Freitag, 3. April 2015
Bagatelle 257 - Doppelt legitimiert
terra40, 14:00h
Es gibt die doppelte Staatsbürgerschaft und es gibt die doppelte Legitimation. Das lehrt uns die folgende Geschichte.
In diesen Tagen feiert man bei uns – bescheiden aber trotzdem – dass man vor 70 Jahren von der deutschen Besatzung befreit wurde. Weil bei uns der zweite Weltkrieg erst Mai 1940 anfing, - ich war dabei, zwei Monate alt - könnte man auch in einigen Wochen dieser Tatsache gedenken.
Aus Erzählungen und mündlichen Überlieferungen weiß ich dass die äußerlichen Lebensbedingungen sich anfangs kaum änderten. Bei uns im Grenzdorf lebte man weiter wie bisher. Das Verhältnis mit den deutschen Nachbarn war nicht mehr so wie früher, aber man vertrug sich einigermaßen.
Dann im Herbst 1940 kam die Legitimationspflicht. Jeder der sich in der Öffentlichkeit aufhielt, sollte schriftlich beweisen können dass er derjenige war den er behauptete zu sein.
Hier unten sehen Sie die Identitätskarte meines Vaters. Damals 39 Jahre alt. Undank der ungewissen Zeit sieht er vertrauensvoll in die Zukunft. Wenn Sie gut sehen, könnten Sie entdecken dass die deutsche Sprache ihren Eintritt gemacht hat. Das niederländische ꞌHandteekening van den dragerꞌ wird von nun an begleitet vom deutschen ꞌUnterschrift des Inhabersꞌ.
Vielleicht ist es Ihnen auch aufgefallen, dass diese Identifikationskarte etwas sehr besonderes an sich hat. Sie herbergt nämlich zwei identische Unterschriften. Mein Vater ist doppelt legitimiert.
Wieso und weshalb? Mein Vater war damals Beamter am Rathaus und verantwortlich für die Herausgabe der Legimitationsbeweise. Er selber brauchte auch eine Bestehensgrundlage, meinten die Besatzer. Deshalb zwei Unterschriften: die eine als Herausgeber, die andere als Leidtragender.
(Übrigens kamen meinem Vater die Kenntnisse über öffentlichen Dokumenten gerade recht. So konnte er in den späteren Kriegsjahren dann und wann mal einen Reisepass oder ein Legitimationsbeweis fälschen.)
Dieses Jahr nähert meines Vaters Legimitationsbeweis sich seinen 75. Geburtstag. Ich werde ihn jedoch nicht feiern.
In diesen Tagen feiert man bei uns – bescheiden aber trotzdem – dass man vor 70 Jahren von der deutschen Besatzung befreit wurde. Weil bei uns der zweite Weltkrieg erst Mai 1940 anfing, - ich war dabei, zwei Monate alt - könnte man auch in einigen Wochen dieser Tatsache gedenken.
Aus Erzählungen und mündlichen Überlieferungen weiß ich dass die äußerlichen Lebensbedingungen sich anfangs kaum änderten. Bei uns im Grenzdorf lebte man weiter wie bisher. Das Verhältnis mit den deutschen Nachbarn war nicht mehr so wie früher, aber man vertrug sich einigermaßen.
Dann im Herbst 1940 kam die Legitimationspflicht. Jeder der sich in der Öffentlichkeit aufhielt, sollte schriftlich beweisen können dass er derjenige war den er behauptete zu sein.
Hier unten sehen Sie die Identitätskarte meines Vaters. Damals 39 Jahre alt. Undank der ungewissen Zeit sieht er vertrauensvoll in die Zukunft. Wenn Sie gut sehen, könnten Sie entdecken dass die deutsche Sprache ihren Eintritt gemacht hat. Das niederländische ꞌHandteekening van den dragerꞌ wird von nun an begleitet vom deutschen ꞌUnterschrift des Inhabersꞌ.
Vielleicht ist es Ihnen auch aufgefallen, dass diese Identifikationskarte etwas sehr besonderes an sich hat. Sie herbergt nämlich zwei identische Unterschriften. Mein Vater ist doppelt legitimiert.
Wieso und weshalb? Mein Vater war damals Beamter am Rathaus und verantwortlich für die Herausgabe der Legimitationsbeweise. Er selber brauchte auch eine Bestehensgrundlage, meinten die Besatzer. Deshalb zwei Unterschriften: die eine als Herausgeber, die andere als Leidtragender.
(Übrigens kamen meinem Vater die Kenntnisse über öffentlichen Dokumenten gerade recht. So konnte er in den späteren Kriegsjahren dann und wann mal einen Reisepass oder ein Legitimationsbeweis fälschen.)
Dieses Jahr nähert meines Vaters Legimitationsbeweis sich seinen 75. Geburtstag. Ich werde ihn jedoch nicht feiern.
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