Donnerstag, 1. Juli 2010
Bagatelle LXI - Morgenandacht
Seit Menschengedenken nehm’ ich morgens ein rituelles Frühstück zu mir. Rituell, denn immer dieselben Handlungen mit denselben Nahrungszutaten und identischen Frühstücksattributen. Ich eß ein leckeres Butterbrot – vollkorn – bedeckt mit selbstgemachter Dreifrüchte-Marmelade (Trias: Erdbeere, Frambose & Irgendeine andere Beerensorte). Dem lasse ich einen Zwieback folgen, das ich zuerst belege mit Honig und zwei dünnen Scheibchen jung-belegener Käse. (Sparsam, wie wir erzogen sind, benützen wir dazu immer den altehrwürdigen Käsehobel.) Das Brot kommt meist aus dem Toaster oder es wurde am vorigen Abend in gefrorenem Zustand der Tiefkühltruhe in der Scheune entfremdet. Frische Brötchen gibt es nicht. Erstens ist der nächste Brötchenladen acht Kilometer weit weg, und obendrein auch noch im Ausland, und zweitens ist mir die Vorliebe für frisches Brot – gerade aus dem Ofen – völlig entgangen. Dies im Gegensatz zu meiner Jugendzeit, wo ich frühmorgens das warme Brot das meine Mutter mir bat zu besorgen, schon halbwegs gegessen hatte bevor ich es ins Haus brachte.
Bitte, sehen Sie sich das Bild an. Dies ist mein Basisfrühstück.



Es gibt auch eine Basis-Plus-Version. Hinzugekommen sind die rituellen Getränke die selbstverständlich nicht fehlen dürfen. In meinem Fall immer ein Glas Tee von exzellenter Qualität und ein Saft. Die kleine Pille hat mir meine sehr geehrte Frau Cardiologe verordnet mit dem Beisatz: vielleicht hilft es, man weiß nie.



Frühstück: auch etymologisch interessant. Ohne nachzuschlagen behaupte ich mal, daß es sich ursprünglich um ein Stück (Roggen)Brot gehandelt haben muß, das man morgens in der früh zu essen pflegte. In meiner eigenen Muttersprache heißt es: ontbijt. Und das wiederum stammt von dem Verb ont-bijten: anfangen-zu-beißen. Genau wie ‘entflammen’ sagen möchte, daß es in Kürze ‘anfangen-zu-flammen’ wird. Bei uns steht die Handlung zentral, bei Ihnen das Objekt der Handlung. Interessant. Da haben es die anderen Sprachen leichter. Ein kleines ‘petit déjeuner’ ißt man wenn der Tag noch sehr jung ist. Und ein ‘breakfast’ verweist klar auf die Gewohnheit stehend am Fühstückstisch sich noch schnell ein Stückchen Brot von der Scheibe zu brechen bevor man den sieben Uhr Zug nach Wolfenbüttel nimmt.
Wolfenbüttel, auch solch ein wunderbares Wort. Wie kommt es daß ich am Ende einer Bagatelle oft dórt lande?

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