen Sinn hat. Vor allem nicht wenn das Seil zu lang geraten ist. Die starken Kopf- und Halsmuskeln der Kuh werden immer gewinnen. Wenn die Jenny so gnädig ist sich in der gewünschten Richtung zu bewegen, tut sie das weil sie dem Bauer ein Gefallen tun will. Wenn sie écht wollte, käme sie nicht von der Stelle.

Natürlich weiß der Bauer das. Man soll eine Kuh führen mit Vorsicht, mit Güte, mit Nachsicht, mit Futter, mit guten Worten. Oder man macht es zu zweit: der erste führt die Kuh am Halfter, der zweite drückt etwas von hinten wobei er den Kuhschwanz etwas gegen den Uhrzeigersinn dreht. Die Kuh, verwirrt, gibt auf und bewegt sich in die gewünschte Richtung.

Natürlich weiß der Fotograf das auch. Er aber liebt die Spannung des Tauziehens. Er liebt die Ungewißheit. Er liebt das unberechenbare Gleichgewicht. Sei es gestellt.


* Quelle: De Volkskrant Fotokalender 2011

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