Dienstag, 27. Februar 2018
Bagatelle 311 - Falsche Töne, Teil I
Heute der erste Teil, in einer Woche der abschließende und alles erklärende zweite Teil. Ein Bericht aus erster Hand. Auf den ersten Blick ziemlich unwahrscheinlich, aber dennoch bis auf das Letzte passend informativ. Eine Geschichte für klassisch-musikalische Kenner und Liebhaber.


Aus der gesamten West-europäischen Musikwelt hört man sonderbare Berichte über Vocalise. Sie wissen was ich meine: doch, es handelt sich über das weltberühmte Mannergesangsquartett. Bevor ich Ihnen das Wesentliche der ganzen Geschichte – ich war immer dabei und bin vollends auf der Höhe – erzähle, stelle ich Ihnen noch einmal die Mitglieder des Ensembles vor.

• Was denn wäre Vocalise ohne seinen Ersten Tenor Boris Kowalski? Er besitzt eine meisterhafte, stentorartige Stimme, die mühelos auch die entfernsteten Ecken eines Konzertsaales erreicht. Lange bevor der kleine Oskar Mathzerath in der Blechtrommel versuchte mit seiner Stimme die Fensterscheiben zu brechen und die Gläser zu entsorgen, hatte der Boris dies schon längst bewiesen. Aber der Kowalski war und ist ein zu großer Künstler um darauf zu pochen. Boris kann nicht nur laut seine Stimme erheben, sein delikates Pianissimo zum Beispiel in Schuberts Ständchen ist von einer unwirklichen Schönheit. Wir alle kennen den merkwürdigen Sound der italienischen Kastraten. Kowalski übertrifft sie alle. Was seine Stimme an Höhe, Tiefgang, Reinheit und Schönheit beinhaltet, ist von nichts zu übertreffen. Es scheint als sei der Stimmbruch an ihm vorbeigegangen.

• Greg Stein (UK) ist der zweite Tenor. Er stammt aus der englische Sängertradition und hatte seine Ausbildung an der School-of-Simple-Music in Orchestrashare. (An der E-345, bei Lofton gerade aus, dann zwei Mal links und Sie sind wo Sie hin wollten.) Greg singt wie es einem zweiten Tenor passt: er singt immer zu Diensten des Anderen. Zu Diensten des ersten Tenors und mehr noch zu Diensten des ganzen Quartetts. Merkwürdig scheint es uns, dass er seinen leichten Sprachfehler (er lispelt einigermaßen) vergisst beim Singen von englischen Madrigalen und sonstigen Schumann-Liedern.

• Der einzige Niederländer in der Runde ist der Bariton Harmen Evergrijs. Er wurde am Amsterdamer Konservatorium ausgebildet von der früher so berühmten Sopranin Annie Klopstock, welche ihn beschrieb als eine Mischung aus Kaufmann und Fischer-Dieskau. (Was uns überigens sehr übertrieben vorkommt.) Der Evergreis ist der versöhnende Faktor im Quartett. Er gleicht aufkommende und passierende Unbequemlichkeiten zwischen Mitgliedern aus. Durch sein taktvolles Benehmen ist gerade er der Gerufene für alle PR-Aktivitäten. Nebenbei vermerkt: er zweifelt immer noch ob er doch lieber Tenor als vielleicht besser Bass singen soll, aber das ist wohl die Qual aller Baritone.

• Schließlich der Bass Pjotr Levius. Bekannt und berühmt von wegen seiner immens tiefen Stimme. Weil dieser vehement weigerte seine Privacy umsonst her zu geben, begnügen wir uns mit der Mittelung dass er gerne mit alten russischen Volga-autos handelt. Das muss er natürlich selber wissen. Es wird uns nicht weiter stören.

• Als fünftes Rad am Wagen muss William Freiholz genannt werden, der ständige Begleiter der Vocalise-Quartettmänner. Auf seiner Steinway spielt er die meist fantastischen Vor- und Nachspiele. Aber auch seine innere Begleitung kann sich hören lassen. Schade allerdings dass er unseres Erachtens zu viel eine Rolle spielt als Sprecher und Vertreter. Eine Rolle die ihm als Begleiter nicht zusteht.

• Der Vollständigkeit wegen nennen wir auch noch Frau Antje Sorgenfalter. Sie hilft dem Pianisten Freiholz wenn der zuviel zu tun hat beim Begleiten indem sie für ihn die Partitur Seiten wenn es dann so weit ist umschlägt.

So weit, so gut. Zum krönenden Abschluss jetzt noch ein Bild des Pianisten Freiholz (fehlendes Copyright verhindert mir das Abbilden der Quartett Mitglieder). Als Zugabe eine Kopie der Toffe Jungens Laudatio, vom nord-dänischen Komponisten Alex von Fütters, das Vocalise gerne und vielmals singt.





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