Donnerstag, 1. Oktober 2020
Bagatelle 351 - Pferdeverstand
terra40, 20:17h
Vor vielen Jahren saß ich mal mit einer Gruppe Studenten an der Universität zu Nimwegen zusammen. Wir diskutierten die Frage ob das zweifellos kluge Verhalten vieler Tiere eine Sache sei von Instinkt oder von Intelligenz. Oder von etwas komplett Anderem. Ich erzählte damals die folgende Geschichte.
"Wie ihr wisst, wohn ich auf einem Bauernhof irgendwo auf dem niederländischen Platten Lande. Mein Nachbar, ein kleiner Bauer, fährt jeden Tag die Milch seiner Kühe und die einiger Nachbarsbauern in die Molkerei im Dorf. Damit erhöht er sein Verdienst einigermaßen.
Immer dieselbe Prozedur und immer derselbe Weg. Morgens lädt er die vollen Milchkannen auf seinen Wagen; mittags kommt er zurück mit leeren Kannen. Morgens ist der Wagen schwer und vollgeladen: darum geht der Fuhrmann neben den Wagen um sein Pferd zu entlasten. Mittags sitzt er auf dem Wagen wo er oft duzelig vor sich hin schaut und manchmal sogar einschläft. Seinem Pferd macht das nichts aus. Es kennt den Weg und weiß genau an welcher Stelle es halten muss um Milchkannen auf- oder abzuladen. Wie und wo hat es das gelernt?"
Das Pferde in jedem Fall einige Formen von Intelligenz besitzen entlehne ich einer wirklich wahr geschehene Geschichte aus meiner eigenen Bauernfamilie. Die Geschichte spielt in den letzten Kriegsjahren, so um das Frühjahr 1945. Draußen herrschte Kriegsgewalt. Bauernarbeiten auf dem Felde waren wegen den Fliegerangriffen lebensgefährlich. Mein Großvater hat uns die Geschichte erzählt.
Eines Tages musste der Haferacker gepflügt werden. Weil die wirklichen Bauer, mein Onkel Johan und sein ältester Sohn, inhaftiert waren wegen Verweigerung der Zwangsarbeiten, mussten die jüngeren Söhne Frits und Hans die Arbeit auf dem Hof machen. So auch das Pflügen des Haferlandackers. Sie benutzten die Intelligenz ihres Pferdes.
An beiden Seiten des Ackers lag ein tiefer Graben, wo man Deckung suchen konnte für die Angriffe der Jabo’s und andere Flieger, die damals tieffliegend schossen auf alles was sich drunten auf Erde bewog. Einer der Jungs stellte das Pferd samt Pflug in der ersten Furche. Das Pferd dachte nicht lange nach, wusste was zu tun, und zog den Pflug – also eine neue Furche schaffend – nach der anderen Seite des Ackers. Dort fing der andere Cousin das Pferd auf, drehte es um (auch samt Pflug), wonach das Pferd pflügend zurück lief. In der Zeit wo das Pferd den Acker pflügte verkrochen sich die Jungens im Graben.
Das Pferd, dieses Pferd muss man sagen, hatte die Intelligenz und Fähigkeit eine gerade Furche zu pflügen. Alleine. Ohne dass ein Mensch ihm mit dem Zügel den Weg weist. Ist das nicht intelligent?
Das schöne Bild eines Pferdeauges stammt von Margot Pouw
"Wie ihr wisst, wohn ich auf einem Bauernhof irgendwo auf dem niederländischen Platten Lande. Mein Nachbar, ein kleiner Bauer, fährt jeden Tag die Milch seiner Kühe und die einiger Nachbarsbauern in die Molkerei im Dorf. Damit erhöht er sein Verdienst einigermaßen.
Immer dieselbe Prozedur und immer derselbe Weg. Morgens lädt er die vollen Milchkannen auf seinen Wagen; mittags kommt er zurück mit leeren Kannen. Morgens ist der Wagen schwer und vollgeladen: darum geht der Fuhrmann neben den Wagen um sein Pferd zu entlasten. Mittags sitzt er auf dem Wagen wo er oft duzelig vor sich hin schaut und manchmal sogar einschläft. Seinem Pferd macht das nichts aus. Es kennt den Weg und weiß genau an welcher Stelle es halten muss um Milchkannen auf- oder abzuladen. Wie und wo hat es das gelernt?"
Das Pferde in jedem Fall einige Formen von Intelligenz besitzen entlehne ich einer wirklich wahr geschehene Geschichte aus meiner eigenen Bauernfamilie. Die Geschichte spielt in den letzten Kriegsjahren, so um das Frühjahr 1945. Draußen herrschte Kriegsgewalt. Bauernarbeiten auf dem Felde waren wegen den Fliegerangriffen lebensgefährlich. Mein Großvater hat uns die Geschichte erzählt.
Eines Tages musste der Haferacker gepflügt werden. Weil die wirklichen Bauer, mein Onkel Johan und sein ältester Sohn, inhaftiert waren wegen Verweigerung der Zwangsarbeiten, mussten die jüngeren Söhne Frits und Hans die Arbeit auf dem Hof machen. So auch das Pflügen des Haferlandackers. Sie benutzten die Intelligenz ihres Pferdes.
An beiden Seiten des Ackers lag ein tiefer Graben, wo man Deckung suchen konnte für die Angriffe der Jabo’s und andere Flieger, die damals tieffliegend schossen auf alles was sich drunten auf Erde bewog. Einer der Jungs stellte das Pferd samt Pflug in der ersten Furche. Das Pferd dachte nicht lange nach, wusste was zu tun, und zog den Pflug – also eine neue Furche schaffend – nach der anderen Seite des Ackers. Dort fing der andere Cousin das Pferd auf, drehte es um (auch samt Pflug), wonach das Pferd pflügend zurück lief. In der Zeit wo das Pferd den Acker pflügte verkrochen sich die Jungens im Graben.
Das Pferd, dieses Pferd muss man sagen, hatte die Intelligenz und Fähigkeit eine gerade Furche zu pflügen. Alleine. Ohne dass ein Mensch ihm mit dem Zügel den Weg weist. Ist das nicht intelligent?
Das schöne Bild eines Pferdeauges stammt von Margot Pouw
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Dienstag, 28. April 2020
Bagatelle 345 - Social distance
terra40, 13:36h
Wir leben hierzulande in einer anderthalbmeter Gesellschaft. Man bittet uns allen beim Treffen eines Nachbars mindestens 1½ Meter Abstand zu bewahren; wegen des Coranavirusses versteht sich. Social distance heißt so etwas: wir benutzen ein Fremdwort weil wir fast nichts von Covid-19 wissen und verstehen. Bei Ihnen geht man mundschutzgewaffnet in den Omnibus oder in den Laden (weil einige Virologen es für angebracht halten), bei uns ohne, weil einige andere Virologen dem Nutzen bezweifeln.
Unlängst, während einer Radtour, kam bei mir die Frage auf, ob (Nutz)Tiere Corona tragen und sogar übertragen. Chinesische Fledermäuse schon, aber auch niederländische Hunde oder Katzen? Sollte man nicht lieber auch Tieren raten sich sozial distanziert zu benehmen?
Wenige Kilometer weiter sah ich eine köstliche Reaktion. Eine Herde Kühe hatte sich zusammengetan um geruhsam mit dem wiederkäuen anzufangen. (Es sind Jersey’s: liebevolle Biester, welche zwar weniger Milch geben als ihre schwarz/weiß oder rot/weiß gefärbten Artgenossen, dafür aber wohl mit hoher Qualität.) Offenbar genießen sie diese Stunde des eng Zusammenseins, jetzt wo es noch kann.
Unlängst, während einer Radtour, kam bei mir die Frage auf, ob (Nutz)Tiere Corona tragen und sogar übertragen. Chinesische Fledermäuse schon, aber auch niederländische Hunde oder Katzen? Sollte man nicht lieber auch Tieren raten sich sozial distanziert zu benehmen?
Wenige Kilometer weiter sah ich eine köstliche Reaktion. Eine Herde Kühe hatte sich zusammengetan um geruhsam mit dem wiederkäuen anzufangen. (Es sind Jersey’s: liebevolle Biester, welche zwar weniger Milch geben als ihre schwarz/weiß oder rot/weiß gefärbten Artgenossen, dafür aber wohl mit hoher Qualität.) Offenbar genießen sie diese Stunde des eng Zusammenseins, jetzt wo es noch kann.
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Mittwoch, 27. Dezember 2017
Bagatelle 308 - Terras Tierwelt
terra40, 18:47h
Hoffentlich haben Sie noch in Erinnerung dass ich Ihnen mal erzählt habe von meiner Pfauenfamilie. Es ist zwar kompliziert aber keine unmögliche Geschichte. Was ist geschehen?
Vor sechs Jahren war es, als auf einmal beim Bauernhof wo wir damals wohnten, ein Pfau angelaufen kam der mitteilte, dass er von Sinnen war zu bleiben. Als Andenken an eine berühmte niederländischen TV-Persönlichkeit gaben wir ihn den Namen Jeroen. (Der gute Fernsehmann heißt Jeroen Pauw, daher.)
Binnen kurzer Zeit war er gleichsam ein Mitglied der Familie. Er ließ sich nicht anfassen, aber er fraß mir die Brotstückchen aus der Hand.
Ein halbes Jahr ging vorbei, als wir beschlossen unserem Jeroen eine Gattin zu schenken. Mit einer Bekannten zog ich über die Landesgrenze nach Deutschland wo wir für zwanzig lumpige Euro eine weibliche Pfauensperson namens Jetta kauften. Nach zwei Tagen, wo die Jetta und der Jeroen getrennt lebend sich mit einander vertraut machen konnten, zogen die beiden zusammen durch die Lande. Sie wurden so eng befreundet dass ich eines Tages zufällig ein Pfauennest mit sechs Eiern entdeckte. Vier davon liess ich der Jetta, Groß war die Freude als eines Morgens die Jetta uns zwei Pfauenküken zeigte. (Die anderen zwei hatten es leider nicht zur Geburt geschafft.) Die beiden Kinder, beide Söhne, Zwillinge, tauften wir Sokke und Fucke.
Die zwei folgenden Jahre verliefen einigermaßen ruhig und gemütlich sei es dass die Mutter Jetta ein Unglück passierte: sie wurde auf dem Landweg von einem Laster überfahren. Worauf ich sie mit allen Ehren hinter dem Hof begrub. Die restlichen drei, Vater und Söhne, ließen sich die Tatsache merkwürdiger Weise kaum anmerken.
Da kam der Tag als ich den Hof verkaufte und in ein bequemeres Haus im Dorf umzog. Das Problem war nun: was zu tun mit der Pfauenfamilie? Glücklicherweise war die Nachbarsfrau so gut um die Sorge für die Pfauen auf sich zu nehmen. Fast jeden Tag besorgte sie nebst Gesellschaft Essen und Trinken.
Neulich aber, nun das Haus wieder bewohnt ist, kam die traurige Nachricht dass zuerst der Vater, Jeroen also, und nun auch einer der Söhne verschwunden sei. Die wahrscheinliche Ursache des Verschwindens wissen wir jetzt auch. Der neue Bewohner behauptet: er habe Reintje de Vos (für nicht wissende: Reinaert der Fuchs) gesehen. Ein schlauer Fuchs ist schuld. Wir wussten wohl das bei uns in der Gegend manchmal Füchse umher laufen. Aber jetzt geht es den Pfauen offenbar richtig an den Kragen. Vor einigen Wochen verschwand Jeroen. Und jetzt auch einer der Söhne. Sokke oder Fucke, das vermag ich nicht zu sagen. Traurig aber sind wir schon.
Bei den Bildern: 1) Jetta und die beiden Söhne, einige Tage alt; 2) Sokke und Fucke unterwegs.
Vor sechs Jahren war es, als auf einmal beim Bauernhof wo wir damals wohnten, ein Pfau angelaufen kam der mitteilte, dass er von Sinnen war zu bleiben. Als Andenken an eine berühmte niederländischen TV-Persönlichkeit gaben wir ihn den Namen Jeroen. (Der gute Fernsehmann heißt Jeroen Pauw, daher.)
Binnen kurzer Zeit war er gleichsam ein Mitglied der Familie. Er ließ sich nicht anfassen, aber er fraß mir die Brotstückchen aus der Hand.
Ein halbes Jahr ging vorbei, als wir beschlossen unserem Jeroen eine Gattin zu schenken. Mit einer Bekannten zog ich über die Landesgrenze nach Deutschland wo wir für zwanzig lumpige Euro eine weibliche Pfauensperson namens Jetta kauften. Nach zwei Tagen, wo die Jetta und der Jeroen getrennt lebend sich mit einander vertraut machen konnten, zogen die beiden zusammen durch die Lande. Sie wurden so eng befreundet dass ich eines Tages zufällig ein Pfauennest mit sechs Eiern entdeckte. Vier davon liess ich der Jetta, Groß war die Freude als eines Morgens die Jetta uns zwei Pfauenküken zeigte. (Die anderen zwei hatten es leider nicht zur Geburt geschafft.) Die beiden Kinder, beide Söhne, Zwillinge, tauften wir Sokke und Fucke.
Die zwei folgenden Jahre verliefen einigermaßen ruhig und gemütlich sei es dass die Mutter Jetta ein Unglück passierte: sie wurde auf dem Landweg von einem Laster überfahren. Worauf ich sie mit allen Ehren hinter dem Hof begrub. Die restlichen drei, Vater und Söhne, ließen sich die Tatsache merkwürdiger Weise kaum anmerken.
Da kam der Tag als ich den Hof verkaufte und in ein bequemeres Haus im Dorf umzog. Das Problem war nun: was zu tun mit der Pfauenfamilie? Glücklicherweise war die Nachbarsfrau so gut um die Sorge für die Pfauen auf sich zu nehmen. Fast jeden Tag besorgte sie nebst Gesellschaft Essen und Trinken.
Neulich aber, nun das Haus wieder bewohnt ist, kam die traurige Nachricht dass zuerst der Vater, Jeroen also, und nun auch einer der Söhne verschwunden sei. Die wahrscheinliche Ursache des Verschwindens wissen wir jetzt auch. Der neue Bewohner behauptet: er habe Reintje de Vos (für nicht wissende: Reinaert der Fuchs) gesehen. Ein schlauer Fuchs ist schuld. Wir wussten wohl das bei uns in der Gegend manchmal Füchse umher laufen. Aber jetzt geht es den Pfauen offenbar richtig an den Kragen. Vor einigen Wochen verschwand Jeroen. Und jetzt auch einer der Söhne. Sokke oder Fucke, das vermag ich nicht zu sagen. Traurig aber sind wir schon.
Bei den Bildern: 1) Jetta und die beiden Söhne, einige Tage alt; 2) Sokke und Fucke unterwegs.
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Samstag, 18. März 2017
Bagatelle 295 - Tierwahl
terra40, 13:22h
Bei uns wurde diese Woche mal wieder gewählt. Die Wahl einer neuen Zweiten Kammer stand an. Nicht so wie bei Ihnen, wo sich zwei, höchstens vier oder fünf Parteien um die Gunst der Wähler streiten. Nein, bei uns waren es sage und schreibe achtundzwanzig (in Chiffren 28) Parteien mit runde tausend (sage 1000) Kandidaten. Das hat man davon wenn es keine 5%-Hürde gibt und jeder eine Partei gründen kann um einen oder mehrere Sitze aus dem 150 Sitzen zählenden Angebot einzunehmen.
Wie üblich begab ich mich am Morgen nach der Wahl zu meinem vorherigen Wohnsitz, zum alten Bauernhof, um mich mit den dort verbleibenden Tieren über den Wahlausgang zu unterhalten. Vor allem meine Pfauen, voran der alte Jeroen, beteiligten sich vehement an der Diskussion.
Einig waren wir uns über die Tatsache dass die Holländer gut gewählt hatten, indem sie dem Geert (Wilders meine ich) nicht so viele Stimmen gegeben hatten dass er sagen könnte: ich bin der größte. Nein, Populisten haben hier offenbar nichts zu suchen, das fand der Jeroen auch so.
Dass der rechts-liberale Mark Rutte (sprich: eine Mischung zwischen Rötte und Rütte) auch der nächste Prime-Minister sein wird, war unseres Erachtens unvermeidlich und fast selbstverständlich. Dass aber die niederländische Arbeiterpartei PvdA (sozusagen die holländische SPD) von 38 auf 9 Sitze zurückfiel hätte kein Wahrsager, sogar Jeroen nicht, ahnen können. "Das hat man davon," sagte Jeroen klug, "wenn man die Stammwähler vernachlässigt und liberalen Ideen nachläuft."
Eine der 28 Parteien nennt sich Partij voor de Dieren (Partei für die Tiere). Unglaublich, aber wahr. Es gibt sie tatsächlich: eine Partei für die Tiere. Jedenfalls bei uns. Bis diese Woche hatte die Partei zwei Sitze im Parlament. (Unter uns: die Abgeordneten der Partei für die Tiere, zwei talentierte Frauen, taten ihren Job ausgezeichnet.)
Ich frage Jeroen was er von dem guten Abschneiden der Partij voor de Dieren halte. (Die Partei kam von zwei auf fünf Sitzen.) Das hätte ich besser nicht fragen können. Jeroen verfiel fast in Rage als er antwortete: "Die Partei für die Tiere? Lächerlich so etwas. Weil sie uns, die wirklich Sachverständigen, nicht um Rat bitten. Wenn es zum Beispiel über das Tierwohlsein handelt: (jetzt mit fast überschlagender Stimme)
UNS WIRD NIEMALS ETWAS GEFRAGT!
Und das nennt sich eine Partei für die Tiere!"
Um seiner Überzeugung Kraft beizusetzen spreizte er seinen unglaublich schönen Schweif in die Höhe.
"Beruhige dich mal," sagte ich, "die nächste Wahl kommt bestimmt. Zum Beispiel die Gemeinderatswahl im kommenden Herbst. Du könntest es dann noch einmal versuchen."
Wie üblich begab ich mich am Morgen nach der Wahl zu meinem vorherigen Wohnsitz, zum alten Bauernhof, um mich mit den dort verbleibenden Tieren über den Wahlausgang zu unterhalten. Vor allem meine Pfauen, voran der alte Jeroen, beteiligten sich vehement an der Diskussion.
Einig waren wir uns über die Tatsache dass die Holländer gut gewählt hatten, indem sie dem Geert (Wilders meine ich) nicht so viele Stimmen gegeben hatten dass er sagen könnte: ich bin der größte. Nein, Populisten haben hier offenbar nichts zu suchen, das fand der Jeroen auch so.
Dass der rechts-liberale Mark Rutte (sprich: eine Mischung zwischen Rötte und Rütte) auch der nächste Prime-Minister sein wird, war unseres Erachtens unvermeidlich und fast selbstverständlich. Dass aber die niederländische Arbeiterpartei PvdA (sozusagen die holländische SPD) von 38 auf 9 Sitze zurückfiel hätte kein Wahrsager, sogar Jeroen nicht, ahnen können. "Das hat man davon," sagte Jeroen klug, "wenn man die Stammwähler vernachlässigt und liberalen Ideen nachläuft."
Eine der 28 Parteien nennt sich Partij voor de Dieren (Partei für die Tiere). Unglaublich, aber wahr. Es gibt sie tatsächlich: eine Partei für die Tiere. Jedenfalls bei uns. Bis diese Woche hatte die Partei zwei Sitze im Parlament. (Unter uns: die Abgeordneten der Partei für die Tiere, zwei talentierte Frauen, taten ihren Job ausgezeichnet.)
Ich frage Jeroen was er von dem guten Abschneiden der Partij voor de Dieren halte. (Die Partei kam von zwei auf fünf Sitzen.) Das hätte ich besser nicht fragen können. Jeroen verfiel fast in Rage als er antwortete: "Die Partei für die Tiere? Lächerlich so etwas. Weil sie uns, die wirklich Sachverständigen, nicht um Rat bitten. Wenn es zum Beispiel über das Tierwohlsein handelt: (jetzt mit fast überschlagender Stimme)
UNS WIRD NIEMALS ETWAS GEFRAGT!
Und das nennt sich eine Partei für die Tiere!"
Um seiner Überzeugung Kraft beizusetzen spreizte er seinen unglaublich schönen Schweif in die Höhe.
"Beruhige dich mal," sagte ich, "die nächste Wahl kommt bestimmt. Zum Beispiel die Gemeinderatswahl im kommenden Herbst. Du könntest es dann noch einmal versuchen."
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Mittwoch, 25. Januar 2017
Bagatelle 292 - Spione und Schubser
terra40, 11:13h
Nachdem er uns mit dem geheimen Leben der Bäume bekannt gemacht hat, versucht der Autor Peter Wohlleben – übrigens ein schöner Name für jemand der sich als Oberförster täglich im deutschen Wald aufhalten darf – seine Leser jetzt auf Niederländisch davon zu überzeugen wie tiefgrabend und tiefgreifend das Seelenleben der Tiere ist. Sein neuestes Buch heißt bei uns: Het innerlijke leven van dieren. Und in der ARD-sendung Hart oder/und Fair versuchte er neulich gegen den Willen der anwesenden Forstwildschafter Werbung für den Naturwald zu machen. Aber das nur beiseite.
Endlich einer der sagt was ich schon seit Ewigkeit behaupte: Bäume die reden, Gewächse welche Gefühle zeigen, Tiere mit Emotionen, kluge Insekten die in ihrem Verhalten Formen von Intelligenz zeigen. Ein schönes Beispiel, das beschreibt wie intelligent einige Insektenarten sind, möchte ich Ihnen nicht vorenthalten. Sie bekommen die Geschichte aus erster Hand: selber erlebt und ungeschönt weiter erzählt.
Es war um die Jahrhundertwende. Mit einigen Kollegen war ich berufshalber wieder einmal in Süd-Afrika. An einem Wochenende machten wir einen Ausstecher in den Paul Krüger Wildpark. Weil einige vor uns behaupteten, dass die wilden Tiere, die famosen Großen Fünf, sich in der Dämmerung am besten beobachten ließen, machten wir auf einem offenen Lastwagen eine Abend/Nachttour durch die Gegend. Geführt von einem jungen Naturforscher der die Kunst des Schweigens verstand und uns lehrte seinem Vorbild zu folgen.
Es war als hätten die Tiere unter sich verabredet sich an diesem Abend nicht zu zeigen. Kein Zebra oder Springbok ließ sich sehen. (Was mich übrigens gar nicht störte: ich genoss vollends der abendlichen Stille und bewunderte den unglaublich schönen Sternenhimmel.)
Auf einmal hielt der Lastwagen an und der Führer bat uns lautlos auszusteigen. Da sahen wir im Scheinwerferlicht des Wagens auf dem Landweg etwas außerordentliches.
Ein Ameisenvolk machte sich auf den Weg zu überqueren. Seht ihr, sagte der Führer leise, was sie machen! Sie schicken einige größere Ameisen voraus welche die Strecke freimachen und die beurteilen ob die Überquerung ohne Schwierigkeiten vonstattengehen kann. Wie Spione!
Offenbar fanden die Spione die Lichter des Lastwagens kein Grund von ihrem Plan abzuweichen. Das Volk – hinter einander, ruhig und dennoch zügig – überquerte den Weg. Aber am Ende der Zuges gab es offenbar, wie bei Menschen, Trödler und Zauderer. Ameisen die still standen und sich immer wieder umsahen und sich wunderten wie schön die Welt doch ist. Auch hier haben die Ameisen eine Antwort, sagte der Führer, seht nur! Einige Ameisen fungieren als Anschieber. Schubser sozusagen. Indem sie stechen fordern sie zaudernde Ameisen dringend auf sich weiter zu bewegen. Sie sorgen dafür dass der Weg frei wird; sie erreichen als letzte die Überseite.
Wir die wir es mit eigenen Augen sahen, staunten nicht schlecht. Und das alles ohne Lärm oder Befehl! Davon kann die Menschheit noch vieles lernen, so dachten wir. Und der Herr Wohlleben wird das sicherlich bejahen.
Nachschrift: Die Ameisen hierunter stammen von Maurits Escher
Endlich einer der sagt was ich schon seit Ewigkeit behaupte: Bäume die reden, Gewächse welche Gefühle zeigen, Tiere mit Emotionen, kluge Insekten die in ihrem Verhalten Formen von Intelligenz zeigen. Ein schönes Beispiel, das beschreibt wie intelligent einige Insektenarten sind, möchte ich Ihnen nicht vorenthalten. Sie bekommen die Geschichte aus erster Hand: selber erlebt und ungeschönt weiter erzählt.
Es war um die Jahrhundertwende. Mit einigen Kollegen war ich berufshalber wieder einmal in Süd-Afrika. An einem Wochenende machten wir einen Ausstecher in den Paul Krüger Wildpark. Weil einige vor uns behaupteten, dass die wilden Tiere, die famosen Großen Fünf, sich in der Dämmerung am besten beobachten ließen, machten wir auf einem offenen Lastwagen eine Abend/Nachttour durch die Gegend. Geführt von einem jungen Naturforscher der die Kunst des Schweigens verstand und uns lehrte seinem Vorbild zu folgen.
Es war als hätten die Tiere unter sich verabredet sich an diesem Abend nicht zu zeigen. Kein Zebra oder Springbok ließ sich sehen. (Was mich übrigens gar nicht störte: ich genoss vollends der abendlichen Stille und bewunderte den unglaublich schönen Sternenhimmel.)
Auf einmal hielt der Lastwagen an und der Führer bat uns lautlos auszusteigen. Da sahen wir im Scheinwerferlicht des Wagens auf dem Landweg etwas außerordentliches.
Ein Ameisenvolk machte sich auf den Weg zu überqueren. Seht ihr, sagte der Führer leise, was sie machen! Sie schicken einige größere Ameisen voraus welche die Strecke freimachen und die beurteilen ob die Überquerung ohne Schwierigkeiten vonstattengehen kann. Wie Spione!
Offenbar fanden die Spione die Lichter des Lastwagens kein Grund von ihrem Plan abzuweichen. Das Volk – hinter einander, ruhig und dennoch zügig – überquerte den Weg. Aber am Ende der Zuges gab es offenbar, wie bei Menschen, Trödler und Zauderer. Ameisen die still standen und sich immer wieder umsahen und sich wunderten wie schön die Welt doch ist. Auch hier haben die Ameisen eine Antwort, sagte der Führer, seht nur! Einige Ameisen fungieren als Anschieber. Schubser sozusagen. Indem sie stechen fordern sie zaudernde Ameisen dringend auf sich weiter zu bewegen. Sie sorgen dafür dass der Weg frei wird; sie erreichen als letzte die Überseite.
Wir die wir es mit eigenen Augen sahen, staunten nicht schlecht. Und das alles ohne Lärm oder Befehl! Davon kann die Menschheit noch vieles lernen, so dachten wir. Und der Herr Wohlleben wird das sicherlich bejahen.
Nachschrift: Die Ameisen hierunter stammen von Maurits Escher
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Montag, 13. Juli 2015
Bagatelle 264 - Leicht verdient
terra40, 20:01h
Ein guter Nachbar ist besser als ein Freund in ferner Liefen, so lautet sinngemäß ein niederländisches Sprichwort. Es ist wahr: die Bedeutung einer guten Nachbarschaft hat, auch hier bei uns auf dem platten Lande, nachgelassen. Aber wir bemühen uns gut mit einander auszukommen. Wie ehꞌ und je. So erschrak ich als mein Nachbar Joost (sprich: Jost mit langem /o/) neulich bei mir vorbei kam mit einer Beschwerde. Es handelte um folgendes.
Sie wissen inzwischen alles über unsere Pfauenschar. Es betrifft Godfather Jeroen, seine zwei Söhne Sokke und Fukke, ein zweijähriges Zwillingspaar, und eine einjährige liebe Pfauenhenne ohne Namen. Die Klage vom Nachbar Joost galt vor allem das Benehmen Sokke und Fukkes. Sie seien, laut Joost, was ich schon beobachtet hatte, dann und wann in die Nachbarschaft gezogen und verblieben dann gerne in Joostens großem Waldstück Annex Garten. Auch das junge Hennchen hatte diesen Weg entdeckt. Oft verblieben die drei Sünder dort einige Tage und Nächte. Vorige Woche war es dann passiert dass die jungen Pfauen mitten in der Nacht anfingen zu schreien. So schlimm dass die kleinen Kinder aufwachten und nicht mehr schlafen konnten. Auch ein anderer Nachbar hatte sich schon bei Joost beschwert.
(Vielleicht wissen Sie wie Pfauen schreien: manchmal schroff und wütend, manchmal klagend und jammernd. Aber immer sehr laut. So schön die Pfauen äußerlich sind, so unschön ist ihr Geschrei.)
Wie gesagt: wir leben seit Jahrhunderten in pais und Frieden mit unseren Nachbarn und ich möchte das so beibehalten. Deshalb sagte ich zu Joost: Wenn du Ärger mit den Pfauen hast, tue mit ihnen was du willst. (Weil ich weiß dass Joost und Familie Tierfreunde sind, mache ich mich über das Los meiner Pfauen keine Sorgen.) Jost schlug dann vor sie (die Pfauen) zu fangen und zu verkaufen. Ich ließ ihm die freie Hand.
Nach einigen Tagen – die Jungpfauen waren immer noch nicht wieder zurück bei mir auf dem Hof – kam abends an einem Sonntag (dem 21. Juni, bei uns Vatertag) Joost zu mir mit der erfreulichen Nachricht dass die Pfauenplage ein Ende gefunden hatte. An diesem Morgen sei nämlich eine junge Frau aus L., eine Kleinstadt 15 Km entfernt, angefahren gekommen, welche die drei Pfauen, die inzwischen offenbar gefangen worden waren, gerne kaufen wollte um sie dem Vater als Vatertags Geschenk überreichen zu können. Joost brachte mir den Ertrag, einige 20-Euroscheine, weil es schließlich meine Pfauen waren. Weil er sich so viel Mühe gegeben hatte, beschloss ich dass wir uns das Geld teilen. So gesagt, so getan.
Die Sache war nachbarlich gut abgeschlossen und der (nächtliche) Friede wieder hergestellt.
Dann kam der darauffolgende Montag, der 22. Juni. Abends machte ich wie gewöhnlich meine Runde um den Hof um nach dem Rechten zu sehen und meinem Altpfau Jeroen mit ein paar Maiskörnern zu versorgen. Da hörte ich plötzlich ein bekanntes Geräusch: zwei Jungpfauen flogen aus den umringenden Bäumen auf das Scheunendach und von da aus auf den Steinpfad wo sie immer ihre Nahrung bekamen. Ich staunte nicht schlecht. Gestern verkauft und jetzt wieder zu Hause?
Da fuhr ich sofort zum Nachbar Joost und sprach Worte die höchstwahrscheinlich Ewigkeitsruhm erhalten werden: "Was auch du gestern der lieben Frau aus L. verkauft haben will, es waren sicher nicht meine Jungpfauen Sokke und Fukke." Und ich kann selbstverständlich kein Geld annehmen für etwas Verkauftes das nicht mein Eigentum war. Und gab Joost den Rest des Geldes. Nachher verständigten wir uns darüber dass das Geld einem guten Zweck dienen soll. Und das ist gut so.
Das ist jetzt drei Wochen her. Sokke und Fukke ziehen ihre Kreise um den Hof herum, dabei vom Vater Jeroen beobachtet. Manchmal sind sie ein Tag auf Reisen, manchmal auch zwei. Das nächtliche Pfauenschreien aber hat ein Ende gefunden und der Ärger darüber ist vorbei. Bis heute, denn man weiß nie.
Bei dem Bild hier unten: Sokke (vorne links) und Fukke bei Vater Jeroens (Hintergrund) Lektion 1: Imponiergehabe.
Sie wissen inzwischen alles über unsere Pfauenschar. Es betrifft Godfather Jeroen, seine zwei Söhne Sokke und Fukke, ein zweijähriges Zwillingspaar, und eine einjährige liebe Pfauenhenne ohne Namen. Die Klage vom Nachbar Joost galt vor allem das Benehmen Sokke und Fukkes. Sie seien, laut Joost, was ich schon beobachtet hatte, dann und wann in die Nachbarschaft gezogen und verblieben dann gerne in Joostens großem Waldstück Annex Garten. Auch das junge Hennchen hatte diesen Weg entdeckt. Oft verblieben die drei Sünder dort einige Tage und Nächte. Vorige Woche war es dann passiert dass die jungen Pfauen mitten in der Nacht anfingen zu schreien. So schlimm dass die kleinen Kinder aufwachten und nicht mehr schlafen konnten. Auch ein anderer Nachbar hatte sich schon bei Joost beschwert.
(Vielleicht wissen Sie wie Pfauen schreien: manchmal schroff und wütend, manchmal klagend und jammernd. Aber immer sehr laut. So schön die Pfauen äußerlich sind, so unschön ist ihr Geschrei.)
Wie gesagt: wir leben seit Jahrhunderten in pais und Frieden mit unseren Nachbarn und ich möchte das so beibehalten. Deshalb sagte ich zu Joost: Wenn du Ärger mit den Pfauen hast, tue mit ihnen was du willst. (Weil ich weiß dass Joost und Familie Tierfreunde sind, mache ich mich über das Los meiner Pfauen keine Sorgen.) Jost schlug dann vor sie (die Pfauen) zu fangen und zu verkaufen. Ich ließ ihm die freie Hand.
Nach einigen Tagen – die Jungpfauen waren immer noch nicht wieder zurück bei mir auf dem Hof – kam abends an einem Sonntag (dem 21. Juni, bei uns Vatertag) Joost zu mir mit der erfreulichen Nachricht dass die Pfauenplage ein Ende gefunden hatte. An diesem Morgen sei nämlich eine junge Frau aus L., eine Kleinstadt 15 Km entfernt, angefahren gekommen, welche die drei Pfauen, die inzwischen offenbar gefangen worden waren, gerne kaufen wollte um sie dem Vater als Vatertags Geschenk überreichen zu können. Joost brachte mir den Ertrag, einige 20-Euroscheine, weil es schließlich meine Pfauen waren. Weil er sich so viel Mühe gegeben hatte, beschloss ich dass wir uns das Geld teilen. So gesagt, so getan.
Die Sache war nachbarlich gut abgeschlossen und der (nächtliche) Friede wieder hergestellt.
Dann kam der darauffolgende Montag, der 22. Juni. Abends machte ich wie gewöhnlich meine Runde um den Hof um nach dem Rechten zu sehen und meinem Altpfau Jeroen mit ein paar Maiskörnern zu versorgen. Da hörte ich plötzlich ein bekanntes Geräusch: zwei Jungpfauen flogen aus den umringenden Bäumen auf das Scheunendach und von da aus auf den Steinpfad wo sie immer ihre Nahrung bekamen. Ich staunte nicht schlecht. Gestern verkauft und jetzt wieder zu Hause?
Da fuhr ich sofort zum Nachbar Joost und sprach Worte die höchstwahrscheinlich Ewigkeitsruhm erhalten werden: "Was auch du gestern der lieben Frau aus L. verkauft haben will, es waren sicher nicht meine Jungpfauen Sokke und Fukke." Und ich kann selbstverständlich kein Geld annehmen für etwas Verkauftes das nicht mein Eigentum war. Und gab Joost den Rest des Geldes. Nachher verständigten wir uns darüber dass das Geld einem guten Zweck dienen soll. Und das ist gut so.
Das ist jetzt drei Wochen her. Sokke und Fukke ziehen ihre Kreise um den Hof herum, dabei vom Vater Jeroen beobachtet. Manchmal sind sie ein Tag auf Reisen, manchmal auch zwei. Das nächtliche Pfauenschreien aber hat ein Ende gefunden und der Ärger darüber ist vorbei. Bis heute, denn man weiß nie.
Bei dem Bild hier unten: Sokke (vorne links) und Fukke bei Vater Jeroens (Hintergrund) Lektion 1: Imponiergehabe.
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Donnerstag, 9. April 2015
Bagatelle 258 - Offener Brief
terra40, 22:04h
Liebe Bagatellenleserin, lieber Bagatellleser, liebe Bagatellisten,
Gestatten, mein Name ist Jeroen (Sprich: Jeruhn mit kurzem /u/). Meistens schreibt mein Herr und Begleiter (den Herrn Terra meine ich) über mich, aber diesmal nehme ich selber eine meiner Feder zur Hand. Es wurde auch Zeit, allerdings, aber der Herr Terra hatte die anscheinend nicht.
Wie Sie vielleicht wissen, bin ich vor einigen Jahren, man schrieb das Jahr 2012, dem Herrn Terra zugelaufen. Tatsächlich zufälligerweise, und ohne jeden Beigedanke. Und weil es mir auf seinem Hof gefiel, habe ich mich entschlossen seinen Wohnsitz als meine Dauerbleibe zu betrachten. Ich brauchte auch nicht lange alleine zu bleiben, denn 2013 hat man mir aus dem benachbarten Ausland eine Frauenpfau, Jetta genannt, herangeschafft.
Da wir gerade über meine Familie reden: Die Jetta hat mir zwei Söhne (2013) und zwei Töchter (2014) geschenkt. Mit meiner Familie geht es aber inzwischen so und so. Meine Söhne – sie heißen Sokke und Fukke - sind munter und kreuzfidel und gerade in dieser Frühlingszeit ziehen sie täglich durch die Nachbarschaft. Manchmal sind sie tagelang unterwegs, meistens von der einen Tochter TON (Tochter-Ohne-Namen) begleitet.
Leider muss ich Ihnen berichten, dass die Jetta nicht mehr am Leben ist. Sie ist voriges Jahr auf der Landstraße von einem PKW überfahren worden. Der Terra hat sie feierlich begraben, habe ich aus der Ferne gesehen. Die andere Tochter ist einem Bussard zum Opfer gefallen. Keiner hat’s gesehen aber man hat die Überreste gefunden. So grausam kann die Natur also sein, aber das wissen Sie, Menschen, natürlich am besten.
Jetzt aber muss ich schließen. Auch meine Zeit ist begrenzt. Es ist Zeit für die tägliche Putzrunde wobei ich mein Federpack in Ordnung bringe und allerhand Gesindel das sich unter meinen Federn aufhält entsorge. Ordnung muss halt sein.
Mit liebem Pfauengruß, ihr aller Jeroen.
Gestatten, mein Name ist Jeroen (Sprich: Jeruhn mit kurzem /u/). Meistens schreibt mein Herr und Begleiter (den Herrn Terra meine ich) über mich, aber diesmal nehme ich selber eine meiner Feder zur Hand. Es wurde auch Zeit, allerdings, aber der Herr Terra hatte die anscheinend nicht.
Wie Sie vielleicht wissen, bin ich vor einigen Jahren, man schrieb das Jahr 2012, dem Herrn Terra zugelaufen. Tatsächlich zufälligerweise, und ohne jeden Beigedanke. Und weil es mir auf seinem Hof gefiel, habe ich mich entschlossen seinen Wohnsitz als meine Dauerbleibe zu betrachten. Ich brauchte auch nicht lange alleine zu bleiben, denn 2013 hat man mir aus dem benachbarten Ausland eine Frauenpfau, Jetta genannt, herangeschafft.
Da wir gerade über meine Familie reden: Die Jetta hat mir zwei Söhne (2013) und zwei Töchter (2014) geschenkt. Mit meiner Familie geht es aber inzwischen so und so. Meine Söhne – sie heißen Sokke und Fukke - sind munter und kreuzfidel und gerade in dieser Frühlingszeit ziehen sie täglich durch die Nachbarschaft. Manchmal sind sie tagelang unterwegs, meistens von der einen Tochter TON (Tochter-Ohne-Namen) begleitet.
Leider muss ich Ihnen berichten, dass die Jetta nicht mehr am Leben ist. Sie ist voriges Jahr auf der Landstraße von einem PKW überfahren worden. Der Terra hat sie feierlich begraben, habe ich aus der Ferne gesehen. Die andere Tochter ist einem Bussard zum Opfer gefallen. Keiner hat’s gesehen aber man hat die Überreste gefunden. So grausam kann die Natur also sein, aber das wissen Sie, Menschen, natürlich am besten.
Jetzt aber muss ich schließen. Auch meine Zeit ist begrenzt. Es ist Zeit für die tägliche Putzrunde wobei ich mein Federpack in Ordnung bringe und allerhand Gesindel das sich unter meinen Federn aufhält entsorge. Ordnung muss halt sein.
Mit liebem Pfauengruß, ihr aller Jeroen.
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Freitag, 19. September 2014
Bagatelle 239 - Pfauendauergeschichte
terra40, 17:13h
Lang ist’s her dass ich Ihnen Neues berichtet habe über unsere Pfauenfamilie. Vielleicht fragen Sie: leben die überhaupt noch, weil der Terra sie niemals mehr erwähnt? Obschon wir bei uns immer behaupten, dass kein Bericht ein guter Bericht sei, ist es in der Tat an der Zeit Ihnen die neuesten Pfauengeschichten zu erzählen.
Fassen wir, für uns selber und für die neu hinzugekommenden de.blogger, die wichtigsten Daten und Fakten zusammen. Die Geschichte fing Anfang 2012 an, als der Pfauhahn Jeroen (so nannten wir ihn) unangemeldet unseren Hof betrat und verkündete ihn nie wieder verlassen zu wollen. 2013 dann, just am 1. Mai, holten eine Bekannte von mir und ichselbst ihm, der gelangweilt und trostlos den ganzen Tag um den Hof herumspazierte, eine Partnerin aus dem benachbarten Ausland, 6 km von unserem Wohnsitz entfernt. Die Partnerin haben wir Jetta getauft, ein Name der mehrmals in der Familienchronik auftaugt. Groß war unsere Freude als anfang Juni die Jetta ihrem Gatten Jeroen mit zwei Pfauenküken beglückte: zwei komisch-putzige Pfauenhänchen. Vorerst noch ohne Namen weil uns bis heute noch kein guter eingefallen ist.
Jetzt ist es 2014. Im April fand ich zufällig im Gebüsch ein Pfauennest mit fünf Eiern. Davon habe ich zwei entfernt, wegen der Gefahr der Pfauenüberbevölkerung. Genau am Himmelfahrtstag diesen Jahres sind zwei frische Küken aus dem Ei geschlüpft. Das dritte Ei war offenbar unbefruchtet geblieben. Munter, kreuzfidel und sehr neugierig, so benehmen sich die Neugeborenen. Vater Jeroen und die beiden Halbbrüder aus dem vorigen Jahr staunten nicht schlecht. Sie benahmen sich fast menschlich: nach außen mit Abstand und scheinbar nicht-interessiert; innerlich aber froh und glücklich.
Bis vor einigen Wochen konnte man beim genauen Hinsehen folgendes feststellen. Mutter Jetta geht, immer von den zwei kleinen begleitet, ruhig und besonnen ihren Gang. Die zwei Vorjahreshänchen gesellen sich ab und zu zu ihnen, oder spielen sonst ihre eigenen Spielchen. Sie üben ihre Flugqualitäten indem sie hoch oben auf das Scheunendach fliegen. Und in diesen schönen Sommertagen lernten sie von ihren Eltern wie man am besten ein herrliches Sandbad nimmt.
Man verträgt sich, so kann man sagen. Beim Abendbrot aber sieht man wer Meister ist. Der Jeroen frisst als erster seine Körner und duldet dabei nur die Jetta mit ihren Kleinen. Die zwei halbwüchsige werden verjagt und sind froh wenn die Alten ihre Mahlzeit beendet haben und hier und dort einiges Essbares hinterlassen. Die Rangordnung steht also fest. Zu richtigen Streitereien ist es bis heute noch nicht gekommen
Bis vor einigen Wochen, so ist es. Immer wieder geschehen auch unvorhergesehene und traurige Vorfälle. Die Geschichte mit dem unbekannten fremden Hund, der Jeroens wunderbarer Schweif fast komplett verwüstet und abgebissen hat, kennen Sie. Vor drei Wochen etwa war wieder Panik in der Pfauenbude. Ein Buzzard war schuld: er hatte sich eines der zwei diesjährigen kleinen Pfauen bemächtigt. Einen ganzen Tag hat sich die ganze Pfauengesellschaft im Gebüsch verborgen gehalten. Jetzt hat die Jetta nur noch ein Küken übrig.
Dem Umständen nach geht es der Pfauenfamilie also gut. Abends steht die Gesellschaft bei der Scheunentüre und wartet auf einen gewissen Terra der so gut ist sie mit einigen Maiskörnern zu verwöhnen. Am liebsten aber ist ihnen der Inhalt der jetzt zu fallen beginnenden Wallnüsse. Leckeres findest du nie, nirgends und nirgendwo.
Jetta mit Nachwuchs
Frühlingsbild 2014: Der Jeroen sitzt oben auf der Pergola; links unten Jetta; die zwei auf der Bank sind die Küken vom Vorjahr
Sowohl eitel als auch neugierig. Daher Mutter Jetta und Küken auf dem Lieblingsplatz auf der Bank und vor dem Fenster. Fotografiert von innen nach außen.
Futtermomentaufnahme. Der Jeroen bittet die Turteltaube (auch ein gern gesehener Gast) sich zu entfernen.
Fassen wir, für uns selber und für die neu hinzugekommenden de.blogger, die wichtigsten Daten und Fakten zusammen. Die Geschichte fing Anfang 2012 an, als der Pfauhahn Jeroen (so nannten wir ihn) unangemeldet unseren Hof betrat und verkündete ihn nie wieder verlassen zu wollen. 2013 dann, just am 1. Mai, holten eine Bekannte von mir und ichselbst ihm, der gelangweilt und trostlos den ganzen Tag um den Hof herumspazierte, eine Partnerin aus dem benachbarten Ausland, 6 km von unserem Wohnsitz entfernt. Die Partnerin haben wir Jetta getauft, ein Name der mehrmals in der Familienchronik auftaugt. Groß war unsere Freude als anfang Juni die Jetta ihrem Gatten Jeroen mit zwei Pfauenküken beglückte: zwei komisch-putzige Pfauenhänchen. Vorerst noch ohne Namen weil uns bis heute noch kein guter eingefallen ist.
Jetzt ist es 2014. Im April fand ich zufällig im Gebüsch ein Pfauennest mit fünf Eiern. Davon habe ich zwei entfernt, wegen der Gefahr der Pfauenüberbevölkerung. Genau am Himmelfahrtstag diesen Jahres sind zwei frische Küken aus dem Ei geschlüpft. Das dritte Ei war offenbar unbefruchtet geblieben. Munter, kreuzfidel und sehr neugierig, so benehmen sich die Neugeborenen. Vater Jeroen und die beiden Halbbrüder aus dem vorigen Jahr staunten nicht schlecht. Sie benahmen sich fast menschlich: nach außen mit Abstand und scheinbar nicht-interessiert; innerlich aber froh und glücklich.
Bis vor einigen Wochen konnte man beim genauen Hinsehen folgendes feststellen. Mutter Jetta geht, immer von den zwei kleinen begleitet, ruhig und besonnen ihren Gang. Die zwei Vorjahreshänchen gesellen sich ab und zu zu ihnen, oder spielen sonst ihre eigenen Spielchen. Sie üben ihre Flugqualitäten indem sie hoch oben auf das Scheunendach fliegen. Und in diesen schönen Sommertagen lernten sie von ihren Eltern wie man am besten ein herrliches Sandbad nimmt.
Man verträgt sich, so kann man sagen. Beim Abendbrot aber sieht man wer Meister ist. Der Jeroen frisst als erster seine Körner und duldet dabei nur die Jetta mit ihren Kleinen. Die zwei halbwüchsige werden verjagt und sind froh wenn die Alten ihre Mahlzeit beendet haben und hier und dort einiges Essbares hinterlassen. Die Rangordnung steht also fest. Zu richtigen Streitereien ist es bis heute noch nicht gekommen
Bis vor einigen Wochen, so ist es. Immer wieder geschehen auch unvorhergesehene und traurige Vorfälle. Die Geschichte mit dem unbekannten fremden Hund, der Jeroens wunderbarer Schweif fast komplett verwüstet und abgebissen hat, kennen Sie. Vor drei Wochen etwa war wieder Panik in der Pfauenbude. Ein Buzzard war schuld: er hatte sich eines der zwei diesjährigen kleinen Pfauen bemächtigt. Einen ganzen Tag hat sich die ganze Pfauengesellschaft im Gebüsch verborgen gehalten. Jetzt hat die Jetta nur noch ein Küken übrig.
Dem Umständen nach geht es der Pfauenfamilie also gut. Abends steht die Gesellschaft bei der Scheunentüre und wartet auf einen gewissen Terra der so gut ist sie mit einigen Maiskörnern zu verwöhnen. Am liebsten aber ist ihnen der Inhalt der jetzt zu fallen beginnenden Wallnüsse. Leckeres findest du nie, nirgends und nirgendwo.
Jetta mit Nachwuchs
Frühlingsbild 2014: Der Jeroen sitzt oben auf der Pergola; links unten Jetta; die zwei auf der Bank sind die Küken vom Vorjahr
Sowohl eitel als auch neugierig. Daher Mutter Jetta und Küken auf dem Lieblingsplatz auf der Bank und vor dem Fenster. Fotografiert von innen nach außen.
Futtermomentaufnahme. Der Jeroen bittet die Turteltaube (auch ein gern gesehener Gast) sich zu entfernen.
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Freitag, 25. April 2014
Bagatelle 224 - Tiertrauergeschichte
terra40, 20:05h
Nein, diese Bagatelle wäre nicht geschrieben worden wenn nicht ein schwerer Schicksalsschlag unsere Pfauengesellschaft getroffen hätte.
Und der Tag begann so schön! Laues Aprilwetter, wobei man das Gras, die Knospen und die Blüten selten deutlicher hat wachsen hören können. Um drei nachmittags eine Tasse Tee auf der Terasse, wobei der Pfauhahn Jeroen sich meldete mit der Bitte um ein Reststückchen Kuchen. Selbstverständlich bat er nicht umsonst. Die anderen Pfauen: die Mutter und die drei fast erwachsen gewordene Küken, trauten sich nicht, hielten Abstand und spielten ihre eigenen Spiele. Nach diesem fröhlichstimmenden Teeintermezzo ging ich zurück ins Haus um wie so oft einige nicht unbedingt nötige Arbeiten zu erledigen.
Plötzlich und völlig unerwartet war da die große Gefahr. Ein großer, junger, schwarzhaariger, losgerissener Hund kam von der Landstraße hinunter gerannt und ging hinter den Pfauen her. Die Pfauenmutter und die kleinen drei flogen unter schrecklichem Geschrei wohin sie nur konnten: sie landeten zuerst oben auf das Scheunendach und verschwanden dann in den hintergelegenen Wald. Und Jeroen, der Pfauhahn, unser Stolz und Freude? Er konnte weder fliegen noch fliehen. Wegen seines prächtigen Schweifes vor allem. Da flogen sprichwörtlich die Fetzen. Eine mir unbekannte Dame, die zufällig gerade über die Landstraße angefahren kam, sah das Geschehene und klingelte füchterlich an unserer Hintertür um mich zu warnen. Als ich hinaustrat, sah ich den Hund in Richtung Landstraße verschwinden, die Dame und mich im Stress und Verzweiflung zurücklasssend. Von den Pfauen keine Spur. Nur Gefiederspuren und Federreste so weit das Auge sah.
Die restlichen Tagesstunden habe ich verbracht mit Aufräumarbeiten. Überall rundum den Hof lagen die ausgerissenen Federn. Die freundliche Autofahrerin, schwer stressgeplagt, war zwischenzeitlich allmählig zu sich gekommen, während sie dauernd über unverantwortliche Leute schimpfte, welche ihren Hund nicht an der Leine halten oder über welche die nicht im Stande seien ihren Hund vernünftig zu erziehen. Dann fuhr sie heim.
Den ganzen Abend und die ganze darauffolgende Nacht war es unwirklich ruhig draußen. Kein leises, klagendes Pfauengestöhn oder einen kurzen Pfauenschrei woran ich mich längst gewöhnt habe. Nichts außer Stille. Ich fragte mich ob und wie der Pfauenhahn Jeroen es überlebt habe und ob die anderen Pfauen je zurückkommen werden.
Den folgenden Morgen dann kam die Erleichterung. Irgendwo, in einer stillen Ecke, fand ich den Jeroen. Er gab keinen Ton, rührte sich nicht von der Stelle, aber er lebte. Nur: es sah nicht aus und er sah nicht aus! Sein schöner Schweif, sein großer Stolz und Kapital, war völlig weg! Verschwunden war sein prächtiges Gefieder. Wie schön er war konnten Sie aus einer vorigen Bagatelle (221) entnehmen. Von den anderen Pfauen übrigens keine Spur. Vorerst nicht.
Am zweiten Tag nach der Katastrophe sah ich sie: die Mutter Jetta. Schüchtern und leicht humpelnd wie eh und je kam sie mir entgegen. Gegen Abend plötzlich meldeten sich die drei Küken zurück. Und der Jeroen fraß zum ersten Mal wieder von dem Futter das ich ihm hingelegt hatte.
Das ist jetzt eine Woche her. Alles scheint wieder ziemlich normal. Aber wenn Sie gut hinschauen, sehen Sie, dass den Pfauen offenbar die Angst noch in den Knochen sitzt. Auch der innere Zusammenhang ist dahin. Man verträgt sich weniger gut und ist leicht aufgebracht.
Gerne hätte ich Ihnen noch ein schönes Pfauenbild geschenkt. Eine einzige Pfauenfederauge muss genügen. Denn einen halben Pfauenhahn, wörtlich und bildlich gesprochen, magl ich Ihnen nicht zeigen. Hoffen wir auf das nächste Jahr!
Wir wollen dennoch nicht in Trauer enden. Denn da erschien heutemorgen, völlig unerwartet, diese Dame mit sechs Gänseküken. Ich wette mit Ihnen, dass das die Gans ist, welche im vorigen Herbst vierzehn Tage bei uns als durchreisender Gast verblieb. Auch die herangelaufenen Pfauen konnten ihren Augen nicht trauen!
Und der Tag begann so schön! Laues Aprilwetter, wobei man das Gras, die Knospen und die Blüten selten deutlicher hat wachsen hören können. Um drei nachmittags eine Tasse Tee auf der Terasse, wobei der Pfauhahn Jeroen sich meldete mit der Bitte um ein Reststückchen Kuchen. Selbstverständlich bat er nicht umsonst. Die anderen Pfauen: die Mutter und die drei fast erwachsen gewordene Küken, trauten sich nicht, hielten Abstand und spielten ihre eigenen Spiele. Nach diesem fröhlichstimmenden Teeintermezzo ging ich zurück ins Haus um wie so oft einige nicht unbedingt nötige Arbeiten zu erledigen.
Plötzlich und völlig unerwartet war da die große Gefahr. Ein großer, junger, schwarzhaariger, losgerissener Hund kam von der Landstraße hinunter gerannt und ging hinter den Pfauen her. Die Pfauenmutter und die kleinen drei flogen unter schrecklichem Geschrei wohin sie nur konnten: sie landeten zuerst oben auf das Scheunendach und verschwanden dann in den hintergelegenen Wald. Und Jeroen, der Pfauhahn, unser Stolz und Freude? Er konnte weder fliegen noch fliehen. Wegen seines prächtigen Schweifes vor allem. Da flogen sprichwörtlich die Fetzen. Eine mir unbekannte Dame, die zufällig gerade über die Landstraße angefahren kam, sah das Geschehene und klingelte füchterlich an unserer Hintertür um mich zu warnen. Als ich hinaustrat, sah ich den Hund in Richtung Landstraße verschwinden, die Dame und mich im Stress und Verzweiflung zurücklasssend. Von den Pfauen keine Spur. Nur Gefiederspuren und Federreste so weit das Auge sah.
Die restlichen Tagesstunden habe ich verbracht mit Aufräumarbeiten. Überall rundum den Hof lagen die ausgerissenen Federn. Die freundliche Autofahrerin, schwer stressgeplagt, war zwischenzeitlich allmählig zu sich gekommen, während sie dauernd über unverantwortliche Leute schimpfte, welche ihren Hund nicht an der Leine halten oder über welche die nicht im Stande seien ihren Hund vernünftig zu erziehen. Dann fuhr sie heim.
Den ganzen Abend und die ganze darauffolgende Nacht war es unwirklich ruhig draußen. Kein leises, klagendes Pfauengestöhn oder einen kurzen Pfauenschrei woran ich mich längst gewöhnt habe. Nichts außer Stille. Ich fragte mich ob und wie der Pfauenhahn Jeroen es überlebt habe und ob die anderen Pfauen je zurückkommen werden.
Den folgenden Morgen dann kam die Erleichterung. Irgendwo, in einer stillen Ecke, fand ich den Jeroen. Er gab keinen Ton, rührte sich nicht von der Stelle, aber er lebte. Nur: es sah nicht aus und er sah nicht aus! Sein schöner Schweif, sein großer Stolz und Kapital, war völlig weg! Verschwunden war sein prächtiges Gefieder. Wie schön er war konnten Sie aus einer vorigen Bagatelle (221) entnehmen. Von den anderen Pfauen übrigens keine Spur. Vorerst nicht.
Am zweiten Tag nach der Katastrophe sah ich sie: die Mutter Jetta. Schüchtern und leicht humpelnd wie eh und je kam sie mir entgegen. Gegen Abend plötzlich meldeten sich die drei Küken zurück. Und der Jeroen fraß zum ersten Mal wieder von dem Futter das ich ihm hingelegt hatte.
Das ist jetzt eine Woche her. Alles scheint wieder ziemlich normal. Aber wenn Sie gut hinschauen, sehen Sie, dass den Pfauen offenbar die Angst noch in den Knochen sitzt. Auch der innere Zusammenhang ist dahin. Man verträgt sich weniger gut und ist leicht aufgebracht.
Gerne hätte ich Ihnen noch ein schönes Pfauenbild geschenkt. Eine einzige Pfauenfederauge muss genügen. Denn einen halben Pfauenhahn, wörtlich und bildlich gesprochen, magl ich Ihnen nicht zeigen. Hoffen wir auf das nächste Jahr!
Wir wollen dennoch nicht in Trauer enden. Denn da erschien heutemorgen, völlig unerwartet, diese Dame mit sechs Gänseküken. Ich wette mit Ihnen, dass das die Gans ist, welche im vorigen Herbst vierzehn Tage bei uns als durchreisender Gast verblieb. Auch die herangelaufenen Pfauen konnten ihren Augen nicht trauen!
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Samstag, 29. März 2014
Bagatelle 221 - Vorne und hinten
terra40, 19:02h
Wenn Sie an einem so herrlichen, diesjährigen Frühlingsmorgen bei mir rundum den Hof umher gehen, kann es durchaus vorkommen, dass Sie unerwartet und unvorbereitet unserem Pfauhahn Jeroen (sprich: Jerun) begegnen. Erschrecken Sie bitte nicht wenn er Ihnen den Rücken zukehrt und, noch schlimmer und ungezogener, Ihnen sein Hinterteil zeigt. Er meint es nicht so schlimm.
Die Sache ist die, dass der Jeroen den Frühling im Kopf hat. Das kann uns Menschen auch schon mal passieren, aber bei Pfauen ist der Frühlingsandrang besonders groß. Er will nur imponieren, das ist es. Wenn er seine geliebte Pfauendame Jetta entdeckt, ist er nicht mehr zu halten. Er zeigt aller Welt sein unsagbar schönes Vor- und Hinterteil. Schade nur, dass die Jetta ihm zur Zeit völlig ignoriert: sie tut jedenfalls so als sähe sie gar nicht wie er sich anstrengt ihr zu gefallen.
Jetzt, lieber Jeroen, haben wir dein Hinterteil genugend und ausreichend zur Gesicht bekommen. In der Tat, du siehst prächtig aus. Kanst du uns bitte sehr jetzt auch mal deine Vorderseite zeigen?
Und wahrlich: er ist so gut und dreht sich. Langsam und sichtlich pochend auf seine Schönheit dreht er sich links herum um einhundertachtzig Grad. Welch eine Wonne, welch eine Lust! Und die unbeschreibliche grün-blaue Farben mit allen dazugehörenden Zwischentönen! Man kann sich kaum vorstellen dass diese Federpracht am vorigen Herbst verschwunden war und der Jeroen sich, aus Trauer und Scham um den Verlust, kaum traute sich in die Öffentlichkeit zu begeben.
Jetzt aber, in den letzten Märztagen, schreitet er stolz umher. Sich sichtlich seiner Schönheit bewusst. Dann und wann, wenn es ihm passt, entfaltet er seine Fiederpracht. Wenn Sie mögen sowohl seine glorreiche Vorderseite als auch seinen nicht weniger imposanten Hintern.
Die Sache ist die, dass der Jeroen den Frühling im Kopf hat. Das kann uns Menschen auch schon mal passieren, aber bei Pfauen ist der Frühlingsandrang besonders groß. Er will nur imponieren, das ist es. Wenn er seine geliebte Pfauendame Jetta entdeckt, ist er nicht mehr zu halten. Er zeigt aller Welt sein unsagbar schönes Vor- und Hinterteil. Schade nur, dass die Jetta ihm zur Zeit völlig ignoriert: sie tut jedenfalls so als sähe sie gar nicht wie er sich anstrengt ihr zu gefallen.
Jetzt, lieber Jeroen, haben wir dein Hinterteil genugend und ausreichend zur Gesicht bekommen. In der Tat, du siehst prächtig aus. Kanst du uns bitte sehr jetzt auch mal deine Vorderseite zeigen?
Und wahrlich: er ist so gut und dreht sich. Langsam und sichtlich pochend auf seine Schönheit dreht er sich links herum um einhundertachtzig Grad. Welch eine Wonne, welch eine Lust! Und die unbeschreibliche grün-blaue Farben mit allen dazugehörenden Zwischentönen! Man kann sich kaum vorstellen dass diese Federpracht am vorigen Herbst verschwunden war und der Jeroen sich, aus Trauer und Scham um den Verlust, kaum traute sich in die Öffentlichkeit zu begeben.
Jetzt aber, in den letzten Märztagen, schreitet er stolz umher. Sich sichtlich seiner Schönheit bewusst. Dann und wann, wenn es ihm passt, entfaltet er seine Fiederpracht. Wenn Sie mögen sowohl seine glorreiche Vorderseite als auch seinen nicht weniger imposanten Hintern.
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