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Dienstag, 2. Februar 2016
Bagatelle 277 - Grenzparadox
terra40, 18:10h
Im Schengengebiet werden zur Zeit wieder Diskussionen laut ob es, wegen der Flüchtlingenströme, nicht geraten ist die früheren Innengrenzen sichtbar, tastbar und handhabbar zu machen. Die hierunter gezeigten Fotos zeigen dass man tatsächlich damit begonnen hat. Hunderte von Jahren alte Grenzsteine, manche fast in der Erde verschwunden, werden erneuert und wieder in Stand gesetzt. Fehlt noch das Stacheldraht. Fehlen noch die Grenzbeamten (Kommiesen, sagten wir früher) welche die Grenze entlang patrouillieren und, weil sie jeden Grenzgänger untersuchen, den freien Grenzverkehr zwischen Staaten einschränken.
Schon einmal habe ich Ihnen erzählt dass ich in einem Dorf wohne quer wodurch die deutsche und unsere Landesgrenze verläuft: unsere Seite des Heelwegs heißt Niederlande, ihre Seite hinter dem Bürgersteig Bundesrepublik Deutschland. Unser Dorf nennt sich Dinxperlo (Gemeinde Aalten); ihres Süderwick (Gemeinde Bocholt i.W.)
Die Bürger beider Länder haben sich eh und je immer gut verstanden. Süderwicker Mädchen heirateten holländische Burschen und umgekehrt. In zwei Weltkriegen war das Verhältnis zwar schwer gestört und die Grenze geschlossen und abgeschrotet. Die Menschen beiderseits der Grenze allerdings halfen sich wo möglich und nötig. Nach dem 2. Weltkrieg wurde die Grenze allmählich abgebaut und verschwand. Das vereinigte Europa entstand. Auf lokalem Niveau sah man wie Dinxperlo (NL) und Süderwick (D) zusammenwuchsen. Deutsche Kinder gingen in Holland in den Kindergarten und der niederländische Notfallwagen brachte seine Passagiere in das Bocholter Krankenhaus. Aus Dinxperlo und Süderwick wuchs eine neue Gemeinschaft: Dinxperwick.
Wozu denn jetzt die Wiederinstandsetzung der alten Grenzsteine?
Es ist, wie paradoxal es auch klingen mag, ein Ausdruck weiterer Zusammenarbeit. Die zwei Heimatvereine haben sich vereint und restaurieren jetzt zusammen den alten Grenzweg.
1) Das erste und dritte Bild zeigt einen der ältesten Grenzsteine; dieser ist aus 1766. Nummer 176 aus einer langen Reihe. An der einen Seite oben das Wappen des Hertogs von Gelre, an der anderen das des Bischoffs von Münster.
2) Auf dem 2. Bild links der Vorsitzender des deutschen Heimatvereins, ganz rechts sein Kollege aus Holland. Die Herren in orange (sic!) sind deutsche Gemeindewerker aus Bocholt.
Schon einmal habe ich Ihnen erzählt dass ich in einem Dorf wohne quer wodurch die deutsche und unsere Landesgrenze verläuft: unsere Seite des Heelwegs heißt Niederlande, ihre Seite hinter dem Bürgersteig Bundesrepublik Deutschland. Unser Dorf nennt sich Dinxperlo (Gemeinde Aalten); ihres Süderwick (Gemeinde Bocholt i.W.)
Die Bürger beider Länder haben sich eh und je immer gut verstanden. Süderwicker Mädchen heirateten holländische Burschen und umgekehrt. In zwei Weltkriegen war das Verhältnis zwar schwer gestört und die Grenze geschlossen und abgeschrotet. Die Menschen beiderseits der Grenze allerdings halfen sich wo möglich und nötig. Nach dem 2. Weltkrieg wurde die Grenze allmählich abgebaut und verschwand. Das vereinigte Europa entstand. Auf lokalem Niveau sah man wie Dinxperlo (NL) und Süderwick (D) zusammenwuchsen. Deutsche Kinder gingen in Holland in den Kindergarten und der niederländische Notfallwagen brachte seine Passagiere in das Bocholter Krankenhaus. Aus Dinxperlo und Süderwick wuchs eine neue Gemeinschaft: Dinxperwick.
Wozu denn jetzt die Wiederinstandsetzung der alten Grenzsteine?
Es ist, wie paradoxal es auch klingen mag, ein Ausdruck weiterer Zusammenarbeit. Die zwei Heimatvereine haben sich vereint und restaurieren jetzt zusammen den alten Grenzweg.
1) Das erste und dritte Bild zeigt einen der ältesten Grenzsteine; dieser ist aus 1766. Nummer 176 aus einer langen Reihe. An der einen Seite oben das Wappen des Hertogs von Gelre, an der anderen das des Bischoffs von Münster.
2) Auf dem 2. Bild links der Vorsitzender des deutschen Heimatvereins, ganz rechts sein Kollege aus Holland. Die Herren in orange (sic!) sind deutsche Gemeindewerker aus Bocholt.
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Mittwoch, 20. Januar 2016
Bagatelle 276 - Scheingestalten
terra40, 13:57h
Aus meiner hier gezeigten Plastik Patientenbinde zu entnehmen, (mit dem Quasi-Namen, versteht sich,) mögen Sie Recht haben in der Annahme, dass ich mich im Krankenhaus aufhalte. So ist es: vor drei Tagen hat man mich mit fliegenden Fahnen (sehr übertrieben) und Sirenen pro Notfallwagen in das nächstgelegene Kreiskrankenhaus, das den wunderbaren Namen "Köningin Beatrix" trägt, befördert. In dieser Bagatelle allerdings möchte ich Ihnen von Scheingestalten erzählen, von für Sie unsichtbaren Bildern, welche mir seit jenen Tagen begleiten. Wenn Sie wollen berichte ich ein anderes Mal über den Krankheitsverlauf oder über eine andere der vielen sich vortuenden Krankenhausgeschichten die es natürlich in Hülle und Fülle gibt.
Zuerst die Medizinische Lage der Nation: "Sie, Herr Terra," sagt mir der diensthabende Neurologe, der jeden Morgen mit dem Abteilungsarzt, der Hauptschwester und einigen Assistenten die Runde macht, "sind von einer Gehirndurchblutungsstörung betroffen. Ein verstopftes Blutgefäß, vielleicht verursacht von einem Blutgerinnsel, hindert den Sauerstoff aus der Lunge ungehindert das Gehirn zu erreichen. Wegen ihren Herzproblemen aus früheren Zeiten, wodurch Sie Blutverdünner brauchen, bestehen Extra-probleme. Bitte, beschreiben Sie uns wie es Ihnen jetzt geht und wie es Ihnen zu Mute steht."
Wir sprechen länger, in einer medischen Sprache mit vielen Fachwörtern, und niederländisch. Ich hoffe doch sehr dass Sie in etwa verstehen was ich meine.
"Ich versuche eine passende Antwort zu formulieren, was schon schwierig genug ist. Probleme gibt es beim Sehen, (die Sichtfunktion ist gestört) das gehirnliche Sprech- und Sprachzentrum ist angetastet (die Wortfindung funktioniert mal so, mal so: eher schlecht als recht,) das Aussprachekönnen hat sehr nachgelassen und die Auge-Handkoordination der rechten Hand ist nicht in Ordnung. So kann ich unmöglich mit der rechten Hand die Knöpfe der linken Maue schließen.
Es gibt auch den Umständen nach Gutes zu berichten: ich bin fast schmerzfrei, kein Fieber, Blutdruck in Ordnung und wenn auch sehr langsam und vorsichtig mobil. Mein lakonisches/optimistisches Temperament hat anscheinend wenig gelitten. Am Tage kann ich gekleidet, langsam und stolpernd, umher gehen. Die (vorzügliche) Pflege hat Zeit um sich um andere Patienten zu kümmern.
Wie gesagt ist mein Gesichtsvermögen betroffen. Den Sichtwinkel schätze ich auf 30°. Geraus nach vorn sehen funktioniert, aber wo bei Ihnen an der rechten Seite vieles zu sehen ist, erscheint bei mir unsichtbares schwarzes. Um Sie, die rechts von mir sitzen, zu sehen muss ich den Kopf inklusive Augen drehen, was früher nicht nötig war.
Jetzt aber möchte ich auf das Hauptthema dieser Erzählung eingehen: die Scheingestalten, die sich bewegende Lichtstrukturen die ich gegen den schwarzen Hintergrund rechts bei mir meine zu sehen. Wir alle haben schon mal ꞌSternchenꞌ gesehen, wenn uns jemand unglücklicherweise und unverhofft eins aufs Auge gegeben hat. Das meine ich, aber dann anders.
Vom Mitten des Blickfeldes aus erscheinen sie, die Bilder. Bewegen sich manchmal geschmeidig, manchmal in Zügen, meistens nach rechts.
Was siehst du? Lichtstreifen, Drähte, Formen und Objekte, (einen sich drehenden Würfel, einen sich hinterkopfüberdrehenden Stuhl). Nicht bevor gesehen Mensch und Tier sind auch dabei: zwei ungleich alte, in Blau gekleideten Mädchen die sich an der Hand halten (Schwestern?), eine Pute, eine weiße Katze. Wenn ich am Abend auf dem Bette liege, kommt aus der Hinterwand ein koboldartiges Männchen das sich auf einen Klappstühlchen neben meinem Bett setzt und mit mir nach dem Fernseher an der Decke – den ich, weil recht vor mir, einigermaßen gut sehen kann - schaut wo der 8-Uhrtagesschausprecher mir die düsteren Weltereignisse zu vermitteln versucht. Plötzlich fängt der Kobold an über eine nichtlustige Bemerkung des Sprechers zu lachen und verschwindet schauderhaft rückwärts in den Fußboden.
Eine besonders kuriose Version sind die Arm-Hand-Strukturen. Ich sehe eine Schulter, einen Ober- und Unterarm und eine Hand mit Fingern. Die Begleitperson fehlt. Manchmal kommt die Hand in meine Richtung und winkt mir zu. Es kommt auch vor dass eine Hand, wenn ich versuche die Morgenzeitung zu lesen, neben meinem Kopf erscheint und deren Zeigefinger mir auf Zeitungsartikel zeigt. Ein Gipfel wurde erreicht als eine Hand sich sanft und unfühlbar auf mein rechtes Oberbein legt.
Da fängt das denken und psychologieren (pseudo-psychologie betreiben) an: Fantasie, Einbildung, fata morgana; Realität oder Idee, aber was ist es?
Nachschrift: Doch, wenn ich dies schreibe, bin ich wieder zu Hause. Es geht mir den Umständen nach gut: jeder neuer Tag gleicht mehr auf alten Zeiten. Die Bildfrequenz der Scheingestalten hat sehr nachgelassen, aber sie sind noch da.
"Wo warst du so lange? Wir haben dich vermisst." fragten mich die Pfauen als ich heim kam." "Ich war im Kreiskrankenhaus um nach den platonschen Scheingestalten auf Terras Felsenwand zu sehen, antwortete ich.
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Sonntag, 20. Dezember 2015
Bagatelle 275 - Dachpredigt
terra40, 14:09h
Als wir uns das letzte Mal sahen, hatte ich Ihnen gerade berichtet, dass man im September mit dem Bau zweier Drei-Familien-Wohnungen angefangen hatte. Kaum hatte ich Ihnen das mitgeteilt – die Worte hingen noch in der Luft – und die Gegebenheiten ubersputeten sich förmlich.
Sechs Eigentumswohnungen werden gebaut und zwar drei – wie wir sie nennen – Starterswohnungen und drei (kleinere) Seniorenwohnungen. Die meist rechte der Seniorenwohnungen wird die meinige werden.
Kaum vorstellbar in welch einem Tempo gebaut wird. Man bewegt sich von der Stelle und plötzlich entsteht Mauerwerk; vieles ist vorprogrammiert und vorfabriziert. Ein Riesenkran erscheint und wenn die Innenwänden es zulassen findet der Dachstuhl zügig aber vertrauensvoll seinen Platz.
Heute, der 20. Dezember, ist alles unter Dach und Fach. Die Handwerker bewundern ihrer Hände Arbeit, räumen auf und gehen in den Weihnachtsurlaub. Bis nach Neujahr, wo man sich wieder sieht.
Sechs Eigentumswohnungen werden gebaut und zwar drei – wie wir sie nennen – Starterswohnungen und drei (kleinere) Seniorenwohnungen. Die meist rechte der Seniorenwohnungen wird die meinige werden.
Kaum vorstellbar in welch einem Tempo gebaut wird. Man bewegt sich von der Stelle und plötzlich entsteht Mauerwerk; vieles ist vorprogrammiert und vorfabriziert. Ein Riesenkran erscheint und wenn die Innenwänden es zulassen findet der Dachstuhl zügig aber vertrauensvoll seinen Platz.
Heute, der 20. Dezember, ist alles unter Dach und Fach. Die Handwerker bewundern ihrer Hände Arbeit, räumen auf und gehen in den Weihnachtsurlaub. Bis nach Neujahr, wo man sich wieder sieht.
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Montag, 9. November 2015
Bagatelle 274 - Bevorstehender Umzug
terra40, 13:28h
Einige unter Ihnen, die ab und zu eine Bagatelle zu sich nehmen, wissen vielleicht dass ich meinen Wohnsitz – ein mehr als hundert Jahre alter Bauernhof - irgendwo in den ländlichen Landauern des niederländischen Platte Landes habe. Freunde und Bekannte die mich mal besuchen behaupten jedes Mal dass es hier ein kleines Paradies ist und ich werde sie nicht widersprechen.
Jetzt aber wo meine Gattin vor einigen Jahren verstorben ist und die Kinder mittlerweile in nicht unmittelbarer Nähe ein eigenes Zuhause geschaffen haben, finde ich mich alleine wieder. Manchmal denke ich darüber nach dass ich mit mir selber in diesem großen Haus Versteck-spielen kann. Gut ist, dass ich dem Alleine-sein gut gewachsen bin: das war schon immer so.
Ein zweiter zu berücksichtigender Grund weiter nachzudenken ist die Tatsache dass immer andauernde Reparaturen fällig sind. So müsste eigentlich der umfangreiche Bestand an Dachrinnen komplett erneuert werden. Aber wofür und wozu?
Schwierig wird die Lage wenn sich Komplikationen anbieten, zum Beispiel körperliche Beschränkungen. Glücklicherweise bin ich als geborenes Sonntagskind von schweren Krankheiten verschont geblieben, aber das kann sich natürlich bald ändern. Und wenn ich z.B. in die Apotheke gehen will, braucht es eine Auto- oder Fahrradfahrt von sieben Kilometern und der nächste Supermarkt liegt noch weiter weg.
Als dann bekannt wurde dass auf dem brach liegenden Schulgelände meiner alten Grundschule im Dorf –Sie wissen: dort wo die Apotheke und der Supermarkt nicht weit weg sind – einige Neubauwohnungen errichtet werden sollten (11 Mietwohnungen und sechs Eigentumswohnungen) habe ich mich nach reiflicher Überlegung entschlossen eine dieser Eigentumswohnungen zu kaufen. Es sind kleine Seniorenwohnungen. Auf dem Erdgeschoss befindet sich alles was man zum Leben braucht: Wohnzimmer, Küche, Schlafzimmer, Badezimmer, Toilette und Diele. Auf dem Obergeschoss sind zwei Zimmer geplant: ein geräumiges Arbeitszimmer (wo ich meine Bagatellen schreiben kann) und ein Gästezimmer.
Hier unten gibt ein Bild Ihnen eine Idee wie sich die Architekten das ausgedacht haben. Von den drei Wohnungen werde ich die meist rechte beziehen. Die einzige Änderung die ich vornehmen werde, ist das Bauen einer Garage der rechten Seitenmauer angeschlossen.
Doch, spannend ist es allemal. Denn man baut sich nicht jedes Jahr ein neues Haus. Im vergangenen September haben die Arbeiten angefangen. Wenn Sie mögen, halte ich Sie weiterhin auf dem laufendem.
Jetzt aber wo meine Gattin vor einigen Jahren verstorben ist und die Kinder mittlerweile in nicht unmittelbarer Nähe ein eigenes Zuhause geschaffen haben, finde ich mich alleine wieder. Manchmal denke ich darüber nach dass ich mit mir selber in diesem großen Haus Versteck-spielen kann. Gut ist, dass ich dem Alleine-sein gut gewachsen bin: das war schon immer so.
Ein zweiter zu berücksichtigender Grund weiter nachzudenken ist die Tatsache dass immer andauernde Reparaturen fällig sind. So müsste eigentlich der umfangreiche Bestand an Dachrinnen komplett erneuert werden. Aber wofür und wozu?
Schwierig wird die Lage wenn sich Komplikationen anbieten, zum Beispiel körperliche Beschränkungen. Glücklicherweise bin ich als geborenes Sonntagskind von schweren Krankheiten verschont geblieben, aber das kann sich natürlich bald ändern. Und wenn ich z.B. in die Apotheke gehen will, braucht es eine Auto- oder Fahrradfahrt von sieben Kilometern und der nächste Supermarkt liegt noch weiter weg.
Als dann bekannt wurde dass auf dem brach liegenden Schulgelände meiner alten Grundschule im Dorf –Sie wissen: dort wo die Apotheke und der Supermarkt nicht weit weg sind – einige Neubauwohnungen errichtet werden sollten (11 Mietwohnungen und sechs Eigentumswohnungen) habe ich mich nach reiflicher Überlegung entschlossen eine dieser Eigentumswohnungen zu kaufen. Es sind kleine Seniorenwohnungen. Auf dem Erdgeschoss befindet sich alles was man zum Leben braucht: Wohnzimmer, Küche, Schlafzimmer, Badezimmer, Toilette und Diele. Auf dem Obergeschoss sind zwei Zimmer geplant: ein geräumiges Arbeitszimmer (wo ich meine Bagatellen schreiben kann) und ein Gästezimmer.
Hier unten gibt ein Bild Ihnen eine Idee wie sich die Architekten das ausgedacht haben. Von den drei Wohnungen werde ich die meist rechte beziehen. Die einzige Änderung die ich vornehmen werde, ist das Bauen einer Garage der rechten Seitenmauer angeschlossen.
Doch, spannend ist es allemal. Denn man baut sich nicht jedes Jahr ein neues Haus. Im vergangenen September haben die Arbeiten angefangen. Wenn Sie mögen, halte ich Sie weiterhin auf dem laufendem.
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Samstag, 24. Oktober 2015
Bagatelle 273 - Feuerzeiten
terra40, 22:07h
Der Moment wo dieses Jahr sich die Sommerzeit verabschiedet, kommt bald in Sicht. Etwa zur selben Zeit da bei uns der Herr Zeitverschieber nachts die Uhren alle eine Stunde rückwärts stellt, fängt die Brennsaison an. Wir tragen alte, trockene Fruchtbaumholzstücke in die gute Stube und freuen uns auf die kommende, angenehme Holzglutwärme und den Anblick eines köstlichen Flammenspiels.
Irgendwo sind wir alle kleine Pyromanen; ich jedenfalls gehöre dieser Gattung an. Das war schon früher so als ich, siebenjährig, zusammen mit dem Nachbarsfreund auf dem Dachboden wo wir das Holz für den kommenden Winter aufbewahrten, ein kleines Feuer legte. Gut dass es die Dienstmagd rechtzeitig merkte und mit einem Eimer Wasser den Brand löschte, sonst wären wir, die ganze Familie nebst Haustieren, einem schrecklichen Feuer zum Opfer gefallen.
Wie das knattert und knistert! Wie schön die dünnen Feuerschlangen empor kringeln! Wie sich die Glutfarben abwechselnd orange, gelb, rosarot und goldig zeigen! Wie die Wärme Haus, Herd und sogar Gemüt und Herz erwärmt!
Irgendwo sind wir alle kleine Pyromanen; ich jedenfalls gehöre dieser Gattung an. Das war schon früher so als ich, siebenjährig, zusammen mit dem Nachbarsfreund auf dem Dachboden wo wir das Holz für den kommenden Winter aufbewahrten, ein kleines Feuer legte. Gut dass es die Dienstmagd rechtzeitig merkte und mit einem Eimer Wasser den Brand löschte, sonst wären wir, die ganze Familie nebst Haustieren, einem schrecklichen Feuer zum Opfer gefallen.
Wie das knattert und knistert! Wie schön die dünnen Feuerschlangen empor kringeln! Wie sich die Glutfarben abwechselnd orange, gelb, rosarot und goldig zeigen! Wie die Wärme Haus, Herd und sogar Gemüt und Herz erwärmt!
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Dienstag, 29. September 2015
Bagatelle 272 - Alt Eingemachtes
terra40, 17:46h
Das Bauernhaus in dem ich wohne hat inzwischen ein respektables Alter erreicht: 121 Jahre. Die Scheune hinter dem Hof ist allerdings jünger, sie ist erst in 1927 erbaut worden. Das wissen wir so genau weil der Grundriss, den der Architekt damals zustande gebracht hat, immer noch existiert. Auch das Barometer welches die Vorfahren damals zur Erinnerung an den Scheunebau von der Nachbarschaft geschenkt bekamen, ziert die Wand schon fast neunzig Jahre und zeigt wie immer stetig und vertrauensvoll die herrschende Temperaturhöhe.
Nun wo der Herbst allmählich Eintritt hält wird es Zeit vorzusorgen, denn der nächste Winter kommt bestimmt. Dachten die Großeltern und meine Schwiegereltern die früher hier auf dem Hof lebten. Höchste Zeit um ans Eingemachte zu denken. Zuerst wurden die Früchte des Feldes und des Baumgartens geerntet. Bohnen und Wallnüsse wurden getrocknet, Kohl wurde säurig eingetopft, Kartoffel und Äpfel wurden strohbedeckt in der Erde vergraben oder auf dem Dachboden frostfrei aufbewahrt. November wurde das Schwein geschlachtet. Der Speck wurde zum trocknen in breiten Scheiben geschnitten und hoch in der Wohnküche aufgehängt, während das Fleisch gekocht und unter Fett in Glas auf den späteren Verzehr wartete. Der gütige Herr Weck hat mit seiner Erfindung den Leuten auf dem Land sehr geholfen.
Wer ein großes Haus hat, hat eben Raum und Gelegenheit Sachen aufzubewahren. Und jetzt wo die Nutztiere: Kühe, Schweine, Hühner und Pferd die Scheune verlassen haben, ist es fast moralisch verwerflich und obendrein unnötig alte aber brauchbare Sachen wegzuwerfen: nein, wir bringen sie für’s erste in die Scheune.
Das gilt auch für eingemachtes Fruchtfleisch. Meine Schwiegermutter und meine Gattin haben seit Lebens jeden Herbst viel Leckeres eingemacht, wie zum Beispiel Kirschen, Beeren, Pfirsiche, Pflaumen, Zwetschen und was weiß ich noch mehr. Davon wurde eine herrliche Bohle gemacht, manchmal mit, manchmal ohne Alkohol (Brennwein oder ähnliches).
Was geschieht aber bei einer üppigen Ernte, wenn die Äste unter der Last der Früchte biegen und der Regal im Keller schon voll Gläser von vorigen Jahren steht? Dann wird eben die alte Ernte in die Scheune gebracht wodurch neu Eingemachtes Platz bekommt. Wie gesagt: wegwerfen oder vernichten ist das letzte was man tut. Dann eben bringen wir die alten Gläser samt Inhalt in die Scheune.
So kommt es dass ich Ihnen heute einiges alte Eingemachte zeigen kann. Pfirsiche aus dem Jahre 1992, Zwetschen aus 1998, Kirschen eines unbekannten Jahrganges. Alles sorgfältig geweckt und aufbewahrt. Mit Gummi Ringen luftdicht von der Außenwelt abgeschlossen. Nur die zuerst helle Farben sind einigermaßen verblasst.
Doch, ich weiß was Sie jetzt denken. Ich denke dasselbe.
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Freitag, 18. September 2015
Bagatelle 271 - Geschichte in Kreide
terra40, 13:31h
Oberhalb der Haustür sagt uns ein anscheinend alter Giebelstein, dass Sie, wenn Sie dieses Haus betreten wollen, bedenken müssen, dass es schon im Jahre 1673 gebaut worden ist und 1766 seine heutigen Ausmaße bekommen hat. (Entschuldigung für diesen schwierigen Anfangssatz, aber wahr ist er wohl.) Tatsächlich ist es das älteste Haus in meinem Geburtsdorf. Bis zu meinem 20. Lebensjahr habe ich hundert Meter hinter diesem Haus gewohnt. Die zwei unverheiratete Damen, die Geschwister Dora und Stina te Beest, die hier damals ihr Zuhause hatten, waren also unsere engsten Nachbarn. Das Haus war alt, groß und schön, mit tausenden spannenden Ecken. Es hatte eine große Diele, ein wunderschönes Vorzimmer, Schlafzimmer unten und oben, eine Küche samt Waschküche und, was wir Kinder damals sehr vornehm fanden, ein spezielles Blumenzimmer mit allerhand Kakteen und dergleichen geheimnisvollen Blumen und Pflanzen. Draußen waren zwei Gärten: ein riesiger Blumengarten mit Felspartien und ein Gemüsegarten mit Spargelbeeten. Und natürlich fehlte der Hühnerstall nicht. Unten war ein tiefer Keller, wo mein Vater in den letzten Kriegstagen März 1945 zusammen mit anderen Nachbarn Schutz fand. (Ehefrau und Kinder waren schon außerhalb des Dorfes in einen Bauernhof gezogen.) Es war auch der Ort wo im Krieg einige Eingeweihte, worunter mein Vater, abends heimlich die Londoner Nachrichten von Radio Oranje hörten.
Anno 2015 steht das Haus leer. Wenn Sie mögen, können Sie es kaufen. Bitte zwei große Geldstapel mitbringen: einer zum Kauf und einer zur Restauration. Die zwei Damen die hier in meiner Jugendzeit wohnten, sind längst verstorben wie auch die darauffolgende Bewohner.
Es mögen vierzig Jahre vergangen sein wo ich das Haus zum letzten Mal von innen gesehen habe. Der Grund ist einfach: seit meinem zwanzigsten wohne ich nicht mehr ich seiner Nachbarschaft. Wir sind umgezogen. Aber neulich, an einem Sonntag wo bei uns Monumententag war wo alle interessante Gebäude geöffnet waren und wo in dem Haus obendrein noch eine Kunstausstellung stattfand, hatte ich die Gelegenheit alte Stätten wieder zu besuchen. So auch dieses Haus.
Vieles war anders, aber vieles war noch immer dasselbe. Nur waren die Zimmer leer und kalt. Das alte Blumenzimmer war für diese Gelegenheit in ein Stück Museum umgewandelt. Der tiefe Keller war feucht wie eh und je und durch die Fenster der Waschküche hatte man noch immer Aussicht auf den jetzt öden Gemüsegarten.
Was auch noch da war, war die Zeichnung. Auf der Diele. Eine Zeichnung in Kreide, gezeichnet auf der Tür die zum Blumenzimmer führt.
Als kleiner Junge hab ich diese Kreidezeichnung - Künstler/Verfasser unbekannt, immerhin mehr als hundert Jahre alt - zahllose Male gesehen. Sie war sowohl geheimnisvoll schön als auch beängstigend. Zwei Personen, Soldaten so zu sehen, oben ein Datum: 2 September 1914 und darunter Wörter in Schriftzeichen die ich weder lesen noch begreifen konnte. Nachher hörte man dass es rechts ein preußischer Offizier war der zu einem französischen Waffenbruder sagt: ꞌWeißt Du noch von 70?ꞌ Geschrieben in der üblichen Sütterlinschrift die wir nicht verstanden. Heute, so sah ich, hat jemand die Schrift modernisiert, so dass jeder es lesen kann. Aber originell ist es natürlich nicht.
Neu ist auch die Plastik Hülle mit der ein freundliches Mitglied des hiesigen Heimatvereins und Liebhaber alter Zeichnungen das Kreidedenkmal zu schützen versucht.
Damals, als ich als kleiner Nachbarsjunge die Diele betrat, habe ich oft gesehen wie die beiden Damen te Beest an Samstagen das Haus säuberten und dann auch die Diele fegten. Als letzte war die Kreidezeichnung an der Reihe. Äußerst vorsichtig wurde einiger Staub entfernt und wo nötig wurde sorgfältig mit Kreide eine zu verschwinden drohende Linie nachgezogen und ausgebessert.
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Samstag, 12. September 2015
Bagatelle 270 - Radlerinvasion
terra40, 22:30h
Was würden Sie sagen, in diesen Tagen von Völkerwanderungen, wenn plötzlich Dutzende von Radlern – von denen Sie keine Person (Frau oder Mann) kennen – sich auf den Weg machen und darauffolgend ihren Hof in Besitz nehmen, ihre neuverbaute und aufgeräumte Scheune (früher Schweinestall, jetzt Hobbyraum) betreten, sich an ihren Tischen in ihren Stühlen setzen, von einem Becher herrlichster Fruchtsaft versorgt werden wollen und nach einem Viertelstündchen voller Plaudergeschichten wieder abreisen in eine neue Zukunft?
Alles halb so schlimm. Der Bund der älternder Gemeindemitglieder EV (etwa so ähnlich heißen die Älternverbände bei uns) organisiert in den Sommermonaten für seine Mitglieder dann und wann Radlertouren. Länge etwa 25 bis 30 Kilometer. Nicht zu weit, denn man ist schließlich alt. Da ist es angebracht ungefähr halbwegs eine Pause einzulegen, das versteht sich. Eine kleine Ruhestätte, wo sich die müden Radler für eine Weile ausruhen können und wo sie von der Organisation beglückt werden mit Fruchtsaft und Obst. Sehr wichtig ist auch dass sich an dieser Pauseadresse eine Toilette befindet.
Weil mein alter Hof all diese Anforderungen und Möglichkeiten bietet und vortrefflich als gesuchter Pausenstopp dienen kann, hatte die Organisation sich mit einer diesbezüglichen Frage vorher an mich gewandt. ꞌKönnen und wollen Sie diese Radlergruppen empfangen und dürfen die Teilnehmer all die Möglichkeiten welche der Hof bietet benutzen?ꞌ (Unter uns, die Frage war eigentlich vor allem gezielt auf: ꞌdürfen die Radler von ihrer Toilette Gebrauch machen?ꞌ)
Natürlich durften sie das. Und selbstverständlich konnten die Radler alles benutzen was ich ihnen bieten konnte.
Nein, keinen oder keine von den fast hundert Teilnehmern kannte ich. Aber ich war froh etwas für sie tun zu können. Und Ermüdungserscheinungen bei den alten Radlern habe ich nicht entdecken können. Viele hatten sich der Modernität angeschlossen: sie kamen und gingen per e-bike.
Alles halb so schlimm. Der Bund der älternder Gemeindemitglieder EV (etwa so ähnlich heißen die Älternverbände bei uns) organisiert in den Sommermonaten für seine Mitglieder dann und wann Radlertouren. Länge etwa 25 bis 30 Kilometer. Nicht zu weit, denn man ist schließlich alt. Da ist es angebracht ungefähr halbwegs eine Pause einzulegen, das versteht sich. Eine kleine Ruhestätte, wo sich die müden Radler für eine Weile ausruhen können und wo sie von der Organisation beglückt werden mit Fruchtsaft und Obst. Sehr wichtig ist auch dass sich an dieser Pauseadresse eine Toilette befindet.
Weil mein alter Hof all diese Anforderungen und Möglichkeiten bietet und vortrefflich als gesuchter Pausenstopp dienen kann, hatte die Organisation sich mit einer diesbezüglichen Frage vorher an mich gewandt. ꞌKönnen und wollen Sie diese Radlergruppen empfangen und dürfen die Teilnehmer all die Möglichkeiten welche der Hof bietet benutzen?ꞌ (Unter uns, die Frage war eigentlich vor allem gezielt auf: ꞌdürfen die Radler von ihrer Toilette Gebrauch machen?ꞌ)
Natürlich durften sie das. Und selbstverständlich konnten die Radler alles benutzen was ich ihnen bieten konnte.
Nein, keinen oder keine von den fast hundert Teilnehmern kannte ich. Aber ich war froh etwas für sie tun zu können. Und Ermüdungserscheinungen bei den alten Radlern habe ich nicht entdecken können. Viele hatten sich der Modernität angeschlossen: sie kamen und gingen per e-bike.
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Mittwoch, 2. September 2015
Bagatelle 269 - Hitzerekord
terra40, 15:07h
Der Sommer ist hin, vorbei. Das meinen jedenfalls die Meteorologen. Bei ihnen fängt am 1. September der Herbst an. Lassen wir sie in ihrem Wahn. Denn wir wissen dass noch immer gilt was uns die Grundschullehrer beigebracht haben: am 21. September fängt der Herbst an.
Es war schon heiß in diesem Sommer, finden Sie nicht auch? Und jedes Mal wenn sich wieder eine Hitzewelle ankündigte, fragten wir uns ob das in unserem Lande geltende Hitzerekord - 38.6 Grad Celsius, gemessen im August 1946 – nun endlich gebrochen werde.
In meinem Haus wimmelt es, sozusagen, von Instrumenten und Hilfsmittel welche uns nicht nur die hier-und-jetzt geltenden Wetterdaten vermitteln, sondern manchmal auch noch vorhersagende Qualitäten besitzen. In Zeiten großer Hitze ticke ich auf mein hundert Jahre altes Barometer und sehe wie der Anzeiger Richtung Hochdruck verschiebt. Ich sehe auf das große Außenthermometer an der Scheunemauer. Das meint dass die dortige Temperatur etwa um die 37 liegt. Das besserwissende Wettervorhersageinstrument im Gemüsegarten hält es bei 38°.
Glauben Sie übrigens nicht, dass uns wegen meteorologischen Daten und sonstigen Wettervorhersagen Obsessionen plagen. Nein, wir lassen das Wetter kommen wie es kommt. Und, wie wir sagen, wir lassen Gottes Wasser ruhig und vertrauensvoll über Gottes Acker laufen. Die vielen Wetterinstrumente dienen nur um unsere uralten Bauernregel zu ergänzen.
Nein, das geltende Hitzerekord wurde laut sachverständigen Meteorologen weder eingestellt noch übertroffen. Da habe ich aber meine Zweifel.
Auf meinem Arbeitszimmer, oben, hängt ein kleines Thermometer das sowohl die Innen- als auch die Außentemperatur misst. Eines Tages, mittags um 11 nach 4, ist es vor dem Bildschirm wo meine Bagatellen erscheinen und oberhalb der Tastatur 32.5°. Draußen, an der anderen Mauerseite, unter den Dachziegeln, ist es ungelogen 41.0 Grad Celsius. Das sind 100 Grad Fahrenheit, kaum vorstellbar.
Heute, den 2. September, ist es draußen kalt (18°) und windig. Regenschauer werden sich mit sonnigen Abschnitten abwechseln, sagt die Wettervorhersage. Das mag so sein, aber der nächste Altweibersommer kommt bestimmt.
Es war schon heiß in diesem Sommer, finden Sie nicht auch? Und jedes Mal wenn sich wieder eine Hitzewelle ankündigte, fragten wir uns ob das in unserem Lande geltende Hitzerekord - 38.6 Grad Celsius, gemessen im August 1946 – nun endlich gebrochen werde.
In meinem Haus wimmelt es, sozusagen, von Instrumenten und Hilfsmittel welche uns nicht nur die hier-und-jetzt geltenden Wetterdaten vermitteln, sondern manchmal auch noch vorhersagende Qualitäten besitzen. In Zeiten großer Hitze ticke ich auf mein hundert Jahre altes Barometer und sehe wie der Anzeiger Richtung Hochdruck verschiebt. Ich sehe auf das große Außenthermometer an der Scheunemauer. Das meint dass die dortige Temperatur etwa um die 37 liegt. Das besserwissende Wettervorhersageinstrument im Gemüsegarten hält es bei 38°.
Glauben Sie übrigens nicht, dass uns wegen meteorologischen Daten und sonstigen Wettervorhersagen Obsessionen plagen. Nein, wir lassen das Wetter kommen wie es kommt. Und, wie wir sagen, wir lassen Gottes Wasser ruhig und vertrauensvoll über Gottes Acker laufen. Die vielen Wetterinstrumente dienen nur um unsere uralten Bauernregel zu ergänzen.
Nein, das geltende Hitzerekord wurde laut sachverständigen Meteorologen weder eingestellt noch übertroffen. Da habe ich aber meine Zweifel.
Auf meinem Arbeitszimmer, oben, hängt ein kleines Thermometer das sowohl die Innen- als auch die Außentemperatur misst. Eines Tages, mittags um 11 nach 4, ist es vor dem Bildschirm wo meine Bagatellen erscheinen und oberhalb der Tastatur 32.5°. Draußen, an der anderen Mauerseite, unter den Dachziegeln, ist es ungelogen 41.0 Grad Celsius. Das sind 100 Grad Fahrenheit, kaum vorstellbar.
Heute, den 2. September, ist es draußen kalt (18°) und windig. Regenschauer werden sich mit sonnigen Abschnitten abwechseln, sagt die Wettervorhersage. Das mag so sein, aber der nächste Altweibersommer kommt bestimmt.
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Sonntag, 23. August 2015
Bagatelle 268 - Gespiegelter Wunsch
terra40, 20:35h
Dieses Jahr planen mein jüngster Sohn und seine Freundin einen Wanderurlaub in deutschen Mittelgebirgen. Man reist zuerst mit der Deutschen Bundesbahn in die Eifel, dort werden drei Wandertage verbracht, und weiter geht’s dann in den Süden, in die schwarzen Wälder rundum Freiburg im Breisgau.
An einem dieser herrlichen Mittwochmorgen die uns dieses Jahr beschert sind, bringe ich die beiden zum Bahnhof in Bocholt (im Westfalenland). Zwar von uns aus gesehen Ausland, weil wir aber nahe an der Grenze wohnen eine Autofahrt von nur zwanzig Minuten.
Auf dem Bahnsteig werden wir mit unlesbaren und deshalb unverständlichen Schriftzeichen empfangen. Auf der anderen Glasplattenseite aber lesen wir diese freundlichen Wünsche, vermutlich von einigen Schalkefans. Die offenbar Gelsenkirchen lieben und Dortmund hassen.
Die Reisenden lassen sich nicht beirren und genießen die Urlaubsvorfreude. Wir wünschen ihnen erholsame und glückliche Wanderungen.
An einem dieser herrlichen Mittwochmorgen die uns dieses Jahr beschert sind, bringe ich die beiden zum Bahnhof in Bocholt (im Westfalenland). Zwar von uns aus gesehen Ausland, weil wir aber nahe an der Grenze wohnen eine Autofahrt von nur zwanzig Minuten.
Auf dem Bahnsteig werden wir mit unlesbaren und deshalb unverständlichen Schriftzeichen empfangen. Auf der anderen Glasplattenseite aber lesen wir diese freundlichen Wünsche, vermutlich von einigen Schalkefans. Die offenbar Gelsenkirchen lieben und Dortmund hassen.
Die Reisenden lassen sich nicht beirren und genießen die Urlaubsvorfreude. Wir wünschen ihnen erholsame und glückliche Wanderungen.
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Sonntag, 16. August 2015
Bagatelle 267 - Zersägtes Glück
terra40, 17:41h
Was alles an Furcht, Schrecken und Elend auch dieser Bagatellentitel bei Ihnen auszulösen vermag, welche Gedanken an Unglückseligkeiten er auch aufruft: alles halb so schlimm. Die Sache ist folgendermaßen.
Seit nun mehr als 46 Jahren trage ich einen Ehering. Schlicht und schmal, aber aus purem Gold, so sieht er aus. Außen glatt wie ein Aal. An der Innenseite, der Haut zugewandt, liest man den Vornahmen meiner geliebten Ehefrau und das Hochzeitsdatum. So wie es, damals als wir heirateten, Sitte war.
Ich kann mich nicht entsinnen dass ich je meinen Ehering nicht getragen habe. Wenn, dann nicht länger als zwei Minuten. Auch als vor einigen Jahren die liebe Frau Terra verstarb, blieb ich den Ring tragen. Ich fühlte – und fühle mich bis auf den heutigen Tag - mich immer noch verheiratet, mit ihr verbunden. Nun aber hat sich die Sache gewandelt.
Kleine gesundheitliche Probleme sind schuld. So fingen, ungefähr vor einem Halbjahr, meine Finger an dick, steif und weniger biegsam zu werden. Es brauchte keinen Arzt um mich davon zu überzeugen dass die Arthrose in mir eine neues Opfer gefunden hatte. Die Finger, besonders die meiner rechten Hand, vorher immer so dünn und schlank, verwandelten sich in einigen Wochen in kleine, unansehnliche Würstchen. Morgens beim Erwachen und Fingerblicken dachte ich: sind das wirklich meine Hände?
Auch der Ehering am rechten Ringfinger hatte zu leiden. Er ließ sich nicht mehr bewegen: eine Runde drehen um seine Achse ging nicht und ein Verschieben nach unten oder nach oben in Richtung Fingerspitze war nicht mehr möglich.
Vorige Woche habe ich mich von meinem Ring getrennt. Ein Fachmann in Sachen Uhren & Juwelen hat ihn zersägt und entfernt. Er könnte ihn, sagte der Fachmann und meinte den Ring, vergrößern und wieder passend machen. Darauf habe ich verzichtet. Die Trennung ist endgültig.
Heute hängt der zersägte Ring an einem seidenen Faden irgendwo in meinem Arbeitszimmer. Hinter ihm ein liebevolles Herz das meine Frau früher in einer verlorenen Stunde gebastelt hat und ein Foto von ihr, während einer Ferienreise in Schweden gemacht in einer Zeit wo wir noch nicht verheiratet waren. Mit der rechten Hand streichelt sie die Hauskatze und mit ihren Augen schaut sie auf die linke, auf den Ring an ihrem Finger.
Seit nun mehr als 46 Jahren trage ich einen Ehering. Schlicht und schmal, aber aus purem Gold, so sieht er aus. Außen glatt wie ein Aal. An der Innenseite, der Haut zugewandt, liest man den Vornahmen meiner geliebten Ehefrau und das Hochzeitsdatum. So wie es, damals als wir heirateten, Sitte war.
Ich kann mich nicht entsinnen dass ich je meinen Ehering nicht getragen habe. Wenn, dann nicht länger als zwei Minuten. Auch als vor einigen Jahren die liebe Frau Terra verstarb, blieb ich den Ring tragen. Ich fühlte – und fühle mich bis auf den heutigen Tag - mich immer noch verheiratet, mit ihr verbunden. Nun aber hat sich die Sache gewandelt.
Kleine gesundheitliche Probleme sind schuld. So fingen, ungefähr vor einem Halbjahr, meine Finger an dick, steif und weniger biegsam zu werden. Es brauchte keinen Arzt um mich davon zu überzeugen dass die Arthrose in mir eine neues Opfer gefunden hatte. Die Finger, besonders die meiner rechten Hand, vorher immer so dünn und schlank, verwandelten sich in einigen Wochen in kleine, unansehnliche Würstchen. Morgens beim Erwachen und Fingerblicken dachte ich: sind das wirklich meine Hände?
Auch der Ehering am rechten Ringfinger hatte zu leiden. Er ließ sich nicht mehr bewegen: eine Runde drehen um seine Achse ging nicht und ein Verschieben nach unten oder nach oben in Richtung Fingerspitze war nicht mehr möglich.
Vorige Woche habe ich mich von meinem Ring getrennt. Ein Fachmann in Sachen Uhren & Juwelen hat ihn zersägt und entfernt. Er könnte ihn, sagte der Fachmann und meinte den Ring, vergrößern und wieder passend machen. Darauf habe ich verzichtet. Die Trennung ist endgültig.
Heute hängt der zersägte Ring an einem seidenen Faden irgendwo in meinem Arbeitszimmer. Hinter ihm ein liebevolles Herz das meine Frau früher in einer verlorenen Stunde gebastelt hat und ein Foto von ihr, während einer Ferienreise in Schweden gemacht in einer Zeit wo wir noch nicht verheiratet waren. Mit der rechten Hand streichelt sie die Hauskatze und mit ihren Augen schaut sie auf die linke, auf den Ring an ihrem Finger.
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Freitag, 31. Juli 2015
Bagatelle 266 - Dopingverdacht
terra40, 20:35h
Einige Sportsfreunde können mehr als andere: sie radeln schneller den Berg hinauf, sie schwimmen die 100 Meter Freistill einige Millisekunden zügiger, sie heben bis zu einem Kilo schwerere Gewichte, sie treffen mit ihrem Säbel besser als ihre Sportskollegen die dasselbe versuchen. Die Ursache dieser Unterschiede liegt in Faktoren als Talent, Eifer, bessere Sportfazilitäten, angeborene Eigenschaften, und manche mehr. Seit vielen Jahren, wissen wir, spielt auch die Medizin eine Rolle. Einige Sportler lassen sich vor einem wichtigen Wettkampf ihr Blut waschen oder bedienen sich mit einer Epo-pille. Wir kennen alle die Geschichten von anabole Steroiden und ihre Wirkung auf sportliche Leistungen.
Seit die Dopingautorität strenger vorgeht wissen wir dass die Dopingsünde auch Fußballer nicht unberührt lässt. So wunderte es mich nicht als ich neulich in meiner Morgenzeitung las dass der Fußballer K. van E. des Dopinggebrauchs bezichtigt wird. Bei einer unerwarteten Kontrolle seien in seinem Blut Spuren des verbotenen Mittels FUROSEMIDE gefunden. Er wurde mit sofortiger Wirkung suspendiert. Ihm droht ein jahrelanger Fussballentzug.
In tiefer Trauer und voller Scham muss ich Ihnen jetzt mitteilen, dass auch ich zu der Gruppe Menschen gehöre welche man Dopingsünder nennt. Ich hatte gehofft es für Sie verborgen halten zu können, aber der Zeitungsbericht gibt mir keine andere Wahl. Ja, auch ich habe offenbar schwer gesündigt. Ich habe bis auf den heutigen Tag jahrelang jeden Tag eine kleine weiße Furosemide-pille geschluckt. Ich gebe es zu und bereue es. Dass meine liebe Frau Kardiologin mir die Pille verordnet hat, kann man nicht zu möglich mildernden Umständen rechnen. Ich bin natürlich letztendlich selber und alleine verantwortlich.
Jetzt wissen Sie auch wie es kommt dass ich
a) neulich südwesteuropäischer Meister wurde in den Mensch-Ärger-Dich-Nicht Meisterschaften in Raunen an der Luhre;
b) zusammen mit meinem Kollegen Willie S. zweiter geworden bin beim 25 Meter Figur sägen in Ottebrõ (Nordfriesland);
c) und bei den diesjährigen Meisterschaften im Verfassen von Kurzgeschichten mit dieser Bagatelle die goldene Urkunde gewonnen habe.
Richtig: ich war gedopt.
Seit die Dopingautorität strenger vorgeht wissen wir dass die Dopingsünde auch Fußballer nicht unberührt lässt. So wunderte es mich nicht als ich neulich in meiner Morgenzeitung las dass der Fußballer K. van E. des Dopinggebrauchs bezichtigt wird. Bei einer unerwarteten Kontrolle seien in seinem Blut Spuren des verbotenen Mittels FUROSEMIDE gefunden. Er wurde mit sofortiger Wirkung suspendiert. Ihm droht ein jahrelanger Fussballentzug.
In tiefer Trauer und voller Scham muss ich Ihnen jetzt mitteilen, dass auch ich zu der Gruppe Menschen gehöre welche man Dopingsünder nennt. Ich hatte gehofft es für Sie verborgen halten zu können, aber der Zeitungsbericht gibt mir keine andere Wahl. Ja, auch ich habe offenbar schwer gesündigt. Ich habe bis auf den heutigen Tag jahrelang jeden Tag eine kleine weiße Furosemide-pille geschluckt. Ich gebe es zu und bereue es. Dass meine liebe Frau Kardiologin mir die Pille verordnet hat, kann man nicht zu möglich mildernden Umständen rechnen. Ich bin natürlich letztendlich selber und alleine verantwortlich.
Jetzt wissen Sie auch wie es kommt dass ich
a) neulich südwesteuropäischer Meister wurde in den Mensch-Ärger-Dich-Nicht Meisterschaften in Raunen an der Luhre;
b) zusammen mit meinem Kollegen Willie S. zweiter geworden bin beim 25 Meter Figur sägen in Ottebrõ (Nordfriesland);
c) und bei den diesjährigen Meisterschaften im Verfassen von Kurzgeschichten mit dieser Bagatelle die goldene Urkunde gewonnen habe.
Richtig: ich war gedopt.
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Samstag, 25. Juli 2015
Bagatelle 265 - Gestrickte Vorsorge
terra40, 20:18h
Die eine Hitzewelle löst der anderen ab: so sieht dieser Sommer 2015 einigermaßen aus. Extrem hohe Temperaturen und viel Trockenheit. Der Wärmerekord in dem Teil meines Landes wo ich wohne steht bei 38.6 Grad Celsius und datiert aus dem Jahre 1946. Vor zwei Wochen aber war dann doch die Zeit gekommen, dass ein neuer Hitzerekord fällig war. Dachte ich mir, denn auf einem meiner vielen Innen- und Außenthermometern und sonstigen Wetterstationen rundum den Hof wurde die magische Zahl 39 angezeigt. War aber eine Täuschung oder ein Irrtum sagte uns der Sprecher der offiziellen Wetterbehörde, weil unsere Messinstrumente offenbar nicht geeicht wären, sagte er. Womit er Recht hat. So steht der Rekord noch immer bei 38.6°.
Furchtbar heiß war es inzwischen doch. So wunderte es mich sehr, dass sich einige Leute bei diesen sommerlichen Temperaturen Sorgen zu machen scheinen über den kommenden Winter. Und zwar nicht über den Holzvorrat für den Kamingebrauch oder Vorverkäufe von Winterkleidern, sondern über die Frage: wie sorge ich dafür dass mein liebgewonnenes Fahrrad den kommenden Winter schmerzlos übersteht?
Die Lösung welche ich während einer kurzen Stadtwanderung (in der schönen Stadt Kleve am Niederrhein) sah, ließ mich fröhlich aufhorchen und voller Überraschung zustimmen. Natürlich: dás ist die Lösung! Was sah ich? Eine sehr künstlerisch, kreativ und handfertig veranlagte Frau (nehmꞌ ich mal an) hatte ihr liebes Fahrrad umhüllt in einem wollenen selbst-gestrickten Gewand. Das wollgewickelte Fahrrad stand da in einem Schaufenster und ich brauchte mindestens drei Minuten um a) zu sehen was ich sah, b) um die große Kreativität und Inventionskraft der Schöpferin in mir aufzunehmen und c) um die Originalität der hinter liegenden Gedanke zu bewundern.
Sehen Sie mal, wie herrlich schön und funktionsgerecht alle diverse Fahrradteile umstrickt sind. Daran kann auch einer wie ich, der nichts von stricken und Strickmustern weiß, sich erfreuen. Auch wenn es draußen fast 40 Grad Celsius ist!
Nachrede: Gerne hätte ich Ihnen den Namen der Klever Dame genannt die dieses Kunstwerk vollbracht hat. Aber es war an diesem Tage wirklich zu heiß um etwas vernünftiges zu unternehmen.
Furchtbar heiß war es inzwischen doch. So wunderte es mich sehr, dass sich einige Leute bei diesen sommerlichen Temperaturen Sorgen zu machen scheinen über den kommenden Winter. Und zwar nicht über den Holzvorrat für den Kamingebrauch oder Vorverkäufe von Winterkleidern, sondern über die Frage: wie sorge ich dafür dass mein liebgewonnenes Fahrrad den kommenden Winter schmerzlos übersteht?
Die Lösung welche ich während einer kurzen Stadtwanderung (in der schönen Stadt Kleve am Niederrhein) sah, ließ mich fröhlich aufhorchen und voller Überraschung zustimmen. Natürlich: dás ist die Lösung! Was sah ich? Eine sehr künstlerisch, kreativ und handfertig veranlagte Frau (nehmꞌ ich mal an) hatte ihr liebes Fahrrad umhüllt in einem wollenen selbst-gestrickten Gewand. Das wollgewickelte Fahrrad stand da in einem Schaufenster und ich brauchte mindestens drei Minuten um a) zu sehen was ich sah, b) um die große Kreativität und Inventionskraft der Schöpferin in mir aufzunehmen und c) um die Originalität der hinter liegenden Gedanke zu bewundern.
Sehen Sie mal, wie herrlich schön und funktionsgerecht alle diverse Fahrradteile umstrickt sind. Daran kann auch einer wie ich, der nichts von stricken und Strickmustern weiß, sich erfreuen. Auch wenn es draußen fast 40 Grad Celsius ist!
Nachrede: Gerne hätte ich Ihnen den Namen der Klever Dame genannt die dieses Kunstwerk vollbracht hat. Aber es war an diesem Tage wirklich zu heiß um etwas vernünftiges zu unternehmen.
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Montag, 13. Juli 2015
Bagatelle 264 - Leicht verdient
terra40, 20:01h
Ein guter Nachbar ist besser als ein Freund in ferner Liefen, so lautet sinngemäß ein niederländisches Sprichwort. Es ist wahr: die Bedeutung einer guten Nachbarschaft hat, auch hier bei uns auf dem platten Lande, nachgelassen. Aber wir bemühen uns gut mit einander auszukommen. Wie ehꞌ und je. So erschrak ich als mein Nachbar Joost (sprich: Jost mit langem /o/) neulich bei mir vorbei kam mit einer Beschwerde. Es handelte um folgendes.
Sie wissen inzwischen alles über unsere Pfauenschar. Es betrifft Godfather Jeroen, seine zwei Söhne Sokke und Fukke, ein zweijähriges Zwillingspaar, und eine einjährige liebe Pfauenhenne ohne Namen. Die Klage vom Nachbar Joost galt vor allem das Benehmen Sokke und Fukkes. Sie seien, laut Joost, was ich schon beobachtet hatte, dann und wann in die Nachbarschaft gezogen und verblieben dann gerne in Joostens großem Waldstück Annex Garten. Auch das junge Hennchen hatte diesen Weg entdeckt. Oft verblieben die drei Sünder dort einige Tage und Nächte. Vorige Woche war es dann passiert dass die jungen Pfauen mitten in der Nacht anfingen zu schreien. So schlimm dass die kleinen Kinder aufwachten und nicht mehr schlafen konnten. Auch ein anderer Nachbar hatte sich schon bei Joost beschwert.
(Vielleicht wissen Sie wie Pfauen schreien: manchmal schroff und wütend, manchmal klagend und jammernd. Aber immer sehr laut. So schön die Pfauen äußerlich sind, so unschön ist ihr Geschrei.)
Wie gesagt: wir leben seit Jahrhunderten in pais und Frieden mit unseren Nachbarn und ich möchte das so beibehalten. Deshalb sagte ich zu Joost: Wenn du Ärger mit den Pfauen hast, tue mit ihnen was du willst. (Weil ich weiß dass Joost und Familie Tierfreunde sind, mache ich mich über das Los meiner Pfauen keine Sorgen.) Jost schlug dann vor sie (die Pfauen) zu fangen und zu verkaufen. Ich ließ ihm die freie Hand.
Nach einigen Tagen – die Jungpfauen waren immer noch nicht wieder zurück bei mir auf dem Hof – kam abends an einem Sonntag (dem 21. Juni, bei uns Vatertag) Joost zu mir mit der erfreulichen Nachricht dass die Pfauenplage ein Ende gefunden hatte. An diesem Morgen sei nämlich eine junge Frau aus L., eine Kleinstadt 15 Km entfernt, angefahren gekommen, welche die drei Pfauen, die inzwischen offenbar gefangen worden waren, gerne kaufen wollte um sie dem Vater als Vatertags Geschenk überreichen zu können. Joost brachte mir den Ertrag, einige 20-Euroscheine, weil es schließlich meine Pfauen waren. Weil er sich so viel Mühe gegeben hatte, beschloss ich dass wir uns das Geld teilen. So gesagt, so getan.
Die Sache war nachbarlich gut abgeschlossen und der (nächtliche) Friede wieder hergestellt.
Dann kam der darauffolgende Montag, der 22. Juni. Abends machte ich wie gewöhnlich meine Runde um den Hof um nach dem Rechten zu sehen und meinem Altpfau Jeroen mit ein paar Maiskörnern zu versorgen. Da hörte ich plötzlich ein bekanntes Geräusch: zwei Jungpfauen flogen aus den umringenden Bäumen auf das Scheunendach und von da aus auf den Steinpfad wo sie immer ihre Nahrung bekamen. Ich staunte nicht schlecht. Gestern verkauft und jetzt wieder zu Hause?
Da fuhr ich sofort zum Nachbar Joost und sprach Worte die höchstwahrscheinlich Ewigkeitsruhm erhalten werden: "Was auch du gestern der lieben Frau aus L. verkauft haben will, es waren sicher nicht meine Jungpfauen Sokke und Fukke." Und ich kann selbstverständlich kein Geld annehmen für etwas Verkauftes das nicht mein Eigentum war. Und gab Joost den Rest des Geldes. Nachher verständigten wir uns darüber dass das Geld einem guten Zweck dienen soll. Und das ist gut so.
Das ist jetzt drei Wochen her. Sokke und Fukke ziehen ihre Kreise um den Hof herum, dabei vom Vater Jeroen beobachtet. Manchmal sind sie ein Tag auf Reisen, manchmal auch zwei. Das nächtliche Pfauenschreien aber hat ein Ende gefunden und der Ärger darüber ist vorbei. Bis heute, denn man weiß nie.
Bei dem Bild hier unten: Sokke (vorne links) und Fukke bei Vater Jeroens (Hintergrund) Lektion 1: Imponiergehabe.
Sie wissen inzwischen alles über unsere Pfauenschar. Es betrifft Godfather Jeroen, seine zwei Söhne Sokke und Fukke, ein zweijähriges Zwillingspaar, und eine einjährige liebe Pfauenhenne ohne Namen. Die Klage vom Nachbar Joost galt vor allem das Benehmen Sokke und Fukkes. Sie seien, laut Joost, was ich schon beobachtet hatte, dann und wann in die Nachbarschaft gezogen und verblieben dann gerne in Joostens großem Waldstück Annex Garten. Auch das junge Hennchen hatte diesen Weg entdeckt. Oft verblieben die drei Sünder dort einige Tage und Nächte. Vorige Woche war es dann passiert dass die jungen Pfauen mitten in der Nacht anfingen zu schreien. So schlimm dass die kleinen Kinder aufwachten und nicht mehr schlafen konnten. Auch ein anderer Nachbar hatte sich schon bei Joost beschwert.
(Vielleicht wissen Sie wie Pfauen schreien: manchmal schroff und wütend, manchmal klagend und jammernd. Aber immer sehr laut. So schön die Pfauen äußerlich sind, so unschön ist ihr Geschrei.)
Wie gesagt: wir leben seit Jahrhunderten in pais und Frieden mit unseren Nachbarn und ich möchte das so beibehalten. Deshalb sagte ich zu Joost: Wenn du Ärger mit den Pfauen hast, tue mit ihnen was du willst. (Weil ich weiß dass Joost und Familie Tierfreunde sind, mache ich mich über das Los meiner Pfauen keine Sorgen.) Jost schlug dann vor sie (die Pfauen) zu fangen und zu verkaufen. Ich ließ ihm die freie Hand.
Nach einigen Tagen – die Jungpfauen waren immer noch nicht wieder zurück bei mir auf dem Hof – kam abends an einem Sonntag (dem 21. Juni, bei uns Vatertag) Joost zu mir mit der erfreulichen Nachricht dass die Pfauenplage ein Ende gefunden hatte. An diesem Morgen sei nämlich eine junge Frau aus L., eine Kleinstadt 15 Km entfernt, angefahren gekommen, welche die drei Pfauen, die inzwischen offenbar gefangen worden waren, gerne kaufen wollte um sie dem Vater als Vatertags Geschenk überreichen zu können. Joost brachte mir den Ertrag, einige 20-Euroscheine, weil es schließlich meine Pfauen waren. Weil er sich so viel Mühe gegeben hatte, beschloss ich dass wir uns das Geld teilen. So gesagt, so getan.
Die Sache war nachbarlich gut abgeschlossen und der (nächtliche) Friede wieder hergestellt.
Dann kam der darauffolgende Montag, der 22. Juni. Abends machte ich wie gewöhnlich meine Runde um den Hof um nach dem Rechten zu sehen und meinem Altpfau Jeroen mit ein paar Maiskörnern zu versorgen. Da hörte ich plötzlich ein bekanntes Geräusch: zwei Jungpfauen flogen aus den umringenden Bäumen auf das Scheunendach und von da aus auf den Steinpfad wo sie immer ihre Nahrung bekamen. Ich staunte nicht schlecht. Gestern verkauft und jetzt wieder zu Hause?
Da fuhr ich sofort zum Nachbar Joost und sprach Worte die höchstwahrscheinlich Ewigkeitsruhm erhalten werden: "Was auch du gestern der lieben Frau aus L. verkauft haben will, es waren sicher nicht meine Jungpfauen Sokke und Fukke." Und ich kann selbstverständlich kein Geld annehmen für etwas Verkauftes das nicht mein Eigentum war. Und gab Joost den Rest des Geldes. Nachher verständigten wir uns darüber dass das Geld einem guten Zweck dienen soll. Und das ist gut so.
Das ist jetzt drei Wochen her. Sokke und Fukke ziehen ihre Kreise um den Hof herum, dabei vom Vater Jeroen beobachtet. Manchmal sind sie ein Tag auf Reisen, manchmal auch zwei. Das nächtliche Pfauenschreien aber hat ein Ende gefunden und der Ärger darüber ist vorbei. Bis heute, denn man weiß nie.
Bei dem Bild hier unten: Sokke (vorne links) und Fukke bei Vater Jeroens (Hintergrund) Lektion 1: Imponiergehabe.
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