Montag, 5. April 2010
Bagatelle L - Terra meets Buddha
Diese Bagatelle fängt mit dem Herbstnachmittagmoment an wo meine Frau mit der Buddha nach Hause gefahren kommt. Auf dem Rücken liegend im Gepäcksraum hat sie (die Buddha wohlgemerkt) die kurze Reise ohne sichtbaren Folgen überstanden. Da beginnt mein Auftrag: in meinen Armen heb’ ich sie vorsichtig hoch und trage sie nach einer geeigneten Stelle irgendwo rundums Haus. Die Buddha macht den Eindruck schwer wie Blei zu sein. Gußeisen oder so etwas, aber das ist ein Irrtum. Es ist leichter Kunststoff. Ich könnte die Buddha, wenn ich wollte, frivol unter dem Arm nehmen. Aber das würde der buddhaischen Würde – schon bei der ersten Begegnung nicht zu leugnen – sehr schaden.



Unsere Buddha verdient schon wegen ihres Äußeres sehr viel Sorge, Ehrfurcht, Zuwendung und Respekt. Sie ist, wie eigentlich jede Buddha, von einer göttlichen Schönheit, welche die Ausstrahlung eines ordinären Gartenornaments ums tausendfache übersteigt. Auch für uns, die den Buddhismus nur von hören sagen oder aus einem wenig Seiten umfassenden Büchlein kennen. Sehen Sie selbst. Wie sie dort sitzend verharrt, jetzt nun schon länger als zwei Jahre, und immer mit derselben auf einer frohen Natur basierenden fröhlichen Miene geheimnisvoll lächelnd. Sie sitzt in der meditierenden Lotushaltung, die Hände in einander gefaltet, mit den Flächen nach oben gerichtet. Sie denkt offensichtlich an das Wohl und Weh von allem um sie herum. Sie ist dankbar daß man ihr einen Platz auf Erden gegeben hat den man sich nicht besser hätte wünschen können. Das meinen wir von ihrem Gesicht lesen zu können, aber wie sicher können wir uns sein? Man weiß es nicht. Sie schweigt stille vor sich hin und ist uns in dieser Hinsicht meilenweit überlegen.

Vielleicht ist es hilfreich einige Mißverstände vorzubeugen. Zum Beispiel der Gedanke daß unsere Buddha aus dem Fernost zu uns gekommen ist. In Wirklichkeit ist sie eine Gartenverziehrung aus leichtem Terrakotta und in jedem von gut und bösem verlassenen Garten- und Freizeithandel erhältlich. Meine Frau hat sie erworben in einem Dorfsladen, wo ortsansässige Damen freiwillig Sachen aus der dritten Welt zu angemessenen Preisen verkaufen. Weil unsere Buddha einige Mängel aufwies - sie war der Verkäuferin aus den Händen gefallen und hatte dabei ihren terrakottanischen Unterteil gebrochen. Behaftet mit einem unwiderruflichen und nicht zu reparierenden Schaden also, aber praktisch unsichtbar - wurde sie mit Rabatt angeboten. Madame Terra brauchte keine Sekunde und kaufte dem Weltladen die Buddha ab. Für zwanzig euro.

Sie haben bemerkt daß ich über Buddha spreche als sei es eine ’sie’: weiblich also, ungeachtet der Tatsache daß wir überhaupt nicht wissen ob sie männlicher, weiblicher oder sächlicher Abstammung ist. Das ist aber überhaupt kein Diskussionsgrund. Die Buddha befindet sich ja auf einem Niveau das alle Sexeunterschiede völlig in den Schatten stellt. Unsere Buddha ist weder ein ’er’, eine ‘sie’ oder ein ’es’. Buddha ist Buddha und bequemlichkeitshalber rede ich von einer ‘sie’. Und dass unsere Buddha hohl von innen ist, heißt am allerwenigsten daß es ihr an Verstand, Vernunft, Durchsetzungsvermögen und ‘body’ fehlt. Ihr Inneres ist voll von unsichtbarer und gewichtsloser Weisheit.

Vor Jahren hat ein gewisser Herr Kipling mal gesagt, daß ’east is east, and west ist west’. ’And never the twain shall meet’, fügte er hinzu. Ich glaube das nicht. Stärker, ich verneine es vehement. Versuchen Sie es selber, indem Sie in ihren gps, tom-tom oder anderes Navigationsgerät die Suchbegriffe Terra/Buddha eingeben. Wetten daß Sie in Kürze bei uns in den Innenlanden erscheinen und schon aus der Ferne rufen können: und wo ist nun ihre erleuchtete Buddha?
Wir werden es Ihnen zeigen.

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