Samstag, 18. März 2017
Bagatelle 295 - Tierwahl
Bei uns wurde diese Woche mal wieder gewählt. Die Wahl einer neuen Zweiten Kammer stand an. Nicht so wie bei Ihnen, wo sich zwei, höchstens vier oder fünf Parteien um die Gunst der Wähler streiten. Nein, bei uns waren es sage und schreibe achtundzwanzig (in Chiffren 28) Parteien mit runde tausend (sage 1000) Kandidaten. Das hat man davon wenn es keine 5%-Hürde gibt und jeder eine Partei gründen kann um einen oder mehrere Sitze aus dem 150 Sitzen zählenden Angebot einzunehmen.

Wie üblich begab ich mich am Morgen nach der Wahl zu meinem vorherigen Wohnsitz, zum alten Bauernhof, um mich mit den dort verbleibenden Tieren über den Wahlausgang zu unterhalten. Vor allem meine Pfauen, voran der alte Jeroen, beteiligten sich vehement an der Diskussion.

Einig waren wir uns über die Tatsache dass die Holländer gut gewählt hatten, indem sie dem Geert (Wilders meine ich) nicht so viele Stimmen gegeben hatten dass er sagen könnte: ich bin der größte. Nein, Populisten haben hier offenbar nichts zu suchen, das fand der Jeroen auch so.
Dass der rechts-liberale Mark Rutte (sprich: eine Mischung zwischen Rötte und Rütte) auch der nächste Prime-Minister sein wird, war unseres Erachtens unvermeidlich und fast selbstverständlich. Dass aber die niederländische Arbeiterpartei PvdA (sozusagen die holländische SPD) von 38 auf 9 Sitze zurückfiel hätte kein Wahrsager, sogar Jeroen nicht, ahnen können. "Das hat man davon," sagte Jeroen klug, "wenn man die Stammwähler vernachlässigt und liberalen Ideen nachläuft."

Eine der 28 Parteien nennt sich Partij voor de Dieren (Partei für die Tiere). Unglaublich, aber wahr. Es gibt sie tatsächlich: eine Partei für die Tiere. Jedenfalls bei uns. Bis diese Woche hatte die Partei zwei Sitze im Parlament. (Unter uns: die Abgeordneten der Partei für die Tiere, zwei talentierte Frauen, taten ihren Job ausgezeichnet.)
Ich frage Jeroen was er von dem guten Abschneiden der Partij voor de Dieren halte. (Die Partei kam von zwei auf fünf Sitzen.) Das hätte ich besser nicht fragen können. Jeroen verfiel fast in Rage als er antwortete: "Die Partei für die Tiere? Lächerlich so etwas. Weil sie uns, die wirklich Sachverständigen, nicht um Rat bitten. Wenn es zum Beispiel über das Tierwohlsein handelt: (jetzt mit fast überschlagender Stimme)

UNS WIRD NIEMALS ETWAS GEFRAGT!

Und das nennt sich eine Partei für die Tiere!"
Um seiner Überzeugung Kraft beizusetzen spreizte er seinen unglaublich schönen Schweif in die Höhe.

"Beruhige dich mal," sagte ich, "die nächste Wahl kommt bestimmt. Zum Beispiel die Gemeinderatswahl im kommenden Herbst. Du könntest es dann noch einmal versuchen."







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