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Freitag, 15. August 2014
Bagatelle 236 - Schulkonzert in F für Blockflöte
terra40, 14:33h
In den Jahren wo ich die Pädagogische Hochschule besuchte – lang, lang ist’s her – konnte man an bestimmten Mittwochnachmittagen einige Studenten den großen Turnsaal in eine richtige Konzerthalle umbauen sehen. Rollen Fußbodenbedeckung (Matten aus Kokos) wurden aus dem Keller hervorgezaubert. Andere Studenten sorgten dafür dass genügend Stühle in schicken Reihen darauf einen Platz bekamen. Und noch andere rollten das große Klavier aus dem Musikraum aufs Podium wo es hinter verschlossenen Vorhängen auf seinen Bespieler wartete bis dann um zwei das Schulkonzert anfing.
Während eines solches Konzertes war es todesstille im Saal. Auf husten, mit Stühlen schieben, Unterhaltungen mit dem Nachbarn standen schwere Strafen: vergleichbar mit zwanzig Tagen auf Wasser und Brot. Das Beiwohnen eines Konzertes war Pflicht und weil die wenigsten Studenten die klassische Musik liebten war die Konzertstunde für viele eine Tortur. So nicht für mich.
An diesem Mittwochnachmittag erschienen eine etwas ältere Dame welche die Tasten eines selbst mitgebrachtes Cembalo berührte, ein Herr samt Cello, und ein noch sehr junger Musikant der Blockflöte spielte. Aber wie! Ich war so beeindruckt dass ich Ihnen bis heute die Namen der Musiker fehlerfrei aufsagen kann. Die Dame war Frau Janny van Wering, der Herr hieß Carel van Leeuwen Boomkamp (Solo-Cellist im Amsterdamer Concertgebouworchester). Der Blockflötenvirtuose hieß Frans Brüggen. Damals mit 25 Jahren schon einer der weltbesten Blockflötenspieler überhaupt.
Der damalige Hochschuldirektor hatte die gute Angewohnheit nach einem Konzert die Musiker für eine Tasse Tee und eine angenehme Nachrede in sein Zimmer einzuladen. Dazu gesellten sich meistens auch noch die Musikdozenten und ein Student, nämlich ein Mitglied der dreimonatlich erscheinende Schulzeitung. Weil ich die klassische Musik liebte únd Mitglied der Redaktion war habe ich einigen dieser Teerunden beigewohnt. So auch diese.
Links von mir saß der Hochschuldirektor und rechts der Herr van Leeuwen Boomkamp. Gegenüber saß Frans Brüggen der mich etwas argwöhnend aber nicht unfreundlich ansah. Worüber das Gespräch handelte weiß ich nicht mehr, weil ich mich sehr darum bekümmerte fehlerfrei Tee zu trinken und den Kuchen zu genießen. Wohl weiß ich dass Frans Brüggen sich sehr darüber verwunderte wie ruhig und höflich sich das geehrte junge Publikum verhielt. Als die Gäste sich anschickten zurück in den fernen Landeswesten zu fahren und alle das Gespräch für beendet sahen, sagte der Schuldirektor zu mir: “Nun mach mal einen schönen Beitrag daraus für eure Zeitschrift.“
An diese Gesprächsrunde und an dieses Konzert musste ich denken als ich vorgestern hörte dass der Herr Brüggen verstorben sei. Fast achtzig Jahre alt wurde er. In der Zeit nách dem Konzert habe ich ihn niemals weder gesehen noch mich mit ihm unterhalten. Aber seine LPs habe ich noch. Auch einige CDs worauf das Orchester des Achtzehnten Jahrhunderts, dessen Gründer und Dirigent er war, Musik alter Meister spielt auf eine Art und Weise wie, laut Brüggen, es die Komponisten meinten. Authentisch, versteht sich.
Am Ende seines Lebens dirigierte Frans Brüggen – ein alter, gebrechlicher Mann, auf einem Stuhl sitzend, mit kleinen abgemessenen Gebärden – sein Orchester das Beethovens Eroica vertonte wie Beethoven es sich vielleicht (denn man weiß nie) gewünscht hätte.
Während eines solches Konzertes war es todesstille im Saal. Auf husten, mit Stühlen schieben, Unterhaltungen mit dem Nachbarn standen schwere Strafen: vergleichbar mit zwanzig Tagen auf Wasser und Brot. Das Beiwohnen eines Konzertes war Pflicht und weil die wenigsten Studenten die klassische Musik liebten war die Konzertstunde für viele eine Tortur. So nicht für mich.
An diesem Mittwochnachmittag erschienen eine etwas ältere Dame welche die Tasten eines selbst mitgebrachtes Cembalo berührte, ein Herr samt Cello, und ein noch sehr junger Musikant der Blockflöte spielte. Aber wie! Ich war so beeindruckt dass ich Ihnen bis heute die Namen der Musiker fehlerfrei aufsagen kann. Die Dame war Frau Janny van Wering, der Herr hieß Carel van Leeuwen Boomkamp (Solo-Cellist im Amsterdamer Concertgebouworchester). Der Blockflötenvirtuose hieß Frans Brüggen. Damals mit 25 Jahren schon einer der weltbesten Blockflötenspieler überhaupt.
Der damalige Hochschuldirektor hatte die gute Angewohnheit nach einem Konzert die Musiker für eine Tasse Tee und eine angenehme Nachrede in sein Zimmer einzuladen. Dazu gesellten sich meistens auch noch die Musikdozenten und ein Student, nämlich ein Mitglied der dreimonatlich erscheinende Schulzeitung. Weil ich die klassische Musik liebte únd Mitglied der Redaktion war habe ich einigen dieser Teerunden beigewohnt. So auch diese.
Links von mir saß der Hochschuldirektor und rechts der Herr van Leeuwen Boomkamp. Gegenüber saß Frans Brüggen der mich etwas argwöhnend aber nicht unfreundlich ansah. Worüber das Gespräch handelte weiß ich nicht mehr, weil ich mich sehr darum bekümmerte fehlerfrei Tee zu trinken und den Kuchen zu genießen. Wohl weiß ich dass Frans Brüggen sich sehr darüber verwunderte wie ruhig und höflich sich das geehrte junge Publikum verhielt. Als die Gäste sich anschickten zurück in den fernen Landeswesten zu fahren und alle das Gespräch für beendet sahen, sagte der Schuldirektor zu mir: “Nun mach mal einen schönen Beitrag daraus für eure Zeitschrift.“
An diese Gesprächsrunde und an dieses Konzert musste ich denken als ich vorgestern hörte dass der Herr Brüggen verstorben sei. Fast achtzig Jahre alt wurde er. In der Zeit nách dem Konzert habe ich ihn niemals weder gesehen noch mich mit ihm unterhalten. Aber seine LPs habe ich noch. Auch einige CDs worauf das Orchester des Achtzehnten Jahrhunderts, dessen Gründer und Dirigent er war, Musik alter Meister spielt auf eine Art und Weise wie, laut Brüggen, es die Komponisten meinten. Authentisch, versteht sich.
Am Ende seines Lebens dirigierte Frans Brüggen – ein alter, gebrechlicher Mann, auf einem Stuhl sitzend, mit kleinen abgemessenen Gebärden – sein Orchester das Beethovens Eroica vertonte wie Beethoven es sich vielleicht (denn man weiß nie) gewünscht hätte.
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