Freitag, 18. Dezember 2009
Bagatelle XXXII - Eine Tracht Zärtlichkeit
Wenn ich Sie bitte mir zu erklären was unter dem Begriff ’Zärtlichkeit’ zu verstehen sei, werden Sie zuerst bemerken, dass so etwas gar nicht so einfach ist wie es den Anschein hat. Aber um es zu verstehen brauchen Sie sich nur das Gesicht dieser Staphorster Mutter anzusehen. Staphorst ist übrigens eins der sehr wenigen Orte in meinem Land wo man (meistens Frauen und Mädchen) noch die traditionelle Kleidertracht trägt. Nicht wegen den Touristen, sondern weil man sich mit der Tradition verbunden fühlt.



Wann und bei welcher Gelegenheit meinen Sie, dass dieses Photo gemacht worden ist? Es wurde, so viel weiß ich noch, jedenfalls mit einer einfachen Kleinbildkamera in schwarz/weiß aufgenommen. Ich weiß auch noch wann. Dieses Bild entstand Sommer 1968. Ich wanderte ruhig durch die Ortschaft mit ihren schönen grün- und blaufarbigen Bauernhöfen, als ich die beiden sah. Das Mädchen etwas verlegen an Mutters Hand. Die Mutter, ebenfalls gekleidet in ihrer schönen Tracht, mit einem Blick voller Zärtlichkeit dem Mädchen zugewandt.

Sie mögen Recht haben wenn Sie behaupten dass dieses Bild einigermaßen manipuliert aussieht. Der Fotograf hat Regie geführt. Ja und nein. Zufälligerweise sah ich sie beiden aus dem Hause kommen, worauf ich die Mutter bat einen Moment dort bei der Scheunetür stehen zu bleiben. Noch immer sehe ich dass das Bild als sehr gelungen an. Hoffentlich sind Sie derselben Meinung, sonst stehe ich mit meiner so einsam und alleine dar.

Als das eigentlich besondere an diesem Bild und an der ganzen Geschichte betrachte ich die Antwort der Mutter auf meine Frage ob es erlaubt sei von ihnen ein Bild zu machen. Darauf sprach sie die historischen Worte (auf mein Ehrenwort: wirklich so geschehen!) : “Das müsste ich denn zuerst im Hause nachfragen.“ Ich vermute dass sie die Zustimmung der Eltern oder der Schwiegereltern meinte. Denn ein Mann, den ich schon gesehen hatte, der aber links außerhalb des Bildes bleiben wollte, von dem ich vermutete dass er der Gatte sei, stimmte schweigend aber mit dem Kopf nickend zu.

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