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Donnerstag, 14. November 2013
Bagatelle 207 - Die letzte Rote
terra40, 19:03h
Gerade weil mir oft deutsche Sprach- und Schreibfehler unterlaufen, würden Sie vermuten daß ich meinte: die letzte Rose, wobei man an das bekannte Lied denken kann das in der Vergangenheit so wunderbar von einem der meist unterschätzten deutschen Sänger vertont wurde, nämlich von Rudolf Schock. Unterschätzt weil er es wagte auch mal was leichteres zu singen statt immer Mozart-Arien oder Schubert-Lieder, was er übrigens sehr gut konnte. Aber kehren wir zurück zum eigentlichen Thema dieser Bagatelle: das Rote.
Heute schreiben wir den 14. November. Noch einige Seufzer und das Jahr ist dahin. Der Sankt Martin ist inzwischen wieder heimgekehrt und sein Vetter, der Sankt Nikolaus, steht gerade vor der Tür. Die Tage sind nach allen Heiligen und Seelen kurz und trübe und die menschliche Stimmung hat sich daran angepaßt. Man beklagt sich über den dauernd fallenden Nieselregen und wenn es denn mal trocken ist leiden wir unter den ersten Nachtfrost.
Dennoch gibt es auch in diesen düsteren Tagen um unser Haus herum Blumen die nicht aufhören uns zu beglücken mit ihren roten Blüten. Zum Beispiel unsere Hintermauergladiole. Im Sommer noch ausgegraben und irgendwo anders im Garten verbuddelt wegen Hintermauerbauarbeiten. Als diese zur Zufriedenheit aller abgeschlossen waren, kam die Gladiole auf ihren alten Platz. Und siehe da: sie hört nicht auf uns ihr Rot zu schenken. Bis auf den heutigen Tag. Wenn wir sie lassen - und das tun wir - blüht sie noch bis in die Weihnachtszeit.
Und da ist auch noch die vielgeschmähte, ordinäre Geranie oder Geranium wie wir sie nennen. Sie möge vielleicht nicht aussehen wie eine Orchidee, ihr Bemühen aber uns sogar Mitte November ihr herrliches Rot zu zeigen kann man nicht genug loben.
Der Garten rundum unseren Hof ist allmählig auf den kommenden Winter vorbereitet. Bei uns kann alles Dürre und Vertrocknete ruhig liegen bleiben. Es sorgt für eine wohlwollende Decke sagte ein Igel zu mir der eine Winterschlafstätte suchte. Nur das Eichenblatt auf dem Rasen wird entfernt und an einem sonnig kalten Wintertag zusammen mit anderen brennbaren Überbleibseln verbrannt. Und einige Singvögel, die sich erkundigen ob der Winterfutterplatz schon installiert ist, melden daß sie der Zukunft vertrauensvoll entgegen sehen können.
Heute schreiben wir den 14. November. Noch einige Seufzer und das Jahr ist dahin. Der Sankt Martin ist inzwischen wieder heimgekehrt und sein Vetter, der Sankt Nikolaus, steht gerade vor der Tür. Die Tage sind nach allen Heiligen und Seelen kurz und trübe und die menschliche Stimmung hat sich daran angepaßt. Man beklagt sich über den dauernd fallenden Nieselregen und wenn es denn mal trocken ist leiden wir unter den ersten Nachtfrost.
Dennoch gibt es auch in diesen düsteren Tagen um unser Haus herum Blumen die nicht aufhören uns zu beglücken mit ihren roten Blüten. Zum Beispiel unsere Hintermauergladiole. Im Sommer noch ausgegraben und irgendwo anders im Garten verbuddelt wegen Hintermauerbauarbeiten. Als diese zur Zufriedenheit aller abgeschlossen waren, kam die Gladiole auf ihren alten Platz. Und siehe da: sie hört nicht auf uns ihr Rot zu schenken. Bis auf den heutigen Tag. Wenn wir sie lassen - und das tun wir - blüht sie noch bis in die Weihnachtszeit.
Und da ist auch noch die vielgeschmähte, ordinäre Geranie oder Geranium wie wir sie nennen. Sie möge vielleicht nicht aussehen wie eine Orchidee, ihr Bemühen aber uns sogar Mitte November ihr herrliches Rot zu zeigen kann man nicht genug loben.
Der Garten rundum unseren Hof ist allmählig auf den kommenden Winter vorbereitet. Bei uns kann alles Dürre und Vertrocknete ruhig liegen bleiben. Es sorgt für eine wohlwollende Decke sagte ein Igel zu mir der eine Winterschlafstätte suchte. Nur das Eichenblatt auf dem Rasen wird entfernt und an einem sonnig kalten Wintertag zusammen mit anderen brennbaren Überbleibseln verbrannt. Und einige Singvögel, die sich erkundigen ob der Winterfutterplatz schon installiert ist, melden daß sie der Zukunft vertrauensvoll entgegen sehen können.
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Freitag, 1. November 2013
Bagatelle 206 - Pfauenbildergalerie
terra40, 15:47h
Dann und wann werde ich gefragt wie es um die Pfauenfamilie steht welche sich seit einiger Zeit um unseren Hof herum aufhält. Vater Jeroen ist schon fast zwei Jahre bei uns; Mutter Jetta seit dem 1. Mai diesen Jahres und von dem 11. Juni an beglücken drei Pfauenküken (von denen sich zwei zu dem männlichen und eins zum weiblichen Geschlecht bekennen, so vermuten wir allerdings) die Gegend. Alle sind wohl auf, gesund und munter.
In dieser Bagatelle eine kleine Pfauenbildergalerie.
Die Familie beim Nachmittagsnichtstun. Vater Jeroen wie immer im Vordergrund, nahe zum Fotografen. Jetta bescheiden etwas mehr nach hinten. Die drei noch namenlosen Küken haben sich wie so oft auf die Bank gesetzt und schauen, neugierig wie sie sind, durchs Fenster hinein ins Haus.
Jetta und Küken auf der Bank. Beim guten Hinsehen erblicken sie (und Sie vielleicht auch) sogar den Fotografen spiegelbildlich im Fenster.
Man kann die Küken auch von innen nach außen betrachten. So wie hier durchs Glas fotografiert.
Herr im Hause ist immer noch der Jeroen. Stolz und sich seiner Würde und Schönheit bewußt. Hoch übers einfache Volk erhoben.
Aber dieser kleine Schuft fängt allmählig an es ihm gleich zu tun.
In dieser Bagatelle eine kleine Pfauenbildergalerie.
Die Familie beim Nachmittagsnichtstun. Vater Jeroen wie immer im Vordergrund, nahe zum Fotografen. Jetta bescheiden etwas mehr nach hinten. Die drei noch namenlosen Küken haben sich wie so oft auf die Bank gesetzt und schauen, neugierig wie sie sind, durchs Fenster hinein ins Haus.
Jetta und Küken auf der Bank. Beim guten Hinsehen erblicken sie (und Sie vielleicht auch) sogar den Fotografen spiegelbildlich im Fenster.
Man kann die Küken auch von innen nach außen betrachten. So wie hier durchs Glas fotografiert.
Herr im Hause ist immer noch der Jeroen. Stolz und sich seiner Würde und Schönheit bewußt. Hoch übers einfache Volk erhoben.
Aber dieser kleine Schuft fängt allmählig an es ihm gleich zu tun.
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Freitag, 25. Oktober 2013
Bagatelle 205 - Uhr von Kolumbus
terra40, 23:10h
Zweimal im Jahr kommt er, der von uns allen so gefürchtete horrorman: der Zeitschieber. Eine Mischform von Dracula, Boris Karloff, Frankenstein und dem griechischen Gott Kronos mit seiner Sanduhr. Wann er kommt? Ende März und Ende Oktober. Er kommt unausweichlich und unvermeidlich, wie der Hase zu Ostern und Santa Claus zu Weihnacht. Er kommt an festen, geordneten und offenbar abgemachten Zeitpunkten, meistens in der Nacht zum Sonntag, um Zwei nach Mitternacht. Er geht von Haus zu Haus, von Tür zu Tür. Er hat weder Mitleid noch Einsicht. Er nennt sich selber die Gerechtigkeit in eigener Person und tut was ihm befohlen ist, wie er immer betont, in eigener Sache und nicht in der Freizeit.
An diesen zwei Augenblicken im Jahr ist Hause Terra in höchsten Nöten. Gewarnt von der örtlichen Zeitung (Die Launen-an- der-Luhre Nachrichten), dabei unterstützt von dem Samstagesthemensprecher, der mich vehement davor warnt den kommenden Zeitschieber nicht zu vergessen.
Am nächsten Sonntagmorgen kann man mich durchs Haus wandern sehen, bei jeder Uhr anhaltend, und sich fragend: "… also Winterzeit. Dann muß die Uhr eine Stunde zurück. Oder war es doch andersrum. Vielleicht um eine Stunde vorwärts?"
Ich weiß nicht wie bei Ihnen zuhause die Zeitlage ist, aber bei uns wimmelt es von Uhren in allen denklichen Maßen und Formen. In jedem Zimmer gibt es wohl etwas woran sich die Zeit ablesen läßt. Variierend von semi-antiken Wanduhren, digitalen Zeitmeldern zu unausstehend rustikalen Kuckucksuhren. Und wenn dann wieder der Zeitschiebemann seine Runde gemacht hat, muß ich hinterher um alle Uhren in allen Zimmern zu bitten mir die von nun an gültige Zeit zu zeigen.
Jetzt aber ist die Lösung gefunden. Und zwar definitiv, weil materiell. Wir bauen uns zwei Sets, zwei Gruppen, von Uhren und Uhrwerken. Die eine Sammlung zeigt uns die gute alte Winterzeit, der andere Teil besteht aus Sommerzeitanzeigern. Der Unterscheid ist eine bloße Stunde, nicht mehr und auch keine Minute weniger. Und wenn dann Ende Oktober die Zeit des Zeitschiebers gekommen ist, treten wir durch die einzelne Hauszimmer, nehmen vorsichtig eine Sommeruhr von der Wand und ersetzen diese durch eine geschmacksvolle Winterzeitangabe. Nicht das Ei, sondern die Uhr von Kolumbus. Das werden auch der Zeitgeist, der Gott Kronus und ihr Diener der Zeitschieber zugeben müssen.
An diesen zwei Augenblicken im Jahr ist Hause Terra in höchsten Nöten. Gewarnt von der örtlichen Zeitung (Die Launen-an- der-Luhre Nachrichten), dabei unterstützt von dem Samstagesthemensprecher, der mich vehement davor warnt den kommenden Zeitschieber nicht zu vergessen.
Am nächsten Sonntagmorgen kann man mich durchs Haus wandern sehen, bei jeder Uhr anhaltend, und sich fragend: "… also Winterzeit. Dann muß die Uhr eine Stunde zurück. Oder war es doch andersrum. Vielleicht um eine Stunde vorwärts?"
Ich weiß nicht wie bei Ihnen zuhause die Zeitlage ist, aber bei uns wimmelt es von Uhren in allen denklichen Maßen und Formen. In jedem Zimmer gibt es wohl etwas woran sich die Zeit ablesen läßt. Variierend von semi-antiken Wanduhren, digitalen Zeitmeldern zu unausstehend rustikalen Kuckucksuhren. Und wenn dann wieder der Zeitschiebemann seine Runde gemacht hat, muß ich hinterher um alle Uhren in allen Zimmern zu bitten mir die von nun an gültige Zeit zu zeigen.
Jetzt aber ist die Lösung gefunden. Und zwar definitiv, weil materiell. Wir bauen uns zwei Sets, zwei Gruppen, von Uhren und Uhrwerken. Die eine Sammlung zeigt uns die gute alte Winterzeit, der andere Teil besteht aus Sommerzeitanzeigern. Der Unterscheid ist eine bloße Stunde, nicht mehr und auch keine Minute weniger. Und wenn dann Ende Oktober die Zeit des Zeitschiebers gekommen ist, treten wir durch die einzelne Hauszimmer, nehmen vorsichtig eine Sommeruhr von der Wand und ersetzen diese durch eine geschmacksvolle Winterzeitangabe. Nicht das Ei, sondern die Uhr von Kolumbus. Das werden auch der Zeitgeist, der Gott Kronus und ihr Diener der Zeitschieber zugeben müssen.
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Freitag, 18. Oktober 2013
Bagatelle 204 - Amplitude
terra40, 14:00h
Amplitude (oder: Amplitudo, ein nóch schöneres Wort) ist, so habe ich mir sagen lassen, ein Begriff aus der klassischen Mechanik. Es scheint ein Maß zu sein (ich sag' es in eigenen Worten) für die Entfernung zwischen einem festen Ruhepunkt und dem Ende eines drehenden Pendels.
Neulich sah ich mir am Fernsehen die Weltmeisterschaften im Geräteturnen an. Sofort kam die Erinnerung an die Turnstunde in der Schule. An die seltene Gelegenheit wo die Ringe niedergelassen wurden und wo van uns verlangt wurde, entweder hängend oder schaukelnd, allerhand schwierige Bewegungen zu machen. Da war was wir nannten: das Vogelnest (andere nannten es das Schwänlein an den Ringen), wo man die hölzerne Ringe so feste wie möglich in die Hände nahm, die Beine eins nach dem anderen ebenfalls durch die Ringe stach, und schließlich das körperliche Innere nach außen wendend auf einer sehr komischen Weise in den Ringen hing. Ungefähr wie hier auf dem Bild, aus dem Schreber Pangymnastikon (1875) entnommen:
Es gibt, wie Sie besser als ich wissen, offenbar viele Arten von Turnübungen und viele Sorten von Turngeräten. Frauen turnen am Boden, schwingen ihre Keulen und Seile, balancieren am Schwebebalken und bewegen sich zierlich am Barren oder springen über ein komisches, ledernes Pferd. Männer hängen an Ringen, schweben am Barren und Reck, und zeigen mirakulös aussehende Übungen auf und über ein wiederum komisch anmutendes ledernes Ross.
Und dann die Terminologie der verschiedenen Turnübungen. Ein Kopfstand, ein Handstand, eine Rolle vorwärts: das alles können und verstehen wir. Aber was ist bitteschön ein Jägersalto mit dreifacher Schraube? Was heißt denn: übergrätschen zum Stützhang?
Auch in der von mir so geliebten Turnerei spielt der Amplitude-Begriff eine Rolle. Nehmen wir zum Beispiel den Russen Sascha Abramkowitsch bei seiner Übung am Reck. Sascha hält die eiserne Rekstockstange (der Ruhepunkt) fest in den Händen während sein Körper rückwärts oder bauchwärts zierliche Kreise rundum den Reckstock dreht. Je größer der Abstand zwischen seinen Fingern und seinen in hübschen Turnschuhen verborgenen gestreckten Zehen, je größer das Amplitude. Und das ist wichtig, weil eine Übung welche mit breiten Kreisen und einem deswegen großen Amplitude ausgeführt wird schöner anzusehen ist und deshalb höher bewertet wird. Findet das geehrte Jurymitglied insofern er nicht einer Bestechung zum Opfer gefallen ist.
Schön anzusehen ist es allemal. Denke ich, wenn ich sehe wie mein Landsmann Epke Zonderland Weltmeister am Reck wird. Sein deutscher Busenfreund wird zweiter. Ein bißchen Schadenfreude ist auch dabei. Wie im Fußball.
Nachlese:
Auch diese an sich klare Darbietung wird von einigen illustrativen Bildern begleitet. Auf dem ersten Bild vermuten wir die hübsche Frida Ungemütlich am Barren. Die zweite Abbildung vermittelt klar und deutlich wie man (in diesem Fall der oben genannte Sascha Abramkowitz) am Reck eine Pendelkippe auszuführen hat. So getan kann es niemals schief gehen.
Neulich sah ich mir am Fernsehen die Weltmeisterschaften im Geräteturnen an. Sofort kam die Erinnerung an die Turnstunde in der Schule. An die seltene Gelegenheit wo die Ringe niedergelassen wurden und wo van uns verlangt wurde, entweder hängend oder schaukelnd, allerhand schwierige Bewegungen zu machen. Da war was wir nannten: das Vogelnest (andere nannten es das Schwänlein an den Ringen), wo man die hölzerne Ringe so feste wie möglich in die Hände nahm, die Beine eins nach dem anderen ebenfalls durch die Ringe stach, und schließlich das körperliche Innere nach außen wendend auf einer sehr komischen Weise in den Ringen hing. Ungefähr wie hier auf dem Bild, aus dem Schreber Pangymnastikon (1875) entnommen:
Es gibt, wie Sie besser als ich wissen, offenbar viele Arten von Turnübungen und viele Sorten von Turngeräten. Frauen turnen am Boden, schwingen ihre Keulen und Seile, balancieren am Schwebebalken und bewegen sich zierlich am Barren oder springen über ein komisches, ledernes Pferd. Männer hängen an Ringen, schweben am Barren und Reck, und zeigen mirakulös aussehende Übungen auf und über ein wiederum komisch anmutendes ledernes Ross.
Und dann die Terminologie der verschiedenen Turnübungen. Ein Kopfstand, ein Handstand, eine Rolle vorwärts: das alles können und verstehen wir. Aber was ist bitteschön ein Jägersalto mit dreifacher Schraube? Was heißt denn: übergrätschen zum Stützhang?
Auch in der von mir so geliebten Turnerei spielt der Amplitude-Begriff eine Rolle. Nehmen wir zum Beispiel den Russen Sascha Abramkowitsch bei seiner Übung am Reck. Sascha hält die eiserne Rekstockstange (der Ruhepunkt) fest in den Händen während sein Körper rückwärts oder bauchwärts zierliche Kreise rundum den Reckstock dreht. Je größer der Abstand zwischen seinen Fingern und seinen in hübschen Turnschuhen verborgenen gestreckten Zehen, je größer das Amplitude. Und das ist wichtig, weil eine Übung welche mit breiten Kreisen und einem deswegen großen Amplitude ausgeführt wird schöner anzusehen ist und deshalb höher bewertet wird. Findet das geehrte Jurymitglied insofern er nicht einer Bestechung zum Opfer gefallen ist.
Schön anzusehen ist es allemal. Denke ich, wenn ich sehe wie mein Landsmann Epke Zonderland Weltmeister am Reck wird. Sein deutscher Busenfreund wird zweiter. Ein bißchen Schadenfreude ist auch dabei. Wie im Fußball.
Nachlese:
Auch diese an sich klare Darbietung wird von einigen illustrativen Bildern begleitet. Auf dem ersten Bild vermuten wir die hübsche Frida Ungemütlich am Barren. Die zweite Abbildung vermittelt klar und deutlich wie man (in diesem Fall der oben genannte Sascha Abramkowitz) am Reck eine Pendelkippe auszuführen hat. So getan kann es niemals schief gehen.
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Samstag, 12. Oktober 2013
Bagatelle 203 - Rote-Rübe-Arterien
terra40, 18:26h
Seit meiner frühesten Kindheit fotografiere ich. Zuerst mit einer Kodak-Brownie Boxkamera, gekauft von dem Geld das ich als junger Ferienarbeiter mir verdiente. Sie kostete damals f. 28,00. Inzwischen freue ich mich seit kurzem über meine neue SLR-Digitalkamera. Diesmal gekauft von dem Geld das mein freigebiger Schulbuchverlag, für den ich dann und wann einige Arbeit verrichte, mir freundlicherweise überwiesen hat.
Entweder ein Text plus ein Bild, oder umgekehrt. So sieht meistens eine Bagatelle aus. Bild und Geschichte gehören zusammen und unterstützen sich gegenseitig. Das hofft allerdings ihr aller ergebenen Bagatellenschreiber. Text und Bild alléine haben zwar Bestehensrecht, nur ist auch hier laut Gestalt-Theoretiker das Ganze mehr als die Summe der Teile.
Vor einigen Jahren bekam ich einen Brief von einer mir unbekannten Dame aus Rotterdam. Sie bat mich um die Erlaubnis eines meiner Fotos in einer halbjährig erscheinenden Broschüre aufnehmen zu dürfen. Es war eine Broschüre des Erasmus Medisch Centrum zu Rotterdam, das dortige Universitätskrankenhaus. Das Foto war gedacht als Illustration zu einem Artikel über arterielle Verengungen in den Beinen. Es war díeses Foto:
Sie sehen es richtig: es ist ein simples Rote-Rübenblatt. Die Nerven - mit einiger Fantasie zu verwechseln mit Blutgefäßen - haben einen extra Akzent erhalten weil sie an der einen Seite von der Sonne beschienen und von der anderen von mir fotografiert worden sind. Hier unten sehen Sie wie das Foto in der Erasmus-Broschüre aussieht.
Solch ein Bild gibt Doppelfreude. Zuerst dann wann der Zeigefinger den Auslöseknopf deines Kameras berührt. (Meistens weiß ich dann schon ob das Bild gelungen ist oder nicht.) Das zweite Mal freut man sich wenn man sieht wie der äußerst seriöse Venenartikel in der Erasmus-Broschüre durch dein Bild sozusagen 'erheitert' wird. Und nóch mehr freut man sich wenn später ein Arzt, der bald zu promovieren gedenkt, das Foto für den Umschlag seiner Dissertation benutzt. Selbstverständlich nicht ohne meine Erlaubnis.
Gerade weil ich keine Ahnung habe um was es in dieser ärztlichen Doktorarbeit handelt - mein medizinisches Englisch ist nicht mehr was es mal war - freue ich mich über den gelungenen Umschlag. Was ein so einfaches Rübenblattbild nicht bewirken kann, finden Sie nicht auch?
Entweder ein Text plus ein Bild, oder umgekehrt. So sieht meistens eine Bagatelle aus. Bild und Geschichte gehören zusammen und unterstützen sich gegenseitig. Das hofft allerdings ihr aller ergebenen Bagatellenschreiber. Text und Bild alléine haben zwar Bestehensrecht, nur ist auch hier laut Gestalt-Theoretiker das Ganze mehr als die Summe der Teile.
Vor einigen Jahren bekam ich einen Brief von einer mir unbekannten Dame aus Rotterdam. Sie bat mich um die Erlaubnis eines meiner Fotos in einer halbjährig erscheinenden Broschüre aufnehmen zu dürfen. Es war eine Broschüre des Erasmus Medisch Centrum zu Rotterdam, das dortige Universitätskrankenhaus. Das Foto war gedacht als Illustration zu einem Artikel über arterielle Verengungen in den Beinen. Es war díeses Foto:
Sie sehen es richtig: es ist ein simples Rote-Rübenblatt. Die Nerven - mit einiger Fantasie zu verwechseln mit Blutgefäßen - haben einen extra Akzent erhalten weil sie an der einen Seite von der Sonne beschienen und von der anderen von mir fotografiert worden sind. Hier unten sehen Sie wie das Foto in der Erasmus-Broschüre aussieht.
Solch ein Bild gibt Doppelfreude. Zuerst dann wann der Zeigefinger den Auslöseknopf deines Kameras berührt. (Meistens weiß ich dann schon ob das Bild gelungen ist oder nicht.) Das zweite Mal freut man sich wenn man sieht wie der äußerst seriöse Venenartikel in der Erasmus-Broschüre durch dein Bild sozusagen 'erheitert' wird. Und nóch mehr freut man sich wenn später ein Arzt, der bald zu promovieren gedenkt, das Foto für den Umschlag seiner Dissertation benutzt. Selbstverständlich nicht ohne meine Erlaubnis.
Gerade weil ich keine Ahnung habe um was es in dieser ärztlichen Doktorarbeit handelt - mein medizinisches Englisch ist nicht mehr was es mal war - freue ich mich über den gelungenen Umschlag. Was ein so einfaches Rübenblattbild nicht bewirken kann, finden Sie nicht auch?
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Samstag, 5. Oktober 2013
Bagatelle 202 - Montag Waschtag
terra40, 21:25h
In unserer westlichen Kultur wird wohl für fast jede denkbare Gelegenheit ein Tag reserviert. Ich meine nicht die Heiligentage: Heilige waren uns immer schon etwas voraus. Ich meine auch nicht die gesetzlichen Feiertage wie zum Beispiel vorgestern, wo die Deutschen am 3. Oktober (einen Tag vór dem gestrigen Tag der Tiere, auch so etwas dummes, denn jeder Tag ist ein Tag der Tiere) ihren Tag der Freiheit feierten und dabei unsere Autobahnen blockierten. Auch gegen die kirchlichen Fest- und Feiertage habe ich nichts, obwohl mich bis heute noch keiner von dem Nutzen eines zweiten Weihnachtstages hat überzeugen können. (Wenn die Leute nicht mehr wissen was Ostern bedeutet, verdienen sie keinen zweiten Osterfeiertag. Aber lassen wir das beiseite.)
Mich stört die Gewohnheit bestimmte Arbeiten an bestimmten Tagen tun zu wollen. Freitags essen wir Fisch, Dienstags wird geschwommen und Mittwochmorgens besuchen wir die Oma. Und dabei bleibt es. In unserer Reinkultur wird an Montagen gewaschen, zumindest bei uns in der Gegend. Warum? Funktioniert die Waschmaschine dienstags nicht ebenso gut, oder wie?
Ich will nicht immer Spielverderber sein. Darum schließe ich mich an diesem Montag der Gewohnheit an und mache mir diesen Tag nicht zu einem Buß- und Bet-, sondern zu einem Wasch- und Putztag. Das Wetter ist äußerst günstig: ein schmaler aber fixer Ostwind fegt über die Lande und Wolken und Sonne wechseln sich ab. Weit und breit kein Regen zu sehen. Zehn ist es, wo ich meine erste Ladung Buntes an die Leine hange. Doch, statt Wäschetrockner (den ich nicht besitze) nehme ich die uralte, vertraute Wäscheleine. Es werden noch zwei Kessel folgen in einem Weiß, das sogar die größten Waschmittelhersteller hätte staunen lassen. Meine Waschmaschine wäscht nicht zu oft, aber wenn, dann gut, sauber und gründlich. Die Zahl der Waschgegenstände ist diesmal extra groß, weil ich es für richtig halte auch mal die Bettwäsche mit alles drum und dran zu wechseln.
Mittags um zwei folgt Akt 2. Stück für Stück wird die getrocknete Wäsche von der Leine genommen und vorsichtig in den Wäschekorb niedergelassen. Bei jedem Stück wird gerochen. So eine vom Winde verwehten Trockenwäsche, wie herrlich die duftet! Nicht nach Waschpulver, sondern nach Gras, Sand, Wolken und Luft.
Danach tragen wir alles ins Haus und dort wird gefaltet und geordnet. Die kostbarsten Stücke (Blusen, Taschentücher) werden sogar gebügelt. Allerdings geschieht das bei den Blusen nur wenn es den Manschetten an den Kragen geht. Der Rest ist entweder mir zu kompliziert oder nicht unbedingt nötig.
Ab ins Schlafzimmer, zu dem Kleiderschrank. Der letzte Akt spielt sich vor meinen Augen ab. Die Wäsche findet sich wieder in dem Schrank; die gewechselte Bettwäsche herrlich duftend, in voller Erwartung auf die kommende Nacht. Und ich, der ultime Saubermann, stehe da, seh' es mir an und freue mich schon auf den nächsten Montag.
Mich stört die Gewohnheit bestimmte Arbeiten an bestimmten Tagen tun zu wollen. Freitags essen wir Fisch, Dienstags wird geschwommen und Mittwochmorgens besuchen wir die Oma. Und dabei bleibt es. In unserer Reinkultur wird an Montagen gewaschen, zumindest bei uns in der Gegend. Warum? Funktioniert die Waschmaschine dienstags nicht ebenso gut, oder wie?
Ich will nicht immer Spielverderber sein. Darum schließe ich mich an diesem Montag der Gewohnheit an und mache mir diesen Tag nicht zu einem Buß- und Bet-, sondern zu einem Wasch- und Putztag. Das Wetter ist äußerst günstig: ein schmaler aber fixer Ostwind fegt über die Lande und Wolken und Sonne wechseln sich ab. Weit und breit kein Regen zu sehen. Zehn ist es, wo ich meine erste Ladung Buntes an die Leine hange. Doch, statt Wäschetrockner (den ich nicht besitze) nehme ich die uralte, vertraute Wäscheleine. Es werden noch zwei Kessel folgen in einem Weiß, das sogar die größten Waschmittelhersteller hätte staunen lassen. Meine Waschmaschine wäscht nicht zu oft, aber wenn, dann gut, sauber und gründlich. Die Zahl der Waschgegenstände ist diesmal extra groß, weil ich es für richtig halte auch mal die Bettwäsche mit alles drum und dran zu wechseln.
Mittags um zwei folgt Akt 2. Stück für Stück wird die getrocknete Wäsche von der Leine genommen und vorsichtig in den Wäschekorb niedergelassen. Bei jedem Stück wird gerochen. So eine vom Winde verwehten Trockenwäsche, wie herrlich die duftet! Nicht nach Waschpulver, sondern nach Gras, Sand, Wolken und Luft.
Danach tragen wir alles ins Haus und dort wird gefaltet und geordnet. Die kostbarsten Stücke (Blusen, Taschentücher) werden sogar gebügelt. Allerdings geschieht das bei den Blusen nur wenn es den Manschetten an den Kragen geht. Der Rest ist entweder mir zu kompliziert oder nicht unbedingt nötig.
Ab ins Schlafzimmer, zu dem Kleiderschrank. Der letzte Akt spielt sich vor meinen Augen ab. Die Wäsche findet sich wieder in dem Schrank; die gewechselte Bettwäsche herrlich duftend, in voller Erwartung auf die kommende Nacht. Und ich, der ultime Saubermann, stehe da, seh' es mir an und freue mich schon auf den nächsten Montag.
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Samstag, 28. September 2013
Bagatelle 201 - Musikstrom
terra40, 13:45h
Das könnte zum Beispiel die Moldau sein, wird einer von Ihnen sagen. Die symphonische Dichtung, wunderbar komponiert von Bedrich Smetana, worin ebenso wunderbar musikalisch geschildert wird, wie dieser Fluß dahin fließt. Von seiner Ursprung als kleiner murmelnder Bergbach irgendwo in Böhmen und Mähren, später weiterhin breit gefächert die rumänische Delta erreicht, um schließlich ins Schwarze Meer sein Wasser abzulassen.
Eigentlich meine ich etwas total anderes. Mir steht die verschiedene Art vor Augen mit der wir auf Tonträger festgelegte Musik hören. Und die fast unglaubliche Entwicklung darin in den letzten Jahren. Im Anfang war da der Grammophon, oft verbunden an einem richtig Retro-Rundfunkapparat mit den Sendern Beromünster und NWDR. Wir nahmen äußerst vorsichtig die vinyl Langspielplatte in die Hand, ließen die Diamantnadel in die Angfangsrille senken und plötzlich war der Raum voll herrlicher Musik: Duke Ellington, ein Chanson von Juliette Greco oder eine herrliche Mozart-Aria mit Fritz Wunderlich (der nicht umsonst diesen Nachnamen trug). Dann kam der kleine Kassettenspieler, der walkman und die CD. Heute befindet sich meine Musik auf einem USB-Stick. Den steck ich in ein passendes Loch in meinem Computer oder irgendwo in meinem sehr flachen Bildschirm und das Wunder geschieht. Das 125-jährige Königliche Concertgebouworkest spielt laut und deutlich die Begleitung zu Verdis Sklavenchor aus Nabucco das ich ebenfalls laut und rein mitsumme.
Der neueste Trend ist das Fehlen der tastbaren Tonträger. Wer kauft heutzutage noch eine CD? Sie vielleicht, aber ich nicht. Ich setze mich vor dem Computer, schalte mir ein Musikversorgendes Programm ein (zB iTunes oder Spotify) et voila: wohlklingende Musik strömt in mein Zimmer. Buchstäblich, nämlich a stream. Das ist der Musikstrom den ich meine. Nein, selten kaufe ich mir noch eine CD. Ich kaufe mir einen download oder einen stream. Für einen Euro pro track. So viel kostet auch eine Carmen-Aria mit Maria Callas oder eine portugiesische Fado mit Amalia Rodrigues. Wie Sie wollen; die Wahl kennt keine Grenzen.
Weil wir doch dabei sind so viele englische Wörter zu benutzen und mit Monty Python zu sprechen: and now for something completely different. Klavier spielen kann ich nicht, jedenfalls nur für mich selbst mit zwei Fingern und nicht für andere Ohren, aber eine Musikpartitur lesen kann ich. Das heißt, nur wenn die Musik nicht allzu kompliziert und das Tempo nicht allzu schnell ist, kann ich auf einem Notenblatt Papier den Musikanten auf dem Fuße folgen. Nicht immer, aber oft, gibt dieses Mitlesen dem Hörgenuß eine extra Dimension. Mann sieht zum Beispiel wo der Pianist forte spielt, während der Komponist an dieser Stelle doch etwas Leiseres meinte. Es fallen Sachen auf die man beim lauter Zuhören vermissen würde.
Wenn Sie mögen, zeige ich Ihnen wie das bei mir vonstatten geht. Zuerst downloade ich mir eine Klavierpartitur einer wunderbaren Beethovensonate, sagen wir die aus Opus 109. (Umsonst zu bekommen.) Diese lasse ich dann auf meinem Monitor erscheinen und mit der Maus scrolle ich durch die Sammlung Notenbalken. Danach öffne ich einen Musikselbstbedienungsladen und starte den Musikstream wo der berühmte Alfred Brendel diese Beethovensonate spielt. Die herrlichen Klaviertöne aus der Partitur werden von meinen Augen gefolgt, während die kleinen Computerlautsprecher dafür sorgen daß es meinen Ohren an nichts fehlt.
Hier unten sehen wir zwei Teile der Partitur. Der Anfang und der letzte Satz. Es steht geschrieben daß es ein sängerisch Andante ist, welches jedoch mit einiger Expressivität gespielt werden will. Der Komponist bittet außerdem um eine gesangvolle und innige Empfindung. Die meisten Pianisten versuchen es, die wenigsten können es.
Da unten sehen Sie mich an der Hör - und Seharbeit. Während der Computer läuft, die Klaviermusik durch mein Zimmer strömt, zeig ich Ihnen mit der linken Hand auf einigen typisch-Beethovensche Noten in der Partitur. Die rechte Hand ruht auf der Maus. Mit der unsichtbaren dritten Hand (Selbstauslöser) fotografiere ich den Vorgang.
Was für ein Getue! werden Sie sagen. Und Recht haben Sie. Das hier oben Beschriebene ist aber auch nur für die Bühne. Meistens setze ich mich (ohne Partitur) in meinen Lieblingssessel und genieße der Musik. Nicht selten ist die Musik so schön und bin ich von den Tönen so angetan, daß meine Augen sich fast automatisch unbemerkt schließen. Das Erwachen erfolgt lange nach dem Schlußakkord.
Eigentlich meine ich etwas total anderes. Mir steht die verschiedene Art vor Augen mit der wir auf Tonträger festgelegte Musik hören. Und die fast unglaubliche Entwicklung darin in den letzten Jahren. Im Anfang war da der Grammophon, oft verbunden an einem richtig Retro-Rundfunkapparat mit den Sendern Beromünster und NWDR. Wir nahmen äußerst vorsichtig die vinyl Langspielplatte in die Hand, ließen die Diamantnadel in die Angfangsrille senken und plötzlich war der Raum voll herrlicher Musik: Duke Ellington, ein Chanson von Juliette Greco oder eine herrliche Mozart-Aria mit Fritz Wunderlich (der nicht umsonst diesen Nachnamen trug). Dann kam der kleine Kassettenspieler, der walkman und die CD. Heute befindet sich meine Musik auf einem USB-Stick. Den steck ich in ein passendes Loch in meinem Computer oder irgendwo in meinem sehr flachen Bildschirm und das Wunder geschieht. Das 125-jährige Königliche Concertgebouworkest spielt laut und deutlich die Begleitung zu Verdis Sklavenchor aus Nabucco das ich ebenfalls laut und rein mitsumme.
Der neueste Trend ist das Fehlen der tastbaren Tonträger. Wer kauft heutzutage noch eine CD? Sie vielleicht, aber ich nicht. Ich setze mich vor dem Computer, schalte mir ein Musikversorgendes Programm ein (zB iTunes oder Spotify) et voila: wohlklingende Musik strömt in mein Zimmer. Buchstäblich, nämlich a stream. Das ist der Musikstrom den ich meine. Nein, selten kaufe ich mir noch eine CD. Ich kaufe mir einen download oder einen stream. Für einen Euro pro track. So viel kostet auch eine Carmen-Aria mit Maria Callas oder eine portugiesische Fado mit Amalia Rodrigues. Wie Sie wollen; die Wahl kennt keine Grenzen.
Weil wir doch dabei sind so viele englische Wörter zu benutzen und mit Monty Python zu sprechen: and now for something completely different. Klavier spielen kann ich nicht, jedenfalls nur für mich selbst mit zwei Fingern und nicht für andere Ohren, aber eine Musikpartitur lesen kann ich. Das heißt, nur wenn die Musik nicht allzu kompliziert und das Tempo nicht allzu schnell ist, kann ich auf einem Notenblatt Papier den Musikanten auf dem Fuße folgen. Nicht immer, aber oft, gibt dieses Mitlesen dem Hörgenuß eine extra Dimension. Mann sieht zum Beispiel wo der Pianist forte spielt, während der Komponist an dieser Stelle doch etwas Leiseres meinte. Es fallen Sachen auf die man beim lauter Zuhören vermissen würde.
Wenn Sie mögen, zeige ich Ihnen wie das bei mir vonstatten geht. Zuerst downloade ich mir eine Klavierpartitur einer wunderbaren Beethovensonate, sagen wir die aus Opus 109. (Umsonst zu bekommen.) Diese lasse ich dann auf meinem Monitor erscheinen und mit der Maus scrolle ich durch die Sammlung Notenbalken. Danach öffne ich einen Musikselbstbedienungsladen und starte den Musikstream wo der berühmte Alfred Brendel diese Beethovensonate spielt. Die herrlichen Klaviertöne aus der Partitur werden von meinen Augen gefolgt, während die kleinen Computerlautsprecher dafür sorgen daß es meinen Ohren an nichts fehlt.
Hier unten sehen wir zwei Teile der Partitur. Der Anfang und der letzte Satz. Es steht geschrieben daß es ein sängerisch Andante ist, welches jedoch mit einiger Expressivität gespielt werden will. Der Komponist bittet außerdem um eine gesangvolle und innige Empfindung. Die meisten Pianisten versuchen es, die wenigsten können es.
Da unten sehen Sie mich an der Hör - und Seharbeit. Während der Computer läuft, die Klaviermusik durch mein Zimmer strömt, zeig ich Ihnen mit der linken Hand auf einigen typisch-Beethovensche Noten in der Partitur. Die rechte Hand ruht auf der Maus. Mit der unsichtbaren dritten Hand (Selbstauslöser) fotografiere ich den Vorgang.
Was für ein Getue! werden Sie sagen. Und Recht haben Sie. Das hier oben Beschriebene ist aber auch nur für die Bühne. Meistens setze ich mich (ohne Partitur) in meinen Lieblingssessel und genieße der Musik. Nicht selten ist die Musik so schön und bin ich von den Tönen so angetan, daß meine Augen sich fast automatisch unbemerkt schließen. Das Erwachen erfolgt lange nach dem Schlußakkord.
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Samstag, 21. September 2013
Bagatelle 200 - Regenbogen
terra40, 16:16h
In diesen Frühherbsttagen, so Mitte September, mit ihren fortwährenden Abwechslungen zwischen Sonne und Regenschauern werden wir oftmals beglückt vom Anblick eines Regenbogens. Und wir verstehen warum die Leute seit Noachs (Nowehs) Sintflut meinen, daß es im Grunde genommen nichts schöneres zu sehen gibt.
Laut allen Überlieferungen befindet sich am Ende des Regenbogens, dort wo er links und rechts den Horizont erreicht, ein großes Faß voller Gold. Wie gerne würde ich die Stelle erreichen wo dieser Goldschatz sich befindet: das ist dort am Horizont wo die Farben am schönsten sind. Zeit und Abstand sind dabei meine Gegner. Nehmen wir mal an, daß ich beim Sehen eines Regenbogens hinter meinem Haus genau sehen kann wo der Bogen links die Erde trifft. Wenn ich mich dann zu dieser Stelle hinspute um nach dem Gold zu suchen ist der Regenbogen inzwischen dahin.
Wie wir alle wissen, läßt sich ein Regenbogen am besten beobachten mit einer ziemlich niedrigstehenden Westsonne im Rücken und die Augen vorwärts auf die tiefblaue Regenlüfte im Osten gerichtet. Die optimale Situation entsteht wenn wir den gánzen Halbkreis sehen. Nóch schöner, aber seltener, ist ein kompletter Doppelbogen. Ein Dreidoppelbogen wäre zu schön um wahr zu sein. Meistens sehen wir gegen den Hintergrund der Regenschauer nur einen Teil. Aber die grandiose Farbenpracht gleicht alles Fehlende aus.
Kennen Sie jemand der nícht von einem Regenbogen angetan ist? Einer der sich weigert "Over the Rainbow" gefühlvoll mitzusingen? Oder sind Sie vielleicht selber so eine(r) die den Farbenpracht ignoriert? Ich mag es kaum glauben. Allein die Farben reichen aus; religiöse oder semi-religiöse Beigedanken vermittelt der Regenbogen nicht. Außer die Einsicht daß die Hoffnung bleibt.
Nachschrift: die Bilder zeigen meine Aussicht vom Hof aus ostwärts - 17. September 2013, 16.45 Uhr
Laut allen Überlieferungen befindet sich am Ende des Regenbogens, dort wo er links und rechts den Horizont erreicht, ein großes Faß voller Gold. Wie gerne würde ich die Stelle erreichen wo dieser Goldschatz sich befindet: das ist dort am Horizont wo die Farben am schönsten sind. Zeit und Abstand sind dabei meine Gegner. Nehmen wir mal an, daß ich beim Sehen eines Regenbogens hinter meinem Haus genau sehen kann wo der Bogen links die Erde trifft. Wenn ich mich dann zu dieser Stelle hinspute um nach dem Gold zu suchen ist der Regenbogen inzwischen dahin.
Wie wir alle wissen, läßt sich ein Regenbogen am besten beobachten mit einer ziemlich niedrigstehenden Westsonne im Rücken und die Augen vorwärts auf die tiefblaue Regenlüfte im Osten gerichtet. Die optimale Situation entsteht wenn wir den gánzen Halbkreis sehen. Nóch schöner, aber seltener, ist ein kompletter Doppelbogen. Ein Dreidoppelbogen wäre zu schön um wahr zu sein. Meistens sehen wir gegen den Hintergrund der Regenschauer nur einen Teil. Aber die grandiose Farbenpracht gleicht alles Fehlende aus.
Kennen Sie jemand der nícht von einem Regenbogen angetan ist? Einer der sich weigert "Over the Rainbow" gefühlvoll mitzusingen? Oder sind Sie vielleicht selber so eine(r) die den Farbenpracht ignoriert? Ich mag es kaum glauben. Allein die Farben reichen aus; religiöse oder semi-religiöse Beigedanken vermittelt der Regenbogen nicht. Außer die Einsicht daß die Hoffnung bleibt.
Nachschrift: die Bilder zeigen meine Aussicht vom Hof aus ostwärts - 17. September 2013, 16.45 Uhr
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Sonntag, 15. September 2013
Bagatelle 199 - Reisbrei
terra40, 16:44h
"Geh hin zur Ameise, du Fauler, sieh an ihr Tun und lerne von ihr" sagt ein gewisser Prediger in einer seiner oft zitierten Sprüchen und manche sind geneigt ihm dabei zu folgen. Die Ameisen lehren uns offenbar wie wichtig die fortwährende, tüchtige Schufterei ist. Sie befanden sich auch unter den ersten die meinten, daß Müßiggang der Anfang allerhand Lasters sei. Wenn der Mensch wirklich Intelligenz besäße, so der Prediger, würde er dem Vorbild der Ameise folgen.
Auf einem köstlichen Farbbild hier unten, von meinem uralten Baukasten entnommen, sehen wir, wie ein Erzmüßiggänger eine ebenso köstliche Mahlzeit zu sich nimmt, während sein Schwager rechts im Hintergrund in schwerster Landarbeit versucht ein Saatbeet herzurichten worauf der Weizen später wachsen wird der ihm, dem Schwager, dann bei einer guten Ernte hoffentlich das Mehl schenkt das er zum Brot backen und so für's Überleben im Winter braucht. (Bitte, entschuldigen Sie mich für diesen langen, komplizierten und ziemlich unverständlichen Satz der mich mindestens zwanzig Minuten meiner kostbaren Zeit gekostet hat. Weil er so viel gekostet hat, bleibt er dennoch stehen.)
Sehen wir bitte jetzt auch die andere Seite der Medaille. Schon der Begriff Müßiggang, ach, welch ein herrliches Wort! Wenn wir es langsam und sorgfältig auf der Zunge zergehen lassen, überfällt uns schon dieses Mußegefuhl: vorbei ist die Qual des Müssens; übrig bleibt die totale Entspannung. Gesetze und Vorschriften die uns zu Arbeit zwingen, verschwinden und bieten Raum für richtiges Sein und Dasein. Das hier oben beschriebene Beispiel ist vielleicht nicht das beste, aber betrachten wir die Lage auch einmal vom Standpunkt des Müßiggängers. Warum also soll man schuften für eine ungewisse Zukunft? Warum werden wir dauernd aufgefordert fleißig und vor allem tüchtig unsere (Hand)arbeit zu tun? Der Müßiggänger steht genau wie seinem Kumpel (der Faulenzer) in einem üblen Geruch, aber warum eigentlich?
Wir alle, geben wir's zu, sind neidisch auf den Müßiggänger. Wie gerne würden wir, wenn auch nicht für ewig, nicht leben wollen in einer Welt ohne den Streß der qualvollen Arbeit?
Als kleiner Junge träumte ich oft vom Eintritt ins Schlaraffenland, oder wie wir es nannten: luilekkerland (lui = faul). Das Land wo sich die richtigen Faulenzer und Müßiggänger Nachbar sind. Ein Land hinter dem Horizont, wo das Leben ein großes Essensfest ist. Wo dir die gebratene Ente in den Mund fliegt. Wo du dein Weinglas füllst mit der Flüssigkeit welche durch den Fluß direkt neben dir fließt. Ein Land ohne Hausaufgaben, ohne Wehwehchen und sonstige peinliche Schürfwunden, ohne Blut, Schweiß und Tränen.
Das Problem war freilich: wie komm ich dort? Und die Lösung: das Luilekkerland liegt bekanntlich hinter einem großen Reisbreiberg. Nimm einen Löffel und bohr dir, immer essend, einen Gang, gleichsam einen Tunnel quer durch den Reisbrei. Am Ende dann folgt die Belohnung in Form einer Zulassung ins versprochene Land.
Das zweite Problem schloß sich nahtlos an: ich mochte eigentlich keinen Reisbrei. Der Gedanke sich reisbreiessend einen Weg ins gelobte Land zu bahnen, war fürchterlich. Die Folge war daß ich das Schlaraffenland nur aus meiner Fantasie kannte. Bis heute hat sich das nicht geändert.
Anno 2013 koch ich mir manchmal eine Portion Reisbrei. Mit braunem Zucker überstreut ist er schon einigermaßen genießbar. Beim Essen denk' ich dann an die andere Seite des Reisbreiberges. Wo wir so viele leckere Speisen essen können wie wir wollen. Wo wir faulenzen ohne Scham. Wo wir lieber faul als müde sein können. Und wo wir leise summend dem Franz Schubert folgen wenn er tondichtet: dort wo du nicht bist, dort ist das Glück.
Auf einem köstlichen Farbbild hier unten, von meinem uralten Baukasten entnommen, sehen wir, wie ein Erzmüßiggänger eine ebenso köstliche Mahlzeit zu sich nimmt, während sein Schwager rechts im Hintergrund in schwerster Landarbeit versucht ein Saatbeet herzurichten worauf der Weizen später wachsen wird der ihm, dem Schwager, dann bei einer guten Ernte hoffentlich das Mehl schenkt das er zum Brot backen und so für's Überleben im Winter braucht. (Bitte, entschuldigen Sie mich für diesen langen, komplizierten und ziemlich unverständlichen Satz der mich mindestens zwanzig Minuten meiner kostbaren Zeit gekostet hat. Weil er so viel gekostet hat, bleibt er dennoch stehen.)
Sehen wir bitte jetzt auch die andere Seite der Medaille. Schon der Begriff Müßiggang, ach, welch ein herrliches Wort! Wenn wir es langsam und sorgfältig auf der Zunge zergehen lassen, überfällt uns schon dieses Mußegefuhl: vorbei ist die Qual des Müssens; übrig bleibt die totale Entspannung. Gesetze und Vorschriften die uns zu Arbeit zwingen, verschwinden und bieten Raum für richtiges Sein und Dasein. Das hier oben beschriebene Beispiel ist vielleicht nicht das beste, aber betrachten wir die Lage auch einmal vom Standpunkt des Müßiggängers. Warum also soll man schuften für eine ungewisse Zukunft? Warum werden wir dauernd aufgefordert fleißig und vor allem tüchtig unsere (Hand)arbeit zu tun? Der Müßiggänger steht genau wie seinem Kumpel (der Faulenzer) in einem üblen Geruch, aber warum eigentlich?
Wir alle, geben wir's zu, sind neidisch auf den Müßiggänger. Wie gerne würden wir, wenn auch nicht für ewig, nicht leben wollen in einer Welt ohne den Streß der qualvollen Arbeit?
Als kleiner Junge träumte ich oft vom Eintritt ins Schlaraffenland, oder wie wir es nannten: luilekkerland (lui = faul). Das Land wo sich die richtigen Faulenzer und Müßiggänger Nachbar sind. Ein Land hinter dem Horizont, wo das Leben ein großes Essensfest ist. Wo dir die gebratene Ente in den Mund fliegt. Wo du dein Weinglas füllst mit der Flüssigkeit welche durch den Fluß direkt neben dir fließt. Ein Land ohne Hausaufgaben, ohne Wehwehchen und sonstige peinliche Schürfwunden, ohne Blut, Schweiß und Tränen.
Das Problem war freilich: wie komm ich dort? Und die Lösung: das Luilekkerland liegt bekanntlich hinter einem großen Reisbreiberg. Nimm einen Löffel und bohr dir, immer essend, einen Gang, gleichsam einen Tunnel quer durch den Reisbrei. Am Ende dann folgt die Belohnung in Form einer Zulassung ins versprochene Land.
Das zweite Problem schloß sich nahtlos an: ich mochte eigentlich keinen Reisbrei. Der Gedanke sich reisbreiessend einen Weg ins gelobte Land zu bahnen, war fürchterlich. Die Folge war daß ich das Schlaraffenland nur aus meiner Fantasie kannte. Bis heute hat sich das nicht geändert.
Anno 2013 koch ich mir manchmal eine Portion Reisbrei. Mit braunem Zucker überstreut ist er schon einigermaßen genießbar. Beim Essen denk' ich dann an die andere Seite des Reisbreiberges. Wo wir so viele leckere Speisen essen können wie wir wollen. Wo wir faulenzen ohne Scham. Wo wir lieber faul als müde sein können. Und wo wir leise summend dem Franz Schubert folgen wenn er tondichtet: dort wo du nicht bist, dort ist das Glück.
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Dienstag, 10. September 2013
Bagatelle 198 - Unglückszahl 7
terra40, 22:16h
Jetzt, nach den Sommerferien, wo sich die Schüler jeden Morgen auf dem Landweg vor meinem Hof wieder fröhlich radelnd zur Schule begeben, denke ich manchmal zurück an meine eigene Schulzeit vor einigen vielen Jahren. Manchmal spitzt der Gedankengang sich zu auf die Zensuren und Benotung, auf die meines Erachtens unglückliche Art und Weise mit der die Lehrer meine Schulleistungen bewerteten. Dabei muß man bedenken, daß bei uns die Noten nicht wie bei Ihnen von 5 (niedrig) bis 1 (hervorragend) rangieren, sondern von 1 (eins) = undenkbar schlecht, bis 10 (zehn) = nicht zu übertreffen. Nach Meinung der Schule war ich ein typischer 7-Fall.
Wie auch immer, die Zahl 7 (sieben) hat etwas besonderes. In manchen Philosophien und ebenso vielen Astrologien, Religionen, geistlichen Strömungen und sportlichen Leibesübungen spielt die Zahl 7 eine spezielle Rolle. Ich nenne als Beispiele nur die Kabbalistik, die sieben Tage dauernde Schöpfungsgeschichte und die magische Rückennummer 14 des weltbesten Fußballers Johan Cruijff . (Für alle das das Rechnen verlernt haben, sage ich noch einmal, daß laut vielen Experten 14 2*7 gleicht.)
Für viele von uns ist die Zahl 7 eine Glückszahl. Und selbst in den empirischen Sozialwissenschaften hört man, daß die Zahl 7 etwas besonderes hat. So gibt es das Gesetz von Jost, welches besagt daß 7*3 größer ist als 3*7. (Wenn es Ihnen an einem schwülwarmen Tag fürchterlich heiß ist, ist es besser 7 Mal 3 Deziliter Wasser zu sich zu nehmen als 3 Mahl 7 Deziliter. Probieren Sie es aus, es stimmt.)
Da gibt es auch noch einen gewissen Herrn Dr. Georg Miller der behauptet haben will, daß man immer nur sieben (plus oder minus zwei) Sachen behalten kann. Das short-term-memory ließe nicht mehr zu, sagte Miller uns. Von ihm ist der Ausdruck: the Magical Number Seven.
Bei der Benotung von Schulleistungen nimmt die Zahl 7 eine undefinierte Position ein. Sie ist besser als die 6 (= genügend), aber schlechter als die 8 (gut). Eine 7 ist also mehr als genügend, aber weniger gut als gut. Wie soll man das verstehen? Die schulische Willkür läßt grüßen, würde ich meinen. Damals, als ich selber als Schüler die last ein solcher Benotung zu tragen hatte, fand ich das und auch heute ist es nicht anders. Daß die Lehrerschaft es selber auch nicht verstand, zeigt sich aus der Tatsache, daß einige unter ihnen Zwischenformen reinschmuggelten. Halbwegs zwischen die 4 und die 5 kam die 4½. Um Schüler mit einer 3 einigermaßen zu trösten, erfand man die 3+ (drei-plus). Oder andersrum: war eine 8 eigentlich zu viel des Guten, bekam der Student eine 8- (acht-minus). Sie sehen: Willkür wohin man schaut.
Nein, ich mag mich nicht beklagen, denn so schlimm war es nun auch wieder nicht, aber während meiner Schulzeit wurde ich immer von der Note 7 verfolgt. Besser gesagt: gestalkt. Wenn die Zeugniszeit gekommen war, standen etliche 7 da um in mein Zeugnis Eintritt zu halten. Und das wiederum entnahm die besseren Noten die Möglichkeit dasselbe zu tun. So war es denn fast unvermeidlich, daß man nur 7 und 7-Varianten in meinen Zeugnissen sah. Hier unten ein Beweis: ein fingiertes Zeugnis meiner IIIa-Klasse in der Realschulzeit.
"Zu wenig Variationen"schreibt jemand und das ist eine bittere, aber wahre Feststellung. Alles an mir ist einförmig und eintönig. Später werden die Leute sagen: Kennst du den Terra, derjenige der die Bagatellen schreibt? Doch, den kennen wir, wird man antworten, diesen König der Monotonie.
Selbstverständlich übertreibe ich fürchterlich. Aber es ist schon wahr, daß ich manchmal Leute beneide die etwas sehr Spezielles außerordentlich gut können. Einen Bestseller schreiben, zum Beispiel. Vieles was ich kann, wird aber mit einer 7 benotet. Das war früher in der Schule so und heute ist es nicht anders. In anderen Schulen und Klassen war die Situation vergleichbar. Überall wo ich erschien, war die 7 nie weit weg. Schlimmer ist, daß es nie aufzuhören scheint. Nehmen wir an, daß der Volkshochschulkurs "Blockflöte für Nicht-Anfänger", woran ich diesen Winter teilnehme, mit einer Prüfung abgeschlossen wird, so wird Ihnen deutlich sein mit welcher Endnote die geschätzten Lehrer meine Leistungen bewerten werden.
Schließlich stelle ich Ihnen noch einmal meine alte Grundschullehrerin vor. Das liebe Fräulein K. gibt mir die verdiente Note 10 gefolgt von wie wir sagen: een zoen van de juffrouw (ein Kuss von der lieben Frau Lehrerin). Ich habe es altmodisch auf einer Schiefertafel geschrieben. Mit Kreide. Die meisten Kinder nehmen dazu heute ihren I-pad.
Wie auch immer, die Zahl 7 (sieben) hat etwas besonderes. In manchen Philosophien und ebenso vielen Astrologien, Religionen, geistlichen Strömungen und sportlichen Leibesübungen spielt die Zahl 7 eine spezielle Rolle. Ich nenne als Beispiele nur die Kabbalistik, die sieben Tage dauernde Schöpfungsgeschichte und die magische Rückennummer 14 des weltbesten Fußballers Johan Cruijff . (Für alle das das Rechnen verlernt haben, sage ich noch einmal, daß laut vielen Experten 14 2*7 gleicht.)
Für viele von uns ist die Zahl 7 eine Glückszahl. Und selbst in den empirischen Sozialwissenschaften hört man, daß die Zahl 7 etwas besonderes hat. So gibt es das Gesetz von Jost, welches besagt daß 7*3 größer ist als 3*7. (Wenn es Ihnen an einem schwülwarmen Tag fürchterlich heiß ist, ist es besser 7 Mal 3 Deziliter Wasser zu sich zu nehmen als 3 Mahl 7 Deziliter. Probieren Sie es aus, es stimmt.)
Da gibt es auch noch einen gewissen Herrn Dr. Georg Miller der behauptet haben will, daß man immer nur sieben (plus oder minus zwei) Sachen behalten kann. Das short-term-memory ließe nicht mehr zu, sagte Miller uns. Von ihm ist der Ausdruck: the Magical Number Seven.
Bei der Benotung von Schulleistungen nimmt die Zahl 7 eine undefinierte Position ein. Sie ist besser als die 6 (= genügend), aber schlechter als die 8 (gut). Eine 7 ist also mehr als genügend, aber weniger gut als gut. Wie soll man das verstehen? Die schulische Willkür läßt grüßen, würde ich meinen. Damals, als ich selber als Schüler die last ein solcher Benotung zu tragen hatte, fand ich das und auch heute ist es nicht anders. Daß die Lehrerschaft es selber auch nicht verstand, zeigt sich aus der Tatsache, daß einige unter ihnen Zwischenformen reinschmuggelten. Halbwegs zwischen die 4 und die 5 kam die 4½. Um Schüler mit einer 3 einigermaßen zu trösten, erfand man die 3+ (drei-plus). Oder andersrum: war eine 8 eigentlich zu viel des Guten, bekam der Student eine 8- (acht-minus). Sie sehen: Willkür wohin man schaut.
Nein, ich mag mich nicht beklagen, denn so schlimm war es nun auch wieder nicht, aber während meiner Schulzeit wurde ich immer von der Note 7 verfolgt. Besser gesagt: gestalkt. Wenn die Zeugniszeit gekommen war, standen etliche 7 da um in mein Zeugnis Eintritt zu halten. Und das wiederum entnahm die besseren Noten die Möglichkeit dasselbe zu tun. So war es denn fast unvermeidlich, daß man nur 7 und 7-Varianten in meinen Zeugnissen sah. Hier unten ein Beweis: ein fingiertes Zeugnis meiner IIIa-Klasse in der Realschulzeit.
"Zu wenig Variationen"schreibt jemand und das ist eine bittere, aber wahre Feststellung. Alles an mir ist einförmig und eintönig. Später werden die Leute sagen: Kennst du den Terra, derjenige der die Bagatellen schreibt? Doch, den kennen wir, wird man antworten, diesen König der Monotonie.
Selbstverständlich übertreibe ich fürchterlich. Aber es ist schon wahr, daß ich manchmal Leute beneide die etwas sehr Spezielles außerordentlich gut können. Einen Bestseller schreiben, zum Beispiel. Vieles was ich kann, wird aber mit einer 7 benotet. Das war früher in der Schule so und heute ist es nicht anders. In anderen Schulen und Klassen war die Situation vergleichbar. Überall wo ich erschien, war die 7 nie weit weg. Schlimmer ist, daß es nie aufzuhören scheint. Nehmen wir an, daß der Volkshochschulkurs "Blockflöte für Nicht-Anfänger", woran ich diesen Winter teilnehme, mit einer Prüfung abgeschlossen wird, so wird Ihnen deutlich sein mit welcher Endnote die geschätzten Lehrer meine Leistungen bewerten werden.
Schließlich stelle ich Ihnen noch einmal meine alte Grundschullehrerin vor. Das liebe Fräulein K. gibt mir die verdiente Note 10 gefolgt von wie wir sagen: een zoen van de juffrouw (ein Kuss von der lieben Frau Lehrerin). Ich habe es altmodisch auf einer Schiefertafel geschrieben. Mit Kreide. Die meisten Kinder nehmen dazu heute ihren I-pad.
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Montag, 2. September 2013
Bagatelle 197 - Nachträglich
terra40, 13:57h
Vieles Negatives kann man über mich schreiben und einiges Unschönes, mich selber betreffend, mündlich verbreiten, aber man sollte bitte nicht behaupten, sei es schriftlich oder mündlich, daß ich einer Person oder einer Institution etwas nachtrage. Nein, wenn eine Sache, sei sie auch schwierig und diskutabel, zwischen zwei Parteien, von denen ich eine bin, ausgehandelt ist, mit einem vielleicht für den einen oder anderen nicht unbedingt günstigen Ablauf, ist die Sache für mich aus und vorbei. Sand drüber. Man muß seinen Verlust akzeptieren und seinen Gewinn feiern können, meinen Sie nicht auch? Aber danach ist die Sache erledigt. Endgültig.
Das gilt auch meiner Haltung öffentlichen Behörden gegenüber. Nehmen wir zum Beispiel die Einrichtung welche wir nicht klipp und klar Strafanstalt, sondern euphemistisch die Steuerbehörde nennen. Meines Erachtens ist die Summe, welche diese Anstalt jedes Jahr aufs neue von mir fordert, völlig überzogen. Ich verstehe schon, daß das Land von mir Steuergelder fordert um Deiche zu bauen, Schulbusse fahren zu lassen und einen Teil meines Einkommens verlangt damit die Volksvertreter eine angemessene Besoldung bekommen. Aber, muß es gleich so viel sein? Gibt es dann keine einzige Behörde welche sich in meine Lage versetzt und Mitleid anmeldet? Auch nachträglich nicht?
Ich wußte es nicht, aber doch: es gibt sie! Tatsächlich! Lesen Sie als treffender Beweis die folgende unglaubliche, aber wahre Kurzgeschichte.
Mein ältester Bruder verstarb im Jahre 2009. Er hatte mich als sein Testamentsvollstrecker ernannt. Weil mein Bruder die letzten Jahre seines Lebens in Deutschland wohnte, war die Abwicklung des Testamentes keine so einfache Aufgabe. Aber Anfang diesen Jahres, 2013 also, war alles geregelt. Mein Bruders Haus verkauft und sämtliche Forderungen und Schulden ausgeglichen. Die Erben bekamen was ihnen zustand - die Erbschaftssteuer lassen wir für den Moment außer Betracht - und der Testamentsvollstrecker beglückwünschte sich selbst weil die Angelegenheit erfolgreich erledigt und abgeschlossen schien. Schien? Ja, schien. Denn vor einigen Wochen meldeten sich die Behörden bei mir. Nachträglich.
(1) Zuerst kam ein Brief von der niederländischen Steuerbehörde. "Lieber Herr Dr. Terracidus", meldete sie, "wie wir festgestellt haben, hat ihr verstorbener Bruder im Jahre 2007 zuviel Einkommenssteuer gezahlt. Weil das ungerecht ist und weil auch wir das ungerecht finden, erstatten wir Ihnen das zuviel Bezahlte zurück: eine Summe von sage und schreibe 942 Euro." (Ich fasse die Mitteilung sinngemäß zusammen, was Sie sicherlich gemerkt haben.)
Ist das nicht außergewöhnlich? Und Freude bringend? Eine Behörde welche unaufgefordert, aus eigenen Stücken, kein Geld fordert, sondern zurückerstattet? Und das alles nachträglich! Wenn die Steuerbehörde sich nicht gemeldet hatte, hätte kein Hahn danach gekräht!
(Noch mehr freudebringend war der letzte Satz in dem Steuerbrief, worin die Behörde die Möglichkeit nicht ausschloß, daß auch für das Jahr 2006 noch eine Zurückerstattung folgen könnte ..)
(2) Dann kam der Brief vom Deichverband, einer deutschen Behörde. Der Deichgraf ließ mitteilen, daß (wiederum sinngemäß) "der Herr Dr. Dr. T. Acidus, als Testamentsvollstrecker seines verstorbenen Bruders, welcher wohnhaft in Deutschland, unterlassen habe den Beitrag für den Unterabschnitt Hochwasserschutz (Haushaltsjahr 2010) zu zahlen. Der Betrag betrüge 25 Euro und 15 Cents. Der Termin in dem die Summe bezahlt werden könne, endete am 30.9.2013. Mit herzlichen Grüßen."
So kann es auch. Man glaubt alles abschließen zu können, weil alles zu zahlende bezahlt und alles zu regelnde geregelt ist, kommt die Behörde und bittet nachträglich um 25 Euro und ein Bißchen.
Vor einigen Tagen dann habe ich dem Deichverband um fünfundzwanzig Euro reicher gemacht. Denn was ihm rechtens zusteht, soll auch Recht bleiben. Und wer würde nicht gerne lumpige 25 Euro beitragen zur Bekämpfung von Hochwasserkatastrophen, auch wenn das eigene Gelände mindestens zwanzig Meter über den Meeresspiegel liegt und Vater Rhein weit weg strömt? Nennen wir es Solidarität mit den Menschen die tatsächlich der Gefahren einer Überschwemmung ausgesetzt sind.
Und danken wir schließlich allen Behörden die dauernd an uns denken. Auch nachträglich.
Das gilt auch meiner Haltung öffentlichen Behörden gegenüber. Nehmen wir zum Beispiel die Einrichtung welche wir nicht klipp und klar Strafanstalt, sondern euphemistisch die Steuerbehörde nennen. Meines Erachtens ist die Summe, welche diese Anstalt jedes Jahr aufs neue von mir fordert, völlig überzogen. Ich verstehe schon, daß das Land von mir Steuergelder fordert um Deiche zu bauen, Schulbusse fahren zu lassen und einen Teil meines Einkommens verlangt damit die Volksvertreter eine angemessene Besoldung bekommen. Aber, muß es gleich so viel sein? Gibt es dann keine einzige Behörde welche sich in meine Lage versetzt und Mitleid anmeldet? Auch nachträglich nicht?
Ich wußte es nicht, aber doch: es gibt sie! Tatsächlich! Lesen Sie als treffender Beweis die folgende unglaubliche, aber wahre Kurzgeschichte.
Mein ältester Bruder verstarb im Jahre 2009. Er hatte mich als sein Testamentsvollstrecker ernannt. Weil mein Bruder die letzten Jahre seines Lebens in Deutschland wohnte, war die Abwicklung des Testamentes keine so einfache Aufgabe. Aber Anfang diesen Jahres, 2013 also, war alles geregelt. Mein Bruders Haus verkauft und sämtliche Forderungen und Schulden ausgeglichen. Die Erben bekamen was ihnen zustand - die Erbschaftssteuer lassen wir für den Moment außer Betracht - und der Testamentsvollstrecker beglückwünschte sich selbst weil die Angelegenheit erfolgreich erledigt und abgeschlossen schien. Schien? Ja, schien. Denn vor einigen Wochen meldeten sich die Behörden bei mir. Nachträglich.
(1) Zuerst kam ein Brief von der niederländischen Steuerbehörde. "Lieber Herr Dr. Terracidus", meldete sie, "wie wir festgestellt haben, hat ihr verstorbener Bruder im Jahre 2007 zuviel Einkommenssteuer gezahlt. Weil das ungerecht ist und weil auch wir das ungerecht finden, erstatten wir Ihnen das zuviel Bezahlte zurück: eine Summe von sage und schreibe 942 Euro." (Ich fasse die Mitteilung sinngemäß zusammen, was Sie sicherlich gemerkt haben.)
Ist das nicht außergewöhnlich? Und Freude bringend? Eine Behörde welche unaufgefordert, aus eigenen Stücken, kein Geld fordert, sondern zurückerstattet? Und das alles nachträglich! Wenn die Steuerbehörde sich nicht gemeldet hatte, hätte kein Hahn danach gekräht!
(Noch mehr freudebringend war der letzte Satz in dem Steuerbrief, worin die Behörde die Möglichkeit nicht ausschloß, daß auch für das Jahr 2006 noch eine Zurückerstattung folgen könnte ..)
(2) Dann kam der Brief vom Deichverband, einer deutschen Behörde. Der Deichgraf ließ mitteilen, daß (wiederum sinngemäß) "der Herr Dr. Dr. T. Acidus, als Testamentsvollstrecker seines verstorbenen Bruders, welcher wohnhaft in Deutschland, unterlassen habe den Beitrag für den Unterabschnitt Hochwasserschutz (Haushaltsjahr 2010) zu zahlen. Der Betrag betrüge 25 Euro und 15 Cents. Der Termin in dem die Summe bezahlt werden könne, endete am 30.9.2013. Mit herzlichen Grüßen."
So kann es auch. Man glaubt alles abschließen zu können, weil alles zu zahlende bezahlt und alles zu regelnde geregelt ist, kommt die Behörde und bittet nachträglich um 25 Euro und ein Bißchen.
Vor einigen Tagen dann habe ich dem Deichverband um fünfundzwanzig Euro reicher gemacht. Denn was ihm rechtens zusteht, soll auch Recht bleiben. Und wer würde nicht gerne lumpige 25 Euro beitragen zur Bekämpfung von Hochwasserkatastrophen, auch wenn das eigene Gelände mindestens zwanzig Meter über den Meeresspiegel liegt und Vater Rhein weit weg strömt? Nennen wir es Solidarität mit den Menschen die tatsächlich der Gefahren einer Überschwemmung ausgesetzt sind.
Und danken wir schließlich allen Behörden die dauernd an uns denken. Auch nachträglich.
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Dienstag, 27. August 2013
Bagatelle 196 - Seitenwagen im Aufwind
terra40, 13:51h
Vor einigen Wochen ist Frau R. gestorben. Ich kannte sie nicht persönlich. Bis einige Verwandte, die der Beerdigung beigewohnt hatten, auf ihrem Rückweg bei mir vorbeikamen. Bei einer Tasse Tee sprach man über Frau R. Wie alt sie geworden sei (fast 95) und wie sie sich die letzten fünf Jahre ihres Lebens allmählig in eine geistliche Dunkelheit zurückgezogen habe. Wir sprachen auch über Herr R. der seiner Frau vor fast dreißig Jahren vorausgegangen sei. Und dann kam die Geschichte welche ich Ihnen wegen ihrer Kuriosität nicht enthalten kann.
Herr R. war in den Jahren 1935-1955 Elektrofachmann von Beruf: er arbeitete bei den provinziellen Elektrizitätswerken als Monteur. Er sorgte dafür daß der Strom von der Zentrale ungebremst fließend die Schalter in unseren Häusern erreichte. Bei Störungen sah man Herr R. in den Telegraphenstangen klettern - so mit eisernen Haken an den Schuhen - um den Drahtmischmasch zu entwirren.
Herr R. besaß nóch eine Besonderheit: er fuhr auf einem Motorrad (Marke DKW, BMW, Jawa, oder so etwas ähnliches) durch die Lande. Doppelt besonders war der Seitenwagen. Herr R. konnte wenn er denn wollte drei Personen von A nach B befördern: sich selber, ein Passagier hinten drauf und der zweite im Seitenwagen.
Dann, 1940, kam der Krieg. Nach einiger Zeit begann die Besatzungsmacht alle Motorräder (und Fahrräder) zu beschlagnahmen. Wer konnte, versuchte sein Rad irgendwo zu verstecken. So auch der Herr R.
Vielleicht erinnern Sie sich der Zeit wo der Strom überirdisch von Pfahl zu Pfahl unterwegs war. Hier und da stand ein was wir Transformatorhäuschen nannten. Ein kleines hohes Bauwerk, wo an der einen Seite der Strom mit 10.00 Volt hineinkam und anderswo mit 220 Volt wieder verließ. Das Betreten eines Transformatorhäuschens war um verständlichen Gründen strengstens verboten. Nicht aber für Herr R. der ja bei der Stromgesellschaft tätig war. Er nutzte seine Stelle als Versteckmöglichkeit indem er sein Motorrad inklusive Seitenwagen in dem Transformatorhaus verbarg. Stärker noch: mit Hilfe irgendwelcher Hebegeräte (Leinen, Tauen, Kabel, fragen Sie mich bitte nicht wie, denn ich war nicht dabei,) beförderte er sein Rad bis auf die oberste Etage.
Als, am 28. März 1945, die Alliierten (Tommies, sagten wir) uns befreiten, war eine der ersten Taten des Herrn R. die Befreiung seines Motorrades. Mit einem Kanister bettelte er dann bei den Kanadier und Briten um Benzin, säuberte sein Rad nebst Seitenwagen vom vielen angesammelten Staub, und fuhr dann fröhlich durch die Gegend. Seine Schwiegermutter hatte inzwischen von Lappen und Tüchern einen Nationalflagge (rot-weiß-blau) hergestellt welche frisch im Winde verwehte.
Verzeihung, aber wie weißt du das alles? Das hat mir der Herr erzählt der nach der Beerdigung der Frau R. bei mir zu Besuch war. Er war es nämlich der als sehr kleiner Junge im Seitenwagen mitfahren durfte. Und dann muß die Geschichte wohl stimmen. Und wenn nicht, dann ist sie schön erfunden.
So ein Motorrad meine ich:
Herr R. war in den Jahren 1935-1955 Elektrofachmann von Beruf: er arbeitete bei den provinziellen Elektrizitätswerken als Monteur. Er sorgte dafür daß der Strom von der Zentrale ungebremst fließend die Schalter in unseren Häusern erreichte. Bei Störungen sah man Herr R. in den Telegraphenstangen klettern - so mit eisernen Haken an den Schuhen - um den Drahtmischmasch zu entwirren.
Herr R. besaß nóch eine Besonderheit: er fuhr auf einem Motorrad (Marke DKW, BMW, Jawa, oder so etwas ähnliches) durch die Lande. Doppelt besonders war der Seitenwagen. Herr R. konnte wenn er denn wollte drei Personen von A nach B befördern: sich selber, ein Passagier hinten drauf und der zweite im Seitenwagen.
Dann, 1940, kam der Krieg. Nach einiger Zeit begann die Besatzungsmacht alle Motorräder (und Fahrräder) zu beschlagnahmen. Wer konnte, versuchte sein Rad irgendwo zu verstecken. So auch der Herr R.
Vielleicht erinnern Sie sich der Zeit wo der Strom überirdisch von Pfahl zu Pfahl unterwegs war. Hier und da stand ein was wir Transformatorhäuschen nannten. Ein kleines hohes Bauwerk, wo an der einen Seite der Strom mit 10.00 Volt hineinkam und anderswo mit 220 Volt wieder verließ. Das Betreten eines Transformatorhäuschens war um verständlichen Gründen strengstens verboten. Nicht aber für Herr R. der ja bei der Stromgesellschaft tätig war. Er nutzte seine Stelle als Versteckmöglichkeit indem er sein Motorrad inklusive Seitenwagen in dem Transformatorhaus verbarg. Stärker noch: mit Hilfe irgendwelcher Hebegeräte (Leinen, Tauen, Kabel, fragen Sie mich bitte nicht wie, denn ich war nicht dabei,) beförderte er sein Rad bis auf die oberste Etage.
Als, am 28. März 1945, die Alliierten (Tommies, sagten wir) uns befreiten, war eine der ersten Taten des Herrn R. die Befreiung seines Motorrades. Mit einem Kanister bettelte er dann bei den Kanadier und Briten um Benzin, säuberte sein Rad nebst Seitenwagen vom vielen angesammelten Staub, und fuhr dann fröhlich durch die Gegend. Seine Schwiegermutter hatte inzwischen von Lappen und Tüchern einen Nationalflagge (rot-weiß-blau) hergestellt welche frisch im Winde verwehte.
Verzeihung, aber wie weißt du das alles? Das hat mir der Herr erzählt der nach der Beerdigung der Frau R. bei mir zu Besuch war. Er war es nämlich der als sehr kleiner Junge im Seitenwagen mitfahren durfte. Und dann muß die Geschichte wohl stimmen. Und wenn nicht, dann ist sie schön erfunden.
So ein Motorrad meine ich:
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Donnerstag, 22. August 2013
Bagatelle 195 - Unpassendes Familienbild (II)
terra40, 18:50h
Vorab 1): Wenn Ihnen der Titel dieser Bagatelle völlig fremd vorkommt, so scrollen Sie bitte nach unten und lesen Sie die Bagatelle 190.
Vorab 2): Wenn Ihnen das Hinunterscrollen zuviel Mühe macht oder wegen eines anderen lapidaren Grundes folgt hier eine sehr kurze Zusammenfassung des ersten Teils dieser sonderbaren Geschichte.
Als zehnjähriger Bursche fuhr der Herr Henk G., wohnhaft in Amstelveen (Vorort von Amsterdam) mit seiner Mutter im Kriegsjahr 1944 in die östlichen Niederlande um sich Nahrung zu verschaffen. Sie landeten schließlich bei einer Bauersfamilie welche den gleichen Nachnamen trug als Ihr ergebener Bagatellenschreiber. Frage von Herr Henk G. an mich: "War das vielleicht Ihre Familie? Wenn nicht, wissen Sie wo die Familie abgekommen ist? Ich schicke Ihnen einige alte Fotos."
Nein, es war nicht meine Familie die wir da auf dem Bild sahen. Ich kannte die Leute nicht. Aber nach einigem hin-und-her hinterfragen, nachdenken, kombinieren und suchen konnte ich dem Herrn Henk G. in Amstelveen (heute fast 80) berichten, daß die Familie zwar in unserer Gegend gewohnt habe, aber daß sie nach einigen Jahren umgezogen seien. Die Eltern seien schon vor Jahren gestorben, und was aus den drei Söhnen wurde, wüßte man nicht.
"Jammer schade", erwiderte Henk G., "ich hätte so gerne wieder Kontakt aufgenommen. Zum Beispiel um der Familie zu danken für alles was sie damals für uns getan haben."
Neulich, unter Freunden und Bekannten, erzählte ich diese Geschichte: von alten Menschen die jetzt, wo es noch kann, alte Bande anzuknüpfen versuchen. Da stand plötzlich einer vor mir und sagte: Frag doch mal den Hans P. Der war früher befreundet mit einem der drei Söhne auf dem Bild. Vielleicht weiß der wo die Söhne jetzt wohnen und leben. Der Hans P. sagte mir als die Angelegenheit zur Sprache kam: Sicher, ich kenne einen der drei. Hier ist seine Wohnadresse. Sogar eine E-mail-Adresse ist dabei.
Gestern dann bekam ich eine e-mail von einem überglücklichen Herrn Henk G. aus dem fernem Amstelveen. Der eine Sohn hätte ihn einen ausführlichen Brief geschrieben mit Fotos und so.
Und später schrieb mir der Sohn selber: wir haben uns gefunden! In kürze fahren meine Frau und ich nach Amstelveen mit Briefen, Bildern und Fotos um alte Erinnerungen wach werden zu lassen.
Nachschrift 1): Ist das kein köstliches Ende der Geschichte? Zwei Familien welche sich nach fast dreißig Jahren wiedersehen?
Nachschrift 2): Ich meldete, daß die Mutter des Henk G. 1944 auf einem Fahrrad mit Holzreifen gen Osten gefahren sei. Das ist unwahr. Als Reifen verwendete man einen alten Gartenschlauch.
Nachschrift 3) Hier unten sehen Sie drei Damen: die mittlere Dame ist Trui, die Bauersfrau die damals in unserer Gegend wohnte; die Damen links und rechts gehören zu der Amstelvener Familie. Auf dem unteren Bild sehen wir wie die Amstelvener Gäste dem Bauerssohn (einem der drei Söhne) und seiner Braut auf deren Hochzeitstag gratulieren. Damals bestanden die Kontakte offenbar noch. Doch dann plötzlich war es vorbei, bis Anno 2013 ein gewisser Terra half die Geschichte zu komplettieren.
Vorab 2): Wenn Ihnen das Hinunterscrollen zuviel Mühe macht oder wegen eines anderen lapidaren Grundes folgt hier eine sehr kurze Zusammenfassung des ersten Teils dieser sonderbaren Geschichte.
Als zehnjähriger Bursche fuhr der Herr Henk G., wohnhaft in Amstelveen (Vorort von Amsterdam) mit seiner Mutter im Kriegsjahr 1944 in die östlichen Niederlande um sich Nahrung zu verschaffen. Sie landeten schließlich bei einer Bauersfamilie welche den gleichen Nachnamen trug als Ihr ergebener Bagatellenschreiber. Frage von Herr Henk G. an mich: "War das vielleicht Ihre Familie? Wenn nicht, wissen Sie wo die Familie abgekommen ist? Ich schicke Ihnen einige alte Fotos."
Nein, es war nicht meine Familie die wir da auf dem Bild sahen. Ich kannte die Leute nicht. Aber nach einigem hin-und-her hinterfragen, nachdenken, kombinieren und suchen konnte ich dem Herrn Henk G. in Amstelveen (heute fast 80) berichten, daß die Familie zwar in unserer Gegend gewohnt habe, aber daß sie nach einigen Jahren umgezogen seien. Die Eltern seien schon vor Jahren gestorben, und was aus den drei Söhnen wurde, wüßte man nicht.
"Jammer schade", erwiderte Henk G., "ich hätte so gerne wieder Kontakt aufgenommen. Zum Beispiel um der Familie zu danken für alles was sie damals für uns getan haben."
Neulich, unter Freunden und Bekannten, erzählte ich diese Geschichte: von alten Menschen die jetzt, wo es noch kann, alte Bande anzuknüpfen versuchen. Da stand plötzlich einer vor mir und sagte: Frag doch mal den Hans P. Der war früher befreundet mit einem der drei Söhne auf dem Bild. Vielleicht weiß der wo die Söhne jetzt wohnen und leben. Der Hans P. sagte mir als die Angelegenheit zur Sprache kam: Sicher, ich kenne einen der drei. Hier ist seine Wohnadresse. Sogar eine E-mail-Adresse ist dabei.
Gestern dann bekam ich eine e-mail von einem überglücklichen Herrn Henk G. aus dem fernem Amstelveen. Der eine Sohn hätte ihn einen ausführlichen Brief geschrieben mit Fotos und so.
Und später schrieb mir der Sohn selber: wir haben uns gefunden! In kürze fahren meine Frau und ich nach Amstelveen mit Briefen, Bildern und Fotos um alte Erinnerungen wach werden zu lassen.
Nachschrift 1): Ist das kein köstliches Ende der Geschichte? Zwei Familien welche sich nach fast dreißig Jahren wiedersehen?
Nachschrift 2): Ich meldete, daß die Mutter des Henk G. 1944 auf einem Fahrrad mit Holzreifen gen Osten gefahren sei. Das ist unwahr. Als Reifen verwendete man einen alten Gartenschlauch.
Nachschrift 3) Hier unten sehen Sie drei Damen: die mittlere Dame ist Trui, die Bauersfrau die damals in unserer Gegend wohnte; die Damen links und rechts gehören zu der Amstelvener Familie. Auf dem unteren Bild sehen wir wie die Amstelvener Gäste dem Bauerssohn (einem der drei Söhne) und seiner Braut auf deren Hochzeitstag gratulieren. Damals bestanden die Kontakte offenbar noch. Doch dann plötzlich war es vorbei, bis Anno 2013 ein gewisser Terra half die Geschichte zu komplettieren.
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Freitag, 16. August 2013
Bagatelle 194 - Sommerkönig
terra40, 00:22h
eine Geschichte
für Kinder
und ältere Junggebliebene
das hier ist Fritz, König Fritz
ja doch, unser König Fritz
der unlängst seine Krone verloren hatte
du weißt schon: aus Bagatelle XXV
(das heißt 25)
König Fritz, wir kennen ihn
er trägt heute eine orangefarbige Krone
weil die Nationalfußballmannschaft
heute Abend um neun im Fernsehen
gegen Portugal spielt
König Fritz ist Winterkönig,
wenn ein r im Monat ist
im Winter wenn es draußen kalt ist
ruft er seinen Namen:
Fritz, Fritz,
König bin ich, König bin ich
was macht unser König Fritz im Sommer?
im Sommer geht er in Urlaub
Sommerurlaub
dann ruht er aus
anfang September kehrt er heim
ausgeruht
jeden Tag
macht unser Winterkönig Fritz einen Spaziergang
dann dreht er eine Runde
im Sommergarten
gestern der Blumengarten
heute der Gemüsegarten
bei einer Erdbeere bleibt er stehen
so, sagt unser König Fritz, was hört man?
du nennst dich selber König?
Sommerkönig?
ehrlich?
Bilde dir nichts ein
du bist nur eine Erdbeere
eine ordinäre Erdbeere
ich werde dir was sagen:
es wird dir schlecht vergehen
du wirst in eine Torte landen
eine Erdbeertorte
unter einem Klacks Schlagzahne
selber schuld
schade
und ein trauriges Ende
nebenbei
für Kinder
und ältere Junggebliebene
das hier ist Fritz, König Fritz
ja doch, unser König Fritz
der unlängst seine Krone verloren hatte
du weißt schon: aus Bagatelle XXV
(das heißt 25)
König Fritz, wir kennen ihn
er trägt heute eine orangefarbige Krone
weil die Nationalfußballmannschaft
heute Abend um neun im Fernsehen
gegen Portugal spielt
König Fritz ist Winterkönig,
wenn ein r im Monat ist
im Winter wenn es draußen kalt ist
ruft er seinen Namen:
Fritz, Fritz,
König bin ich, König bin ich
was macht unser König Fritz im Sommer?
im Sommer geht er in Urlaub
Sommerurlaub
dann ruht er aus
anfang September kehrt er heim
ausgeruht
jeden Tag
macht unser Winterkönig Fritz einen Spaziergang
dann dreht er eine Runde
im Sommergarten
gestern der Blumengarten
heute der Gemüsegarten
bei einer Erdbeere bleibt er stehen
so, sagt unser König Fritz, was hört man?
du nennst dich selber König?
Sommerkönig?
ehrlich?
Bilde dir nichts ein
du bist nur eine Erdbeere
eine ordinäre Erdbeere
ich werde dir was sagen:
es wird dir schlecht vergehen
du wirst in eine Torte landen
eine Erdbeertorte
unter einem Klacks Schlagzahne
selber schuld
schade
und ein trauriges Ende
nebenbei
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