Mittwoch, 5. Mai 2010
Bagatelle LIV - Bußgeldhandel


Was folgt ist eine historische Bagatelle. Die zu beschreibenden Ereignisse sollen sich, laut Autor jedenfalls, in Wirklichkeit, in real life also, genau so abgespielt haben. Vorsicht beim lesen, denn die gröbsten Geschichtsfälscher sind bekannterweise die Historiker selber, weil sie versuchen die Wirklichkeit in ihrem Sinne zu interpretieren.

Es gab eine Zeit da fuhr ich in meiner lieben 2CV-Ente jeden Tag zur Universität in Nimwegen (Niederlande). Der Weg dorthin von meinem Wohnsitz aus führte für einen Teil durch die Bundesrepublik. Zwischen der Stadt Kleve und der Grenze gab und gibt es Wegabschnitte mit einem Überholverbot und eine 70 Km/h Geschwindigkeitsbegrenzung. Weil man’s aber manchmal eilig hat, kommt es zu folgendem Gespräch das ich wahrheitsgetreu nacherzähle. Betroffen sind zwei Polizisten und ein holländischer Student.

- Herr Terra, guten Tag, ich bin Polizeiwachtmeister K. und das hier ist mein Kollege F. (Die Polizisten, Tatortkommissare, Ordnungshüter, Schupos oder Bußgeldverteiler, wie man sie nennen mag: diese beide Polizisten sind das ganze Gespräch über freundlich und pünktlich. Korrekt ist das zutreffende Wort.)
- Sie sind hier mit einer Geschwindigkeit von 84 Km/h gefahren. Nur 70 sind zugelassen und erlaubt. Wir erteilen Ihnen hierbei ein Bußgeld von sechzig (60) DM. (So weit, so gut: ich bin schuldig und ich werde büßen. Recht ist recht und Ordnung muß sein. Das Bußgeld (die Höhe scheint in Ordnung zu sein) soll in bar bezahlt werden.)
- Herr Wachtmeister, wenn ich könnte, würde ich sofort bezahlen. Aber so vieles Geld und dann auch noch in bar, habe ich nicht dabei. Wohl aber kann ich Ihnen dienen mit einem Postcheck. (Die Polizisten lehnen den Vorschlag ab: es ist ihnen zu viel Mühe den Check irgendwo zu lösen.)
- Also, sechzig Mark haben Se nicht? Und fünfzig?
- Nein, tut mir Leid.
- Vierzig? Wie steht’s damit?
- Nein. Ich würde sie Ihnen geben, aber ich hab’ sie nicht.
- Dreißig? Das müßte doch gehen. Schauen Sie bitte alle ihrer Taschen nach.
(Ich fühle und schaue in jeder Tasche die sich finden läßt.)
- Nein, ich hab’ nur zwanzig, seh’ ich gerade.
- Und das Kleingeld? Münzen und derartiges?

Nach zehn Minuten suchen, handeln und zählen haben wir die kolossale Summe von DM 27,00 (siebenundzwanzig Mark) zusammen. Das genügt offenbar. Der eine Polizist schreibt etwas auf etwas anderem und gibt mir die Quittung. Das bare Bußgeld, das Barbußgeld oder das Bußbargeld betrug heute DM 27. Nicht vorzustellen was geschehen wäre wenn ich einen Zehntausender in der Tasche gehabt hätte!

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