Mittwoch, 28. Januar 2015
Bagatelle 251 - Selten rare Musikalitäten
terra40, 15:50h
Neuerlich erreichen mich einige Fragen welche die Musikzeitschrift Hall & Widerhall, abgekürzt H&W, betreffen. Sie wissen: es ist DIE Zeitschrift für passende und angepasste klassische Musik, seit einigen Jahren existierend, und sehr wohl imstande viele klassisch orientierte Leserinnen und Leser zweimonatlich zu begeistern. Einige Fragen deuten auf Mitleid oder Argwohn hin wie: Hall & Widerhall, gibt es die denn immer noch? Oder informative Bedenken, wenn man sich an mich wendet mit der Frage: wird das Amt des stellvertretenden Hauptredakteurs nach wie vor von Dr. Eberhard Fürchterlich bekleidet? Oder: ist die FAQ-Rubrik noch immer die Rettungsboje für all die ahnungslosen Klassiker welche sich in der non-pop Musikwelt nicht länger zurechtfinden? Wichtige Fragen, zweifelsohne, die eine deutliche wenn auch nicht für die Ewigkeit festlegende Antwort verdienen. Gehen Sie bitte mit mir der Reihe nach.
Ad 1. Sicherlich, Hall & Widerhall existiert noch und wie! Zwar wurden Mitte letzten Jahres Stimmen laut welche – wegen schwindenden Leserzahlen und dahinfliegende Finanzen - von einem Konkurs oder noch schlimmeres sprachen. In der Tat war an zwei Tagen (am 2. Und 3. August 2014) für musikalisch geschulte Ohren der Ruf ꞌAufhören!ꞌ zu hören. Nach einer Krisensitzung der Redaktion aber, wo echte, irreversible und richtige Entscheidungen getroffen wurden, hat sich das Notenblatt gewendet.
Man wurde sich über folgendes einig. Nicht mehr als 2345 zahlende Abonnenten, und ab den 1. September 2014 pro Ausgabe höchstens 76 Seiten mit maximal 12 einviertelseitige Anzeigen. Der Deutsche Bank-Vertreter verlor seinen Posten im Aufsichtsrat, weil die eindeutige Herkunft der Sponsorengelder nicht festgestellt werden konnte. Die Gehälter wurden auf ein richtig angemessenes level angehoben (monatlich um die 836,50 Euro netto - inklusive Mehrwertsteuer - für einen mittleren Redakteur). Hierbei muss man bedenken, dass dies alles erfolgte ohne dass die H&W-Belegschaft in Rage geriet oder sonst aufständisch wurde. Derjenige der in diesem Zusammenhang das Wort "Streik" gehört haben will, sollte sich schämen.
Anno Januar 2015 liegt H&W auf Kurs. Nach wie vor kann kein musikalischer Geist um die H&W umher; sie ist in der Musikmedienlandschaft mit Recht tonangebend und steht außer Frage (die FAQ-Rubrik ausgenommen). Auch die Börse hat günstig auf den neu eingeschlagenen Weg reagiert. Das alles sieht man dem berühmten Komponisten Willibald Glücklich an, dessen Bild die Frontseite der kommenden Februar-Ausgabe schmückt. (Und der offenbar jetzt schon übt, nebenbei gesagt, für seinen anstehenden Auftritt bei Günter Jauch.)
Ad 2. Der Herr Dr. E. Fürchterlich ist ziemlich unangefochten die Nummer Eins in der Redaktion. Nicht so sehr durch seine musikalischen Kenntnisse, sondern mehr wegen seiner unverkennbar unmusikalischen Machinationen und Machenschaften. Er besitzt die Gabe jede Zweifel an ihn auszuschließen: man mag ihn oder man mag ihn nicht. Seine Popularität hat sehr zugenommen seit er in der H&W dates möglich machte. Doch, Sie haben mich gut verstanden: Paare können sich jetzt über die H&W sowohl musikalisch als körperlich kennenlernen mittels Inserate, wo sie ihre Fähigkeiten darstellen. So entstand zum Beispiel die LAT-Relation zwischen der über den Grenzen bekannten Gamba-Spielerin Katharina Lauterbach und dem Bach-Kenner Klaus Wohlgemüt. Dieses nur als ein Beispiel aus vielen möglichen.
Ad 3. Die FAQ-Rubrik ist seit eh und je das Flaggschiff der H&W. Immer wieder berichten Leser(innen) dass sie beim Öffnen der neuen H&W zuerst Seite 45 aufschlagen um von dort aus von Leserfragen und Expertenantworten zu genießen. Man wundert sich wie weit die Skala der musikalischen Fragen reicht. Und jede Frage zählt gleich viel. So wird eine Frage über Beethovens Eroïca mit derselben Genauigkeit und Überzeugung beantwortet als eine Frage über das anscheinend schwankend weiche linker Bein von weiland Elvis Presley. Das erklärt wahrscheinlich die Popularität dieser Rubrik.
Übrigens wird manchmal auch über eine Expertenantwort weiter diskutiert. So war die Leserin Elfriede Glaswerk (geborene Hausmann) der Meinung, dass die Hauptbedeckung des Komponisten Georg-Friedrich Händel (H&W, September 2014) eine schief geratene Perücke sei. Der H&W-Redakteur Henk Groetjes (Jr.) meint bis auf den heutigen Tag, dass es sich hier um eine Schlafmütze handelt welche er benutzte beim Komponieren der örtlichen Wassermusik.
Urteilen Sie selbst. Inzwischen geht die Diskussion weiter und so auch H&W.
Ad 1. Sicherlich, Hall & Widerhall existiert noch und wie! Zwar wurden Mitte letzten Jahres Stimmen laut welche – wegen schwindenden Leserzahlen und dahinfliegende Finanzen - von einem Konkurs oder noch schlimmeres sprachen. In der Tat war an zwei Tagen (am 2. Und 3. August 2014) für musikalisch geschulte Ohren der Ruf ꞌAufhören!ꞌ zu hören. Nach einer Krisensitzung der Redaktion aber, wo echte, irreversible und richtige Entscheidungen getroffen wurden, hat sich das Notenblatt gewendet.
Man wurde sich über folgendes einig. Nicht mehr als 2345 zahlende Abonnenten, und ab den 1. September 2014 pro Ausgabe höchstens 76 Seiten mit maximal 12 einviertelseitige Anzeigen. Der Deutsche Bank-Vertreter verlor seinen Posten im Aufsichtsrat, weil die eindeutige Herkunft der Sponsorengelder nicht festgestellt werden konnte. Die Gehälter wurden auf ein richtig angemessenes level angehoben (monatlich um die 836,50 Euro netto - inklusive Mehrwertsteuer - für einen mittleren Redakteur). Hierbei muss man bedenken, dass dies alles erfolgte ohne dass die H&W-Belegschaft in Rage geriet oder sonst aufständisch wurde. Derjenige der in diesem Zusammenhang das Wort "Streik" gehört haben will, sollte sich schämen.
Anno Januar 2015 liegt H&W auf Kurs. Nach wie vor kann kein musikalischer Geist um die H&W umher; sie ist in der Musikmedienlandschaft mit Recht tonangebend und steht außer Frage (die FAQ-Rubrik ausgenommen). Auch die Börse hat günstig auf den neu eingeschlagenen Weg reagiert. Das alles sieht man dem berühmten Komponisten Willibald Glücklich an, dessen Bild die Frontseite der kommenden Februar-Ausgabe schmückt. (Und der offenbar jetzt schon übt, nebenbei gesagt, für seinen anstehenden Auftritt bei Günter Jauch.)
Ad 2. Der Herr Dr. E. Fürchterlich ist ziemlich unangefochten die Nummer Eins in der Redaktion. Nicht so sehr durch seine musikalischen Kenntnisse, sondern mehr wegen seiner unverkennbar unmusikalischen Machinationen und Machenschaften. Er besitzt die Gabe jede Zweifel an ihn auszuschließen: man mag ihn oder man mag ihn nicht. Seine Popularität hat sehr zugenommen seit er in der H&W dates möglich machte. Doch, Sie haben mich gut verstanden: Paare können sich jetzt über die H&W sowohl musikalisch als körperlich kennenlernen mittels Inserate, wo sie ihre Fähigkeiten darstellen. So entstand zum Beispiel die LAT-Relation zwischen der über den Grenzen bekannten Gamba-Spielerin Katharina Lauterbach und dem Bach-Kenner Klaus Wohlgemüt. Dieses nur als ein Beispiel aus vielen möglichen.
Ad 3. Die FAQ-Rubrik ist seit eh und je das Flaggschiff der H&W. Immer wieder berichten Leser(innen) dass sie beim Öffnen der neuen H&W zuerst Seite 45 aufschlagen um von dort aus von Leserfragen und Expertenantworten zu genießen. Man wundert sich wie weit die Skala der musikalischen Fragen reicht. Und jede Frage zählt gleich viel. So wird eine Frage über Beethovens Eroïca mit derselben Genauigkeit und Überzeugung beantwortet als eine Frage über das anscheinend schwankend weiche linker Bein von weiland Elvis Presley. Das erklärt wahrscheinlich die Popularität dieser Rubrik.
Übrigens wird manchmal auch über eine Expertenantwort weiter diskutiert. So war die Leserin Elfriede Glaswerk (geborene Hausmann) der Meinung, dass die Hauptbedeckung des Komponisten Georg-Friedrich Händel (H&W, September 2014) eine schief geratene Perücke sei. Der H&W-Redakteur Henk Groetjes (Jr.) meint bis auf den heutigen Tag, dass es sich hier um eine Schlafmütze handelt welche er benutzte beim Komponieren der örtlichen Wassermusik.
Urteilen Sie selbst. Inzwischen geht die Diskussion weiter und so auch H&W.
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Mittwoch, 3. Dezember 2014
Bagatelle 245 - Launische Runde
terra40, 17:05h
In meiner Lieblingsstadt, Sie wissen: Launen an der Luhre, ist allerhand los. Nein, es ist noch nicht so weit gekommen, was einige unzufriedene Launener behaupten, dass das Weltgeschehen ganz an Launen vorbeigeht, im Gegenteil. So kann man auch nicht sagen, dass diese augenscheinlich eingeschlafene Kleinstadt sich mit den Anforderungen der heutigen Medienlandschaft nicht einlässt. Ein vortreffliches Beispiel dieser Modernität bietet diesbezüglich die unlängst eingerichtete Launische Runde. Ein Gesprächszirkel, bestehend aus fünf angesehenen Launenern, drei Frauen und zwei Männersleute, unter Anführung eines jedes Halbjahr gewählten Vorsitzenden. Ziel und Aufgabe der Runde ist ein öffentliches, wöchentliches Treffen, wobei die Weltprobleme beraten, besprochen und erörtert werden. Wenn’s es geht immer gefolgt von triftigen Ratschlägen und praktischen Lösungen.
Sie haben es erraten: es ist in der Tat ein launischer talk-show. Live ausgestrahlt von dem Regionalfernsehen (Ruhriges Rheinfernsehen) und auf Kanal 34, kostenlos, gratis und mautfrei anzusehen. Wer mag, kann direkt die Runde besuchen (allerdings nur als Zuhörer im Saal) und indirekt mittels internet an der Diskussion beitragen. “Das gerade,“ sagte mir der gelernte Bäckergeselle Josef Hufschmied, “hat die Runde dem Gemeinderat eben voraus. In der Runde ist es nicht möglich Sachen, Meinungen oder Auffassungen zu negieren, geschweige denn zu verschweigen, vertuschen oder verheimlichen.“
Jeden Donnerstagabend, pünktlich um viertel nach Acht, treffen die Rundemitglieder sich im Goldenen Ochsen, ein Wirtshaus annex Saal das Sie direkt hinter dem Ratskeller, dem meist angesehenen Launischen Etablissement, finden. Letzten Donnerstag stand der Vorschlag, eingebracht von Frau Elisabeth Grobstein-Schwager, zur Debatte eine Männerquote einzuführen. Wahrlich ein höchst aktuelles und prangendes Thema. Der Saal war denn auch proppevoll; kaum Platz für Regisseur Egon Fürchterlich und seine Kameramänner.
Was bitte schön, hatte der zu beratende Vorschlag in sich? Worüber stritten sich die Geister? Dazu muss ich kurz die Vorgeschichte schildern.
Es gibt in Launen an der Luhre im ganzen mindestens sieben verschiedene Schulen und fast so viele Schultypen: vier Grundschulen, eine Hauptschule (die Leibnitz Akademie), eine Städtische Realschule (die an der Bahnhofstraße), und ein Gymnasium (das Launische Kantgymnasium). Auch lassen sich zwei Kindergärten und etliche Kinderaufbewahrplätze finden. Daneben gibt es auch noch eine Waldorfschule; was sich dort abspielt weiß man nicht genau.
Die Lehrerschaft besteht aus insgesamt 46 Personen; davon sind 45 Frauen. (Nur der Gymnasiumdirektor ist ein Mann: der ziemlich angesehene Dr. Hans-Otto Bergsteiger.) Viele Launener, sowohl die wissenschaftliche Besserwisser als auch die nicht-wissenschaftliche Sachverständigen, betrachten das Fehlen männlicher Lehrer an den Schulen als ein großes und tief eingreifendes Manko. Daher hat die liebe Frau Grobstein-Schwager, in Namen vieler wie sie sagt, vorgeschlagen ab den 1. Januar 2015 an allen Launischen Schulen ein Männerquotum einzuführen. Mindestens ein Drittel der Lehrerschaft soll aus männlichen Personen bestehen.
Die Frage ob und wie dieses Ziel zu erreichen sei, wurde schon vom Gemeinderat beraten, aber dann doch wieder auf die lange Bahn geschoben. Jetzt aber bemüht sich die Launische Runde um das Thema. Es wurde auch Zeit.
Letzten Donnerstagabend um elf, eine Stunde nach Beendigung der heutigen Runde, traf man sich in dem VIP-Room des Goldenen Ochsen. Ein Schnäppchen oder ein kühles Pilsner war nötig um die Enttäuschung zu verdrängen. Was war geschehen? In der Runde wurde der Männerquotevorschlag weit und breit gelobt. (Nur die Frau Gertrude Köstlich (ehemals CDU) hatte ihre Bedenken.) Die Verwirklichung des Vorschlages aber stieß auf unüberwindliche Beschwerden. Denn ebenso weit und breit ließ sich im Raume Launen an der Luhre kein einziger männlicher Lehrer mehr auftreiben. Sie waren offenbar ausgestorben. Nur das Gymnasium konnte melden, dass ein junger Deutsch-Englisch Lehrer aus dem benachbarten Grünstreifen-an-der-Auer eventuell bereit wäre seinen Standplatz zu wechseln. Wenn das so ist, sagte man, wenn es überhaupt keine Männerlehrer gibt, hat die Diskussion ihre Grundlage und Berechtigung verloren. So klug sind halt die Mitglieder der Launischen Runde.
Wie voll der Saal im Goldenen Ochsen tatsächlich war sehen Sie hier unten. Leider ist kein Mann zu sehen: die sitzen alle an der Theke äußerst rechts und wollen lieber nicht erkannt werden.
Sie haben es erraten: es ist in der Tat ein launischer talk-show. Live ausgestrahlt von dem Regionalfernsehen (Ruhriges Rheinfernsehen) und auf Kanal 34, kostenlos, gratis und mautfrei anzusehen. Wer mag, kann direkt die Runde besuchen (allerdings nur als Zuhörer im Saal) und indirekt mittels internet an der Diskussion beitragen. “Das gerade,“ sagte mir der gelernte Bäckergeselle Josef Hufschmied, “hat die Runde dem Gemeinderat eben voraus. In der Runde ist es nicht möglich Sachen, Meinungen oder Auffassungen zu negieren, geschweige denn zu verschweigen, vertuschen oder verheimlichen.“
Jeden Donnerstagabend, pünktlich um viertel nach Acht, treffen die Rundemitglieder sich im Goldenen Ochsen, ein Wirtshaus annex Saal das Sie direkt hinter dem Ratskeller, dem meist angesehenen Launischen Etablissement, finden. Letzten Donnerstag stand der Vorschlag, eingebracht von Frau Elisabeth Grobstein-Schwager, zur Debatte eine Männerquote einzuführen. Wahrlich ein höchst aktuelles und prangendes Thema. Der Saal war denn auch proppevoll; kaum Platz für Regisseur Egon Fürchterlich und seine Kameramänner.
Was bitte schön, hatte der zu beratende Vorschlag in sich? Worüber stritten sich die Geister? Dazu muss ich kurz die Vorgeschichte schildern.
Es gibt in Launen an der Luhre im ganzen mindestens sieben verschiedene Schulen und fast so viele Schultypen: vier Grundschulen, eine Hauptschule (die Leibnitz Akademie), eine Städtische Realschule (die an der Bahnhofstraße), und ein Gymnasium (das Launische Kantgymnasium). Auch lassen sich zwei Kindergärten und etliche Kinderaufbewahrplätze finden. Daneben gibt es auch noch eine Waldorfschule; was sich dort abspielt weiß man nicht genau.
Die Lehrerschaft besteht aus insgesamt 46 Personen; davon sind 45 Frauen. (Nur der Gymnasiumdirektor ist ein Mann: der ziemlich angesehene Dr. Hans-Otto Bergsteiger.) Viele Launener, sowohl die wissenschaftliche Besserwisser als auch die nicht-wissenschaftliche Sachverständigen, betrachten das Fehlen männlicher Lehrer an den Schulen als ein großes und tief eingreifendes Manko. Daher hat die liebe Frau Grobstein-Schwager, in Namen vieler wie sie sagt, vorgeschlagen ab den 1. Januar 2015 an allen Launischen Schulen ein Männerquotum einzuführen. Mindestens ein Drittel der Lehrerschaft soll aus männlichen Personen bestehen.
Die Frage ob und wie dieses Ziel zu erreichen sei, wurde schon vom Gemeinderat beraten, aber dann doch wieder auf die lange Bahn geschoben. Jetzt aber bemüht sich die Launische Runde um das Thema. Es wurde auch Zeit.
Letzten Donnerstagabend um elf, eine Stunde nach Beendigung der heutigen Runde, traf man sich in dem VIP-Room des Goldenen Ochsen. Ein Schnäppchen oder ein kühles Pilsner war nötig um die Enttäuschung zu verdrängen. Was war geschehen? In der Runde wurde der Männerquotevorschlag weit und breit gelobt. (Nur die Frau Gertrude Köstlich (ehemals CDU) hatte ihre Bedenken.) Die Verwirklichung des Vorschlages aber stieß auf unüberwindliche Beschwerden. Denn ebenso weit und breit ließ sich im Raume Launen an der Luhre kein einziger männlicher Lehrer mehr auftreiben. Sie waren offenbar ausgestorben. Nur das Gymnasium konnte melden, dass ein junger Deutsch-Englisch Lehrer aus dem benachbarten Grünstreifen-an-der-Auer eventuell bereit wäre seinen Standplatz zu wechseln. Wenn das so ist, sagte man, wenn es überhaupt keine Männerlehrer gibt, hat die Diskussion ihre Grundlage und Berechtigung verloren. So klug sind halt die Mitglieder der Launischen Runde.
Wie voll der Saal im Goldenen Ochsen tatsächlich war sehen Sie hier unten. Leider ist kein Mann zu sehen: die sitzen alle an der Theke äußerst rechts und wollen lieber nicht erkannt werden.
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Donnerstag, 30. Oktober 2014
Bagatelle 242 - Düstere Aussicht
terra40, 19:50h
Jetzt wo die Winterzeit das Sommeruhrwerk abgelöst hat, drängen sich düstere Gedanken auf. (Sie wissen: bei uns kommt jedes Halbjahr in den allerfrühesten Morgenstunden (nämlich um zwei) der Zeitverschieber höchstpersönlich und versetzt in einem Schlag alle Uhren um eine Stunde. Vorwärts oder rückwärts, darüber streiten sich jetzt noch die Gelehrten.) Letzten Sonntag war es wieder so weit. Vor allem abends merkt man den Unterschied. Es dunkelt, jetzt Ende Oktober wo der Nebel über die Lande schweift, schon um fünf. Meine Pfauenfamilie bittet schon eine halbe Stunde vorher um ihr Abendbrot.
Gerade in diesen Tagen, wo alle Heiligen uns zu besuchen pflegen, verfolgt von allen Seelen, führt die sich nach vorne ausbreitende, verfrühende Finsternis zu düsteren, melancholischen Gefühlen. Das dauert allerdings nicht lange, jedenfalls bei mir. Aber ich wette mit Ihnen, dass auch Sie sich sehr freuen wenn demnächst die Tage anfangen wieder zu längeren.
Ich übertreibe nur wenig wenn ich behaupte, dass die Finsternis an sich mir wenig Angst und Schrecken einflößt. Natürlich war mir wohl öfters Angst und Bange im Dunkeln, aber immer vor etwas anderem, nicht vor der Dunkelheit selbst, so finster und düster sie auch war. Nein, die Dunkelheit ist mein Freund. Wenn Sie mich bitten abends in völliger Dunkelheit (kein Vollmond, weit und breit keine Beleuchtung) die Abendzeitung aus dem Briefkasten zu holen der sich zweihundert Meter vom Hof entfernt an der Landstraße aufhält, strafen Sie mich damit nicht. Meine Füße kennen den Weg und ich finde auch ohne eine Hand vor Augen zu sehen meinen Weg. Ja, manchmal genieße ich es.
Was mir weniger glücklich macht ist das allmählich Fehlen totaler Finsternis. Licht und Lärm sind immer da. Auch bei uns, auf dem dünn besiedelten platten Lande. Zum Beispiel, wenn ich nachts nicht schlafen kann, in die Küche schleiche und mich vors Fenster stelle, sehe ich in der Ferne eine einsame Straßenlaterne, welche niemandem beilichtet. Das Licht ist so hell dass man fast die im vorigen Abschnitt gerade geholte Abendzeitung lesen kann. Wörtlich und nicht sozusagen.
Der einzige Weg um die Freundschaft mit der Dunkelheit zu feiern ist das Schließen der Augen. So weit sind wir gekommen.
Gerade in diesen Tagen, wo alle Heiligen uns zu besuchen pflegen, verfolgt von allen Seelen, führt die sich nach vorne ausbreitende, verfrühende Finsternis zu düsteren, melancholischen Gefühlen. Das dauert allerdings nicht lange, jedenfalls bei mir. Aber ich wette mit Ihnen, dass auch Sie sich sehr freuen wenn demnächst die Tage anfangen wieder zu längeren.
Ich übertreibe nur wenig wenn ich behaupte, dass die Finsternis an sich mir wenig Angst und Schrecken einflößt. Natürlich war mir wohl öfters Angst und Bange im Dunkeln, aber immer vor etwas anderem, nicht vor der Dunkelheit selbst, so finster und düster sie auch war. Nein, die Dunkelheit ist mein Freund. Wenn Sie mich bitten abends in völliger Dunkelheit (kein Vollmond, weit und breit keine Beleuchtung) die Abendzeitung aus dem Briefkasten zu holen der sich zweihundert Meter vom Hof entfernt an der Landstraße aufhält, strafen Sie mich damit nicht. Meine Füße kennen den Weg und ich finde auch ohne eine Hand vor Augen zu sehen meinen Weg. Ja, manchmal genieße ich es.
Was mir weniger glücklich macht ist das allmählich Fehlen totaler Finsternis. Licht und Lärm sind immer da. Auch bei uns, auf dem dünn besiedelten platten Lande. Zum Beispiel, wenn ich nachts nicht schlafen kann, in die Küche schleiche und mich vors Fenster stelle, sehe ich in der Ferne eine einsame Straßenlaterne, welche niemandem beilichtet. Das Licht ist so hell dass man fast die im vorigen Abschnitt gerade geholte Abendzeitung lesen kann. Wörtlich und nicht sozusagen.
Der einzige Weg um die Freundschaft mit der Dunkelheit zu feiern ist das Schließen der Augen. So weit sind wir gekommen.
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Sonntag, 3. August 2014
Bagatelle 235 - Feuergefährlich
terra40, 23:51h
“Weißt du,“ fragte mich mein alter ego, als ich ihm unlängst beim Morgenzähneputzen im Badezimmerspiegel begegnete, “dass du nicht gerade bekannt bist um den Tiefgang in deinen bagatellarischen Geschriften?“ Und mit den Worten: “Du scheinst auch im Wählen von banalen, alltäglichen und sogar albernen Themen ein Meister zu sein. Hat man dir das schon mal gesagt?“ rieb er noch mehr Salz in die Wunde. Der Klimax wurde erreicht als er schließlich endete mit der Bemerkung: “Aus zuverlässiger Quelle habe ich, nebenbei gesagt, auch erfahren, dass du sogar einen Text schreiben kannst über Gipfel der Albernität, zum Beispiel über das Streichholz. Stimmt das?“
Ich ließ mir nicht anmerken wie sehr mich diese Sätze trafen. Sondern beantwortete nur seinen letzten Aufruf. ‘Einen Text verfassen über das Streichholz? Natürlich kann ich das!‘ Und fing an folgendes zu schreiben.
Von Hause aus und von Geburt an bin ich eigentlich ein Semi-Pyromane. Ich liebe es drinnen im Kamin den Holzofen anzuzünden und draußen den Stapel trocken-brennbares Abfall. Vielleicht ist es eine Sache der Vererbung. Mein Vater hat als Neunjähriger die große Scheune neben dem elterlichen Bauernhof angezündet. Und aus sehr zuverlässiger Quelle weiß ich, dass meine liebe Kusine D. vierzig Jahre später über den denselben Hof einen roten Glut erscheinen ließ. Ich selber habe einmal auf unserem eigenen Dachboden, wo wir das Brennholz für den kommenden Winter aufbewahrten, zusammen mit dem Nachbarsjungen ein kleines Feuer gelegt. Um die Flammen unsichtbar zu machen legten wir Torf darauf. Gut dass unser Dienstmädchen bemerkte dass etwas gründlich daneben zu gehen drohte. Worauf sie flux mit Wasser und Eimer das Feuer löschte. In allen Fällen war nur von Sachschaden die Rede.
Zum Feuermachen braucht man Streichhölzer. Ich weiß, es geht auch ohne, aber ich kann es nicht. Lange ist es her das ich bei den Welpen war. Welpen sind, wie Sie wissen, Junior-Pfadfinder. Alt und groß geworden erreichte man die Stufe der richtigen Pfadfinder. Dort, erzählte man mir, lernst du Feuer zu machen. Ohne Streichholz. Wie? Mit einem kleinen Stock – hin und her bewegend zwischen deinen Handflächen – Reibungswärme zu erzeugen wodurch trockenes Gras zu brennen anfängt. Diese Kunst habe ich mir niemals bemächtigt, denn als ich alt genug war um in die richtige Pfadfinderei einzutreten, hatte ich angefangen heimlich dann und wann auf dem Schulweg von meinem Freund H. eine Zigarette zu kaufen (eine Halbe kostete damals 5 Cents) und diese, immer Genuss vorwendend, zu rauchen. Seit dieser Zeit hatte ich immer Streichhölzer dabei.
Was immer Sie auch behaupten mögen, das Streichholz ist eine wunderbare Erfindung. Gerade weil im Kern so simpel und so auf der Hand liegend. Ein Stöckchen, dessen Kopf liebevoll in einer Sirup artige Masse getauft worden ist welche man absichtlich mit ein bisschen Phosphor angereichert hat.
Das Abstreichen eines Streichholzes ist ein faszinierendes Ritual. Zuerst ist da die Wahl der Streichrichtung. Egozentriker streichen immer in Richtung des eigenen Körpers. Leute die es gut mit anderen meinen dagegen streichen meistens von-sich-ab, achten Sie mal darauf. Oft muss man wiederholte Male Abstriche machen bevor das Streichholz anfangen will zu brennen. Sehen Sie sich bitte auch das Ausblasen an! Manche Leute pusten was der Atem her gibt und das Zeug hält. Andere, vor allem die Zigarrenraucher unter uns, geben ihrem Mund eine rundliche Form wonach sie vorsichtig gegen die Flamme hauchen.
Wir können verschiedener Meinung sein, und ich möchte keine Werbung für irgendetwas machen, aber die Schwalbe ist allen anderen überlegen. Das betrifft den zierlichen Zugvogel, das gilt auch dem Streichholz. Qua Qualität unübertroffen.
Wie oft habe ich mir den prächtigen Vogel - der mit der komischen Schweife im Munde auf der Schachtel - angesehen. Und wie stolz und kräftig klang meine Stimme als ich laut den in großen Buchstaben geschriebenen Text las: SÄKERHETS TÄNDSTICKÖR! Wörter deren Bedeutung man nicht kannte, die aber sehr überzeugend und Furcht erregend klangen!
Es gibt eine schöne, ehrlich wahre, Geschichte über ein Streichholz die ich Ihnen nicht enthalten möchte. Während einer Visite im elterlichen Haus sah ich einen lieben, schon etwas ältereren Onkel eine Zigarre anzünden, das Streichholz ausblasen und das zu meiner Überraschung wieder in die Schachtel legen.
„Warum, lieber Onkel, tun Sie das?“ fragte ich. “Was hat ein so abgebranntes Streichholz in der Schachtel zu suchen? “Nun,“ erwiderte der Onkel, “den lasse ich mir versohlen!“
Das nenne ich erst richtig ökologisch verantwortlich handeln. Von nun an verwenden wir nur gerecyclede (ich meine geresaikelde) Streichhölzer. “Warum auch nicht!“ sprach ich zu meinem alter ego als der mich fragte ob meine Bagatelle über das Streichholz schon fertig war.
Ich ließ mir nicht anmerken wie sehr mich diese Sätze trafen. Sondern beantwortete nur seinen letzten Aufruf. ‘Einen Text verfassen über das Streichholz? Natürlich kann ich das!‘ Und fing an folgendes zu schreiben.
Von Hause aus und von Geburt an bin ich eigentlich ein Semi-Pyromane. Ich liebe es drinnen im Kamin den Holzofen anzuzünden und draußen den Stapel trocken-brennbares Abfall. Vielleicht ist es eine Sache der Vererbung. Mein Vater hat als Neunjähriger die große Scheune neben dem elterlichen Bauernhof angezündet. Und aus sehr zuverlässiger Quelle weiß ich, dass meine liebe Kusine D. vierzig Jahre später über den denselben Hof einen roten Glut erscheinen ließ. Ich selber habe einmal auf unserem eigenen Dachboden, wo wir das Brennholz für den kommenden Winter aufbewahrten, zusammen mit dem Nachbarsjungen ein kleines Feuer gelegt. Um die Flammen unsichtbar zu machen legten wir Torf darauf. Gut dass unser Dienstmädchen bemerkte dass etwas gründlich daneben zu gehen drohte. Worauf sie flux mit Wasser und Eimer das Feuer löschte. In allen Fällen war nur von Sachschaden die Rede.
Zum Feuermachen braucht man Streichhölzer. Ich weiß, es geht auch ohne, aber ich kann es nicht. Lange ist es her das ich bei den Welpen war. Welpen sind, wie Sie wissen, Junior-Pfadfinder. Alt und groß geworden erreichte man die Stufe der richtigen Pfadfinder. Dort, erzählte man mir, lernst du Feuer zu machen. Ohne Streichholz. Wie? Mit einem kleinen Stock – hin und her bewegend zwischen deinen Handflächen – Reibungswärme zu erzeugen wodurch trockenes Gras zu brennen anfängt. Diese Kunst habe ich mir niemals bemächtigt, denn als ich alt genug war um in die richtige Pfadfinderei einzutreten, hatte ich angefangen heimlich dann und wann auf dem Schulweg von meinem Freund H. eine Zigarette zu kaufen (eine Halbe kostete damals 5 Cents) und diese, immer Genuss vorwendend, zu rauchen. Seit dieser Zeit hatte ich immer Streichhölzer dabei.
Was immer Sie auch behaupten mögen, das Streichholz ist eine wunderbare Erfindung. Gerade weil im Kern so simpel und so auf der Hand liegend. Ein Stöckchen, dessen Kopf liebevoll in einer Sirup artige Masse getauft worden ist welche man absichtlich mit ein bisschen Phosphor angereichert hat.
Das Abstreichen eines Streichholzes ist ein faszinierendes Ritual. Zuerst ist da die Wahl der Streichrichtung. Egozentriker streichen immer in Richtung des eigenen Körpers. Leute die es gut mit anderen meinen dagegen streichen meistens von-sich-ab, achten Sie mal darauf. Oft muss man wiederholte Male Abstriche machen bevor das Streichholz anfangen will zu brennen. Sehen Sie sich bitte auch das Ausblasen an! Manche Leute pusten was der Atem her gibt und das Zeug hält. Andere, vor allem die Zigarrenraucher unter uns, geben ihrem Mund eine rundliche Form wonach sie vorsichtig gegen die Flamme hauchen.
Wir können verschiedener Meinung sein, und ich möchte keine Werbung für irgendetwas machen, aber die Schwalbe ist allen anderen überlegen. Das betrifft den zierlichen Zugvogel, das gilt auch dem Streichholz. Qua Qualität unübertroffen.
Wie oft habe ich mir den prächtigen Vogel - der mit der komischen Schweife im Munde auf der Schachtel - angesehen. Und wie stolz und kräftig klang meine Stimme als ich laut den in großen Buchstaben geschriebenen Text las: SÄKERHETS TÄNDSTICKÖR! Wörter deren Bedeutung man nicht kannte, die aber sehr überzeugend und Furcht erregend klangen!
Es gibt eine schöne, ehrlich wahre, Geschichte über ein Streichholz die ich Ihnen nicht enthalten möchte. Während einer Visite im elterlichen Haus sah ich einen lieben, schon etwas ältereren Onkel eine Zigarre anzünden, das Streichholz ausblasen und das zu meiner Überraschung wieder in die Schachtel legen.
„Warum, lieber Onkel, tun Sie das?“ fragte ich. “Was hat ein so abgebranntes Streichholz in der Schachtel zu suchen? “Nun,“ erwiderte der Onkel, “den lasse ich mir versohlen!“
Das nenne ich erst richtig ökologisch verantwortlich handeln. Von nun an verwenden wir nur gerecyclede (ich meine geresaikelde) Streichhölzer. “Warum auch nicht!“ sprach ich zu meinem alter ego als der mich fragte ob meine Bagatelle über das Streichholz schon fertig war.
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Montag, 7. Juli 2014
Bagatelle 231 - Digitalgeruch
terra40, 00:09h
Einige unter Ihnen werden sich vielleicht noch an Dr. h.c. Henk Aschenbach erinnern. Und wenn nicht: halb so schlimm. Diejenigen die alles genauestens wissen wollen, werden herzlichst eingeladen noch einmal die Bagatelle 112: Digitalträume zu lesen. Für alle anderen wiederhole ich in drei Absätzen was ich damals über Herrn Aschenbach geschrieben habe, damit Sie wieder Bescheid wissen. Also:
„Hören und Sehen ergeht uns, wenn wir die neuesten Nachrichten über die Firma H. Aschenbach und Söhne auf uns einwirken lassen. Wir schreiben nicht zufälligerweise 'hören' und 'sehen', denn das sind ja die zwei Sinne dessen Daten seit langem digitalisiert werden können. Ein Bild, ein Porträt, ein Film, ein Gemälde: alles sichtbar optische lässt sich in bytes und bits, in Eins (1) und Null (0), beschreiben und festlegen. Wir brauchen nur Daten und Algorithmen. Dasselbe gilt für den akustischen Bereich. Eine Rossini-Aria, ein Beatlesong wie Yesterday oder die Achte von Bruckner lassen sich digital aufzeichnen und genießen. Lichtdata oder Schallwellen: die digitale ICT-Welt ist vollends auf der Höhe.
Was fast niemand weiß, ist dass vieles vom diesem Digitalwissen zuerst aus dem Gehirn und später aus der Feder des Herrn Dr. h.c. Aschenbach stammt. Sohn des berühmten Firmengründers Arnulf Aschenbecher, der aus Angst vor seinem guten Ruf voraussehend seinen Nachnamen hat ändern lassen. Zweifellos ist Dr. Aschenbach, was die innovativen Fortschritte bei der globalen Digitalisierung betrifft, ein führender Kopf. Weltweit.
Herr Dr. Aschenbach, Jahrgang Mitte 1951, dessen Vorfahren aus den Vogesen stammen und die sich durch ein Missverständnis plötzlich in den Niederlanden wiederfanden, ist bereit mich für ein Gespräch zu empfangen. Eine große Ehre, denn der Herr Dr. Aschenbach (Henk für seine Gattin und Aschi für seine Freunde) hat täglich auch nur 24 Stunden zur Verfügung. Aschenbach: Wir arbeiten derzeit an eine Verlängerung des Werktages um eine halbe Stunde, indem wir den täglichen Sonnenuntergang etwas verlangsamen. Wir halten sozusagen den Lauf der Sonne um eine halbe Stunde auf. Digital versteht sich."
In der Tat: der Herr Dr. Aschenbach sucht nach Mittel um nicht nur das Sehen (das Visuelle) und das Hören (das Akustische) zu digitalisieren, sondern auch das Riechen (das Odorische) und das Berühren (die taktile oder haptische Domäne).
Die Zeit ist nicht mehr weit, laut Dr. Aschenbach, (dabei vehement unterstützt von deiner Gattin), dass wir einen bestimmten Geruch uploaden und ein köstliches Parfüm herunterladen können.
Und siehe da! Gestern sah ich in einer leicht seriösen Zeitschrift das erste Versuchsmodell. Ein Harvard-Professor hat es erfunden, wobei er sich ohne Zweifel von Aschenbachs Ideen bedient hat. Zuerst dachte ich: es wären die Schornsteine eines klassischen Ozeandampfers. Es sind aber zwei Röhrchen welche mit zwei verschiedenen Riechstoffen (zum Beispiel Pfeffer und Essig) gefüllt werden sollen. Die Mischung kann man digital jeder beliebigen Person
zukommen lassen indem man die Ophone (so nennt sich das Apparat) an das Internet anschließt. Wenn Sie mögen können Sie also Ihre(n) Geliebte(n) beglücken mit so einem schönen und wohlriechenden digitales Geruchspräsent.
(Der Code für diese Kombination lautet 4711.)
Sie sehen: die digitale Zukunft macht vieles möglich. Und da kann ich nur wiederholen was ich vor einigen Jahren schon schrieb:
„Es würde mich nicht wundern wenn im kommenden November klar wird, dass ich heute gesprochen habe mit dem künftigen Nobel-Preiswinner 2014 für kosmetische Digitaltechnologie. Es liegt in der Luft. Man kann es förmlich riechen.“
„Hören und Sehen ergeht uns, wenn wir die neuesten Nachrichten über die Firma H. Aschenbach und Söhne auf uns einwirken lassen. Wir schreiben nicht zufälligerweise 'hören' und 'sehen', denn das sind ja die zwei Sinne dessen Daten seit langem digitalisiert werden können. Ein Bild, ein Porträt, ein Film, ein Gemälde: alles sichtbar optische lässt sich in bytes und bits, in Eins (1) und Null (0), beschreiben und festlegen. Wir brauchen nur Daten und Algorithmen. Dasselbe gilt für den akustischen Bereich. Eine Rossini-Aria, ein Beatlesong wie Yesterday oder die Achte von Bruckner lassen sich digital aufzeichnen und genießen. Lichtdata oder Schallwellen: die digitale ICT-Welt ist vollends auf der Höhe.
Was fast niemand weiß, ist dass vieles vom diesem Digitalwissen zuerst aus dem Gehirn und später aus der Feder des Herrn Dr. h.c. Aschenbach stammt. Sohn des berühmten Firmengründers Arnulf Aschenbecher, der aus Angst vor seinem guten Ruf voraussehend seinen Nachnamen hat ändern lassen. Zweifellos ist Dr. Aschenbach, was die innovativen Fortschritte bei der globalen Digitalisierung betrifft, ein führender Kopf. Weltweit.
Herr Dr. Aschenbach, Jahrgang Mitte 1951, dessen Vorfahren aus den Vogesen stammen und die sich durch ein Missverständnis plötzlich in den Niederlanden wiederfanden, ist bereit mich für ein Gespräch zu empfangen. Eine große Ehre, denn der Herr Dr. Aschenbach (Henk für seine Gattin und Aschi für seine Freunde) hat täglich auch nur 24 Stunden zur Verfügung. Aschenbach: Wir arbeiten derzeit an eine Verlängerung des Werktages um eine halbe Stunde, indem wir den täglichen Sonnenuntergang etwas verlangsamen. Wir halten sozusagen den Lauf der Sonne um eine halbe Stunde auf. Digital versteht sich."
In der Tat: der Herr Dr. Aschenbach sucht nach Mittel um nicht nur das Sehen (das Visuelle) und das Hören (das Akustische) zu digitalisieren, sondern auch das Riechen (das Odorische) und das Berühren (die taktile oder haptische Domäne).
Die Zeit ist nicht mehr weit, laut Dr. Aschenbach, (dabei vehement unterstützt von deiner Gattin), dass wir einen bestimmten Geruch uploaden und ein köstliches Parfüm herunterladen können.
Und siehe da! Gestern sah ich in einer leicht seriösen Zeitschrift das erste Versuchsmodell. Ein Harvard-Professor hat es erfunden, wobei er sich ohne Zweifel von Aschenbachs Ideen bedient hat. Zuerst dachte ich: es wären die Schornsteine eines klassischen Ozeandampfers. Es sind aber zwei Röhrchen welche mit zwei verschiedenen Riechstoffen (zum Beispiel Pfeffer und Essig) gefüllt werden sollen. Die Mischung kann man digital jeder beliebigen Person
zukommen lassen indem man die Ophone (so nennt sich das Apparat) an das Internet anschließt. Wenn Sie mögen können Sie also Ihre(n) Geliebte(n) beglücken mit so einem schönen und wohlriechenden digitales Geruchspräsent.
(Der Code für diese Kombination lautet 4711.)
Sie sehen: die digitale Zukunft macht vieles möglich. Und da kann ich nur wiederholen was ich vor einigen Jahren schon schrieb:
„Es würde mich nicht wundern wenn im kommenden November klar wird, dass ich heute gesprochen habe mit dem künftigen Nobel-Preiswinner 2014 für kosmetische Digitaltechnologie. Es liegt in der Luft. Man kann es förmlich riechen.“
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Donnerstag, 12. Juni 2014
Bagatelle 229 - Torlinieüberschreitungskontrollanlage
terra40, 00:03h
Donnerstag diese Woche war es dann so weit: die Fußballweltmeisterschaften in Brasil wurden eröffnet. Nun ist Fußball – das Spielchen an sich - nicht so wichtig, dass man darüber eine seriöse Bagatelle schreiben muss. (Ich rede nicht von den Fifa-Machenschaften und menschunwürdigen Zuständen beim Stadionbau welche sicherlich unsere kritische Aufmerksamkeit verdienen.) Nein ich möchte einiges Bagatellarisches schreiben über die zunehmende menschliche Unsicherheit, auch im Fußball, gerade im Fußball. Es ist der Zeitgeist, möchte man glauben: man traut der Welt nicht mehr; man benimmt sich ängstlich und unsicher. Schlimmer noch: man traut sich selber nicht mehr. Verschwunden ist der Einfluss der Institutionen (Kirche Staat, Gewerkschaft, Partei) wodurch alles so wunderbar übersichtlich war. Jetzt müssen wir unseren eigenen Augen trauen und eigene Entscheidungen treffen. Manche haben das inzwischen verlernt.
Es fing an bei der Weltmeisterschaftsfinale 1966. Das Gastland England spielte gegen, wie auch anders, Deutschland. Als Geoff Hurst das 3-2 für die Gastgeber schoss, entstanden zwei Gruppen, quer durch die Mannschaften und Zuschauer. Die ersten meinten: der Ball hätte nie und niemals die Torlinie überschritten; de anderen beschwuren um alles Heilige, dass der Ball in seiner vollen Größe die Torauslinie um mindestens zehn Zentimeter passiert sei. Der Schiedsrichter, der es auch nicht (mehr) wusste, entschied letztendlich auf Tor.
Jetzt aber! Die Technik schlagt zu, auch im Fußball, endlich auch im Fußball. Oberhalb beider Tore werden Kameras aufgehängt, welche haargenau melden ob und wie ein Ball die Torlinie überquert hat. Absichtlich oder zufällig, das kann uns die Kamera leider nicht mitteilen.
So hat also wieder ein Stückchen menschliche Unsicherheit den Platz freigemacht für quasi unfehlbares menschliches Urteilungsvermögen an Hand neuester Technologie. Das wird vor allem den Schiedsrichtern freuen. Von denen gibt es jetzt nicht einen, wie früher, sondern mindestens sechse. Einen aufs Feld und fünf an allen Seitenlinien. Alle mittels neuer Hörfunktechnik mit einander verbunden. Das führt dann dazu, dass sie mehr auf einander achten als auf das Spielverlauf. Aber doch, es lebe die neue Fußballtechnik!
Inzwischen hat sich das Spielchen über die Jahre nicht fundamental geändert. Man spielt in zwei Mannschaften mit je 11 Personen zwei Mal 45 Minuten gegen einander. Die Pause dauert 15 Minuten. Und am Ende siegt Deutschland.
Nachschrift: Diesen Spieler brauch ich Ihnen wohl nicht mehr vorzustellen. Natürlich, es ist unser Klaas-Jan Huntelaar, Schalker Mittelstürmer von Beruf. Das Püppchen stammt aus 2010 von den vorigen Weltmeisterschaften, als der Klaas-Jan wie auch jetzt nur auf der Reservebank saß. Zeit genug daher um die Torauslinientechnologie zu studieren.
Es fing an bei der Weltmeisterschaftsfinale 1966. Das Gastland England spielte gegen, wie auch anders, Deutschland. Als Geoff Hurst das 3-2 für die Gastgeber schoss, entstanden zwei Gruppen, quer durch die Mannschaften und Zuschauer. Die ersten meinten: der Ball hätte nie und niemals die Torlinie überschritten; de anderen beschwuren um alles Heilige, dass der Ball in seiner vollen Größe die Torauslinie um mindestens zehn Zentimeter passiert sei. Der Schiedsrichter, der es auch nicht (mehr) wusste, entschied letztendlich auf Tor.
Jetzt aber! Die Technik schlagt zu, auch im Fußball, endlich auch im Fußball. Oberhalb beider Tore werden Kameras aufgehängt, welche haargenau melden ob und wie ein Ball die Torlinie überquert hat. Absichtlich oder zufällig, das kann uns die Kamera leider nicht mitteilen.
So hat also wieder ein Stückchen menschliche Unsicherheit den Platz freigemacht für quasi unfehlbares menschliches Urteilungsvermögen an Hand neuester Technologie. Das wird vor allem den Schiedsrichtern freuen. Von denen gibt es jetzt nicht einen, wie früher, sondern mindestens sechse. Einen aufs Feld und fünf an allen Seitenlinien. Alle mittels neuer Hörfunktechnik mit einander verbunden. Das führt dann dazu, dass sie mehr auf einander achten als auf das Spielverlauf. Aber doch, es lebe die neue Fußballtechnik!
Inzwischen hat sich das Spielchen über die Jahre nicht fundamental geändert. Man spielt in zwei Mannschaften mit je 11 Personen zwei Mal 45 Minuten gegen einander. Die Pause dauert 15 Minuten. Und am Ende siegt Deutschland.
Nachschrift: Diesen Spieler brauch ich Ihnen wohl nicht mehr vorzustellen. Natürlich, es ist unser Klaas-Jan Huntelaar, Schalker Mittelstürmer von Beruf. Das Püppchen stammt aus 2010 von den vorigen Weltmeisterschaften, als der Klaas-Jan wie auch jetzt nur auf der Reservebank saß. Zeit genug daher um die Torauslinientechnologie zu studieren.
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Sonntag, 23. Februar 2014
Bagatelle 217 - Bagatellbilder
terra40, 17:52h
Die Zeit der Fotoalben ist vergangen und verloren. Vorbei ist die Kleberei der schönsten visuellen Urlaubserinnerungen. Vorüber das Zusammentragen in ein kostbares Familienalbum der vom lieben Schwager gemachten Hochzeitsbilder der ebenso lieben Tante Emma aus Fernerliefen (i.W.)
Hand aufs Herz: wissen Sie Bescheid über die tausenden Bilder auf Ihrer Festplatte? Wann haben Sie wie ich die Übersicht ganz und gar verloren? Wie oft ist es mir passiert, dass ich ein Bild, wovon ich mit 100% Sicherheit sagen kann dass es in meinem Besitz ist und irgendwo im Komputer herumnistet, nicht wiederfinden kann, selbst wenn ich alle eingebauten Suchprogramme einschalte? In welcher von den vielen digitalen Schubladen oder Dateien muss ich suchen damit ich die himmlische Rose vor der Wasserburg zu Anholt in all ihrer Schönheit wieder geniessen kann?
Es ist eine Sache von Namensgebung, von passenden und zutreffenden tags und genauer Datierung werden Sie sagen. Meine Zustimmung haben Sie, aber ich komme nicht dazu ein bequemes Fotoarchiv einzurichten. Und jetzt ist es zu spät, vermute ich mal in meinen düsteren Augenblicken.
Mit Eifersucht und Heimweh sehe ich mir meine Reihe Fotoalben an. Mit Fotos von meinen Dienstreisen außer Landes. Schöne Bilder, sorgfältig geordnet nach Datum, Zeit und Ort. Alleine das Aufschlagen der Saiten vermittelt schon den Geruch dortiger, gegessener Speisen. Und wie schön ist es, zusammen mit Bekannten die mit auf der Reise waren, gemeinsam verbrachte Stunden in Erinnerung zu rufen! Das kan mir kein Komputer bieten!
Manchmal, beim stöbernd Suchen in meinen vielen Dateien nach einem bestimmten Bild, trifft man winzig kleine wie ich sie nenne: Bagatellbilder. Bilder, unwichtig für das tägliche Überleben, aber zu schön um nicht in der digitale Sammlung aufbewahrt zu werden. So wie die beiden Bilder hier unten. Jemand, mein Bruder vermute ich mal, hat mir diese tragi-komische Situationen ohne weitere Informationen zukommen lassen. So etwas meine ich. Typische Bagatellbilder die den Alltag durch ihren Humor aufhellen. Zu schön um wahr zu sein. Schade nur dass ich Ihnen nicht genaueres sagen kann. Denn ich fand sie ohne weitere Angaben und nur zufällig. Das hat man davon.
Bagatellbilder sind also unbedeutend unwichtig und nicht unbedingt von Nöten. Sie sind aber nicht ohne. Jedes dieser Bilder trägt ein besonderes Merkmal. Sei es etwas komisches, sei es etwas rührendes. Man muss es nur sehen.
Hand aufs Herz: wissen Sie Bescheid über die tausenden Bilder auf Ihrer Festplatte? Wann haben Sie wie ich die Übersicht ganz und gar verloren? Wie oft ist es mir passiert, dass ich ein Bild, wovon ich mit 100% Sicherheit sagen kann dass es in meinem Besitz ist und irgendwo im Komputer herumnistet, nicht wiederfinden kann, selbst wenn ich alle eingebauten Suchprogramme einschalte? In welcher von den vielen digitalen Schubladen oder Dateien muss ich suchen damit ich die himmlische Rose vor der Wasserburg zu Anholt in all ihrer Schönheit wieder geniessen kann?
Es ist eine Sache von Namensgebung, von passenden und zutreffenden tags und genauer Datierung werden Sie sagen. Meine Zustimmung haben Sie, aber ich komme nicht dazu ein bequemes Fotoarchiv einzurichten. Und jetzt ist es zu spät, vermute ich mal in meinen düsteren Augenblicken.
Mit Eifersucht und Heimweh sehe ich mir meine Reihe Fotoalben an. Mit Fotos von meinen Dienstreisen außer Landes. Schöne Bilder, sorgfältig geordnet nach Datum, Zeit und Ort. Alleine das Aufschlagen der Saiten vermittelt schon den Geruch dortiger, gegessener Speisen. Und wie schön ist es, zusammen mit Bekannten die mit auf der Reise waren, gemeinsam verbrachte Stunden in Erinnerung zu rufen! Das kan mir kein Komputer bieten!
Manchmal, beim stöbernd Suchen in meinen vielen Dateien nach einem bestimmten Bild, trifft man winzig kleine wie ich sie nenne: Bagatellbilder. Bilder, unwichtig für das tägliche Überleben, aber zu schön um nicht in der digitale Sammlung aufbewahrt zu werden. So wie die beiden Bilder hier unten. Jemand, mein Bruder vermute ich mal, hat mir diese tragi-komische Situationen ohne weitere Informationen zukommen lassen. So etwas meine ich. Typische Bagatellbilder die den Alltag durch ihren Humor aufhellen. Zu schön um wahr zu sein. Schade nur dass ich Ihnen nicht genaueres sagen kann. Denn ich fand sie ohne weitere Angaben und nur zufällig. Das hat man davon.
Bagatellbilder sind also unbedeutend unwichtig und nicht unbedingt von Nöten. Sie sind aber nicht ohne. Jedes dieser Bilder trägt ein besonderes Merkmal. Sei es etwas komisches, sei es etwas rührendes. Man muss es nur sehen.
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Sonntag, 9. Februar 2014
Bagatelle 215 - Die Drei von der Eisdiele
terra40, 22:34h
Dass drei Menschen aus einem und demselben Land, zu derselben Gelegenheit, in derselben Veranstaltung, auf sportlichem Gebiet etwas erreichen können, ist eigentlich nichts außergewöhnliches. So kennen wir alle aus der schottischen Geschichte die Saga von McPherson, McDonald und McGregor aus Edinburgh, alle drei im Pfahlwerfenwettbewerb tätig, die anscheinend alle drei am selben Tag (Drei Könige 1776) ohne es von einander zu wissen zum ersten Male auf dem Dreikönigstreffen beim Bürgermeister ihre Unterleiber nur von einem Kilt bedeckt haben wollen. Oder die amüsante Story der launigen Oma Trude Vondannen aus Launen an der Ruhe, welche 1927 in Düsseldorf, zusammen mit ihren Töchtern Else und Gretel Weltmeister im Gruppenpulloverstricken wurde.
Gestern, den 8. Februar 2014, auf den olympischen Winterspielen im russischen Sochi, liefen drei junge Holländer so schnell Eis, dass jeder eine Medaille davon trug. Der Abstand zwischen Start und Finish, exakt 5000 Meter, musste, links-um gehend, in runden Bahnen gelaufen werden. Die drei zuerst Ankommenden erreichten das Ziel nach etwas mehr als 6 Minuten. Weil Unterschiede sein müssen, bekam einer Bronze, einer Silber und einer Gold. Die Medaillen wurden vom niederländischen König, selber ein begnadeter Eisschnellläufer, überreicht.
Nein, séhr außergewöhnlich möchten wir dieses Ereignis nicht nennen. Es geschieht öfter dass drei Personen aus éinem Land allen anderen Personen aus allen anderen Gottesländern in irgendeiner sportlichen Angelegenheit überlegen sind. So sind die Deutschen Weltmeister im rückwärts rodeln; die Nicaraguaner übertreffen alle beim 100 Meter Kaffeepflücken, und niemand wundert sich um die Tatsache, dass Schweden seit Jahr und Tag im Elchenbiathlon den Olympiasieger stellt.
In éinem Wettbewerb gewinnen drei Holländer alle drei Medaillen. Na und?
Gestern, den 8. Februar 2014, auf den olympischen Winterspielen im russischen Sochi, liefen drei junge Holländer so schnell Eis, dass jeder eine Medaille davon trug. Der Abstand zwischen Start und Finish, exakt 5000 Meter, musste, links-um gehend, in runden Bahnen gelaufen werden. Die drei zuerst Ankommenden erreichten das Ziel nach etwas mehr als 6 Minuten. Weil Unterschiede sein müssen, bekam einer Bronze, einer Silber und einer Gold. Die Medaillen wurden vom niederländischen König, selber ein begnadeter Eisschnellläufer, überreicht.
Nein, séhr außergewöhnlich möchten wir dieses Ereignis nicht nennen. Es geschieht öfter dass drei Personen aus éinem Land allen anderen Personen aus allen anderen Gottesländern in irgendeiner sportlichen Angelegenheit überlegen sind. So sind die Deutschen Weltmeister im rückwärts rodeln; die Nicaraguaner übertreffen alle beim 100 Meter Kaffeepflücken, und niemand wundert sich um die Tatsache, dass Schweden seit Jahr und Tag im Elchenbiathlon den Olympiasieger stellt.
In éinem Wettbewerb gewinnen drei Holländer alle drei Medaillen. Na und?
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Mittwoch, 8. Januar 2014
Bagatelle 212 - Schätzen statt zählen
terra40, 13:30h
In unserer Straße, fast gegenüber meinem Geburtshaus, stand eine kleine Fabrik. Der Eigentümer, gleich Besitzer und Gründer, füllte seine Zeit, zusammen mit einigen wenigen Mitwirkenden, damit daß er aus Leder zierliche und nützliche Gegenstände herstellte. Zum Beispiel Riemen in zahllosen Breiten und Längen und vor allem Lederknöpfe. Es war die Zeit wo dieser vahlbraune, beige Mantel in der Mode kam, welche mit großen geflochtenen Lederknöpfen geschlossen wurde. Das Flechten geschah in tüchtiger Heimarbeit, und ich sehe noch vor mir, wie ein Mitarbeiter per Auto durchs Dorf fuhr um den Heimwerkern neues Leder zu bringen oder um fertiggestellte Lederknöpfe abzuholen.
Ich war vierzehn, war Schüler der Realschule im Nachbardorf, und hatte rund Weihnachten und Neujahr vierzehn Tage schulfrei. Da beschloss ich mir etwas Taschengeld zu verdienen in der Lederfabrik bei uns gegenüber. Von morgens halb acht bis nachmittags halb sechs war meine Zeit mit Leder gefüllt.
Nun ist die Zeit um die Jahreswende geeignet sich zu besinnen auf Gewinne und Verluste im vergangenen Jahr. Auch ist an der Zeit eine Inventur zu veranstalten. Was an Vorräten (Riemen und Knöpfe aller Art) ist vorhanden? Wer es weiß, soll sich melden.
Da traf es sich, daß ich, Winterferienarbeiter, Arbeit suchte. Dachte sich der erste Vorarbeiter (und zugleich Gründersohn) und schickte mich auf den großen, steinkalten Dachboden, wo ich in der eisigen Kälte den Auftrag erhielt Stapel Lederzeug und Knöpfe zu zählen. Auf jedem Stapel kam ein Zettelchen mit der genauen Anzahl. Hier 345 Lederriemen (Nummer 45X-braun) und dort 766 Lederknöpfe (Sorte Adria 300). So etwas.
Einen Tag hab ich das getreulich gemacht. Dann, als ich auch nachts nicht aufhörte in meinen Träumen zu zählen, besann ich mich auf was besseres. Den nächsten Tag fand ich auf dem Dachboden einen Schuhkarton und stellte fest daß in diesem Karton exakt 443 Knöpfe einen Platz fanden. Seit diesem Moment zählte ich nicht die Knöpfe, sondern die Schachtel. Und die Anzahl Lederriemen wurde von mir fachmännisch geschätzt statt gezählt. So kam es daß ich nach drei Tagen alle Vorräte von einem Zettelchen versehen hatte mit der genauen Zahl. Es blieb mir noch Zeit um unter einer Decke ein mitgebrachtes Buch zu lesen. Denn zu viel Fleiß und Arbeitsgeschwindigkeit würde Argwohn wecken.
So kommt es, daß ich bis heute ein Meister bin wenn es gilt die genaue Zahl Sammlungen identischer Gegenstände einzuschätzen. In der Plastikhülle hier unten befinden sich sage und schreibe 654 Perlen. Und weiter nach unten 3227 Nägel mit Köpfen. Wer es nicht glaubt, mag sie nachzählen. Gerne.
Ich war vierzehn, war Schüler der Realschule im Nachbardorf, und hatte rund Weihnachten und Neujahr vierzehn Tage schulfrei. Da beschloss ich mir etwas Taschengeld zu verdienen in der Lederfabrik bei uns gegenüber. Von morgens halb acht bis nachmittags halb sechs war meine Zeit mit Leder gefüllt.
Nun ist die Zeit um die Jahreswende geeignet sich zu besinnen auf Gewinne und Verluste im vergangenen Jahr. Auch ist an der Zeit eine Inventur zu veranstalten. Was an Vorräten (Riemen und Knöpfe aller Art) ist vorhanden? Wer es weiß, soll sich melden.
Da traf es sich, daß ich, Winterferienarbeiter, Arbeit suchte. Dachte sich der erste Vorarbeiter (und zugleich Gründersohn) und schickte mich auf den großen, steinkalten Dachboden, wo ich in der eisigen Kälte den Auftrag erhielt Stapel Lederzeug und Knöpfe zu zählen. Auf jedem Stapel kam ein Zettelchen mit der genauen Anzahl. Hier 345 Lederriemen (Nummer 45X-braun) und dort 766 Lederknöpfe (Sorte Adria 300). So etwas.
Einen Tag hab ich das getreulich gemacht. Dann, als ich auch nachts nicht aufhörte in meinen Träumen zu zählen, besann ich mich auf was besseres. Den nächsten Tag fand ich auf dem Dachboden einen Schuhkarton und stellte fest daß in diesem Karton exakt 443 Knöpfe einen Platz fanden. Seit diesem Moment zählte ich nicht die Knöpfe, sondern die Schachtel. Und die Anzahl Lederriemen wurde von mir fachmännisch geschätzt statt gezählt. So kam es daß ich nach drei Tagen alle Vorräte von einem Zettelchen versehen hatte mit der genauen Zahl. Es blieb mir noch Zeit um unter einer Decke ein mitgebrachtes Buch zu lesen. Denn zu viel Fleiß und Arbeitsgeschwindigkeit würde Argwohn wecken.
So kommt es, daß ich bis heute ein Meister bin wenn es gilt die genaue Zahl Sammlungen identischer Gegenstände einzuschätzen. In der Plastikhülle hier unten befinden sich sage und schreibe 654 Perlen. Und weiter nach unten 3227 Nägel mit Köpfen. Wer es nicht glaubt, mag sie nachzählen. Gerne.
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Sonntag, 24. November 2013
Bagatelle 208 - Ehrlich wirklich wahr
terra40, 22:08h
Auch im Ausland ist der Tod des berühmten deutschen Satirikers Dieter Hildebrandt nicht unbemerkt geblieben. Die meisten großen Tages- und Wochenzeitungen in den Niederlanden publizierten eine Gedenkschrift.
Auch von uns, an der anderen Seite der Grenze wohnhaft, wurde Hildebrandt regelmäßig gesehen und ebenso regelmäßig wurde oft leise geschmunzelt über seine Lach-und- Schießgesellschaftlichen Bemerkungen. Zwar fehlten uns die feinen Einsichten in die spezifischen deutschen Politikzuständen um alles bis ins kleinste Detail zu verstehen, und auch die sprachlichen Hindernisse benamen uns manchmal die Sicht auf die eigentlichen Pointen, aber das wichtigste Gesagte haben wir schon mitbekommen. Das entzog sich allen Grenzbarrieren.
Von Hildebrandts Worten bleiben zwei Sätze immer in meiner Erinnerung. Während einer Politiksendung sagte er einmal zum Schluß:
"Wir haben genug über die Wahrheit diskutiert. Jetzt wollen wir ehrlich werden."
Nach so einem Satz fehlen einem die weiteren Worte.
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