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Dienstag, 28. April 2020
Bagatelle 345 - Social distance
terra40, 13:36h
Wir leben hierzulande in einer anderthalbmeter Gesellschaft. Man bittet uns allen beim Treffen eines Nachbars mindestens 1½ Meter Abstand zu bewahren; wegen des Coranavirusses versteht sich. Social distance heißt so etwas: wir benutzen ein Fremdwort weil wir fast nichts von Covid-19 wissen und verstehen. Bei Ihnen geht man mundschutzgewaffnet in den Omnibus oder in den Laden (weil einige Virologen es für angebracht halten), bei uns ohne, weil einige andere Virologen dem Nutzen bezweifeln.
Unlängst, während einer Radtour, kam bei mir die Frage auf, ob (Nutz)Tiere Corona tragen und sogar übertragen. Chinesische Fledermäuse schon, aber auch niederländische Hunde oder Katzen? Sollte man nicht lieber auch Tieren raten sich sozial distanziert zu benehmen?
Wenige Kilometer weiter sah ich eine köstliche Reaktion. Eine Herde Kühe hatte sich zusammengetan um geruhsam mit dem wiederkäuen anzufangen. (Es sind Jersey’s: liebevolle Biester, welche zwar weniger Milch geben als ihre schwarz/weiß oder rot/weiß gefärbten Artgenossen, dafür aber wohl mit hoher Qualität.) Offenbar genießen sie diese Stunde des eng Zusammenseins, jetzt wo es noch kann.
Unlängst, während einer Radtour, kam bei mir die Frage auf, ob (Nutz)Tiere Corona tragen und sogar übertragen. Chinesische Fledermäuse schon, aber auch niederländische Hunde oder Katzen? Sollte man nicht lieber auch Tieren raten sich sozial distanziert zu benehmen?
Wenige Kilometer weiter sah ich eine köstliche Reaktion. Eine Herde Kühe hatte sich zusammengetan um geruhsam mit dem wiederkäuen anzufangen. (Es sind Jersey’s: liebevolle Biester, welche zwar weniger Milch geben als ihre schwarz/weiß oder rot/weiß gefärbten Artgenossen, dafür aber wohl mit hoher Qualität.) Offenbar genießen sie diese Stunde des eng Zusammenseins, jetzt wo es noch kann.
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Montag, 9. März 2020
Bagatelle 344 - Denken, nachdenken, gedenken, feiern
terra40, 12:33h
Bei uns in den Niederlanden wird an zwei Tagen gedacht und nachgedacht. Am 4. Mai werden die Opfer des Zweiten Weltkrieges gedacht und am nächsten Tag, dem 5. Mai, wird die Befreiung, das Ende des Zweiten Weltkrieges gedacht und gefeiert.
Wenn wir gut rechnen ist das dieses Jahr zum 75. Male der Fall. So lange ist’s schon her, dass wir, wohnhaft in einem Dorf wo die Landesgrenze quer hindurch läuft, feiern und gedenken.
Aber die Zeiten haben sich geändert. Wie sonst ist es möglich, dass jetzt an beiden Seiten erinnert, gedacht und gefeiert wird.
In meinem Dorf ist im örtlichen Heimatmuseum eine Ausstellung eingerichtet worden mit Bildern und Geschichten aus früheren Kriegszeiten wo die beiden Länder durch einen schwer bewachten Stacheldrahtzaun von einander getrennt waren.
Die Kommission welche alles geregelt und vorbereitet hat besteht aus Personen beider Länder. Und wissen Sie wo die Ausstellung feierlich eröffnet wird? In der katholischen Michaelskirche an der deutschen Seite der Grenze.
Dem Bagatellen Titel muss ein Beiwort hinzugefögt werden, nämlich das Wort ꞌzusammenꞌ. So ist es. Zusammen denken, nachdenken, gedenken und feiern. Wir feiern zusammen die Freiheit.
Wenn wir gut rechnen ist das dieses Jahr zum 75. Male der Fall. So lange ist’s schon her, dass wir, wohnhaft in einem Dorf wo die Landesgrenze quer hindurch läuft, feiern und gedenken.
Aber die Zeiten haben sich geändert. Wie sonst ist es möglich, dass jetzt an beiden Seiten erinnert, gedacht und gefeiert wird.
In meinem Dorf ist im örtlichen Heimatmuseum eine Ausstellung eingerichtet worden mit Bildern und Geschichten aus früheren Kriegszeiten wo die beiden Länder durch einen schwer bewachten Stacheldrahtzaun von einander getrennt waren.
Die Kommission welche alles geregelt und vorbereitet hat besteht aus Personen beider Länder. Und wissen Sie wo die Ausstellung feierlich eröffnet wird? In der katholischen Michaelskirche an der deutschen Seite der Grenze.
Dem Bagatellen Titel muss ein Beiwort hinzugefögt werden, nämlich das Wort ꞌzusammenꞌ. So ist es. Zusammen denken, nachdenken, gedenken und feiern. Wir feiern zusammen die Freiheit.
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Mittwoch, 12. Februar 2020
Bagatelle 343 - Grenzüberschreitender Chorgesang
terra40, 15:40h
Bagatelle 343 - Grenzüberschreitender Chorgesang
Nicht nur politische Parteien kennen einen doppelten Vorsitz: zwei gleichwertige Vorstandsmitglieder die sich die Präsidentschaft teilen.
Auch Gesangsvereine kennen das Phänomen. Sehen Sie sich nur das Bild unten an. Sie sind beide Vorsitzende(r) eines Gesangvereins mit Namen "Vision".
Einige Fragen tun sich auf. Zum Beispiel: Wieso hat ein Gesangsverein einen englischen Namen und wieso heißt er ꞌVisionꞌ das eher auf etwas visuelles als auf etwas auditives ansteuert? Kann man überhaupt grenzüberschreitend singen?
Wie auch immer, der Chor hat etwas sehr Besonderes. Nämlich: die Mitglieder kommen aus zwei Ländern: Deutschland und die Niederlande. Und der Chorrepertoire besteht aus Liedern in verschiedenen Sprachen.
Hier unten sehen Sie auch das Namenschild des Ortes von woher die Chormitglieder stammen: Dinxperwick. Das ist aber ein nicht bestehender Ortsname. Dinxperwick ist quasi eine Zusammenführung der tatsächlich bestehenden Ortsnamen Dinxperlo (NL) und Suderwick (D). Die Landesgrenze verläuft quer durchs Dorf und die Bewohner beider Seiten haben sich immer gut verstanden. Daher ist es kein Wunder dass Vision ein grenzüberschreitender Gesangsverein ist. Mehr noch, ein Beispiel für gelungene inter-europäische Zusammenarbeit.
Es geht eben doch: Nicole (NL) und Edmund (D) teilen sich den Vorsitz. Edmund vertritt den Chor nach Außen und Nicole bemüht sich um den inneren Zusammenhalt. Grenzübergreifende Zusammenarbeit mit schönem, grenzüberschreitendem Chorgesang.
Nicht nur politische Parteien kennen einen doppelten Vorsitz: zwei gleichwertige Vorstandsmitglieder die sich die Präsidentschaft teilen.
Auch Gesangsvereine kennen das Phänomen. Sehen Sie sich nur das Bild unten an. Sie sind beide Vorsitzende(r) eines Gesangvereins mit Namen "Vision".
Einige Fragen tun sich auf. Zum Beispiel: Wieso hat ein Gesangsverein einen englischen Namen und wieso heißt er ꞌVisionꞌ das eher auf etwas visuelles als auf etwas auditives ansteuert? Kann man überhaupt grenzüberschreitend singen?
Wie auch immer, der Chor hat etwas sehr Besonderes. Nämlich: die Mitglieder kommen aus zwei Ländern: Deutschland und die Niederlande. Und der Chorrepertoire besteht aus Liedern in verschiedenen Sprachen.
Hier unten sehen Sie auch das Namenschild des Ortes von woher die Chormitglieder stammen: Dinxperwick. Das ist aber ein nicht bestehender Ortsname. Dinxperwick ist quasi eine Zusammenführung der tatsächlich bestehenden Ortsnamen Dinxperlo (NL) und Suderwick (D). Die Landesgrenze verläuft quer durchs Dorf und die Bewohner beider Seiten haben sich immer gut verstanden. Daher ist es kein Wunder dass Vision ein grenzüberschreitender Gesangsverein ist. Mehr noch, ein Beispiel für gelungene inter-europäische Zusammenarbeit.
Es geht eben doch: Nicole (NL) und Edmund (D) teilen sich den Vorsitz. Edmund vertritt den Chor nach Außen und Nicole bemüht sich um den inneren Zusammenhalt. Grenzübergreifende Zusammenarbeit mit schönem, grenzüberschreitendem Chorgesang.
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Freitag, 10. Januar 2020
Bagatelle 342 - Doppelte Identität
terra40, 17:38h
Wir wissen, dass es früher mal das doppelte Lottchen gab. Und heutzutage gibt es Leute mit einer doppelten Staatsbürgerschaft. Aber, wie ich erfuhr beim nachstöbern in einer alten Truhe, es gibt auch Leute mit einer doppelten Identität.
Der Identitätsbeweis den ich fand zeigt nämlich zwei vollkommene Unterschriften, sowohl der des Herausgebers und der des Empfängers. Wie ist das sonst zu verstehen? Welche Form von Defraudation sind wir hier auf der Spur? Wer hat hier versucht die ganze Obrigkeit zu verführen?
Das Rätsel ist auf schneller und deutlicher Weise zu erklären. Es ist die Identitätskarte meines Vaters. Herausgegeben im Jahre 1940, im Krieg also, in dem Grenzdorf Dinxperlo, gerade an der niederländischer Seite der Grenze, wo mein Vater auf dem Gemeindeamt tätig war.
Die damalige Besatzungsmacht hatte es für ratsam gehalten allen Niederländern zu verpflichten einen Identitätskarte bei sich zu tragen.
Daher auch die Anweisungen bei den Angaben in zwei Sprachen.
Die Dinxperloer Einwohner konnten sich im Rathaus so eine Karte besorgen, wobei sowohl der diensthabende Beamte als der mehr oder weniger glückliche Empfänger seine/ihre Unterschrift an der richtigen Stelle platzierte.
Weil mein Vater selber auch so eine Karte benötigte, sehen wir zwei identische Unterschriften. Er gab sich selber die Karte.
Im der alten Truhe fanden wir auch noch eine Brille. Seine Brille? So eine mit dunklen, schwarzen Rändern? Offenbar nicht, sagte mir meine Frau später, es sei die Brille ihrer Großmutter gewesen. Ihre Identität steht zweifelsfrei fest. Auch ohne Karte.
Der Identitätsbeweis den ich fand zeigt nämlich zwei vollkommene Unterschriften, sowohl der des Herausgebers und der des Empfängers. Wie ist das sonst zu verstehen? Welche Form von Defraudation sind wir hier auf der Spur? Wer hat hier versucht die ganze Obrigkeit zu verführen?
Das Rätsel ist auf schneller und deutlicher Weise zu erklären. Es ist die Identitätskarte meines Vaters. Herausgegeben im Jahre 1940, im Krieg also, in dem Grenzdorf Dinxperlo, gerade an der niederländischer Seite der Grenze, wo mein Vater auf dem Gemeindeamt tätig war.
Die damalige Besatzungsmacht hatte es für ratsam gehalten allen Niederländern zu verpflichten einen Identitätskarte bei sich zu tragen.
Daher auch die Anweisungen bei den Angaben in zwei Sprachen.
Die Dinxperloer Einwohner konnten sich im Rathaus so eine Karte besorgen, wobei sowohl der diensthabende Beamte als der mehr oder weniger glückliche Empfänger seine/ihre Unterschrift an der richtigen Stelle platzierte.
Weil mein Vater selber auch so eine Karte benötigte, sehen wir zwei identische Unterschriften. Er gab sich selber die Karte.
Im der alten Truhe fanden wir auch noch eine Brille. Seine Brille? So eine mit dunklen, schwarzen Rändern? Offenbar nicht, sagte mir meine Frau später, es sei die Brille ihrer Großmutter gewesen. Ihre Identität steht zweifelsfrei fest. Auch ohne Karte.
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Sonntag, 15. Dezember 2019
Weihnachtsgruß
terra40, 12:36h
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Montag, 2. Dezember 2019
Bagatelle 341 - Radeltax
terra40, 16:52h
Doch, die Obrigkeit versucht auf aller Art uns Geld aus der Tasche zu entwenden. Das ist in meinem Lande so, und wahrscheinlich bei Ihnen ebenso. Wenn nicht durch ein fälliges Bußgeld bei irgendeinem geringen Verstoß gegen die Gesetze, dann durch die Lohnsteuer oder durch die Erbschaftssteuer. Nur in Wahljahren verspricht uns die Behörde die Steuern diesmal nicht zu erhöhen, aber wer‘s glaubt ist selig.
Früher war das nicht anders. Bei uns gab es sogar einst eine Hundesteuer. Jeder der ein sonstiges Haustier besaß wurde aufgefordert Hundesteuer zu zahlen. Ich weiß noch dass Gemeindebeamte von Haus zu Haus gingen um zu erfahren wer solch ein braves Tierchen sein Eigenes nennen konnte. Als der Beamte bei uns auf den Hof kam und mich um Hundesteuer bat, antwortete ich wahrheitsgetreu: "Nein, lieber Herr Hundesteuerbeamte, einen Hund hab’ ich nicht. Keinen kleinen Dachshund und auch keinen großen Schäferhund." Da kam plötzlich unser Fokkie um die Ecke, ein fröhlicher Vielrassenhund, um sich zu erkundigen wer das wohl war der da so laut schrie. "Nein," sagte ich zu dem Beamten, "dieser Hund gehört meinen Schwiegereltern. Fragen Sie sie doch selber!"
Die Neigung aus allem menschlichen Treiben Steuern zu fordern kann sich noch steigern. So gab es bei uns vor vielen Jahren, ungelogen, eine Fahrradsteuer. Jeder der sich eines Fahrrades bediente um sich von einem zum anderen Ort zu begeben musste die Fahrradsteuer zahlen.
Ein Beweis dass man die Steuer bezahlt hatte gab es auch. Es war ein metallenes Plätzchen das man um die Fahrradstange biegen konnte.
Zu Hause haben wir noch solch einen Streifen aufbewahrt - mit Aufschrift Rijwielbelasting (= Fahrradsteuer) - so dass ich es Ihnen zeigen kann. Hierdurch war es möglich dass mein Schwieger(groß)vater ohne sich Sorgen machen zu müssen sich radelnd ins Dorf begeben konnte um dort Besorgungen zu erledigen. Lange ist’s her; es war im Jahr 1934/35.
Früher war das nicht anders. Bei uns gab es sogar einst eine Hundesteuer. Jeder der ein sonstiges Haustier besaß wurde aufgefordert Hundesteuer zu zahlen. Ich weiß noch dass Gemeindebeamte von Haus zu Haus gingen um zu erfahren wer solch ein braves Tierchen sein Eigenes nennen konnte. Als der Beamte bei uns auf den Hof kam und mich um Hundesteuer bat, antwortete ich wahrheitsgetreu: "Nein, lieber Herr Hundesteuerbeamte, einen Hund hab’ ich nicht. Keinen kleinen Dachshund und auch keinen großen Schäferhund." Da kam plötzlich unser Fokkie um die Ecke, ein fröhlicher Vielrassenhund, um sich zu erkundigen wer das wohl war der da so laut schrie. "Nein," sagte ich zu dem Beamten, "dieser Hund gehört meinen Schwiegereltern. Fragen Sie sie doch selber!"
Die Neigung aus allem menschlichen Treiben Steuern zu fordern kann sich noch steigern. So gab es bei uns vor vielen Jahren, ungelogen, eine Fahrradsteuer. Jeder der sich eines Fahrrades bediente um sich von einem zum anderen Ort zu begeben musste die Fahrradsteuer zahlen.
Ein Beweis dass man die Steuer bezahlt hatte gab es auch. Es war ein metallenes Plätzchen das man um die Fahrradstange biegen konnte.
Zu Hause haben wir noch solch einen Streifen aufbewahrt - mit Aufschrift Rijwielbelasting (= Fahrradsteuer) - so dass ich es Ihnen zeigen kann. Hierdurch war es möglich dass mein Schwieger(groß)vater ohne sich Sorgen machen zu müssen sich radelnd ins Dorf begeben konnte um dort Besorgungen zu erledigen. Lange ist’s her; es war im Jahr 1934/35.
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Freitag, 25. Oktober 2019
Bagatelle 340 - Die Drei von der Rheinfähre
terra40, 18:29h
Neulich, an einem trüben Herbstnachmittag, nach einer gelungenen E-bike-fahrt, sah ich sie. Die drei Freundinnen. Es war just an der Rheinpromenade in dem schläferischen Rheinstädtchen Rees (Rees am Rhein, sagen die stolzen Einwohner). Dort wo sonst die Rheinfähre den Vater Rhein nach Reeserschanz überquert.
Zuerst tappte ich einigermaßen im Dunkeln Was aber damit zu tun hatte, dass ich gegen die nicht-anwesende Sonne fotografierte. Besser wäre’s vielleicht, wenn ich die drei von der Gegenüberseite näherte, so dachte ich.
So gedacht, so getan. Und jawohl, jetzt konnte ich die drei erkennen. Es war die Molly, die sich ums andere Mal eine Zigarette anzündete; die Kathrin, die ich noch kannte weil sie dauernd und ununterbrochen von ihren Einkäufen im hiesigen Real redete und sich kein anderes Thema widmen wollte. Die dritte Person war mir unbekannt und fremd. Steif und starr stand sie da und hörte zu. Wie auch die anderen zwei auf sie einredeten, sie sagte kein einziges Wort. Keinen Ton, keinen Laut gab sie von sich. Merkwürdig, würde ich behaupten wollen. Oder, wie die Deutschen heutzutage völlig unpassend zu äußern pflegen: "Wahnsinn!"
Später erst kam die Lösung. Nachdem die Molly und die Kathrin sich verabschiedet hatten und abreisten (die eine Rheinabwärts Richtung Kleve, die andere stromaufwärts nach Wesel) blieb ich für einen Moment alleine mit der Amalie wie sie sich nannte. Sie gab zu ein Bild zu sein. Eine Statue, ein Standbild. Aus Metall/Kunststoff und wunderschön authentisch dargestellt. Kein Wunder dass wir (die Molly, die Kathrin und ich selber) darauf einfielen. Auch Sie, liebe Leserin und lieber Leser, wäre das passiert.
Zuerst tappte ich einigermaßen im Dunkeln Was aber damit zu tun hatte, dass ich gegen die nicht-anwesende Sonne fotografierte. Besser wäre’s vielleicht, wenn ich die drei von der Gegenüberseite näherte, so dachte ich.
So gedacht, so getan. Und jawohl, jetzt konnte ich die drei erkennen. Es war die Molly, die sich ums andere Mal eine Zigarette anzündete; die Kathrin, die ich noch kannte weil sie dauernd und ununterbrochen von ihren Einkäufen im hiesigen Real redete und sich kein anderes Thema widmen wollte. Die dritte Person war mir unbekannt und fremd. Steif und starr stand sie da und hörte zu. Wie auch die anderen zwei auf sie einredeten, sie sagte kein einziges Wort. Keinen Ton, keinen Laut gab sie von sich. Merkwürdig, würde ich behaupten wollen. Oder, wie die Deutschen heutzutage völlig unpassend zu äußern pflegen: "Wahnsinn!"
Später erst kam die Lösung. Nachdem die Molly und die Kathrin sich verabschiedet hatten und abreisten (die eine Rheinabwärts Richtung Kleve, die andere stromaufwärts nach Wesel) blieb ich für einen Moment alleine mit der Amalie wie sie sich nannte. Sie gab zu ein Bild zu sein. Eine Statue, ein Standbild. Aus Metall/Kunststoff und wunderschön authentisch dargestellt. Kein Wunder dass wir (die Molly, die Kathrin und ich selber) darauf einfielen. Auch Sie, liebe Leserin und lieber Leser, wäre das passiert.
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Samstag, 21. September 2019
Bagatelle 339 - Schreibstubmöbel
terra40, 19:53h
Wer hat je behauptet, daß jede Bagatelle eine Welt voller Freude und Fröhlichkeit repräsentieren sollte? Oder daß der Inhalt jedes bagatellarischen Textes uns allen Zeuge einer humorvollen und spitsfindig-menschlichen Gesellschaft sein lassen will? Derjenige, der dies alles in voller Ernst verbreitet hat, möge sich für eine Weile in die Ecke stellen um sich seines unpassenden Benehmens bewußt zu werden. Denn die Wahrheit ist eine andere. Obwohl wir, selbstverständlich aus zuverlässiger Quelle, wissen, daß – nur ein Beispiel - ein gewisser Herr Justus Oberwasser zu Wolfenbüttel, der sich hier auf blogger.de verirrt hatte und der zufälligerweise bei den Bagatellen landete, sich beim Lesen ab und zu ein kleines Lächeln nicht verkneifen konnte.
Manche Bagatelle ist zwar qua Inhalt und Subjekt so alltäglich, daß einem die Lust zum Lesen beinahe vergeht. Und die unzutreffende Art und Weise mit der mit der deutschen Sprache umgegangen wird, ist derart verwerflich, daß nicht nur der Autor sondern auch der Leser sich schämen sollte. Hierbei geschehen.
Trotz alledem möchte ich Ihnen hierbei die alberne Geschichte meines Schreibtisches samt Schreibstuhl erzählen. Ein noch alltäglicheres Thema gibt es nicht. Ich füge zwei Lichtbilder bei, so daß Sie sich ein Bild machen können. Sowohl der Schreibtisch als auch der Schreibstuhl stammt von meinem schon vor Jahren verstorbenen Vater. Der war beruflich auf dem Rathaus in unserer Gemeinde tätig. Unter anderem als Empfänger der hiesigen Gemeindesteuer. Gemeindemitglieder konnten tagsüber bei ihm auf dem Rathaus ihre Schuld bezahlen. Und wenn sie tagsüber besseres zu tun hatten, konnten sie am Abend auch bei uns zu Hause ihre Gemeindesteuerschuld tilgen. In unserem Haus hatten wir dafür ein spezielles Zimmer, das wir „das Kontor“ nannten. Da befand sich dieser Schreibtisch. Mein Vater saß auf dem Schreibstuhl dahinter und der zahlende Mitbürger stand davor. In der einen Hand die Mütze und in der anderen entweder das zu bezahlendes Geld oder eine Bittschrift um Erlaß der Schulden.
Nach meinem Vaters Tod sind diese altmodische Schreibstubmöbel in mein Haus gelandet. Und zwar in mein Arbeitszimmer. Sie passen dort überhaupt nicht, aber wer will solch einen alten abgenutzten Schreibtisch samt Stuhl? Nur einer wie ich der teuere Erinnerungen an das Stück hat. Und schon gar wenn es so eine Geschichte mit sich trägt.
Auf zwei Sachen möchte ich hinweisen.
(1) Rechts am Stuhl, irgendwo unter der Armlehne, wird eine fremde Höhle sichtbar. Während der letzten Kriegstage ist unser Dorf um März 1945 schwer bombardiert worden. Von unserem Haus stand nach dem Bombardement nur noch die vorderste Hälfte. Überall fanden wir Spuren der Granatscherben. Eine traf den Schreibtischstuhl. Und, wenn wir die Familiengeschichte glauben können - mir ist es auch nur erzählt worden – ist das bis auf den heutigen Tag sichtbar. Wenn Sie wollen: ich kann Ihnen die Wunde an der Stuhllehne zeigen.
(2) Glauben Sie bitte nicht, dass mein Schreibtisch immer so aufgeräumt aussieht. Wie sonst im Arbeitszimmer sieht meistens alles ziemlich chaotisch aus. Nur, wenn ich was suche, weiß ich es zu finden. Das schon.
Manche Bagatelle ist zwar qua Inhalt und Subjekt so alltäglich, daß einem die Lust zum Lesen beinahe vergeht. Und die unzutreffende Art und Weise mit der mit der deutschen Sprache umgegangen wird, ist derart verwerflich, daß nicht nur der Autor sondern auch der Leser sich schämen sollte. Hierbei geschehen.
Trotz alledem möchte ich Ihnen hierbei die alberne Geschichte meines Schreibtisches samt Schreibstuhl erzählen. Ein noch alltäglicheres Thema gibt es nicht. Ich füge zwei Lichtbilder bei, so daß Sie sich ein Bild machen können. Sowohl der Schreibtisch als auch der Schreibstuhl stammt von meinem schon vor Jahren verstorbenen Vater. Der war beruflich auf dem Rathaus in unserer Gemeinde tätig. Unter anderem als Empfänger der hiesigen Gemeindesteuer. Gemeindemitglieder konnten tagsüber bei ihm auf dem Rathaus ihre Schuld bezahlen. Und wenn sie tagsüber besseres zu tun hatten, konnten sie am Abend auch bei uns zu Hause ihre Gemeindesteuerschuld tilgen. In unserem Haus hatten wir dafür ein spezielles Zimmer, das wir „das Kontor“ nannten. Da befand sich dieser Schreibtisch. Mein Vater saß auf dem Schreibstuhl dahinter und der zahlende Mitbürger stand davor. In der einen Hand die Mütze und in der anderen entweder das zu bezahlendes Geld oder eine Bittschrift um Erlaß der Schulden.
Nach meinem Vaters Tod sind diese altmodische Schreibstubmöbel in mein Haus gelandet. Und zwar in mein Arbeitszimmer. Sie passen dort überhaupt nicht, aber wer will solch einen alten abgenutzten Schreibtisch samt Stuhl? Nur einer wie ich der teuere Erinnerungen an das Stück hat. Und schon gar wenn es so eine Geschichte mit sich trägt.
Auf zwei Sachen möchte ich hinweisen.
(1) Rechts am Stuhl, irgendwo unter der Armlehne, wird eine fremde Höhle sichtbar. Während der letzten Kriegstage ist unser Dorf um März 1945 schwer bombardiert worden. Von unserem Haus stand nach dem Bombardement nur noch die vorderste Hälfte. Überall fanden wir Spuren der Granatscherben. Eine traf den Schreibtischstuhl. Und, wenn wir die Familiengeschichte glauben können - mir ist es auch nur erzählt worden – ist das bis auf den heutigen Tag sichtbar. Wenn Sie wollen: ich kann Ihnen die Wunde an der Stuhllehne zeigen.
(2) Glauben Sie bitte nicht, dass mein Schreibtisch immer so aufgeräumt aussieht. Wie sonst im Arbeitszimmer sieht meistens alles ziemlich chaotisch aus. Nur, wenn ich was suche, weiß ich es zu finden. Das schon.
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Samstag, 10. August 2019
Bagatelle 338 - Mantel aus Eisen
terra40, 18:27h
Eine Geschichte zum Lesen und zum Vorlesen. Eine Geschichte für Kinder und für ältere Leute die gerne jung geblieben wären. Eine Geschichte in kurzen einfachen Sätzen. Damit jeder es lesen und verstehen kann.
das hier ist Bär, ein Braunbär aus Russland
er ist Bär und heißt auch Bär
das ist nicht sein richtiger Name
aber er möchte nicht dass sein Name in der Zeitung steht
auch nicht in einer Bagatelle
Bär wendet sich von uns ab
wir sehen seinen Rücken
er will auch nicht dass sein Gesicht in der Zeitung erscheint
aber wenn du ihn freundlich darum bittest dreht er sich um
Bär ist Schuster, Diplom-Schuhmachermeister
mit einem Hammer schlägt er hölzerne Nägel in deine Schuhsohlen
Bär hat sein Hämmerchen verloren
oder irgendwo liegen gelassen
das kann jedermann passieren
Wie andere Bären pflegt Bär seine Haare
er streichelt sie und kämmt sie
Haare von oben bis unten, Haare von Kopf bis Fuß
schön warm im Winter, schön kalt im Sommer
Bär kann etwas Besonderes
was kein anderer Bär kann
er kann seinen haarigen Rock ausziehen
wirklich wahr
sein Fell hat einen Reißverschluss
den kann er öffnen
wenn Bär sich schlafen legt
legt er sein haariges Fell ab
zieht seinen Mantel aus
und hangt ihn an den Garderobeständer
er hängt ihn an den Nagel
bei alten Leute ändert sich die Haarfarbe
schwarz wird grau
alte Leute tragen graue Haare
alte Bären auch
nur Bär nicht, Bärs Haare bleiben braun, rostig braun
und hart wie eisen, wie kommt das?
seht nur
Bär zieht seinen Mantel aus
seinen Rock aus eisernen Nägel
und legt ihn auf den Boden
die Außenseite oben und die Innenseite unten
man sieht wo sein Kopf hingehört und seine Vorderbeine
hinten sein Schwänzchen und die Hinterpfoten
Bär hat ein Problem: der Rock ist kaum tragbar
mit all diesen Haaren aus Eisen, fast zu schwer
Und morgen?
Morgen zieht Bär seinen Mantel an
seinen eisernen rostigen Mantel
macht sich auf den Weg
er geht sein Hämmerchen suchen
das hier ist Bär, ein Braunbär aus Russland
er ist Bär und heißt auch Bär
das ist nicht sein richtiger Name
aber er möchte nicht dass sein Name in der Zeitung steht
auch nicht in einer Bagatelle
Bär wendet sich von uns ab
wir sehen seinen Rücken
er will auch nicht dass sein Gesicht in der Zeitung erscheint
aber wenn du ihn freundlich darum bittest dreht er sich um
Bär ist Schuster, Diplom-Schuhmachermeister
mit einem Hammer schlägt er hölzerne Nägel in deine Schuhsohlen
Bär hat sein Hämmerchen verloren
oder irgendwo liegen gelassen
das kann jedermann passieren
Wie andere Bären pflegt Bär seine Haare
er streichelt sie und kämmt sie
Haare von oben bis unten, Haare von Kopf bis Fuß
schön warm im Winter, schön kalt im Sommer
Bär kann etwas Besonderes
was kein anderer Bär kann
er kann seinen haarigen Rock ausziehen
wirklich wahr
sein Fell hat einen Reißverschluss
den kann er öffnen
wenn Bär sich schlafen legt
legt er sein haariges Fell ab
zieht seinen Mantel aus
und hangt ihn an den Garderobeständer
er hängt ihn an den Nagel
bei alten Leute ändert sich die Haarfarbe
schwarz wird grau
alte Leute tragen graue Haare
alte Bären auch
nur Bär nicht, Bärs Haare bleiben braun, rostig braun
und hart wie eisen, wie kommt das?
seht nur
Bär zieht seinen Mantel aus
seinen Rock aus eisernen Nägel
und legt ihn auf den Boden
die Außenseite oben und die Innenseite unten
man sieht wo sein Kopf hingehört und seine Vorderbeine
hinten sein Schwänzchen und die Hinterpfoten
Bär hat ein Problem: der Rock ist kaum tragbar
mit all diesen Haaren aus Eisen, fast zu schwer
Und morgen?
Morgen zieht Bär seinen Mantel an
seinen eisernen rostigen Mantel
macht sich auf den Weg
er geht sein Hämmerchen suchen
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Mittwoch, 31. Juli 2019
Bagatelle 337 - Hitzewelle
terra40, 12:57h
Zu nichts kommt man mehr. Ich meine: jetzt, bei dieser immer andauernden Hitzewelle. Die geringste Bewegung und die kleinste Anstrengung genügt um tausende Schweißperlen zu verbreiten. Sogar das Schreiben einer einfachen, kleinen Bagatelle fällt mir schwer.
Jetzt aber – Schade nur, dass es fast zu spät ist - habe ich eine Lösung gefunden. Aus meiner Fotosammlung habe ich mir eines der kältesten Fotos ausgesucht. Das steht jetzt, so groß wie nur möglich, auf meinem Monitorschirm. Mit den nackten Füßen in einem mit Eiswürfeln und kaltem Wasser versehenem Eimer setze ich mich in einer Entfernung von 1.5 Meter vor dem Bildschirm und schaue hin. So lange bis einem die Kälte des Fotos überwältigt und die Abkühlung schließlich mein Gehirn erreicht. Herrlich!
Hier unten etwa steht mein kaltes Foto. Wenn Sie mögen kopieren Sie es und nützen Sie es für Ihren eigenen Bedarf. Aber, bitte Vorsicht, verkühlen Sie sich nicht!
Jetzt aber – Schade nur, dass es fast zu spät ist - habe ich eine Lösung gefunden. Aus meiner Fotosammlung habe ich mir eines der kältesten Fotos ausgesucht. Das steht jetzt, so groß wie nur möglich, auf meinem Monitorschirm. Mit den nackten Füßen in einem mit Eiswürfeln und kaltem Wasser versehenem Eimer setze ich mich in einer Entfernung von 1.5 Meter vor dem Bildschirm und schaue hin. So lange bis einem die Kälte des Fotos überwältigt und die Abkühlung schließlich mein Gehirn erreicht. Herrlich!
Hier unten etwa steht mein kaltes Foto. Wenn Sie mögen kopieren Sie es und nützen Sie es für Ihren eigenen Bedarf. Aber, bitte Vorsicht, verkühlen Sie sich nicht!
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Freitag, 28. Juni 2019
Bagatelle 336 - Jubiläum
terra40, 18:02h
Genau vor 10 Jahren, am 26. Juni 2009, wurde hier auf blogger.de, als eine der ersten, Ihnen die unterstehende Kurzgeschichte präsentiert. Daher dieses kleine, unwichtige, Jubiläum.
Der Beitrag wurde 1254 Male gelesen.
MUTIG!
Ein verlassenes Maisfeld an einem dunklen Vorweihnachtstag bildet Rahmen und Hintergrund für eine besondere Leistung. Dem Anschein nach ist diese Amazone auf ihrem kleinen Schimmel allein auf weiter Flur. Aber es trügt: sie bildet das Schlusslicht einer großen Schar Reiter die zusammen eine Treibjagd abhalten. Die restlichen Reiter, voran der Jagdleiter mit der Hundemeute, sind ihr voraus geritten. Nur Sie und ich, Leser(in) und Autor nebst Fotograf, sehen was hier abläuft. Wir sind die einzigen die das Geheimnis dieses Bildes kennen.
Die Hauptperson ist zweifellos der kleine Schimmel. Und obschon das Bild ihn nicht von seiner schönsten Seite zeigt – der krumme Rücken zum Beispiel ist in Wirklichkeit weit weniger krumm – imponiert er uns sehr.
Zwischen dem Maisfeld und der Wiese vor unseren Augen liegt, fast unsichtbar, ein breiter Graben den es zu überspringen gilt. Sehen Sie was das kluge Pferd macht: es markiert mit den Augen genau die Stelle an der anderen Seite des Ufers wo es aufsetzen will. Es spannt seinen Rücken und angefeuert mit den Hinterbeinen geht der Sprung los. Unverfroren, mutig, vertrauend auf das eigene Können.
Und die Reiterin? Sie ist dem Mut und der Treue des Pferdes völlig übergeliefert und zeigt das auch auf dem Bild. Natürlich flüstert sie ihm anspornende Worte zu und versucht sich só zu halten dass sie, sozusagen, dem Schimmel nicht im Wege sitzt. Die Amazone ist in diesem Augenblick unwichtig und sie weiß es.
Nach einem winzigen Augenblick sind Pferd und Reiterin wohlbehalten am anderen Ufer gelandet. Und nach drei Sekunden wird versucht die restlichen Reiter zu Gesicht zu bekommen. Die Belohnung für den Schimmel, einen Zuckerwürfel, bekommt er nachträglich von uns.
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MUTIG!
Ein verlassenes Maisfeld an einem dunklen Vorweihnachtstag bildet Rahmen und Hintergrund für eine besondere Leistung. Dem Anschein nach ist diese Amazone auf ihrem kleinen Schimmel allein auf weiter Flur. Aber es trügt: sie bildet das Schlusslicht einer großen Schar Reiter die zusammen eine Treibjagd abhalten. Die restlichen Reiter, voran der Jagdleiter mit der Hundemeute, sind ihr voraus geritten. Nur Sie und ich, Leser(in) und Autor nebst Fotograf, sehen was hier abläuft. Wir sind die einzigen die das Geheimnis dieses Bildes kennen.
Die Hauptperson ist zweifellos der kleine Schimmel. Und obschon das Bild ihn nicht von seiner schönsten Seite zeigt – der krumme Rücken zum Beispiel ist in Wirklichkeit weit weniger krumm – imponiert er uns sehr.
Zwischen dem Maisfeld und der Wiese vor unseren Augen liegt, fast unsichtbar, ein breiter Graben den es zu überspringen gilt. Sehen Sie was das kluge Pferd macht: es markiert mit den Augen genau die Stelle an der anderen Seite des Ufers wo es aufsetzen will. Es spannt seinen Rücken und angefeuert mit den Hinterbeinen geht der Sprung los. Unverfroren, mutig, vertrauend auf das eigene Können.
Und die Reiterin? Sie ist dem Mut und der Treue des Pferdes völlig übergeliefert und zeigt das auch auf dem Bild. Natürlich flüstert sie ihm anspornende Worte zu und versucht sich só zu halten dass sie, sozusagen, dem Schimmel nicht im Wege sitzt. Die Amazone ist in diesem Augenblick unwichtig und sie weiß es.
Nach einem winzigen Augenblick sind Pferd und Reiterin wohlbehalten am anderen Ufer gelandet. Und nach drei Sekunden wird versucht die restlichen Reiter zu Gesicht zu bekommen. Die Belohnung für den Schimmel, einen Zuckerwürfel, bekommt er nachträglich von uns.
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Mittwoch, 26. Juni 2019
Bagatelle 335 - Synchronizität
terra40, 14:29h
Unter Synchronizität versteht man üblicherweise das Phänomen wobei zwei vollkommen unterschiedliche Begebenheiten, welche in keiner Weise etwas mit einander zu tun haben, sich zeitlich und örtlich mit einander verbinden. Einfacher gesagt: es geschehen am selben Ort und in derselben Zeit zwei Ereignisse die nichts mit einander zu tun haben, und hier dennoch ihren eigentlichen Sinn erhalten. Ich gebe Ihnen ein Beispiel.
Mein, vor einigen Jahren verstorbener, Bruder war dabei eine seiner Bücherreihen oberhalb seines Klaviers – das immer geöffnet und spielbereit dort unten steht - vom Staub zu befreien. Er hörte am Radio ein Klavierstück mit einem berühmten tiefen Grundton, ein tiefes As. Plötzlich fiel ihm ein Buch (wegen des Abstaubens) herunter. Gerade auf die Tasten. Und gerade auf das tiefe As das gleichzeitig aus dem Radio zu hören ist! Es klang ein Doppel-As! Ist das kein Zufall?
Nein, sagte mein Bruder, das nenne ich Synchronizität. Es geschehen halt Ereignisse welche wir Menschen nicht verstehen. Auch nicht mit unserem quasi gesunden Menschenverstand. Man könnte fast sagen: es MUSS wohl so kommen! Wir wissen nicht wieso und weshalb, aber es ist so.
Bis vor einigen Wochen stand ich dieser Auffassung sehr skeptisch gegenüber. Dann geschah etwas sonderbares. Lesen Sie bitte weiter und staunen Sie mit mir.
Ich stand bei der Kasse im Supermarkt, bereit zum abrechnen. Und zwar mit einer PIN-Karte die ich nicht sehr oft gebrauche. Was, so dachte ich vor der PIN-Maschine, ist auch mal die PIN-Code bei dieser Karte? Da sagte die Kassiererin: Das ist dann genau achtzehn fünf-und-dreißig. (Sie meinte natürlich den Betrag den ich zu bezahlen hatte.) Richtig, antwortete ich gedanklich, das ist meine PIN-Code. Jetzt weiß ich es wieder. Aber wie kommt die liebe Kassiererin an meine PIN-Code?
Ich geriet einigermaßen in Verwirrung. Blieb eine halbe Minute bewegunglos stehen und zahlte dann den Betrag an der PIN-Maschine.
Mein Bruder würde sagen: auch wenn du denkst, dass der Betrag den du schuldest nichts mit der PIN-Code zu tun hat, ist es kein Zufall. Es geschehen halt Sachen die unerklärt bleiben.
Ich gestehe: ich weiß es jetzt nicht mehr. Sie vielleicht?
Mein, vor einigen Jahren verstorbener, Bruder war dabei eine seiner Bücherreihen oberhalb seines Klaviers – das immer geöffnet und spielbereit dort unten steht - vom Staub zu befreien. Er hörte am Radio ein Klavierstück mit einem berühmten tiefen Grundton, ein tiefes As. Plötzlich fiel ihm ein Buch (wegen des Abstaubens) herunter. Gerade auf die Tasten. Und gerade auf das tiefe As das gleichzeitig aus dem Radio zu hören ist! Es klang ein Doppel-As! Ist das kein Zufall?
Nein, sagte mein Bruder, das nenne ich Synchronizität. Es geschehen halt Ereignisse welche wir Menschen nicht verstehen. Auch nicht mit unserem quasi gesunden Menschenverstand. Man könnte fast sagen: es MUSS wohl so kommen! Wir wissen nicht wieso und weshalb, aber es ist so.
Bis vor einigen Wochen stand ich dieser Auffassung sehr skeptisch gegenüber. Dann geschah etwas sonderbares. Lesen Sie bitte weiter und staunen Sie mit mir.
Ich stand bei der Kasse im Supermarkt, bereit zum abrechnen. Und zwar mit einer PIN-Karte die ich nicht sehr oft gebrauche. Was, so dachte ich vor der PIN-Maschine, ist auch mal die PIN-Code bei dieser Karte? Da sagte die Kassiererin: Das ist dann genau achtzehn fünf-und-dreißig. (Sie meinte natürlich den Betrag den ich zu bezahlen hatte.) Richtig, antwortete ich gedanklich, das ist meine PIN-Code. Jetzt weiß ich es wieder. Aber wie kommt die liebe Kassiererin an meine PIN-Code?
Ich geriet einigermaßen in Verwirrung. Blieb eine halbe Minute bewegunglos stehen und zahlte dann den Betrag an der PIN-Maschine.
Mein Bruder würde sagen: auch wenn du denkst, dass der Betrag den du schuldest nichts mit der PIN-Code zu tun hat, ist es kein Zufall. Es geschehen halt Sachen die unerklärt bleiben.
Ich gestehe: ich weiß es jetzt nicht mehr. Sie vielleicht?
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Donnerstag, 16. Mai 2019
Bagatelle 334 - Geteiltes Doppelbild
terra40, 18:40h
"Doch," sagte mir meine katholische Nachbarin, zu deren Geburtstagsfeier ich gekommen war, "wir gingen im Wonnemonat Mai oft zur Wallfahrt, zu der Schmerzhaften Muttergottes zu A. Die Bildnis hängt in der Kirche zu S." (Sie müssen wissen: S. und A. sind verschiedene Orte.) Nach vielem Nachdenken und Hinterfragen über die Frage wieso die Schmerzhafte Mutter Gottes sowohl zu A. als auch zu S. gehören konnte, erfuhr ich, dass es um dieses Problem sehr viele wahre Geschichten, bedenkliche Aussagen und phantasievollen Erzählungen gibt. Die Sache ist ungefähr so.
Das Bild, von dem die Nachbarsfrau spricht, ist die Hälfte eines sogenanntes Marianums, eines Doppelbildnisses von Maria-mit-dem-Kinde. Im Mittelalter aus feinem Holz geschnitzt und deshalb uralt. In späteren Jahrhunderten frisch und fröhlich bemalt. Zwei Marienbildnisse mit, um es einmal unehrfurchtsvoll zu sagen, flachen Rücken. Die Gestalten hängen - rückwärts zu einander verbunden; es ist ein Doppelbildnis – meistens im Chor einer Kirche, so dass sie von allen Seiten gesehen und bewundert werden können. Die Nachbarsfrau kannte aber nur den éinen Teil dieser Zwiegestalt; meine Frage daher: wo ist aber die andere Hälfte?
So wie oft fängt es an mit Glaubensstreitereien. Das Doppelbild hat Jahrhunderte in der Kirche zu A. gehangen. Nach der Reformation hat es dort, wie auch in vielen anderen Orten, einen Bildersturm gegeben: alle Gegenstände die an den früheren katholischen Glauben erinnerten, wurden entfernt. So auch das Marianum, das Doppelbild. Wohin es kam, ungeteilt oder in zwei Teilen, ist ziemlich ungewiss. Die einen sagen dorthin, die anderen behaupten das Gegenteil. Sicher ist aber, dass beide Teile des Doppelbildes sich an einem bestimmten Moment im Besitz des Fürsten zu S. und S. kamen. Der Fürst (oder einer seiner Nachfolger) streicht über sein Herz und gibt éinen Teil des Doppelbildes dem Pfarrer aus S. der ihm freundlich aber streng darum bittet – es sei immer in seinem Besitz gewesen -. Den anderen Teil schenkt der Fürst den Nonnen im Kloster seiner Stadt, die sich so gut und treu um die Nöten und Sorgen der armen und kranken Mitschwestern und Mitbrüdern kümmern. Dort bekommt der Teil einen festen Platz im Klosterhospital.
Beide Teile werden umgeben von Erzählungen über Wunder und angebliche Wunder. Kranke die spontan genesen und ähnliche Sachen. Bemerkenswert ist die Geschichte aus 1955, also noch nicht so lange her. Damals habe sich ein grausames Gewitter über der Stadt entwickelt, sagen Augenzeugen. Im Hospital haben sich die Nonnen und das Pflegepersonal im Vorraum aufgehalten. Dann sei ein Kugelblitz durch die offene Außentür hereingeflogen und als er sich dem Bild der Schmerzhaften Mutter näherte sei er plötzlich umgekehrt, und demselben Weg zurück verfolgend, entwichen. Das ist doch was wunderbares, finden Sie auch nicht.
Heute kann man beide Teile sehen, bestaunen und, wenn man will, anbeten und eine Bitte hinterlegen. Der eine Teil in Deutschland im Hospital zu X; der andere Teil in den Niederlanden in der Kirche zu S. In Deutschland nennt man sie die Schmerzhafte Muttergottes; in Holland de Bedrukte Moeder Gods. Schmerzhaft und bedrückend, weil man im Laufe der Zeit so schlecht mit Ihr umgegangen ist. Sagt man.
Nachschrift: Hier die beiden Teile. Oben die Schmerzhafte Muttergottes im deutschen Hospital; darunter die niederländische Bedrukte Moeder Gods.
Das Bild, von dem die Nachbarsfrau spricht, ist die Hälfte eines sogenanntes Marianums, eines Doppelbildnisses von Maria-mit-dem-Kinde. Im Mittelalter aus feinem Holz geschnitzt und deshalb uralt. In späteren Jahrhunderten frisch und fröhlich bemalt. Zwei Marienbildnisse mit, um es einmal unehrfurchtsvoll zu sagen, flachen Rücken. Die Gestalten hängen - rückwärts zu einander verbunden; es ist ein Doppelbildnis – meistens im Chor einer Kirche, so dass sie von allen Seiten gesehen und bewundert werden können. Die Nachbarsfrau kannte aber nur den éinen Teil dieser Zwiegestalt; meine Frage daher: wo ist aber die andere Hälfte?
So wie oft fängt es an mit Glaubensstreitereien. Das Doppelbild hat Jahrhunderte in der Kirche zu A. gehangen. Nach der Reformation hat es dort, wie auch in vielen anderen Orten, einen Bildersturm gegeben: alle Gegenstände die an den früheren katholischen Glauben erinnerten, wurden entfernt. So auch das Marianum, das Doppelbild. Wohin es kam, ungeteilt oder in zwei Teilen, ist ziemlich ungewiss. Die einen sagen dorthin, die anderen behaupten das Gegenteil. Sicher ist aber, dass beide Teile des Doppelbildes sich an einem bestimmten Moment im Besitz des Fürsten zu S. und S. kamen. Der Fürst (oder einer seiner Nachfolger) streicht über sein Herz und gibt éinen Teil des Doppelbildes dem Pfarrer aus S. der ihm freundlich aber streng darum bittet – es sei immer in seinem Besitz gewesen -. Den anderen Teil schenkt der Fürst den Nonnen im Kloster seiner Stadt, die sich so gut und treu um die Nöten und Sorgen der armen und kranken Mitschwestern und Mitbrüdern kümmern. Dort bekommt der Teil einen festen Platz im Klosterhospital.
Beide Teile werden umgeben von Erzählungen über Wunder und angebliche Wunder. Kranke die spontan genesen und ähnliche Sachen. Bemerkenswert ist die Geschichte aus 1955, also noch nicht so lange her. Damals habe sich ein grausames Gewitter über der Stadt entwickelt, sagen Augenzeugen. Im Hospital haben sich die Nonnen und das Pflegepersonal im Vorraum aufgehalten. Dann sei ein Kugelblitz durch die offene Außentür hereingeflogen und als er sich dem Bild der Schmerzhaften Mutter näherte sei er plötzlich umgekehrt, und demselben Weg zurück verfolgend, entwichen. Das ist doch was wunderbares, finden Sie auch nicht.
Heute kann man beide Teile sehen, bestaunen und, wenn man will, anbeten und eine Bitte hinterlegen. Der eine Teil in Deutschland im Hospital zu X; der andere Teil in den Niederlanden in der Kirche zu S. In Deutschland nennt man sie die Schmerzhafte Muttergottes; in Holland de Bedrukte Moeder Gods. Schmerzhaft und bedrückend, weil man im Laufe der Zeit so schlecht mit Ihr umgegangen ist. Sagt man.
Nachschrift: Hier die beiden Teile. Oben die Schmerzhafte Muttergottes im deutschen Hospital; darunter die niederländische Bedrukte Moeder Gods.
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Mittwoch, 17. April 2019
Bagatelle 333 - Ostereier
terra40, 18:37h
Jedes Jahr aufs Neue um diese Zeit wundere ich mich über meine Ostereier. Ich nehme sie vorsichtig aus der Vitrine wo sie das ganze Jahr über prunken, schüttele sie um zu erfahren ob ich ihre versteinerten Dotter noch höre. Aber vor allem genieße ich ihrer unübertroffenen Farbenpracht welche sie ausstrahlen.
Ich gebe es zu: ich schmücke mich mit fremden Federn. Denn es war mein künstlerisch veranlagter jüngerer Bruder der sie vor etwa vierzig Jahren produziert hat. Einige hat er ausgeblasen und danach bemalt. Andere hat er zuerst hart gekocht, abkühlen lassen und sie dann von wundervollen Motiven und Farben versehen. Nach seinem Ableben vor einigen Jahren kamen die Ostereier zu mir in die Vitrine. Dort werden sie das ganze Jahr von Besuchern und mir bestaunt und bewundert. Vor allem in der Karwoche und zu Ostern bekommen sie regen Beifall.
Auch lassen sie sich gut verwenden, indem ich Ihnen allen Frohe Ostern wünsche, was ich hierbei gerne tue.
Ich gebe es zu: ich schmücke mich mit fremden Federn. Denn es war mein künstlerisch veranlagter jüngerer Bruder der sie vor etwa vierzig Jahren produziert hat. Einige hat er ausgeblasen und danach bemalt. Andere hat er zuerst hart gekocht, abkühlen lassen und sie dann von wundervollen Motiven und Farben versehen. Nach seinem Ableben vor einigen Jahren kamen die Ostereier zu mir in die Vitrine. Dort werden sie das ganze Jahr von Besuchern und mir bestaunt und bewundert. Vor allem in der Karwoche und zu Ostern bekommen sie regen Beifall.
Auch lassen sie sich gut verwenden, indem ich Ihnen allen Frohe Ostern wünsche, was ich hierbei gerne tue.
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