Montag, 19. November 2012
Bagatelle 171 - Frans, Franzl, Francois
Genug Grund zur Freude: wir haben eine neue Regierung! Die Sozial-Demokraten und die Rechts-Liberalen, beide Gewinner der letzen Wahlen, haben sich zusammen getan und bilden jetzt so gut wie's geht ein neues Kabinett. Premier-Minister ist wie zuvor uns aller Mark Rutte1), Liberaler bis in den Fingerspitzen; Vize ist ein Neuling-im-Geschäft: der Herr Lodewijk (Ludwig) Ascher, ein Mann der Arbeiterpartei obwohl man es ihm nicht ansieht. Vor seiner Ernennung als Minister war er Senator in Amsterdam.

Auch haben wir einen neuen Außenminister. Doch, weil unser Land klein ist und zwangsweise viel Ausland besitzt, ist das eine wichtige Stelle. Unser neuer heißt mit Nachname Timmermans, was Sie unschwer etymologisch deuten werden als Sohn eines Zimmermannes (war nicht je ein Zimmermann Außenminister in Deutschland? Einer von der CSU?) und wenn er seine Sache ordentlich macht wird er wahrscheinlich zum Tischler- und später zu Drechselmeister befördert werden und somit zu Ehren kommen.
Von vorne heißt unser neuer Außen schlicht Frans. Sie würden ihn Franz heißen und vielleicht Franzl. In den Gefilden die Loire entlang würde man ihn mit François begrüßen.

Wie auch immer, Frans, Franz oder François, unser neuer Außenminister ist ein lupenreiner Europäer. Er war Euro-Parlementarier und reiste den ganzen Tag von Brüssel über Luxemburg nach Straßburg und vice versa.
Nein, unser neuer Außen wird noch von sich hören lassen.

Was sag' ich denn! Er hat sich schon geäußert! In seiner ersten Rede mahnte der neue Außenminister uns allen - vor allem an die Schüler in der Sekundarstufe wandte er sich - daß wir uns besser um das lernen einer zweiten Fremdsprache bemühen sollten. (In den Niederlanden gibt es neben den Pflichtsprachen im Sekundarbereich: Niederländisch und Englisch, eine oder zwei Wahlsprachen.) Seinem Vornamen wissend würde man glauben, daß das Französisch gemeint war. Der Herr Timmermans aber, so sagte er jedenfalls, sah wie schlecht es bei der niederländischen Jugend um die Deutschkenntnisse stehe und forderte sie darum vehement auf Deutsch zu lernen. Die Sprache des Nachbarn muß man schließlich können! Oder?

Wie recht hat der Mann! Ich kann ein Lied davon singen, wie alle Bagatellleserinnen und -Leser bereits wissen. Der Herr Minister vergaß aber zu sagen wie schwer die deutsche Sprache ist für Nicht-Deutsche!

Nehmen wir als Beispiel die Fälle. Nicht der Fall Timmermans an sich, nein ich meine die grammatikalen Fälle. Auch der Herr Außenminister Franzl Schreinerssohn kann mir nicht erklären warum und weshalb etwa nach diesen Präpositionen

durch, für, ohne um, entlang, bis, gegen, wider

immer der vierte Fall folgt, und niemals der dritte oder der zweite, geschweige denn der erste. So etwas muß in der Tat gelernt sein!

Fazit: der neue Außenminister der Niederlande hat recht. Natürlich ist es ratsam und äußerst wichtig die deutsche Sprache einigermaßen zu beherrschen, mündlich wie schriftlich. Die Schüler sollten sich Herrn Timmermans Worte zu Herzen nehmen und seinem Rat folgen. Anderseits müßte der Herr Minister mir beipflichten, wenn ich behaupte, daß, gerade in Zeiten ökonomischer und kultureller Krise, éine Deutschstunde pro Woche völlig ungeeignet ist die zahllosen Sprachschwierigkeiten zu meistern.


Anmerkungen:
(1) Ein Bild des alten und neuen Minister-Präsidenten Rutte sehen Sie in der Bagatelle 168 wo er den Tisch bewundert an dem ich meine Tafelreden einstudiere.
(2) Hier unten der Herr Außenminister Frans Timmermans. Er schaut nicht gerade selbstsicher in die Kamera, obwohl er sich Mühe gibt, aber er wird 's schon schaffen.

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Wie reich doch ein kleines Land sein kann, das so viel Ausland besitzt. Nehmen wir doch einmal Russland, die haben ja fast gar nichts. Eine sehr witzige Formulierung, Herr Terra!

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