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Mittwoch, 3. Februar 2010
Bagatelle XXXIX - Nur zufällig
terra40, 15:08h
Es gibt Umstände die mir so inszeniert vorkommen, dass ich zweifle ob der Begriff ‘Zufall’ überhaupt noch existiert. Sonst glaube ich nicht an Zufall. Ich denke schon dass es Zufallstreffer gibt oder zufällige Begegnungen, Zustände oder Ereignisse, aber die passieren lauter zufällig. Kein Mensch kann behaupten: er habe seine Hand darin.
Aber denken Sie bitte mit mir nach über die folgende Situation die sich heute morgen an unserem Frühstückstisch ereignete. Und behalten Sie bitte in Erinnerung meine letzte Bagatelle über wunderbare weibliche Kopfbedeckungen. Schreib ich doch am 29. Januar eine kleine, feine Sachgeschichte wobei ich, anfangend bei der Frau Antje, über kunstvolle Photographien von Frauen mit seltsamen Kopfbedeckungen, schließlich bei Johannes Vermeers Dame mit der Perle ende. Offeriert mir meine Morgenzeitung auf der Frontseite dieses Bild.

Ein Fotograf namens René Clement präsentiert uns en profil ein Lichtbild einer jungen Dame. Sie ist umhangen von der amerikanischen sterngestreiften Flagge. Auf ihrem Haupte eine weiße, quasi altholländische, Kopfbedeckung mit Stirnband und goldenen Ohrfedern. Zwei Welten treffen sich hier: der Fotograf nennt sein Bild denn auch treffend Dutch Iowa.
Ich denke: dieser geehrte Fotograf hat meine vorherige Bagatelle gelesen und hat gedacht: das kann ich auch. Junge, hübsche Frauen abbilden mit richtigen oder semi-originellen Kopfbedeckungen. Denke ich.
Es kann – wir wollen für einen Moment des Teufels Advokaten spielen – auch Zufall sein. Der Fotograf hatte eine gute Idee und fertig war das Kunstwerk. Das sich meiner Meinung nach nicht an den anderen von mir gezeigten Vorbildern messen lässt. Aber das ist Geschmackssache.
Es ist alles anders. Dieses, schon vor Jahren entstandene Bild, wird dieser Tage zusammen mit anderen berühmten Fotos von ebenso berühmten Fotografen versteigert in einer Internetauktion wobei der Erlass zugunsten der Erdbebungsopfer auf Haiti kommt. Ein sehr guter Zweck also und sicherlich kein Zufall.
Aber denken Sie bitte mit mir nach über die folgende Situation die sich heute morgen an unserem Frühstückstisch ereignete. Und behalten Sie bitte in Erinnerung meine letzte Bagatelle über wunderbare weibliche Kopfbedeckungen. Schreib ich doch am 29. Januar eine kleine, feine Sachgeschichte wobei ich, anfangend bei der Frau Antje, über kunstvolle Photographien von Frauen mit seltsamen Kopfbedeckungen, schließlich bei Johannes Vermeers Dame mit der Perle ende. Offeriert mir meine Morgenzeitung auf der Frontseite dieses Bild.

Ein Fotograf namens René Clement präsentiert uns en profil ein Lichtbild einer jungen Dame. Sie ist umhangen von der amerikanischen sterngestreiften Flagge. Auf ihrem Haupte eine weiße, quasi altholländische, Kopfbedeckung mit Stirnband und goldenen Ohrfedern. Zwei Welten treffen sich hier: der Fotograf nennt sein Bild denn auch treffend Dutch Iowa.
Ich denke: dieser geehrte Fotograf hat meine vorherige Bagatelle gelesen und hat gedacht: das kann ich auch. Junge, hübsche Frauen abbilden mit richtigen oder semi-originellen Kopfbedeckungen. Denke ich.
Es kann – wir wollen für einen Moment des Teufels Advokaten spielen – auch Zufall sein. Der Fotograf hatte eine gute Idee und fertig war das Kunstwerk. Das sich meiner Meinung nach nicht an den anderen von mir gezeigten Vorbildern messen lässt. Aber das ist Geschmackssache.
Es ist alles anders. Dieses, schon vor Jahren entstandene Bild, wird dieser Tage zusammen mit anderen berühmten Fotos von ebenso berühmten Fotografen versteigert in einer Internetauktion wobei der Erlass zugunsten der Erdbebungsopfer auf Haiti kommt. Ein sehr guter Zweck also und sicherlich kein Zufall.
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Freitag, 29. Januar 2010
Bagatelle XXXVIII - Reizend weiblich - weiblich reizend
terra40, 13:21h

Kleider machen Leute, und Kopfbedeckungen machen Frauen. Ich meine aber nicht die verschleiernden Kopftücher die uns einen Blick auf die Schönheiten des fraulichen Antlitzes verwehren. Ich meine das quasi zufällig platzierte zierliche Häufchen Stoff auf den Haaren einer Schönen, oder den großrandigen Hut der Ministerin beim Neujahrsempfang. Wie sehr eine adäquate Kopfbedeckung die Schönheit eines Frauengesichtes vergrößern kann, finden Sie nicht auch? Und es ist mir unbegreiflich warum bei den herbstlichen Modeshows fast alle Modelle unbehütet und barhäuptig ihren Weg über die catwalks gehen. Vielleicht ist es weil sonst die Hauptbedeckungen zu sehr die Aufmerksamkeit der Zuschauer auf sich lenken würden.
Manchmal wird eine simple Kopfbedeckung zu wahrer Kunst. Ein niederländischer Künstler namens Hendrik Kerstens fotografiert seine Tochter Paula beim Tragen einfachster Sachen. Eine Tasche, ein Taschentuch, eine Serviette. Das Resultat ist ein Bild voller Schönheit, Klarheit und Harmonie. Sehen Sie selbst.


Der Weg von Frau zu Frau, von Frau Antje zu Paula, leitet unwiderruflich zu der dritten Frau: die Frau mit der Perle. Das heißt: wenn Sie es sehen so wie ich es sehe. Beim Betrachten der Paula-bilder, das mit dem Taschentuch über ihre Haare drapiert oder das andere mit der plastik Tüte, sehe ich förmlich die Frauenporträts der holländischen Malerei des 17. Jahrhundert. Ich sehe Johannes Vermeer aus Delft. Ich sehe die Frau mit der Perle. Mit Shawl als Kopfbedeckung und bildschön.

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Freitag, 22. Januar 2010
Bagatelle XXXVII - Rätselhaft
terra40, 17:52h
Natürlich können wir uns über alle Inhalte und Aspekte der Heiligen Schrift freundlich streitend unterhalten, aber wir sind uns schon einig dass, aus literarischem Standpunkt gesprochen, die Bibel eine der schönsten Ansammlungen von Büchern ist die es gibt. Wo sonst findet man eine solche Schattierung an literarischen Gattungen in ein und demselben Buch? Die Bibel enthält wundervolle Liebesgeschichten, schauderhafte Schandtaten, Dramen aller Art, Familiensagas, Heldengedichte, erotische Verhandlungen, Thriller, Abenteuerromane, trostreiche Poesie, was nicht alles mehr.
Es gibt ein einsames Textgenre das in Vergessenheit zu geraten droht, und trotzdem in der Bibel seinen Platz findet. Ich meine das Rätsel. So lange die Menschheit sprechen und denken kann, gibt es diese Art sich die Zeit zu vertreiben. Langeweile? Ich gebe Ihnen ein Rätsel auf und Sie bemühen sich, alleine oder zusammen mit der ganzen Dorfbevölkerung, um die Lösung. Wie Samson.
Sie kennen die Story. Samson, unterwegs nach dem Elternhaus seiner Geliebten, (nicht Delila, sondern eine ebenso hübsche Vorgängerin aus dem Dorfe Timna) sieht sich einem Löwen gegenüber der ihm den Weg versperrt. Mit aller Kraft und bloßhändig schlägt er zu und tötet das Ungeheuer. Wenn er einige Zeit später wieder an dieser Stelle vorbeigeht, sieht er, dass ein Bienenvolk sich in dem Löwenkadaver eine Bleibe gebaut hat. Sogar köstlichen Honig findet und kostet er.

Einige Zeit später können Samsons Hochzeitsgäste sich den Kopf zerbrechen über dieses Rätsel: Speise ging aus vom Fresser und Süßigkeit vom Starken. Einsatz der Wette sind dreißig Paare Männerober- und Unterbekleidung. Nach vier Tagen vergebens suchen, beraten und probieren ist weit und breit keine akzeptabele Lösung in sicht, worauf die Hochzeitsgäste bei der Braut vorbeigehen um etwas näheres zu erfahren. Die bringt dem Samson ihre gefährlichste Waffen in Stellung: Tränen und Missverständnis. „Du liebst mich nicht! Sonst hättest du mir, deiner Zukünftigen, die Lösung wohl mitgeteilt!“ Wörtlich: „ Du bist meiner überdrüssig und hast mich nicht lieb!” Worauf Samson ihr das Geheimnis verrät. Worauf sie wiederum die Hochzeitsgäste aufklärt. Und worauf diese nach sieben Tagen zu Samson sagen können: Was ist süßer als Honig? Was ist stärker als der Löwe?
Für Samson ist die Wette gelaufen. Und es ist nicht so schwer vorherzusagen wie dieses Drama sein Ende findet. Die Hochzeitsgäste bekommen ihre Unter- und Oberkleidung, aber fragen Sie mich bitte nicht woher die kam. Fragen Sie es Samson. Der weiß bescheid. Die um ihre Kleider Willen getöteten Philister können Sie es nicht mehr fragen.
Die geplante Hochzeit ist übrigens und nicht unerwartet geplatzt. Die junge Dame heiratet nachher einen der Trauzeugen. Und Samson? Der geht seinen eigenen Weg von dem wir wissen dass er endlich bei Delila enden wird.
Es gibt ein einsames Textgenre das in Vergessenheit zu geraten droht, und trotzdem in der Bibel seinen Platz findet. Ich meine das Rätsel. So lange die Menschheit sprechen und denken kann, gibt es diese Art sich die Zeit zu vertreiben. Langeweile? Ich gebe Ihnen ein Rätsel auf und Sie bemühen sich, alleine oder zusammen mit der ganzen Dorfbevölkerung, um die Lösung. Wie Samson.
Sie kennen die Story. Samson, unterwegs nach dem Elternhaus seiner Geliebten, (nicht Delila, sondern eine ebenso hübsche Vorgängerin aus dem Dorfe Timna) sieht sich einem Löwen gegenüber der ihm den Weg versperrt. Mit aller Kraft und bloßhändig schlägt er zu und tötet das Ungeheuer. Wenn er einige Zeit später wieder an dieser Stelle vorbeigeht, sieht er, dass ein Bienenvolk sich in dem Löwenkadaver eine Bleibe gebaut hat. Sogar köstlichen Honig findet und kostet er.

Einige Zeit später können Samsons Hochzeitsgäste sich den Kopf zerbrechen über dieses Rätsel: Speise ging aus vom Fresser und Süßigkeit vom Starken. Einsatz der Wette sind dreißig Paare Männerober- und Unterbekleidung. Nach vier Tagen vergebens suchen, beraten und probieren ist weit und breit keine akzeptabele Lösung in sicht, worauf die Hochzeitsgäste bei der Braut vorbeigehen um etwas näheres zu erfahren. Die bringt dem Samson ihre gefährlichste Waffen in Stellung: Tränen und Missverständnis. „Du liebst mich nicht! Sonst hättest du mir, deiner Zukünftigen, die Lösung wohl mitgeteilt!“ Wörtlich: „ Du bist meiner überdrüssig und hast mich nicht lieb!” Worauf Samson ihr das Geheimnis verrät. Worauf sie wiederum die Hochzeitsgäste aufklärt. Und worauf diese nach sieben Tagen zu Samson sagen können: Was ist süßer als Honig? Was ist stärker als der Löwe?
Für Samson ist die Wette gelaufen. Und es ist nicht so schwer vorherzusagen wie dieses Drama sein Ende findet. Die Hochzeitsgäste bekommen ihre Unter- und Oberkleidung, aber fragen Sie mich bitte nicht woher die kam. Fragen Sie es Samson. Der weiß bescheid. Die um ihre Kleider Willen getöteten Philister können Sie es nicht mehr fragen.
Die geplante Hochzeit ist übrigens und nicht unerwartet geplatzt. Die junge Dame heiratet nachher einen der Trauzeugen. Und Samson? Der geht seinen eigenen Weg von dem wir wissen dass er endlich bei Delila enden wird.
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Freitag, 15. Januar 2010
Bagatelle XXXVI - Büchersprache
terra40, 12:35h
Wie schlafen Sie? Entschuldigen Sie bitte diese infame, ihrer Privatsphäre bedrohenden Frage. Trotzdem: seitlich links, oder rechts? Auf dem Rücken, unaufhaltsam drehend bis die Lage (bauchwärts) stimmt?
Überall wohin bei uns zu Hause das Auge hinsieht, erblicken wir Schriften und Bücher. Hier unten, nach diesem Absatz, sehen Sie wie ein sehr kleiner Teil meiner Büchersammlung aussieht wenn ich, auf meiner rechten Seite im Bett liegend, einen Blick auf die Bücherwand in unserem Schlafzimmer werfe. Um die Titel der Bücher lesen zu können, brauchen Sie ihren Blickwinkel nicht zu ändern. Für real life, also im wirklichen Leben, müssen Sie dennoch um etwas lesen zu können entweder das Bild 90º linksum rotieren, oder ihr Haupt inklusive Gehirnmasse 90º rechtsum drehen. (Wenn es Ihnen nicht zu viel Mühe macht, können Sie sich auch aufrichten und nachschauen was dort in der Bücherwand zu sehen ist.)

Hier auf dem Bildschirm sind die Buchtitel schwer zu lesen. Darum erzähle ich Ihnen dass es sich bei dieser kleinen, zufälligen, Auswahl handelt um Titel wie: Ein süßer Traum (Autorin Doris Lessing) Von der Renaissance zur Revolution (Autor nicht nennenswert) oder das dünn geratene Bändchen von Karl Barth über die evangelische Theologie (oder so ähnlich). Der große Duden ist natürlich immer dabei, wie auch die deutsche Rechtschreibung. Das obere Buch ist das älteste: eine Literaturgeschichte aus 1918 (von meinem Vater geerbt).
Wenn Sie bis jetzt nichts besonderes bemerkt haben sollten, rate ich Ihnen sehr ihre Augen besser zu benutzen. Mit dem dritten Buch von unten (oder dem sechsten von oben) stimmt etwas nicht. Richtig, der Titel steht kopf. Wenn Sie sich selbst (oder das Bild) 180º drehen lesen Sie: Primary Prospects. Zu Deutsch etwa: Voraussichten für den Primarbereich. Der Untertitel lautet: Developments in Primary Education in some European Countries. Das weiß ich so genau weil ein Kollege und ich die Autoren sind. In dem Buch werden Bildungssysteme aus einigen europäischen Ländern mit einander verglichen. Wenn Sie mich fragen: ein Buch für wenige Feinschmecker. Für alle anderen: ziemlich ungenießbar.

Alle Länder dieser Erde schreiben auf den Rücken ihrer Bücher den Titel des Buches wie es sich gehört: lesbar wenn man auf der rechten Seite liegt. Deutsche Bücher bilden die Ausnahme. Ihre Rückentitel stehen kopf. Es gibt keinen einzigen Grund. Ich glaube: es ist eine Frage von Sturheit.
Überall wohin bei uns zu Hause das Auge hinsieht, erblicken wir Schriften und Bücher. Hier unten, nach diesem Absatz, sehen Sie wie ein sehr kleiner Teil meiner Büchersammlung aussieht wenn ich, auf meiner rechten Seite im Bett liegend, einen Blick auf die Bücherwand in unserem Schlafzimmer werfe. Um die Titel der Bücher lesen zu können, brauchen Sie ihren Blickwinkel nicht zu ändern. Für real life, also im wirklichen Leben, müssen Sie dennoch um etwas lesen zu können entweder das Bild 90º linksum rotieren, oder ihr Haupt inklusive Gehirnmasse 90º rechtsum drehen. (Wenn es Ihnen nicht zu viel Mühe macht, können Sie sich auch aufrichten und nachschauen was dort in der Bücherwand zu sehen ist.)

Hier auf dem Bildschirm sind die Buchtitel schwer zu lesen. Darum erzähle ich Ihnen dass es sich bei dieser kleinen, zufälligen, Auswahl handelt um Titel wie: Ein süßer Traum (Autorin Doris Lessing) Von der Renaissance zur Revolution (Autor nicht nennenswert) oder das dünn geratene Bändchen von Karl Barth über die evangelische Theologie (oder so ähnlich). Der große Duden ist natürlich immer dabei, wie auch die deutsche Rechtschreibung. Das obere Buch ist das älteste: eine Literaturgeschichte aus 1918 (von meinem Vater geerbt).
Wenn Sie bis jetzt nichts besonderes bemerkt haben sollten, rate ich Ihnen sehr ihre Augen besser zu benutzen. Mit dem dritten Buch von unten (oder dem sechsten von oben) stimmt etwas nicht. Richtig, der Titel steht kopf. Wenn Sie sich selbst (oder das Bild) 180º drehen lesen Sie: Primary Prospects. Zu Deutsch etwa: Voraussichten für den Primarbereich. Der Untertitel lautet: Developments in Primary Education in some European Countries. Das weiß ich so genau weil ein Kollege und ich die Autoren sind. In dem Buch werden Bildungssysteme aus einigen europäischen Ländern mit einander verglichen. Wenn Sie mich fragen: ein Buch für wenige Feinschmecker. Für alle anderen: ziemlich ungenießbar.

Alle Länder dieser Erde schreiben auf den Rücken ihrer Bücher den Titel des Buches wie es sich gehört: lesbar wenn man auf der rechten Seite liegt. Deutsche Bücher bilden die Ausnahme. Ihre Rückentitel stehen kopf. Es gibt keinen einzigen Grund. Ich glaube: es ist eine Frage von Sturheit.
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Samstag, 9. Januar 2010
Bagatelle XXXV - FAQ
terra40, 13:56h
Frage: Kennen Sie die monatlich erscheinende Musikzeitschrift Hall und Widerhall?
Antwort: Selbstverständlich kenn ich die. Sie ist die Nachfolgerin des berühmten Musikblättchens “Lauter laute Töne!“ das bis zur vorigen Woche beim Kontrabass Verlag AG in Raunen an der Ruhr erschien. Auch in der neuen, schmackhaft gestalteten, Musikillustrierten werden nahezu alle Aspekte der klassischen Musik hierzulande und weit darüber passend erörtert.
Das erste was ich tue, nachdem ich die H&W sorgfältig aus dem Briefkasten entfernt habe, ist Seite 45 aufzuschlagen. Dort bekommt man eine Antwort auf alle schwerwiegende klassische Fragen. In einer Rubrik, mit der neudeutschen Abkürzung FAQ: Frequently Asked Questions, ziemlich häufig gestellte Fragen also, werden ihre und meine Fragen die klassische Musik betreffend von einem Kollektiv bestehend aus notorisch Sachverständigen und interessierten Laien (alle Kenner und Liebhaber kompletter Musikgattungen) so gut wie es geht beantwortet. Es gibt kein musikalisches Problem für das die FAQ-leute (bitte nicht zu verwechseln mit Fachleute) keine Lösung parat hätten.

Es folgt jetzt eine kleine, lehrreiche Anthologie und Auswahl, welche zeigt wie breit gefächert und gestreut die Themen sind worüber sich die Leser Sorgen machen.
Frage: In Takt 54 der Cis-moll Etüde Opus 23½ des Herrn Friedrich Chopin ist die zweite Note ein As. Ohne den Komponisten allzunahetreten zu wollen, aber hätte hier ein Bes nicht besser gepasst? (Frau Adelaide Neugebauer aus Remscheid)
Antwort: Neulich ist in Warsawa (P) die originelle Grundpartitur entdeckt worden. Dort steht ein AsBest. Den Pianisten raten wir: spielen Sie es wechselweise. Morgens bei der Probe das As (wie beim Skat), und abends beim Konzert das Bes.
Frage: Seit langem suche ich das Muster der Mütze welche der berühmte Pianist Friedrich Gulda beim musizieren trug. Diese Kopfbedeckung half ihm beim produzieren von mittleren und tiefen Tönen, sagt man. (Herr Hannes Wohlgeboren aus Ulm)
Antwort: Die Mütze ist aus reiner Schnurwolle. Das Muster kann bei der FAQ-Redaktion angefordert werden. Sie können es auch downloaden, wenn Sie Zeit und Muße haben. Die Webseite hat die Adresse faq.guldamuetze.de. Sie müssen aber bedenken dass die Lieferzeit drei Wochen beträgt. Die Nachfrage ist groß.
Frage: Ist es wahr dass man irgendwo in Wien (A) ein Hörnchen aus Leder aufbewahrt das von Ludwig van Beethoven als Gehörshilfe benutzt wurde? Eine frühere Bekannte von mir behauptet das vehement, während ich immer der Überzeugung treu geblieben bin dass Beethoven nur böhmische Gehörsalbe kannte. Gerne ihre Ansichten zu diesem Problem. (Dr. Dr. Karl B. Rückspiegel, Kaiserslautern)
Antwort: Ihre Freundin hat recht. Von seiner dritten Symphonie an, dem heroischen Eroica, hat Beethoven in der Tat ein Hörröhrchen benutzt. Vorsicht: es ist KEINE Pfeife.

Frage: Wann wird die Seitenzahl ihrer faszinierenden FAQ-Rubrik endlich mal erhöht?
Antwort: Wenn der Franzl Schubert seine Achte (Symphonie) endlich mal vollendet hat.
Antwort: Selbstverständlich kenn ich die. Sie ist die Nachfolgerin des berühmten Musikblättchens “Lauter laute Töne!“ das bis zur vorigen Woche beim Kontrabass Verlag AG in Raunen an der Ruhr erschien. Auch in der neuen, schmackhaft gestalteten, Musikillustrierten werden nahezu alle Aspekte der klassischen Musik hierzulande und weit darüber passend erörtert.
Das erste was ich tue, nachdem ich die H&W sorgfältig aus dem Briefkasten entfernt habe, ist Seite 45 aufzuschlagen. Dort bekommt man eine Antwort auf alle schwerwiegende klassische Fragen. In einer Rubrik, mit der neudeutschen Abkürzung FAQ: Frequently Asked Questions, ziemlich häufig gestellte Fragen also, werden ihre und meine Fragen die klassische Musik betreffend von einem Kollektiv bestehend aus notorisch Sachverständigen und interessierten Laien (alle Kenner und Liebhaber kompletter Musikgattungen) so gut wie es geht beantwortet. Es gibt kein musikalisches Problem für das die FAQ-leute (bitte nicht zu verwechseln mit Fachleute) keine Lösung parat hätten.

Es folgt jetzt eine kleine, lehrreiche Anthologie und Auswahl, welche zeigt wie breit gefächert und gestreut die Themen sind worüber sich die Leser Sorgen machen.
Frage: In Takt 54 der Cis-moll Etüde Opus 23½ des Herrn Friedrich Chopin ist die zweite Note ein As. Ohne den Komponisten allzunahetreten zu wollen, aber hätte hier ein Bes nicht besser gepasst? (Frau Adelaide Neugebauer aus Remscheid)
Antwort: Neulich ist in Warsawa (P) die originelle Grundpartitur entdeckt worden. Dort steht ein AsBest. Den Pianisten raten wir: spielen Sie es wechselweise. Morgens bei der Probe das As (wie beim Skat), und abends beim Konzert das Bes.
Frage: Seit langem suche ich das Muster der Mütze welche der berühmte Pianist Friedrich Gulda beim musizieren trug. Diese Kopfbedeckung half ihm beim produzieren von mittleren und tiefen Tönen, sagt man. (Herr Hannes Wohlgeboren aus Ulm)
Antwort: Die Mütze ist aus reiner Schnurwolle. Das Muster kann bei der FAQ-Redaktion angefordert werden. Sie können es auch downloaden, wenn Sie Zeit und Muße haben. Die Webseite hat die Adresse faq.guldamuetze.de. Sie müssen aber bedenken dass die Lieferzeit drei Wochen beträgt. Die Nachfrage ist groß.
Frage: Ist es wahr dass man irgendwo in Wien (A) ein Hörnchen aus Leder aufbewahrt das von Ludwig van Beethoven als Gehörshilfe benutzt wurde? Eine frühere Bekannte von mir behauptet das vehement, während ich immer der Überzeugung treu geblieben bin dass Beethoven nur böhmische Gehörsalbe kannte. Gerne ihre Ansichten zu diesem Problem. (Dr. Dr. Karl B. Rückspiegel, Kaiserslautern)
Antwort: Ihre Freundin hat recht. Von seiner dritten Symphonie an, dem heroischen Eroica, hat Beethoven in der Tat ein Hörröhrchen benutzt. Vorsicht: es ist KEINE Pfeife.

Frage: Wann wird die Seitenzahl ihrer faszinierenden FAQ-Rubrik endlich mal erhöht?
Antwort: Wenn der Franzl Schubert seine Achte (Symphonie) endlich mal vollendet hat.
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Sonntag, 3. Januar 2010
Bagatelle XXXIV - Voll
terra40, 22:52h

Zu den schönsten Momenten aus meinem Arbeitsleben gehören die Auslandsbesuche. Besuche an Schulen oder sonstige Stätten, wo Erwachsene lehren und Kinder lernen. Manchmal befanden sich diese Lehr- und Lernstätten auf den entlegensten Winkel dieser Erde. Nicht selten kam ich in Schulklassen wo man sechzig Kinder in einem Raum von sechs mal sechs Meter auf sechs Bänken atemlos ihrem Lehrer zuhören ließ. (Sie hatten kaum Raum zum atmen..)
Kinder die so fest gegen einander gepresst saßen, dass es fast war als seien sie seitlich an einander festgenietet.
„Nicht schlimm!“, sagte mir die Frau Lehrerin. „Die Kinder sind es gewohnt. In ihren sehr kleinen Häusern und als Mitglied einer großen Familie sitzt man den ganzen Tag Männchen an Männchen (oder Weibchen an Weibchen, oder gemischt natürlich.) Die Angst für Körpernähe ist ihnen unbekannt. Nur in der Schule ist es etwas lästig. Beim Schreiben eines Diktats zum Beispiel, wenn man plötzlich bemerkt etwas in das Heft seines Nachbarn hinein schreiben zu wollen.
Voll, was aber ist voll? Voll ist
* sich nicht nach keiner Seite rühren können
* auf einander gestapelt, bis nichts mehr geht
* zwölf Reisende in einem schottischem Taxi
* tausend zahme Schafe in éinem Stall
* bis zum Rand
* gedrängt bis zum geht-nicht-mehr
* gepfropft und gestrichen
* vollgelaufen, vollzählig, vollkommen und vollendet
Wissen Sie was écht voll ist? Maiskörner in einem Maiskolben.

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Donnerstag, 24. Dezember 2009
Bagatelle XXXIII - Sixtinische Lümmel
terra40, 12:59h
Eine (vor)weihnachtliche Geschichte die man übrigens das ganze Jahr über lesen kann. Auch eine Geschichte mit der ich meinen Leserinnen und Leser frohe Festtage und ein gutes und glückliches neues Jahr wünsche, was man ebenfalls guten Gewissens das ganze Jahr tun kann.
Wie oft habe ich nicht mit Staunen und Ehrfurcht Raffaels berühmteste Madonna gesehen! Zwar nur als Reproduktion, aber immerhin. Schon als sehr kleiner Junge, auch wenn der noch gar nicht in einem Buch lesen konnte welche viele Wissenswertigkeiten man über dieses Gemälde erzählen kann. Gewiss, Verben die man überhaupt zuerst mit einem Gemälde in Verbindung bringt, sind sehen, beobachten, genießen, staunen, bewundern. Eventuell, aber niemals bei Raffael, sich ekeln. Das Wissen kommt später. Manchmal ist es sogar besser nichts zu wissen. Allein das Sehen genügt vollends und alles andere stört. (Sagt der Philosoph der auch manchmal auf gute Gedanken kommt.)

Was wir hier sehen, ist in der Tat Raffaels berühmte Madonna, dieses unübertroffen Meisterstück aus der Semper Galerie in Dresden. (Raffael, mit Nachnamen Santi, und von uns mit nur éinem f geschrieben.) Als ich nicht nur sehen, sondern auch lesen konnte, las ich dass die Madonna einer Römischen Bäckerstochter ähnelt die seine (Raffaels) Geliebte war. Auch dass das Gesicht des heiligen Sixtus, den wir links sehen, wenn wir gut schauen und unseren Augen trauen können, das Antlitz des Auftraggebers, des Papstes Julius II, hat. Wie soll ich das verstehen? Personenwerbung in der Renaissance, das wird es gewesen sein. Der Papst offeriert zehntausend italienische Währung (Goldmünzen oder so etwas) und als Gegenleistung bekommt Sixtus sein (Juliussens) Gesicht.
Er gibt noch mehr erstaunliches. Sehen Sie zum Beispiel dass die Madonna mit dem tatsächlich etwas groß geratenen Kind von Wolken getragen wird? Und sehen Sie nun auch, dass es gar keine Wolken sind, sondern Engel? Der Heilige Sixtus mit dem Gesichtszügen des Papstes Julius zeigt mit seiner rechten Hand auf uns. Seht ihr alle dass diese rechte Hand nicht weniger als sechs Finger hat? Sonderbar allemal!
Es geschah zu dieser Zeit (Weihnachten) dass ich als kleiner Bub´ auf dem Fahrrad die Straßen unseres Dorfes gefährlich machte. Eines Abends traf es einem Fabrikarbeiter der von der Arbeit kam und der von mir höchstpersönlich angefahren wurde. “Du Lümmel!“ schrie der Betroffene, “Pass doch auf!“
Von diesem Tag an fürchte ich mich sehr vor dem Wort ’Lümmel’. Ein Lümmel scheint ein Verbrecher, ein Vagabund, ein Landstreicher und ein Schurke zu sein. Aber beim richtigen Nachhaken bescheinigt man einem richtigen Lümmel weit sympathischere Eigenschaften. Es ist, so will es der Volksmund, ein lieber Faulenzer alias Lebemann, ein angenehmer Müßiggänger und ein fröhlicher Weltenbummler. Einer der das Nichtstun zur Kunst verholfen hat. (Und gerade dámit hat er meine Sympathie erworben.) Was machen Lümmel die sich die Zeit totschlagen? Sie liegen stundenlang auf dem Rücken im Gras und schauen nach den sich bewegenden Wolken. Oder sie hängen ruhig über eine Balustrade, eine Brustlehne, und betrachten ihre Engelskollegen die sich schwer tun mit dem Tragen der Heiligen Madonna mit dem Kinde.
Das hier sind sie: zwei lümmelnde, mollige Engel von Raffael. Gewiss, wenn sie die échten Lümmel suchen: hier sind sie. Sie lümmeln auf einem der berühmtesten Renaissance Gemälden aus dem Quattrocento. Was das 14. Jahrhundert bedeutet, aber dás interessiert die Lümmel am wenigsten.
Nicht nur auf Gemälden treffen wir die Lümmel. Auch auf weihnachtlichen Hand- und Taschentüchern, auf Lampenschirmen und Schokoladendosen, auf Kaffeetassen und Untertassen, auf Valentinskarten und T/Shirts. Fragen Sie mal nach beim Museumsladen im Untergeschoss. Es macht einem échten Lümmel nichts aus.
Mit Dank an dieser Quelle: Sebastian Turner: Himmlisch lümmeln.
Welt am Sonntag, 51, 23-12-2007.
Wie oft habe ich nicht mit Staunen und Ehrfurcht Raffaels berühmteste Madonna gesehen! Zwar nur als Reproduktion, aber immerhin. Schon als sehr kleiner Junge, auch wenn der noch gar nicht in einem Buch lesen konnte welche viele Wissenswertigkeiten man über dieses Gemälde erzählen kann. Gewiss, Verben die man überhaupt zuerst mit einem Gemälde in Verbindung bringt, sind sehen, beobachten, genießen, staunen, bewundern. Eventuell, aber niemals bei Raffael, sich ekeln. Das Wissen kommt später. Manchmal ist es sogar besser nichts zu wissen. Allein das Sehen genügt vollends und alles andere stört. (Sagt der Philosoph der auch manchmal auf gute Gedanken kommt.)

Was wir hier sehen, ist in der Tat Raffaels berühmte Madonna, dieses unübertroffen Meisterstück aus der Semper Galerie in Dresden. (Raffael, mit Nachnamen Santi, und von uns mit nur éinem f geschrieben.) Als ich nicht nur sehen, sondern auch lesen konnte, las ich dass die Madonna einer Römischen Bäckerstochter ähnelt die seine (Raffaels) Geliebte war. Auch dass das Gesicht des heiligen Sixtus, den wir links sehen, wenn wir gut schauen und unseren Augen trauen können, das Antlitz des Auftraggebers, des Papstes Julius II, hat. Wie soll ich das verstehen? Personenwerbung in der Renaissance, das wird es gewesen sein. Der Papst offeriert zehntausend italienische Währung (Goldmünzen oder so etwas) und als Gegenleistung bekommt Sixtus sein (Juliussens) Gesicht.
Er gibt noch mehr erstaunliches. Sehen Sie zum Beispiel dass die Madonna mit dem tatsächlich etwas groß geratenen Kind von Wolken getragen wird? Und sehen Sie nun auch, dass es gar keine Wolken sind, sondern Engel? Der Heilige Sixtus mit dem Gesichtszügen des Papstes Julius zeigt mit seiner rechten Hand auf uns. Seht ihr alle dass diese rechte Hand nicht weniger als sechs Finger hat? Sonderbar allemal!
Es geschah zu dieser Zeit (Weihnachten) dass ich als kleiner Bub´ auf dem Fahrrad die Straßen unseres Dorfes gefährlich machte. Eines Abends traf es einem Fabrikarbeiter der von der Arbeit kam und der von mir höchstpersönlich angefahren wurde. “Du Lümmel!“ schrie der Betroffene, “Pass doch auf!“
Von diesem Tag an fürchte ich mich sehr vor dem Wort ’Lümmel’. Ein Lümmel scheint ein Verbrecher, ein Vagabund, ein Landstreicher und ein Schurke zu sein. Aber beim richtigen Nachhaken bescheinigt man einem richtigen Lümmel weit sympathischere Eigenschaften. Es ist, so will es der Volksmund, ein lieber Faulenzer alias Lebemann, ein angenehmer Müßiggänger und ein fröhlicher Weltenbummler. Einer der das Nichtstun zur Kunst verholfen hat. (Und gerade dámit hat er meine Sympathie erworben.) Was machen Lümmel die sich die Zeit totschlagen? Sie liegen stundenlang auf dem Rücken im Gras und schauen nach den sich bewegenden Wolken. Oder sie hängen ruhig über eine Balustrade, eine Brustlehne, und betrachten ihre Engelskollegen die sich schwer tun mit dem Tragen der Heiligen Madonna mit dem Kinde.

Das hier sind sie: zwei lümmelnde, mollige Engel von Raffael. Gewiss, wenn sie die échten Lümmel suchen: hier sind sie. Sie lümmeln auf einem der berühmtesten Renaissance Gemälden aus dem Quattrocento. Was das 14. Jahrhundert bedeutet, aber dás interessiert die Lümmel am wenigsten.
Nicht nur auf Gemälden treffen wir die Lümmel. Auch auf weihnachtlichen Hand- und Taschentüchern, auf Lampenschirmen und Schokoladendosen, auf Kaffeetassen und Untertassen, auf Valentinskarten und T/Shirts. Fragen Sie mal nach beim Museumsladen im Untergeschoss. Es macht einem échten Lümmel nichts aus.
Mit Dank an dieser Quelle: Sebastian Turner: Himmlisch lümmeln.
Welt am Sonntag, 51, 23-12-2007.
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Freitag, 18. Dezember 2009
Bagatelle XXXII - Eine Tracht Zärtlichkeit
terra40, 23:15h
Wenn ich Sie bitte mir zu erklären was unter dem Begriff ’Zärtlichkeit’ zu verstehen sei, werden Sie zuerst bemerken, dass so etwas gar nicht so einfach ist wie es den Anschein hat. Aber um es zu verstehen brauchen Sie sich nur das Gesicht dieser Staphorster Mutter anzusehen. Staphorst ist übrigens eins der sehr wenigen Orte in meinem Land wo man (meistens Frauen und Mädchen) noch die traditionelle Kleidertracht trägt. Nicht wegen den Touristen, sondern weil man sich mit der Tradition verbunden fühlt.

Wann und bei welcher Gelegenheit meinen Sie, dass dieses Photo gemacht worden ist? Es wurde, so viel weiß ich noch, jedenfalls mit einer einfachen Kleinbildkamera in schwarz/weiß aufgenommen. Ich weiß auch noch wann. Dieses Bild entstand Sommer 1968. Ich wanderte ruhig durch die Ortschaft mit ihren schönen grün- und blaufarbigen Bauernhöfen, als ich die beiden sah. Das Mädchen etwas verlegen an Mutters Hand. Die Mutter, ebenfalls gekleidet in ihrer schönen Tracht, mit einem Blick voller Zärtlichkeit dem Mädchen zugewandt.
Sie mögen Recht haben wenn Sie behaupten dass dieses Bild einigermaßen manipuliert aussieht. Der Fotograf hat Regie geführt. Ja und nein. Zufälligerweise sah ich sie beiden aus dem Hause kommen, worauf ich die Mutter bat einen Moment dort bei der Scheunetür stehen zu bleiben. Noch immer sehe ich dass das Bild als sehr gelungen an. Hoffentlich sind Sie derselben Meinung, sonst stehe ich mit meiner so einsam und alleine dar.
Als das eigentlich besondere an diesem Bild und an der ganzen Geschichte betrachte ich die Antwort der Mutter auf meine Frage ob es erlaubt sei von ihnen ein Bild zu machen. Darauf sprach sie die historischen Worte (auf mein Ehrenwort: wirklich so geschehen!) : “Das müsste ich denn zuerst im Hause nachfragen.“ Ich vermute dass sie die Zustimmung der Eltern oder der Schwiegereltern meinte. Denn ein Mann, den ich schon gesehen hatte, der aber links außerhalb des Bildes bleiben wollte, von dem ich vermutete dass er der Gatte sei, stimmte schweigend aber mit dem Kopf nickend zu.

Wann und bei welcher Gelegenheit meinen Sie, dass dieses Photo gemacht worden ist? Es wurde, so viel weiß ich noch, jedenfalls mit einer einfachen Kleinbildkamera in schwarz/weiß aufgenommen. Ich weiß auch noch wann. Dieses Bild entstand Sommer 1968. Ich wanderte ruhig durch die Ortschaft mit ihren schönen grün- und blaufarbigen Bauernhöfen, als ich die beiden sah. Das Mädchen etwas verlegen an Mutters Hand. Die Mutter, ebenfalls gekleidet in ihrer schönen Tracht, mit einem Blick voller Zärtlichkeit dem Mädchen zugewandt.
Sie mögen Recht haben wenn Sie behaupten dass dieses Bild einigermaßen manipuliert aussieht. Der Fotograf hat Regie geführt. Ja und nein. Zufälligerweise sah ich sie beiden aus dem Hause kommen, worauf ich die Mutter bat einen Moment dort bei der Scheunetür stehen zu bleiben. Noch immer sehe ich dass das Bild als sehr gelungen an. Hoffentlich sind Sie derselben Meinung, sonst stehe ich mit meiner so einsam und alleine dar.
Als das eigentlich besondere an diesem Bild und an der ganzen Geschichte betrachte ich die Antwort der Mutter auf meine Frage ob es erlaubt sei von ihnen ein Bild zu machen. Darauf sprach sie die historischen Worte (auf mein Ehrenwort: wirklich so geschehen!) : “Das müsste ich denn zuerst im Hause nachfragen.“ Ich vermute dass sie die Zustimmung der Eltern oder der Schwiegereltern meinte. Denn ein Mann, den ich schon gesehen hatte, der aber links außerhalb des Bildes bleiben wollte, von dem ich vermutete dass er der Gatte sei, stimmte schweigend aber mit dem Kopf nickend zu.
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Samstag, 12. Dezember 2009
Bagatelle XXXI - Rhetorisches Dilemma
terra40, 21:55h
An und in dem mehr als einhundert Jahre alten Bauernhof, worin wir das Vergnügen haben zu wohnen, ist im Laufe der Zeit allerhand gebaut und verbaut worden. Aber an dem was wir Keller nennen hat sich wenig geändert. Es ist eigentlich auch kein richtiger Keller, denn eine Treppe nach unten fehlt ganz und gar. Es ist nur ein kleiner Raum auf der sogenannten kalten Seite des Hauses; das heißt: nach Osten und Norden gerichtet, mit einer Länge von zwei Metern und einhundertzwanzig Zentimeter breit. (Extra für Sie noch mal nachgemessen.) Kalt im Winter und kühl im Sommer: gut geeignet um Ess- und Trinkware nebst allen Koch-, Back- und Bratutensilien aufzubewahren. Das eine und einzige Fenster ist von einem eisernen Gitter versehen, wie bei einer Zelle in einem prähistorischen Gefängnis.
Entlang der Mauer befinden sich vier Bretter welche fast unter der Last massenweiser gestapelten Essensware zu brechen drohen. Der Vorrat Eingemachtes reicht mindestens zum Ganznimmerleinstag 2020. Ganz oben in der Ecke steht ein besonderes großes Glas Eingemachtes. Wie es sich bei einem Weck-Glas gehört abgeschlossen von der Außenwelt durch einen Gummiring der Glas und Deckel sowohl von einander trennt als auch zusammenhält.

Wenn Sie sich einige Mühe geben, sehen Sie dass der Inhalt des Glases aus Fleisch besteht. Rindfleisch. Die weiße Masse darüber ist geronnenes Fett das wie ein Schutzschild über das Fleisch liegt. Das richtig besondere ist jedoch das Datum. Ein kleines Schildchen sagt aus, dass dieses Fleisch von einer Kuh stammt die 1940 geschlachtet wurde. Das ist also fast siebzig Jahre her. Siebzig Jahre altes Rindfleisch! Meine Schwiegermutter hat ihr erstes Weck-Produkt als sie in dieses Haus einzog, sorgfältig aufbewahrt. Sie hatte meinen Schwiegervater im Februar 1940 geheiratet.
Ich höre förmlich was Sie denken: kann man das Fleisch jetzt noch essen? Siebzig Jahre ist es luftdicht aufbewahrt. Ein klassisches Dilemma mit zwei Optionen steht vor der Tür und bittet um Eintritt:
1) Wir entfernen den Gummiring – Sie wissen wie: mit einer Nadel in das Gummi stechen, Luft reinlassen - wir öffnen das Glas und wir prüfen ob das Fleisch genießbar ist.
2) Wir lassen alles beim alten. Wir werden jetzt nicht und niemals nicht versuchen das Glas zu öffnen, denn man kann es nur einmal öffnen und nachher nie mehr in den alten Zustand zurückversetzen. Wir werden das Geheimnis hüten und pflegen und werden nie erfahren ob und wie dieses eingemachtes Rindfleisch nach siebzig Jahren schmeckt.
Seien Sie nicht besorgt. Wir wählen die zweite Option. Ohne einen Zweifelaugenblick nehmen wir das Glas in die Hände und setzen es äußerst vorsichtig an seinen Platz auf der obersten Etage in unserem Keller. Für uns ist es keine Frage. Für uns ist es ein rhetorisches, also unechtes Dilemma.
Entlang der Mauer befinden sich vier Bretter welche fast unter der Last massenweiser gestapelten Essensware zu brechen drohen. Der Vorrat Eingemachtes reicht mindestens zum Ganznimmerleinstag 2020. Ganz oben in der Ecke steht ein besonderes großes Glas Eingemachtes. Wie es sich bei einem Weck-Glas gehört abgeschlossen von der Außenwelt durch einen Gummiring der Glas und Deckel sowohl von einander trennt als auch zusammenhält.

Wenn Sie sich einige Mühe geben, sehen Sie dass der Inhalt des Glases aus Fleisch besteht. Rindfleisch. Die weiße Masse darüber ist geronnenes Fett das wie ein Schutzschild über das Fleisch liegt. Das richtig besondere ist jedoch das Datum. Ein kleines Schildchen sagt aus, dass dieses Fleisch von einer Kuh stammt die 1940 geschlachtet wurde. Das ist also fast siebzig Jahre her. Siebzig Jahre altes Rindfleisch! Meine Schwiegermutter hat ihr erstes Weck-Produkt als sie in dieses Haus einzog, sorgfältig aufbewahrt. Sie hatte meinen Schwiegervater im Februar 1940 geheiratet.
Ich höre förmlich was Sie denken: kann man das Fleisch jetzt noch essen? Siebzig Jahre ist es luftdicht aufbewahrt. Ein klassisches Dilemma mit zwei Optionen steht vor der Tür und bittet um Eintritt:
1) Wir entfernen den Gummiring – Sie wissen wie: mit einer Nadel in das Gummi stechen, Luft reinlassen - wir öffnen das Glas und wir prüfen ob das Fleisch genießbar ist.
2) Wir lassen alles beim alten. Wir werden jetzt nicht und niemals nicht versuchen das Glas zu öffnen, denn man kann es nur einmal öffnen und nachher nie mehr in den alten Zustand zurückversetzen. Wir werden das Geheimnis hüten und pflegen und werden nie erfahren ob und wie dieses eingemachtes Rindfleisch nach siebzig Jahren schmeckt.
Seien Sie nicht besorgt. Wir wählen die zweite Option. Ohne einen Zweifelaugenblick nehmen wir das Glas in die Hände und setzen es äußerst vorsichtig an seinen Platz auf der obersten Etage in unserem Keller. Für uns ist es keine Frage. Für uns ist es ein rhetorisches, also unechtes Dilemma.
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Mittwoch, 2. Dezember 2009
Bagatelle XXX - Kleine Ärgernisse
terra40, 13:13h
Die offenen europäischen Meisterschaften in Mensch Ärgere Dich Nicht, die vorvoriges Wochenende unter den Augen der gesamten Weltpresse in Österbrötzelen (DK) statt fanden, durften sich auch diesmal in ein großes Interesse von Sportlern, Publikum und Politiker freuen. (Politiker sind immer dabei, weil man sich an ihnen dauernd ärgern kann.) Auch ich selber war - als viertplazierter bei den hiesigen Landesmeisterschaften – vertreten und anwesend, voll des guten Mutes. Zum ersten Mal konnten wir auch Teilnehmer aus der Republik Kasachstan begrüßen. Die freundlichen Kasakken, zwar noch relativ ungeübt und noch nicht vollens vertraut mit den Feinheiten und Knifflichkeiten des Mensch-Ärger-Dich-Nicht-Spiels, freuten sich sehr über jeden dritten Platz den sie sich in den Gruppenvorkämpfen zusammenärgerten.

Wie im Vorjahr hatte ich die Ehre mein Land vertreten zu dürfen in der sogenannten Zwischenliga. Das ist, wie Sie wissen, die Klasse zwischen den teuer bezahlten Großverdienern aus der Bundesliga (Suppenwerbung auf dem Kragen und sonst überall am Körper wo noch ein Platz frei ist) und den feinsinnigen Amateuren aus der Kreisklasse die selber für Kost und Verpflegung aufkommen müssen. Meiner Gruppe waren außer mir der Belgier Joel van der Waterkant, die Walisische Meisterin Susan Bright geborene Sunshine, und der Kambodjaner Foe Foe Foem Khmer zugelost. Bei der Wahl der Farben entschloss ich mich für das rasante Rot.
Die Spielregel brauche ich Ihnen wohl nicht mehr zu erklären. Gewonnen hat derjenige der zuerst seine vier gleichfarbigen Figuren (oft liebevoll Püppchen genannt) in die eigene Wohnung zurückgebracht hat nachdem jedes Püppchen nach einem Sechserwurf eine Runde auf dem Spielbrett vollbracht hat. Jeder versucht so viel feindliche Figuren wie nur möglich vom Spielfeld zu schupsen. Manche Ignoranten behaupten dass es unsportlich sei, das Entfernen der gegnerischen Puppen meine ich, aber das ist völliger Quatsch. Es gehört zu den taktischen und manierlichen Wesensmerkmale des Mensch-Ärgern. Eine offene Frage ist die nach Möglichkeiten die Umlaufgeschwindigkeit der Figuren zu vergrößern. Glauben Sie mir: die Geschwindigkeit mit der die Figuren ihre Reise auf das Spielbrett durchführen, wird nur von der Quälität des Würfelns bestimmt. Weder die Farbe der Figuren – viele behaupten dass man mit gelb niemals Weltmeister werden kann – noch das Alter des Spielers tut zur Sache. Die Art und Weise des Würfelns macht den Meister, sogar die Meisterin.

Bevor ich Ihnen den Spielverlauf schildere, möchte ich ein Vorurteil wegnehmen. Es wird gesagt: Mensch-Ärgere-Dich-Nicht ist ein Glücksspiel, nichts mehr und nichts weniger. Das nun ist völliger Blödsinn und tut dem sportlichen Aspekt des Ärgerns kein Recht. Wer dieses Märchen erfunden und verbreitet hat, sollte man vierzehn Tage ohne Würfel und Spielbrett auf Wasser und Brot hinter geschlossenen Türen einsperren. Das Würfeln ist eine lernbare und übbare Fertigkeit, eine Technik die man bis ins Ungewisse verbessern kann. Es ist eine Frage des flexibelen und geschmeidigen Pulsgelenkes. Jawohl, würfeln kann man lernen. Ich kenne gestandene Spieler die imstande sind auf schriftlicher Anfrage vier Mal hinter einander die Zahl DREI zu würfeln! Unglaublich, aber bewiesen wahr. Wenn man überhaupt in dieser Spielkategorie zu etwas kommen will, gibt es nur éine Parole: üben, üben, üben. So lange, bis man auf Verlangen frisch und fröhlich so oft SECHS würfeln kann wie es einem passt.
Über den Spielverlauf kann ich mich kurz fassen. Ich schied, ziemlich ruhmlos, in der Zwischenrunde aus. Als letzter in meiner Gruppe, so dass ich sogar auch noch die Urkunde (zum 3. Platz gehörend) verfehlte. Schade nur, kann ich nur sagen. Die geehrte Frau Bright-Sunshine, meine Gegnerin, die so viele meiner roten Püppchen das Leben schwer machte, siegte in unserer Gruppe, aber schied mit Trauerflor und schwarzen Figuren in der Runde der letzten zweiunddreißig aus. Hauptsieger wurde der junge Franzose Felix Pneumatique. Von ihm wird man in der Zukunft noch hören.

Wie im Vorjahr hatte ich die Ehre mein Land vertreten zu dürfen in der sogenannten Zwischenliga. Das ist, wie Sie wissen, die Klasse zwischen den teuer bezahlten Großverdienern aus der Bundesliga (Suppenwerbung auf dem Kragen und sonst überall am Körper wo noch ein Platz frei ist) und den feinsinnigen Amateuren aus der Kreisklasse die selber für Kost und Verpflegung aufkommen müssen. Meiner Gruppe waren außer mir der Belgier Joel van der Waterkant, die Walisische Meisterin Susan Bright geborene Sunshine, und der Kambodjaner Foe Foe Foem Khmer zugelost. Bei der Wahl der Farben entschloss ich mich für das rasante Rot.
Die Spielregel brauche ich Ihnen wohl nicht mehr zu erklären. Gewonnen hat derjenige der zuerst seine vier gleichfarbigen Figuren (oft liebevoll Püppchen genannt) in die eigene Wohnung zurückgebracht hat nachdem jedes Püppchen nach einem Sechserwurf eine Runde auf dem Spielbrett vollbracht hat. Jeder versucht so viel feindliche Figuren wie nur möglich vom Spielfeld zu schupsen. Manche Ignoranten behaupten dass es unsportlich sei, das Entfernen der gegnerischen Puppen meine ich, aber das ist völliger Quatsch. Es gehört zu den taktischen und manierlichen Wesensmerkmale des Mensch-Ärgern. Eine offene Frage ist die nach Möglichkeiten die Umlaufgeschwindigkeit der Figuren zu vergrößern. Glauben Sie mir: die Geschwindigkeit mit der die Figuren ihre Reise auf das Spielbrett durchführen, wird nur von der Quälität des Würfelns bestimmt. Weder die Farbe der Figuren – viele behaupten dass man mit gelb niemals Weltmeister werden kann – noch das Alter des Spielers tut zur Sache. Die Art und Weise des Würfelns macht den Meister, sogar die Meisterin.

Bevor ich Ihnen den Spielverlauf schildere, möchte ich ein Vorurteil wegnehmen. Es wird gesagt: Mensch-Ärgere-Dich-Nicht ist ein Glücksspiel, nichts mehr und nichts weniger. Das nun ist völliger Blödsinn und tut dem sportlichen Aspekt des Ärgerns kein Recht. Wer dieses Märchen erfunden und verbreitet hat, sollte man vierzehn Tage ohne Würfel und Spielbrett auf Wasser und Brot hinter geschlossenen Türen einsperren. Das Würfeln ist eine lernbare und übbare Fertigkeit, eine Technik die man bis ins Ungewisse verbessern kann. Es ist eine Frage des flexibelen und geschmeidigen Pulsgelenkes. Jawohl, würfeln kann man lernen. Ich kenne gestandene Spieler die imstande sind auf schriftlicher Anfrage vier Mal hinter einander die Zahl DREI zu würfeln! Unglaublich, aber bewiesen wahr. Wenn man überhaupt in dieser Spielkategorie zu etwas kommen will, gibt es nur éine Parole: üben, üben, üben. So lange, bis man auf Verlangen frisch und fröhlich so oft SECHS würfeln kann wie es einem passt.
Über den Spielverlauf kann ich mich kurz fassen. Ich schied, ziemlich ruhmlos, in der Zwischenrunde aus. Als letzter in meiner Gruppe, so dass ich sogar auch noch die Urkunde (zum 3. Platz gehörend) verfehlte. Schade nur, kann ich nur sagen. Die geehrte Frau Bright-Sunshine, meine Gegnerin, die so viele meiner roten Püppchen das Leben schwer machte, siegte in unserer Gruppe, aber schied mit Trauerflor und schwarzen Figuren in der Runde der letzten zweiunddreißig aus. Hauptsieger wurde der junge Franzose Felix Pneumatique. Von ihm wird man in der Zukunft noch hören.
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Samstag, 21. November 2009
Bagatelle XXIX - Baukastenspiele
terra40, 21:24h
Einige Ereignisse aus der frühen Kindheit vergisst man nie. Sie werden Teile unserer geistlichen Bagage, die wir bis zum Ableben mit uns herumtragen und wovon wir, dann und wann, wenn es denn so passt, profitieren. Nehmen wir zum Beispiel unsere Spielsachen und richten unsere Aufmerksamkeit auf dás eine Spielzeug das jedem von uns vom Anfang unseres Lebens an bekannt und vertraut ist: der Baukasten.
Nein, entschuldigen Sie sich nicht. Sagen Sie auch nicht: ihr alle schon habt wohl damit gespielt, aber ích nicht. Wahr ist das wir álle mit den Würfeln des Baukastens gelernt haben wie die Welt in einander steckt. Vor allem lernten wir durch das Baukastenspiel wie der Mensch sich zu seiner Umwelt verhält und wie er sich in ihr behauptet. Aber kommen wir zur Sache.
Zuerst, nach den Feiertagen mit ihren Weihnachtsgaben, betrachten wir unsere Kiste mit den meist vier Reihen mal fünf macht zwanzig Blöcken genau und versuchen davon einen Turm zu bauen. Oder der Vater versucht es und es ist uns, den kleinen, eine große Freude ihm in das Handwerk zu pfuschen, indem wir den Turm vorzeitig umstoßen.
Später versuchen wir anhand eines Vorbildes ein wunderbares Bild zu reproduzieren. Die meisten und bekanntesten Bilder sind Märchenbilder der Grimmschen Brüder. Frau Holle und Rotkäppchen sind treffende Beispiele.
Das Nachahmen eines Vorbildes ist gar nicht so einfach. Wo sollen wir anfangen? Wir suchen uns einen auffallenden Kubus (alle 3*3*3 Zentimeter) aus und legen den irgendwo in den Raum. Dann fangen wir an Würfel zu suchen die an einer der sechs Seiten einige Kennzeichen haben die an den ersten, gerade gelegten Kubus erinnern. Einen Würfel der uns einigermaßen geeignet vorkommt, legen wir vorsichtig an den ersten. Es passt! Und immer nur weiter so!
Je mehr Würfel ihren richtigen und gerechten Platz gefunden haben, desto schneller geht die Sache voran. Das ist das pädagogische Geheimnis dieses Spielzeuges. Es fördert das Koordinationsvermögen, pflegt die Konzentration und sorgt für eine reichliche Belohnung wenn das Spiel fertig ist, nämlich eine perfekt passende Vorstellung von Aschenbrödel in ihrer großen Not. Oder wie hier: Rotkäppchen und ihr Freund Wolfram Wolf.
Sechs Seiten hat ein Baukastenwürfel. Und kluge Leute (Erwachsene selbstverständlich die nichts besseres zu tun hatten) haben daraus die Folgerung abgeleitet, dass es daher theoretisch möglich muss sein sechs Bilder zu legen. Recht muss sein, und Recht haben Sie, sagte der unabhängige Spielzeugausschuss des Bundestages.
Was der Ausschuss nicht wusste, werde ich Ihnen jetzt in Vertrauen verraten. Es hat mit Fingerspitzengefühl zu tun. Nehmen wir an dass es Ihnen gelungen ist ein passendes Märchenbild des höchst anmutenden Rotkäppchen herzustellen. Durch das Drehen einer (waagerechten oder senkrechten) Würfelreihe können Sie in kürzester Zeit vor den Augen ihrer Angehörigen ein neues Bild hervorzaubern.
So geht das: wir nehmen die untere Reihe zwischen Daumen und Zeigefinger beider Hände und drehen diese Reihe - gut zusammendrücken, damit kein Würfel aus seiner Rolle fällt! – zwei mal um seine Achse. Vorsichtig legen wir diese Reihe mit den veränderten Oberseiten an einen sicheren Ort. Ebenso verfahren wir mit der zweiten und dritten Reihe von unten. Die werden an die zuerst gelegte Reihe gelegt. Und wenn wir auch die letzte Reihe gedreht und nach ihrem neuen Platz transportiert haben, sehen wir statt Frau Holle nun den Wolf mit den sieben Geißlein. In unserem Falle: Hänsel und Gretel zusammen mit der Gastgeberin Alice Hexenkraut. Gelungen! sagen wir und von allen Seiten fällt Lob über uns herab.
Zweimal, dreimal waagerecht drehen, oder senkrecht, vieles ist möglich. Sie kommen nicht aus dem Staunen heraus. Das hatten Sie in ihrer Kindheit nicht gedacht!


Nein, entschuldigen Sie sich nicht. Sagen Sie auch nicht: ihr alle schon habt wohl damit gespielt, aber ích nicht. Wahr ist das wir álle mit den Würfeln des Baukastens gelernt haben wie die Welt in einander steckt. Vor allem lernten wir durch das Baukastenspiel wie der Mensch sich zu seiner Umwelt verhält und wie er sich in ihr behauptet. Aber kommen wir zur Sache.

Zuerst, nach den Feiertagen mit ihren Weihnachtsgaben, betrachten wir unsere Kiste mit den meist vier Reihen mal fünf macht zwanzig Blöcken genau und versuchen davon einen Turm zu bauen. Oder der Vater versucht es und es ist uns, den kleinen, eine große Freude ihm in das Handwerk zu pfuschen, indem wir den Turm vorzeitig umstoßen.
Später versuchen wir anhand eines Vorbildes ein wunderbares Bild zu reproduzieren. Die meisten und bekanntesten Bilder sind Märchenbilder der Grimmschen Brüder. Frau Holle und Rotkäppchen sind treffende Beispiele.
Das Nachahmen eines Vorbildes ist gar nicht so einfach. Wo sollen wir anfangen? Wir suchen uns einen auffallenden Kubus (alle 3*3*3 Zentimeter) aus und legen den irgendwo in den Raum. Dann fangen wir an Würfel zu suchen die an einer der sechs Seiten einige Kennzeichen haben die an den ersten, gerade gelegten Kubus erinnern. Einen Würfel der uns einigermaßen geeignet vorkommt, legen wir vorsichtig an den ersten. Es passt! Und immer nur weiter so!
Je mehr Würfel ihren richtigen und gerechten Platz gefunden haben, desto schneller geht die Sache voran. Das ist das pädagogische Geheimnis dieses Spielzeuges. Es fördert das Koordinationsvermögen, pflegt die Konzentration und sorgt für eine reichliche Belohnung wenn das Spiel fertig ist, nämlich eine perfekt passende Vorstellung von Aschenbrödel in ihrer großen Not. Oder wie hier: Rotkäppchen und ihr Freund Wolfram Wolf.

Sechs Seiten hat ein Baukastenwürfel. Und kluge Leute (Erwachsene selbstverständlich die nichts besseres zu tun hatten) haben daraus die Folgerung abgeleitet, dass es daher theoretisch möglich muss sein sechs Bilder zu legen. Recht muss sein, und Recht haben Sie, sagte der unabhängige Spielzeugausschuss des Bundestages.
Was der Ausschuss nicht wusste, werde ich Ihnen jetzt in Vertrauen verraten. Es hat mit Fingerspitzengefühl zu tun. Nehmen wir an dass es Ihnen gelungen ist ein passendes Märchenbild des höchst anmutenden Rotkäppchen herzustellen. Durch das Drehen einer (waagerechten oder senkrechten) Würfelreihe können Sie in kürzester Zeit vor den Augen ihrer Angehörigen ein neues Bild hervorzaubern.
So geht das: wir nehmen die untere Reihe zwischen Daumen und Zeigefinger beider Hände und drehen diese Reihe - gut zusammendrücken, damit kein Würfel aus seiner Rolle fällt! – zwei mal um seine Achse. Vorsichtig legen wir diese Reihe mit den veränderten Oberseiten an einen sicheren Ort. Ebenso verfahren wir mit der zweiten und dritten Reihe von unten. Die werden an die zuerst gelegte Reihe gelegt. Und wenn wir auch die letzte Reihe gedreht und nach ihrem neuen Platz transportiert haben, sehen wir statt Frau Holle nun den Wolf mit den sieben Geißlein. In unserem Falle: Hänsel und Gretel zusammen mit der Gastgeberin Alice Hexenkraut. Gelungen! sagen wir und von allen Seiten fällt Lob über uns herab.
Zweimal, dreimal waagerecht drehen, oder senkrecht, vieles ist möglich. Sie kommen nicht aus dem Staunen heraus. Das hatten Sie in ihrer Kindheit nicht gedacht!

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Montag, 16. November 2009
Bagatelle XXVIII - Engelsgeduld
terra40, 12:35h
Bis auf den heutigen Tag werfe ich meinen Erziehern vor, dass sie mir über éine Wesensgattung völlig ungenügend aufgeklärt haben. Ich meine hier die Lebewesen die wir Engel nennen. Es gilt nicht nur meinen Eltern zu Hause, sondern auch dem Lehrer in der Schule, dem Pfarrer in der Kirche und dem guten Nachbar der meinte mir alles weis machen zu können.
Natürlich ist mir bekannt dass ein Engel ein mehr oder weniger (halb)göttliches Wesen ist, das sich gehend und fliegend durch das Weltall bewegt. Es gibt normale und abnormale: Engel und Erzengel. Es gibt welche die uns 24 Stunden pro Tag schützend den Flügel über den Kopf halten. Es gibt auch Engel die uns bestrafend den Zutritt ins Paradies verwehren. Das alles wissen wir, vieles liegt jedoch immer noch im Verborgenem. Zum Beispiel:
* Engel: Mann oder Frau, oder beides, oder keines?
* Engel können fliegen aber was ist die mittlere Spannweite ihrer Flügel?
* Wie er hieß, wissen wir, aber wie alt war dieser Engel als er Maria die Geburt Jesu ankündigte?
* Ist es wirklich wahr dass Engel viel Geduld haben?
Fragen über Fragen.

Untersuchen und klären wir die Unsicherheit was die noch immer geheimnisvolle Engelsgeduld betrifft. Ist es tatsächlich wahr, dass Engel ohne zu murren drei Stunden auf den Omnibus nach Wolfenbüttel warten, während ein normaler Mensch seine Geduld schon nach zwanzig Minuten verloren hat? Gibt es sie wirklich, die Engelsgeduld?
Die folgende Parabel hilft uns weiter.

Seht ihr dort den hohen Berg am Horizont? Seht ihr seine steinige Spitze? Einmal in hundert Jahren kommt ein kleiner Vogel geflogen (ein Rotkehlchen höchstwahrscheinlich) der seinen Schnabel an der Spitze schleift. Ein kleines bisschen Steinstaub löst sich von der Bergspitze und weht weit weg im Wind. Auf die Dauer ist der ganze Berg weggeschleift und verschwunden. Wenn dás der Fall ist, ist genau eine Sekunde der Ewigkeit vorbei und so lange kann ein Engel warten.
Wirklich wahr. Engel sagen auch oft: ich warte schon eine Ewigkeit. Engel haben in der Tat Engelsgeduld. Keine Frage.

Natürlich ist mir bekannt dass ein Engel ein mehr oder weniger (halb)göttliches Wesen ist, das sich gehend und fliegend durch das Weltall bewegt. Es gibt normale und abnormale: Engel und Erzengel. Es gibt welche die uns 24 Stunden pro Tag schützend den Flügel über den Kopf halten. Es gibt auch Engel die uns bestrafend den Zutritt ins Paradies verwehren. Das alles wissen wir, vieles liegt jedoch immer noch im Verborgenem. Zum Beispiel:
* Engel: Mann oder Frau, oder beides, oder keines?
* Engel können fliegen aber was ist die mittlere Spannweite ihrer Flügel?
* Wie er hieß, wissen wir, aber wie alt war dieser Engel als er Maria die Geburt Jesu ankündigte?
* Ist es wirklich wahr dass Engel viel Geduld haben?
Fragen über Fragen.

Untersuchen und klären wir die Unsicherheit was die noch immer geheimnisvolle Engelsgeduld betrifft. Ist es tatsächlich wahr, dass Engel ohne zu murren drei Stunden auf den Omnibus nach Wolfenbüttel warten, während ein normaler Mensch seine Geduld schon nach zwanzig Minuten verloren hat? Gibt es sie wirklich, die Engelsgeduld?
Die folgende Parabel hilft uns weiter.

Seht ihr dort den hohen Berg am Horizont? Seht ihr seine steinige Spitze? Einmal in hundert Jahren kommt ein kleiner Vogel geflogen (ein Rotkehlchen höchstwahrscheinlich) der seinen Schnabel an der Spitze schleift. Ein kleines bisschen Steinstaub löst sich von der Bergspitze und weht weit weg im Wind. Auf die Dauer ist der ganze Berg weggeschleift und verschwunden. Wenn dás der Fall ist, ist genau eine Sekunde der Ewigkeit vorbei und so lange kann ein Engel warten.
Wirklich wahr. Engel sagen auch oft: ich warte schon eine Ewigkeit. Engel haben in der Tat Engelsgeduld. Keine Frage.
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Mittwoch, 11. November 2009
Bagatelle XXVII - Kaffeekantate
terra40, 18:00h
Oft sagen Bilder mehr als tausend Worte. Deshalb hier eine Aufführung in vier Akten mit seltsamen und seltenen Beispielen die mit dem Zeremoniell des Kaffeetrinkens zu tun haben. Das seltene verweist auf die Möglichkeit dass in wenigen Jahren keiner mehr um die besonderen Ereignisse beim Kaffeetrinken weiß.

Bild I. möge Ihnen bekannt vorkommen. Es sind in der Tat die gebräuchlichen Utensilien: Tassen, Untertassen oder Schüssel, eine Milchkanne, ein Zuckerpott und ein Teller mit Gebäck, in diesem Falle Spekulatius. Der Spekulatius ist frisch gekauft, aber sonst stammt alles was Sie hier sehen aus dem Jahre 1896. Es ist das Kaffeegeschirr, das die Oma meiner Gattin an Fest- und Feiertagen zu gebrauchen pflegte. Feines sächsisches Steingut. Oder ist es Porzellan?

Bild II. Diese Kaffeetasse ist ein bisschen zu voll geraten. Wir nennen das zu Hause ’Borkelose Maote’, (Borculoer Maß) nach der Kleinstadt Borculo. Dort wohnten (und wohnen) Leute die weder kein Maß kannten noch hielten. Der Kaffee schmeckt dennoch ausgezeichnet. Wenn Sie gut hinschauen, können Sie den unwiderstehlichen Geruch riechen. Gerade das richtige Aroma, und was die Temperatur angeht: nicht kochend heiß oder lauwarm, aber irgendwo dazwischen.
Bild III. Manche Leute haben’s beim Kaffeetrinken sehr eilig. Sie gönnen sich keine geruhsame Zeit um von den vielen Qualitäten eines frischen Tässchen Kaffees völlig genießen zu können. Sie behaupten, der Kaffee sei zu heiß, aber das ist eine Notlüge. Sie pflegen deshalb die traurige Gewohnheit den Kaffee auf die Untertasse zu gießen und von dort den Kaffee mehr oder weniger schlürfend zu sich zu nehmen. Mein uralter Onkel Hendrik war auch so einer.

Bild IV. Einmal muss Schluss sein, sagt die Besucherin, bedankt sich bei der lieben Nachbarin für ein weiteres Tässchen Kaffee, und legt die Tasse umgekehrt auf die Untertasse. So ist es: genug ist genug. Das gilt auch für diese Bagatelle.

Bild I. möge Ihnen bekannt vorkommen. Es sind in der Tat die gebräuchlichen Utensilien: Tassen, Untertassen oder Schüssel, eine Milchkanne, ein Zuckerpott und ein Teller mit Gebäck, in diesem Falle Spekulatius. Der Spekulatius ist frisch gekauft, aber sonst stammt alles was Sie hier sehen aus dem Jahre 1896. Es ist das Kaffeegeschirr, das die Oma meiner Gattin an Fest- und Feiertagen zu gebrauchen pflegte. Feines sächsisches Steingut. Oder ist es Porzellan?

Bild II. Diese Kaffeetasse ist ein bisschen zu voll geraten. Wir nennen das zu Hause ’Borkelose Maote’, (Borculoer Maß) nach der Kleinstadt Borculo. Dort wohnten (und wohnen) Leute die weder kein Maß kannten noch hielten. Der Kaffee schmeckt dennoch ausgezeichnet. Wenn Sie gut hinschauen, können Sie den unwiderstehlichen Geruch riechen. Gerade das richtige Aroma, und was die Temperatur angeht: nicht kochend heiß oder lauwarm, aber irgendwo dazwischen.

Bild III. Manche Leute haben’s beim Kaffeetrinken sehr eilig. Sie gönnen sich keine geruhsame Zeit um von den vielen Qualitäten eines frischen Tässchen Kaffees völlig genießen zu können. Sie behaupten, der Kaffee sei zu heiß, aber das ist eine Notlüge. Sie pflegen deshalb die traurige Gewohnheit den Kaffee auf die Untertasse zu gießen und von dort den Kaffee mehr oder weniger schlürfend zu sich zu nehmen. Mein uralter Onkel Hendrik war auch so einer.

Bild IV. Einmal muss Schluss sein, sagt die Besucherin, bedankt sich bei der lieben Nachbarin für ein weiteres Tässchen Kaffee, und legt die Tasse umgekehrt auf die Untertasse. So ist es: genug ist genug. Das gilt auch für diese Bagatelle.
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Donnerstag, 5. November 2009
Bagatelle XXVI - Bilderrätsel
terra40, 16:35h
Es kostet mir wenig Mühe zu gestehen dass Sie auf diesem Bild meine Vorfahren sehen. Meine Ahnen, meine Verwandtschaft. Selbst bin ich nicht anwesend und das braucht Sie nicht zu überraschen, denn als das Bild gemacht wurde, sollte es noch ungefähr vierzig Jahre dauern bis ich geboren wurde. Wenn Sie wüssten wie oft ich mir dieses Bild ansehe, die ernsten Gesichter der Frauen und Männer betrachte und versuche ihre Gedanken zu lesen!

Wir schreiben heute den so-und-sovielsten November im Jahre 2009. An welchem Tage und in welchem Jahr kam der Fotograf angefahren um meine Familie zu porträtieren? Das ist die erste Frage dieses Bilderrätsels. Natürlich erwartet keiner von Ihnen dass Sie das exakte Datum wissen. Aber zu welchem Anlass könnte das Bild gemacht worden sein? Und wie lange ist es her? Denken Sie darüber nach, erörtern Sie bitte die zwei Fragen mit sich selber, dann werde ich Ihnen innerhalb einiger Minuten die Antwort überreichen.
Ausgezeichnet! Sie haben es erraten! Das Bild ist eine teure Erinnerung an einem Geburtstag des alten Herrn der da so ruhig in der ersten Reihe in seinem Sessel sich die Geschehnisse ansieht. Es ist in der Tat August 1901. So lange ist es her und so alt ist die Fotografie. 108 Jahre. Kaum zu glauben, aber wahr. Der alte Herr ist mein Ur-ur-Großvater, geboren 1814. Er feiert heute also seinen 87. Geburtstag womit wir alle ihm nachträglich sehr herzlich gratulieren. Heute sind alle seine Kinder und Enkelkinder anwesend um sich mit dem alten Vater zu freuen. Sein Name ist Heinrich Johann. Er ist der älteste in der Runde. Das Mädchen auf Mutters Schoß rechts vorne ist die jüngste. Aber der Stammvater Heinrich Johann korrigiert mich sofort: es ist kein Mädchen das wir dort sitzen sehen, es ist ein Junge, es ist sein Urenkel. Er wird später mein Vater sein.
Mein Großvater, ebenfalls ein Heinrich Johann, hat seine von der Bauernarbeit verwitterte rechte Hand vorsichtig auf Dinas Schulter gelegt. Dina ist meine Großmutter. Links - von uns aus gesehen - neben Opa steht dessen Vater, mein Urgroßvater Jannes. Jannes hatte fünf Töchter und vier Söhne von denen mein Großvater der älteste ist. Ich gebe Ihnen zu raten ob Sie die neun Kinder nach ihrem Alter ordnen können. Sie sind alle auf dem Bild vertreten. Einige habe ich als kleiner Junge persönlich gut gekannt und sehr gemocht. Einige andere sind früh gestorben.
Beim Betrachten dieses Bildes dringen immer wieder zwei Gedanken in den Vordergrund. An erster Stelle denke ich daran wie unglaublich es ist das fast zwei Jahrhunderte zu sehen sind! Die Fotografie umfasst die Zeit von 1814 bis 2009. Fast von Napoleon bis Barack Obama und Angela Merkel. Wie gerne hätte ich meine Verwandten gezeigt wie das Leben verläuft in unserem 21. Jahrhundert. Und wie gerne hätte ich von meinen Ahnen erfahren wie das Leben im 19. und 20. Jahrhundert gelebt wurde. Das zweite woran ich denke ist mehr oder weniger eine Gefühlssache. So lange ist es her und irgendwo gibt es immer noch ein Gefühl des Zusammengehörens. Es ist meine Verwandtschaft, es ist meine Familie. Vieles ist unbekannt, aber vieles ist vertraut.

Wir schreiben heute den so-und-sovielsten November im Jahre 2009. An welchem Tage und in welchem Jahr kam der Fotograf angefahren um meine Familie zu porträtieren? Das ist die erste Frage dieses Bilderrätsels. Natürlich erwartet keiner von Ihnen dass Sie das exakte Datum wissen. Aber zu welchem Anlass könnte das Bild gemacht worden sein? Und wie lange ist es her? Denken Sie darüber nach, erörtern Sie bitte die zwei Fragen mit sich selber, dann werde ich Ihnen innerhalb einiger Minuten die Antwort überreichen.
Ausgezeichnet! Sie haben es erraten! Das Bild ist eine teure Erinnerung an einem Geburtstag des alten Herrn der da so ruhig in der ersten Reihe in seinem Sessel sich die Geschehnisse ansieht. Es ist in der Tat August 1901. So lange ist es her und so alt ist die Fotografie. 108 Jahre. Kaum zu glauben, aber wahr. Der alte Herr ist mein Ur-ur-Großvater, geboren 1814. Er feiert heute also seinen 87. Geburtstag womit wir alle ihm nachträglich sehr herzlich gratulieren. Heute sind alle seine Kinder und Enkelkinder anwesend um sich mit dem alten Vater zu freuen. Sein Name ist Heinrich Johann. Er ist der älteste in der Runde. Das Mädchen auf Mutters Schoß rechts vorne ist die jüngste. Aber der Stammvater Heinrich Johann korrigiert mich sofort: es ist kein Mädchen das wir dort sitzen sehen, es ist ein Junge, es ist sein Urenkel. Er wird später mein Vater sein.
Mein Großvater, ebenfalls ein Heinrich Johann, hat seine von der Bauernarbeit verwitterte rechte Hand vorsichtig auf Dinas Schulter gelegt. Dina ist meine Großmutter. Links - von uns aus gesehen - neben Opa steht dessen Vater, mein Urgroßvater Jannes. Jannes hatte fünf Töchter und vier Söhne von denen mein Großvater der älteste ist. Ich gebe Ihnen zu raten ob Sie die neun Kinder nach ihrem Alter ordnen können. Sie sind alle auf dem Bild vertreten. Einige habe ich als kleiner Junge persönlich gut gekannt und sehr gemocht. Einige andere sind früh gestorben.
Beim Betrachten dieses Bildes dringen immer wieder zwei Gedanken in den Vordergrund. An erster Stelle denke ich daran wie unglaublich es ist das fast zwei Jahrhunderte zu sehen sind! Die Fotografie umfasst die Zeit von 1814 bis 2009. Fast von Napoleon bis Barack Obama und Angela Merkel. Wie gerne hätte ich meine Verwandten gezeigt wie das Leben verläuft in unserem 21. Jahrhundert. Und wie gerne hätte ich von meinen Ahnen erfahren wie das Leben im 19. und 20. Jahrhundert gelebt wurde. Das zweite woran ich denke ist mehr oder weniger eine Gefühlssache. So lange ist es her und irgendwo gibt es immer noch ein Gefühl des Zusammengehörens. Es ist meine Verwandtschaft, es ist meine Familie. Vieles ist unbekannt, aber vieles ist vertraut.
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