Freitag, 15. Dezember 2017
Bagatelle 307 - Sontagschulweihnachtsbuch
terra40, 16:36h
Mit dem ersten Schnee, der übrigens dieses Jahr außerordentlich früh kam, kommen auch die Erinnerungen an früheren Weihnachtstagen. Besonders und voller Dankbarkeit denke ich dabei an die Weihnachtsfeier welche die örtliche Sonntagsschule hier im Dorf veranstaltete.
Doch, so war es. Wir gingen damals nicht nur von montags bis freitags in die dörfliche (Grund)schule, wir gingen auch sonntags. Wir saßen im selben Gebäude, in derselben Klasse, im selben Raum mit rings um uns her alle vertrauten Gesichter die wir sonst in der Woche auch sahen.
Der große aber wichtige Unterschied waren jedoch die Lehrerrinnen und Lehrer. Das Lehrpersonal sozusagen. In der Woche waren das Leute, manche liebevoll, einige weniger, die einen Beruf ausübten: das Lehramt. Am Sonntag dagegen waren es Laien welche uns Geschichten aus mehr oder weniger heiligen Büchern erzählten und fromme und fröhliche Lieder mit uns sangen. Es war die Bäckerstochter die uns von Josef erzählte der so schrecklich von seinen Brüdern behandelt wurde –während des Erzählens erschrak sie noch mehr als wir von den Missetaten der Brüder. Oder es war der Herr Lammers der sonst in einer Fabrik für eine pünktliche Handhabung der Buchhaltung sorgte, der uns von einem gewissen Daniel erzählte der unschuldig zwischen den Löwen landete. (Ich mochte die gruseligen Geschichten sehr, vor allem weil ich von vorne den guten Ablauf kannte: wir hatten in vorhergehenden Jahren alle Geschichten schon gehört.)
Ich schrieb: mit voller Dankbarkeit und dabei denke ich vor allem an die Buchbescherung an Weihnachten. Das ging so.
An einem normalen Tag in der Woche, etwa eine Woche bevor Heiligabend, versammelte sich die Sonntagsschulbelegschaft um 18.00 Uhr in der Dorfkirche. Der Küster hatte den ganzen Tag den Ofen geheizt, und weil die Kirche proppenvoll war (die Eltern waren auch eingeladen) war es meistens warm. Es wurde gesungen was das Zeug hielt: frohe Weihnachtslieder aus hellen Kinderstimmen füllten die kirchlichen Gewölbe und den Marktplatz rings herum der Kirche. Dann kam der oberste Sonntagsschullehrer aufs Podest der mit uns betete und das Weihnachtsevangelium aus der Kinderbibel vorlas. Viele Eltern merkten dann erst wie schön Geschichten geschrieben für Kinder sein können.
Nach einer Pause, worin aus von Hause mitgenommenen Bechern Chocoladenmilch getrunken wurde, kam der mehr heitere Teil des Abends. Die Gattin des obersten Sonntagschullehrers erzählte eine Weihnachtsgeschichte, eine Geschichte als wie im echten Leben. Es geschieht irgendwo ein schweres, fürchterliches Unglück aber am Ende kommt alles wieder gut.
Dann kam – für mich der absolute Höhepunkt, manchmal der Höhepunkt eines ganzen Sonntagschuljahres – der Augenblick wo der Sonntagsschullehrer, diesmal der Klassenlehrer, auf einen Stuhl stieg, die Namen der Kinder laut vorlas und jedem feierlich ein Geschenk überreichte. Ein echtes, richtiges Buch! Die jüngsten bekamen oft ein Bilderbuch; die älteren Kinder ein Buch zum Lesen, Überdenken und Genießen. Ein Buch nach meinem Herzen also.
In meiner Büchersammlung zuhause befindet sich eine Reihe solcher Sonntagschulweihnachtsbücher. Sehr gerne gehe ich an ihr vorbei, ab und zu ein Buch herausnehmend und lesend. Ich lese die Jahreszahl und den Namen des damaligen Sonntagsschullehrers der mir das Buch geschenkt hat. Ich wundere mich wie gut ich die Buchgeschichte noch kenne und wie schlecht ich weiß wie es der Klassenlehrerin vergangen ist. Von Frau Jo Dolfing weiß ich nicht ob sie noch lebt und ob sie sich noch an die früheren Weihnachtsfeier erinnert. Sie schenkte mir im Jahre 1948, lang lang ist ꞌs her, das Buch: ꞌEin Weihnachtsurlaub in Zeelandꞌ. Ein Buch das von mir mit sehr gemischten Gefühlen empfangen wurde. Denn es war ziemlich dünn, hatte kaum sechzig Seiten, und war nie richtig spannend. Und was das allerschlimmste war: es war ein Mädchenbuch. Doch, das gab es damals noch: Mädchenbücher und Jungensbücher. Ins geheim habe ich das Buch trotzdem gelesen, aber bis heute keinem davon erzählt.
Doch, so war es. Wir gingen damals nicht nur von montags bis freitags in die dörfliche (Grund)schule, wir gingen auch sonntags. Wir saßen im selben Gebäude, in derselben Klasse, im selben Raum mit rings um uns her alle vertrauten Gesichter die wir sonst in der Woche auch sahen.
Der große aber wichtige Unterschied waren jedoch die Lehrerrinnen und Lehrer. Das Lehrpersonal sozusagen. In der Woche waren das Leute, manche liebevoll, einige weniger, die einen Beruf ausübten: das Lehramt. Am Sonntag dagegen waren es Laien welche uns Geschichten aus mehr oder weniger heiligen Büchern erzählten und fromme und fröhliche Lieder mit uns sangen. Es war die Bäckerstochter die uns von Josef erzählte der so schrecklich von seinen Brüdern behandelt wurde –während des Erzählens erschrak sie noch mehr als wir von den Missetaten der Brüder. Oder es war der Herr Lammers der sonst in einer Fabrik für eine pünktliche Handhabung der Buchhaltung sorgte, der uns von einem gewissen Daniel erzählte der unschuldig zwischen den Löwen landete. (Ich mochte die gruseligen Geschichten sehr, vor allem weil ich von vorne den guten Ablauf kannte: wir hatten in vorhergehenden Jahren alle Geschichten schon gehört.)
Ich schrieb: mit voller Dankbarkeit und dabei denke ich vor allem an die Buchbescherung an Weihnachten. Das ging so.
An einem normalen Tag in der Woche, etwa eine Woche bevor Heiligabend, versammelte sich die Sonntagsschulbelegschaft um 18.00 Uhr in der Dorfkirche. Der Küster hatte den ganzen Tag den Ofen geheizt, und weil die Kirche proppenvoll war (die Eltern waren auch eingeladen) war es meistens warm. Es wurde gesungen was das Zeug hielt: frohe Weihnachtslieder aus hellen Kinderstimmen füllten die kirchlichen Gewölbe und den Marktplatz rings herum der Kirche. Dann kam der oberste Sonntagsschullehrer aufs Podest der mit uns betete und das Weihnachtsevangelium aus der Kinderbibel vorlas. Viele Eltern merkten dann erst wie schön Geschichten geschrieben für Kinder sein können.
Nach einer Pause, worin aus von Hause mitgenommenen Bechern Chocoladenmilch getrunken wurde, kam der mehr heitere Teil des Abends. Die Gattin des obersten Sonntagschullehrers erzählte eine Weihnachtsgeschichte, eine Geschichte als wie im echten Leben. Es geschieht irgendwo ein schweres, fürchterliches Unglück aber am Ende kommt alles wieder gut.
Dann kam – für mich der absolute Höhepunkt, manchmal der Höhepunkt eines ganzen Sonntagschuljahres – der Augenblick wo der Sonntagsschullehrer, diesmal der Klassenlehrer, auf einen Stuhl stieg, die Namen der Kinder laut vorlas und jedem feierlich ein Geschenk überreichte. Ein echtes, richtiges Buch! Die jüngsten bekamen oft ein Bilderbuch; die älteren Kinder ein Buch zum Lesen, Überdenken und Genießen. Ein Buch nach meinem Herzen also.
In meiner Büchersammlung zuhause befindet sich eine Reihe solcher Sonntagschulweihnachtsbücher. Sehr gerne gehe ich an ihr vorbei, ab und zu ein Buch herausnehmend und lesend. Ich lese die Jahreszahl und den Namen des damaligen Sonntagsschullehrers der mir das Buch geschenkt hat. Ich wundere mich wie gut ich die Buchgeschichte noch kenne und wie schlecht ich weiß wie es der Klassenlehrerin vergangen ist. Von Frau Jo Dolfing weiß ich nicht ob sie noch lebt und ob sie sich noch an die früheren Weihnachtsfeier erinnert. Sie schenkte mir im Jahre 1948, lang lang ist ꞌs her, das Buch: ꞌEin Weihnachtsurlaub in Zeelandꞌ. Ein Buch das von mir mit sehr gemischten Gefühlen empfangen wurde. Denn es war ziemlich dünn, hatte kaum sechzig Seiten, und war nie richtig spannend. Und was das allerschlimmste war: es war ein Mädchenbuch. Doch, das gab es damals noch: Mädchenbücher und Jungensbücher. Ins geheim habe ich das Buch trotzdem gelesen, aber bis heute keinem davon erzählt.
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