Freitag, 12. September 2014
Bagatelle 238 - Flussgeschichten
Der A-Strang (oder ist es die A-Strang? Man weiß nie, wie auch bei Rhein und Mosel) ist ein Fluss, der als Bächlein irgendwo im westfalener Land entspringt, dann ruhig fließend die Stadt Bocholt (i.W.) durchquert, unbemerkt die deutsch-holländische Grenze passiert, und weiter als richtiger Fluss in die Alte Issel mündet, die wiederum all ihr Wasser in die échte IJssel abführt, wonach schließlich das IJsselmeer freundlicherweise alles Wasser, deutsch und holländisch, zu sich reinlässt.

Nun will es der Zufall, dass mein Großvater vor vielen Jahren eine große Wiese besaß, diesseits des A-Stranges, nahe des kleinen Staudammes. Diese Weidenfläche wurde Stakenborg genannt, genau wie der Bauernhof jenseits des Stromes. In den früheren Jahren, wo der Wasserhaushalt noch nicht so funktionierte wie heute, kam es oft vor, vor allem in den Wintermonaten, dass die Stakenborgweide voll Wasser stand. Das Strangwasser lief eben über den niedrigen Sommerdeich. Gut, dass der Hof selber an der anderen Uferseite auf einer Hügel stand, so dass Mensch und Tier dort trocken blieben.

Nun hatte ich kürzlich erfahren, dass man mit den Flussarbeiten beim Stakenborgstaudamm fast fertig war. Man wollte dort nicht nur den Staudamm renovieren, man wollte auch das überflüssige Strangwasser durch einen Umweg um den Stau herumleiten um so ein Stück alte Natur ihr Gesicht wieder zurück zu geben. Also zog ich mit Rad und Kamera nach Stakenborg um nach dem rechten zu sehen.

Schön war es geworden, vielleicht zu schön. Das meiste Wasser fällt wie üblich vom Staudamm hinunter; der Rest fließt murmelnd leise durch den Umweg weiter nach Westen. Dieser Umweg kann – darüber hat man sicherlich gut nachgedacht – von den Fischen als Treppe benutzt werden, so dass sie heute, gegen den Strom schwimmend, sich nach dem Flussursprung sputen können.

Zum Schluss eine kleine, wahre Eisgeschichte.
Im Winter wurde oft auf der Stakenborgwiese Schlittschuh gefahren. Mein Opa baute sich dann ein Zelt für den Verkauf von warmen Getränken und bat jede(n) Schlittschuhfahrer(in) um eine Eintrittsgabe (25 Cents). Als Gegenleistung sorgte er dann, mit Sohn und Enkelkinder, dass die Eisfläche ordentlich gefegt wurde.
Eines Jahres hatte es so streng gefroren, dass außer der Wiese auch der Strang selber mit Schlittschuhen befahrbar war. Da kam mein Großvater und streute Salz auf das Strangeis. Er wollte sich von den Eisgöttern den Verdienst auf eigener Wiese nicht nehmen lassen. Es sei ihm verziehen.


Auf dem ersten der unteren Bilder sehen Sie linksoben den neuen Strang-Staudamm in Blau, rechtsoben den Stakenborghof und sonst Teile des neu errichteten Umweges.










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