Montag, 25. Juli 2011
Bagatelle 116 - Wetterstein
Seit eh und je helfen alte Bauernregeln uns bei der Wettervorhersage. Abendrot verspricht am nächsten Tag schönes Wetter und Morgenrot sagt im Laufe des Tages Regen voraus. Und wer kennt nicht den trostreichen Spruch: "… wenn's morgens friert in Mai, ist der Monat April vorbei." Also.

Manche schwören beim Wolfenbütteler Anzeiger, diesem kleinen Büchlein, worin man nicht nur die Kölner Markttage, sondern auch das Wetter im kommenden Monat erfahren kann. Und wenn bei uns zuhause die alte Scheunediele schwitzend naß ausschlägt, sagen wir: glaub uns, es kommt Regen. Und wir singen zusammen mit Schuberts Schönen Müllerin weiter: Ich glaub' es kommt ein Regen, Ade, ich geh' nach Haus.



Das Bild hier oben kann man bei uns in der Gegend beim wandern oder radfahren sehen. Es zeigt uns eine Landstraße, einen freundlichen Bauernhof, eine Bank, einen Stein, ein Schild, einen Abfallkorb. Wißt ihr was? Wir halten an, stellen das Rad hinterm Baum und bevor wir uns auf die Bank setzen, betrachten wir uns den Stein und lesen was auf dem Schild geschrieben steht. Die Gegend heißt Binnen-Heurne, hätte sich aber auch Unter-Hasselberg nennen können. Der Name tut eigentlich nicht zur Sache. Es gibt hier offenbar ein örtlicher Heimatverein (oder so was). Die Bank ist von den Vereinsmitgliedern gestiftet worden anläßlich ihres 15-Jährigen Bestehens.



Sehen wir uns jetzt den Stein an. Die Form erinnert uns einigermaßen an einem Körperteil das einem schmunzeln läßt. Wir lassen die Hand auf der Steinoberfläche ruhen und fühlen abwechselnd Glätte, Risse und Rillen.
Es ist ein Wetterstein. Die Nachbarschaft weiß bescheid: ihr braucht man nichts weiteres zu sagen. Dem fremden Reisenden aber, der überhaupt nichts vom Bestehen von Wettersteinen weiß, wird auf einem Schild klar und deutlich gemacht auf welche Weise uns der Stein hilft beim Betrachten der hiesigen Wetterlage.
In einer Tabelle sieht das so aus. (Die Kosten der Übersetzung vom Niederländischen ins Deutsche übernimmt hoffentlich der Gemeindekulturkreis.)

der Stein zeigt sich -> das Wetter zeigt sich:

trocken -> schön
naß -> regnerisch
warm -> sonnig
unsichtbar -> neblich trübe
beweglich -> windig
kalt -> frostig
weiß -> schneewetter
blau -> steinkalt




Oben steht geschrieben: Der Binnenheurnse Wetterstein - Das Wetter von Minute zu Minute. Unten liest man: Gestiftet am 7. Juni 2009 anläßlich des 15-jährigen Bestehens des Nachbarschaftsverein.

Da möchte man doch wohnen! In solch einer ungemein gemeinnützlichen, nachbarschaftlichen Gegend. Wo man noch etwas für den anderen übrig hat. Oder?

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