Freitag, 11. März 2011
Bagatelle LXLV - Türstopper
In manchen Fällen ist es die Kombination die mich interessiert und sogar intrigiert. Das - entweder bewußt offensichtlich oder lauter zufällig - Zusammenkommen einiges hohen Erhabenes und das platte Triviale. Sachen mit einem hochspirituellen Charakter versus niederträchtige Banalitäten. Etwas feines königliches neben grobem bürgerliches, das meine ich. Und wenn Sie noch nicht verstehen was ich sagen will – was mich nicht wundern sollte – geb’ ich Ihnen gerne ein Beispiel. In meinen frühesten Kinderjahren war mir nicht beizubringen, daß es sogar im königlichen Palast zu Soestdijk, wo unsere Königin Juliana residierte, Orte gab die man Aborte nannte. Die Idee daß die Majestät auch wohl mal auf die Toilette mußte, war abstrus und völlig undenkbar.

Etwas derartiges ist auch der Fall beim Betrachten des beigefügten Bildes. Die amerikanische Zeitschrift Life publiziert dieser Tage 31 Fotos aus der privat Sammlung von Eva Braun. (Die Sammlung ist – wie das Wort vermuten läßt – von einem Sammler zur Verfügung gestellt worden.) Wir sehen auf diesem Bild aus 1937 einen Teil des Braunschen Wohnzimmers.



Es ist nicht das Führerbild das meine größte Aufmerksamkeit auf sich lenkt. Auch nicht die säuberlich geputzte kupferne Türklinke oder die zierliche Kommode mit den fünf Schubladen. Nicht der fischgrätig verlegte Parkettboden. Es ist der Türstopper.

Ich weiß nicht ob das Wort überhaupt existiert: Türstopper. Ein kleiner runder Gegenstand aus Hartgummi oder Kautschuk, den man mit einem Nagel in den Boden schlägt. Keine gute Idee und kein Gesicht, aber er tut was es tun muß: er behütet die Tür rechts, wenn man sie nach innen öffnet, für einen Aufprall - mit schlimmsten Folgen - mit der Kommode.

Das verwundert und tröstet: sogar die feinsten Häuser kennen den unschönen, abscheulichen Türstopper. Kaiser und König, Diktator und Kardinal, Bürger und Bauer: alle kennen ihn. Also liefert der Türstopper einen Beitrag zu einer mehr egalitären Welt. Das hatten Sie nicht gedacht, oder?

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...das hätt' ich in der Tat nicht. Diese Türstopper - man nennt sie offensichtlich tatsächlich so - sind so eine Sache, die mir aus mir bis heute unbekannten Gründen suspekt vorgekommen sind. Ich habe keine, aber schon oft einen Kauf gedacht, wenn ich einmal wieder über so ein Ding - heutzutage in "stylish" aufgemacht - gestolpert bin. Aber es kam nie dazu, obwohl zuschlagende Türen oder Dellen in der Wand auch auf mich nicht besonders attraktiv wirken. Irgendend etwas hat mich immer zurück gehalten. Vielleicht ist es das gewesen, das Sie in Ihrer Bagatelle so treffend schildern. Aber bitte - halten Sie mich jetzt nicht für elitär!

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Fest und mobil
Lieber Herr Pastiz, nach was man mir sagt, gibt es sowohl fest verankerte Türstopper, als auch mobile Varianten die man hinlegt wo man sie braucht.
Aber ich teile Ihre Meinung: Türstopper, seien es fest verschraubte oder lose mobile, sind uns ein Greuel. In beiden Erscheiningsformen: egalitär oder elitair.
Gruß, T.

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