Samstag, 4. Juni 2011
Bagatelle 108 - Dachschaden
Wenn Sie Bilderrätsel mögen, habe ich für Sie eine interessante Aufgabe. Hierunter zeige ich Ihnen zwei Bilder von ein und demselben Objekt. Was mag das wohl sein? Um Ihnen das Problem etwas zu erleichtern, mache ich aus der Aufgabe eine multiple-choice Version.





Wir sehen:
• eine Süd-ägyptische Wassermelone
• eine Münstersche Verkehrsampel im interbellum zwischen rot und grün
• eine aufgeblasene Schweineblase
• keins der obigen drei Alternativen

(Hier fünf Minuten Denkpause einlegen.)

Nein, es ist keine Wassermelone, keine orange-farbige Ampel, keine zum Fußballspielen aufgeblasene Schweineblase. Es ist - man möge mir verzeihen – mein eigenes, höchstpersönliches Scheiteldach. Fragen Sie mich bitte nicht wie es fotografiert worden ist. Ich weiß nur daß es von oben war. Es ist ein Selbstporträt.

Mit einiger Zurückhaltung möchte ich um Ihre besondere Aufmerksamkeit bitten für die Dachbedeckung. Nennen wir’s beim Namen: für die wenigen noch verbliebenen Haare.
Früher war ich gesegnet mit einem, sagen wir normalen, schwarzfarbigen Haarwuchs. Später kam der Ober- und Unterlippenbart dazu. Im Laufe der Zeit haben sich zwei Sachen drastisch geändert. Erstens ist die Anzahl Scheitelhaare stark reduziert. Jetzt gibt es nur noch einige dünne Haarsträhne, die ich mir so kurz wie möglich schneiden lasse. Zweitens gibt es die Haarfarbemetamorphose: von tiefschwarz über quasi-intelligent-grau zu einem leuchtend weiß. Das grau-weiße deutet auf das zunehmende Alter und die abnehmende Schlagfertigkeit. So hat jedes Alter seine eigene Haare.






Auffallend sind auch die anwesende Narben auf meinem Scheitel. Zeugen früherer Unfälle. Eins kann ich Ihnen versichern: je älter man wird, je mehr Kopfhaare man verliert, je mehr man sich den Kopf verwundet. Ich gehe in den leeren Hühnerstall um meine Gartenutensilien abzustellen, und wieder einmal stoße ich mir den Kopf weil ein Balken mir nicht aus dem Wege gehen will. Es geschieht viel öfter als früher.

Ach, sagen Sie vielleicht, was schert mich Terra mit seinem Dachschaden. Ich hab’ schon andere Sachen am Kopf! Und recht haben Sie.

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Die Buddhisten vertreten die Ansicht, im Scheitel sitze die göttliche Kraft Buddhas, auf Ihrem - lieber Herr Terra - sitzt definitiv der Schalk.
Wo Sie nur immer diese witzigen Geschichtchen und Ideen herbekommen? Manchmal denke ich, Sie seien vielleicht ein Nachfahre des Till Eulenspiegel?
Wie auch immer Ihre genealogische Vorgeschichte sein mag, Ihre Bagatelle aus der vogelperspektive ist jedenfalls ein Schmunzeln wert.

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Unter Dach und Fach
Danke, lieber Herr Pastiz, für Ihren Kommentar! Nur:
(1) Die Bagatelle handelte über das Scheiteldach und die Dachbedeckung. Sie können sich kaum vorstellen was sich darúnter, auf dem Dachboden, abspielt: eine Fülle von alltäglichen Banalitäten, langweilige, träge Verhandlungen und Gedanken.
(2) Den Eulenspiegel mag ich nicht so sehr. Er mag einem anderen gerne einen Spiegel vorhalten, aber selber traut er sich nicht auch mal darein zu schauen.
Gruß, T.

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