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Sonntag, 23. Februar 2014
Bagatelle 217 - Bagatellbilder
terra40, 17:52h
Die Zeit der Fotoalben ist vergangen und verloren. Vorbei ist die Kleberei der schönsten visuellen Urlaubserinnerungen. Vorüber das Zusammentragen in ein kostbares Familienalbum der vom lieben Schwager gemachten Hochzeitsbilder der ebenso lieben Tante Emma aus Fernerliefen (i.W.)
Hand aufs Herz: wissen Sie Bescheid über die tausenden Bilder auf Ihrer Festplatte? Wann haben Sie wie ich die Übersicht ganz und gar verloren? Wie oft ist es mir passiert, dass ich ein Bild, wovon ich mit 100% Sicherheit sagen kann dass es in meinem Besitz ist und irgendwo im Komputer herumnistet, nicht wiederfinden kann, selbst wenn ich alle eingebauten Suchprogramme einschalte? In welcher von den vielen digitalen Schubladen oder Dateien muss ich suchen damit ich die himmlische Rose vor der Wasserburg zu Anholt in all ihrer Schönheit wieder geniessen kann?
Es ist eine Sache von Namensgebung, von passenden und zutreffenden tags und genauer Datierung werden Sie sagen. Meine Zustimmung haben Sie, aber ich komme nicht dazu ein bequemes Fotoarchiv einzurichten. Und jetzt ist es zu spät, vermute ich mal in meinen düsteren Augenblicken.
Mit Eifersucht und Heimweh sehe ich mir meine Reihe Fotoalben an. Mit Fotos von meinen Dienstreisen außer Landes. Schöne Bilder, sorgfältig geordnet nach Datum, Zeit und Ort. Alleine das Aufschlagen der Saiten vermittelt schon den Geruch dortiger, gegessener Speisen. Und wie schön ist es, zusammen mit Bekannten die mit auf der Reise waren, gemeinsam verbrachte Stunden in Erinnerung zu rufen! Das kan mir kein Komputer bieten!
Manchmal, beim stöbernd Suchen in meinen vielen Dateien nach einem bestimmten Bild, trifft man winzig kleine wie ich sie nenne: Bagatellbilder. Bilder, unwichtig für das tägliche Überleben, aber zu schön um nicht in der digitale Sammlung aufbewahrt zu werden. So wie die beiden Bilder hier unten. Jemand, mein Bruder vermute ich mal, hat mir diese tragi-komische Situationen ohne weitere Informationen zukommen lassen. So etwas meine ich. Typische Bagatellbilder die den Alltag durch ihren Humor aufhellen. Zu schön um wahr zu sein. Schade nur dass ich Ihnen nicht genaueres sagen kann. Denn ich fand sie ohne weitere Angaben und nur zufällig. Das hat man davon.
Bagatellbilder sind also unbedeutend unwichtig und nicht unbedingt von Nöten. Sie sind aber nicht ohne. Jedes dieser Bilder trägt ein besonderes Merkmal. Sei es etwas komisches, sei es etwas rührendes. Man muss es nur sehen.

Hand aufs Herz: wissen Sie Bescheid über die tausenden Bilder auf Ihrer Festplatte? Wann haben Sie wie ich die Übersicht ganz und gar verloren? Wie oft ist es mir passiert, dass ich ein Bild, wovon ich mit 100% Sicherheit sagen kann dass es in meinem Besitz ist und irgendwo im Komputer herumnistet, nicht wiederfinden kann, selbst wenn ich alle eingebauten Suchprogramme einschalte? In welcher von den vielen digitalen Schubladen oder Dateien muss ich suchen damit ich die himmlische Rose vor der Wasserburg zu Anholt in all ihrer Schönheit wieder geniessen kann?
Es ist eine Sache von Namensgebung, von passenden und zutreffenden tags und genauer Datierung werden Sie sagen. Meine Zustimmung haben Sie, aber ich komme nicht dazu ein bequemes Fotoarchiv einzurichten. Und jetzt ist es zu spät, vermute ich mal in meinen düsteren Augenblicken.

Mit Eifersucht und Heimweh sehe ich mir meine Reihe Fotoalben an. Mit Fotos von meinen Dienstreisen außer Landes. Schöne Bilder, sorgfältig geordnet nach Datum, Zeit und Ort. Alleine das Aufschlagen der Saiten vermittelt schon den Geruch dortiger, gegessener Speisen. Und wie schön ist es, zusammen mit Bekannten die mit auf der Reise waren, gemeinsam verbrachte Stunden in Erinnerung zu rufen! Das kan mir kein Komputer bieten!
Manchmal, beim stöbernd Suchen in meinen vielen Dateien nach einem bestimmten Bild, trifft man winzig kleine wie ich sie nenne: Bagatellbilder. Bilder, unwichtig für das tägliche Überleben, aber zu schön um nicht in der digitale Sammlung aufbewahrt zu werden. So wie die beiden Bilder hier unten. Jemand, mein Bruder vermute ich mal, hat mir diese tragi-komische Situationen ohne weitere Informationen zukommen lassen. So etwas meine ich. Typische Bagatellbilder die den Alltag durch ihren Humor aufhellen. Zu schön um wahr zu sein. Schade nur dass ich Ihnen nicht genaueres sagen kann. Denn ich fand sie ohne weitere Angaben und nur zufällig. Das hat man davon.
Bagatellbilder sind also unbedeutend unwichtig und nicht unbedingt von Nöten. Sie sind aber nicht ohne. Jedes dieser Bilder trägt ein besonderes Merkmal. Sei es etwas komisches, sei es etwas rührendes. Man muss es nur sehen.


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Montag, 17. Februar 2014
Bagatelle 216 - Magische Eismütze
terra40, 16:16h
Was ich Ihnen sage: es ist die Mütze die es tut. Zugegeben, auch das Talent, auch die langwierige Vorbereitung und Training und nicht zu vergessen die willensstärke Durchsetzungskraft spielen eine Rolle, aber das Entscheidende ist die Mütze, diese fabelhafte, magische, ungeahnte-Kräfte-freimachende Eismütze in orange und braun.
Es war, vor vielen Jahren, meine Gattin, die sich an einem vorwinterlichen Abend, mit vier Stricknadeln und Wolle in orange und braun gewappnet, zurückzog in eine Wohnzimmerecke, dabei bekanntgebend, dass sie von nun an bis auf weiteres um nichts in der Welt gestört werden wolle. Als das Werk vollbracht war, erschien sie wieder in unsere Mitte mit zwei wunderbaren Stricksachen: eine Eismütze, complett mit Wollzipfelchen, und ein Schal, beide in einem fantastischem Strickmuster – gefunden in einer Damenfreizeitarbeitszeitschrift namens Ariadne - in orange und braun.
Mütze und Schal sollten von unserem ältesten Sohn getragen werden, jetzt nun es drohte Winter zu werden. (Damals gab es noch Zeiten die man mit gutem Recht ‘Winter’ nennen konnte.) Das Bild hier unten zeigt den Sohn beim schneefreischaufeln eines Zugangsweges. Was immer Sie sagen mögen: Mütze und Schal stehen ihm gut.
Heute, nach vielen Jahren, existieren Mütze und Schal noch immer. Als mein Sohn aus dem Hause zog und sich selbständig machte, hat er mir Mütze und Schal überlassen. Ich trage sie viel und gerne. Die Mütze schützt Ohren und die von nur noch wenigen Haaren bedeckte Schädeldecke vor Kälte. Und der Schal verhindert, dass eiskalte Winde den Nacken und Rückgrat entlang hinunter ziehen.
Jetzt aber, wie die Engländer sagen, for something completely different, zu einem völlig anderen Thema: die Olympischen Winterspiele. Die sind heute eine gute Woche alt. Und die niederländischen Sportler holen sich Medaillen wie nie zuvor. Siebzehn (17!) sind es heute schon und wer weiss was noch kommt.
Als die ersten holländischen Medailleträger auf dem Bildschirm erschienen, staunte ich nicht schlecht. Sie trugen meine Eismütze, komplett mit Wolltüpfelchen. Das Muster ist unwichtig und kaum zu sehen anders, die Farben aber dieselben.
Dass die Holländer sich fast alle ihre Medaillen nur bei einer sportlichen Disziplin, beim Eisschnellaufen nämlich, holen ist wohl wahr, aber tut hier nicht zur Sache. Jedes Land und jede(r) Sportler(in) hat Recht auf die Sportart nach ihrer oder seiner Wahl. Keiner denkt daran Deutschland zu verbieten beim rodeln alle Medaillen mit in die Heimat zu nehmen.
Gestern, am Sonntagmittag, gab es die 1500 Meter der Frauen. Die vier niederländischen Eisschnellläuferinnen (von den vierzig Teilnehmerinnen) besetzten die Plätze eins, zwei, drei und vier. Das macht sogar der extreme Optimist wie mich argwöhnisch und misstrauisch. Geht hier alles mit rechten Dingen zu? Und: sollten wir auch nicht den anderen, um unseren guten Willen zu zeigen, vielleicht eine Bronzemedaille gönnen?
Sicher, über die Gründe und Ursachen welche zu dieser Medaillenflut geführt haben, streiten sich die Gelehrten. Ich bleibe dabei und wiederhole es zum siebzigsten Male: es ist die Mütze. Dort liegt das Geheimnis. Mit orange/brauner Eismütze bei der Siegerehrung und Medailleverleihung sind die Holländer einfach unschlagbar. Die andere Nationen sollten sich daran ein Beispiel nehmen.

Es war, vor vielen Jahren, meine Gattin, die sich an einem vorwinterlichen Abend, mit vier Stricknadeln und Wolle in orange und braun gewappnet, zurückzog in eine Wohnzimmerecke, dabei bekanntgebend, dass sie von nun an bis auf weiteres um nichts in der Welt gestört werden wolle. Als das Werk vollbracht war, erschien sie wieder in unsere Mitte mit zwei wunderbaren Stricksachen: eine Eismütze, complett mit Wollzipfelchen, und ein Schal, beide in einem fantastischem Strickmuster – gefunden in einer Damenfreizeitarbeitszeitschrift namens Ariadne - in orange und braun.
Mütze und Schal sollten von unserem ältesten Sohn getragen werden, jetzt nun es drohte Winter zu werden. (Damals gab es noch Zeiten die man mit gutem Recht ‘Winter’ nennen konnte.) Das Bild hier unten zeigt den Sohn beim schneefreischaufeln eines Zugangsweges. Was immer Sie sagen mögen: Mütze und Schal stehen ihm gut.

Heute, nach vielen Jahren, existieren Mütze und Schal noch immer. Als mein Sohn aus dem Hause zog und sich selbständig machte, hat er mir Mütze und Schal überlassen. Ich trage sie viel und gerne. Die Mütze schützt Ohren und die von nur noch wenigen Haaren bedeckte Schädeldecke vor Kälte. Und der Schal verhindert, dass eiskalte Winde den Nacken und Rückgrat entlang hinunter ziehen.

Jetzt aber, wie die Engländer sagen, for something completely different, zu einem völlig anderen Thema: die Olympischen Winterspiele. Die sind heute eine gute Woche alt. Und die niederländischen Sportler holen sich Medaillen wie nie zuvor. Siebzehn (17!) sind es heute schon und wer weiss was noch kommt.
Als die ersten holländischen Medailleträger auf dem Bildschirm erschienen, staunte ich nicht schlecht. Sie trugen meine Eismütze, komplett mit Wolltüpfelchen. Das Muster ist unwichtig und kaum zu sehen anders, die Farben aber dieselben.
Dass die Holländer sich fast alle ihre Medaillen nur bei einer sportlichen Disziplin, beim Eisschnellaufen nämlich, holen ist wohl wahr, aber tut hier nicht zur Sache. Jedes Land und jede(r) Sportler(in) hat Recht auf die Sportart nach ihrer oder seiner Wahl. Keiner denkt daran Deutschland zu verbieten beim rodeln alle Medaillen mit in die Heimat zu nehmen.
Gestern, am Sonntagmittag, gab es die 1500 Meter der Frauen. Die vier niederländischen Eisschnellläuferinnen (von den vierzig Teilnehmerinnen) besetzten die Plätze eins, zwei, drei und vier. Das macht sogar der extreme Optimist wie mich argwöhnisch und misstrauisch. Geht hier alles mit rechten Dingen zu? Und: sollten wir auch nicht den anderen, um unseren guten Willen zu zeigen, vielleicht eine Bronzemedaille gönnen?
Sicher, über die Gründe und Ursachen welche zu dieser Medaillenflut geführt haben, streiten sich die Gelehrten. Ich bleibe dabei und wiederhole es zum siebzigsten Male: es ist die Mütze. Dort liegt das Geheimnis. Mit orange/brauner Eismütze bei der Siegerehrung und Medailleverleihung sind die Holländer einfach unschlagbar. Die andere Nationen sollten sich daran ein Beispiel nehmen.

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Sonntag, 9. Februar 2014
Bagatelle 215 - Die Drei von der Eisdiele
terra40, 22:34h
Dass drei Menschen aus einem und demselben Land, zu derselben Gelegenheit, in derselben Veranstaltung, auf sportlichem Gebiet etwas erreichen können, ist eigentlich nichts außergewöhnliches. So kennen wir alle aus der schottischen Geschichte die Saga von McPherson, McDonald und McGregor aus Edinburgh, alle drei im Pfahlwerfenwettbewerb tätig, die anscheinend alle drei am selben Tag (Drei Könige 1776) ohne es von einander zu wissen zum ersten Male auf dem Dreikönigstreffen beim Bürgermeister ihre Unterleiber nur von einem Kilt bedeckt haben wollen. Oder die amüsante Story der launigen Oma Trude Vondannen aus Launen an der Ruhe, welche 1927 in Düsseldorf, zusammen mit ihren Töchtern Else und Gretel Weltmeister im Gruppenpulloverstricken wurde.
Gestern, den 8. Februar 2014, auf den olympischen Winterspielen im russischen Sochi, liefen drei junge Holländer so schnell Eis, dass jeder eine Medaille davon trug. Der Abstand zwischen Start und Finish, exakt 5000 Meter, musste, links-um gehend, in runden Bahnen gelaufen werden. Die drei zuerst Ankommenden erreichten das Ziel nach etwas mehr als 6 Minuten. Weil Unterschiede sein müssen, bekam einer Bronze, einer Silber und einer Gold. Die Medaillen wurden vom niederländischen König, selber ein begnadeter Eisschnellläufer, überreicht.
Nein, séhr außergewöhnlich möchten wir dieses Ereignis nicht nennen. Es geschieht öfter dass drei Personen aus éinem Land allen anderen Personen aus allen anderen Gottesländern in irgendeiner sportlichen Angelegenheit überlegen sind. So sind die Deutschen Weltmeister im rückwärts rodeln; die Nicaraguaner übertreffen alle beim 100 Meter Kaffeepflücken, und niemand wundert sich um die Tatsache, dass Schweden seit Jahr und Tag im Elchenbiathlon den Olympiasieger stellt.
In éinem Wettbewerb gewinnen drei Holländer alle drei Medaillen. Na und?

Gestern, den 8. Februar 2014, auf den olympischen Winterspielen im russischen Sochi, liefen drei junge Holländer so schnell Eis, dass jeder eine Medaille davon trug. Der Abstand zwischen Start und Finish, exakt 5000 Meter, musste, links-um gehend, in runden Bahnen gelaufen werden. Die drei zuerst Ankommenden erreichten das Ziel nach etwas mehr als 6 Minuten. Weil Unterschiede sein müssen, bekam einer Bronze, einer Silber und einer Gold. Die Medaillen wurden vom niederländischen König, selber ein begnadeter Eisschnellläufer, überreicht.
Nein, séhr außergewöhnlich möchten wir dieses Ereignis nicht nennen. Es geschieht öfter dass drei Personen aus éinem Land allen anderen Personen aus allen anderen Gottesländern in irgendeiner sportlichen Angelegenheit überlegen sind. So sind die Deutschen Weltmeister im rückwärts rodeln; die Nicaraguaner übertreffen alle beim 100 Meter Kaffeepflücken, und niemand wundert sich um die Tatsache, dass Schweden seit Jahr und Tag im Elchenbiathlon den Olympiasieger stellt.
In éinem Wettbewerb gewinnen drei Holländer alle drei Medaillen. Na und?

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Samstag, 1. Februar 2014
Bagatelle 214 - Elaboriertes Impromptu
terra40, 17:15h

“Doch, ich kann Kritik ertragen, aber besser gefallen mir Komplimente..“ sagt dieser Herr nicht unhumoristisch zu der hinter ihm stehenden Dame (Journalistin? Sekretärin?) die wahrscheinlich gerade aus der Zeitung zitiert hat.
Dieses cartooneske Machwerk mit seinen feinen, straffen Linien ist von Jos Letschert gezeichnet worden. So um 1990 schätze ich. Ich fand es beim Stöbern in alten Notizen und sonstigem Papierwerk aus meiner Berufszeit. Da waren Herr Letschert und ich Kollegen. Wir sorgten uns um die Qualität des Primarbereichs in den niederländischen Grundschulen, schrieben ab und zu einen Artikel oder ein Buch, und berieten unseren Kollegen beim konkreten Gestalten des Curriculums in der schwierigen Unterrichtspraxis.
Jetzt sind wir beide im Ruhestand, wobei wir frisch und fröhlich weiter arbeiten und tun was und wie es uns gefällt. Jos Letschert (zuletzt Prof. Dr. Letschert) hat seine großen künstlerischen Begabungen wiederentdeckt und ich arbeite handarbeitlich so gut wie’s geht in und rundum den Hof und schreibe daneben meine Bagatellen. So stelle ich Ihnen in diesem Beitrag gerne Jos Letscherts Bilder vor und weise ich Ihnen gerne auf die Entwicklungen in seinem Werk so wie ich sie sehe in den letzten Jahren. Das Werk ist in der Tat breit gefächert, denn Jos Letschert ist, wie Sie bald bemerken werden, nicht nur Maler und Zeichner: er ist auch ein Dichter.
Letscherts intuitiv-expressionistische Malerei braucht, wie er sagt, keine Sprache (Worte und Begriffe) um verstanden zu werden. Darum von nun an viel Bild und wenig Wort.
Daß Letschert immer noch zeichnet, und immer noch seinen Still treu bleibt, zeigt sein Bild von Modigliani (aus der Reihe “Künstlerportraits“).





Aus der Reihe Frauenbilder: Frau mit Schleier (2013)

Und wie sehr die Farbe in Letscherts Bildern allmählig ihren Platz erobert, zeigt diese Landschaft (Toscana I, 2013)

Sehen Sie am besten selbst. Ausstellungen gibt es dieses Jahr u.a. in Amersfoort (NL) und Lemgo. Besuchen Sie auch Letscherts digitale Dauerexpo auf www.josletschert.de und Sie werden mir beiplichten: ich habe nicht zu vieles gesagt.
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Montag, 20. Januar 2014
Bagatelle 213 - Winterreise
terra40, 21:09h
Gestern, an einem frühlingshaften Sonntagnachmittag im Januar, besuchte ich mal wieder ein Konzert. Diesmal alleine, zog ich in die Nachbarstadt, wo in der alten Stadtkirche Schuberts Winterreise vertont wurde. Das ist, für alle die es vergessen oder verdrängt haben, ein Liederzyklus, aus 24 Liedern bestehend, nicht sehr gelungen gedichtet von einem gewissen Wilhelm Müller, aber vor allem bekannt geworden durch die herrliche Musik welche Franz Schubert zu dieser Liedersammlung komponiert hat. Das Thema lässt sich in einigen Worten beschreiben: winterliche Gefühle von Schmerz, Pein und Verlassen-sein wenn eine Liebe unbeantwortet bleibt. Gesagt muss werden, dass der Müllersche Text heutzutage ziemlich sentimental und schwer übertrieben anmutet; Schuberts Vertonung dagegen lässt den Text fast vergessen. Die Winterreise wird meistens von einer männlichen Stimme (Bass, Bariton) gesungen und der Pianist wird freundlichst gebeten dem Sänger bei dessen Reise so gut wie es nur geht tröstend zu unterstützen.

Konzertbeginn war um drei. Darum betrat ich schon um ein Viertel vor die Kirche wo ich erstaunt feststellte, dass die meisten Plätze schon besetzt waren. Mir blieb lediglich ein Platz unter der Galerie links. Und als pünktlich um drei die Frau Vorsitzende die Anwesenden begrüßte und die Musiker willkommen hieß, war die Kirche gepfropft voll.
Die Organisation hatte die gute Idee allen Besuchern vorab ein Blatt Papier mit den Liedtexten zu überreichen. Und obendrein bekamen wir alle einen Prospekt mit Informationen über die auftretenden Musiker: ein Bariton und ein begleitender Pianist. Alles ganz und gar umsonst, so dass die Stimmung beim Anfang des Konzertes - im Widerspruch zu was später gesungen werden sollte – fast frühlingshaft fröhlich war.
Das Konzert selbst verlief ohne Zwischenfälle. Stärker: die Musiker taten ihr bestes und die lieben Zuhörer genossen sehr. An manchen Stellen war es so stille in der Kirche, dass ich die Nadel welche meiner Nachbarin aus ihrer Handtasche fiel, tatsächlich fallen hörte. Dennoch, wie fast immer bei so einer musikalischen Begegnung, etwas besonders geschieht immer. So trat auf einmal mitten in einem Lied der Küster auf leisen Sohlen in die Kirche um eine unwillige Kerze das weiterbrennen unmöglich zu machen. Oder die Geschichte mit der einen Dame, zwei Reihen vor mir, die von einem plötzlichen Hustenreiz geplagt wurde. Wobei wir alle, die wir in ihrer Nähe saßen, dachten: gut, dass es mir nicht passiert!
Und wie war das Konzert? könnten einige unter ihnen mich fragen. War es eine künstlerische Freude die beiden anzuhören? Nun werde ich mich hüten über künstlerische Darbietungen, von denen ich nur wenig Ahnung habe, ein Urteil abzugeben. Wenn, dann fiel mir auf, dass der Pianist sich meiner Meinung nach zu viel als die Hauptperson sah. Es war, als dachte er: ich spiele Schuberts Winterreise und mein Sängerkollege erzählt singend worum es sich handelt. Und das, wo der Pianist sich eher auf seine dienende Rolle besinnen sollte. Aber wer bin ich denn dass ich Ihnen diese Auffassung mitteile.
Im Ernst: das Konzert war sehr gelungen. Und die Anwesenden ließen das den Musikanten durch ihren Beifall sehr gut wissen. Wer nicht genug hatte, konnte nach dem Konzert am Rande entweder eine Cd der beiden Musiker kaufen, oder sich ein Autogramm verschaffen.
Und ich? Ich verschwand still und leise. Und begab mich voller Winterreisemelodien auf die frühlingshafte Heimreise.
Nachtrag: bei dieser Konzertreihe in der Stadtkirche gibt es keinen festen Eintrittspreis. Beim Verlassen der Kirche nach einem Konzert bittet man um eine freie Gabe. Die Höhe der Gabe lässt man abhängig sein von dem Maße in dem einem das Konzert gefallen hat. Ich wette, dass die heutigen Besucher dafür gesorgt haben dass die Kasse stimmt.

Konzertbeginn war um drei. Darum betrat ich schon um ein Viertel vor die Kirche wo ich erstaunt feststellte, dass die meisten Plätze schon besetzt waren. Mir blieb lediglich ein Platz unter der Galerie links. Und als pünktlich um drei die Frau Vorsitzende die Anwesenden begrüßte und die Musiker willkommen hieß, war die Kirche gepfropft voll.

Die Organisation hatte die gute Idee allen Besuchern vorab ein Blatt Papier mit den Liedtexten zu überreichen. Und obendrein bekamen wir alle einen Prospekt mit Informationen über die auftretenden Musiker: ein Bariton und ein begleitender Pianist. Alles ganz und gar umsonst, so dass die Stimmung beim Anfang des Konzertes - im Widerspruch zu was später gesungen werden sollte – fast frühlingshaft fröhlich war.
Das Konzert selbst verlief ohne Zwischenfälle. Stärker: die Musiker taten ihr bestes und die lieben Zuhörer genossen sehr. An manchen Stellen war es so stille in der Kirche, dass ich die Nadel welche meiner Nachbarin aus ihrer Handtasche fiel, tatsächlich fallen hörte. Dennoch, wie fast immer bei so einer musikalischen Begegnung, etwas besonders geschieht immer. So trat auf einmal mitten in einem Lied der Küster auf leisen Sohlen in die Kirche um eine unwillige Kerze das weiterbrennen unmöglich zu machen. Oder die Geschichte mit der einen Dame, zwei Reihen vor mir, die von einem plötzlichen Hustenreiz geplagt wurde. Wobei wir alle, die wir in ihrer Nähe saßen, dachten: gut, dass es mir nicht passiert!
Und wie war das Konzert? könnten einige unter ihnen mich fragen. War es eine künstlerische Freude die beiden anzuhören? Nun werde ich mich hüten über künstlerische Darbietungen, von denen ich nur wenig Ahnung habe, ein Urteil abzugeben. Wenn, dann fiel mir auf, dass der Pianist sich meiner Meinung nach zu viel als die Hauptperson sah. Es war, als dachte er: ich spiele Schuberts Winterreise und mein Sängerkollege erzählt singend worum es sich handelt. Und das, wo der Pianist sich eher auf seine dienende Rolle besinnen sollte. Aber wer bin ich denn dass ich Ihnen diese Auffassung mitteile.
Im Ernst: das Konzert war sehr gelungen. Und die Anwesenden ließen das den Musikanten durch ihren Beifall sehr gut wissen. Wer nicht genug hatte, konnte nach dem Konzert am Rande entweder eine Cd der beiden Musiker kaufen, oder sich ein Autogramm verschaffen.
Und ich? Ich verschwand still und leise. Und begab mich voller Winterreisemelodien auf die frühlingshafte Heimreise.
Nachtrag: bei dieser Konzertreihe in der Stadtkirche gibt es keinen festen Eintrittspreis. Beim Verlassen der Kirche nach einem Konzert bittet man um eine freie Gabe. Die Höhe der Gabe lässt man abhängig sein von dem Maße in dem einem das Konzert gefallen hat. Ich wette, dass die heutigen Besucher dafür gesorgt haben dass die Kasse stimmt.
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Mittwoch, 8. Januar 2014
Bagatelle 212 - Schätzen statt zählen
terra40, 13:30h
In unserer Straße, fast gegenüber meinem Geburtshaus, stand eine kleine Fabrik. Der Eigentümer, gleich Besitzer und Gründer, füllte seine Zeit, zusammen mit einigen wenigen Mitwirkenden, damit daß er aus Leder zierliche und nützliche Gegenstände herstellte. Zum Beispiel Riemen in zahllosen Breiten und Längen und vor allem Lederknöpfe. Es war die Zeit wo dieser vahlbraune, beige Mantel in der Mode kam, welche mit großen geflochtenen Lederknöpfen geschlossen wurde. Das Flechten geschah in tüchtiger Heimarbeit, und ich sehe noch vor mir, wie ein Mitarbeiter per Auto durchs Dorf fuhr um den Heimwerkern neues Leder zu bringen oder um fertiggestellte Lederknöpfe abzuholen.
Ich war vierzehn, war Schüler der Realschule im Nachbardorf, und hatte rund Weihnachten und Neujahr vierzehn Tage schulfrei. Da beschloss ich mir etwas Taschengeld zu verdienen in der Lederfabrik bei uns gegenüber. Von morgens halb acht bis nachmittags halb sechs war meine Zeit mit Leder gefüllt.
Nun ist die Zeit um die Jahreswende geeignet sich zu besinnen auf Gewinne und Verluste im vergangenen Jahr. Auch ist an der Zeit eine Inventur zu veranstalten. Was an Vorräten (Riemen und Knöpfe aller Art) ist vorhanden? Wer es weiß, soll sich melden.
Da traf es sich, daß ich, Winterferienarbeiter, Arbeit suchte. Dachte sich der erste Vorarbeiter (und zugleich Gründersohn) und schickte mich auf den großen, steinkalten Dachboden, wo ich in der eisigen Kälte den Auftrag erhielt Stapel Lederzeug und Knöpfe zu zählen. Auf jedem Stapel kam ein Zettelchen mit der genauen Anzahl. Hier 345 Lederriemen (Nummer 45X-braun) und dort 766 Lederknöpfe (Sorte Adria 300). So etwas.
Einen Tag hab ich das getreulich gemacht. Dann, als ich auch nachts nicht aufhörte in meinen Träumen zu zählen, besann ich mich auf was besseres. Den nächsten Tag fand ich auf dem Dachboden einen Schuhkarton und stellte fest daß in diesem Karton exakt 443 Knöpfe einen Platz fanden. Seit diesem Moment zählte ich nicht die Knöpfe, sondern die Schachtel. Und die Anzahl Lederriemen wurde von mir fachmännisch geschätzt statt gezählt. So kam es daß ich nach drei Tagen alle Vorräte von einem Zettelchen versehen hatte mit der genauen Zahl. Es blieb mir noch Zeit um unter einer Decke ein mitgebrachtes Buch zu lesen. Denn zu viel Fleiß und Arbeitsgeschwindigkeit würde Argwohn wecken.
So kommt es, daß ich bis heute ein Meister bin wenn es gilt die genaue Zahl Sammlungen identischer Gegenstände einzuschätzen. In der Plastikhülle hier unten befinden sich sage und schreibe 654 Perlen. Und weiter nach unten 3227 Nägel mit Köpfen. Wer es nicht glaubt, mag sie nachzählen. Gerne.

Ich war vierzehn, war Schüler der Realschule im Nachbardorf, und hatte rund Weihnachten und Neujahr vierzehn Tage schulfrei. Da beschloss ich mir etwas Taschengeld zu verdienen in der Lederfabrik bei uns gegenüber. Von morgens halb acht bis nachmittags halb sechs war meine Zeit mit Leder gefüllt.
Nun ist die Zeit um die Jahreswende geeignet sich zu besinnen auf Gewinne und Verluste im vergangenen Jahr. Auch ist an der Zeit eine Inventur zu veranstalten. Was an Vorräten (Riemen und Knöpfe aller Art) ist vorhanden? Wer es weiß, soll sich melden.

Da traf es sich, daß ich, Winterferienarbeiter, Arbeit suchte. Dachte sich der erste Vorarbeiter (und zugleich Gründersohn) und schickte mich auf den großen, steinkalten Dachboden, wo ich in der eisigen Kälte den Auftrag erhielt Stapel Lederzeug und Knöpfe zu zählen. Auf jedem Stapel kam ein Zettelchen mit der genauen Anzahl. Hier 345 Lederriemen (Nummer 45X-braun) und dort 766 Lederknöpfe (Sorte Adria 300). So etwas.
Einen Tag hab ich das getreulich gemacht. Dann, als ich auch nachts nicht aufhörte in meinen Träumen zu zählen, besann ich mich auf was besseres. Den nächsten Tag fand ich auf dem Dachboden einen Schuhkarton und stellte fest daß in diesem Karton exakt 443 Knöpfe einen Platz fanden. Seit diesem Moment zählte ich nicht die Knöpfe, sondern die Schachtel. Und die Anzahl Lederriemen wurde von mir fachmännisch geschätzt statt gezählt. So kam es daß ich nach drei Tagen alle Vorräte von einem Zettelchen versehen hatte mit der genauen Zahl. Es blieb mir noch Zeit um unter einer Decke ein mitgebrachtes Buch zu lesen. Denn zu viel Fleiß und Arbeitsgeschwindigkeit würde Argwohn wecken.
So kommt es, daß ich bis heute ein Meister bin wenn es gilt die genaue Zahl Sammlungen identischer Gegenstände einzuschätzen. In der Plastikhülle hier unten befinden sich sage und schreibe 654 Perlen. Und weiter nach unten 3227 Nägel mit Köpfen. Wer es nicht glaubt, mag sie nachzählen. Gerne.


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Samstag, 21. Dezember 2013
Bagatelle 211 - Quiltweihnachten
terra40, 14:59h
Überall, wo sich Menschen mit gleichen Interessen treffen und einen Verein bilden, sieht man nach einiger Zeit mindestens zwei Strömungen entstehen. Subgruppen die alle ihre eigenen minder oder mehr legitimen Interessen vertreten haben wollen. Sehr grob gesagt kann man sie unterscheiden in liberalen und konservativen. Die ersten stehen offen für zeitlich bedingten Änderungen; die zweiten belassen alles am liebsten beim alten. Manchmal leben sie ruhig und friedlich neben einander her; manchmal schlagen sie sich die Köpfe ein.
Patchwork und Quilting (alles neudeutsch) sind bekanntlich nützliche Textilarbeiten, meist von kreativen Frauenhänden erledigt. Kleinere Stoffstücke aus Baumwolle, Seide, Leinen oder sonstigen Materialien werden zu größeren Flächen zusammengenäht. Beim quilten werden obendrein drei Schichten mit feinen, zierlichen Stichen beisammen gehalten. Es entstehen wunderschöne Wandteppiche oder Zierdecken.
Die eher konservativen in der Quiltgemeinde beharren auf das alte traditionelle Handwerk; sie bevorzugen die herkömmliche Techniken und Muster. Die mehr liberal Eingestellten entwickeln daneben neue, künstlerische Formen.
Meine in 2012 verstorbene Gattin war eine leidenschaftliche Quilterin. Sie war Begründerin einer Quiltgruppe, welche monatlich bei uns im Hof zusammenkam um neue Quiltideen zu beraten und auszuprobieren. Der Quilt, den ich Ihnen hier unten zeige, ist 2013 von diesem Quiltfreundeskreis gemacht worden. Die Damen haben, mit Stoffen die meine Frau hinterlassen hat, einen Erinnerungsquilt zusammengestellt. Jedes Gruppenmitglied hat daran mitgewirkt. September diesen Jahres hat die Gruppe mir diesen Quilt angeboten. Seitdem hängt er – hergestellt in der eher konservativen Tradition, aber trotzdem wunderschön - in der Diele wo er von mir und allen Besuchern bewundert wird.
Mit diesem Bild meines Erinnerungsquilts wünsche ich allen Bagatellen-Leserinnen und –Leser frohe Weihnachten!

Patchwork und Quilting (alles neudeutsch) sind bekanntlich nützliche Textilarbeiten, meist von kreativen Frauenhänden erledigt. Kleinere Stoffstücke aus Baumwolle, Seide, Leinen oder sonstigen Materialien werden zu größeren Flächen zusammengenäht. Beim quilten werden obendrein drei Schichten mit feinen, zierlichen Stichen beisammen gehalten. Es entstehen wunderschöne Wandteppiche oder Zierdecken.
Die eher konservativen in der Quiltgemeinde beharren auf das alte traditionelle Handwerk; sie bevorzugen die herkömmliche Techniken und Muster. Die mehr liberal Eingestellten entwickeln daneben neue, künstlerische Formen.
Meine in 2012 verstorbene Gattin war eine leidenschaftliche Quilterin. Sie war Begründerin einer Quiltgruppe, welche monatlich bei uns im Hof zusammenkam um neue Quiltideen zu beraten und auszuprobieren. Der Quilt, den ich Ihnen hier unten zeige, ist 2013 von diesem Quiltfreundeskreis gemacht worden. Die Damen haben, mit Stoffen die meine Frau hinterlassen hat, einen Erinnerungsquilt zusammengestellt. Jedes Gruppenmitglied hat daran mitgewirkt. September diesen Jahres hat die Gruppe mir diesen Quilt angeboten. Seitdem hängt er – hergestellt in der eher konservativen Tradition, aber trotzdem wunderschön - in der Diele wo er von mir und allen Besuchern bewundert wird.
Mit diesem Bild meines Erinnerungsquilts wünsche ich allen Bagatellen-Leserinnen und –Leser frohe Weihnachten!

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Donnerstag, 12. Dezember 2013
Bagatelle 210 - Statistisch ungeeignet
terra40, 19:41h
eine vorweihnachtliche Geschichte
Es war einmal ein nicht-mehr-so-junger Student. Kein Bettelstudent oder sonstiger braver, biederer Millöcker-fan, sondern ein urnormaler, unauffälliger, etwas älterer Student. Nach einigen schönen Jahren in der Lehrerschaft besann er - nennen wir ihn schlicht Felix, obwohl er einen völlig anders klingenden Vornamen hat - sich auf seine Zukunft und beschloß darauf in die Universität einzutreten wo ihm das Psychologiestudium lockte. Zum weiteren Verständnis sei noch hinzugefügt, daß der Felix eine liebe Ehefrau und zwei junge Kinder zu Hause wußte. Die Beratung mit der Ehefrau - übers Ob und Wie - dauerte fünf Minuten. "Wenn du das wirklich willst," sagte sie, "tue es." Die beiden Kinder sagten nichts, sie aber zeigten ein leichtes Nicken.
Nun war es so, daß in dem Land wo Felix wohnte, das Psychologiestudium damals sechs volle Jahre dauerte. Zwölf Semester oder achtzehn Trimester, wie Sie wollen. Das heißt allerdings: mindestens sechs Jahre. Wenn alles denn den Wünschen nach verlief. Dennoch fanden sich am ersten Tag in der Aula des Psychologischen Laboratoriums (die Subfakultät der Psychologie hatte ein eigenes, anspruchvolles Gebäude, was man Laboratorium (Labor) nannte, wie in Wundt's Zeiten) runde 220 Studenten um zu erfahren was das Psychologiestudium in etwa auf sich hatte. Worauf müßten die vielen jungen und einige wenige alte Anfänger sich vorbereiten?
Wenn Sie Altstudenten der Psychologie damals gefragt hätten was das schwierigste Fach unter allen vielen Fachbereichen im ersten Studienjahr war, hätte die Antwort gelautet: die erweiterte Mathematik und mehr im besonderen die Statistik.
"Das stimmt," sagte der Professor in seiner Einleitung, "aber den Studenten welche eine ungenügende mathematische Vorausbildung besitzen, offerieren wir einen Extra-Kurs. Um das allgemeine, erforderliche Anfangsniveau zu erreichen."
Weil Felixens mathematisches Niveau, gelinde gesagt, sehr zu wünschen übrig ließ, begab er sich einige Tage später in den Studiensaal wo der Extra-Mathematik-Kurs von Statten gehen sollte. Obwohl er zwanzig Jahre älter aussah war der Kursusleiter ebenfalls ein Student der Psychologie. Er war, so gab er zu, noch immer im fünften Jahr tätig, obschon er schon zehn Jahre auf der Uni herumstudierte.
Dieser Student-Assistent-Professor-Kursusleiter war ein kluger Mann. Er bestimmte mittels eines Testes zuerst das Anfangsniveau aller zwanzig Nachhilfebedürftigen. Dann sprach er mit jedem einzelnen.
Als er das Testergebnis unseres Studenten Felix sah, wurde er bleich bis hinter den Ohren. "Lieber Felix, hast du je irgendeine Mathematikstunde genossen?" Darauf Felixens Antwort, wahrheitsgetreu: "Doch. In der Realschule hatten wir einiges an Mathematik. Aber das meiste hab ich vergessen. Oder verdrängt?" fügte er quasi-psychologisch hinzu.
Dann wurde der Kursusleiter richtig ernst und ehrlich. "Dieser Kurs hier ist nichts für dich. Ich rate dir freundlich aber dringend nachzudenken ob du überhaupt dieses Studium anfangen willst. Denk noch mal gut darüber nach. Statistisch gesehen hast du eine Chance von eins auf hunderttausend daß du die Mathematik- und Statistikprüfungen bestehst. An den formalen Mathematik- und Statistikverbindlichkeiten kannst du nicht vorbei. Die sind für alle Pflicht und keine Wahl. Ich wünsch dir alles Gute."
Einer muß es dir schon beibringen, aber er soll dir nur gesagt werden. So dachte Felix. Zuhause angekommen schloß er die Tür des Studierzimmers hinter sich zu, dachte eine halbe Stunde nach, ließ sich wieder blicken und sprach zu seiner Frau: "Hör mal. Ich fange normal mit dem Psychologiestudium an. Die Vorlesungen im Fachbereich Statistik hör ich mir an und die damit verbundenen praktischen Aufgaben versuche ich so gut wie 's nur geht zu erledigen. Wenn es der Hälfte der Anfänger unter den künftigen Psychologen gelingt die Statistikhürde zu nehmen, wäre es doch gelacht daß ich das nicht schaffen sollte. Ich werde viel Zeit und Mühe aufbringen müssen. Das werde ich. Aber nicht auf biegen und brechen und nicht koste was es wolle."
Hier oben sehen Sie einen Teil einer Seite aus dem Statistik-Lehrbuch. Für das Gedruckte ist der Autor, für das Hinzugeschriebene ist der Felix zuständig. An dieser Stelle war die Hälfte des ersten Jahres vorbei. Die etwas dunkel schimmernden Flecken verweisen auf das Blut, den Schweiß und die Tränen welche mit diesem Lehrstoff verbunden waren.
Unbeschreiblich war dann die Freude beim Abschluß des zweiten Semesters, just vor den Sommerferien, wo der diensthabende Studienleiter bekannt gab, daß der Student mit Namen Felix die Statistikprüfung mit "genügend" abgeschlossen habe.
Es ist wohl war, daß die erste Hürde die schwerste ist. Wenn auch der Felix in den folgenden Jahren mit den statistischen Problemaufgaben zu kämpfen hatte, so schwierig wie im Anfang wurde es nie. "Du hast mich total überrascht," sagte ihm der ehemalige Extra-Kursleiter dem er zufälligerweise im Korridor begegnete. "Es geht mir auch so," erwiderte Felix.
Was nun, liebe Bagatellenleserinnen und -Leser, sagt uns diese Geschichte? Erstens, es geschehen immer noch ungeahnte Geschichten wobei ungedachte Kräfte freikommen. Zweitens, der Felix hat gut Reden, denn es hatte auch völlig daneben gehen können. (Sagte seine Frau auch.) Drittens, traue niemals den Statistiken, sondern baue auf die Wahrheit. Viertens, lieber statistisch ungeeignet als menschlich durchgefallen. Oder?
Das war die Geschichte von Felix. Und wenn er nicht gestorben ist, lebt er heute noch.
Es war einmal ein nicht-mehr-so-junger Student. Kein Bettelstudent oder sonstiger braver, biederer Millöcker-fan, sondern ein urnormaler, unauffälliger, etwas älterer Student. Nach einigen schönen Jahren in der Lehrerschaft besann er - nennen wir ihn schlicht Felix, obwohl er einen völlig anders klingenden Vornamen hat - sich auf seine Zukunft und beschloß darauf in die Universität einzutreten wo ihm das Psychologiestudium lockte. Zum weiteren Verständnis sei noch hinzugefügt, daß der Felix eine liebe Ehefrau und zwei junge Kinder zu Hause wußte. Die Beratung mit der Ehefrau - übers Ob und Wie - dauerte fünf Minuten. "Wenn du das wirklich willst," sagte sie, "tue es." Die beiden Kinder sagten nichts, sie aber zeigten ein leichtes Nicken.
Nun war es so, daß in dem Land wo Felix wohnte, das Psychologiestudium damals sechs volle Jahre dauerte. Zwölf Semester oder achtzehn Trimester, wie Sie wollen. Das heißt allerdings: mindestens sechs Jahre. Wenn alles denn den Wünschen nach verlief. Dennoch fanden sich am ersten Tag in der Aula des Psychologischen Laboratoriums (die Subfakultät der Psychologie hatte ein eigenes, anspruchvolles Gebäude, was man Laboratorium (Labor) nannte, wie in Wundt's Zeiten) runde 220 Studenten um zu erfahren was das Psychologiestudium in etwa auf sich hatte. Worauf müßten die vielen jungen und einige wenige alte Anfänger sich vorbereiten?

Wenn Sie Altstudenten der Psychologie damals gefragt hätten was das schwierigste Fach unter allen vielen Fachbereichen im ersten Studienjahr war, hätte die Antwort gelautet: die erweiterte Mathematik und mehr im besonderen die Statistik.
"Das stimmt," sagte der Professor in seiner Einleitung, "aber den Studenten welche eine ungenügende mathematische Vorausbildung besitzen, offerieren wir einen Extra-Kurs. Um das allgemeine, erforderliche Anfangsniveau zu erreichen."
Weil Felixens mathematisches Niveau, gelinde gesagt, sehr zu wünschen übrig ließ, begab er sich einige Tage später in den Studiensaal wo der Extra-Mathematik-Kurs von Statten gehen sollte. Obwohl er zwanzig Jahre älter aussah war der Kursusleiter ebenfalls ein Student der Psychologie. Er war, so gab er zu, noch immer im fünften Jahr tätig, obschon er schon zehn Jahre auf der Uni herumstudierte.
Dieser Student-Assistent-Professor-Kursusleiter war ein kluger Mann. Er bestimmte mittels eines Testes zuerst das Anfangsniveau aller zwanzig Nachhilfebedürftigen. Dann sprach er mit jedem einzelnen.
Als er das Testergebnis unseres Studenten Felix sah, wurde er bleich bis hinter den Ohren. "Lieber Felix, hast du je irgendeine Mathematikstunde genossen?" Darauf Felixens Antwort, wahrheitsgetreu: "Doch. In der Realschule hatten wir einiges an Mathematik. Aber das meiste hab ich vergessen. Oder verdrängt?" fügte er quasi-psychologisch hinzu.
Dann wurde der Kursusleiter richtig ernst und ehrlich. "Dieser Kurs hier ist nichts für dich. Ich rate dir freundlich aber dringend nachzudenken ob du überhaupt dieses Studium anfangen willst. Denk noch mal gut darüber nach. Statistisch gesehen hast du eine Chance von eins auf hunderttausend daß du die Mathematik- und Statistikprüfungen bestehst. An den formalen Mathematik- und Statistikverbindlichkeiten kannst du nicht vorbei. Die sind für alle Pflicht und keine Wahl. Ich wünsch dir alles Gute."
Einer muß es dir schon beibringen, aber er soll dir nur gesagt werden. So dachte Felix. Zuhause angekommen schloß er die Tür des Studierzimmers hinter sich zu, dachte eine halbe Stunde nach, ließ sich wieder blicken und sprach zu seiner Frau: "Hör mal. Ich fange normal mit dem Psychologiestudium an. Die Vorlesungen im Fachbereich Statistik hör ich mir an und die damit verbundenen praktischen Aufgaben versuche ich so gut wie 's nur geht zu erledigen. Wenn es der Hälfte der Anfänger unter den künftigen Psychologen gelingt die Statistikhürde zu nehmen, wäre es doch gelacht daß ich das nicht schaffen sollte. Ich werde viel Zeit und Mühe aufbringen müssen. Das werde ich. Aber nicht auf biegen und brechen und nicht koste was es wolle."

Hier oben sehen Sie einen Teil einer Seite aus dem Statistik-Lehrbuch. Für das Gedruckte ist der Autor, für das Hinzugeschriebene ist der Felix zuständig. An dieser Stelle war die Hälfte des ersten Jahres vorbei. Die etwas dunkel schimmernden Flecken verweisen auf das Blut, den Schweiß und die Tränen welche mit diesem Lehrstoff verbunden waren.
Unbeschreiblich war dann die Freude beim Abschluß des zweiten Semesters, just vor den Sommerferien, wo der diensthabende Studienleiter bekannt gab, daß der Student mit Namen Felix die Statistikprüfung mit "genügend" abgeschlossen habe.
Es ist wohl war, daß die erste Hürde die schwerste ist. Wenn auch der Felix in den folgenden Jahren mit den statistischen Problemaufgaben zu kämpfen hatte, so schwierig wie im Anfang wurde es nie. "Du hast mich total überrascht," sagte ihm der ehemalige Extra-Kursleiter dem er zufälligerweise im Korridor begegnete. "Es geht mir auch so," erwiderte Felix.
Was nun, liebe Bagatellenleserinnen und -Leser, sagt uns diese Geschichte? Erstens, es geschehen immer noch ungeahnte Geschichten wobei ungedachte Kräfte freikommen. Zweitens, der Felix hat gut Reden, denn es hatte auch völlig daneben gehen können. (Sagte seine Frau auch.) Drittens, traue niemals den Statistiken, sondern baue auf die Wahrheit. Viertens, lieber statistisch ungeeignet als menschlich durchgefallen. Oder?
Das war die Geschichte von Felix. Und wenn er nicht gestorben ist, lebt er heute noch.
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Samstag, 30. November 2013
Bagatelle 209 - Wohnungsuche
terra40, 13:22h
Einer meiner zwei Söhne hat sich in den Kopf gesetzt umziehen zu wollen. Und zwar von einer Mietswohnung in einer WG (mehr ein Mietszimmer) in eine eigene Behausung in derselben niederländischen Universitätsstadt. Weil zwei mehr sehen als einer bat er seinen Vater ihm bei der Besichtigung einiger eventuell zu kaufenden Häuser zu begleiten. Diese Bagatelle beschreibt eine der besuchten Wohnungen und erörtert mit Ihnen die Frage ob dieses Haus überhaupt in Betracht kommt.
Zuerst muß geklärt worden um welche wohnungssuchende Person es sich handelt, und welche Qualitäten die Wohnung besitzen soll. Schließlich, und nicht unwichtig, muß auch die Relation zwischen dem Preis welcher der Verkäufer wünscht und dem Betrag den der angehende Käufer bereit ist zu zahlen berücksichtigt werden.
Fassen wir es kurz: der Käufer ist eine unverheiratete, alleinstehende Person, ziemlich intelligent aber genauso ziemlich ungeschickt in praktischen Handarbeiten; in einem festen Arbeitsvertrag tätig als IT-Sachverständiger. Er sucht ein kleines, feines Haus, ohne Garten, in oder nahe dem Stadtzentrum. Ein kleines Einfamilienhaus wird nicht von vorne an ausgeschlossen, aber ein Appartement läge mehr auf der Hand. Die Finanzen sind - komischerweise - nicht das größte Problem. Die Bank hat eine akzeptable Hypothek in Aussicht gestellt.
Bei der Vorbereitung des Besuches einer der drei im Frage kommenden Wohnungen lesen wir in der Broschüre welche ein freundlicher Makler uns besorgt hat, daß einige alte oder alt anmutende Details noch immer zu sehen sind. Man nennt unter anderem die schön gestückte Zimmerdecke. Das macht neugierig.
Das Haus das sich zur Besichtigung anbietet, Baujahr 1920: fast hundert Jahre alt also, sieht nicht gerade einladend aus. Unten links befinden sich zwei Eintrittstüren. Die rechte davon führt uns in einen Flur samt Treppe zum zweiten Stock. Denn dort befindet sich die eigentliche Wohnung. Sie besitzt 360 Kubikmeter an Volumen wovon etwa 110 Quadratmeter Wohnfläche, dann eine kleine Küche, ein Badezimmer mit Dusche und Toilette, ein separates Arbeitszimmer und zwei Schlafzimmer. Geschlafen wird allerdings im dritten Stock den man mittels einer festen Treppe erreicht. Das ist fast alles. Kein Schuppen oder Abstellplatz, wo man den Spaten den man bei der Gartenarbeit verwendet hat, aufbewahren kann. Nicht schlimm, denn das Haus besitzt keinen Garten. Der Preis beträgt sage und schreibe 215.000 Euro. Dazu kommen dann noch die restlichen kosten, z.B. für Makler und Notar. Umgerechnet, so hat mein Sohn erfunden, beträgt der Wohnlast runde 875 Euro monatlich.
Das Haus liegt in einer anscheinend ruhigen Gegend (mit vielen bereits renovierten Wohnungen). Zu Fuß ist es zehn Minuten, mit dem Rad braucht man fünf, und man ist wo man sein will: in der Innenstadt.
Eigentlich bin ich ein schlechter Ratgeber. Nicht nur in Sachen Wohnen. Besser wäre es gewesen, wenn man Sohn einen Vater gehabt hätte dessen Beruf Bauingenieur oder ähnliches ist. Ich achte nicht auf den Zustand der Fundierungen, übersehe den mangelhaften Einbau einzelner Wandschränke und vergesse nachzusehen ob und wie Gas-, Wasser- und Stromleitungen ihre Pflicht tun.
Statt dessen freue ich mich über die spürbare Liebe für das Wohnen welche die Bewohner dieses Hauses an den Tag legen. Daß sie es wagen uns Kinderzeichnungen an der Wand und herrliche Bücher in einem richtigen Bücherschrank zu präsentieren. Wo sieht man einen so schön verarbeiteten Fußboden aus reiner Eiche im ganzen Wohnbereich? Kennen Sie Wohnungen im zweiten Stock wobei die dahin führende Treppe samt Flur auf der parterre so schön "beteppicht" worden ist? Was übrigens für alle Treppen im Haus gilt. Die Schlafzimmer sind klein, aber Stuhl und Bett finden allemal einen Platz. Ein Parkplatz fürs Auto fehlt. Nur ist das weniger zu beanstanden wenn Sie wissen, daß der Sohn keinen Führerschein besitzt.
Noch zwei andere Wohnungen haben wir an diesem Tag besucht. Die waren zwar beide billiger, aber auch wesentlich schlechter. Mit Garten und Abstellschuppen, aber wer sieht gerne einen verwahrlosten Vorgarten mit nur Gras und Steinen? Und wer braucht einen tiefen, schlechtriechenden Keller als Abstellplatz für nicht-anwesende Gegenstände?
Nur, wer bin ich, daß ich mir solch ein unfachmännisches, unsachgemäßes Urteil erlaube?
Zuerst muß geklärt worden um welche wohnungssuchende Person es sich handelt, und welche Qualitäten die Wohnung besitzen soll. Schließlich, und nicht unwichtig, muß auch die Relation zwischen dem Preis welcher der Verkäufer wünscht und dem Betrag den der angehende Käufer bereit ist zu zahlen berücksichtigt werden.
Fassen wir es kurz: der Käufer ist eine unverheiratete, alleinstehende Person, ziemlich intelligent aber genauso ziemlich ungeschickt in praktischen Handarbeiten; in einem festen Arbeitsvertrag tätig als IT-Sachverständiger. Er sucht ein kleines, feines Haus, ohne Garten, in oder nahe dem Stadtzentrum. Ein kleines Einfamilienhaus wird nicht von vorne an ausgeschlossen, aber ein Appartement läge mehr auf der Hand. Die Finanzen sind - komischerweise - nicht das größte Problem. Die Bank hat eine akzeptable Hypothek in Aussicht gestellt.
Bei der Vorbereitung des Besuches einer der drei im Frage kommenden Wohnungen lesen wir in der Broschüre welche ein freundlicher Makler uns besorgt hat, daß einige alte oder alt anmutende Details noch immer zu sehen sind. Man nennt unter anderem die schön gestückte Zimmerdecke. Das macht neugierig.

Das Haus das sich zur Besichtigung anbietet, Baujahr 1920: fast hundert Jahre alt also, sieht nicht gerade einladend aus. Unten links befinden sich zwei Eintrittstüren. Die rechte davon führt uns in einen Flur samt Treppe zum zweiten Stock. Denn dort befindet sich die eigentliche Wohnung. Sie besitzt 360 Kubikmeter an Volumen wovon etwa 110 Quadratmeter Wohnfläche, dann eine kleine Küche, ein Badezimmer mit Dusche und Toilette, ein separates Arbeitszimmer und zwei Schlafzimmer. Geschlafen wird allerdings im dritten Stock den man mittels einer festen Treppe erreicht. Das ist fast alles. Kein Schuppen oder Abstellplatz, wo man den Spaten den man bei der Gartenarbeit verwendet hat, aufbewahren kann. Nicht schlimm, denn das Haus besitzt keinen Garten. Der Preis beträgt sage und schreibe 215.000 Euro. Dazu kommen dann noch die restlichen kosten, z.B. für Makler und Notar. Umgerechnet, so hat mein Sohn erfunden, beträgt der Wohnlast runde 875 Euro monatlich.
Das Haus liegt in einer anscheinend ruhigen Gegend (mit vielen bereits renovierten Wohnungen). Zu Fuß ist es zehn Minuten, mit dem Rad braucht man fünf, und man ist wo man sein will: in der Innenstadt.


Eigentlich bin ich ein schlechter Ratgeber. Nicht nur in Sachen Wohnen. Besser wäre es gewesen, wenn man Sohn einen Vater gehabt hätte dessen Beruf Bauingenieur oder ähnliches ist. Ich achte nicht auf den Zustand der Fundierungen, übersehe den mangelhaften Einbau einzelner Wandschränke und vergesse nachzusehen ob und wie Gas-, Wasser- und Stromleitungen ihre Pflicht tun.
Statt dessen freue ich mich über die spürbare Liebe für das Wohnen welche die Bewohner dieses Hauses an den Tag legen. Daß sie es wagen uns Kinderzeichnungen an der Wand und herrliche Bücher in einem richtigen Bücherschrank zu präsentieren. Wo sieht man einen so schön verarbeiteten Fußboden aus reiner Eiche im ganzen Wohnbereich? Kennen Sie Wohnungen im zweiten Stock wobei die dahin führende Treppe samt Flur auf der parterre so schön "beteppicht" worden ist? Was übrigens für alle Treppen im Haus gilt. Die Schlafzimmer sind klein, aber Stuhl und Bett finden allemal einen Platz. Ein Parkplatz fürs Auto fehlt. Nur ist das weniger zu beanstanden wenn Sie wissen, daß der Sohn keinen Führerschein besitzt.
Noch zwei andere Wohnungen haben wir an diesem Tag besucht. Die waren zwar beide billiger, aber auch wesentlich schlechter. Mit Garten und Abstellschuppen, aber wer sieht gerne einen verwahrlosten Vorgarten mit nur Gras und Steinen? Und wer braucht einen tiefen, schlechtriechenden Keller als Abstellplatz für nicht-anwesende Gegenstände?
Nur, wer bin ich, daß ich mir solch ein unfachmännisches, unsachgemäßes Urteil erlaube?
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Sonntag, 24. November 2013
Bagatelle 208 - Ehrlich wirklich wahr
terra40, 22:08h

Auch im Ausland ist der Tod des berühmten deutschen Satirikers Dieter Hildebrandt nicht unbemerkt geblieben. Die meisten großen Tages- und Wochenzeitungen in den Niederlanden publizierten eine Gedenkschrift.
Auch von uns, an der anderen Seite der Grenze wohnhaft, wurde Hildebrandt regelmäßig gesehen und ebenso regelmäßig wurde oft leise geschmunzelt über seine Lach-und- Schießgesellschaftlichen Bemerkungen. Zwar fehlten uns die feinen Einsichten in die spezifischen deutschen Politikzuständen um alles bis ins kleinste Detail zu verstehen, und auch die sprachlichen Hindernisse benamen uns manchmal die Sicht auf die eigentlichen Pointen, aber das wichtigste Gesagte haben wir schon mitbekommen. Das entzog sich allen Grenzbarrieren.
Von Hildebrandts Worten bleiben zwei Sätze immer in meiner Erinnerung. Während einer Politiksendung sagte er einmal zum Schluß:
"Wir haben genug über die Wahrheit diskutiert. Jetzt wollen wir ehrlich werden."
Nach so einem Satz fehlen einem die weiteren Worte.
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Donnerstag, 14. November 2013
Bagatelle 207 - Die letzte Rote
terra40, 19:03h
Gerade weil mir oft deutsche Sprach- und Schreibfehler unterlaufen, würden Sie vermuten daß ich meinte: die letzte Rose, wobei man an das bekannte Lied denken kann das in der Vergangenheit so wunderbar von einem der meist unterschätzten deutschen Sänger vertont wurde, nämlich von Rudolf Schock. Unterschätzt weil er es wagte auch mal was leichteres zu singen statt immer Mozart-Arien oder Schubert-Lieder, was er übrigens sehr gut konnte. Aber kehren wir zurück zum eigentlichen Thema dieser Bagatelle: das Rote.
Heute schreiben wir den 14. November. Noch einige Seufzer und das Jahr ist dahin. Der Sankt Martin ist inzwischen wieder heimgekehrt und sein Vetter, der Sankt Nikolaus, steht gerade vor der Tür. Die Tage sind nach allen Heiligen und Seelen kurz und trübe und die menschliche Stimmung hat sich daran angepaßt. Man beklagt sich über den dauernd fallenden Nieselregen und wenn es denn mal trocken ist leiden wir unter den ersten Nachtfrost.
Dennoch gibt es auch in diesen düsteren Tagen um unser Haus herum Blumen die nicht aufhören uns zu beglücken mit ihren roten Blüten. Zum Beispiel unsere Hintermauergladiole. Im Sommer noch ausgegraben und irgendwo anders im Garten verbuddelt wegen Hintermauerbauarbeiten. Als diese zur Zufriedenheit aller abgeschlossen waren, kam die Gladiole auf ihren alten Platz. Und siehe da: sie hört nicht auf uns ihr Rot zu schenken. Bis auf den heutigen Tag. Wenn wir sie lassen - und das tun wir - blüht sie noch bis in die Weihnachtszeit.
Und da ist auch noch die vielgeschmähte, ordinäre Geranie oder Geranium wie wir sie nennen. Sie möge vielleicht nicht aussehen wie eine Orchidee, ihr Bemühen aber uns sogar Mitte November ihr herrliches Rot zu zeigen kann man nicht genug loben.
Der Garten rundum unseren Hof ist allmählig auf den kommenden Winter vorbereitet. Bei uns kann alles Dürre und Vertrocknete ruhig liegen bleiben. Es sorgt für eine wohlwollende Decke sagte ein Igel zu mir der eine Winterschlafstätte suchte. Nur das Eichenblatt auf dem Rasen wird entfernt und an einem sonnig kalten Wintertag zusammen mit anderen brennbaren Überbleibseln verbrannt. Und einige Singvögel, die sich erkundigen ob der Winterfutterplatz schon installiert ist, melden daß sie der Zukunft vertrauensvoll entgegen sehen können.
Heute schreiben wir den 14. November. Noch einige Seufzer und das Jahr ist dahin. Der Sankt Martin ist inzwischen wieder heimgekehrt und sein Vetter, der Sankt Nikolaus, steht gerade vor der Tür. Die Tage sind nach allen Heiligen und Seelen kurz und trübe und die menschliche Stimmung hat sich daran angepaßt. Man beklagt sich über den dauernd fallenden Nieselregen und wenn es denn mal trocken ist leiden wir unter den ersten Nachtfrost.
Dennoch gibt es auch in diesen düsteren Tagen um unser Haus herum Blumen die nicht aufhören uns zu beglücken mit ihren roten Blüten. Zum Beispiel unsere Hintermauergladiole. Im Sommer noch ausgegraben und irgendwo anders im Garten verbuddelt wegen Hintermauerbauarbeiten. Als diese zur Zufriedenheit aller abgeschlossen waren, kam die Gladiole auf ihren alten Platz. Und siehe da: sie hört nicht auf uns ihr Rot zu schenken. Bis auf den heutigen Tag. Wenn wir sie lassen - und das tun wir - blüht sie noch bis in die Weihnachtszeit.
Und da ist auch noch die vielgeschmähte, ordinäre Geranie oder Geranium wie wir sie nennen. Sie möge vielleicht nicht aussehen wie eine Orchidee, ihr Bemühen aber uns sogar Mitte November ihr herrliches Rot zu zeigen kann man nicht genug loben.



Der Garten rundum unseren Hof ist allmählig auf den kommenden Winter vorbereitet. Bei uns kann alles Dürre und Vertrocknete ruhig liegen bleiben. Es sorgt für eine wohlwollende Decke sagte ein Igel zu mir der eine Winterschlafstätte suchte. Nur das Eichenblatt auf dem Rasen wird entfernt und an einem sonnig kalten Wintertag zusammen mit anderen brennbaren Überbleibseln verbrannt. Und einige Singvögel, die sich erkundigen ob der Winterfutterplatz schon installiert ist, melden daß sie der Zukunft vertrauensvoll entgegen sehen können.
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Freitag, 1. November 2013
Bagatelle 206 - Pfauenbildergalerie
terra40, 15:47h
Dann und wann werde ich gefragt wie es um die Pfauenfamilie steht welche sich seit einiger Zeit um unseren Hof herum aufhält. Vater Jeroen ist schon fast zwei Jahre bei uns; Mutter Jetta seit dem 1. Mai diesen Jahres und von dem 11. Juni an beglücken drei Pfauenküken (von denen sich zwei zu dem männlichen und eins zum weiblichen Geschlecht bekennen, so vermuten wir allerdings) die Gegend. Alle sind wohl auf, gesund und munter.
In dieser Bagatelle eine kleine Pfauenbildergalerie.
Die Familie beim Nachmittagsnichtstun. Vater Jeroen wie immer im Vordergrund, nahe zum Fotografen. Jetta bescheiden etwas mehr nach hinten. Die drei noch namenlosen Küken haben sich wie so oft auf die Bank gesetzt und schauen, neugierig wie sie sind, durchs Fenster hinein ins Haus.
Jetta und Küken auf der Bank. Beim guten Hinsehen erblicken sie (und Sie vielleicht auch) sogar den Fotografen spiegelbildlich im Fenster.
Man kann die Küken auch von innen nach außen betrachten. So wie hier durchs Glas fotografiert.
Herr im Hause ist immer noch der Jeroen. Stolz und sich seiner Würde und Schönheit bewußt. Hoch übers einfache Volk erhoben.
Aber dieser kleine Schuft fängt allmählig an es ihm gleich zu tun.
In dieser Bagatelle eine kleine Pfauenbildergalerie.

Die Familie beim Nachmittagsnichtstun. Vater Jeroen wie immer im Vordergrund, nahe zum Fotografen. Jetta bescheiden etwas mehr nach hinten. Die drei noch namenlosen Küken haben sich wie so oft auf die Bank gesetzt und schauen, neugierig wie sie sind, durchs Fenster hinein ins Haus.

Jetta und Küken auf der Bank. Beim guten Hinsehen erblicken sie (und Sie vielleicht auch) sogar den Fotografen spiegelbildlich im Fenster.

Man kann die Küken auch von innen nach außen betrachten. So wie hier durchs Glas fotografiert.

Herr im Hause ist immer noch der Jeroen. Stolz und sich seiner Würde und Schönheit bewußt. Hoch übers einfache Volk erhoben.

Aber dieser kleine Schuft fängt allmählig an es ihm gleich zu tun.
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Freitag, 25. Oktober 2013
Bagatelle 205 - Uhr von Kolumbus
terra40, 23:10h
Zweimal im Jahr kommt er, der von uns allen so gefürchtete horrorman: der Zeitschieber. Eine Mischform von Dracula, Boris Karloff, Frankenstein und dem griechischen Gott Kronos mit seiner Sanduhr. Wann er kommt? Ende März und Ende Oktober. Er kommt unausweichlich und unvermeidlich, wie der Hase zu Ostern und Santa Claus zu Weihnacht. Er kommt an festen, geordneten und offenbar abgemachten Zeitpunkten, meistens in der Nacht zum Sonntag, um Zwei nach Mitternacht. Er geht von Haus zu Haus, von Tür zu Tür. Er hat weder Mitleid noch Einsicht. Er nennt sich selber die Gerechtigkeit in eigener Person und tut was ihm befohlen ist, wie er immer betont, in eigener Sache und nicht in der Freizeit.
An diesen zwei Augenblicken im Jahr ist Hause Terra in höchsten Nöten. Gewarnt von der örtlichen Zeitung (Die Launen-an- der-Luhre Nachrichten), dabei unterstützt von dem Samstagesthemensprecher, der mich vehement davor warnt den kommenden Zeitschieber nicht zu vergessen.
Am nächsten Sonntagmorgen kann man mich durchs Haus wandern sehen, bei jeder Uhr anhaltend, und sich fragend: "… also Winterzeit. Dann muß die Uhr eine Stunde zurück. Oder war es doch andersrum. Vielleicht um eine Stunde vorwärts?"

Ich weiß nicht wie bei Ihnen zuhause die Zeitlage ist, aber bei uns wimmelt es von Uhren in allen denklichen Maßen und Formen. In jedem Zimmer gibt es wohl etwas woran sich die Zeit ablesen läßt. Variierend von semi-antiken Wanduhren, digitalen Zeitmeldern zu unausstehend rustikalen Kuckucksuhren. Und wenn dann wieder der Zeitschiebemann seine Runde gemacht hat, muß ich hinterher um alle Uhren in allen Zimmern zu bitten mir die von nun an gültige Zeit zu zeigen.
Jetzt aber ist die Lösung gefunden. Und zwar definitiv, weil materiell. Wir bauen uns zwei Sets, zwei Gruppen, von Uhren und Uhrwerken. Die eine Sammlung zeigt uns die gute alte Winterzeit, der andere Teil besteht aus Sommerzeitanzeigern. Der Unterscheid ist eine bloße Stunde, nicht mehr und auch keine Minute weniger. Und wenn dann Ende Oktober die Zeit des Zeitschiebers gekommen ist, treten wir durch die einzelne Hauszimmer, nehmen vorsichtig eine Sommeruhr von der Wand und ersetzen diese durch eine geschmacksvolle Winterzeitangabe. Nicht das Ei, sondern die Uhr von Kolumbus. Das werden auch der Zeitgeist, der Gott Kronus und ihr Diener der Zeitschieber zugeben müssen.
An diesen zwei Augenblicken im Jahr ist Hause Terra in höchsten Nöten. Gewarnt von der örtlichen Zeitung (Die Launen-an- der-Luhre Nachrichten), dabei unterstützt von dem Samstagesthemensprecher, der mich vehement davor warnt den kommenden Zeitschieber nicht zu vergessen.
Am nächsten Sonntagmorgen kann man mich durchs Haus wandern sehen, bei jeder Uhr anhaltend, und sich fragend: "… also Winterzeit. Dann muß die Uhr eine Stunde zurück. Oder war es doch andersrum. Vielleicht um eine Stunde vorwärts?"

Ich weiß nicht wie bei Ihnen zuhause die Zeitlage ist, aber bei uns wimmelt es von Uhren in allen denklichen Maßen und Formen. In jedem Zimmer gibt es wohl etwas woran sich die Zeit ablesen läßt. Variierend von semi-antiken Wanduhren, digitalen Zeitmeldern zu unausstehend rustikalen Kuckucksuhren. Und wenn dann wieder der Zeitschiebemann seine Runde gemacht hat, muß ich hinterher um alle Uhren in allen Zimmern zu bitten mir die von nun an gültige Zeit zu zeigen.
Jetzt aber ist die Lösung gefunden. Und zwar definitiv, weil materiell. Wir bauen uns zwei Sets, zwei Gruppen, von Uhren und Uhrwerken. Die eine Sammlung zeigt uns die gute alte Winterzeit, der andere Teil besteht aus Sommerzeitanzeigern. Der Unterscheid ist eine bloße Stunde, nicht mehr und auch keine Minute weniger. Und wenn dann Ende Oktober die Zeit des Zeitschiebers gekommen ist, treten wir durch die einzelne Hauszimmer, nehmen vorsichtig eine Sommeruhr von der Wand und ersetzen diese durch eine geschmacksvolle Winterzeitangabe. Nicht das Ei, sondern die Uhr von Kolumbus. Das werden auch der Zeitgeist, der Gott Kronus und ihr Diener der Zeitschieber zugeben müssen.
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Freitag, 18. Oktober 2013
Bagatelle 204 - Amplitude
terra40, 14:00h
Amplitude (oder: Amplitudo, ein nóch schöneres Wort) ist, so habe ich mir sagen lassen, ein Begriff aus der klassischen Mechanik. Es scheint ein Maß zu sein (ich sag' es in eigenen Worten) für die Entfernung zwischen einem festen Ruhepunkt und dem Ende eines drehenden Pendels.
Neulich sah ich mir am Fernsehen die Weltmeisterschaften im Geräteturnen an. Sofort kam die Erinnerung an die Turnstunde in der Schule. An die seltene Gelegenheit wo die Ringe niedergelassen wurden und wo van uns verlangt wurde, entweder hängend oder schaukelnd, allerhand schwierige Bewegungen zu machen. Da war was wir nannten: das Vogelnest (andere nannten es das Schwänlein an den Ringen), wo man die hölzerne Ringe so feste wie möglich in die Hände nahm, die Beine eins nach dem anderen ebenfalls durch die Ringe stach, und schließlich das körperliche Innere nach außen wendend auf einer sehr komischen Weise in den Ringen hing. Ungefähr wie hier auf dem Bild, aus dem Schreber Pangymnastikon (1875) entnommen:
Es gibt, wie Sie besser als ich wissen, offenbar viele Arten von Turnübungen und viele Sorten von Turngeräten. Frauen turnen am Boden, schwingen ihre Keulen und Seile, balancieren am Schwebebalken und bewegen sich zierlich am Barren oder springen über ein komisches, ledernes Pferd. Männer hängen an Ringen, schweben am Barren und Reck, und zeigen mirakulös aussehende Übungen auf und über ein wiederum komisch anmutendes ledernes Ross.
Und dann die Terminologie der verschiedenen Turnübungen. Ein Kopfstand, ein Handstand, eine Rolle vorwärts: das alles können und verstehen wir. Aber was ist bitteschön ein Jägersalto mit dreifacher Schraube? Was heißt denn: übergrätschen zum Stützhang?
Auch in der von mir so geliebten Turnerei spielt der Amplitude-Begriff eine Rolle. Nehmen wir zum Beispiel den Russen Sascha Abramkowitsch bei seiner Übung am Reck. Sascha hält die eiserne Rekstockstange (der Ruhepunkt) fest in den Händen während sein Körper rückwärts oder bauchwärts zierliche Kreise rundum den Reckstock dreht. Je größer der Abstand zwischen seinen Fingern und seinen in hübschen Turnschuhen verborgenen gestreckten Zehen, je größer das Amplitude. Und das ist wichtig, weil eine Übung welche mit breiten Kreisen und einem deswegen großen Amplitude ausgeführt wird schöner anzusehen ist und deshalb höher bewertet wird. Findet das geehrte Jurymitglied insofern er nicht einer Bestechung zum Opfer gefallen ist.
Schön anzusehen ist es allemal. Denke ich, wenn ich sehe wie mein Landsmann Epke Zonderland Weltmeister am Reck wird. Sein deutscher Busenfreund wird zweiter. Ein bißchen Schadenfreude ist auch dabei. Wie im Fußball.
Nachlese:
Auch diese an sich klare Darbietung wird von einigen illustrativen Bildern begleitet. Auf dem ersten Bild vermuten wir die hübsche Frida Ungemütlich am Barren. Die zweite Abbildung vermittelt klar und deutlich wie man (in diesem Fall der oben genannte Sascha Abramkowitz) am Reck eine Pendelkippe auszuführen hat. So getan kann es niemals schief gehen.

Neulich sah ich mir am Fernsehen die Weltmeisterschaften im Geräteturnen an. Sofort kam die Erinnerung an die Turnstunde in der Schule. An die seltene Gelegenheit wo die Ringe niedergelassen wurden und wo van uns verlangt wurde, entweder hängend oder schaukelnd, allerhand schwierige Bewegungen zu machen. Da war was wir nannten: das Vogelnest (andere nannten es das Schwänlein an den Ringen), wo man die hölzerne Ringe so feste wie möglich in die Hände nahm, die Beine eins nach dem anderen ebenfalls durch die Ringe stach, und schließlich das körperliche Innere nach außen wendend auf einer sehr komischen Weise in den Ringen hing. Ungefähr wie hier auf dem Bild, aus dem Schreber Pangymnastikon (1875) entnommen:

Es gibt, wie Sie besser als ich wissen, offenbar viele Arten von Turnübungen und viele Sorten von Turngeräten. Frauen turnen am Boden, schwingen ihre Keulen und Seile, balancieren am Schwebebalken und bewegen sich zierlich am Barren oder springen über ein komisches, ledernes Pferd. Männer hängen an Ringen, schweben am Barren und Reck, und zeigen mirakulös aussehende Übungen auf und über ein wiederum komisch anmutendes ledernes Ross.
Und dann die Terminologie der verschiedenen Turnübungen. Ein Kopfstand, ein Handstand, eine Rolle vorwärts: das alles können und verstehen wir. Aber was ist bitteschön ein Jägersalto mit dreifacher Schraube? Was heißt denn: übergrätschen zum Stützhang?
Auch in der von mir so geliebten Turnerei spielt der Amplitude-Begriff eine Rolle. Nehmen wir zum Beispiel den Russen Sascha Abramkowitsch bei seiner Übung am Reck. Sascha hält die eiserne Rekstockstange (der Ruhepunkt) fest in den Händen während sein Körper rückwärts oder bauchwärts zierliche Kreise rundum den Reckstock dreht. Je größer der Abstand zwischen seinen Fingern und seinen in hübschen Turnschuhen verborgenen gestreckten Zehen, je größer das Amplitude. Und das ist wichtig, weil eine Übung welche mit breiten Kreisen und einem deswegen großen Amplitude ausgeführt wird schöner anzusehen ist und deshalb höher bewertet wird. Findet das geehrte Jurymitglied insofern er nicht einer Bestechung zum Opfer gefallen ist.
Schön anzusehen ist es allemal. Denke ich, wenn ich sehe wie mein Landsmann Epke Zonderland Weltmeister am Reck wird. Sein deutscher Busenfreund wird zweiter. Ein bißchen Schadenfreude ist auch dabei. Wie im Fußball.

Nachlese:
Auch diese an sich klare Darbietung wird von einigen illustrativen Bildern begleitet. Auf dem ersten Bild vermuten wir die hübsche Frida Ungemütlich am Barren. Die zweite Abbildung vermittelt klar und deutlich wie man (in diesem Fall der oben genannte Sascha Abramkowitz) am Reck eine Pendelkippe auszuführen hat. So getan kann es niemals schief gehen.


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