Sonntag, 3. August 2014
Bagatelle 235 - Feuergefährlich
terra40, 23:51h
“Weißt du,“ fragte mich mein alter ego, als ich ihm unlängst beim Morgenzähneputzen im Badezimmerspiegel begegnete, “dass du nicht gerade bekannt bist um den Tiefgang in deinen bagatellarischen Geschriften?“ Und mit den Worten: “Du scheinst auch im Wählen von banalen, alltäglichen und sogar albernen Themen ein Meister zu sein. Hat man dir das schon mal gesagt?“ rieb er noch mehr Salz in die Wunde. Der Klimax wurde erreicht als er schließlich endete mit der Bemerkung: “Aus zuverlässiger Quelle habe ich, nebenbei gesagt, auch erfahren, dass du sogar einen Text schreiben kannst über Gipfel der Albernität, zum Beispiel über das Streichholz. Stimmt das?“
Ich ließ mir nicht anmerken wie sehr mich diese Sätze trafen. Sondern beantwortete nur seinen letzten Aufruf. ‘Einen Text verfassen über das Streichholz? Natürlich kann ich das!‘ Und fing an folgendes zu schreiben.
Von Hause aus und von Geburt an bin ich eigentlich ein Semi-Pyromane. Ich liebe es drinnen im Kamin den Holzofen anzuzünden und draußen den Stapel trocken-brennbares Abfall. Vielleicht ist es eine Sache der Vererbung. Mein Vater hat als Neunjähriger die große Scheune neben dem elterlichen Bauernhof angezündet. Und aus sehr zuverlässiger Quelle weiß ich, dass meine liebe Kusine D. vierzig Jahre später über den denselben Hof einen roten Glut erscheinen ließ. Ich selber habe einmal auf unserem eigenen Dachboden, wo wir das Brennholz für den kommenden Winter aufbewahrten, zusammen mit dem Nachbarsjungen ein kleines Feuer gelegt. Um die Flammen unsichtbar zu machen legten wir Torf darauf. Gut dass unser Dienstmädchen bemerkte dass etwas gründlich daneben zu gehen drohte. Worauf sie flux mit Wasser und Eimer das Feuer löschte. In allen Fällen war nur von Sachschaden die Rede.
Zum Feuermachen braucht man Streichhölzer. Ich weiß, es geht auch ohne, aber ich kann es nicht. Lange ist es her das ich bei den Welpen war. Welpen sind, wie Sie wissen, Junior-Pfadfinder. Alt und groß geworden erreichte man die Stufe der richtigen Pfadfinder. Dort, erzählte man mir, lernst du Feuer zu machen. Ohne Streichholz. Wie? Mit einem kleinen Stock – hin und her bewegend zwischen deinen Handflächen – Reibungswärme zu erzeugen wodurch trockenes Gras zu brennen anfängt. Diese Kunst habe ich mir niemals bemächtigt, denn als ich alt genug war um in die richtige Pfadfinderei einzutreten, hatte ich angefangen heimlich dann und wann auf dem Schulweg von meinem Freund H. eine Zigarette zu kaufen (eine Halbe kostete damals 5 Cents) und diese, immer Genuss vorwendend, zu rauchen. Seit dieser Zeit hatte ich immer Streichhölzer dabei.
Was immer Sie auch behaupten mögen, das Streichholz ist eine wunderbare Erfindung. Gerade weil im Kern so simpel und so auf der Hand liegend. Ein Stöckchen, dessen Kopf liebevoll in einer Sirup artige Masse getauft worden ist welche man absichtlich mit ein bisschen Phosphor angereichert hat.
Das Abstreichen eines Streichholzes ist ein faszinierendes Ritual. Zuerst ist da die Wahl der Streichrichtung. Egozentriker streichen immer in Richtung des eigenen Körpers. Leute die es gut mit anderen meinen dagegen streichen meistens von-sich-ab, achten Sie mal darauf. Oft muss man wiederholte Male Abstriche machen bevor das Streichholz anfangen will zu brennen. Sehen Sie sich bitte auch das Ausblasen an! Manche Leute pusten was der Atem her gibt und das Zeug hält. Andere, vor allem die Zigarrenraucher unter uns, geben ihrem Mund eine rundliche Form wonach sie vorsichtig gegen die Flamme hauchen.
Wir können verschiedener Meinung sein, und ich möchte keine Werbung für irgendetwas machen, aber die Schwalbe ist allen anderen überlegen. Das betrifft den zierlichen Zugvogel, das gilt auch dem Streichholz. Qua Qualität unübertroffen.
Wie oft habe ich mir den prächtigen Vogel - der mit der komischen Schweife im Munde auf der Schachtel - angesehen. Und wie stolz und kräftig klang meine Stimme als ich laut den in großen Buchstaben geschriebenen Text las: SÄKERHETS TÄNDSTICKÖR! Wörter deren Bedeutung man nicht kannte, die aber sehr überzeugend und Furcht erregend klangen!
Es gibt eine schöne, ehrlich wahre, Geschichte über ein Streichholz die ich Ihnen nicht enthalten möchte. Während einer Visite im elterlichen Haus sah ich einen lieben, schon etwas ältereren Onkel eine Zigarre anzünden, das Streichholz ausblasen und das zu meiner Überraschung wieder in die Schachtel legen.
„Warum, lieber Onkel, tun Sie das?“ fragte ich. “Was hat ein so abgebranntes Streichholz in der Schachtel zu suchen? “Nun,“ erwiderte der Onkel, “den lasse ich mir versohlen!“
Das nenne ich erst richtig ökologisch verantwortlich handeln. Von nun an verwenden wir nur gerecyclede (ich meine geresaikelde) Streichhölzer. “Warum auch nicht!“ sprach ich zu meinem alter ego als der mich fragte ob meine Bagatelle über das Streichholz schon fertig war.
Ich ließ mir nicht anmerken wie sehr mich diese Sätze trafen. Sondern beantwortete nur seinen letzten Aufruf. ‘Einen Text verfassen über das Streichholz? Natürlich kann ich das!‘ Und fing an folgendes zu schreiben.
Von Hause aus und von Geburt an bin ich eigentlich ein Semi-Pyromane. Ich liebe es drinnen im Kamin den Holzofen anzuzünden und draußen den Stapel trocken-brennbares Abfall. Vielleicht ist es eine Sache der Vererbung. Mein Vater hat als Neunjähriger die große Scheune neben dem elterlichen Bauernhof angezündet. Und aus sehr zuverlässiger Quelle weiß ich, dass meine liebe Kusine D. vierzig Jahre später über den denselben Hof einen roten Glut erscheinen ließ. Ich selber habe einmal auf unserem eigenen Dachboden, wo wir das Brennholz für den kommenden Winter aufbewahrten, zusammen mit dem Nachbarsjungen ein kleines Feuer gelegt. Um die Flammen unsichtbar zu machen legten wir Torf darauf. Gut dass unser Dienstmädchen bemerkte dass etwas gründlich daneben zu gehen drohte. Worauf sie flux mit Wasser und Eimer das Feuer löschte. In allen Fällen war nur von Sachschaden die Rede.
Zum Feuermachen braucht man Streichhölzer. Ich weiß, es geht auch ohne, aber ich kann es nicht. Lange ist es her das ich bei den Welpen war. Welpen sind, wie Sie wissen, Junior-Pfadfinder. Alt und groß geworden erreichte man die Stufe der richtigen Pfadfinder. Dort, erzählte man mir, lernst du Feuer zu machen. Ohne Streichholz. Wie? Mit einem kleinen Stock – hin und her bewegend zwischen deinen Handflächen – Reibungswärme zu erzeugen wodurch trockenes Gras zu brennen anfängt. Diese Kunst habe ich mir niemals bemächtigt, denn als ich alt genug war um in die richtige Pfadfinderei einzutreten, hatte ich angefangen heimlich dann und wann auf dem Schulweg von meinem Freund H. eine Zigarette zu kaufen (eine Halbe kostete damals 5 Cents) und diese, immer Genuss vorwendend, zu rauchen. Seit dieser Zeit hatte ich immer Streichhölzer dabei.
Was immer Sie auch behaupten mögen, das Streichholz ist eine wunderbare Erfindung. Gerade weil im Kern so simpel und so auf der Hand liegend. Ein Stöckchen, dessen Kopf liebevoll in einer Sirup artige Masse getauft worden ist welche man absichtlich mit ein bisschen Phosphor angereichert hat.
Das Abstreichen eines Streichholzes ist ein faszinierendes Ritual. Zuerst ist da die Wahl der Streichrichtung. Egozentriker streichen immer in Richtung des eigenen Körpers. Leute die es gut mit anderen meinen dagegen streichen meistens von-sich-ab, achten Sie mal darauf. Oft muss man wiederholte Male Abstriche machen bevor das Streichholz anfangen will zu brennen. Sehen Sie sich bitte auch das Ausblasen an! Manche Leute pusten was der Atem her gibt und das Zeug hält. Andere, vor allem die Zigarrenraucher unter uns, geben ihrem Mund eine rundliche Form wonach sie vorsichtig gegen die Flamme hauchen.
Wir können verschiedener Meinung sein, und ich möchte keine Werbung für irgendetwas machen, aber die Schwalbe ist allen anderen überlegen. Das betrifft den zierlichen Zugvogel, das gilt auch dem Streichholz. Qua Qualität unübertroffen.
Wie oft habe ich mir den prächtigen Vogel - der mit der komischen Schweife im Munde auf der Schachtel - angesehen. Und wie stolz und kräftig klang meine Stimme als ich laut den in großen Buchstaben geschriebenen Text las: SÄKERHETS TÄNDSTICKÖR! Wörter deren Bedeutung man nicht kannte, die aber sehr überzeugend und Furcht erregend klangen!
Es gibt eine schöne, ehrlich wahre, Geschichte über ein Streichholz die ich Ihnen nicht enthalten möchte. Während einer Visite im elterlichen Haus sah ich einen lieben, schon etwas ältereren Onkel eine Zigarre anzünden, das Streichholz ausblasen und das zu meiner Überraschung wieder in die Schachtel legen.
„Warum, lieber Onkel, tun Sie das?“ fragte ich. “Was hat ein so abgebranntes Streichholz in der Schachtel zu suchen? “Nun,“ erwiderte der Onkel, “den lasse ich mir versohlen!“
Das nenne ich erst richtig ökologisch verantwortlich handeln. Von nun an verwenden wir nur gerecyclede (ich meine geresaikelde) Streichhölzer. “Warum auch nicht!“ sprach ich zu meinem alter ego als der mich fragte ob meine Bagatelle über das Streichholz schon fertig war.
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