Samstag, 12. Oktober 2013
Bagatelle 203 - Rote-Rübe-Arterien
Seit meiner frühesten Kindheit fotografiere ich. Zuerst mit einer Kodak-Brownie Boxkamera, gekauft von dem Geld das ich als junger Ferienarbeiter mir verdiente. Sie kostete damals f. 28,00. Inzwischen freue ich mich seit kurzem über meine neue SLR-Digitalkamera. Diesmal gekauft von dem Geld das mein freigebiger Schulbuchverlag, für den ich dann und wann einige Arbeit verrichte, mir freundlicherweise überwiesen hat.

Entweder ein Text plus ein Bild, oder umgekehrt. So sieht meistens eine Bagatelle aus. Bild und Geschichte gehören zusammen und unterstützen sich gegenseitig. Das hofft allerdings ihr aller ergebenen Bagatellenschreiber. Text und Bild alléine haben zwar Bestehensrecht, nur ist auch hier laut Gestalt-Theoretiker das Ganze mehr als die Summe der Teile.

Vor einigen Jahren bekam ich einen Brief von einer mir unbekannten Dame aus Rotterdam. Sie bat mich um die Erlaubnis eines meiner Fotos in einer halbjährig erscheinenden Broschüre aufnehmen zu dürfen. Es war eine Broschüre des Erasmus Medisch Centrum zu Rotterdam, das dortige Universitätskrankenhaus. Das Foto war gedacht als Illustration zu einem Artikel über arterielle Verengungen in den Beinen. Es war díeses Foto:



Sie sehen es richtig: es ist ein simples Rote-Rübenblatt. Die Nerven - mit einiger Fantasie zu verwechseln mit Blutgefäßen - haben einen extra Akzent erhalten weil sie an der einen Seite von der Sonne beschienen und von der anderen von mir fotografiert worden sind. Hier unten sehen Sie wie das Foto in der Erasmus-Broschüre aussieht.



Solch ein Bild gibt Doppelfreude. Zuerst dann wann der Zeigefinger den Auslöseknopf deines Kameras berührt. (Meistens weiß ich dann schon ob das Bild gelungen ist oder nicht.) Das zweite Mal freut man sich wenn man sieht wie der äußerst seriöse Venenartikel in der Erasmus-Broschüre durch dein Bild sozusagen 'erheitert' wird. Und nóch mehr freut man sich wenn später ein Arzt, der bald zu promovieren gedenkt, das Foto für den Umschlag seiner Dissertation benutzt. Selbstverständlich nicht ohne meine Erlaubnis.



Gerade weil ich keine Ahnung habe um was es in dieser ärztlichen Doktorarbeit handelt - mein medizinisches Englisch ist nicht mehr was es mal war - freue ich mich über den gelungenen Umschlag. Was ein so einfaches Rübenblattbild nicht bewirken kann, finden Sie nicht auch?

... comment

 
Eine derartige Ehre für das Talent, zur richtigen Zeit am richtigen Ort und mit Ästhetik-Gefühl auf den Auslöser zu drücken, ist schön. Es ist nämlich eigentlich schwieriger, als es sich anhören mag. ;)
Ein wirklich gelungenes Bild, die Ehre gebührt Ihnen!

... link  

 
Glückssache(?)
Nicht immer, lieber Philosophicus, aber oft ist auch einiges Glück dabei.
Übrigens, ihr Herr Vater wird wohl wissen was es mit (dem Inhalt) der Dissertation auf sich hat.
Gruß, T.

... link  

 
Auch, wenn es die Anonymisierung bei Blogger nicht vermuten lassen möchte, versteckt sich hinter der männlichen Endung eine Frau. ;) Nur der Richtigkeit halber...
Durchaus, ein wenig Glück und ein großer Haufen Geduld gehört auch dazu. :)
Er wird sicher wissen, was uns diese Dissertation sagen möchte, womöglich hat er sogar schon davon gehört. Allerdings - selbst, wenn ich es mir von ihm erklären lassen wollte, würde ich wohl doch nicht viel verstehen.

... link  


... comment