Donnerstag, 22. August 2013
Bagatelle 195 - Unpassendes Familienbild (II)
Vorab 1): Wenn Ihnen der Titel dieser Bagatelle völlig fremd vorkommt, so scrollen Sie bitte nach unten und lesen Sie die Bagatelle 190.
Vorab 2): Wenn Ihnen das Hinunterscrollen zuviel Mühe macht oder wegen eines anderen lapidaren Grundes folgt hier eine sehr kurze Zusammenfassung des ersten Teils dieser sonderbaren Geschichte.

Als zehnjähriger Bursche fuhr der Herr Henk G., wohnhaft in Amstelveen (Vorort von Amsterdam) mit seiner Mutter im Kriegsjahr 1944 in die östlichen Niederlande um sich Nahrung zu verschaffen. Sie landeten schließlich bei einer Bauersfamilie welche den gleichen Nachnamen trug als Ihr ergebener Bagatellenschreiber. Frage von Herr Henk G. an mich: "War das vielleicht Ihre Familie? Wenn nicht, wissen Sie wo die Familie abgekommen ist? Ich schicke Ihnen einige alte Fotos."

Nein, es war nicht meine Familie die wir da auf dem Bild sahen. Ich kannte die Leute nicht. Aber nach einigem hin-und-her hinterfragen, nachdenken, kombinieren und suchen konnte ich dem Herrn Henk G. in Amstelveen (heute fast 80) berichten, daß die Familie zwar in unserer Gegend gewohnt habe, aber daß sie nach einigen Jahren umgezogen seien. Die Eltern seien schon vor Jahren gestorben, und was aus den drei Söhnen wurde, wüßte man nicht.
"Jammer schade", erwiderte Henk G., "ich hätte so gerne wieder Kontakt aufgenommen. Zum Beispiel um der Familie zu danken für alles was sie damals für uns getan haben."


Neulich, unter Freunden und Bekannten, erzählte ich diese Geschichte: von alten Menschen die jetzt, wo es noch kann, alte Bande anzuknüpfen versuchen. Da stand plötzlich einer vor mir und sagte: Frag doch mal den Hans P. Der war früher befreundet mit einem der drei Söhne auf dem Bild. Vielleicht weiß der wo die Söhne jetzt wohnen und leben. Der Hans P. sagte mir als die Angelegenheit zur Sprache kam: Sicher, ich kenne einen der drei. Hier ist seine Wohnadresse. Sogar eine E-mail-Adresse ist dabei.

Gestern dann bekam ich eine e-mail von einem überglücklichen Herrn Henk G. aus dem fernem Amstelveen. Der eine Sohn hätte ihn einen ausführlichen Brief geschrieben mit Fotos und so.
Und später schrieb mir der Sohn selber: wir haben uns gefunden! In kürze fahren meine Frau und ich nach Amstelveen mit Briefen, Bildern und Fotos um alte Erinnerungen wach werden zu lassen.

Nachschrift 1): Ist das kein köstliches Ende der Geschichte? Zwei Familien welche sich nach fast dreißig Jahren wiedersehen?
Nachschrift 2): Ich meldete, daß die Mutter des Henk G. 1944 auf einem Fahrrad mit Holzreifen gen Osten gefahren sei. Das ist unwahr. Als Reifen verwendete man einen alten Gartenschlauch.
Nachschrift 3) Hier unten sehen Sie drei Damen: die mittlere Dame ist Trui, die Bauersfrau die damals in unserer Gegend wohnte; die Damen links und rechts gehören zu der Amstelvener Familie. Auf dem unteren Bild sehen wir wie die Amstelvener Gäste dem Bauerssohn (einem der drei Söhne) und seiner Braut auf deren Hochzeitstag gratulieren. Damals bestanden die Kontakte offenbar noch. Doch dann plötzlich war es vorbei, bis Anno 2013 ein gewisser Terra half die Geschichte zu komplettieren.



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Was für ein schöner Ausgang. Wer hätte das gedacht!

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Ohne Ihre Hilfe hätte dieses Zusammenkommen nicht stattgefunden. Ich empfinde es immer als sehr rührend, wenn sich Menschen, die das Schicksal getrennt ha, sich nach langer Zeit wiederfinden.

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