Freitag, 25. April 2014
Bagatelle 224 - Tiertrauergeschichte
terra40, 20:05h
Nein, diese Bagatelle wäre nicht geschrieben worden wenn nicht ein schwerer Schicksalsschlag unsere Pfauengesellschaft getroffen hätte.
Und der Tag begann so schön! Laues Aprilwetter, wobei man das Gras, die Knospen und die Blüten selten deutlicher hat wachsen hören können. Um drei nachmittags eine Tasse Tee auf der Terasse, wobei der Pfauhahn Jeroen sich meldete mit der Bitte um ein Reststückchen Kuchen. Selbstverständlich bat er nicht umsonst. Die anderen Pfauen: die Mutter und die drei fast erwachsen gewordene Küken, trauten sich nicht, hielten Abstand und spielten ihre eigenen Spiele. Nach diesem fröhlichstimmenden Teeintermezzo ging ich zurück ins Haus um wie so oft einige nicht unbedingt nötige Arbeiten zu erledigen.
Plötzlich und völlig unerwartet war da die große Gefahr. Ein großer, junger, schwarzhaariger, losgerissener Hund kam von der Landstraße hinunter gerannt und ging hinter den Pfauen her. Die Pfauenmutter und die kleinen drei flogen unter schrecklichem Geschrei wohin sie nur konnten: sie landeten zuerst oben auf das Scheunendach und verschwanden dann in den hintergelegenen Wald. Und Jeroen, der Pfauhahn, unser Stolz und Freude? Er konnte weder fliegen noch fliehen. Wegen seines prächtigen Schweifes vor allem. Da flogen sprichwörtlich die Fetzen. Eine mir unbekannte Dame, die zufällig gerade über die Landstraße angefahren kam, sah das Geschehene und klingelte füchterlich an unserer Hintertür um mich zu warnen. Als ich hinaustrat, sah ich den Hund in Richtung Landstraße verschwinden, die Dame und mich im Stress und Verzweiflung zurücklasssend. Von den Pfauen keine Spur. Nur Gefiederspuren und Federreste so weit das Auge sah.
Die restlichen Tagesstunden habe ich verbracht mit Aufräumarbeiten. Überall rundum den Hof lagen die ausgerissenen Federn. Die freundliche Autofahrerin, schwer stressgeplagt, war zwischenzeitlich allmählig zu sich gekommen, während sie dauernd über unverantwortliche Leute schimpfte, welche ihren Hund nicht an der Leine halten oder über welche die nicht im Stande seien ihren Hund vernünftig zu erziehen. Dann fuhr sie heim.
Den ganzen Abend und die ganze darauffolgende Nacht war es unwirklich ruhig draußen. Kein leises, klagendes Pfauengestöhn oder einen kurzen Pfauenschrei woran ich mich längst gewöhnt habe. Nichts außer Stille. Ich fragte mich ob und wie der Pfauenhahn Jeroen es überlebt habe und ob die anderen Pfauen je zurückkommen werden.
Den folgenden Morgen dann kam die Erleichterung. Irgendwo, in einer stillen Ecke, fand ich den Jeroen. Er gab keinen Ton, rührte sich nicht von der Stelle, aber er lebte. Nur: es sah nicht aus und er sah nicht aus! Sein schöner Schweif, sein großer Stolz und Kapital, war völlig weg! Verschwunden war sein prächtiges Gefieder. Wie schön er war konnten Sie aus einer vorigen Bagatelle (221) entnehmen. Von den anderen Pfauen übrigens keine Spur. Vorerst nicht.
Am zweiten Tag nach der Katastrophe sah ich sie: die Mutter Jetta. Schüchtern und leicht humpelnd wie eh und je kam sie mir entgegen. Gegen Abend plötzlich meldeten sich die drei Küken zurück. Und der Jeroen fraß zum ersten Mal wieder von dem Futter das ich ihm hingelegt hatte.
Das ist jetzt eine Woche her. Alles scheint wieder ziemlich normal. Aber wenn Sie gut hinschauen, sehen Sie, dass den Pfauen offenbar die Angst noch in den Knochen sitzt. Auch der innere Zusammenhang ist dahin. Man verträgt sich weniger gut und ist leicht aufgebracht.
Gerne hätte ich Ihnen noch ein schönes Pfauenbild geschenkt. Eine einzige Pfauenfederauge muss genügen. Denn einen halben Pfauenhahn, wörtlich und bildlich gesprochen, magl ich Ihnen nicht zeigen. Hoffen wir auf das nächste Jahr!
Wir wollen dennoch nicht in Trauer enden. Denn da erschien heutemorgen, völlig unerwartet, diese Dame mit sechs Gänseküken. Ich wette mit Ihnen, dass das die Gans ist, welche im vorigen Herbst vierzehn Tage bei uns als durchreisender Gast verblieb. Auch die herangelaufenen Pfauen konnten ihren Augen nicht trauen!
Und der Tag begann so schön! Laues Aprilwetter, wobei man das Gras, die Knospen und die Blüten selten deutlicher hat wachsen hören können. Um drei nachmittags eine Tasse Tee auf der Terasse, wobei der Pfauhahn Jeroen sich meldete mit der Bitte um ein Reststückchen Kuchen. Selbstverständlich bat er nicht umsonst. Die anderen Pfauen: die Mutter und die drei fast erwachsen gewordene Küken, trauten sich nicht, hielten Abstand und spielten ihre eigenen Spiele. Nach diesem fröhlichstimmenden Teeintermezzo ging ich zurück ins Haus um wie so oft einige nicht unbedingt nötige Arbeiten zu erledigen.
Plötzlich und völlig unerwartet war da die große Gefahr. Ein großer, junger, schwarzhaariger, losgerissener Hund kam von der Landstraße hinunter gerannt und ging hinter den Pfauen her. Die Pfauenmutter und die kleinen drei flogen unter schrecklichem Geschrei wohin sie nur konnten: sie landeten zuerst oben auf das Scheunendach und verschwanden dann in den hintergelegenen Wald. Und Jeroen, der Pfauhahn, unser Stolz und Freude? Er konnte weder fliegen noch fliehen. Wegen seines prächtigen Schweifes vor allem. Da flogen sprichwörtlich die Fetzen. Eine mir unbekannte Dame, die zufällig gerade über die Landstraße angefahren kam, sah das Geschehene und klingelte füchterlich an unserer Hintertür um mich zu warnen. Als ich hinaustrat, sah ich den Hund in Richtung Landstraße verschwinden, die Dame und mich im Stress und Verzweiflung zurücklasssend. Von den Pfauen keine Spur. Nur Gefiederspuren und Federreste so weit das Auge sah.
Die restlichen Tagesstunden habe ich verbracht mit Aufräumarbeiten. Überall rundum den Hof lagen die ausgerissenen Federn. Die freundliche Autofahrerin, schwer stressgeplagt, war zwischenzeitlich allmählig zu sich gekommen, während sie dauernd über unverantwortliche Leute schimpfte, welche ihren Hund nicht an der Leine halten oder über welche die nicht im Stande seien ihren Hund vernünftig zu erziehen. Dann fuhr sie heim.
Den ganzen Abend und die ganze darauffolgende Nacht war es unwirklich ruhig draußen. Kein leises, klagendes Pfauengestöhn oder einen kurzen Pfauenschrei woran ich mich längst gewöhnt habe. Nichts außer Stille. Ich fragte mich ob und wie der Pfauenhahn Jeroen es überlebt habe und ob die anderen Pfauen je zurückkommen werden.
Den folgenden Morgen dann kam die Erleichterung. Irgendwo, in einer stillen Ecke, fand ich den Jeroen. Er gab keinen Ton, rührte sich nicht von der Stelle, aber er lebte. Nur: es sah nicht aus und er sah nicht aus! Sein schöner Schweif, sein großer Stolz und Kapital, war völlig weg! Verschwunden war sein prächtiges Gefieder. Wie schön er war konnten Sie aus einer vorigen Bagatelle (221) entnehmen. Von den anderen Pfauen übrigens keine Spur. Vorerst nicht.
Am zweiten Tag nach der Katastrophe sah ich sie: die Mutter Jetta. Schüchtern und leicht humpelnd wie eh und je kam sie mir entgegen. Gegen Abend plötzlich meldeten sich die drei Küken zurück. Und der Jeroen fraß zum ersten Mal wieder von dem Futter das ich ihm hingelegt hatte.
Das ist jetzt eine Woche her. Alles scheint wieder ziemlich normal. Aber wenn Sie gut hinschauen, sehen Sie, dass den Pfauen offenbar die Angst noch in den Knochen sitzt. Auch der innere Zusammenhang ist dahin. Man verträgt sich weniger gut und ist leicht aufgebracht.
Gerne hätte ich Ihnen noch ein schönes Pfauenbild geschenkt. Eine einzige Pfauenfederauge muss genügen. Denn einen halben Pfauenhahn, wörtlich und bildlich gesprochen, magl ich Ihnen nicht zeigen. Hoffen wir auf das nächste Jahr!
Wir wollen dennoch nicht in Trauer enden. Denn da erschien heutemorgen, völlig unerwartet, diese Dame mit sechs Gänseküken. Ich wette mit Ihnen, dass das die Gans ist, welche im vorigen Herbst vierzehn Tage bei uns als durchreisender Gast verblieb. Auch die herangelaufenen Pfauen konnten ihren Augen nicht trauen!
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sid,
Freitag, 25. April 2014, 22:07
Was für ein Schreck - ich dachte, um den seis nun ganz geschehen - uff.
Geht gar nicht, streunende reissende Hunde. (Selbiges gilt auch für Katzen.) Natur lasse ich als Ausrede nicht gelten, vor allem nicht, wenn es sich um ein Grundstück handelt.
Alles Gute Ihrem verschreckten Hahn, auf daß es sich bald erholt.
Geht gar nicht, streunende reissende Hunde. (Selbiges gilt auch für Katzen.) Natur lasse ich als Ausrede nicht gelten, vor allem nicht, wenn es sich um ein Grundstück handelt.
Alles Gute Ihrem verschreckten Hahn, auf daß es sich bald erholt.
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pastiz,
Donnerstag, 1. Mai 2014, 16:13
Auch wenn Madame Jetta dem Jeroen nicht immer hold ist, so war es in diesem Fall wenigstens das Glück. Sie sehen mich erleichtert, lieber Herr Terra, denn ich fürchtete bereits das Ende, als ich den Anfang Ihrer Bagatelle las. Gute Genesung wünsche ich dem Prachtskerl, auf dass sein Federnbukett erneut erblühe.
Den Halter des Hundes haben Sie wohl nicht ausfindig machen können? Es wäre fatal, wenn der wiederkäme, der Hund. Ich selbst bin kein besonderer Freund des Hundes, aber auch nicht sein erklärter Feind, solange er seine Schnauze hält und ich nicht in seine Haufen trete. Dennoch beliebe ich in besonders boshaften Momenten anzumerken (zum Beispiel wenn Nachbars seiner sich die Kehle und mir die Nervenenden wund heult), dass nur ein Hund in der Wurst ein guter Hund zu sein vermag (in der Schweiz dürfen Hunde [noch] gegessen werden, allerdings nur im häuslichen Rahmen, ver- oder kaufen darf man das Fleisch nicht. Sehr bedauerlich, denn es gibt meiner Meinung nach erheblich zu viele davon).
Den Halter des Hundes haben Sie wohl nicht ausfindig machen können? Es wäre fatal, wenn der wiederkäme, der Hund. Ich selbst bin kein besonderer Freund des Hundes, aber auch nicht sein erklärter Feind, solange er seine Schnauze hält und ich nicht in seine Haufen trete. Dennoch beliebe ich in besonders boshaften Momenten anzumerken (zum Beispiel wenn Nachbars seiner sich die Kehle und mir die Nervenenden wund heult), dass nur ein Hund in der Wurst ein guter Hund zu sein vermag (in der Schweiz dürfen Hunde [noch] gegessen werden, allerdings nur im häuslichen Rahmen, ver- oder kaufen darf man das Fleisch nicht. Sehr bedauerlich, denn es gibt meiner Meinung nach erheblich zu viele davon).
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