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Samstag, 25. Februar 2012
Bagatelle 149 - RAF-verdächtig
terra40, 12:52h
Erfahrene Bagatell-Leserinnen und -Leser wissen wahrscheinlich, daß ich in den siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts, in meiner Studentenzeit, jeden Tag von meinem Wohnsitz aus quer durch einen Streifen der Bundesrepublik über Emmerich und Kleve, mit zwischendurch einem Sprung über den Rhein, nach der Universitätsstadt Nimwegen fuhr um dort die ehrenwerte Menschenkenntnisse vermittelnde Psychologie mehr oder weniger wissenschaftlich zu betreiben. Eine kuriose Begebenheit in diesen Jahren, die ich Ihnen jetzt erzählen werde, wird mich bis ans Lebensende begleiten.
Wir reden nicht gerne davon, zu Unrecht natürlich, aber wir schämen uns deren. Über die Tatsache, daß wir uns dann und wann von unseren festen und flüssigen Überflüssigkeiten verabschieden müssen. (Sogar das Schreiben darüber kostet uns Mühe.) Ich meine kurz und gut, daß wir alle schon in Umständen kommen, wo wir die private Toilette mit einem Besuch verehren müssen. Manchmal sind es unverhoffte und unangenehme Umstände.
An einem kühlen Dienstagmorgen in den anfang-siebziger Jahren fuhr ich gerade durch die niederrheinische Kleinstadt Emmerich, als ich plötzlich spürte daß es so weit war: ich mußte auf die Toilette und zwar schnellstens. En just an diesem Augenblick passierte ich den Hauptbahnhof (in sofern man in Emmerich von einem Hauptbahnhof sprechen kann). Weil ich vermutete, daß sich in diesem Bahnhof eine Toilette finden lassen müßte, parkte ich meine Ente (2CV) am Straßenrand und eilte so gut wie es noch ging in den Bahnhof. Dort fand ich tatsächlich eine kleine Reihe öffentlicher Toiletten. Mit halb-offenen (ganz oben und ganz unten) hölzernen Klapptüren die wir alle kennen aus den Cowboysaloons in amerikanischen B-Filmen. Ich wählte die erste beste Tür und, und tief ausatmend, setzte ich mich auf die Toilette. (Wie ekelhaft, diese Ausweitungen, aber sie sind in der Geschichtsbeschreibung unumgänglich.)
Plötzlich war draußen offenbar der Krieg ausgebrochen. Ein Dutzend schwer bewaffnete Polizisten rannte in den Bahnhof hinein. Sie waren nach irgend etwas oder irgend einem auf der Suche: schreiend öffneten sie jede Tür und schauten, wie im Tatort, hinter jede Ecke und Mauer. Einige dieser Polizisten rannten auf die Toilettentüren zu. Alle Saloontürchen klappten auf, wobei die Polizisten sich jedes Mal mit dem Ausruf: 'Wieder nichts!' zur nächsten Tür sputeten. Nur, und völlig unerklärlich, eine Tür ließen sie geschlossen: die meinige. Ich stand inzwischen auf der Toilette und sah durch die Risse in der Holztür wie sich alles vor meinen Augen abspielte.
Auf einmal, plötzlich, waren sie verschwunden. Und es wurde sehr stille im Emmericher Bahnhof. Ich wartete noch zwei Minuten, tat endlich wofür ich gekommen war, und schlich hinaus. Schweißgebadet bestieg ich meine Ente, seufzte noch einmal tief und gründlich, und fuhr westwärts Richtung Rheinbrücke, Kleve und Nimwegen.
Damals, in diesen siebziger Jahren, waren meine Haare schwarz und ziemlich lange. Desgleichen mein Ober- und Unterlippenbart. Auf meinem Führerschein aus dieser Zeit sehen Sie meinen fingierten Namen und mein wahres derzeitiges Äußeres.
Damals, in diesen Siebzigern, standen oftmals deutsche Grenzsoldaten schwer bewaffnet und in kugelsicheren Westen gekleidet an den Grenzübergängen und lauerten auf jeden langhaarigen, schwarzbärtigen Studenten der in einer milchweißen 2CV die Grenze überquerte. Es war die RAF-Zeit. Die Bundesrepublik war in Not. Überall, sogar im Emmericher Hauptbahnhof, vermutete man Leute die sich dieser RAF-Ideologie verbunden fühlten und sich in Bahnhofstoiletten verbargen. Sie konnten nicht wissen, daß dieser Terra noch keine Fliege etwas antut. Bis heute nicht.
Wir reden nicht gerne davon, zu Unrecht natürlich, aber wir schämen uns deren. Über die Tatsache, daß wir uns dann und wann von unseren festen und flüssigen Überflüssigkeiten verabschieden müssen. (Sogar das Schreiben darüber kostet uns Mühe.) Ich meine kurz und gut, daß wir alle schon in Umständen kommen, wo wir die private Toilette mit einem Besuch verehren müssen. Manchmal sind es unverhoffte und unangenehme Umstände.
An einem kühlen Dienstagmorgen in den anfang-siebziger Jahren fuhr ich gerade durch die niederrheinische Kleinstadt Emmerich, als ich plötzlich spürte daß es so weit war: ich mußte auf die Toilette und zwar schnellstens. En just an diesem Augenblick passierte ich den Hauptbahnhof (in sofern man in Emmerich von einem Hauptbahnhof sprechen kann). Weil ich vermutete, daß sich in diesem Bahnhof eine Toilette finden lassen müßte, parkte ich meine Ente (2CV) am Straßenrand und eilte so gut wie es noch ging in den Bahnhof. Dort fand ich tatsächlich eine kleine Reihe öffentlicher Toiletten. Mit halb-offenen (ganz oben und ganz unten) hölzernen Klapptüren die wir alle kennen aus den Cowboysaloons in amerikanischen B-Filmen. Ich wählte die erste beste Tür und, und tief ausatmend, setzte ich mich auf die Toilette. (Wie ekelhaft, diese Ausweitungen, aber sie sind in der Geschichtsbeschreibung unumgänglich.)
Plötzlich war draußen offenbar der Krieg ausgebrochen. Ein Dutzend schwer bewaffnete Polizisten rannte in den Bahnhof hinein. Sie waren nach irgend etwas oder irgend einem auf der Suche: schreiend öffneten sie jede Tür und schauten, wie im Tatort, hinter jede Ecke und Mauer. Einige dieser Polizisten rannten auf die Toilettentüren zu. Alle Saloontürchen klappten auf, wobei die Polizisten sich jedes Mal mit dem Ausruf: 'Wieder nichts!' zur nächsten Tür sputeten. Nur, und völlig unerklärlich, eine Tür ließen sie geschlossen: die meinige. Ich stand inzwischen auf der Toilette und sah durch die Risse in der Holztür wie sich alles vor meinen Augen abspielte.
Auf einmal, plötzlich, waren sie verschwunden. Und es wurde sehr stille im Emmericher Bahnhof. Ich wartete noch zwei Minuten, tat endlich wofür ich gekommen war, und schlich hinaus. Schweißgebadet bestieg ich meine Ente, seufzte noch einmal tief und gründlich, und fuhr westwärts Richtung Rheinbrücke, Kleve und Nimwegen.
Damals, in diesen siebziger Jahren, waren meine Haare schwarz und ziemlich lange. Desgleichen mein Ober- und Unterlippenbart. Auf meinem Führerschein aus dieser Zeit sehen Sie meinen fingierten Namen und mein wahres derzeitiges Äußeres.
Damals, in diesen Siebzigern, standen oftmals deutsche Grenzsoldaten schwer bewaffnet und in kugelsicheren Westen gekleidet an den Grenzübergängen und lauerten auf jeden langhaarigen, schwarzbärtigen Studenten der in einer milchweißen 2CV die Grenze überquerte. Es war die RAF-Zeit. Die Bundesrepublik war in Not. Überall, sogar im Emmericher Hauptbahnhof, vermutete man Leute die sich dieser RAF-Ideologie verbunden fühlten und sich in Bahnhofstoiletten verbargen. Sie konnten nicht wissen, daß dieser Terra noch keine Fliege etwas antut. Bis heute nicht.
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