Freitag, 3. Februar 2012
Bagatelle 146 - Zähltag
terra40, 14:06h
"Wenn ich ein Vöglein wär', und auch zwei Flüglein hätt', flög' ich zu dir.." so in etwa singt, laut eines altmodischen deutschen Volksliedes, eine mir unbekannte Person mir zu. Wenn ich, dem Vogelvergleich folgend, ihr antworten würde, fielen mir die folgenden klangvollen Worte ein die sich zwar gut anhören, aber nicht in einem deutschen Volkslied vertreten sein werden. Sie lauten: "Bitte, tu's nicht! Zieh dich dieses Wochenende in eines deiner Verstecke zurück und laß dich erst am Montag darauffolgend wieder sehen. Nimm dich in acht vor den Zählern!" So etwa würde ich antworten. (Eventuell kann ich auf Wunsch die notwendige Begeleitmusik dazu komponieren: eine Bagatelle in As Opus 53, Nummer 7, für Sangstimme und großes Orchester.)
Die Aufregung gilt dem Wochenende des 21. und 22. Januar diesen Jahres, also vor nur kurzer Zeit. In meinem Lande wurde man aufgerufen sich an der Nationalen Vogelzähltag zu beteiligen. Allen sollten, von einem düsteren Komitee mit vielen guten Vorhaben und weniger gut zu begutachteten Aktivitäten aufgefordert, sich eine halbe Stunde vor dem Küchenfenster setzen um, mit Feder und Papierbogen gewappnet, die da draußen anwesenden Gartenvögel zu zählen. Nur Garten. Die Flamingos, Störche und Bussarde blieben also außen vor.
Die Ergebnisse hier unten zeigen daß unser frecher Haussperling seinen ersten Platz behalten hat. Glückwunsch! Denn vor einigen Jahren noch hatten wir ihn fast aus den Augen verloren. Wir sehen auch (gezählt wurde in ungefähr 28.000 Gärten) daß die Meisenfamilie in Anzahl zurückgeht. Um den 5. Platz streiten sich der Fink und die krähische Dohle, bei uns besser bekannt als het kauwtje.
Diese Auflistung enthält Anwesenheitszahlen. Ein Vogel ist entweder da oder auch nicht, was Sie auch davon denken. Über die psychischen und moralischen Folgen bei Leuten die sich z.B. von dieser Sperlingsflut beeinflußt fühlen, wird in dieser Tabelle nichts ausgesagt. ("Mein Gott, wieder eine Pimpelmeise! Und ich bin allergisch gegen die!") Rein quantitativ also. Interessanter ist - wenn Sie mit aller Gewalt um eine Liste bitten - eine Angabe über die empfundene Musikalität der Vögel. Einfacher gesagt: welcher Vogelgesang gefällt Ihnen am besten? Auch hier kann ich Ihnen helfen. Hier die Liste der angenehmsten Vogellaute.
Die Amsel singt gemäß der Meinung der Hörerinnen und Hörer eines sehr beliebten frühsonntäglichen Rundfunknaturundumweltprogramms schöner als alle andere. Der gleichen Meinung bin ich. Wenn Sie je eine Amsel eine Bachsche Kantatenmelodie haben interpretieren hören, brauchen Sie nur noch die Frage zu beantworten wer zweiter, dritter usw. wird. Der Zaunkönig steht auf Platz 5. Ich wette, dem König Fritz wird das nicht gefallen.
Zum Schluß etwas ernsteres. Glauben Sie mir: einer Gesellschaft, die sich mit dem Zählen der Vögel einläßt, sollte man ziemlich argwöhnisch gegenüber stehen. Denn es folgen die anderen sogenannten wilden Tiere wie Lux und Fuchs, dann die übergroße Schar Hauskatzen und Hunde, gefolgt von den zahllosen fast zum Tode verwöhnten weißen Mäusen und schließlich, auf dieser gleitenden Skala, fast unbemerkt in all diesen Zählereien, die Menschen. Doch, eine Volkszählung führt zum aller Untergang, das sieht man schon beim Beginn unserer Zeitrechnung. Die Kinder Bethlehems und ihre Nachkommen können es uns nicht nacherzählen, weil damals so nötig eine Volkszählung abgehalten werden mußte.
Alles bagatellarischer Unsinn, sagen Sie und recht haben Sie. Trotzdem hab' ich immer ein ungutes Gefühl bei jeder Zählung. Denn jede Zählung wird gerade per definition gefolgt von einer Auflistung und Bewertung. Dabei bekommen notwendigerweise einige wenige die Oberhand und fallen andere aus dem Rahmen. Einige gewinnen und einige andere zahlen den Preis. Der Zähltag wird ein Zahltag. Wir sollten uns hüten, sagt der Moralist.
Nachlaß: König Fritz ohne Schleif, aber mit Krone, den Sie vielleicht noch aus der Bagatelle XXV (25) kennen, sieht man hier wie er mit dem Pressechef die Resultate diskutiert. Auch mit Mitgliedern der Opposition wird das Thema weiter eindringend erörtert.
Die Aufregung gilt dem Wochenende des 21. und 22. Januar diesen Jahres, also vor nur kurzer Zeit. In meinem Lande wurde man aufgerufen sich an der Nationalen Vogelzähltag zu beteiligen. Allen sollten, von einem düsteren Komitee mit vielen guten Vorhaben und weniger gut zu begutachteten Aktivitäten aufgefordert, sich eine halbe Stunde vor dem Küchenfenster setzen um, mit Feder und Papierbogen gewappnet, die da draußen anwesenden Gartenvögel zu zählen. Nur Garten. Die Flamingos, Störche und Bussarde blieben also außen vor.
Die Ergebnisse hier unten zeigen daß unser frecher Haussperling seinen ersten Platz behalten hat. Glückwunsch! Denn vor einigen Jahren noch hatten wir ihn fast aus den Augen verloren. Wir sehen auch (gezählt wurde in ungefähr 28.000 Gärten) daß die Meisenfamilie in Anzahl zurückgeht. Um den 5. Platz streiten sich der Fink und die krähische Dohle, bei uns besser bekannt als het kauwtje.
Diese Auflistung enthält Anwesenheitszahlen. Ein Vogel ist entweder da oder auch nicht, was Sie auch davon denken. Über die psychischen und moralischen Folgen bei Leuten die sich z.B. von dieser Sperlingsflut beeinflußt fühlen, wird in dieser Tabelle nichts ausgesagt. ("Mein Gott, wieder eine Pimpelmeise! Und ich bin allergisch gegen die!") Rein quantitativ also. Interessanter ist - wenn Sie mit aller Gewalt um eine Liste bitten - eine Angabe über die empfundene Musikalität der Vögel. Einfacher gesagt: welcher Vogelgesang gefällt Ihnen am besten? Auch hier kann ich Ihnen helfen. Hier die Liste der angenehmsten Vogellaute.
Die Amsel singt gemäß der Meinung der Hörerinnen und Hörer eines sehr beliebten frühsonntäglichen Rundfunknaturundumweltprogramms schöner als alle andere. Der gleichen Meinung bin ich. Wenn Sie je eine Amsel eine Bachsche Kantatenmelodie haben interpretieren hören, brauchen Sie nur noch die Frage zu beantworten wer zweiter, dritter usw. wird. Der Zaunkönig steht auf Platz 5. Ich wette, dem König Fritz wird das nicht gefallen.
Zum Schluß etwas ernsteres. Glauben Sie mir: einer Gesellschaft, die sich mit dem Zählen der Vögel einläßt, sollte man ziemlich argwöhnisch gegenüber stehen. Denn es folgen die anderen sogenannten wilden Tiere wie Lux und Fuchs, dann die übergroße Schar Hauskatzen und Hunde, gefolgt von den zahllosen fast zum Tode verwöhnten weißen Mäusen und schließlich, auf dieser gleitenden Skala, fast unbemerkt in all diesen Zählereien, die Menschen. Doch, eine Volkszählung führt zum aller Untergang, das sieht man schon beim Beginn unserer Zeitrechnung. Die Kinder Bethlehems und ihre Nachkommen können es uns nicht nacherzählen, weil damals so nötig eine Volkszählung abgehalten werden mußte.
Alles bagatellarischer Unsinn, sagen Sie und recht haben Sie. Trotzdem hab' ich immer ein ungutes Gefühl bei jeder Zählung. Denn jede Zählung wird gerade per definition gefolgt von einer Auflistung und Bewertung. Dabei bekommen notwendigerweise einige wenige die Oberhand und fallen andere aus dem Rahmen. Einige gewinnen und einige andere zahlen den Preis. Der Zähltag wird ein Zahltag. Wir sollten uns hüten, sagt der Moralist.
Nachlaß: König Fritz ohne Schleif, aber mit Krone, den Sie vielleicht noch aus der Bagatelle XXV (25) kennen, sieht man hier wie er mit dem Pressechef die Resultate diskutiert. Auch mit Mitgliedern der Opposition wird das Thema weiter eindringend erörtert.
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