Donnerstag, 3. März 2011
Bagatelle LXLIV - Eineichiger Zwilling


Jedesmal, wenn mein Blick vom Frühstückstisch hinaus zum Fenster gen Osten schweift, trifft er sie. Singular und Plural in einem. Ich sehe unsere Zwei-Einheit: ein Duo junge Eichen, das vor einigen Jahren plötzlich und unerwartet aus dem nichts entsprang und jetzt frisch und fröhlich die Landschaft ziert.

Wer es war der die Samen, die Eichel also, dort hat liegen lassen, weiß ich nicht. Ich vermute ein Eichhörnchen. Wegen seines Namens natürlich und wegen seines angeborenen Triebes mehrere geheime Vorräte zu bauen, womit er behauptet den strengen Winter überstehen zu können.

Dort wo der Acker unseres Nachbars anfängt und dort wo unser Eigentum aufhört, gibt es einen zwei Meter breiten Streifen. Hier wächst was wachsen will. Allerhand Pflanzen, Kräuter, Unkraut, Gebüsch und anderes Grün findet dort seinen Platz. Wir lassen es wachsen und gedeihen. Nur wenn eine einzige botanische Familie droht die Oberhand zu bekommen – und zwangsweise ihre Nachbarn das Licht in den Augen mißgönnt – greifen wir ein. Denn Vielfalt ist ein kostbarer Besitz.



In dem genannten Streifen steht nun schon seit einigen Jahren unser Zwilling. Zwei Eichen die zusammen und verbindlich aufwachsen. Sie sind gleich groß und haben in etwa dieselbe Zahl Äste und Zweigen. In diesen Wintertagen, wo das Blätterdach fehlt, kann man gut erkennen wie sehr sich die beide Eichen gleichen. Im Sommer scheinen die beiden eine Einheit. Ein Zwilling. Ein eineichiger.

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