Donnerstag, 10. April 2014
Bagatelle 222 - Tag der deutschen Sprache
Es ist zwar April, aber es ist kein verspäteter Aprilscherz: der heutige 10. April ist der Tag der deutschen Sprache. Bei uns jedenfalls; bei Ihnen daheim fällt dieser Gedenktag irgendwann in September. An diesem Tag scheinen die Deutschen sich ihrer Sprache – wegen der Schönheit und als Grundlage der kulturellen Identität - extra bewusst sein zu müssen.
Bei uns in den Niederlanden ist dieser Tag der deutschen Sprache nicht nur eine Erinnerung daran wie schön die deutsche Sprache ist. Es ist auch ein Anlass zu bedenken wie wichtig die deutsche Sprache ist in den weniger kulturellen Beziehungen wie Handel, Industrie und Wirtschaft. (Die Holländer waren und sind nebst idealistischen Predigern (sprich Besserwisser) immer auch Kaufleute.)

Für einen wie mich, der sich bemüht Ihr aller untergebener Bagatellenschreiber zu sein, ist die deutsche Sprache eine Sache des Ringens. Weil meine Muttersprache eine andere ist wie die Ihrige, sei es dass es schon einige Verwandtschaft gibt, ist jeder Satz in jeder Bagatelle ein Suchen nach dem Richtigen; sowohl syntaktisch als auch idiomatisch. Ist dieses Wort angebracht? Trifft dieser Ausdruck den Nagel auf dem Kopf? Sagt dieser Satz aus was der Verfasser meint sagen zu müssen? Schwierig das alles, denn so eine unschuldige Bagatelle soll nicht nur syntaktisch/grammatikalisch und idiomatisch einigermaßen in Ordnung sein, sie soll auch lesbar sein. Und wenn ’s geht: angenehm lesbar.

Meine ersten Deutschkenntnisse stammen aus den Begegnungen und Gesprächen mit Bekannten und Verwandten von drüben. Weil wir fast auf der Landesgrenze wohnten war ‘drüben’ niemals weit weg. Die systematischen Spracheigenschaften vermittelte mir die Schule. Von der Sekundarstufe an bis viele Jahre später war Deutsch (neben den anderen Fremdsprachen Französisch und Englisch) ein Pflichtfach. In den ersten Jahren der Realschule lernte ich zum erste Mal einiges schriftliches Deutsch. Meine ersten deutschen Buchfreunde waren (fast selbstverständlich) Kai aus der Kiste und der Emil mit seinen Detektiven. Die ersten deutschen Gedichte, welche ich bis auf den heutigen Tag auswendig kann, sind die Heinische Lorelei und der Goethische Erlkönig.

Was schert mich Weib, was schert mich Kind?
Mich treibt weit bessres Verlangen.
Lass sie betteln gehen, wenn sie hungrig sind,
Mein Kaiser, mein Kaiser gefangen!


Zwischenfrage. An dieser Stelle ist die Frage erlaubt wer von meinen Bagatellleserinnen und –Lesern ein niederländisches Gedicht aufsagen kann. Am leichtesten wäre die Weihnachtshymne: Stille Nacht, heilige Nacht. Die heißt bei uns nämlich auch so.

Zurück zum eigentlichen Thema. Wo war ich geblieben? Noch mehr deutsches Sprachwissen erhielt ich bei richtigen Deutschstunden an der Universität in Nimwegen. In abendlichen Stunden – einmal die Woche, von 18 bis 22.30 Uhr plus viele Hausaufgaben und das alles drei Jahre lang - konnte man sich damals eine Lehrerlaubnis Deutsch erwerben. Mit einer Akte LO (so hieß das damals) konnte man Deutsch lehren an Haupt-, Berufs- und Realschulen. Eine Akte MO Deutsch gab die Befugnis an Gymnasien zu arbeiten. Natürlich unter der Voraussetzung dass man die mündliche und schriftliche staatliche Prüfungen in Den Haag bestand. Das war in vierzig Prozent der Fälle der Fall.
Gerade rechtzeitig kam bei mir dann die Einsicht dass ein Dasein als Deutschlehrer nicht dás war was ich eigentlich wollte. Mich interessierte vielmehr die Psychologie und vor allem die Art und Weise wie Lehrer etwas lehren und Schüler etwas lernen. Mein Fachgebiet wurde schließlich die Unterrichtspsychologie.

Heute also ist der Tag der deutschen Sprache. Gerne spreche und schreibe ich sie, sei es mit Fehlern behaftet, welche Sie mir hoffentlich verzeihen. Morgen ist ein anderer Tag.


Hier unten einige Zeichen meines Deutschstudiums: einmal von außen und einmal (Paragraph 44) von innen. Die hinzugeschriebene Anmerkungen sind von mir.



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