Montag, 7. Juli 2014
Bagatelle 231 - Digitalgeruch
Einige unter Ihnen werden sich vielleicht noch an Dr. h.c. Henk Aschenbach erinnern. Und wenn nicht: halb so schlimm. Diejenigen die alles genauestens wissen wollen, werden herzlichst eingeladen noch einmal die Bagatelle 112: Digitalträume zu lesen. Für alle anderen wiederhole ich in drei Absätzen was ich damals über Herrn Aschenbach geschrieben habe, damit Sie wieder Bescheid wissen. Also:

„Hören und Sehen ergeht uns, wenn wir die neuesten Nachrichten über die Firma H. Aschenbach und Söhne auf uns einwirken lassen. Wir schreiben nicht zufälligerweise 'hören' und 'sehen', denn das sind ja die zwei Sinne dessen Daten seit langem digitalisiert werden können. Ein Bild, ein Porträt, ein Film, ein Gemälde: alles sichtbar optische lässt sich in bytes und bits, in Eins (1) und Null (0), beschreiben und festlegen. Wir brauchen nur Daten und Algorithmen. Dasselbe gilt für den akustischen Bereich. Eine Rossini-Aria, ein Beatlesong wie Yesterday oder die Achte von Bruckner lassen sich digital aufzeichnen und genießen. Lichtdata oder Schallwellen: die digitale ICT-Welt ist vollends auf der Höhe.

Was fast niemand weiß, ist dass vieles vom diesem Digitalwissen zuerst aus dem Gehirn und später aus der Feder des Herrn Dr. h.c. Aschenbach stammt. Sohn des berühmten Firmengründers Arnulf Aschenbecher, der aus Angst vor seinem guten Ruf voraussehend seinen Nachnamen hat ändern lassen. Zweifellos ist Dr. Aschenbach, was die innovativen Fortschritte bei der globalen Digitalisierung betrifft, ein führender Kopf. Weltweit.

Herr Dr. Aschenbach, Jahrgang Mitte 1951, dessen Vorfahren aus den Vogesen stammen und die sich durch ein Missverständnis plötzlich in den Niederlanden wiederfanden, ist bereit mich für ein Gespräch zu empfangen. Eine große Ehre, denn der Herr Dr. Aschenbach (Henk für seine Gattin und Aschi für seine Freunde) hat täglich auch nur 24 Stunden zur Verfügung. Aschenbach: Wir arbeiten derzeit an eine Verlängerung des Werktages um eine halbe Stunde, indem wir den täglichen Sonnenuntergang etwas verlangsamen. Wir halten sozusagen den Lauf der Sonne um eine halbe Stunde auf. Digital versteht sich."

In der Tat: der Herr Dr. Aschenbach sucht nach Mittel um nicht nur das Sehen (das Visuelle) und das Hören (das Akustische) zu digitalisieren, sondern auch das Riechen (das Odorische) und das Berühren (die taktile oder haptische Domäne).
Die Zeit ist nicht mehr weit, laut Dr. Aschenbach, (dabei vehement unterstützt von deiner Gattin), dass wir einen bestimmten Geruch uploaden und ein köstliches Parfüm herunterladen können.



Und siehe da! Gestern sah ich in einer leicht seriösen Zeitschrift das erste Versuchsmodell. Ein Harvard-Professor hat es erfunden, wobei er sich ohne Zweifel von Aschenbachs Ideen bedient hat. Zuerst dachte ich: es wären die Schornsteine eines klassischen Ozeandampfers. Es sind aber zwei Röhrchen welche mit zwei verschiedenen Riechstoffen (zum Beispiel Pfeffer und Essig) gefüllt werden sollen. Die Mischung kann man digital jeder beliebigen Person
zukommen lassen indem man die Ophone (so nennt sich das Apparat) an das Internet anschließt. Wenn Sie mögen können Sie also Ihre(n) Geliebte(n) beglücken mit so einem schönen und wohlriechenden digitales Geruchspräsent.
(Der Code für diese Kombination lautet 4711.)



Sie sehen: die digitale Zukunft macht vieles möglich. Und da kann ich nur wiederholen was ich vor einigen Jahren schon schrieb:
„Es würde mich nicht wundern wenn im kommenden November klar wird, dass ich heute gesprochen habe mit dem künftigen Nobel-Preiswinner 2014 für kosmetische Digitaltechnologie. Es liegt in der Luft. Man kann es förmlich riechen.“

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