Samstag, 16. Mai 2020
Bagatelle 346 - Eisheiligen
terra40, 14:31h
Sind sie Ihnen auch begegnet? Wahrscheinlich schon, denn die Nächte zwischen dem 11ten und dem 14. Mai diesen Jahres waren doch ziemlich kalt. Ich rede von den vier Eisheiligen: mit Namen Mamertus, Pancratius, Servatius und Bonifatius. Sie feierten, einer dem anderen folgend, in dieser Woche ihren Jahrestag. Es scheint dass man in Bayern sogar noch eine Fünfte Eisheilige hinzugefügt hat: die fromme und kalte Sophie aus Rom.
Eisheiligen, ein guter Name. Bei uns war jedenfalls in diesen Tagen der Nachtfrost nicht weit weg.
Dieses Nachdenken über kalte Mainächte und andere alten bäuerlichen Wetterregel brachte mich bei zwei kleinen hübschen Stichen welche Rembrandt uns hinterlassen hat. Frühmorgens schweifend durch die Wiesen rundum die Stadt Leiden traf er zwei Vorbei Gänger die sich übers das kalte Wetter unterhielten. Der eine behauptete, dass es seiner Ansicht nach "grausam kalt" war (vinnig koud), während der andere das schwer verneinte (das niet!).
In unseren Tagen wurde man diesen Dialog wie folgt zusammenfassen können:
A: "Schlimm kalt, nicht?"
B: "Du Angeber!"
Eisheiligen, ein guter Name. Bei uns war jedenfalls in diesen Tagen der Nachtfrost nicht weit weg.
Dieses Nachdenken über kalte Mainächte und andere alten bäuerlichen Wetterregel brachte mich bei zwei kleinen hübschen Stichen welche Rembrandt uns hinterlassen hat. Frühmorgens schweifend durch die Wiesen rundum die Stadt Leiden traf er zwei Vorbei Gänger die sich übers das kalte Wetter unterhielten. Der eine behauptete, dass es seiner Ansicht nach "grausam kalt" war (vinnig koud), während der andere das schwer verneinte (das niet!).
In unseren Tagen wurde man diesen Dialog wie folgt zusammenfassen können:
A: "Schlimm kalt, nicht?"
B: "Du Angeber!"
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Dienstag, 12. Mai 2015
Bagatelle 260 - Kunterbuntgrün
terra40, 19:59h
Immer wieder, jeder Frühling, die gleiche Prozedur wie jedes Jahr, die ich Ihnen am Beispiel unserer Buchenhecke illustrieren will. Die Hecke welche unseren Vorgarten umrundet ist das ganze Jahr über voll Blatt. Winters braun-grau, aber auf einmal macht dieses Braun dem neuen Grün Platz. Und sehen Sie welch ein herrliches Grün!
Oder nehmen wir unsere Buchen, stolze Bäume an der Landstraße, unserem Hof gegenüber. Nachdem sie den Winter trostlos ohne Blatt dagestanden sind, kommen auf einmal die neue Blattknopfen. Nein, nicht alle Buchen genau zur selben Stunde: einige sind anderen einige Tage im Voraus. Wie Sie sehen.
In der Tat, im Frühjahr sieht man erst wie differenziert die Grünskala ist. Später im Hochsommer verschwinden die Unterschiede und im Herbst sieht man nur staubiges mattes Grün.
Aber, worüber ich mich eigentlich mit Ihnen unterhalten möchte, ist die Geschmacksänderung in der Farbenbewertung. Jedenfalls bei mir. Wo ich heute sehr die einzelnen Farben liebe, zwar mit allerhand feinen, pastellartigen Schattierungen wie das zarte Frühlingsgrün, konnte es früher nicht bunt genug sein. Das weiß ich, zum Beispiel aus meiner Zeit an der pädagogischen Hochschule wo ich, außer den Kindern Liebe für die schönen Künste beizubringen, auch selber Hand anlegte. Jede Woche stand eine Zeichen- annex Malstunde auf dem Programm, wo man selber aufgefordert wurde künstlerisch tätig zu werden. Manchmal gesteuert von einem gezielten Auftrag des Herrn Lehrer Petersen, unser aller Zeichen- und Malmeister, manchmal mit Hilfe eines freien Auftrages. ꞌNun lieber Terra, zeig mal was du kannst!ꞌ Und dann konnte meine Palette nicht bunt genug sein.
Einige Blätter von damals habe ich mir aufbewahrt. Um jetzt zu entdecken wie kunterbunt meine Welt von damals aussah.
Oder nehmen wir unsere Buchen, stolze Bäume an der Landstraße, unserem Hof gegenüber. Nachdem sie den Winter trostlos ohne Blatt dagestanden sind, kommen auf einmal die neue Blattknopfen. Nein, nicht alle Buchen genau zur selben Stunde: einige sind anderen einige Tage im Voraus. Wie Sie sehen.
In der Tat, im Frühjahr sieht man erst wie differenziert die Grünskala ist. Später im Hochsommer verschwinden die Unterschiede und im Herbst sieht man nur staubiges mattes Grün.
Aber, worüber ich mich eigentlich mit Ihnen unterhalten möchte, ist die Geschmacksänderung in der Farbenbewertung. Jedenfalls bei mir. Wo ich heute sehr die einzelnen Farben liebe, zwar mit allerhand feinen, pastellartigen Schattierungen wie das zarte Frühlingsgrün, konnte es früher nicht bunt genug sein. Das weiß ich, zum Beispiel aus meiner Zeit an der pädagogischen Hochschule wo ich, außer den Kindern Liebe für die schönen Künste beizubringen, auch selber Hand anlegte. Jede Woche stand eine Zeichen- annex Malstunde auf dem Programm, wo man selber aufgefordert wurde künstlerisch tätig zu werden. Manchmal gesteuert von einem gezielten Auftrag des Herrn Lehrer Petersen, unser aller Zeichen- und Malmeister, manchmal mit Hilfe eines freien Auftrages. ꞌNun lieber Terra, zeig mal was du kannst!ꞌ Und dann konnte meine Palette nicht bunt genug sein.
Einige Blätter von damals habe ich mir aufbewahrt. Um jetzt zu entdecken wie kunterbunt meine Welt von damals aussah.
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Samstag, 10. Mai 2014
Bagatelle 226 - Aufgehängt
terra40, 17:48h
Obwohl ich Sie nicht kenne, nichts von Ihren Sitten und Gewohnheiten weiß, - nur dass Sie manchmal Bagatellen lesen - vermute ich doch dass Ihnen folgender Vorfall bekannt vorkommt.
Auf einer Auktion haben Sie sich einen Stumpfweg erstanden: eine wunderbare Winterlandschaft, um 1856 gemalt, 146 * 126 Zentimeter ohne Rahmen, linksunten vom Künstler eigenhändig signiert, so sieht’s aus. Ein wundervolles Gemälde finden Sie und alle Schaulustigen in ihrer Bekanntschaft bejahen Ihre Wahl. Wie prachtvoll!, originell so was!, welch eine herrliche Komposition!, sind die oft gehörte Lobesäußerungen. Und das alles für nur zweihunderteinundzwanzig Euro plus Auktionskosten!
Das Problem ist: wohin mit dem Ding? So ein prachtvolles Stück gehört an die Wand, das ist schon klar. Wenn es geht über den Couch im Wohnzimmer. Oder im Flur, wo es dem arglosen Besucher schon beim Eintreten staunen lässt. Solch ein Prachtstück braucht aber seinen Platz. Und es verdient keinen Nebenbuhler neben sich, mit dem es die Aufmerksamkeit teilen muss.
Das Problem ist sicherlich nicht das Kunstwerk-an-sich. Wie und wo soll es aufgehängt werden? Das ist die Frage. Sehen wir uns mal um in dem Amsterdamer Rijks Museum (kürzlich wieder geöffnet nach einer jahrelang dauernden Renovierung). Dort hangen die Rembrandts, die Vermeers, die Breughels und wie die alle heißen neben einander, auf Augenhöhe mit genügend Zwischenraum. Schade für die Kunstwerke für die kein Platz mehr da ist. Sie werden zum Depot verdammt: der Ort wo Kunstwerke aller Art in die Vergessenheit zu geraten drohen.
An dieser Stelle in der bis jetzt nicht sehr spannenden Geschichte erscheint ein bloggender Bagatellenleser. Einer wie Sie und ich. Er schreibt mir in einem Kommentar, dass zwei-dimensionale Kunstwerke (ein Gemälde, ein (Sieb)Druck, ein Kupferstich, ein Foto) nicht nur neben einander, sondern auch über einander aufgehängt werden können. Sogar eine Kombination beider Aufhängungsweisen sei denkbar und möglich. Mit einem Verweis auf die russische Kunstszene des 17. Jahrhunderts wo die Zaren es in der Hermitage ihren Untertanen zeigten, nannte er das die Petersburger Aufhängung.
Gut dass ich jetzt die Situation bei mir zu Hause einen Namen geben kann. Auch in einigen Terra-Zimmern gilt das Prinzip der Petersburger Aufhängung. Zum Beispiel in meinem Arbeitszimmer, wo ich alles Wertvolles aufhänge. Ohne Ausnahme. Allerdings ist allmählich jetzt kein Wandstückchen mehr frei.
Einige wirklich schöne (sowie teuer und kostbar in übertragenem Sinne) Kunstgegenstände hangen wie bisher noch immer alleine auf genügend freier Wandfläche. Die brauchen sich nicht zu plagen mit Konkurrenzsorgen anderer Bilder oder Kunstgegenstände. Es sind Einzelbilder mit Alleinrecht.
Hier unten sehen Sie einen Teil meines Arbeitszimmers. Auf dem Bild darunter meine Ahnengalerie. Meine Vorfahren werden es mir verzeihen dass auch sie petersburgisch aufgehängt worden sind.
Auf einer Auktion haben Sie sich einen Stumpfweg erstanden: eine wunderbare Winterlandschaft, um 1856 gemalt, 146 * 126 Zentimeter ohne Rahmen, linksunten vom Künstler eigenhändig signiert, so sieht’s aus. Ein wundervolles Gemälde finden Sie und alle Schaulustigen in ihrer Bekanntschaft bejahen Ihre Wahl. Wie prachtvoll!, originell so was!, welch eine herrliche Komposition!, sind die oft gehörte Lobesäußerungen. Und das alles für nur zweihunderteinundzwanzig Euro plus Auktionskosten!
Das Problem ist: wohin mit dem Ding? So ein prachtvolles Stück gehört an die Wand, das ist schon klar. Wenn es geht über den Couch im Wohnzimmer. Oder im Flur, wo es dem arglosen Besucher schon beim Eintreten staunen lässt. Solch ein Prachtstück braucht aber seinen Platz. Und es verdient keinen Nebenbuhler neben sich, mit dem es die Aufmerksamkeit teilen muss.
Das Problem ist sicherlich nicht das Kunstwerk-an-sich. Wie und wo soll es aufgehängt werden? Das ist die Frage. Sehen wir uns mal um in dem Amsterdamer Rijks Museum (kürzlich wieder geöffnet nach einer jahrelang dauernden Renovierung). Dort hangen die Rembrandts, die Vermeers, die Breughels und wie die alle heißen neben einander, auf Augenhöhe mit genügend Zwischenraum. Schade für die Kunstwerke für die kein Platz mehr da ist. Sie werden zum Depot verdammt: der Ort wo Kunstwerke aller Art in die Vergessenheit zu geraten drohen.
An dieser Stelle in der bis jetzt nicht sehr spannenden Geschichte erscheint ein bloggender Bagatellenleser. Einer wie Sie und ich. Er schreibt mir in einem Kommentar, dass zwei-dimensionale Kunstwerke (ein Gemälde, ein (Sieb)Druck, ein Kupferstich, ein Foto) nicht nur neben einander, sondern auch über einander aufgehängt werden können. Sogar eine Kombination beider Aufhängungsweisen sei denkbar und möglich. Mit einem Verweis auf die russische Kunstszene des 17. Jahrhunderts wo die Zaren es in der Hermitage ihren Untertanen zeigten, nannte er das die Petersburger Aufhängung.
Gut dass ich jetzt die Situation bei mir zu Hause einen Namen geben kann. Auch in einigen Terra-Zimmern gilt das Prinzip der Petersburger Aufhängung. Zum Beispiel in meinem Arbeitszimmer, wo ich alles Wertvolles aufhänge. Ohne Ausnahme. Allerdings ist allmählich jetzt kein Wandstückchen mehr frei.
Einige wirklich schöne (sowie teuer und kostbar in übertragenem Sinne) Kunstgegenstände hangen wie bisher noch immer alleine auf genügend freier Wandfläche. Die brauchen sich nicht zu plagen mit Konkurrenzsorgen anderer Bilder oder Kunstgegenstände. Es sind Einzelbilder mit Alleinrecht.
Hier unten sehen Sie einen Teil meines Arbeitszimmers. Auf dem Bild darunter meine Ahnengalerie. Meine Vorfahren werden es mir verzeihen dass auch sie petersburgisch aufgehängt worden sind.
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Samstag, 1. Februar 2014
Bagatelle 214 - Elaboriertes Impromptu
terra40, 17:15h
“Doch, ich kann Kritik ertragen, aber besser gefallen mir Komplimente..“ sagt dieser Herr nicht unhumoristisch zu der hinter ihm stehenden Dame (Journalistin? Sekretärin?) die wahrscheinlich gerade aus der Zeitung zitiert hat.
Dieses cartooneske Machwerk mit seinen feinen, straffen Linien ist von Jos Letschert gezeichnet worden. So um 1990 schätze ich. Ich fand es beim Stöbern in alten Notizen und sonstigem Papierwerk aus meiner Berufszeit. Da waren Herr Letschert und ich Kollegen. Wir sorgten uns um die Qualität des Primarbereichs in den niederländischen Grundschulen, schrieben ab und zu einen Artikel oder ein Buch, und berieten unseren Kollegen beim konkreten Gestalten des Curriculums in der schwierigen Unterrichtspraxis.
Jetzt sind wir beide im Ruhestand, wobei wir frisch und fröhlich weiter arbeiten und tun was und wie es uns gefällt. Jos Letschert (zuletzt Prof. Dr. Letschert) hat seine großen künstlerischen Begabungen wiederentdeckt und ich arbeite handarbeitlich so gut wie’s geht in und rundum den Hof und schreibe daneben meine Bagatellen. So stelle ich Ihnen in diesem Beitrag gerne Jos Letscherts Bilder vor und weise ich Ihnen gerne auf die Entwicklungen in seinem Werk so wie ich sie sehe in den letzten Jahren. Das Werk ist in der Tat breit gefächert, denn Jos Letschert ist, wie Sie bald bemerken werden, nicht nur Maler und Zeichner: er ist auch ein Dichter.
Letscherts intuitiv-expressionistische Malerei braucht, wie er sagt, keine Sprache (Worte und Begriffe) um verstanden zu werden. Darum von nun an viel Bild und wenig Wort.
Daß Letschert immer noch zeichnet, und immer noch seinen Still treu bleibt, zeigt sein Bild von Modigliani (aus der Reihe “Künstlerportraits“).
Aus der Reihe Frauenbilder: Frau mit Schleier (2013)
Und wie sehr die Farbe in Letscherts Bildern allmählig ihren Platz erobert, zeigt diese Landschaft (Toscana I, 2013)
Sehen Sie am besten selbst. Ausstellungen gibt es dieses Jahr u.a. in Amersfoort (NL) und Lemgo. Besuchen Sie auch Letscherts digitale Dauerexpo auf www.josletschert.de und Sie werden mir beiplichten: ich habe nicht zu vieles gesagt.
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