Samstag, 21. Januar 2012
Bagatelle 144 - Walnußbrennholz
- Was machst du denn da? Sitzt gehockt mit einer Kamera in der Hand vor einem Stapel Hackholz. Baust einen Hausaltar?
- Nein. Ich sitze hier und betrachte die unglaubliche Holzoberflächen unter der grünen Rinde die ich gerade entfernt habe. Hast du je so etwas gesehen?
- Das sieht dir so ähnlich. Holzhäute beobachten. Nichts besseres zu tun?
- Nein, dies hat Vorfahrt. Ich könnte in feinster Lyrik ausbrechen beim Sehen dieser Strukturen und Linien! Aber du, Kulturbanause, verstehst das doch nicht.
- Spezielles Holz vielleicht? Was ist so extra besonders daran?
- Das hier ist Walnußholz. Es stammt von einem alten, meinem Schwager gehörenden 75-jährigen Baum, der voriges Jahr das Leben gelassen und vorige Woche gesägt, gehauen, geschlagen, gehackt und entfernt worden ist.
- Die sind aber froh daß der Baum weg ist!
- Nicht unbedingt. Dein ein Walnußbaum bietet - außer seiner Nüsse im Herbst - an einem warmen Sommertag nicht nur Schatten und Abkühlung. Er schützt auch vor Mücken und anderes Ungeziefer. Mein Schwager pflanzt sicherlich einen neuen.
- Was macht die Kamera?
- Ich fotografiere die Oberflächen. Siehst du nicht? Daß Cezanne und unser Vincent van Gogh von diesen Linien inspiriert worden sind, ist kein Wunder.
- Das Holz ist noch ganz feucht. Was geschieht mit ihnen? Mit den Walnußbrocken, meine ich.
- Wir lassen es zwei Jahre an der frischen Luft trocknen. Und danach erwärmen sie uns im Holzkaminofen. Wie Fruchtbaum liegt Nußbaumholz lange und erwärmt gut.
- Und dann ist's endgültig aus und vorbei. Asche zu Asche.
- Nein, dann schreib ich darüber eine Bagatelle.







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