Freitag, 25. Juli 2014
Bagatelle 233 - Halbmast



Vorgestern hing die Flagge auf halbmast. Nicht nur bei mir zuhause, sondern auf allen öffentlichen Gebäuden sowieso und daneben an zahllosen Wohnungen. Rot, weiß und blau. Auch Oranje war vertreten: die Königin Maxima und König Willem-Alexander fühlten sich betroffen wie jedermann unter uns.
Weshalb diese Feierlichkeiten? Wir “feierten” die Rückkehr in die Niederlande der vielen Menschen die bei der Flugkatastrophe in der Ost-Ukraine ums Leben kamen. Oder sagen wir so: die Rückkehr der Menschen, auf dem Weg in die Ferien oder sich freuend auf kommenden Tätigkeiten am anderen Ende der Welt, an deren unschuldiges Leben ein jähes Ende kam: ihr Flugzeug wurde sehr wahrscheinlich von Terroristen mit einer Rakete abgeschossen. Keiner überlebte: sehr viele waren Niederländer, Menschen wie mein Nachbar und ich. Wut und Trauer über das Geschehene bestimmten nicht nur die Inhalte der Medien. Wir alle, die Landsleute, hatten nur ein einziges Gesprächsthema.
Warum, wieso, weshalb: tausende Fragen gehen uns durch den Kopf. Warum mussten diese unschuldigen Ferienreisende sterben? Wieso konnte es passieren? Hätte man .., sollte man .., und so weiter.

Statt einer unfruchtbaren Ursachenforschung handelt diese Bagatelle über ein ziemlich neues Phänomen. Am Tage, wo die ersten Opfer der ukrainischen Flugkatastrophe nach Hause kamen, ordnete die niederländische Regierung einen Nationaltrauertag an. Anordnen ist zu schroff gesagt; man bat uns höflich die Fahne auf halbmast zu hissen und an dem Moment wo die beiden Flugzeuge mit den ersten Leichnamen in Eindhoven den niederländischen Boden berührten, war es im ganzen Lande sehr stille. In dieser Gedenkminute war die, doch immerhin ziemlich differenzierte, niederländische Bevölkerung sich einig.

Nun bin ich, ehrlich gesagt, kein großer Befürworter nationaler, staatlicher Feiertage. Weder beim erfreuend Jubelschreien bei Weltmeisterschaften, noch bei tieftraurigen Ereignissen. Nicht dass ich anti-national wäre. Ich bin lieber a-national oder international. Dieses Mal aber hatte der Gedanke an einem nationalen Trauertag mein Einverständnis. Weil sie als ein Angebot betrachtet werden sollte, nicht als eine dringende Aufforderung.

Deshalb hing bei mir die Flagge halbmast. Für nur sehr wenige war das sichtbar, denn mein kleiner Bauernhof liegt ziemlich abgelegen irgendwo im niederländischen Binnenland. Aber darum geht es natürlich auch nicht. Ich will nicht gesehen werden, ich will meine Anteilnahme ausdrücken. Ich denke dabei an die trauernden Familien, an die Verwandten, an die Hinterbliebenen. Eine stille Trauerminute, eine Flagge auf halbmast, das ist wohl das mindeste was man tun kann.


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Ich habe keine Flagge im Garten, um mein Mitgefühl auszudrücken, also müssen es Worte tun. Es war tieftraurig, in den Nachrichten mit anzusehen, wie die Flugzeuge in Eindhoven landen. Der schwere Teil folgt erst noch: Die Toten müssen identifiziert, Abschiede müssen genommen werden.

Eine fürchterliche Katastrophe. Meine nachbarschaftliche Anteilnahme, von ganzem Herzen.

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