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Montag, 2. Juni 2014
Bagatelle 228 - Erinnerungen
terra40, 14:15h
Erinnern – so lautet mein Gedächtnis an frühere Deutschstunden – heißt, zwar in meinem krankhaften Deutsch, aber gut gemeint und im eigentlichen Sinne: sich mit einiger Mühe etwas verinnerlichen. Sich etwas merken also. Auf etwas ein Merkmal setzen, damit du es nicht und niemals vergisst. Genau wie Sie sagen: gestern habe ich mir dieses Buch erstanden. Es hat einige Mühe gekostet, aber diese lohnt sich.
Dies sind Zeiten der Erinnerung. Die Gesellschaft, die Öffentlichkeit, die Medien: von allen Seiten werden wir daran erinnert dass vor einhundert Jahren der erste Weltkrieg ausbrach. Diese Woche werden wir am 6. Juni D-day gedenken, genau vor siebzig Jahren in der Normandie. Und jedes Jahr, am 4. Mai, gedenken wir in unserem Dorf, und im ganzen Land, allen Menschen die seit dem 2. Weltkrieg ihr Leben verloren damit wir in Freiheit leben können.
Dass wir dann und wann an Weltkriegen erinnert werden, kann ich nur begrüßen. Vor allem wenn wir uns bewusst werden wieviel Leid den Menschen angetan ist.
Eigentlich sind es nicht die großen Ereignisse die mich wirklich berühren. Keine Manövergeschichten oder ‘histoires des batailles’. Vielmehr interessieren mich die kleinen Geschichten am Rande. So wie auf diesem Bild aus den letzten Tagen des ersten Weltkrieges. Hinten auf dem Bild – von meinem Bruder, der in einem Amsterdamer Verlag tätig war, gerettet gerade noch vor dem Verschwinden in der Mülltonne – steht geschrieben: Betrieb an der Yassyolda. Deutsches Militärkonzert an der Stelle wo die russischen und deutschen Stellungen sich treffen.
Es ist der 15. Dezember 1917. Gerade ist ein Waffenstillstand zwischen den Kriegsparteien verabredet. Eine deutsche Militärkapelle an dieser Seite des Flusses bringt ein Ständchen. Einige (russische) Kommandeure haben den zugefrorenen Fluss überquert und hören zu. Einige andere trauen sich noch nicht, halten Abstand und harren auf dem Eis.
Es gibt vieles zu sehen was zu Fragen Anlass gibt. Zum Beispiel: einer der russischen Soldaten bringt das Militär Salut (Hand an der Mütze). Wird vielleicht eine Nationalhymne gespielt? Und welche?
Achten wir auch auf die beiden deutschen Trommler mitten unten. Sowohl die große als die kleine Trommel schaut nach rechts. Nicht Richtung Dirigenten der ungesehen links um die Ecke seinen Stab schwingt – keine Kapelle ohne Dirigenten -. Nein, Sie schauen nach drüben. Sie kennen ihre Partituren auswendig und wissen was der Dirigent von ihnen fordert. Sie sehen sich den vormaligen Feind an und fragen sich ob der sich, ebenso wie sie selber, Sorgen macht um die Familie zuhause.
Was wird die Kapelle sonst noch spielen. Stenka Razin? Kalinka? Ich wette um eine Flasche guter Wein mit Ihnen dass díese Schlussmelodie erklingt: der Radetzkymarsch.
Dies sind Zeiten der Erinnerung. Die Gesellschaft, die Öffentlichkeit, die Medien: von allen Seiten werden wir daran erinnert dass vor einhundert Jahren der erste Weltkrieg ausbrach. Diese Woche werden wir am 6. Juni D-day gedenken, genau vor siebzig Jahren in der Normandie. Und jedes Jahr, am 4. Mai, gedenken wir in unserem Dorf, und im ganzen Land, allen Menschen die seit dem 2. Weltkrieg ihr Leben verloren damit wir in Freiheit leben können.
Dass wir dann und wann an Weltkriegen erinnert werden, kann ich nur begrüßen. Vor allem wenn wir uns bewusst werden wieviel Leid den Menschen angetan ist.
Eigentlich sind es nicht die großen Ereignisse die mich wirklich berühren. Keine Manövergeschichten oder ‘histoires des batailles’. Vielmehr interessieren mich die kleinen Geschichten am Rande. So wie auf diesem Bild aus den letzten Tagen des ersten Weltkrieges. Hinten auf dem Bild – von meinem Bruder, der in einem Amsterdamer Verlag tätig war, gerettet gerade noch vor dem Verschwinden in der Mülltonne – steht geschrieben: Betrieb an der Yassyolda. Deutsches Militärkonzert an der Stelle wo die russischen und deutschen Stellungen sich treffen.
Es ist der 15. Dezember 1917. Gerade ist ein Waffenstillstand zwischen den Kriegsparteien verabredet. Eine deutsche Militärkapelle an dieser Seite des Flusses bringt ein Ständchen. Einige (russische) Kommandeure haben den zugefrorenen Fluss überquert und hören zu. Einige andere trauen sich noch nicht, halten Abstand und harren auf dem Eis.
Es gibt vieles zu sehen was zu Fragen Anlass gibt. Zum Beispiel: einer der russischen Soldaten bringt das Militär Salut (Hand an der Mütze). Wird vielleicht eine Nationalhymne gespielt? Und welche?
Achten wir auch auf die beiden deutschen Trommler mitten unten. Sowohl die große als die kleine Trommel schaut nach rechts. Nicht Richtung Dirigenten der ungesehen links um die Ecke seinen Stab schwingt – keine Kapelle ohne Dirigenten -. Nein, Sie schauen nach drüben. Sie kennen ihre Partituren auswendig und wissen was der Dirigent von ihnen fordert. Sie sehen sich den vormaligen Feind an und fragen sich ob der sich, ebenso wie sie selber, Sorgen macht um die Familie zuhause.
Was wird die Kapelle sonst noch spielen. Stenka Razin? Kalinka? Ich wette um eine Flasche guter Wein mit Ihnen dass díese Schlussmelodie erklingt: der Radetzkymarsch.
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