Mittwoch, 5. April 2017
Bagatelle 296 - Frühstücksflocken


Wenn Sie ein herzhaftes, gesundes Frühstück lieben, kennen Sie vielleicht diesen lieben Herrn, dessen Bildnis sich auf der Verpackung befindet. Es ist ein amerikanischer Quaker (sprich: Kweker). Seine Vorfahren segelten vor dreihundert Jahren von England aus in die Neue Welt. Angekommen in die damals noch nicht Vereinigten Staaten, ließen sie sich in Pittsburgh (Pennsylvania) nieder, wo sie den Anbau von Getreide anfingen um daraus ihre berühmten Haferflocken zu bereiten. Dieselbe Flocken welche wir heutzutage benutzen damit wir unseren Gästen ein gesundes Haferflockenbreifrühstück offerieren können.

Nebenbei sei gesagt, dass die Quäker meine Sympathie tragen. Erstens weil sie eine anti-trump-artige, friedfertige, fromme, keusche und hilfsbereite Sekte bilden die vieles für ihre Mitbürger, denen es nicht so gut geht, tut. Und zweitens weil sie den Aufforderungen der weltlichen Obrigkeit mit Argwohn begegnen und notfalls ihren eigenen Gang gehen. Ein richtiger Quäker, so scheint mir, kann noch keine Fliege etwas antun, so sieht’s aus.

Anfangs bereiteten die Kwekers ihre Flocken ausschließlich aus Hafer. Neuerdings aber verwenden sie nicht weniger als vier Getreidesorten in ihren serials und zwar: Weizen, Mais, Reis und Hafer. Dazu kommen Zutaten wie Honig, Glucose, Salz, Vanille-Aroma und einige andere Sachen mit unaussprechbaren Namen. Auch Fetten kann man begegnen, sei es in sehr kleinen Mengen. Das Resultat ist, wie die Quaker es gerne zugeben, eine gesunde, köstliche, nahr- und schmackhafte Frühstücksmahlzeit.
(Frau Klothilde Nebenbuhler, laut Einsendebrief in der Raunener Rundschau, behauptet zwar, dass sie nach dem Essen einer Portion Quäker Viergetreideflockenbrei zahllose Kalorien hin und her laufend auf ihrem Tellerrand gesehen haben will. Das nun scheint mir schwer übertrieben.)




Jetzt etwas ganz anderes. Zweifellos wissen Sie, dass die westliche Menschheit zunehmend an Übergewicht leidet. Obesitas ist fast Volkskrankheit Nummer Eins. Wir essen zu viel und bewegen zu wenig. Und da kommt nun der Professor Franz Quadfliegs von der Uni aus Raunen an der Luhre und erklärt vehement als sei die Quaker-Company in Pittsburgh (PA) schuld an der zugenommenen Schwereleibigkeit. Wörtlich: ꞌWir verklagen die Quaker, weil sie ihren Viergetreideflockenbrei zu schmackhaft gemacht haben." In seinen Schriften beklagt er die Tatsache, dass das neue Frühstücksmahl so lecker ist, dass wir viel, viel zu viel, davon verzehren. Er geht soweit, dass er die Quakers gerichtlich aufgefordert hat die Produktion der Viergetreidesortenflocken zu drosseln und allmählich völlig zu unterbinden.

So beißt die Schlange im eigenen Schwanz. Wollten die Quaker uns einen Gefallen tun, indem sie unsere Flocken unweigerlich schmackhaft machen, kommt der Gesetzgeber und verbietet es ihnen. Die umgekehrte Welt, möchte ich meinen. Oder?

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